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Wenn eure Geschichten euch zum Weinen bringen

Begonnen von PinkPuma, 18. Dezember 2015, 10:11:03

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PinkPuma

Liebe Zirkler,

aus gegebenem Anlass musste ich einfach diesen Threat eröffnen, weil mich eure Erfahrungen sehr interessieren.

Es ist sicher keine Seltenheit, dass Bücher einen zu Tränen rühren. Ich jedenfalls habe das ein oder andere Exemplar im Regal, bei dem ich einfach weinen musste – egal ob aus Rührung oder weil es so traurig und schmerzlich schön war. Wie aber sieht es bei den eigenen Texten aus?

Ich bin normalerweise relativ hart im Nehmen, was das Schicksal meiner eigenen Figuren angeht. Tränen haben sie mir bislang nie in die Augen getrieben, vielleicht allein deswegen, weil ich als Autor ja weiß, wie es ausgehen wird. Naja, aber ich bringe auch ab und an Figuren um – auch das macht mir eigentlich nichts aus.

Momentan schreibe ich aber meinen diesjährigen NaNo-Roman fertig und muss gestehen, dass ich schon mehr als einmal mit Tränen in den Augen vor dem Laptop saß. Im Roman geht es viel um Drogen und bezahlten Sex – beides Dinge, die ich selbst nie am eigenen Leib erfahren habe. Ich kann also nicht behaupten, dass mich die Geschichte so berührt, weil viel von mir selbst drinnen steckt. Es ist eher so, dass mich die Interaktion der beiden Protagonisten berührt. Sie kämpfen verzweifelt um sich selbst und ihre Liebe. Sie wissen beide, dass es nicht gut gehen kann und trotzdem können sie einander nicht loslassen.

Kennt ihr das, dass eure eigenen Geschichten euch zum Weinen bringen?
Ich finde es beinahe merkwürdig, weil es schon ein wenig selbstverliebt rüberkommt. Es hat so einen Touch von ,,oh, meine Geschichte ist so toll, dass ich weinen muss". So ist das natürlich nicht gemeint.
Erzählt mal! :)



P.S. Sollte der Beitrag hier im falschen Board gelandet sein, sorry!

LinaFranken

#1
Also als erstes habe ich Angst, deine Geschichte weiter zu verfolgen  ::)

Aber ich kann das gut nachvollziehen. Bei mir geht das sogar so weit:
-schlimme Nachrichten im Fernsehn - *Schulterzucken*
-schlimme Nachrichten aus Bekannten/Familienkreisen - *Schulterzucken*
-schlimme Nachrichten im Lieblingsbuch/Serie - *Gott, neeein! Waruuum?!!! Er war noch so jung! *  :d'oh:

Ein Psychiater würde vielleicht sagen, das ich ungern emotionale Bindungen eingehe und fiktive Bindungen im Gegensatz zu echten nicht so verletzend sein können. Aber ich bin eher der Meinung, dass man zu fiktiven Figuren durchaus eine emotionale Bindung aufbauen kann und das auch wenn man schon die 30 hinter sich hat. Besonders wenn die Figuren von einem selbst erschaffen wurden. Bei mir entwickelt sich da so ein bisschen Verantwortungsgefühl und ich fühle mich auch schuldig, wenn ich sie leiden lasse. Andererseits, wenn das traurige Ereignis für die Geschichte wichtig ist, kann ich auch nicht anders. Ich kann mich in meine Geschichten aber auch gut hineinversetzen und habe dann das Gefühl, ich wäre live dabei, weshalb es mich dann auch mitnimmt. Und da ist es auch egal, wie oft ich die Stelle überarbeite und wie oft ich sie lese, ich muss trotzdem jedes Mal aufs neue weinen. Ich stelle auch fest, das ich gerade bei Dingen, die ich selbst noch nie erlebt habe, eher mitfühle, als bei solchen, die ich selbst kenne und schon desensibilisiert bin.

Guddy

#2
Zitat von: PinkPuma am 18. Dezember 2015, 10:11:03
Ich finde es beinahe merkwürdig, weil es schon ein wenig selbstverliebt rüberkommt. Es hat so einen Touch von ,,oh, meine Geschichte ist so toll, dass ich weinen muss".
Das finde ich gar nicht. :)
Ich habe eigentlich auch eher den Verdacht, dass man bei seinen eigenen Geschichten schneller weint. Zumindest ist es bei mir der Fall und das nicht, weil ich meine eigenen Geschichten so geil finden würde, dass mir vor lauter Glück über meinen Schreibstil Tränen in die Augen schießen. Sondern einfach, weil ich mich sehr in die Geschichte hinein versetzen muss, um sie schreiben zu können. Meinen eigenen Figuren bin ich oft näher als den Figuren anderer Autoren - weil ich sie besser kenne, mir ihre Hintergründe klarer sind und ich nicht nur die gerade erlebte Gegenwart, sondern auch die Vergangenheit und ihre Zukunft, sprich die Gründe und auch die Konsequenzen kenne.

Meine derzeitige Geschichte finde ich deswegen auch hochemotional auf diversen Ebenen. Also ja, ich kenne das auch.

Zitat-schlimme Nachrichten im Fernsehn - *Schulterzucken*
-schlimme Nachrichten aus Bekannten/Familienkreisen - *Schulterzucken*
-schlimme Nachrichten im Lieblingsbuch/Serie - *Gott, neeein! Waruuum?!!! Er war noch so jung! *
Das wiederum ist bei mir genau anders gewichtet. Schlimme, reale Nachrichten berühren mich sehr, Familien- und Freundesgeschichten sowieso, doch da geht es zum Glück nicht um Totschlag, Familiendramen und Krieg, insofern...

Trippelschritt

#3
Ich habe ganz nah am Wasser gebaut. Aber es sind bei mir immer Tränen der Rührung. Und die fließen auch in meinen eigenen Geschichten und da schäme ich mich auch nicht, denn ich lebe meine Gechichten und wenn ich dann aufhören muss zu schreiben, weil ich nichts mehr sehe, dann weiß ich wenigstens, dass mich diese Stelle gepackt hat. Aber ich bin auch ein sentimentaler Hund, der bei anderen Geschichten oder Filmen weint, wenn dort auf den richtigen Knopf gedrückt wird.
Bei viel Sentimentalität empfieht es sich allerdings später die eigene Geschichte auf den Kitschfaktor zu überprüfen.

Liebe Grüße
Schnüff
Trippelschritt

PinkPuma

Zitat von: Guddy
Zitat von: PinkPuma
Ich finde es beinahe merkwürdig, weil es schon ein wenig selbstverliebt rüberkommt. Es hat so einen Touch von ,,oh, meine Geschichte ist so toll, dass ich weinen muss". So ist das natürlich nicht gemeint.
Das finde ich gar nicht. :)
Ich habe eigentlich auch eher den Verdacht, dass man bei seinen eigenen Geschichten schneller weint. Zumindest ist es bei mir der Fall und das nicht, weil ich meine eigenen Geschichten so geil finden würde, dass mir vor lauter Glück über meinen Schreibstil Tränen in die Augen schießen. Sondern einfach, weil ich mich sehr in die Geschichte hinein versetzen muss, um sie schreiben zu können.
Puuuuh, dann bin ich ja beruhigt, dass nicht nur ich heulend vor dem Laptop sitze. ;D

Dass man den eigenen Figuren näher sein muss, macht natürlich absolut Sinn und ist wahrscheinlich auch der Knackpunkt. Dennoch bin ich auf weitere Meinung gespannt, da es mir bislang wie gesagt nie so ging, dass eigene Geschichten mich dermaßen mitgenommen haben.


Zitat von: Lina FrankenEin Psychiater würde vielleicht sagen, das ich ungern emotionale Bindungen eingehe und fiktive Bindungen im Gegensatz zu echten nicht so verletzend sein können.
Da ist natürlich was Wahres dran. Eine selbst erfundene Figur wird mich nie verletzen, denn ich kann sie einfach so schreiben, dass sie es nicht tut. Aber genau deshalb können eigene Figuren/eigene Geschichten ja auch ein Weg sein, Erlebtes zu verarbeiten. Oder es muss nicht mal unbedingt selbst Erlebtes sein - einfach Dinge, die einen auf irgendeiner Ebene berühren und beschäftigen.


Ich frage mich gerade, was es für Themen sind, die uns am meisten in den eigenen Geschichten bewegen?
Ich bin eher abgeklärt, wenn es darum geht, Figuren umzubringen - und das, obwohl ich mit dem Tod im engsten Familienkreis als Jugendliche Erfahrungen gemacht habe. Meine derzeitige Geschichte hat wie gesagt viel mit Drogen zu tun, aber was mich berührt ist eher der Kampf, den die beiden Protas mit sich selbst und ihrer Liebe ausfechten. Dieses Gefühl, genau zu wissen, dass es nicht funktionieren kann und dennoch nicht loslassen zu können. Zuzusehen, wie der Partner sich kaputt macht und sich damit selbst wehzutun. Und das Wissen, dass man dem anderen gerade weh tut und man macht es trotzdem.


EDIT: Hat sich mit Trippelschritt überschnitten.


Off Topic:
Zitat von: Lina FrankenAlso als erstes habe ich Angst, deine Geschichte weiter zu verfolgen  ::)
Musst du nicht, ich poste gleich noch was im Romanthreat. ;)

Sturmloewin

#5
Also ich kenne das auch von mir. Ich weine nicht bei jeder Kleinigkeit, aber manchmal eben doch.
Ich glaube auch, dass das stimmt:

Zitat von: Guddy am 18. Dezember 2015, 10:49:27

Ich habe eigentlich auch eher den Verdacht, dass man bei seinen eigenen Geschichten schneller weint. Zumindest ist es bei mir der Fall und das nicht, weil ich meine eigenen Geschichten so geil finden würde, dass mir vor lauter Glück über meinen Schreibstil Tränen in die Augen schießen. Sondern einfach, weil ich mich sehr in die Geschichte hinein versetzen muss, um sie schreiben zu können. Meinen eigenen Figuren bin ich oft näher als den Figuren anderer Autoren - weil ich sie besser kenne, mir ihre Hintergründe klarer sind und ich nicht nur die gerade erlebte Gegenwart, sondern auch die Vergangenheit und ihre Zukunft, sprich die Gründe und auch die Konsequenzen kenne.

Denn ich ertappe mich oft, wie ich etwas höchst emotional finde, was andere vielleicht in einem Seitensatz hinnehmen.
Ich glaube, es liegt daran, wenn es Themen sind, die uns besonders berühren und da ist es denke ich egal, ob es nun so etwas "Schlimmes" wie Tod ist oder "einfach nur" ein emotionaler Kampf.

Wichtig ist, wie nah wir unseren Figuren sind und das kann dann auch sehr traurig werden.

Ich weiß aber zum Beispiel auch, dass Sachen, die man persönlich mit sich in Verbindung bringt, emotionaler bei mir ankommen.

In meinem Nano/momentanen Projekt zum Beispiel kommt eine Katze drin vor. Diese Katze war ursprünglich angelehnt an meine eigene Katze. Dann wurde mir klar: Ich muss  sie für den Handlungsverlauf sterben lassen. Aber das ging einfach nicht, das hat mir physische Schmerzen bereitet. Ich konnte doch nicht meine eigene Katze umbringen!
Also Figur umgeschrieben. Fiktive Katze. Und die sterben lassen.
Ich habe trotzdem geflennt wie ein Schlosshund, aber da weniger wegen meinem eigenen Kummer als stärker wegen der Geschichte.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich stimme Guddy zu.

UND ich finde es überhaupt nicht merkwürdig, wenn einen die eigenen Geschichten zu Tränen rühren. Ist doch eigentlich ein gutes Zeichen, oder?
So when the world knocks at your front door
Clutch the knob tightly and open on up
And run forward and far into its widespread, greeting arms
With your hands outstretched before you
Fingertips trembling, though they may be
--- Anis Mojgani "Shake the Dust"

HauntingWitch

Also, ich finde das auch nicht merkwürdig. Ich weine sehr oft beim Schreiben emotionaler Szene, einerseits weil ich mich sehr tief in die Charaktere hineinversetzen muss und möchte, weil ich sie dadurch natürlich besser schreiben kann. Wenn ich es schaffe, nicht einfach nur mit ihnen mitzufühlen, sondern zu fühlen, wie sie fühlen, dann kann ich die Emotion auch besser transportieren. Das finde ich nur logisch. Deshalb denke ich auch, dass es ein gutes Zeichen ist, wenn man bei der eigenen Geschichte weinen muss. Die besten Texte entstehen aus den stärksten Gefühlen. Und ja, es klingt sicher eingebildet, wenn ich das sage, aber eigentlich ist es nur, was ich bei anderen beobachte und hoffe, dass es auch auf mich zutrifft. ;D ;)

Ein weiterer Punkt ist für mich, dass man seine Charaktere ja mag. Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber für mich sind sie ein bisschen wie Freunde oder Familie. Natürlich nicht genau wie die realen Freunde, weil sie ja nicht real sind, aber vom Gefühl her... Natürlich macht mich das dann traurig, wenn einer sterben muss oder verletzt wird oder schlimme Dinge erlebt.

Welche Themen es sind? Hm, da stimme ich Regentänzerin zu. Ich denke, es hat viel damit zu tun, wie man zu einem bestimmten Thema steht. Ich musste beispielsweise vor Kurzem bei einer Fernsehserie weinen, weil die eine Protagonistin mit ihrer Mutter konfrontiert wurde, die etwas schwierig ist. Und ich dachte nur noch: Mensch, woher kennen die Autoren dieser Serie mein Leben?! Natürlich hat mich das mehr berührt, als sagen wir, wenn ein Charakter stirbt, den ich sowieso doof fand. Ich glaube, so haben wir alle unsere Themen, die uns mehr berühren und jene, die uns eben kalt lassen.

Franziska

Da bin ich ja froh, dass ich nicht die einzige bin. Ich weine normalerweise nicht schnell. Auch nicht bei Filmen oder Büchern, so gut wie nie. Aber bei meinen eigenen Figuren? Das geht so weit, dass mir manchmal spontan Szenen kommen, von neuen Figuren und wenn das eine emotionale Szene ist, kann ich schon mal weinen. Und dann denk ich mir ähm, das war jetzt aber etwas übertrieben. ::) Wenn es Figuren sind, die mich länger begleiten kann ich mich da noch besser hineinversetzen. Ich fühle das eigentlich immer komplett mit. Manchmal denke ich, dass ist schon fast nah am Schauspiel. Besonders wenn meine Hormone eh durcheinander sind, ich eh etwas angeschlagen bin oder so kann ich da echt losheulen.  ;D Besonders, wenn ich die Figuren leiden lasse oder auch wenn es einfach emotional oder rührende  Szenen sind. Können ja auch schöne Szenen sein.

Asterya

Ich bin ebenfalls erleichtert, dass es so vielen anderen auch so geht. Ich leide bei Filmen und Büchern immer mit, aber bei meinen eigenen Figuren ist das nochmal eine Spur stärker und das liegt sicher nicht daran, dass ich meinen Schreibstil gut finde. Es kommt für mich also kein bisschen selbstverliebt rüber, wenn man sagt, dass man bei seinen Geschichten weint. Wenn ich eine lustige Szene schreibe, fange ich manchmal wild an zu kichern, bei traurigen (oder seltener auch bei besonders schönen) Szenen fließen dann eben auch mal Tränen. Das ist einer der Gründe, warum ich überhaupt nicht schreiben kann, wenn jemand anders im Raum ist. Wenn ich mich einer besonders emotionalen Szene nähere, versuche ich, die möglichst dann zu schreiben, wenn ich danach noch ein bisschen Zeit habe, wieder runterzukommen. Schlimm finde ich auch diese kleinen Nebensätze, die man eigentlich nur versteht, wenn man die Figur wirklich kennt. Ein Außenstehender nimmt das vielleicht mit einem Schulterzucken hin, als Autor erschließt sich jedoch die vollständige Bedeutung. Manchmal verfolgen mich diese Kleinigkeiten sogar länger als wirklich dramatische Szenen. Da passiert dann halt gerade in dem Moment etwas besonders Schlimmes/Trauriges. In den ständigen kleinen Andeutungen zeigt sich jedoch, dass die Figur in ihrem ganzen Denken und Leben von irgendeiner Sache beeinflusst wird, die sie nicht mehr loslässt. Das berührt mich meist noch viel mehr.
Zu den Themen: Ich denke, es sind Dinge, die einen im Alltag umgeben. Da ich bis auf ein paar Knochenbrüche noch keine größere Verletzung hatte, leide ich so gut wie gar nicht mit, wenn eine Figur körperlichen Schaden davonträgt. Bei Themen wie hoffnungsloser Liebe (die ja viele schonmal erlebt haben, oder zumindest einen Fall im Bekanntenkreis haben), Streit, dem Gefühl, jemanden leiden zu sehen und ihm nicht helfen zu können, etc. sieht das ganz anders aus, zumindest bei mir.
You wake up every morning to fight the same demons that left you so tired the night before. And that, my love, is bravery.

Romy

Natürlich nehmen mich meine eigenen Geschichten mich auch immer sehr mit, trotzdem passiert es mir eher selten, dass ich Tränen in die Augen bekomme, oder gar richtig weinen muss. Es kommt aber auch vor. Das letzte Mal beispielsweise auch im zurückliegenden NaNo, bei einer sehr emotionalen Szene, wo ich beim Schreiben regelrecht weggedriftet bin und erst, als die Szene fertig war, so richtig bemerkt habe, dass ich geweint habe. Das war mir selbst schon etwas unheimlich.  :d'oh:
Insgesamt passiert es mir aber doch noch öfters, wenn ich "fremde" Texte lese, Filme gucke, oder schreckliche/anrührende Dinge in den Nachrichten höre. - Vermutlich liegt es daran, dass ich bei meinen eigenen Geschichten ja schon weiß, was passiert.
Der NaNo ist aber auch noch mal eine besondere Ausnahmesituation, da lebt und leidet man einfach einen ganzen Monat lang so eng mit diesem Roman und den Figuren und schreibt (jedenfalls die meisten von uns) mehr als in jedem anderen Monat, was die Bindung noch einmal intensiviert.

Klecks

Oh ja, meine Geschichten bringen mich zum Weinen, und das nicht nur, während ich schreibe.  :versteck:  Ich habe viele Plots ohne Happy End, und wenn ich dann zum Beispiel im Fernsehen oder durch ein trauriges Lied an diesen Plot erinnert werde, geht es bei mir sofort los. Mir tut das Herz weh, ich weine ... das volle Programm. Einerseits kommt das von mir als sowieso sehr emotionale Person, die ihre Figuren liebt, also traurig ist, wenn sie leiden; und dann gibt es noch den Aspekt, dass man ja sehr nahe dran ist an seinen Figuren, sie kennt, sich in sie hineinfühlen muss; und das bedeutet für mich beides, dass Tränen fließen, wenn etwas Trauriges passiert.  :d'oh:

PinkPuma

Puuuh ich bin ja erleichtert, dass offenbar doch so viele manchmal beim Schreiben mitweinen. Dann kann ich ja beruhigt weiter heulend vor dem Laptop sitzen. ;D


Zitat von: Asterya
Schlimm finde ich auch diese kleinen Nebensätze, die man eigentlich nur versteht, wenn man die Figur wirklich kennt. Ein Außenstehender nimmt das vielleicht mit einem Schulterzucken hin, als Autor erschließt sich jedoch die vollständige Bedeutung. Manchmal verfolgen mich diese Kleinigkeiten sogar länger als wirklich dramatische Szenen. Da passiert dann halt gerade in dem Moment etwas besonders Schlimmes/Trauriges. In den ständigen kleinen Andeutungen zeigt sich jedoch, dass die Figur in ihrem ganzen Denken und Leben von irgendeiner Sache beeinflusst wird, die sie nicht mehr loslässt. Das berührt mich meist noch viel mehr.
Das finde ich auch einen super wichtigen Punkt! Ich liebe diese kleinen Momente, diese kleinen Sätze, die oft mehr vom Innenleben einer Figur offenbaren als ein seitenlanger Absatz. Besonders toll natürlich, wenn das beim Leser dann genauso ankommt.


Je länger ich über dieses Thema nachdenke, desto mehr stelle ich fest, dass die Intensität des "Mitleidens" bei mir auch ein wenig genreabhängig ist. :hmmm: Meinen Figuren in Fantasy-Romanen kann ich echt eine Menge antun, ohne mit der Wimper zu zucken. Während ich bei allem, was unter Contemporary fällt, mehr mitleide. Ich würde nicht sagen, dass ich zu meinen Fantasy-Figuren einen weniger innigen Bezug habe. Im Gegenteil, gerade Ranvé, ein Prota aus meinem "Elfendiener" begleitet mich schon seit Jahren. Aber irgendwie ist die ganze Fantasy-Welt fiktiver, vielleicht ist es das, was mehr emotionalen Abstand schafft. Hingegen gerade bei meinen Gay Romances leide ich wirklich mit. Vielleicht, weil es näher an der Realität ist und man dann dieses Gefühl von "das könnte wirklich so passieren" hat.

Trippelschritt

@ PinkPuma. Ich bewege mich jetzt hart an der Grenze des OT, wenn ich Deiner Position, dass die Fantasy-Welt genrebedingt fiktiver ist und mehr emotionalen Abstand schafft als andere Welten, eine Gegenposition gegenüberstelle. Dass es in Deinen Geschichten so ist, wie Du beschreibst, möchte ich nicht bestreiten, denn ich kenne sie nicht. Aber für mich, meine Art zu schreiben und was ich damit bewirken möchte, ist eine Fantasywelt, die sich emotional von mir entfernt hat, eine Fehlschöpfung. Vielleicht lohnt es sich, darüber mal generell zu diskutieren. Für mich kann ich nur sagen, dass das, was in meinen Welten wichtig ist, ganz nah an mir dran ist. Es wurde auch bewusst von mir so gewählt. Ob der Leser das goutiert, ist eine andere Sache. Tolkien ist ebenfalls nahe dran, wie auch Rowling mit Harry Potter sie hat auch geweint). Krieg der Sterne hat Distanz gewählt und das Lied von Eis und Feuer nimmt eine Zwischenposition ein. Der Rosenkrieg ist weit weg, weil es so etwas heute nicht mehr gibt. Die Probleme einzelner Figuren sind allgemeingültig menschlich. Aber das mag jeder anders sehen.
Und ich weine bei meinen Fantasyfiguren (bei einigen jedenfalls und das immer vor Rührung), aber nie bei einem Kriminalroman. Bei Liebesromanen nur, wenn sie wirklich exzeptionell geschrieben sind wie die von Nina George beispielsweise, und generell bei Contemporaries auch nie, weil die Figuren in meinen Augen immer jede Menge Wahlmöglichkeiten haben.

Kurzum: Es mag bei Dir so sein, weil Du so schreiben möchtest, wie Du schreibst, was ich hier ganz bestimmt nicht kritisieren will. Bei mir verhält es sich allerdings genau anders herum. Aber das Wichtigste ist doch vor allen anderen Dingen, dass man als Autor und Leser zu seinen Gefühlen stehen sollte. Und da sind wir wieder eng beieinander.

Liebe Grüße
Trippelschritt

PinkPuma

Lieber Trippelschritt, vielen Dank für deine Einschätzung! Ich finde es spannend, dass es bei dir quasi genau andersrum ist. Generell möchte ich auch nicht sagen, dass Fantasy weniger emotional ist. Ich mache lediglich beim Schreiben die Erfahrung, dass ich persönlich bei Contemporary mehr mitleide.
ABER als Leser widerum kann ich bei Fantasy genauso weinen, mitfühlen, lachen etc. wie bei jedem anderen Genre auch. Ein Fantasy-Roman, der keinerlei Emotionen in mir weckt, wäre auch für mich eine "Fehlschöpfung" - aus Lesersicht. Wenn ich ein Buch lese, will ich berührt werden - egal welches Genre.
Als Autorin aber merke ich, dass mich "alltägliche Figuren" mehr berühren, als meine Elfen, Zwerge usw. Es ist irgendwie so ein Nachbarschafts-Gefühl.  ;)

foxgirl

Schön, das auch mal von anderen Leuten zu lesen. Ich habe das bei meinem aktuellen Projekt unheimlich gemerkt. Vielleicht liegt das daran, dass ich sonst "gnädiger" war, als ich es dieses Mal bin. Ich habe natürlich auch wichtige Figuren sterben lassen, aber sie waren mir noch nie so nahe, wie meine jetzigen. Vor Kurzem kamen mir tatsächlich die Tränen, nur als ich festgestellt habe, dass ich nicht darum herum komme meinen absoluten Liebling zu töten. Ich dachte daran, wie viel er bis zu diesem Punkt zu leiden hat und dann war es vorbei. Ich war recht froh, dass ich zu dem Zeitpunkt allein war, die meisten Leute um mich herum verstehen es nicht einmal, wenn mir bei Büchern, die ich lese, die Tränen kömmem.
Ich glaube bei mir hat die Emotionalität bei diesem Roman auch damit zu tun, dass er mir ein ganz besonderes Anliegen ist. Ich habe an keiner Idee je so lange gegrübelt, so viele fehlgeschlagene Anfänge fabriziert. Ich nehme an, deshalb fiebere ich noch mehr als sonst mit meinen Figuren mit. Ich freue mich, wenn ich glückliche Szenen schreibe, aber weine auch unheimlich oft, wenn die Szene traurig ist. Manchmal finde ich das selber auch etwas schwer zu begreifen, besonders wenn ich weiß, ich könnte im Prinzip das Schicksal der einzelnen Charaktere ändern, aber es geht einfach nicht, selbst wenn mir das manchmal ein bisschen das Herz bricht. Ich weiß, das ist jetzt etwas seltsam erklärt, aber vielleicht versteht ihr ja, was ich meine.