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Was ist schlimm an ruhigeren Büchern?

Begonnen von Nightingale, 28. April 2011, 19:10:50

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der Rabe

Zitat von: Fizz am 28. April 2011, 21:01:38
Also wenn das nicht ein super Beispiel ist für eine Konfliktsituation ist, die aus einer doch eher ruhigen Handlung entsteht. Ich finde das schon spannend. ;D

*den nicht vorhanden Hut lüpf*
Vielen Dank für die Blumen. Ich hoffe, dass ich dem auch gerecht werde. :vibes:
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe:

Pamina

Zitat von: RubinaGela am 28. April 2011, 21:10:48
Ruhige Bücher oder Action - ist das nicht Geschmackssache? Oder eine Frage des Temperaments? Manchmal auch der Laune. Bei Musik hört man doch auch mal dies oder jenes - je nach Stimmung.

Seh' ich auch so.


Ruhige Bücher empfinde ich als überhaupt nicht schlimm, im Gegenteil. Manchmal hab ich so meine Momente, wenn ich sowieso schon von der Schule total gestresst bin zum Beispiel, da mag ich weder spannende Bücher lesen, noch mir spannende Filme anschauen und dann tut ein - in den Augen anderer - langweiliges Buch vollends seine Schuldigkeit :p
So ein bisschen Mary-Sue und Fluff ist dann auch mal ganz schön, hin und wieder finde ich es ganz angenehm zu lesen.

Außerdem gibt es in meinen Augen nichts schlimmeres, als wenn ein Autor versucht, so viel Action wie nur irgend möglich in seinem Buch unterzubringen, nur um diese oder jene Zielgruppe anzusprechen, wenn dabei dann viele andere Sachen verloren gehen, die das Buch auf seine eigene Art nett und charmant gemacht hätten.

Fizz

Zitat von: RubinaGela am 28. April 2011, 21:10:48
Ruhige Bücher oder Action - ist das nicht Geschmackssache? Oder eine Frage des Temperaments? Manchmal auch der Laune. Bei Musik hört man doch auch mal dies oder jenes - je nach Stimmung.

Sicher. Aber wahrscheinlich bezieht sich die Frage auch auf die Mehrheit der Leser.
Ähnlich wie bei der Musik: Bestimmt hören manche Personen auch Death Metal oder Schranz, aber die Mehrheit mag eben Pop.
Wenn man dem Mainstream folgt, hat man einfach bessere Erfolgschancen.
Das hat dann aber weniger was mit guten oder schlechten Buch zu tun.

RubinaGela

Zitat von: Fizz am 29. April 2011, 00:26:18
Sicher. Aber wahrscheinlich bezieht sich die Frage auch auf die Mehrheit der Leser.
Es kommt doch auch darauf an, was man der Mehrheit vorsetzt, oder?
Und den Geschmack der Mehrheit teilen,   :no:  muß man ja nicht.

Als "Geschichtenerzähler" kommt es meiner Meinung nach besonders darauf an, ehrlich zu sein, sonst wirkt man schnell unglaubwürdig. Und läßt es an Begeisterung fehlen. Sich zu verbiegen macht weder dem Autor Spaß noch überzeugt es letztendlich den Leser.

Fizz

Zitat von: RubinaGela am 29. April 2011, 00:44:45
Es kommt doch auch darauf an, was man der Mehrheit vorsetzt, oder?
Und den Geschmack der Mehrheit teilen,   :no:  muß man ja nicht.

Als "Geschichtenerzähler" kommt es meiner Meinung nach besonders darauf an, ehrlich zu sein, sonst wirkt man schnell unglaubwürdig. Und läßt es an Begeisterung fehlen. Sich zu verbiegen macht weder dem Autor Spaß noch überzeugt es letztendlich den Leser.

Sehe ich eigentlich genauso - ich schreibe auch nach meinem Geschmack - aber wenn man mit schreiben Geld verdienen möchte, wird man wohl in die Schiene gepresst. Menschen sind Neuem generell erst Mal misstrauisch gegenüber. Aber ich find es gut, wenn jemand sich traut ihnen etwas Neues vorzusetzen ... naja egal das geht eben zu zur ins OT :)

Jade

Kennt jemand von euch "Leaving Paradise"? Da geht es vor allem um die inneren Konflikte der Protagonisten. Da gibt es keine Action im Sinne von Gemetzel und Blut fließen.
Dennoch finde ich es wahnsinnig gut, so spannend, dass man es garnicht mehr aus der Hand legen möchte. Das liegt daran, dass die Protas realistisch sind und ihre Probleme ebenfalls. Außerdem entwickeln sie sich weiter. Ist das nicht gerade essentiell für ein gutes Buch?

Jade

Wollmütze

Nichts ist schlimm an ruhigen Büchern, ganz im Gegenteil! Nur ist es eben schwerer Spannung aufzubauen, wenn sich das Buch vor allem mit der Psyche des Charakters befasst, deshalb tun es viele Autoren schlicht und einfach nicht. Vielleicht verkaufen sich Action lastige Bücher auch besser? Wahrscheinlich ist es damit einfacher, auf die Schnelle zu überzeugen.
Allerdings finde ich, dass Twilight auch unter die Kategorie "Ruhige Bücher" fällt,- da ist doch nicht so viel Action drin, oder? *sich erinner* Die meiste Zeit faseln die doch oder Bella führt Innere Monologe? Ein-zweimal im Showdown kommt dann ein bisschen Fahrt rein, aber ansonsten ist es doch ziemlich gestrecktes, langsames Tempo. Und Twilight verkauft sich ja immerhin gut.

zDatze

ZitatWenn man mal Klassiker wie Dorian Gray oder die Sturmhöhe nimmt... da gibt es massig Konflikte und viele finden es trotzdem langweilig.
Ich tippe ganz stark darauf, dass diejenigen dann nichts mit den Konflikten in deinen zwei genannten Büchern anfangen können. Möglicherweise war aber auch der Stil abschreckend. Deine beiden Beispiele sind ja auch nicht mehr ganz die jüngensten Erscheinungen. ;)

Vielleicht ist die Unterscheidung zwischen "ruhig" und "spannend" auch nicht ganz richtig. Es kommt mMn darauf an, ob ich mit dem Erzähler warm werde und ob mich der Konflikt überhaupt interessiert. Mich interessiert schließlich auch nicht jedes Thema. Natürlich lese ich auch Bücher, die nicht 100%ig in mein übliches Beuteschema fallen, aber das dann meistens aus Neugierde (Ha! Da haben wir es schon wieder!) weil mich z.B. der erste Absatz fesselt. Entweder vom Inhalt oder vom Stil her ... das ist ganz unterschiedlich. Oder weil es mir jemand empfohlen hat.

Hoellenpfau

Schwierige Frage!
Ich persönlich mag beides...
ich liebe es, wenn Hercule Poirot herumrätselt, wie der Mord geschehen konnte und man selbst die ganze zeit nicht aus Spannungsgründen liest, sondern einfach immer mehr zum Vorschein kommt und man denkt "ha, so hat der Mörder das gemacht - ganz klar!!" und am Ende ist es doch eine andere Lösung.
Ich mag es, wenn Figuren ruhig dahin schwelgen und sich Gedanken machen, ich mag aber auch aufreibende Fluchtszenen oder so was.

Das Einzige Buch, was ich nach der Hälfte weggelegt habe, weil über zwei oder drei Seiten eine Waldlichtung beschriben wurde war Tintenblut! Da wurde mir das dann doch zu viel.
Aber ich persönlich bin jemand, dem das nichts ausmacht.
Wenn natürlich am Anfang des Buches erstmal alles trocken und langweilig kommt, dann habe ich auch meits keine Lust mehr.
Es kommt auf den Schreibstil des Autors an!

Zit

#24
Manchmal denke ich -- gerade weil hier Klassiker angesprochen wurden -- dass es nicht Action ist, die gelangweilten Lesern fehlt, sondern dass der Autor für sie einfach zu viel erzählt, dass die Charaktere schwafeln, dass der Autor zu lange braucht, um auf den Punkt zu kommen. Mir geht es oft so am Anfang eines Romans, wenn ich mich in die Figuren, in die Formulierungen einfinden muss. Da zieh ich mich dann selber durch die ersten 50 Seiten oder so, weil ich weiß, dass es an mir liegt -- und weil ich als Autor(!) weiß, dass auch eine Geschichte irgendwo ihren Anfang hat und eingeführt werden will. Danach ist es dann besser. Ich muss aber dazu sagen, dass ich als Autor sicher anders lese als reine Leser. Eine Frage daher an dich, Kati: Diese Bekannten, von denen du sprichst, schreiben die auch selbst?

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Menschen, die nicht schreiben oder gar nicht künstlerisch veranlagt sind, gewisse Darreichungsformen nicht schätzen/genießen können, eben weil sie nicht so tief in der Materie stecken und die Dinge genau benennen können. Das sehe ich, wenn ich mich mit meiner Mum über Bücher unterhalte. Zwar hat sie ihre künstlerische Ader (die sie, warum auch immer, nicht aktiv auslebt), kann aber auch nur sagen, dass etwas gut geschrieben ist oder nicht, dass ihr etwas gefallen hat oder nicht. Wenn es dann um die Geschichte, den Plot geht, wird sie aussagekräftiger und kann benennen welche Wendungen ihr unsinnig vorkamen oder nicht, wo ihr Informationen fehlten, um die Handlung nachzuvollziehen; das Gleiche ist es bei Charakteren und ihren Handlungen.
So, und worauf wollte ich hinaus? *nachliest* Darreichungsform, ja, genau. Also, ich denke mir, dass Menschen manchmal so gar nicht auf die Formulierungen achten bzw. sie als Mittel zum Zweck sehen -- und wenn da soetwas wie ein Faust oder gar Othello daher kommen, ist Sense, weil sie sich mit der Sprache nicht auseinander setzen wollen, weil sie nicht sehen können, was dahinter steht, weil sie es so nicht genießen können. (Ich spreche da durchaus aus eigenen Erfahrungen aus dem Deutsch-Unterricht. Auch als Autor bin ich zuweilen nicht willens, mich mit dem ein oder anderen fremdartigen Ausdruck auseinander zu setzen ...)

Zitat von: KatiUnd sucht jetzt die nächsten hundert Seiten die Bedeutung von dem Zeichen. Und da passiert sonst nichts, aber er kommt voran.

Kann es also sein, dass des Hasens Pfeffer nicht die vermeintlich fehlende Action ist, sondern dass Autor für Leser zu viel schwafelt und die Handlung somit nicht in für neugierige Leser relevanten Schritten voran treibt?
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Churke

Ich möchte hier mal die Frage aufwerfen, ob es überhaupt richtig ist, dem ruhigen Buch als Gegenbegriff die "Action" entgegen zu halten.
Während ich nämlich in einem Actionfilm einfach abschalten kann, ist eine Landschaftsbeschreibung technisch gesehen genauso anstrengend zu lesen wie eine Kampfchoreographie. Besonders, wenn es sich um eine solche von R. A. Salvatore handelt. (Sorry, der Name musste gennante werden.  :gähn: )
Inzwischen finde ich den Mist ja wegen der hanebüchenen Fehler amüsant. Allerdings schätze ich, dass diese Fehler weder der Absicht des Autors entsprechen, noch von mehr als  1 - 2 Prozent der Leserschaft goutiert werden können.

Unter einem ruhigen Buch verstehe ich ein handlungsarmes Buch. In dem die Figuren nicht konsquent ihre Ziele verfolgen, sondern mit freundlicher Unterstützung des Autors herum eiern.
Am schlimmsten ist es, wenn ich als Leser weiß, was passieren wird, aber es einfach nicht geschieht, weil ich mich vorher noch durch 50 Seiten Blabla arbeiten muss, bis der Held endlich mal sein Schwert umschnallt und los zieht. DAS ist wirklich schlimm.
Als "zu ruhig"-Indikator auch immer hilfreich: Wenn ich ganze Kapitel überblättern kann und trotzdem VOLL im Plot bin, dann waren das sehr ruhige Passagen.

Noch ein Wort zu "etwas passieren lassen": Damit meine ich eben gerade nicht, dass hinter jeder Straßenecke ein Oger und zwei Vampire lauern. So, wie man Figuren durch ihre Handlungen charakterisieren und beschreiben kann, so kann man auch Welten durch Ereignisse erklären.

Zitat von: Zitkalasa am 29. April 2011, 13:24:56
Kann es also sein, dass des Hasens Pfeffer nicht die vermeintlich fehlende Action ist, sondern dass Autor für Leser zu viel schwafelt und die Handlung somit nicht in für neugierige Leser relevanten Schritten voran treibt?
Ja.

Tasso

Die Kunst ist es, so glaube ich mal, Spannung zu schaffen, ohne das sie übermäßig künstlich wirkt. Die Spannung muss von der Story selbst getragen werden. Umso nachvollziehbarer die Konflikte sind umso mehr beginnt der Leser zu spekulieren. Spannung ist also möglicherweise eine Mixtur aus sich überschlagenden Ereignissen und gleichzeitiger Unwissenheit.
Deshalb wird das Offensichtliche an vielen Plots auch als langweilig abgestempelt :)

LG

Kati

Zit:  :hmmm: Da sagst du was Wahres. So bin ich da noch gar nicht rangegangen. Der Anfang einer Geschichte fällt mir auch immer schwer, weil ich Probleme habe, die für den Leser wichtigen Infos ohne Geschwafel rüber zu bringen. Ich schwafel gern und ich lese es auch teilweise gern, wenn es nicht so ist, wie Churke sagt, und man nur darauf wartet, dass das passiert, von dem man weiß, dass es passieren wird. Dass andere Leser, besonders welche, die vielleicht nicht so viel Ahnung von der Materie haben, das nicht mögen, leuchtet gerade vollkommen ein!  :)
Nein, die Leute, die ich meine kennen sich mit dem Schreiben nicht so sehr aus. Eine hat es mal versucht, aber nicht durchgezogen.

Chruke:
ZitatIch möchte hier mal die Frage aufwerfen, ob es überhaupt richtig ist, dem ruhigen Buch als Gegenbegriff die "Action" entgegen zu halten.

Stimmt, das geht nicht immer. Aber ich meinte in dem Fall jetzt eher den Gegensatz von "Der Vampir erzählt der Hauptperson, dass er ein Vampir ist" zu "Der Vampir stürzt sich auf die Hauptperson und beißt sie." Das erste ist für mich die ruhige Variante, das zweite hat natürlich mehr Action.
Ich meinte mit "ruhig" nicht handlungsarm. Meiner Meinung nach, kann die Handlung auch durch Gespräche vorangetrieben werden, wie im obrigen Vergleich. Natürlich gibt es aber in diesen ruhigen Büchern wieder mehr Geschwafel, was den Plot sicherlich aufhält. Dass das als störend empfunden werden kann, verstehe ich.


Ich glaube gerade, ich weiß jetzt, wo mein Fehler lag was meine eigenen Geschichten angeht. Ich mache nämlich genau das, was Churke so nervig findet: Vor dem eigentlichen Ereignis zuviel schwafeln, obwohl abzusehen ist, was passiert. Das sollte ich mir wohl abgewöhnen.

Ich habe mich übrigens gestern mit einer Freundin über das Kapitel mit der Tapete in den Buddenbrooks unterhalten. Da hört es dann übrigens auch bei mir auf mit meiner Beschreibungswut.  ;D

Assantora

Au, dass ist gar nicht mal so leicht.
Also Action ist schön und gut und ich habe auch schon Bücher gelesen, in denen seitenlang gemetzelt wird. Aber Spannung ist auch etwas anderes, vor allem wenn man einen Autor hat, der nicht davor zurück schlägt in jedem Buch einen der Hauptpersonen den Löffel abgeben zu lassen. Spannung ist dann auch: Wird er es überleben.
Aber Spannung kann auch eine scheinbar langweilige Szene in einem Ratssaal sein. Ich bleibe mal bei dem Fantasy-Beispiel. Da fiebert man einem Herrn mit, man kennt ihn kaum, also durch das Lesen und dennoch alle sind gegen ihn, obwohl er einen trifftigen Grund hat, den Zuschlag zu bekommen. Spannung ist hier also, wie kann er im Dialog gewinnen. Im Prinzip ist das auch eine Schlacht, nur mit Worten.
Einzig und alleine die in manchen Büchern ellenlangen Beschreibungen von Bäumen, Wegen, oder Blümchen stößt bei mir dann auch immer sauer auf. Für mein Kopfkino reicht beinahe das Setting, zum Beispiel: Wald. Also Bäume, einen kleinen Flusslauf dadurch vielleicht etc.
Das wirklich schwierige ist wahrscheinlich, eine gesunde Mischung zu finden, nicht zu viel, nicht zu wenig und sowieso spielen die Charaktere eine wichtige Rolle.