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Wortschatz vergrößern, aber wie ?

Begonnen von Feuertraum, 03. Juni 2008, 23:17:59

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Feuertraum

Ich hoffe, die Frage ist an richtiger Stelle, ansonsten bitte verschieben.

Wörter!
Sie sind wohl das Wichtigste für die Arbeit eines Autoren.
Beim  :buch: ist mir verstärkt aufgefallen, dass nicht wenige Wörter vorkommen, die ich zwar kenne, bei denen ich auch ein Bild vor Augen habe, aber die ich nicht schreibe, weil ich in diesem Moment an diese Bilder nicht denke.

Meine Fragen:

Wie vergrößern Sie Ihren Wortschatz?
Schreiben Sie sich die Wörter raus, kategorisieren Sie diese und greifen darauf zurück, wenn Sie an einer Szene schreiben`?
Oder machen Sie etwas ganz anderes, um sich neue Wörter anzueignen ?

Wißbegierige Grüße

Feuertraum
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Ary

Hi Feuertraum,
ganz einfach - ich lese. Viel, oft und wann immer ich die Gelegenheit dazu habe. Ich lese verschiedenste Autoren, unterschiedlichste Stile und Genres und lerne dabei, ohne es zu merken.
Und wenn mir dann doch mal die Worte fehlen, bemühe ich einen Thesaurus.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Elena

Hm, seinen aktiven Wortschatz zu vergrößern ist wirklich schwer - eigentlich geht das nur durch den konsequenten Gebrauch. Eine Art Trainingsprogramm dafür habe ich nicht, allerdings versuche ich das zu erreichen, indem ich mir immer überlege, welches Wort ich nun genau verwenden möchte. Mitunter suche ich dann in einem Online-Wortschatz nach Synonymen, bis ich das gefunden habe, was ich suchte.

Herausschreiben und kategorisieren bringt meiner Meinung nach nichts, da so etwas in einer gezwungen Sprache endet. Man muss schon Gespür dafür entwickeln, und das geht nur, wenn man die Wörter in den aktiven Wortschatz übernimmt - wie nun auch immer.

FeeamPC

#3
Ich habe gerade meinen (Fach-) Wortschatz drastisch vergrößert, indem ich ein englisches Buch ins Deutsche übersetzt habe. Die Wortschatzvergrößerung bezog sich dabei auf beide Sprachen. Übersetzungen fordern alle Sprachreserven, insbesondere wenn man mehrere Nachschlagewerke benutzt, um die bestmögliche Übersetzung zu finden.

Coppelia

#4
ZitatIch habe gerade meinen (Fach-) Wortschatz drastisch vergrößert, indem ich ein englisches Buch ins Deutsche übersetzt habe

Das ist auch mein Vorschlag. Lesen bringt ja eher Wörter in den rezeptiven "passiven" Wortschatz ein, was auch gut ist. Aber nicht alles, was man liest, würde man auch schreiben.
Wo ich vor dem Examen jeden Tag eine Seite Latein in möglichst gutes Deutsch übersetzt hab (schriftlich natürlich), konnte ich ganz deutlich merken, wie mein Wortschatz wuchs. Ich habe sehr viele neue Wörter gelernt und auch neue Verwendungsweisen für die, die ich schon kannte. Das lag nicht nur daran, dass ich Dinge übersetzen musste, über die ich mir noch nie Gedanken gemacht hatte, sondern auch daran, dass ich vom Sinn und vom Stil/Niveau genau das richtige Wort treffen musste. Vor allem in den Gebieten Politik und Rhetorik kenne ich jetzt viel mehr Wörter, aber auch für Alltägliches. Episches Vokabular kannte ich schon immer, bin aber mutiger geworden, es zu verwenden, wenn es passt.

Es ist viel Arbeit, aber ich denke, sie lohnt sich. Englisch ist sicher fast ebensogut geeignet wie Latein, obwohl Latein noch den "Vorteil" hat, dass es eher wenige Vokabeln hat. Da war es noch "herausfordernder" (um's mal positiv zu sagen ;D), den richtigen Ausdruck zu finden.

Jedenfalls war ich beim Schreiben verblüfft, welche Wörter ich selbstverständlich benutzt habe, die ich vorher kaum kannte.

Grey

Übersetzen ist wirklich eine gute Sache. Ich habe seinerzeit, als ich noch so 14 war, alle möglichen Liedtexte übersetzt und dabei gleichzeitig Englisch und Deutsch gelernt. Später mit Spanisch hab ich es genau so gemacht, und bei Englisch mach ich es immer noch so, wenn ich da ein Wort nicht kenne (glaubt ihr nicht? Hört Edguy - ihr werdet staunen, wie viele englische Wörter es gibt, die ihr noch NIE gehört habt ... :gähn: )

Tja ... und was noch? Sich in bislang unbekannte Tätigkeiten einzuarbeiten, hilft auch. Das stelle ich gerade wieder an mir selbst fest. Vor ein paar Monaten noch wäre ich nie darauf gekommen, in einem normalen Gespräch Wörter wie "Kabelzugentlastung", "flanschen" oder "Pfostensteckverbinder" zu benutzen. Aber jetzt ... Wie weit das allerdings für Romane hilft, weiß ich noch nicht ;)

JulyRose

Übersetzen hilft ungemein!

Bis vor einem Jahr hätte ich das nicht geglaubt. Aber im Moment sitze ich an meinem vierten Übersetzungsauftrag - Nr. 5 steht schon in den Startlöchern - und bin heilefroh, dass ich damals die Chance, die sich mir bot, angenommen habe. Denn seitdem habe ich tatsächlich einen wachsenden Wortschatz - in beiden Sprachen (ich übersetze Romane aus dem Englischen).

Das war für mich eine unglaublich tolle Erfahrung, und ich hoffe, das Übersetzen wird weiterhin Teil meiner Arbeit sein - denn es ergänzt das Schreiben ganz außergewöhnlich gut.

Liebe Grüße
Juliane

Ary

Ich übersetze nicht so viel, aber ich lese viel auf Englisch, sowohl Romane als auch Fachliteratur, und ich habe immer ein Wörterbuch neben mir oder, wenn ich gerade online bin, das Leo-Wörtebuch offen. Das erweitert sowohl den englischen wie auch den deutschen Wortschatz, und das hilft mir wieder sehr beim Songs schreiben. Was mir noch fehlt ist ein englisches Reimlexikon. Wenn ich mal einen Reim brauche, fällt mir meistens nur totaler Schwachsinn ein, der entweder nicht passt oder zu kitschig ist.
In der Schule ging es mir wie Coppi - ich habe einiges über Verwendung von Wörtern, bedeutungen und Synonyme durch das Übersetzen aus dem Lateinischen ins Deutsche gelernt.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Churke

Bücher sind sehr lang und man neigt dazu, die Wörter zu überlesen, so dass sich der aktive Wortschatz kaum verändert. Kurze Texte bringen mehr, aber die sollten dann auch etwas ausgefallener sein. Ideal: Fachliteratur. Da gibt es haufenweise Wörter, die vom Laien noch verstanden werden, obwohl er sie nie benutzt.  ;D

felis

@Feuertraum, bei mir läuft das auch eher intuitiv über
1. viel lesen und zwar querbeet, Belletristik verschiedner Genres und Jahrhunderte, Sachbücher Fachbücvher ...
2. viel schreiben (beruflich zwar Fachtexte und Gutachten, aber auch das ist wortschatzvergrößernd)  ;)

Falckensteyn

Selbst habe ich auch oft das Gefühl, dass mein Wortsch(w)atz oft zu klein ist und erheblich ausgebaut werden könnte.

Ich bin auch der Meinung, dass Du Deinen Wortschatz vor allem durch vieles, aufmerksames Lesen erweitern könntest. Vor allem wenn Du bewusst liest und Dir einzelne, interessante Wörter anstreichst, kannst Du eine Art "Bookmark" setzen. Wenn Du später diese "Bookmarks" immer wieder ansiehst und die Wörter liest, ergibt sich sowas wie ein Drilling. Das könnte vielleicht helfen.

Issun

Mein Wortschatz bereitet mir auch oft Sorgen, vor allem da ich zu sehr an diversen "Lieblingswörtern" klebe, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte ziehen und früher oder später zum Störfaktor mutieren. Ich finde einfach keinen passenden Ersatz und verbringe Stunden damit, Thesaurus zu durchforsten. Oft aber merke ich gar nicht, dass ich mich wiederhole.
Beim Lesen werden einem manchmal interessante Worte auf dem Silbertablett serviert, die nach und nach auch in den eigenen Sprachgebrauch einfließen. Selten habe ich mir Redewendungen notiert, die mich besonders angesprochen haben, allerdings halte ich nicht viel davon, ein Register anzulegen, denn Schreiben sollte frei und locker sein.

felis

@Issun, kann man überhaupt anders als frei und locker?
Beim ersten formuleiren setz ich mir überhaupt keinen Zwang - sonst bekäme ich wahrscheinlich nie was aufs Papier. ausmerzen von Doppplungen, suchen von alternativen Begriffen  u. ä. kommt erst beim überarbeiten, bei mir jedenfalls.

Melchior

Meine bevorzugte Methode: ebenso geschwollen reden wie man schreibt/es liest*

Übersetzen hilft natürlich wirklich sehr, deutlich mehr als nur fremdsprachige Texte lesen und verstehen. Beim Latein habe ich nur immer das Problem, dazu zu neigen, dessen Konstruktionen entsprechend auch im Deutschen zu verwenden.
Sonst »sammle« ich auch bewusst seltene Wörter, wenn sie mir beim Lesen auffallen. lesen-->übermäßig oft anwenden-->merken (im Bestfall). Als Quellen eignen sich hier besonders Märchen, solange man mit dem Wortgut behutsam umgeht.

*Kann zu Nebenwirkungen in der Außensicht der eigenen Person führen.  ;)

Grey

Ganz unter uns ... ich habe sowas wie eine Allergie gegen geschwollenes Reden ... :psssst: ;)