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Idee verwerfen, weil für Leser eventuell zu kompliziert?!

Begonnen von Czara Niyaha, 09. Juli 2019, 20:21:11

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Czara Niyaha

In meinem aktuellen Projekt habe ich eine komplett andere Zeitrechnung, die nicht mit der uns vertrauten zu vergleichen ist. Diese Idee und die Welt ist über Jahre gewachsen und ich hänge wirklich sehr daran. Ich versuche es so umzusetzen, dass der Leser durch die Charaktere, sowie die Handlung ein Verständnis für die Welt vermittelt bekommt. Und doch ist meine große Angst, dass es genau daran scheitert, weil die meisten meiner "abgehobenen Denkweise"  ??? nicht wirklich folgen können. Mir ist diese Welt vertraut und irgendwie fühlt es sich falsch an, das Zeitkonzept zu verwerfen. Aber vielleicht klammere ich mich auch einfach zu sehr daran... Oder gibt es hier einen Spezialisten unter euch, der mir ein Tipp geben kann bezüglich Zeitrechnung?
Habt ihr schon einmal schweren Herzens eine Idee verworfen?
Solange es Visionäre und Träumer gibt, die den Funken der Hoffnung in sich tragen und das Licht in den Herzen anderer entzünden, ist diese Welt nicht verloren.

(Eden Chry'Salis)

Alana

Ist diese Zeitrechnung denn so wichtig, dass man die sofort am Anfang einführen muss? Kann man die nicht Stück für Stück bringen?
Alhambrana

Lucia

Hast Du schon mal versucht Deine Zeitrechnung jemanden der sich wirklich für Fantasy und Co interessiert zu erklären?
Ich hab die Erfahrung gemacht dass es einen Riesen Unterschied macht ob jemand was mit dem Genre anfangen kann, also per se offen dafür ist auch ein bisschen Zeit zu investieren um es zu verstehen oder es sowieso nur als Pflichtübung ansieht.
Dann hättest Du schon besseres Feedback ob es wirklich zu kompliziert ist?

Czara Niyaha

Der Leser bekommt nicht gleich die volle Dosis, sondern wird Seite um Seite in die Welt und die Zeitrechnung eingeführt.  Und doch ist meine Sorge, dass die Erklärungen "Warum, wieso, weshalb" meine Welt so funktioniert nicht wirklich nachvollziehbar für den Leser ist.
Meinen Mann konnte ich bisher nicht wirklich von meiner Welt überzeugen. Seine Aussage: Er wird einfach nicht mit dem Zeitkonzept und dem Magiesystem meiner Welt warm. Klar, ziemlich hart und ernüchternd. Aber eine ehrliche Meinung ist mir lieber, als alles schön reden. Aber dennoch bringt mich das nicht von meiner Idee ab . Eine sehr gute Freundin von mir ist zumindest teilweise vertraut mit dem Konzept meiner Welt. Sie meint, dass die entscheidende Frage ist, wie ich es umsetze.
Solange es Visionäre und Träumer gibt, die den Funken der Hoffnung in sich tragen und das Licht in den Herzen anderer entzünden, ist diese Welt nicht verloren.

(Eden Chry'Salis)

Lucia

Es geht ja auch nicht um beschönigen, aber wenn jemand sonst nur Sachbücher liest (als Beispiel und no offense) ist es halt fraglich wie sehr sich die Person auf so ein Setting einlassen will.
Am besten wäre ein geneigter Leser ohne Freundschaftsspiel-Bonus (solche sind leider immer nicht ganz einfach zu finden)

Sturmbluth

Ich finde, du stehst vor einer grundsätzlichen Entscheidung: willst du ein Produkt entwickeln, das viele Leserinnen und Leser erreicht? Dann solltest du dich von der speziellen Zeitrechnung trennen, denn deine innere Stimme sagt dir, dass es nicht passt, und dein Mann bestätigt das.

Oder willst du dein Herzensprojekt schreiben? Dann sollte es dir egal sein, ob du viele Leserinnen und Leser damit erreichst. Es wird immer jemand geben, dem es gefällt. Vielleicht werden es weniger sein, aber du musst dein Baby nicht verbiegen, nicht "markttauglich" machen.

Ich würde zu Letzterem raten. Trau dich was und feile weiter an der Verständlichkeit/Zugänglichkeit.
Und denke immer daran: irgendwann saßen irgendwo Leute beisammen und einer hat "Haie in einem Tornado" vorgeschlagen – und heute gibt es sechs Teile davon ... ;D



Mindi

Ich denke man kann vieles machen, auch komplizierte Zeitrechnungen und Magiesysteme, sofern sie in sich schlüssig sind, Regeln folgen und Einschränkungen haben.
Sofern sich dieses System nicht jedes Mal biegen lässt, um es für einen "Sieg" auszunutzen oder einen Twist, denke ich, dass alles möglich ist, sofern es gut herüber gebracht wird.

Ließt dein Mann Fantasy, also Fantasy in der Art, wie du sie schreiben willst? Ich wäre spontan eher bei deiner Freundin: es kommt darauf an, wie du es umsetzt.
Im Zweifel werden dir dann deine Testleser sagen können, an welchen Stellen es zu kompliziert oder unlogisch ist. Dann kannst du das gezielt angehen.

Oder du versuchst es hier im Thread zu erklären, oder vielleicht in einer geschlossenen Gruppe (Dieser Bereich ist öffentlich, wenn mich nicht alles täuscht) oder via PM. Du kannst auch versuchen in der Betaleservermittung einen Paten zu finden.
"When we are asleep in this world, we are awake in another." - Salvador Dalí

Alana

Vielleicht kann man das Konzept ja vereinfachen oder die Vokabeln zur Beschreibung ändern, um es einfacher zu machen?
Alhambrana

Czara Niyaha

Danke erst einmal für eure Antworten.  :) Ich will meine Geschichte nicht zurechtbiegen um sie dem Markt anzupassen. Ich will sie schreiben und erzählen, sowie ich von überzeugt und begeistert bin. *Lächel* Mein Mann ist  bereits seid Jugendzeiten begeisterter D&D Spieler. Diese Leidenschaft teilen wir auch mittlerweile gemeinsam. Er ist nicht fremd im Fantasy Genre. Allerdings überzeugt ihn eher die klassische Fantasywelt wie z.B: Die D&D Welt, Herr der Ringe. Damit ist er aufgewachsen, das ist ihm vertraut.
Es ist schwer für mich jemand zu finden, der Ahnung von der Materie hat, aber bei dem ich nicht den Freundschaftsbonus habe. Was meine Freundin betrifft. Sie kennt mich schon sehr lange und sagt mir auch offen und ehrlich ihre Meinung. Allerdings hat sie mein Projekt über die Jahre auch mit begleitet. Sie ist zumindest mit dem Grundkonzept meiner Welt vertraut. Falls jemand Interesse hat über einen persönlichen Austausch, dann bitte eine PN schicken.
Solange es Visionäre und Träumer gibt, die den Funken der Hoffnung in sich tragen und das Licht in den Herzen anderer entzünden, ist diese Welt nicht verloren.

(Eden Chry'Salis)

Max Quellstein

Ist denn die Zeitrechnung ein wichtiges Thema in deinem Projekt?

In meinen ersten Romanen habe ich ebenfalls eine eigene Zeit, aber die wird halt nur selten angesprochen. Eigene Magiesysteme sind auch ok, selbst wenn sie kompliziert sind. Anfangs habe ich auch immer versucht, alles bis ins kleinste Detail zu erklären. Im ersten Roman habe ich es noch als Text hinein gebracht, mittlerweile lasse ich Charaktere solche Dinge in Dialogen besprechen, wenn es auch wirklich im Buch vorkommt.

Ein Beispiel aus meinem ersten Roman:
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

Alana

#10
Eine Geschichte so zu erzählen, dass Leser sie verstehen und mögen, ist nicht zwangsweise Verbiegen, sondern eigentlich nur gutes Handwerk. :) Oft sind die ersten Ideen nicht die besten und vieles gewinnt, wenn man es vereinfacht. Das bedeutet auch nicht, dass man es zwangsweise simpler macht. Etwas kann sehr raffiniert sein, gerade weil es einfach ist.
Alhambrana

traumfängerin

George R.R. Martin hat in seinen Büchern ein ganz anderes Jahreszeiten-System etabliert, als wir das gewohnt sind. Und er hat es geschafft. Wenn man jetzt "Der Winter naht" sagt, ist völlig klar, dass damit etwas anderes gemeint ist als mit einem netten Eislauf- und Schlittenfahr-Winter. Und ja, dieser Winter kann mehrere Jahre dauern, und das wurde von den Lesern fraglos akzeptiert.

In Büchern und besonders in der Fantasy ist unglaublich viel möglich. Versuch dir bewusst zu machen, ob deine Zweifel tatsächlich aus dir selbst herauskommen, aus dem Gefühl heraus, dass etwas daran einfach nicht passt. Dann kann es richtig sein, dein Zeitsystem zu verwerfen, bzw. zu vereinfachen. Vielleicht aber sind diese Zweifel dir auch nur durch die Zweifel deines Mannes übergestülpt worden. Dann kann es das Richtige sein, an deiner Art, dieses Zeitsystem zu vermitteln, zu arbeiten, dass dies für den Leser einfacher zu verstehen wird.

Ein weiterer Denkanstoß wäre es, dich zu fragen, ob deine Welt auch ohne das Zeitsystem funktionieren würde. Bei G.R.R. Martin z.B. ist die Jahreszeiten-Sache essentiell für die Story. Die weißen Wanderer sind die äußere Bedrohung, und diese bringen den Winter mit sich. Dass die Jahreszeiten anders sind, macht also Sinn - und erhöht somit die Bereitschaft des Lesers, sich auf dieses System einzulassen. Je wichtiger dein Zeitsystem für deine Story ist, desto leichter fällt es dem Leser, dies auch nachzuvollziehen, weil dann Handlung und Zeitsystem ganz eng miteinander verknüpft sind. Wenn das Zeitsystem nur ein nettes Detail am Rande ist, kann es immer noch seine Berechtigung haben (die Fremdheit der anderen Welt kann damit z.B. gezeigt werden), aber dann könntest du dich fragen, ob es dir so wichtig ist, dass du dafür in Kauf nimmst, dass der Leser zunächst irritiert davon ist.

Czara Niyaha

Zitat von: Alana am 09. Juli 2019, 21:32:24
Eine Geschichte so zu erzählen, dass Leser sie verstehen und mögen, ist nicht zwangsweise Verbiegen, sondern eigentlich nur gutes Handwerk. :) Oft sind die ersten Ideen nicht die besten und vieles gewinnt, wenn man es vereinfacht. Das bedeutet auch nicht, dass man es zwangsweise simpler macht. Etwas kann sehr raffiniert sein, gerade weil es einfach ist.

Da stimme ich dir zu. Was mich betrifft habe ich einfach Zweifel, ob ich dem gewachsen bin, weil ich nicht viel Erfahrung vorweisen kann. Aber man lernt und wächst mit seinen Aufgaben.
Solange es Visionäre und Träumer gibt, die den Funken der Hoffnung in sich tragen und das Licht in den Herzen anderer entzünden, ist diese Welt nicht verloren.

(Eden Chry'Salis)

Czara Niyaha

@ Traumfängerin: Ohne das Zeitsystem würde die Welt nicht funktionieren und umgekehrt.
Solange es Visionäre und Träumer gibt, die den Funken der Hoffnung in sich tragen und das Licht in den Herzen anderer entzünden, ist diese Welt nicht verloren.

(Eden Chry'Salis)

traumfängerin

#14
Und was ist mit deiner Geschichte? Würde die ohne das Zeitsystem und in einer anderen Welt funktionieren? Oder könntest du es so variieren, dass es funktioniert? Versuche ruhig ein bisschen zu experimentieren, deine Plot-Gedanken auf andere Wege zu schicken. Vielleicht kommt dabei etwas Cooles raus. Und wenn du wieder zu deinem ursprünglichen System zurückkehrst, dann weißt du ganz genau, dass du diese Geschichte genauso schreiben willst und kannst Zweifeln sehr entspannt begegnen.  :)