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Schreibblockade - Was ist Euer Geheimrezept?

Begonnen von Rei, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Judith

#255
Zitat von: Farean am 13. Mai 2011, 11:13:27
@Sven, @Judith, @Eschbachianer allgemein: Es ist ja wirklich schön für euch, wenn ihr noch nie eine echte Schreibblockade erlebt habt, und ich beneide euch aufrichtig und wünsche euch, daß ihr diesen Zustand nie, nie erleben müßt.

Aber daraus zu folgern "Schreibblockade gibt es nicht" empfinde ich, offen gestanden, als Bezichtigung, ich wäre, wenn ich mich in diesem Zustand gefangen fühle, bloß faul oder willensschwach oder allgemein falsch in diesem Hobby. Das ist wie diese Motivationsposter im Büro, die ja im Grunde allesamt nur brüllen: "Wenn die Arbeit nicht klappt, liegt der Fehler bei dir allein, arbeite gefälligst an dir!!!"
Ähm ... Entschuldige, aber wieso jetzt dieser Angriff? Ich habe nirgends behauptet, dass es Schreibblockaden nicht gibt, sondern geschrieben, dass es bei mir selbst offensichtlich keine wirklichen Blockaden sind.

Übrigens habe ich wegen Schreibhemmung schon jahrelang nicht geschrieben (also eben das Problem der zu hohen Ansprüche an mich selbst). Und das Problem habe ich immer noch: Wenn ich nicht durch außen (NaNo, T12, usw.) dazu "gezwungen" werde, einfach zu schreiben, dann schreibe ich gar nicht. Und zwar nicht, weil ich das Schreiben in meinem Leben nicht für wichtig halte, sondern weil dann meine Selbstzweifel zu groß sind und ich einfach nichts zu Papier bringe.
Wirklich schön finde ich es nicht (und beneiden muss mich darum auch niemand), dass mich meine Zweifel so derartig hemmen, dass ich ohne Druck von außen grundsätzlich nicht schreiben kann. Ich würde gern einfach so schreiben und Freude dabei haben, aber das geht nicht, da dann sofort die "das ist alles schlecht und du kannst gar nicht schreiben"-Stimme wieder ganz laut losschreit. Wörterzählerei und sture Selbstdisziplin sind die einzigen Mittel, die mich irgendwie zum Schreiben bringen.  :(

Sanjani

Hallo Schommes,

Kontinuität bringt aber auch nur dann was, wenn du was zu schreiben hast. Setz dich mal mit einem vollkommen leeren Kopf morgens hin und versuch was zu schreiben. Und wenn du was zustande bekommst, ist dein Kopf nicht leer genug :)

Kontinuität ist aber auch nicht für jeden was. Ich hab z. B. immer so Schreibwellen. Da schreibe ich an einem Projekt zu einer bestimmten Zeit sehr viel. Normalerweise geht das über ein paar Wochen, bis das Projekt bzw. die Ideen dazu ausgeschöpft sind. Und dann kommt bei mir eine Fase der Ideenlosigkeit, wo wieder gar nichts geht. Meist ist das auch ok für mich, weil ich dann mit bearbeiten beschäftigt bin. Aber wenn das dann extrem lange anhält, ich gerne schreiben möchte, aber einfach nichts kommt, dann wird es zum Problem.

Letztlich erlebt jeder Mensch unterschiedliche Stadien von Blockade in unterschiedlicher Art und Weise und ich denke, man kann da Vorschläge machen, aber im Endeffekt muss jeder seinen eigenen Weg raus finden. Und das meiner Erfahrung nach auch immer wieder aufs Neue.

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Schommes

Zitat von: Sanjani am 13. Mai 2011, 20:22:44
Kontinuität bringt aber auch nur dann was, wenn du was zu schreiben hast. Setz dich mal mit einem vollkommen leeren Kopf morgens hin und versuch was zu schreiben. Und wenn du was zustande bekommst, ist dein Kopf nicht leer genug :)
Verständnisfrage: Plottest Du, oder schreibst Du Freehand?

Farean

#258
Zitat von: Sanjani am 13. Mai 2011, 19:37:00
Ich wollte nur sagen, aus so einer Blockade ist es leichter wieder rauszukommen, indem man es einfach mal versucht. Wenn nix da ist zum Schreiben, kann man auch nix versuchen und da ist der Ofen dann erst mal aus. Bei letzterem Problem finde ich das wort Schreibblockade eigentlich auch eher unpassend, weil sich das ja nicht nur aufs Schreiben als solches bezieht, sondern auch weitreichende Konsequenzen für mein Leben hat, in welchem meine Geschichten ja einen festen Teil einnehmen.
So kann man es natürlich auch sehen. So oder so habe ich den Eindruck, wir stimmen im Grundsatz überein, und es geht höchstens darum, was wir nun eigentlich als Schreibblockade bezeichnen, was noch nicht und was nicht mehr. Wie gesagt: ich hatte dir auch nicht widersprechen, sondern im Gegenteil deine Aussage aufgreifen und meine eigenen Gedanken hinzufügen wollen.

Zitat von: Schommes am 13. Mai 2011, 19:48:35
Aber sagen das die Eschbachs dieser Welt nicht auch, dass es eben auch die Schreibblockade gibt, die einfach ein Ruf des Hirns nach Entspannung und Loslassen ist?
Zumindest nicht so, wie Eschbach bei mir hängengeblieben ist. Mir erschienen seine Aussagen immer so, als betrachte er das Wort "Schreibblockade" als faule Ausrede für jene, denen es an Professionalität und Selbstdisziplin im Handwerk des Schreibens mangelt, das aus seiner Sicht eben auch nichts weiter ist: ein Handwerk wie jedes andere.

Zitat von: Judith am 13. Mai 2011, 19:54:47
Ähm ... Entschuldige, aber wieso jetzt dieser Angriff? Ich habe nirgends behauptet, dass es Schreibblockaden nicht gibt, sondern geschrieben, dass es bei mir selbst offensichtlich keine wirklichen Blockaden sind.
@Judith: sorry, dann habe ich dich offensichtlich mißverstanden. Meine ehrliche Entschuldigung. Bei mir war nur angekommen, daß "Disziplin dagegen hilft", aber nicht, wie heftig das Problem für dich ist, obwohl du die Ursache sogar erkannt hast.

der Rabe

Nach allem, was ich hier gelesen habe, komme ich mehr und mehr zu dem Ergebnis, dass es offensichtlich keine Patentrezepte gibt. Was bei mir helfen mag, hilft woanders vielleicht überhaupt nicht...

Ich selbst habe mich jahrelang so sehr unter Druck gesetzt, weil die sogenannten "Fräulleinwunder" - damals alle in meinem Alter oder wenig älter - so hochgeputscht wurden, und ich dachte, damit ich erfolgreich bin, muss ihc auch bis 27 ein supertolles Buch geschrieben haben. ::) Diese Haltung konnte ich erst aufgeben, als ich das Schreiben aufgegeben habe. Das dann dafür aber auch für viele Jahre. Komischerweise kam die Kreativität erst mit der Geburt meiner zwei Nestlinge wieder richtig in Fluss. Beim ersten hatte ich viele Ideen, die ich nicht in Worte fassen konnte, und beim zweiten ist es dann explodiert und tut es quasi noch... Seit fast drei Jahren. 8) Naja. Das Ergebnis ist ein Monster... :zombie:

Was jetzt bei mir auftaucht sind Unlustgefühle beim Schreiben. So dass ich mich teilweise zwingen muss, weiterzuschreiben, oder wenigstens mein Tagessoll zu erreichen. Jetzt gerade wieder. Für diese kleinen Unlustigkeiten habe ich aber inzwischen eine Lösung, bzw. ich habe den Grund dafür erkannt: es liegt daran, dass ich nicht weiß, wie es weitergeht oder dass ich die beteiligten Charaktere nicht gut genug kenne. Lösung sind dann z.B. Interviews oder Plotten. Normalerweise schreibe ich relativ plotfrei, nur manchmal muss ich mir eben Gedanken darüber machen, wie es weitergehen soll.

So im Nachhinein (für meine große Blockade) und auch wenn ich meine kleinen Unlustigkeiten betrachte, habe ich das Gefühl, dass eine Schreibblockade so etwas wie eine Depression ist, die sich eben auf der Ebene des SChreibens äußert. Das kam hier ja teilweise schon rüber, von dem was ich gelesen habe. Und helfen tut dabei vermutlich auch nur, dass man es ernst nimmt. Das Problem ist nur, die Depression zu erkennen, wenn man drin steckt. Als ich meine erkannt habe, war es eine ziemliche Erleichterung, weil ich endlich wusste, was loswar.

Was mir bei meinen kleineren Schreibverstimmungen hilft, sind zum einen die Interviews, die ich mit Protas führe, oder Plotten (das geht aber nur ohne PC, z.B. auf dem Spielplatz), oder indem ich mein Großziel in kleinere runterbreche. Als Beispiel: bei meinem Nanoprojekt habe ich mich nach 93k hilflos in den verschiedenen Handlungssträngen verheddert. Nachdem ich das Teil erstmal einige Monate liegen gelassen habe, bin ich auf die Idee gekommen, diese Stränge auseinander zu sortieren, sie so einzeln zu schreiben, und dann später wieder zusammen... zu flechten. Jetzt habe ich an der Geschichte auch wieder Spaß.

Aber wie gesagt. Das sind die "Unlustigkeiten". Bei der großen Blockade habe ich zwar versucht, mit anderen Schreiberlingen in Kontakt zu kommen, aber so richtig hat das nicht funktioniert, weil die alles was anderes geschrieben haben. Das kam erst hier im Tintenzirkel, dass ich mich als Autor so verstanden gefühlt habe, wie ich bin. Und das hilft mir auch immer wieder ungemein. Komisch, dass das Treffen mit anderen (nicht-Fantasy) Autoren nicht gereicht hat...
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe:

Sanjani

@Schommes: Plotten passiert bei mir meist nur im Kopf und wenn ich mich dann hinsetze, weiß ich schon, welcher Teil des Plots an der Reihe ist.
Nur, wenn ich eine richtige Blockade habe, funzt das plotten halt auch nicht mehr. Da geht einfach gar nichts. Oder richtiger gesagt, es kommt einfach nichts.

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Schommes

Zitat von: Sanjani am 14. Mai 2011, 09:39:26
@Schommes: Plotten passiert bei mir meist nur im Kopf und wenn ich mich dann hinsetze, weiß ich schon, welcher Teil des Plots an der Reihe ist.
Auch wenn das jetzt bestimmt total oberlehrerhaft klingt: Aber genau das könnte das Problem sein. Wenn Du einen vorgeschriebenen Plot hast, gibt es keine "Ich weiß nicht, wie es weitergeht"-Hänger. Ich will nicht sagen, dass das Thema Schreibblockade damit vom Tisch ist, aber es wird sehr viel handhabbarer. Könntest Du Dir vorstellen, einen Plot mal komplett auszuformulieren?

Sanjani

#262
Hallo Schommes,

ich kann mir nicht vorstellen einen Plot auszuformulieren, weil ich die Lebendigkeit in meinen Geschichten brauche. Manchmal entwickeln sie sich ganz anders als geplant. Wenn ich alles schon vorformuliere, werden die Geschichten starr und die Bilder vor meinem geistigen Auge gehen kaputt, dann kann ich überhaupt nicht mehr schreiben. Ich hab das auch manchmal, wenn ich manche Szenen zu oft durchgespielt habe. Dann gehen sie total kaputt und ich möchte sie nicht mehr schreiben.

Außerdem ist es auch oft so, dass ich schon sehr viel über meinen Plot weiß. Früher, bei kürzeren Werken, hatte ich oft den Eindruck, dass der Plot in meinen Gedanken schon vollständig war, sich aber erst beim Schreiben offenbart hat. Zu der Zeit habe ich allerdings auch noch freier geschrieben als jetzt.

Ich habe übrigens den Plot zur Fortsetzung meiner Drachenkrieger tatsächlich mal runtergeschrieben, soweit bekannt, aber dabei ist mir etwas ganz seltsames aufgefallen. Es ist für mich keine Geschichte. Es ist eher so, als hätte ich eine Inhaltsangabe über einen Film geschrieben, wobei nur noch der Text da ist, aber die Bilder fehlen. Und so etwas kann ich nicht aufschreiben. Ich kann nicht sagen "so, heute nehme ich mir Szene X aus dem Plotstrang vor", wenn sie nicht auch in meinem Kopf lebendig ist. Diese Komponente gehört einfach dazu. Ich kann das leider gerade nicht besser beschreiben, aber vielleicht versteht der eine oder andere trotzdem, was ich meine ;-)

LG Sanjani

EDIT: Eine Schreibblockade entsteht darüber hinaus ja nicht nur, wenn man nicht weiß, wie es weitergehen soll, sondern auch dann, wenn einem nichts Neues mehr einfällt, obwohl man vllt gern was schreiben möchte.
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Schommes

Schreiben ist etwas sehr Persönliches. Deswegen will ich Dir auf gar keinen Fall irgendetwas aufdrängen. Ich bin halt nur etwas skeptisch, weil ich irgendwann mal ähnlich angefangen habe wie Du und dann immer wieder diese toten Punkte hatte. Ich wusste nicht, wie die Geschichte weitergeht. Dann auf den nächsten kreativen Moment zu warten, wo mich mal wieder die Muse küsst, habe ich als ungeduldiger Mensch als sehr quälend empfunden.
Ich habe mich dann diszipliniert und angefangen mit Plotten zu arbeiten und schwupps ging es besser. Dabei habe ich den Plot aber nie als Befehl an mich selbst verstanden, sondern nur als groben Leitfaden. Wenn er nicht stimmte, habe ich ihn bereitwillig umgestuppst. Tatsächlich war es häufig so, dass Schreibblockaden beim Umsetzen des Plots sich meist dadurch erklärten, dass ich das Gefühl hatte, der Plot stimmte an der Stelle wo ich angekommen war, einfach nicht mehr. Dann habe ich ihn eben geändert.

Aber wie gesagt, keine zwei Menschen sind gleich und schon gar nicht beim Schreiben. Also mach wie Du denkst.  ;)

Aethra

#264
Bis vor ein, zwei Jahren ging es mir noch anders mit diesem Thema. Ich dachte mir, jede Schreibblockade müsste doch aufgrund von reiner Faulheit zu erklären sein oder, weil mich das Thema, an dem ich schreibe, nicht mehr interessiert.
Dann kamen die zu hohen Erwartungen.
Ideen hatte ich zwar viele und ich schrieb auch die Meisten nieder aber keine davon war es für mich wirklich wert sie auf Papier zu bringen. Also habe ich ein paar Seiten einfach das drauflosgeschrieben, was mir einfiel.
Als Resultat ging dann gar nichts mehr. Vielleicht noch so etwas wie:
"Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, weil der Apfel weit landen kann," aber nichts sinnvolleres. Dieses Erlebnis hatte ich ein paar Mal. Und ich wurde davon abgeschreckt weiter zu schreiben.
Dann kam eine große "Zeit der Stille". Wie so vieles habe ich das Schreiben einfach verdrängt, also einfach nicht mehr daran gedacht. Darum ging es mir auch nicht wirklich ab.
Jetzt beschäftige ich mich gerade nur einen Hauch mit dem Thema. Und schon geht mir das Schreiben wieder ab wie verrückt.

Ein "Geheimrezept" für eine Schreibblockade kann ich nicht bieten. Dafür weiß ich noch viel zu wenig, vielleicht kann es auch gar keins geben. Doch ich weiß, dass ich nie hätte aufhören sollen. Irgendein Weg findet sich immer, Hauptsache man hat Spaß beim Schreiben.

Drachenfeder

Seid dem Streit gestern Abend mit meinem Mann klappt gar nichts mehr. Der Mist bei der ganzen Sache: Es ging beim Streit ums Schreiben!
Nun sitze ich vor leerem Blatt Papier und nicht kommt, nichts will. Totalblockade

Ich gehe jetzt laufen und hoffe das die Anstrengung im Freien bei dem schönen Wetter die Gedanken zur Ruhe und später die Ideen aufs Papier bringen wird.



Grey

Ihr streitet euch ums Schreiben? Aber warum denn? :o
Ach Federchen, lass dich knuddeln. :knuddeln: Laufen tut dir bestimmt gut!

Telas

#267
Ach, das ist echt blöd, Drachenfeder, hoffentlich hat die frische Luft deine Kreativität wieder belebt.

Ich habe immer eine Schreiblockade, wenn sich jemand über meine Schriftstellerei lustig macht. Ich komme einfach nicht darüber hinweg. Gott sei Dank kam es schon seit über 8 Monaten nicht mehr vor.

Drachenfeder

Das Laufen und die frische Lust haben dieses Mal nicht geholfen. Es ging danach ebenso wenig.

Vor dem gestrigen Kino Abend habe ich mich noch mal auf die Rheinstufen in Mainz gesetzt und die letzten Sonnenstrahlen genossen. Mein Federspurenbuch war natürlich dabei. Der Blick aufs Wasser hat dann etwas geholfen. Ich habe ein paar Zeilen schreiben können. Nicht viel aber immerhin.

Dafür hat es heute morgen wieder funktioniert. Auch nicht die Welt, aber ich komme langsam wieder rein. Ich hätte eine längere Blockade nicht überlebt :( Meine armen Engel!

Also mein Geheimrezept: Im freien Schreiben und das am besten in der Nähe vom Wasser (Meer, See, Fluß, ganz ega)



Felsol

Bei so etwas ist es erst mal wichtig, sich nicht zum schreiben zu zwingen, sonst wird es nur noch schlimmer und das was dann dabei herauskommt ist nicht wirklich gut. Wenn ich von so etwas betroffenbin versuche ich immer mich zu inspirieren, indem ich einige sehr inspirierende Texte lese die ich mal geschrieben habe oder ich gehe in Gedanken ein paar inspirierende Szenarien durch.
An die frische Luft zu gehen hilft natürlich auch und beides kombiniert ist der Blockaden-Zertrümmerer schlechthin. Zumindest bei mir.

Ich hoffe, die Betroffenen hier finden schnell eine Lösung, die schnell hilft.