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Auswirkungen auf einen selbst: Die zwei Seiten des Zirkels

Begonnen von Shin, 20. Juni 2012, 17:53:37

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Kayla

Erst einmal möchte ich Shin danken, dass du dieses Thema angesprochen hast.  :knuddel: Ich finde mich da ebenfalls zu fast 100% wieder.

Oft habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich so wenig schreibe und mich nicht einbringe. Andererseits denke ich: Was hilft es, wenn ich nur wiederhole, was schon vor mir dutzende Male gesagt wurde.

Daher versuche ich mich hier auch kurz zu fassen.

Vor Threads, in denen bereits super viel geschrieben wurde, scheue ich eher zurück. Beispielsweise in "Mein Roman". Wenn ich schon drei, vier Seiten nachlesen muss, gebe ich gleich auf. Denn da habe ich am Ende vergessen, was am Anfang stand.

Am meisten hemmt mich aber die Angst, nur Blödsinn zu fabrizieren und wenn ich mir nicht sicher bin, dann halte ich lieber die Klappe.

Trotzdem bin ich total froh, den Tintenzirkel gefunden zu haben und bin stolz, Teil dieser Gemeinschaft sein zu dürfen. *Gruppenkuscheln*

Auch wenn ich schon neidisch auf die Erfolge anderer bin, macht mich das ebenfalls stolz. Ich schreibe in einem tollen Forum mit vielen besonderen Menschen. Und ich hoffe, dass mich das Glück, eines Tages ein Buch von mir in den Händen zu halten, ereilt. Bis dahin kämpfe ich mich durch alle Höhen und Tiefen und versuche, niemals aufzugeben!

Alana

Mir geht es so, dass der Tintenzirkel für mich sehr in das reale Leben reingreift. Positiv und negativ. Ich kann mich unheimlich über Dinge freuen, die hier passieren, andererseits mache ich mir sehr Gedanken, wenn ich zum Beispiel mit jemandem aneinander rausche (was eigentlich immer unbeabsichtigt ist) und oft belastet mich das viel mehr, als es vielleicht sollte. Aber der Tintenzirkel ist eben auch kein normales Forum, sondern eine Gemeinschaft, die ich als sehr wertvoll empfinde und an der mir viel liegt. Deswegen ist es wohl auch ganz normal, dass es einen in beide Richtungen beeinflusst.
Ich habe auch oft das Gefühl, wenig beitragen zu können. Aber es stimmt, jeder muss ja nur ein bisschen was beitragen, damit das Forum lebt.
@Maja: Das hast du wirklich schön geschrieben. Danke.

Im Moment geht es mir noch nicht wirklich so, dass mich Erfolge der Anderen runterziehen. (Natürlich weckt es die Sehnsucht, auch mal ein Buch mit meinem Namen darauf in den Händen zu halten.) Ich finde es unheimlich aufbauend zu sehen, dass andere Erfolg haben, Leute, die auch irgendwann mit dem Schreiben angefangen haben. Ich schreibe noch nicht sehr lange, zumindest nicht in Buchstaben. (Im Kopf schon ganz, ganz lange, aber das zähle ich mal nicht.) Und wenn ich sehe, wie lange hier Leute motiviert bei der Sache bleiben, sich die Liebe zum Schreiben, oft trotz Misserfolg, erhalten, dann baut mich das wahnsinnig auf und hat dazu geführt, dass ich mich etwas entspannt habe, was den Erfolgsdruck angeht und entdeckt habe, dass mir viel wichtiger ist, dass ich besser werde, dass ich mal was zu Ende schreibe und so weiter.
Ich bin mir aber sicher, dass das irgendwann kommt. Ich kenne das Gefühl schon aus anderen Lebensbereichen. Ich glaube, es ist nur natürlich, dass man sich so fühlt. Für mich ist Neid auch nichts negatives. Missgunst schon, aber Neid nicht. Jemanden um etwas zu beneiden ist nur menschlich.

Irgendwer hat mal gesagt, dass das Schreiben ein einsames Handwerk ist. Das stammt natürlich aus einer Zeit, in der es noch kein Internet gab, aber es steht immer noch in fast jedem Schreibratgeber. Ich empfinde das gar nicht so. Für mich ist es wahnsinnig kommunikativ und das liegt nur an euch allen und dem Tintenzirkel.  :knuddel:
Alhambrana

Shin

Ich danke euch für die ausführlichen Antworten, ich habe jetzt etwas Ruhe, um mich damit auseinanderzusetzen.

Erst einmal zu dem Neid, da war ich wohl wieder zu undeutlich:
Ich weiß, dass ich noch jung bin und noch viele Jahre Zeit habe, um mich zu verbessern und mir einen Kopf um Agentur und Veröffentlichung zu machen.
Gerade ging es mir eher darum, dass andere so viel schaffen und ich währenddessen momentan einfach fest stecke und nicht weiter gelange, nicht mal mehr einfach etwas Schreiben kann. Das ist sehr irritierend. Und dann steigert sich das halt. "Wenn du nicht mal normal Schreiben kannst, wie sollst du dann die anderen Schritte schaffen?"

Zitat von: Kati am 20. Juni 2012, 18:08:11
Mein viel größeres Problem ist, dass ich sehe, wie jemand eine Idee hat und ein paar Monate später ist das Buch fertig, während ich kaum ein Wort getippt habe. Allerdings ist das dann für mich ein Ansporn, auch endlich mal wieder richtig zu schreiben, weil ich auch eine von denen sein will, die produktiv sind und was vorzeigen können.
Oh ja, das kenne ich. Wie schnell und vor allem konsequent einige hier schreiben, ist erstaunlich.
Vor allem bei der Kontinuität hapert es ja bei mir, da kann ich dann nur bewundern. Aber ob mich das spornt? Ich denke mir dann oft: "Ich könnte das ja auch, wenn ich wollte, aber irgendwie will es gerade nicht so, wie ich will."

Zitat von: Arcor am 20. Juni 2012, 18:18:28
Besser, man beteiligt sich dort, wo man wirklich etwas zu zu sagen hat, als überall mitzuplappern, ohne wirklich eine Ahnung zu haben.
Ja, das stimmt natürlich. Deshalb bin ich auch meistens ruhig, aber es fühlt sich irgendwie komisch an, wenn man bei keinem Thema wirklich Ahnung hat.

Zitat von: Maja am 20. Juni 2012, 18:26:01
Ich glaube, ihr unterschätzt, wieviel ihr geben müsst, um den Zirkel am Laufen zu halten. Es ist nicht so, dass ihr für jedes Mal, dass der Zirkel euch nutzt, ihr dem Zirkel nutzen müsst. Das Forum hat gut 250 aktive Mitglieder, die alle etwas beisteuern. Jeder darf das Ganze nehmen, muss aber nur ein Zweihundertfünfzigstel beisteuern. Was ihr als kleinen Beitrag empfindet, ist in Wirklichkeit etwas Großes, das sich aus vielen kleinen Dingen zusammensetzt. Ich empfinde euch beide als wertvolle Mitglieder, und ich denke nicht, dass ihr krampfhaft mehr geben müsst. Gebt, wenn ihr etwas zum Geben habt, wenn euch danach ist, und nehmt, was und wenn ihr es braucht. Niemand erwartet, dass jedes Mitglied hier einen Aufwand betreibt wie die Moderatoren. Das Forum ist für euch da und ihr für das Forum, und das ist okay so.
[...]
Ich hoffe jedenfalls, dass ihr uns trotzdem erhalten bleibt, auch wenn es mal nicht so gut läuft.
Vielen Dank für die lieben Worte, Maja!  :knuddel:
Sich das so vor Augen zu halten, vermittelt gleich einen anderen Überblick.
Oh und ich könnte dem Forum gar nicht den Rücken zukehren, ich fand meine Pause Anfang des Jahres schon so schrecklich. Ich habe euch einfach viel zu lieb gewonnen.

Zitat von: Debbie am 20. Juni 2012, 19:04:54
Aber warum machst du es dir denn so schwer? Du bist du, das Schreiben soll etwas sein, dass dir Spass macht; keine Pflichtübung! :hand:  Jeder hat sein eigenes mögliches Tagespensum, seine eigene Arbeitsweise. Vergleich dich nicht mit dem Pensum der Anderen, finde deinen eigenen Rhythmus und sei stolz auf jedes Wort, dass du so zu Papier bringst!

Wenn ich das tun würde, wäre ich dauerfrustriert, da bei mir schon seit ein paar Monaten nichts läuft außer Recherche - keine hohen Wortzahlen, kein fantastischer Schreibfluss. Aber das ist eben gerade meine Situation. Im Moment gibt es andere Dinge (gesundheitlich und privat), die wichtiger sind. Hast du dich schon einmal gefragt, ob es dir vielleicht so ähnlich geht - offensichtlich bist du ja schon in einer bestimmten Laune, wenn du herkommst ... Vielleicht hilft es dir eher, wenn du etwas gegen den eigentlichen Auslöser deiner Stimmungsschwankungen tust, bzw. ihn/sie erstmal ausfindig machst  :-\
Der Spaß kommt gerade ein wenig zu kurz. Und das Vergleichen mit mir selbst macht es nicht besser. Der NaNo war eine so unglaublich tolle Erfahrung, aber wenn ich mir ansehe, wie viel ich da an manchen Tagen geschrieben habe!
Das scheint mir jetzt unmöglich.

Ja, den Grund zu behandeln ist natürlich immer besser, als die Folgen. Aber dieser After-School-Blues geht wohl erst einmal nicht weg. Ich glaube, wenn ich wieder irgendetwas zu tun hätte, könnte ich die geringe Freizeit besser nutzen, als die ganze verplemperte Zeit jetzt.

Zitat von: Rigalad am 20. Juni 2012, 19:49:08
Es gibt noch etwas, das ihr vergessen habt, wenn ihr glaubt, dem Zirkel nichts zurückgeben zu können: Den Lauf der "Generationen". Wenn man irgendwo neu ist, wenn man in eine Gemeinschaft eingegliedert wird, saugt man erst einmal Informationen auf. Natürlich nimmt man als Anfänger viel, das ist ganz normal. Aber wisst ihr was? Irgendwann ist jeder routiniert, weiß Antworten auf viele Fragen, und dann ist plötzlich der "Anfänger" derjenige, der sie an die Neuen weitergibt. Ich glaube, das ist ein bisschen wie bei dem Eltern-Kinder-Verhältnis. Natürlich gibt man seinen Eltern viel zurück von dem, was man bekommen hat. Aber man gibt auch sehr viel an seine eigenen Kinder weiter. So ist der Lauf der Dinge.
Das ist wirklich eine interessante Sichtweise! Die wird jetzt abgespeichert, das ist wirklich schön.

Zitat von: Kisara am 20. Juni 2012, 19:58:24
Ich finde es viel schwieriger, damit umzugehen wie viele tolle Projekte es gibt und wie wenig Aufmerksamkeit einige davon bekommen. Grade wenn man noch nicht zu den Cracks gehört fällt oft auf, dass manche Mitglieder etwas posten oder ein neues Projekt vorstellen und sofort interessiert sich scheinbar jeder dafür, während man selbst einen Post hat, der sich binnen weniger Klicks im Nirvana verliert.
Nicht, dass das in böser Absicht geschieht, aber grade als Neumitglied geht man meines Gefühls nach leicht unter und fühlt sich ignoriert und verloren.
Ohja, das kenne ich auch!  :knuddel:
Unterbewusst spekuliere ich auch immer ein wenig und schätze ab, wie viele und wer alles bei welchen Leuten antwortet.

Zitat von: Lemonie am 20. Juni 2012, 21:32:24
Was den Neid betrifft: Ich habe den Vorteil (genau wie du eigentlich, Shin), dass ich noch ziemlich jung bin und ich sage mir eigentlich meistens, dass ich das jetzt noch nicht brauche. Ich bin noch nicht einmal geschäftsfähig. Ich schreibe lieber für mich und für den T12 (auch wenn das Schreiben in letzter Zeit leider öfter zu kurz kommt), Kurzgeschichten für Ausschreibungen (auch wenn ich das wahrscheinlich viel mehr machen werde, sobald ich 18 bin), und für Freunde aus meiner Umgebung. Deshalb komme ich damit eigentlich ziemlich gut klar und bin ehrlich gesagt stolz, dass ich in diesem Forum bin, in dem so viele kreative und tolle Menschen sind die sich gegenseitig anfeuern und wirklich produktiv sind.

@Shin: Zu dem Thema, das man als Jugendlicher ohne Erfahrungen nicht so viel beitragen kann: Also ich fand, als ich in den TZ gekommen bin, schon allein das Wissen um die Existenz von gleichaltrigen Leuten, die genauso interessiert sind wie ich, hilfreich. Mir hat es enorm geholfen, offener mit dieser Seite von mir (in meinem Umfeld) umzugehen, nachdem ich gemerkt habe, dass ich nicht die einzige bin, die "so tickt". Ich denke dass man Leuten, denen es ähnlich geht oder die sich einfach freuen, Gleichgesinnte kennenzulernen, schon allein durch den Dialog in diesem Forum (auch wenn man dabei nicht viel Fachwissen beiträgt), etwas geben kann, zumindest hat es mir etwas gegeben.
Ja, ein stolzer Zirkler bin ich auch! Diese Gemeinschaft ist einfach wunderbar.
Was das Alter angeht, bin ich ein wenig eigen. Ich finde es immer leicht merkwürdig, wenn ich hier beim Lesen über Leute in meinem Alter stolpere. Da ich durch Schule und Freunde durchweg Ältere gewohnt bin, kann ich auch hier meistens nicht so wirklich glauben, dass die Personen noch so jung sein sollen. (Obwohl ich es selbst bin.)

Zitat von: Phönix am 20. Juni 2012, 21:35:09
Vor Threads, in denen bereits super viel geschrieben wurde, scheue ich eher zurück. Beispielsweise in "Mein Roman". Wenn ich schon drei, vier Seiten nachlesen muss, gebe ich gleich auf. Denn da habe ich am Ende vergessen, was am Anfang stand.

Am meisten hemmt mich aber die Angst, nur Blödsinn zu fabrizieren und wenn ich mir nicht sicher bin, dann halte ich lieber die Klappe.
Ohja!
Ist mir sehr bekannt!

Noch einmal vielen Dank für eure vielen Antworten, Sichtweisen, euer Verständnis und eure lieben Worte.
Ich habe jetzt nicht jedem einzeln geantwortet, da sich einiges zusammenfassen ließ.
"Sometimes all I'm ever doing is trying to convince myself I'm alive."
- Daisy The Great
"It's OK, I wouldn't remember me either."         
- Crywank           

Aphelion

Hallo Shin,

ich habe gerade wirklich erst einmal dein Alter im Profil nachgesehen... :)

Schreiben kann man in jedem Alter. Veröffentlichen kann man auch in jedem Alter. Aber das Ganze ist ein Zusammenspiel aus tausenden von Variablen - ich kann mich Maja nur anschließen: Viele werden es nie "schaffen".

Das muss aber kein k.o. bedeuten.

Wenn man ehrgeizig oder motiviert ist, dann scheint eine Veröffentlichung zum Greifen nahe - oder zumindest erreichbar. Es wird uns heutzutage immer wieder eingetrichtert: "Jeder ist seines Glückes Schmied". Umgekehrt wird aber auch gesagt: Wer sein Ziel nicht erreicht, ist selbst schuld. Und genau das ist Blödsinn.

Wenn man es nie versucht, wird man auch nichts veröffentlichen. Wenn man es versucht, ist das aber noch lange keine Garantie.

Die oben angesprochene Motivation hat nichts mit dem Alter zu tun. Aber du kommst vermutlich so langsam in eine ganz persönliche Umbruchphase in deinem Leben. Und gerade in solchen Phasen will man oft mehr, als möglich ist. Jetzt, sofort. Und "alle" anderen schaffen es doch auch. Das geht mir auch so. Ich bin dann furchtbar ungeduldig. ;)

Die Verbindung zum Tintenzirkel bringt es dann nur zum Vorschein - es würde aber auch an anderen Stellen sichtbar werden. Das Lesen eines schlechten (aber immerhin veröffentlichten!) Buches kann da ebenso frustrierend sein.

Ich würde es nicht direkt als "Neid" bezeichnen. (Obwohl ich natürlich nicht für andere sprechen kann.) Menschen vergleichen sich automatisch miteinander, das ist vollkommen normal. Aber dann nimm es doch genau und vergleich nicht "ich vs. alle anderen" sondern "ich vs. Schreiber xy". Nimm keine Ausnahmen - es sind und bleiben Ausnahmen und man kann nicht damit spekulieren, auch eine Ausnahme zu sein. Sonst wären es ja keine Ausnahmen. ;)

Und auf einmal sieht das alles gar nicht mehr so massiv aus. Du siehst ja auch hier, dass es vielen ganz ähnlich geht.

Was man auch bedenken sollte: Jemand, der viele Anthologiebeiträge unterbringt, schreibt vielleicht nicht so viel an Romanen. Das sind zwei paar Schuhe, das eine ist nicht besser als das andere - aber dass eine Kurzgeschichte schneller abgeschlossen ist als ein Roman, ist so trivial, dass man es sich manchmal in Erinnerung rufen muss.

Oder: Welchen Umfang hat der Roman? Welche Komplexität? Wie geübt ist man schon auf diesem Gebiet? (30 Jahre Schreiberfahrung kann man nicht haben, wenn man nicht ein entsprechendes Alter hat - und das kann man auch nicht mal eben aufholen.)

Schreibt man Manuskripte, die markttauglich sind? Und trifft man auf den Lektor, der das so sieht - im entscheidenden Moment? Hat der Verlag überhaupt noch einen Platz im Programm frei - und in dieser Sparte?

Und nicht zu vergessen: Es gibt ein Leben neben dem Schreiben. ;) Das wiederum kann unterschiedlich schwer oder zeitaufwändig sein - es ist aber selten zwischen zwei Personen wirklich vergleichbar.

In diesem Forum hat jemand mal geschrieben (ich weiß nicht mehr, wo genau), es sei später immer gut, mehrere Manuskripte in der Schublade zu haben. Und das sehe ich genauso. Ja, "Schublade" klingt erst einmal böse - aber da stecken auch viele Chancen drin! :)

Betrachte das Ganze also nicht einseitig; denn das wird den vielen Facetten nicht gerecht. Und dir selbst auch nicht. ;)

Grey

Zitat von: Rigalad am 20. Juni 2012, 19:49:08

Das hat einmal die liebe Grey zu mir gesagt (ich hoffe, ich darf das hier ausplaudern?), als ich darüber gejammert hat, dass sie mir schon beim zweiten Roman in Folge geholfen hat, und ich das Gefühl hatte, ihr das nicht zurückgeben zu können. Daraufhin sagte sie - und das habe ich mir sehr zu Herzen genommen - dass das auch gar nicht nötig wäre. Sondern mit dem, was ich von ihr gelernt habe, kann ich irgendwann selbst jemanden unterstützen, und versuchen, ihn aufzubauen. Und da steckt, meiner Meinung nach, viel Wahres drin (Auch wenn ich mich trotzdem auf dein neues Projekt freue, Ani!). :)

Selbstverständlich darfst du das hier sagen. Das ist nämlich nach wie vor meine Ansicht. Natürlich kann man als Anfänger an die Fortgeschritteneren nicht auf gleiche Weise zurückgeben, was man bekommt. Vor allem nicht, wenn mehrere Jahre an Erfahrung dazwischenliegen. Aber das ist ja auch nicht der Sinn der Sache. Kein Lehrer erwartet von seinen Schülern, dass die ihm etwas in seinem Spezialgebiet beibringen können. Die Fortgeschrittenen haben sich aber auch nicht alles selbst beigebracht, sondern irgendwann zuvor auf die gleiche Weise von der Erfahrung anderer profitiert. Wenn man sich dann ebenso bemüht, anderen zu helfen, weiterzukommen, dann gibt man das, was man bekommen hat, auf andere Weise zurück und bewirkt damit doch sehr viel mehr, als wenn man sich in den Gedanken verkrampft, ein Schmarotzer zu sein.

Was das "Ich will auch!"-Gefühl betrifft, ich denke, jeder hier kennt es, jeder hat es schon erlebt. Das gehört dazu, da muss man durch. Es wird immer andere geben, die etwas erreicht haben, was man für sich selbst gern erreicht hätte. Dagegen hilft nichts, außer Zähne zusammenbeißen und weitermachen. Erfolg als Autor besteht sicher zu 70% aus Hartnäckigkeit. Der Rest ist harte Arbeit - und natürlich auch eine gute Portion Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Und das wünsche ich euch allen von Herzen. :)

Moni

Zitat von: Shin am 21. Juni 2012, 01:53:04
Oh ja, das kenne ich. Wie schnell und vor allem konsequent einige hier schreiben, ist erstaunlich.
Vor allem bei der Kontinuität hapert es ja bei mir, da kann ich dann nur bewundern. Aber ob mich das spornt? Ich denke mir dann oft: "Ich könnte das ja auch, wenn ich wollte, aber irgendwie will es gerade nicht so, wie ich will."

Das ist, auch wenn ich seit fast 24 Jahren schreibe, immer noch mein Hauptproblem, darum kann ich dich da sehr gut verstehen.  :knuddel:   Ich habe in all den Jahren bisher nur ein Projekt abgeschlossen. Ich kann weder koninuierlich schreiben, noch sehr lange an einer Geschichte. Das andere dazu in der Lage sind, erfüllt mich, das gebe ich offen zu, mit einer ordentlichen Portion Neid. Aber das sehe ich jetzt nicht als Drama, ist ein ganz normales Gefühl, würde ich mal zu sagen wagen.  :)

Die Sache mit dem Geben und Nehmen hat  Maja bereits wunderbar auf den Punkt gebracht, das kann ich nur unterschreiben.   :vibes:
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Amaryn

Und auch hier geht es mir wie so oft in vielen anderen Threads - alles was ich dazu sagen/schreiben möchte, wurde bereits gesagt/geschrieben, und zwar sehr viel treffender, als ich es wahrscheinlich formuliert hätte. Bei vielen Themen schrecke ich davor zurück, mich zu äußern, weil ich denke, wenn etwas schon fünfmal geschrieben wurde, braucht kein Mensch noch einen sechsten (ähnlichen) Kommentar und behalte meinen Senf für mich.
Ich habe manchmal - jemand vor mir schrieb das bereits - ebenfalls ein schlechtes Gewissen, weil  es mir vorkommt, als würde ich mich nicht genug einbringen, als würde ich immer nur nehmen und viel zu wenig zurückgeben.
Trotz allem fühle ich mich wohl und ich bin froh, dass ich dazu gehöre! Ich lerne und staune und lache (Tintenkleckse!!) hier täglich. Und ich habe erkannt, dass ich vom Literaturbetrieb 0 Ahnung habe. OK - 0,5.
Anfangs hat mich das schrecklich entmutigt, aber inzwischen sage ich mir: Es kann ja nur besser werden!
Und irgendwann werde ich dann auch dem einen oder der anderen weiterhelfen können. Jawohl. 
"Der Weltraum ist dunkel, Genossen." (Juri Gagarin)

FeeamPC

#22
Maja schrieb:
Zitat...obwohl der Buchmarkt einfach so aufgebaut ist, dass es nicht genug Kuchen für alle gibt.

Genau das glaube ich nicht. Der Buchmarkt ist riesig. Es sind irre Mengen an Menschen auf der Welt, und alle hungern nach Geschichten. Die Frage ist nicht, ob wir etwas von dem Markt abbekommen, sondern, wieviel.

Wenn man als Buchmarkt einen großen Verlag definiert, dann stimmt es, der Markt ist klein.

Wenn man guckt, ob es Menschen gibt, die sich für ein gut geschriebenes Buch auch ohne großen Verlag interessieren, tauchen da plötzlich potentielle Leser auf. und gerade heute und durch das Internet und das e-book können Autoren und Leser sehr viel eher zusammenkommen als früher.

Ich erinnere mich, von Maja etwas online gelesen zu haben, lange bevor ich den Tintenzirkel überhaupt kennenlernte. Ihre Geschichten haben mich damals gefesselt, und tun es noch heute. Und selbst wenn ihre Bücher nie verlegt würden (was ich einfach nicht glaube, dazu sind sie zu gut), faszinierte Leser hat sie auf alle Fälle.

Und das, denke ich, ist für jeden Autoren der größte Ansporn.

Ary

Natürlich ist "gelesen werden" ein Ansporn. Ich freue mich ja auch schon wie ein Schneekönig über jeden motivierenden oder lobenden Kommentar von Betalesern. Trotzdem ist da, denke ich, bei vielen von uns der Wunsch da, zumindest einen Teil des Lebensunterhalts mit Schreiben bestreiten zu können, und wenn man das will, dann muss man doch schon in den Buchmarkt reinkommen, auf dem die "Großen" sich tummeln. Da rein zu kommen, ist aber nun mal nicht leicht. das frustet, und wenn man sieht, dass andere es schaffen, und man selbst zwar schon gefühlt eine Zillion Briefe und Emails verschickt hat, aber nu Abnsagen bekommen hat. "Passt nicht ins Portfolio", "es tut usn Leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir uns nicht in der Lage sehen, Ihr Manuskript zu vetreten"... irgendwann kann man das nicht mehr hören.
Ich finde das sehr schade, denn im Kleinverlagsbereich gibt es echte Juwelen, sowohl bei den Verlagen als auch bei den verlegten Autoren und den herausgebrachten Geschichten. Leider gibt es aber eben auch gerade bei den Kleinen einiges an schwarzen Schafen oder solchen, mit denen die Erfahrung gerade nicht die besten waren.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Runaway

Ich weiß nicht, ob ich das nun deprimierend oder ermutigend finden soll, aber daß man nicht veröffentlicht wird, heißt ja nicht immer, daß man schlecht ist ... Wir haben ja hier an verschiedenen Ecken schon "den Markt" und seine Erfordernisse durchdiskutiert und das ist ja noch mal so eine Kiste für sich.

canis lupus niger

#25
Zitat von: Dani am 21. Juni 2012, 15:34:03
Ich weiß nicht, ob ich das nun deprimierend oder ermutigend finden soll, aber daß man nicht veröffentlicht wird, heißt ja nicht immer, daß man schlecht ist ... Wir haben ja hier an verschiedenen Ecken schon "den Markt" und seine Erfordernisse durchdiskutiert und das ist ja noch mal so eine Kiste für sich.

Zumindest findet man unter den unveröffentlichten Texten hier im Tintenzirkel und auch in anderen anspruchsvollen Autorenforen Hochwertigeres, als in manchen Veröffentlichungen großer Publikumsverlage. Die Massenware, die für Bahnhofsbuchhandlungen und die Buchregale von Supermärkten produziert wird, hat allerdings auch eine andere Zielgruppe und einen anderen Anspruch als die Werke namhafter Autoren. Aber nichtsdestoweniger bin auch ich der Meinung, dass es nicht immer die Qualitätsklippe ist, an der ein Manuskript bei Verlagen und Agenturen scheitert.

In einem anderen Thread habe ich zu einem ganz anderen Problem den großartigen Ratschlag bekommen, den Frust, von dem ich gerade berichtet hatte, als positiv zu erleben, nämlich weil ich dadurch meine Weiterentwicklung und meinen gestiegenen Anspruch an mich selber erkennen könnte. Ich finde, das ist gerade der ganz große Verdienst dieser Gemeinschaft. Wer will, kann hier lernen, besser zu werden. Der Frust ist eine ganz normale Randerscheinung des Lernens, und nicht mehr als das sollte man drin sehen.   

Sunflower

Ich bin zwar erst seit einem dreiviertel Jahr dabei, aber ich kann gut nachvollziehen, was Shin angesprochen hat und was gesagt wurde.

Mir persönlich geht es bis jetzt nicht so, dass ich traurig bin, dass ich noch nichts veröffentlicht habe - ich meine, ich bin 17. Aber ich kann verstehen, warum manche hier so empfinden und ich würde es garantiert auch, wenn ich ein wenig älter wäre. Manchmal finde ich es schon ... nicht deprimierend, aber ein wenig bedrückend, dass ich im Gegensatz zu vielen anderen so rot bin. Aber dann sage ich mir, dass ich das noch aufholen kann und in letzter Zeit ja auch wirklich viel Stress hatte.

Eigentlich bin ich dem Tintenzirkel und allen Mitgliedern aber unendlich dankbar. Ich wurde hier total freundlich aufgenommen und wenn ich Fragen hatte - selbst wenn sie noch so blöd waren - wurden sie immer beantwortet. Das Wörterzählen und der NaNo haben mir geholfen, in den letzten neun Monaten mehr zu schreiben als ich mir je hätte vorstellen können. Ich bilde mir ein, um einiges besser geworden zu sein, man nehme die Show don't tell Sache als Beispiel. Davon hatte ich mit fünfzehn noch nicht mal gehört. Ich habe ein fertiges, ein halbes und ein angefangenes Werk, früher hatte ich nur ein paar Kurzgeschichten, viele Ideen und keine Ahnung, wie ich sie verwirklichen könnte.

Der Schritt, ein Buch zu veröffentlichen oder wenigstens eine Kurzgeschichte, wird ein großer sein. Wenn er mir irgendwann gelingt. Im Moment versuche ich es noch gar nicht, mir ist klar, dass ich noch nicht so gut schreibe. Ich brauche noch viel Übung, aber der TZ hilft mir dabei.

Ich kam mir auch manchmal so vor, als würde ich euch hier ausnutzen - ich versuche, so viel zurückzugeben, wie ich kann, aber ich bin in keinem Thema ein wirklicher Experte. Von daher haben mich Majas und Greys Worte sehr gefreut. Ich hoffe, dass irgendwann die Zeit kommt, in der ich mich auch mal in einem Thema so gut auskenne, um anderen wirklich weiterhelfen zu können. Aber das kommt mit der Zeit.
"Stories are, in one way or another, mirrors. We use them to explain to ourselves how the world works or how it doesn't work. Like mirrors, stories prepare us for the day to come. They distract us from the things in darkness."
- Neil Gaiman, Smoke and Mirrors

Rosentinte

Also ich möchte nur ungern wiederholen, was meine Vorschreiber gesagt haben, deswegen beschränke ich mich mal auf zwei Punkte:

- Eine Möglichkeit, auch etwas zurückzugeben, ist z.B. das Betalesen. Wir brauchen beim Schreiben jeder irgendwo noch Hilfe und die kann eigentlich jeder hier bieten. Damit hilft man zwar sozusagen nur Einzelnen, aber je öfter man Beta liest, desto mehr Tintenzirklern hilft man.

- Ich persönlich sehe es überhaupt als Erfolg des TZs an, dass ich das Schreiben in mein Leben integriert habe. Ohne den TZ wäre das Schreiben vielleicht nur eine Phase gewesen, die ich  irgendwann überwunden hätte. So hingegen werde ich täglich ans Schreiben erinnert und kann mich viel öfter dazu aufraffen, überhaupt ein paar hundert Wörter zu schreiben.
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

Lemonie

Zitat von: SunflowerEigentlich bin ich dem Tintenzirkel und allen Mitgliedern aber unendlich dankbar. Ich wurde hier total freundlich aufgenommen und wenn ich Fragen hatte - selbst wenn sie noch so blöd waren - wurden sie immer beantwortet. Das Wörterzählen und der NaNo haben mir geholfen, in den letzten neun Monaten mehr zu schreiben als ich mir je hätte vorstellen können.

Kann ich so unterschreiben ;)

Ich hatte davor schon ein Problem damit, wirklich bei der Sache zu bleiben, was vielleicht auch an fehlendem Dialog lag. Keiner in meinem Umfeld schreibt ernsthaft (mein Bruder ein bisschen, aber mittlerweile nur noch selten), und vor allem nicht Fantasy, dafür wurde ich meistens belächelt. Daduch dass es hier Leute gibt, die das Ganze interessiert und die es wirklich ernst nehmen, habe ich schon sehr, sehr viel gewonnen.
Und wenn es um Erfolge geht, hilft es mir immer, das zu betrachten, die "persönlichen Erfolge". In erster Linie schreibe ich ja für mich selbst und da hat sich in letzter Zeit einiges getan. Mich baut das immer sehr auf, auch wenn ich neidisch bin auf diejenigen, die schon im Mai den halben T12 hatten.

Und was die Leser betrifft: Ich finde es schon schön, für meine Freunde zu schreiben (zum Beispiel für eine Freundin, die bisher erst 6 Bücher außerhalb der Schule gelesen hat, und die ich jetzt zum Lesen anstiften will) und von ihnen positives Feedback (oder konstruktive Kritik, je nachdem) zu kriegen. Klar gibt es diese Leute, die sagen "das kann jeder" oder ähnlich besch*** Kommentare, aber das ist die Minderheit. Jeder, der etwas Kreatives macht, will, dass es jemand zur Kenntnis nimmt. Das ist normal. Klar wünscht man sich, dass es möglichst viele möglichst öffentlich zur Kenntnis nehmen, aber selbst wenn ich erstmal lange überhaupt gar nichts veröffentlichen werde, es gibt immer die kleinen Momente, über die ich mich einfach freue :)

Michaela

Seitdem ich im TZ meine Runden drehen darf, habe ich immer nur eine Seite kennengelernt. Liebe Menschen und Schreiberlinge die die selbe Leidenschaft teilen. Ich freue mich für alle die Veröffentlicht werden, aber das zieht mich nicht runter. Schreiben ist eine Leidenschaft und gehört doch bei den meisten hier zum Leben dazu. Ich sezte mir das Ziel Veröffentlichung nicht an erste Stelle, sondern kleine Ziele wie meine Schwächen anzugehen und besser zu werden. Genau dabei hilft mir der Tintenzirkel und die vielen tollen Menschen die ihn mit Leben füllen.

Das es hier Autoren gibt die Veröffentlicht werden, ist doch auch ein Zeichen dafür, dass es möglich ist. Das man es schaffen kann und einfach nur viel Disziplin, Übung und Geduld und ja natürlich auch Talent braucht. Also blos nicht den Kopf hängen lassen!

Glaube an Wunder, Liebe und Glück
schaue nach vorne und nicht zurück
tu das was Du willst und steh dazu
denn dieses Leben lebst nur Du.

Cecilie Unterkirchner

Das ist mein Leitspruch der über meinem Schreibtisch ganz groß an der Wand geschrieben steht. Vielleicht hilft es ja ein bisschen beim nach vorne blicken und Mut sammeln.  :winke:

Liebe Grüße Michaela