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Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?

Begonnen von Moa-Bella, 03. November 2009, 17:11:32

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Lucien

Hm, bei mir schleicht sich die Symbolik eher zufällig in die Geschichten ein. Wenn ich es dann mal bemerke und es mir gefällt, schaue ich, ob sich das noch mal einbauen und weiterführen lässt. Bei meinem Erstling ist es das Feuer - wobei ich es eher als eine immer wiederkehrende Metapher bezeichnen würde (ist da ein Unterschied? Wah, das Studium verwirrt mich!).
Bei einem aktuellen Werk ist es "die Hand". In meinem Kopfkino während dem Plotten ist mir aufgefallen, dass meine Prota in den verschiedenen Lebensabschnitten und -situationen immer wieder von jemandem an die Hand genommen wird und immer kann es anders gedeutet werden, ähnlich wie bei Effi Briest (z.B. das "Effi, komm.").

Ich muss zugeben, ich schaue Braveheart sehr gerne, und da lasse ich mich auch von der Distel nicht abschrecken (habe es bis eben auch einfach nur für eine hübsche Kinder-Romantik-Szene gehalten  ;D ). Hätte ich nicht als Symbolik erkannt. Ich hätte da eher an Murrons Stofftuch gedacht, das ja den ganzen Film hindurch auftaucht.

Kati

Symbolik finde ich persönlich sehr schön, wenn sie richtig angewandt wird. Das Beispiel mit der Diestel ist nun wirklich ein wenig platt, aber, wenn sie ein wenig subtiler angewandt wird, liebe ich Symbolik. Ich freue mich immer richtig, wenn ich beim Lesen selbst drauf komme, was gemeint war.
Ich selbst setze Symbolik auch gern ein, kann allerdings nur hoffen, dass meine Symbolik nicht auch völlig platt und stumpf daher kommt. :hat kein Auge für sowas:

LG,

Kati 

Lila

Nun, ich würde es nicht unbedingt "Symbolik" nennen. Aber eine gewisse Tiefgründigkeit darf in keinem meiner Texte fehlen. Ich habe noch nie pure Unterhaltung geschrieben und es wäre mir sogar ein Graus dies zu tun, auch wenn es wahrscheinlich der einfachste Weg ist. Denn wenn ich immer wieder mitbekomme, von welch sinnfreien und hohlen Dingen sich die meisten Leute bespaßen lassen, entschuldigt, aber da wird mir schlecht. Ich persönlich habe an mich selbst den Anspruch, mit meinen Texten die Leute zum nachdenken zu bringen und nicht sie noch mehr verblöden zu lassen. Ja, das klingt hart und würde niemals wagen zu behaupten, dass es mir gelingt. Aber verzeiht, wenn ich sehe, dass sich ein Schund wie Feuchtgebiete oder seichte und oberflächliche Unterhaltung wie Bis(s) zum Morgengrauen auf den Bestsellerlisten wochenlang auf Platz 1 hält... :zensur: Ich habe höhere Ansprüche an ein Buch! Auch und gerade beim Lesen. Und deshalb darf eine gewisse Tiefgründigkeit, wie schon erwähnt, in keinem meiner Texte fehlen.
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

Cythnica

Also bei Biss kann ich das nicht ganz bewerten aber Feuchtgebiete als Schund zu bezeichnen, das würde ich sehr sehr vorsichtig betrachten -
Ich habe das Buch gelesen weil es mir geschenkt wurde und bin vom Glauben abgefallen - und es ist gerade durch den wenigen Ernst der Autorin, schwer zu sehen, wie sehr dieses Buch nur als oberflächlicher, abartiger Schocker gedacht ist - aber ich würde da nicht von fehlender Tiefe sprechen -
Man setzt sich gerne mal in die Nesseln, wenn man selbst davon spricht, Dinge als Niveaulos zu klassifizieren - da es vielleicht einfach Ebenen gibt, die man gar nicht erkennen kann - aus der Richtung des Textes oder der Autorin.

Gerade gute Komödien machen sich auch teils dadurch zur Komödie, dass sie den Witz umgehen anstatt ihn wirklich auszuleben und manche gute Tragödien werden erst tragisch, dadurch, dass sie erscheinen als wollten sie gar keine Tragik darstellen.
Ebenso ist es denke ich auch der Fall, das bestimmte Texte allein dadurch Tiefe und Niveau erreichen, dass sie den Anschein erwecken, einfach nichts davon zu beinhalten.
Hingegen gibt es einige Leute, die versuchen, ihren Text von vornherein mit Tiefe zu versehen, und allein dadurch schon aufgesetzt und falsch wirken.


Bestes Beispiel ist, wie viele Leute die Serie South Park als Niveaulos und dümmlich bezeichnen, weil sie auch viel der Gesellschaftskritik darin gar nicht mitbekommen, weil oft Dinge durch den Kakao gezogen werden, die gerade erst durch periphere Medienberichte an die Oberfläche gespült wurden.

Moa-Bella

Vielleicht wollen viele Leser gar keine tiefgründige Literatur... Die Biss-Bücher sind auf jeden Fall nichts weiter als Kitsch, da hätte ein wenig Tiefgründigkeit nicht geschadet.

Übertriebene oder erzwungen wirkende Symbolik sollte nicht verwendet werden, ich glaube da gibt es nicht viel zu diskutieren. Ich finde auch die Symbolik, die man auf den ersten Blick nicht bemerkt am reizvollsten.

Chuck

Ein Wort zur Distel. Nur der Offensichtlichkeit wegen (die ich allerdings auch nicht sehe), ist die Szene ja noch nicht platt. Zumal später im Film ja die Distel noch anderweitig genutzt wird als Verbindungsstück zwischen Vergangenheit und Gegenwart und gar nicht nur als Symbol eingesetzt wurde.

Zudem ist doch ein Symbol eindeutig das, was daraus gemacht wird oder daraus gemacht wurde. Ich würde behaupten in jedem Werk steckt eine Art der Symbolik, ob nun im Detail oder allgemein. Von daher liegt zumindest für mich der Ball in der Hälfte der Leser und was sie damit anfangen. Und selten habe ich Symbolik gesehen, über die es sich nicht leicht hinweg lesen würde. Wenn zuviel Bedeutung oder Aufmerksamkeit darin gelegt wird, dann ist es ja nicht die Symbolik, die den Leser verändert, sondern der Leser die Symbolik. Symbolik ist ja immer solange statisch bis jemand kommt und daran rührt.

Von daher ist Symbolik toll und vertieft ein Werk. Je mehr desto besser. Selbst wenn ein Werk ohne die Erklärung der Symbolik nicht auskommt, dann ist es kein schlechtes Werk sondern nur ein Werk für eine bestimmte Zielgruppe (Und wenn diese nur aus einer Person besteht). Ob das Werk als solches aber funktioniert und seine Intentionen erreicht, dass hängt noch von ganz anderen Faktoren ab.

Dämmerungshexe

Also ich spreche mich hier mal für die Symbolik aus. Aristoteles hat schon in seiner Poetik festgestellt, dass die symbolische Ebene (neben der moralischen, der intellektuellen und der emotinalen) wichtig für die "Erleuchtung" des Lesers (oder auch Betrachter des antiken Theaters) ist.

Natürlich darf man sich hier nicht auf einer oberflächlichen Ebene bewegen. Aber so ziemlich alles kann zur Symbolik werden. Ob der Leser das dann mitbekommt oder auch nciht, ist eine ganz andere Sache (Ich finde beim Überarbeiten von "Der Feuerberg" immer wieder solche "Symbole", die ich damals unbewusst eingesetzt habe. Und manchmal frage ich mich dann auch, ob das nicht zu offensichtlich ist, und manchmal baue ich es aus.).

Und noch ein Wort zu den "Feuchtgebieten" - ich habe das Buch auch gelesen und dachte mir am Anfang: so eine Effekhascherei! Nachdem mich es aber zuende hatte und einige Zeit drüber nachgedacht hatte, wurde mir klar, dass dieses ganze eklige Zeug eine Art Überspungshandlung der Protagonistin ist, um sich selbst nicht mit ihrer familiären Situation auseinander setzen zu müssen und zugleich eine Rebellion gegen diese Situation, in der sie sich gefangen fühlt.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Wollmütze

Eine gewisse Symbolik ist mir auch in meinen Texten wichtig. Ich mag es einfach, auch beim Lesen, einen tieferen Sinn zu entdecken. Dann denke ich meist Stunden darüber nach. Allerdings würde ich die Symbolik nie als Grundelement verwenden, nicht bei Fantasy, obwohl es wieder sehr schön ist, sich durch eine andere Welt zu lesen, und dabei einige Lebensweisheiten zu entdecken, die man vielleicht grade erst dadurch, dass man fern ab von der Realität ist, versteht. Ich zumindest liebe das.
Was mich aber sehr stört ist, wenn ich merke, dass der Autor versucht mir seine Lebensphilosophien aufzudrücken oder mich negativ zu belehren, da schlag ich das Buch sofort zu.
Ich schließe mich einigen anderen hier an, Symbolik sollte nicht hingeklatscht werden, sondern fein portioniert und versteckt sein. Wenn man sie dann entdeckt, freut man sich umso mehr  ;)

Liebe Grüße,
Wolli