Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Amaretin am 13. September 2011, 16:30:26

Titel: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Amaretin am 13. September 2011, 16:30:26
Also ich arbeite jetzt nun schon seit einiger Zeit an meinem ersten Roman und nun bin ich schon wieder ein Problem gestoßen (ich scheine irgendwie das Talent zu haben aus allem ein Problem zu machen oder die Probleme finden mich magisch ;) ).
Es geht darum, ob meine Figuren Nachnamen haben sollen.
Nun meine Frage: Gebt ihr in all euren Geschichten euren Figuren Nachnamen oder lasst ihr das weg? Verwirrt das am Ende nur den Leser oder fördert das Nachnamen-Geben den Überblick zu behalten?
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: caity am 13. September 2011, 16:41:38
Hallo Amaretin,

ob Nachnamen oder nicht hängt imho stark vom Setting ab.
In meinem Anfangswerk gibt es keine Nachnamen, wobei ich das mittlerweile eher bereue und in der Regel zumindest ein "X aus Y" hinzufügen, weil ich finde, das solche näheren Angaben schon wichtig sind, aus realistischen Gründen: Es kann einfach nicht beliebig viele Namen geben, meiner Meinung nach. Wie ausführlich die Namen in den Romanen selber verwendet werden - Geschmackssache, muss imho nicht großartig vorkommen, es sei denn, man benutzt es als Stilmittel. Ich fand es in Harry Potter z.B. interessant, dass die Nachnamen ja in der Regel eher abfällig benutzt wurden, zumindest, sofern man keine Berufsbezeichnung oder "Mister" oder so davor gesetzt hat, das werde ich, denke ich, in meinem neuen Werk kopieren. Ansonsten arbeite ich in Fantasywelten gerne mit irgendwelchen Anhängen für -sohn oder -tochter und dann den Namen der Mutter oder des Vaters als eine Art "Nachname".

Insgesamt muss Nachname nicht, aber er stört mich auch nicht und teilweise finde ich ihn einfach sinnvoll, um die Welt stimmiger darzustellen.

Bye
caity
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Farean am 13. September 2011, 16:46:39
@Amaretin: Von was für einem Setting reden wir denn? Jetztzeit/Mystery, Pseudomittelalter-Fantasy, Steampunk oder eine ganz andere Richtung?
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Leandors am 13. September 2011, 16:48:23
Bei mir kommt es wohl auf das Genre an. Wenn die Geschichte im Jetzt spielt, vergebe ich eigentlich immer Nachnamen. Bei Geschichten in einer Fantasy-Welt, bekommen nur die wichtigsten Charas einen Nachnamen, der je nach Gefühl und Wichtigkeit (Freundliche Anrede zu Herrscher usw.) genutzt wird.
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Darielle am 13. September 2011, 16:49:40
Hallo Amaretin,

ich sitze zwar auch noch am Debut, jedoch bereite ich nun mein zweites Projekt vor, was so richtig Fantasy werden darf. In diesem Sinn erlaube ich mir, einfach mal das als Antwort zu geben, was in meinem Kopf rumspukt.
Es kommt in meinen Augen zum einen aufs Setting und auf die Masse der Figuren an. Zum anderen welche Rolle die Figur einnehmen soll. Es gibt Bücher (nicht nur in der Fantasy), da sind Namen und Nachnamen so massig vorhanden, dass man froh wäre, wenn man sich nur die Vornamen merken müsste. Dann gibt es wieder Bücher mit ausreichend wenig Charakteren, bei denen ein Nachname hilft, die Figur tiefgreifender und mehrdimensionaler zu bekommen.
Ich werde es bei meinen Falva so handhaben, dass keine Nachnamen vorkommen. Es sind viel mehr kurze, prägnante und gut auszusprechende Namen, die dennoch irgendwie "nicht von dieser Welt" sein sollen. Da wäre es nicht klug, einen Nachnamen zu geben. Denn dieser ist ja bekanntlich ein Brauchtum in unserer Welt und hat in der Kultur der Falva nichts zu suchen.

Du solltest am besten für dich einmal diese Checkliste durchgehen:
- Wie viele Charaktere gibt es, wie viele Nebencharaktere (Hauptrollen können Nachnamen haben, Nebenrollen im gleichen Atemzug evtl. lieber nicht)?
- Wie sieht deine Welt aus, wie sehr gleicht sie der menschlichen/ kommen gar Menschen vor?
- Wie kompliziert sind die Vornamen, kann ein Nachname so prägnant sein, dass er sich in Kombination mit dem Vornamen einfach merken lässt?
- Und natürlich: Welche Perspektiven wählst du?
Mein menschlicher Prota hat in meinem Kopf zwar einen Nachnamen, der wird jedoch nie wirklich erwähnt, da der Prota ohnehin aus seiner Sicht erzählt und kaum mit anderen Menschen kommuniziert. In mein Fall ist ein Familienname ein sinnloses Anhängsel.

Was ich mir vorstellen kann, ist, dass du auch ohne Familiennamen Titel verwenden kannst wie "der Schuster", "der Mutige" oder sogar wie in Adams Watership Down "Fürst Regenbogen".

Ich hoffe, ich habe nichts völlig falsches erzählt und würde von den Profis gern eine Meinung lesen.  :bittebittebitte:

Edit: Oh, ich sehe grade einiges wurde von den anderen schon vorgegriffen.  :pfanne:
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Romy am 13. September 2011, 17:04:36
Wenn ich so was entscheide, mache ich mir erst einmal darüber Gedanken, was die übliche Anrede in der jeweiligen Welt ist und wie die handelnden Figuren zueinander stehen.
Wird sich allgemein nur geduzt und der Umgangston ist locker, dann braucht man auch nicht zwangsweise Nachnamen (es sei denn, es sollte in der Welt üblich sein, sich mit Nachnamen anzusprechen). Ist es üblich sich zu Siezen, kommt man um den Nachnamen nicht drum herum (es sei denn man nimmt zum "Sie" den Vornamen, gibts ja auch).

Also ob eine Figur nun einen Nachnamen bekommt, mache ich nicht davon abhängig, ob er eine Randfigur oder eine Hauptfigur ist, sondern ob es üblich ist, sich in der Welt mich Vor- oder Nachnamen anzureden. Wäre ja komisch, wenn es in der Welt üblich wäre, sich mit Herr Sowieso anzureden und dann wird die Randfigur plötzlich mit Horst angeredet, obwohl sie eigentlich - sagen wir mal - ein ausländischer Botschafter ist. Aber da er ja nur einmal kurz vorbeischneit und einen Satz zu sagen hat, hat er keinen Nachnamen verdient?  :hmhm?: Wäre doch ziemlich unplausibel, so jemandem keinen Nachnamen zu geben und würde nur Auskunft darüber geben, dass der Autor anscheinend zu faul war, sich einen Nachnamen auszudenken, oder weil er dem Leser nicht zumuten will, sich einen Nachnamen zu merken. In so einem Fall würde ich dann viel eher überlegen, ob diese Randfigur denn unbedingt einen Vornamen braucht. ;)
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Snöblumma am 13. September 2011, 17:24:09
Ich würde auch sagen, dass es keine allgemeingültige Regel dazu geben kann, wie Namen beschaffen sein müssen. Was ich aber immer wichtig finde, ist, dass bestimmte Prinzipien durchgehalten werden, ähnlich wie Romy schon gesagt hat. Sprich: Wenn es Nachnamen gibt, dann für alle. Wenn der Nachname als höfliche Anrede verwendet wird, dann für alle. Wenn der Nachname die Herkunft von einem bestimmten Ort ausdrückt, dann hat das bei jedem Nachnamen so zu sein (und nicht: der Prota bekommt einen besonders ausgefallenen Nachnamen, weil er der Prota ist) - jedenfalls innerhalb eines bestimmten Kulturkreises.

Ich selber verwende in meinem derzeitigen Projekt exzessiv Nachnamen. Warum? Weil es um Machtspiele zwischen Familien geht. Die Zugehörigkeit zu einer Familie ist also entscheidend. Wie lässt sie sich besser darstellen als durch einen gemeinsamen Nachnamen? Wobei ich auch noch andere Bezeichnungen habe, die die jeweiligen Personen führen, Beinamen oder Abwandlungen, die je nach Kontext eine bestimmte Aussage transportieren sollen. Wird eine Person bspw. nur mit dem Herkunftsnamen angesprochen, ist das schon fast eine Beleidigung. Solche kulturellen Dinge lassen sich mit dem Namen immer hübsch transportieren.

Ob das zu schwer für den Leser ist? Vielleicht, aber ich gehe mal nicht davon aus, dass der Leser dumm ist und kein Interesse hat. Möglicherweise stolpert er beim ersten Mal, aber bei der zweiten Verwendung in dieser Art und Weise oder bei der entsprechenden Reaktion wird ihm schon klar werden, was gemeint ist.

Dafür habe ich in einem anderen Projekt keine Nachnamen, nur Ortsbezeichnungen bei Titeln und "Häusernamen". Wieso? Weil die Familienstrukturen dort weniger auf Blutsbande, als auf Allianzen basieren. Dann erscheint es mir sinnvoller, die Personen mit solchen Merkmalen zuzuordnen.

Ich würde es also davon abhängig machen, welche  Funktion der Name einnehmen soll. Wenn er gar keine hat, dann ist er überflüssig und du kannst ihn weglassen ;) . Darielles Checkliste finde ich dazu richtig gut!  :jau:
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Amaretin am 13. September 2011, 17:36:44
Vielen Dank für eure Anregungen! Das hat mir sehr geholfen. Es ist wirklich logisch, dass Nachnamen nur auftauchen, wenn sie eine Funktion haben. Ich stehe noch relativ am Anfang des Romans und es steht auch noch nicht fest wieviele Personen wirklich mitspielen, aber ich weiß, dass im Nachbarland die Abstammung eine sehr wichtige Rolle spielen wird, deswegen werde ich wahrscheinlich im Land, wo sich die ersten Kapitel abspielen auch nicht auf die Nachnamen verzichten können. Auf jeden Fall haben eure Überlegungen mir die Entscheidung viel leichter gemacht. :)
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Ary am 13. September 2011, 17:38:45
Wenn ich meine Geschichten in der Realwelt (Europa) spielen lasse, auch bei Mystery oder Urban, haben meine Figuren ganz normale Nachnamen wie jeder Mensch. In meinen Fantasygeschichten haben die Charaktere auch immer häufiger Nachnamen oder zumindest einen Namenszusatz, aus dem Herkunft oder verwandtschaftliche Beziehungen abgelesen werden können, auch wenn ich im Schreibfluss dann meist den Vornamen verwende, ebenso in der direkten Anrede in Dialogen - wenn die Figuren sich noch nicht gut kennen oder distanziert sind, ist es dann eben "Vorname" und "Ihr"/"Sie" je nach Setting. Wobei sich meine Figuren eher "ihrzen" statt "siezen", passt besser zu einem Fantasysetting, finde ich.
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Runaway am 13. September 2011, 17:51:40
Bei mir haben immer nur die wichtigen Personen Nachnamen oder die tauchen dann auf, wenn eine spezielle Anrede es erfordert oder so... ansonsten interessieren die mich nicht weiter.
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Naudiz am 13. September 2011, 18:08:57
Für gewöhnlich haben bei mir alle Charaktere einen Nachnamen, nur dass dieser nicht zwangsläufig erwähnt werden muss. Ich meine, es ist doch ganz normal, einen Nachnamen zu haben - man kann zum Beispiel drei Dutzend Margareten nicht auseinanderhalten, wenn man keinen Nachnamen hintendranhängt.
Das ist jetzt natürlich stark übertrieben, aber du verstehst, was ich meine, denke ich.

Aber prinzipiell ist es wirklich davon abhängig, was in deiner Welt üblich ist.
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: LilFantasy am 13. September 2011, 18:18:26
Ich gebe da Naudiz recht. Grundsätzlich hat auch bei mir wirklich jeder Charakter einen Nachnamen, nur muss der ja nicht zwangsläufig erwähnt werden. Nur bei den Adligen, wenn sie mit "Lord"/"Lady" und die ganzen Anreden angesprochen werden ;)

Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Rynn am 13. September 2011, 18:23:30
Interessante Frage, mit der ich mich auch schon herumgeschlagen habe.
Vor allem in reinen (High) Fantasy-Welten tue ich mich mit Nachnamen auch immer schwer; in meinem aktuellen Projekt habe ich eine solche eigene Welt erschaffen und nach einigem Hin und Her auf Nachnamen vollständig verzichtet. Obwohl ich etwas weg gegangen bin vom Standard-Mittelalter-Setting und mich für eine Kultur in der späten Industrialisierung entschieden habe, leben viele meiner Charaktere recht abgeschieden in kleinen Familienverbänden ("Stämmen"); da fand ich es nicht unplausibel, dass man auf Nachnamen verzichten kann.

Bei einer Erzählung in der dritten Person geht es vielleicht sogar noch, den Charakter einmal mit seinem vollen Namen zu bezeichnen und dann fortan nur noch Vor- oder Nachnamen zu nehmen. Aber meine Ich-Erzählerin sagen zu lassen "Dann kam Peter Müller herein.", nur um danach immer mit Peter auf ihn zu referieren, (Mal so aus der Luft gegriffen, da gibt's keinen Peter.  ;)) klingt in meinen Ohren sehr unecht. Bei mir liegt noch ein Urban Fantasy Projekt auf Eis. Dort haben alle Charaktere Nachnamen, auch wenn ich die unter Umständen nicht verrate. Meiner Meinung nach sollte eine Erwähnung des vollen Namens im besten Fall irgendeinen Grund haben; bei einem Charakter habe ich ihn zum Beispiel "unauffällig" in einer E-Mail-Adresse eingestreut, ein anderer wird offiziell von einem Professor vorgestellt, solche Dinge eben.

Ihren eigenen Nachnamen verrät meine Prota sogar, weil ich mir dafür eine passende Gelegenheit überlegt habe: Sie beschwert sich, von ihren Leitern immer wie ein Kind behandelt zu werden und erwähnt bei dieser Gelegenheit, dass das grausame Schicksal sie mit "Kind" als ihrem Nachnamen bedacht hat und sie das darum wohl niemals loswerden wird. ::)
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Farean am 13. September 2011, 20:47:14
Zitat von: Amaretin am 13. September 2011, 17:36:44
[...] aber ich weiß, dass im Nachbarland die Abstammung eine sehr wichtige Rolle spielen wird, [...]
OK, daraus schließe ich jetzt einfach mal auf Schwert+Magie-Fantasy-Welt.

Da würde ich mir auf jeden Fall für verschiedene Kulturen verschiedene Systeme der Namensgebung überlegen, so daß man am Namen unter anderem auch den Stand der Person erkennt. Beispiel: in meinem letzten Roman hatten nur Adlige einen Nachnamen; einfaches Volk begnügte sich mit einem Vornamen (bei einem Dorf mit 300 Einwohnern hat da nun wirklich jeder seinen eigenen ;)), und wenn es auf Reisen ging, nannte es den Herkunftsort dazu, z.B.: "Joriol aus dem Wetaner Lehen".

Ansonsten sind solche Namensgebungssysteme gut geeignet, um die einzelnen Kulturen mit Flair zu versehen. Wenn z.B. in deinem Nachbarland die Abstammung so wichtig ist, bietet sich ein System an à la "Joriol, Sohn des Melgar". Nachnamen in unserem Sinne ergeben sich eigentlich nur, wenn die Familie als Abstraktum höhere Bedeutung gewinnt als nur die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Haushalt, z.B. "Joriol Wetan" als Kurzbezeichnung für "Joriol aus dem Haus Wetan".

Schau dich doch einfach mal in verschiedenen Kulturen der Realität um. Allein das aktuelle Familiennamen-System der Spanier geht schon über einen einfachen Nachnamen hinaus. Und wenn ich an die alten Römer denke mit ihrem Prenomen, Cognomen, Gens usw... da wurde aus dem Namen einer Person schon mal ein siebenteiliges Epos. ;)
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Sunflower am 13. September 2011, 21:10:25
Bei mir haben die Hauptpersonen alle Nachnamen, wobei ich bei einem noch am Überlegen bin, ob er denn wirklich einen Nachnamen benötigt. Menschen haben wie wir auch Nachnamen, jedoch erwähne ich diese eigentlich nicht oder fast nicht. Andere Wesen haben Nachnamen, weil die Familie bei ihnen eine sehr große Rolle spielt und es das höchste Glück der Welt ist, die Familienehre zu bewahren. Wieder ander leben in einer Gemeinschaft, wo alle gleich sind, von daher benötige ich dort wohl auch keine Nachnamen. Ich denke, dass man sich einfach überlegen muss, wie wichtig es ist, dass der Leser Nachnamen erfährt. Wenn es nicht wichtig ist, kann man es ruhig weglassen, weil das sonst nur verwirrt. Wie alle anderen auch schon gesagt haben, eben  ;)
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Pestillenzia am 14. September 2011, 06:58:56
Ich antworte mit einem entschiedenen "Kommt ganz drauf an..."  ;)

Spaß beiseite. Bei mir kommt es auch auf die Welt und die dortigen Umstände an. "Farben der Finsternis" beginnt in unserer Welt, Mara bekommt aber trotzdem keinen Nachnamen, weil nach der ersten Szene sowieso schon die Welt gewechselt wird und in dieser einen Szene der Nachname nicht reinpasst sondern nur künstlich hineingequetscht wirken würde.

In Lamoridia gibt es auch keine Nachnamen in unserem Sinn, allerdings unterscheiden sich manche Völker z.B. durch eine spezielle Endung der Vornamen von anderen oder sie bekommen etwas Ähnliches wie das schottische Mc oder das irische O', um zu sagen "Abkömmling von" oder "aus dem Ort Sowieso".

Mein im Hinterkopf geparkter Krimi spielt im München der Gegenwart; da wiederum bekommen alle Nachnamen. Bis auf die Sagengestalten natürlich, die bekommen entweder nur Vornamen oder - wenn es Gestalten sind, die es nur einmal gibt - behalten ihren angestammten Namen (wie z.B. der Goggolori -  das wäre eine Schande, den durch einen Vornamen zu verdrängen).
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Mogylein am 14. September 2011, 09:47:39
Hey,

ich mache mir, wenn die Umstände meiner Figur es erlauben bzw. nötig machen, eigentlich immer Gedanken um den Nachnamen. In der Jetzt-Zeit oder in Parallelwelten, die ebenfalls Nachnamen eingeführt haben, in historischen Settings, die nicht so lange zurücklegen, dass es keine Nachnamen gibt, in Sci-Fi.
Wenn der Kerl oder das Weib einen Nachnamen hat, dann gebe ich ihm auch einen. Ob er in der Geschichte auftaucht oder nicht (manchmal ist es einfach nicht nötig, sich so anzusprechen), ist eine ganz andere Sache. Ich weiß so vieles über meine Leutchen, was nie in der Geschichte auftaucht. Ich weiß, ob sie in einem Krankenhaus oder zuhause geboren wurden, ob sie Geschwister hatten und wie sie sich am liebsten fotographieren lassen, damit sie zufrieden mit dem Bild sind. Das heißt aber nicht, dass ich all diese Informationen auch unterbringen muss.
Und wenn die Situation es dann doch mal verlangt, ist das kein Problem, weil ich den Nachnamen ja schon kenne.

Nur bei meinem letzten NaNo-Projekt hatte mein männlicher Hauptcharakter keinen. Plötzlich musste er aber vom Arzt mit ebenjenem angesprochen werden. Schnurstracks entwickelte er sich zu Noah Gurkensalat  :rofl:
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Mika am 14. September 2011, 13:01:27
Interessantes Thema :)
In meinem Kind der Veränderung gibt es keine Nachnamen, obwohl es wie bei Pestillenzia in der wirklichen Welt beginnt und meine Prota auch von dort stammt, hat es sich einfach gar nie ergeben einen Nachnamen zu erwähnen. So etwas hätte in der High Fantasy Welt wahrscheinlich nur für Verwirrung gesorgt. Dort habe ich eigentlich ganz bewusst auf Nachnamen verzichtet, die Welt ist eher mittelalterlich konzipiert und im Mittelalter waren Nachnamen ja bekanntlich rar gesäht. Warum sonst heißen mittelalterliche Autoren zum Beispiel Wolfram von Eschenbach, Walter von der Vogelweide oder Hartmann von Aue. Alles keine Namen sondern lediglich Bezeichnungen wo sie hergekommen sind.

Momentan stehe ich aber auch vor dem Problem mir zum ersten Mal wirklich Nachnamen ausdenken zu müssen, ein Urban Fantasy Projekt ohne Nachnamen wäre irgendwie seltsam. Ich bin erstaunt wie schwer es mir fällt, durch das deutsche Setting klingen alle Namen so schrecklich gewöhnlich, aber was solls? So ist das scheinbar wohl. Ich werde mir aber die Tipps die hier gegeben wurden noch mal genauer zu Gemüte führen oder vielleicht das ein oder andere Telefonbuch, mal sehen.
Ob die Namen dann allerdings tatsächlich so oft Anwendung finden werden weiß ich noch nicht, aber ich bin gespannt darauf es herauszufinden :)
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Erdbeere am 14. September 2011, 13:49:55
Ich schliesse mich der Nachnamen-Fraktion an. Soweit ich mich erinnern kann, haben bei mir immer schon praktisch alle Figuren einen Nachnamen gekriegt. Und wenn nicht, dann mindestens eine nähere Bezeichnung, z.B. woher die Figur stammt.
Nachnamen finde ich wichtig für das tiefere Verständnis einer Figur. Man kann sehr gut damit spielen (das Beispiel von Harry Potter, wo die Nachnamen meist abfällig verwendet werden, wurde ja schon erwähnt), Spitznamen für eine Figur daraus machen und und und. Vielleicht schämt sich die Figur ja sogar für ihren Nachnamen, oder muss ihn ablegen, weil "das Böse" hinter ihm her ist ("Auenland - Beutlin!").

Zur Zeit streite ich mit einer meiner Figuren um ihren Nachnamen. Ich schreibe aktuell Steampunk, da brauchts einfach Nachnamen. Einer meiner lieben Protas weigert sich wehement, seinen Nachnamen zu akzeptieren und hat ihn schon dreimal geändert. Jetzt passt er schon wieder nicht.  ::)
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Rakso am 14. September 2011, 20:52:52
Ich finde, wie so manch anderer hier, es kommt ganz auf die kulturelle Prägung und die Zeit an, in der Geschichten spielen.

Die Zeit ist deshalb wichtig, weil es nicht zur jeder Zeit Nachnamen, Geschlechternamen, usw. gab, sondern man einfach "nur" einen Namen hatte. Ein gutes Beispiel wäre das Osmanische Reich, da hatten die meisten Bewohner bis ins 19./20. Jahrhundert hinein keinen offiziellen Nachnamen. Es brauch den Leser nicht zu interessieren, ob es in einer vorangeschrittenen Zeit in deiner Welt Nachnamen gibt oder nicht. Für die Geschichte an sich ist es nicht wichtig.

Ich finde, die Art und Weise, wie man Figuren je nach Kultur in Romanen anredet, gibt der Geschichte etwas tiefe. Die Welt wirkt diferenzierter und nicht einfach stereotypisch dahingeklatscht. Auch schön ist, wenn man eine Struktur hinein bringt, eine Art Namenssystem, je nach Kultur unterschiedlich. In Deutschland entwickelten sich Nachnamen aus Berufen, Herkunft und (personifizierten) Adjektiven. In Ungarn bilden sich früher die Namen vornehmlich aus Adjektiven, das ist der Grund, weshalb bei einem Ungar der Nachname vor dem Vornamen steht. Sinti und Roma unterscheiden zwischen Familiennamen (Name des Vaters/Mutter), einem "Gadže-Namen" (der offizielle Name) und einem "Roma-Namen" (so wird man halt in der Familie oder von Freunden gerufen). Es gibt also ganz unterschiedliche Systeme, auch in der Benennunge, wie schon angesprochen wurde.

Wie gesagt, natürlich müssen die Namen ins Setting passen. Stammesorganisierte Gesellschaften haben mit, wenn überhaupt, nur Geschlechternamen (Gens) usw., da spielt der Vorname ja nur eine Rolle. In einer post-industrielen Gesellschaft wird eine Nachname wohl unentbehrlich sein. Woraus der sich entwickelt hat, ist für den Leser eher uninteressant, aber es wäre unlogisch, wenn keiner da wäre.
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: et cetera am 14. September 2011, 21:02:25
Wenn das Setting in unserer Welt liegt, haben meine Figuren alle Nachnamen. Bei einer reinen Fantasywelt kommt es sehr darauf an. Z.B. gebe ich gerne Charakteren von adeliger Herkunft einen Nachnamen, lasse ihn aber bei einfachen Bauern oft weg. In meinem letzten Roman habe ich das von den verschiedenen Kulturen abhängig gemacht, ob ein Charakter einen Nachnamen hat oder nicht.
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Sanjani am 15. September 2011, 19:32:57
Ich habe gerade mal über diese Sache nachgedacht und musste über eine meiner Protas sogar etwas lachen. Bei mir im High Fantasy gibt es auch keine Nachnamen, wohl aber manchmal Zusatzbezeichnungen. Tyrion stellt sich z. B. meistens mit "Tyrion aus dem Tal der Flammen" vor. Wobei tal der Flammen die komplette Wüste einschließt und eigentlich auch keine besonders genaue Bezeichnung ist.

Lachen musste ich gerade über Nimro. Ich habe das so geschrieben, wie es kam, und ihre Zusatzbezeichnung lautet jetzt "Nimro, die kräuterfrau, von der nachts erzählt wird". das klingt schon fast ein bisschen absurd, aber um diese Dame rankt sich ein hauch von Legende, weil einige glauben, dass es sie gar nicht gibt.

Darüber hinaus hab ich mir noch nicht zu viele Gedanken gemacht. Ich nehme es meist so, wie es kommt, jedenfalls im aktuellen Projekt.

In urbanen Settings, wo ich meist auch in Deutschland bin, haben auch alle Protas Nachnamen. Meist bin ich da aber nicht besonders wählerisch. Sie heißen zwar nicht gerade Meyer oder Müller, aber ich mag mir auch nicht ewig den Kopf darüber zerbrechen, zumal die Nachnamen meist nicht besonders wichtig sind.

Umgekehrt denke ich aber auch, dass man sich in Deutschland doch allerhand Namen einfallen lassen kann, da muss der Prota nicht Andreas Müller oder Bernhard Meyer heißen. Gibt ja auch so viele Zuwanderer und ausländische Namen, die in sind, dass ich mich da im Allgemeinen ziemlich frei fühle.

Das mal mein Senf dazu.

LG Sanjani
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Erdbeere am 15. September 2011, 20:11:24
@ Sanjani: Nimro, die Kräuterfrau, von der nachts erzählt wird - genial!  :rofl:
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Beate am 16. September 2011, 07:20:46
In meinem aktuellen Projekt ist es so, dass ich zwei verschiedene "Menschengruppen" und Kulturen habe. Die eine erinnert eher an eine moderne, zivilisierte, technische Gruppe, die sehr viel Luxus genießt (aus ihrer Sicht) - dieser Personenkreis hat Nachnamen. Es wäre auch komisch einen Professor mit dem Vornamen ansprechen zu lassen ;) Allein vom gesamten Konzept dieses Personenkreises MUSS es Nachnamen geben.

Die andere Gruppe lebt eher im Sinne eines Naturvolkes (weil sie keine andere Wahl haben), es gibt nur sehr wenige in jedem Stamm, daher sind hier Nachnamen überflüssig und es gibt sie in ihrer Kultur auch nicht.

Neben dem Aussehen und den verschiedenen Lebensphilosophien ist dies ein weiteres Unterscheidungsmerkmal meiner Gruppen.
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Kisara am 17. September 2011, 17:10:22
Ich schließe mich mal Farean an, denn:

Ich bin ein großer Fan von Titeln: Parn Lacur de Fanel, erster seines Namens, Sohn von blah blah blah... - von daher liebe ich besonders in der klassischen Fantasy Häuser oder Adelsgeschlechter mit ihrem Titel als Nachnamen-Ersatz.

Klassische Nachnamen (Marie Pflaumenpfuhl oder Jens Schmidt) finde ich eigentlich komplett nutzlos - außer du willst damit explizit auf etwas hinweisen oder damit arbeiten. Besonders im Deutschen klingt es meines Empfindens wenig melodisch und wenn ich nicht gerade eine Familienintrige schreibe, dann braucht man eigentlich keine Nachnamen.
z.B. Rosamunde Pilcher mit ihren Verflechtungen und tausend Verwandtschaften und kleinen Besonderheiten braucht Nachnamen zur Orientierung. Aber in "Twilight" ist es eigentlich komplett egal, wie Bella mit Nachnamen heißt (abgesehen vom Kitsch-Faktors).
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Serena Hirano am 19. September 2011, 00:54:59
Jetzt musste ich wirklich gerade grinsen, denn just heute hab ich darüber nachgedacht, ob ich den so hübsch gesuchten Nachnamen meiner Prota in den ersten 90 Seiten überhaupt einmal erwähnt hab  :hmhm?: Wie auch immer, sie hat einen. Auch aus dem Grund, weil sie ein Mensch ist.

Mein Volk der Kerenor hat dagegen keine, denn sie sind a, halt anders und b, so wenige, dass es wohl genügend Namen geben sollte, um sie für sich selbst unterscheidbar zu machen. Es besteht auch keine so streng geartete Familienbeziehung, die eine Zugehörigkeit über Namenszusätze unbedingt nötig macht.

Bisher hat es bei mir instinktiv ganz gut geklappt, aber ich befürchte bei näherer Betrachtung kann einen diese Frage wirklich in den Wahnsinn treiben, weil es wie immer eines dieser "es kommt darauf an"-Themen ist.

Für mich ist es also auch am wichtigsten:
- Welcher Rasse oder Welt gehören die Charaktere an?
- Brauche ich Nachnamen um sie zu unterscheiden oder eine bestimmte Zugehörigkeit zu erzeugen?
- Wie klingt es für den einzelnen Charakter, also würde es einer bestimmten Person ein (benötigtes) würdevolleres Auftreten verleihen, wenn er nen ellenlangen Namen
  bekommt? Dann wäre der Nachname für mich eher ein notwendiges Accessoire.
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Viechi am 09. Oktober 2011, 18:13:02
Nachnamen find eich persönlich ganz wichtig, weil man dem Charakter damit noch weiter Tiefe geben kann. Und ja, ich bin ein Fan sprechender Namen, solange es nicht übertrieben ist und auch zum Namensgebungsprozess in der jeweiligen Welt passt.

Andererseits gibt es Settings, die ganz ohne Nachnamen auskommen und das dann für mich o.k. ist, wenn das insgesamt plausibel ist.

Was ich auch ganz toll finde, sind Beinamen... Karl der Große, Ingrid die Irre, Baltar Hans Hosenbein der Bader.... :D
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Drachenfeder am 09. Oktober 2011, 18:58:52
Zitat von: Serena am 19. September 2011, 00:54:59
Für mich ist es also auch am wichtigsten:
- Welcher Rasse oder Welt gehören die Charaktere an?
- Brauche ich Nachnamen um sie zu unterscheiden oder eine bestimmte Zugehörigkeit zu erzeugen?
- Wie klingt es für den einzelnen Charakter, also würde es einer bestimmten Person ein (benötigtes) würdevolleres Auftreten verleihen, wenn er nen ellenlangen Namen
  bekommt? Dann wäre der Nachname für mich eher ein notwendiges Accessoire.

Kann ich fast so unterschreiben.

Bei meinem High Fantasy Projekt gibt es größtenteils keine Nachnamen. Bei meiner aktuellen Urban Story haben die Engel wie auch (natürlich) die Menschen Nachnamen. Die Nachnamen der Engel find ich besonders nett :)


Förderlich? Hinderlich? Kommt auf Welt, Story und Charas an. Wieder eine Frage die nicht definitiv beantwortete werden kann.

Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Arrisull am 09. Oktober 2011, 19:28:33
Ich persönlich finde Nachnamen wichtig, da diese schon etwas über den Charakter der Figur aussagen können (wenn man es geschickt macht).
Ich meine, Karl der Große heißt nicht umsonst Karl der Große  ;)

Aber es kommt wirklich auf das Projekt an wie Drachenfeder schon angemerkt hat. Wenn man die Figuren anhand ihres Vornamens unterscheiden kann, dann sind Nachnamen nicht von großer Bedeutung oder wenn sie keinen besonderen Umstand unterstreichen sollen.
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: HauntingWitch am 11. Oktober 2011, 11:17:28
Ich finde auch, dass es auf den Charakter und die Welt ankommt. Urban Fantasy-Menschen zum Beispiel müssen Nachnamen haben (wie häufig man sie dann braucht sei mal dahingestellt), weil sie sonst einfach unglaubwürdig wirken würden. Hingegen wenn man einen Ort hat, wo es einfach keine Nachnamen gibt, beziehungsweise Wesen hat, die einfach keine Nachnamen haben, weil das noch nie so war, dann sollten sie auch keine haben. Ich bin auch der Meinung, dass Nachnamen Charaktere irgendwie nahbarer machen. Man kann sagen, der heisst so und so, kann ihn daran aufhängen. Ein Mensch, der einem nie den Nachnamen verrät, wird automatisch irgendwie Suspekt. Hätte ich aber einen Engel, der einen Nachnamen hat, würde ich mich sehr fragen, was an dem noch engelhaft ist. Das hängt sehr stark von der Absicht ab, die man mit dem Charakter verfolgt.
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Arcor am 03. November 2011, 16:15:25
Zitat von: HauntingWitch am 11. Oktober 2011, 11:17:28
Ich finde auch, dass es auf den Charakter und die Welt ankommt.

Dem stimme ich zu. Es gibt in meiner Welt auch mehrere Menschenvölker, die Nachnamen haben, da ihre Länder und ihre Kulturen auch eher mittelalterlich angelegt sind, wo Familiennamen (v.A. beim Adel) ja bereits existierten. Dagegen haben andere Völker keinen Nachnamen, weil es da irgendwie nicht zu Kultur gehört. Da werden die Figuren eher über den Ort definiert, aus dem sie stammen, oder über die Namen der Eltern (a la "Aragorn, Son of Arathorn" etc. etc.).

Je näher das Setting allerdings an der unsrigen Zeit liegt, desto wichtiger würde ich Nachnamen erachten.
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Sin am 06. November 2011, 11:41:59
Hallihallo,

also bei meinem jetztigen Projekt(chen), haben nur die Adligen einen Nachnamen.
Die ganzen Spielleute, Sänger, Händler, etc. bekommen nur einen Vornamen.
Zumindest ist das bei ihnen allen so normal, wie sie mir versichert haben.  :hmmm:

Auch in anderen Projekten halte ich es ähnlich.
Wenn mir ein Großteil der wichtigen Personen ihren Nachnamen verrät, bekommen alle einen und wenn nicht...

In Romanen im Allgemeinen kommt es mir auch nicht so auf Nachnamen an.
Besonders im Bereich Fantasy kommen Figuren gut ohne ihn aus.
Nur in Büchern, die im 'Jetzt' spielen, da finde ich es passender, wenn sie Nachnamen haben.

LG
Sin
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Lisande am 07. November 2011, 13:54:15
Zitat von: Arrisull am 09. Oktober 2011, 19:28:33
Ich persönlich finde Nachnamen wichtig, da diese schon etwas über den Charakter der Figur aussagen können (wenn man es geschickt macht).
Ich meine, Karl der Große heißt nicht umsonst Karl der Große  ;)

"Der Große" war aber kein Nachname, sondern ein Namenszusatz. ;)

Ich will hier auch gar nicht noch einmal die "Kommt auf's Setting an" Meinung vertreten, ich denke, da ist schon viel zu gesagt worden. Was ich aber für ganz wichtig halte, ist den Leser nicht zu verwirren. Mal den Vornamen, mal den Nachnamen, und dann noch einen der fünf Zusätze, die sich der Held im Laufe seiner "Amts"zeit verdient hat zu verwenden mag spannend sein und Wortwiederholungen vermeiden, aber der arme Leser wird in der Regel nach der ersten Seite nicht mehr wissen, wer überhaupt gemeint ist.

Zum Thema Perspektive: wenn man sich für Nachnamen entscheidet, kann es durchaus ein Stilmittel sein, wenn der Perspektivträger jemanden zunächst mit Nachnamen bezeichnet und dann, wenn sie sich besser kennen, irgendwann zum Vornamen übergeht.
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Zit am 07. November 2011, 15:11:40
Ich würde es nicht als Stilmittel bezeichnen, sondern als Entwicklung der Charakterbeziehung. Andererseits kann man das auch mit Anreden auffangen, da braucht man keine Nachnamen so dirngend dazu.
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Lisande am 08. November 2011, 14:25:40
Zitat von: Zitkalasa am 07. November 2011, 15:11:40
Ich würde es nicht als Stilmittel bezeichnen, sondern als Entwicklung der Charakterbeziehung.

Jupp, das stimmt, die Bezeichnung ist wesentlich treffender.

ZitatAndererseits kann man das auch mit Anreden auffangen, da braucht man keine Nachnamen so dirngend dazu.

Richtig. Sollte auch kein Argument für Nachnamen sein, sondern nur eine Anregung, was man so alles damit anstellen kann, wenn man sich denn dafür entscheidet. :)
Bei mir gibt es (zumindest momentan) auch noch keine Nachnamen, sondern nur Titel bzw. Rang- oder Berufsbezeichnungen.
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Nirathina am 08. November 2011, 15:11:58
Hallöchen  :winke:

Also ich muss ja sagen, dass ich anfangs etwas skeptisch war, was Nachnamen betrifft, aber letztlich habe ich einen guten Kompromiss - für mich - gefunden.

Generell haben die Menschen bei mir Nachnamen, aber es werden meist nur die der Adeligen erwähnt, der Übersicht halber. Bei den anderen Völkern hängt das vom sozialen Status ab, von der Position, die man bekleidet, etc.
Nachnamen, so denke ich, sagen ja eigentlich schon sehr viel über den Charakter aus, zumal es ja meistens so ist, dass der Nachname eine Bedeutung in der Geschichte der Familie einnimmt, beziehungsweise aus dieser Familienhistorie entstammt (wie bei uns in Deutschland eben mit den Müllern und Meiern und so weiter  ;) ). Deshalb erwähne ich in meinem Manuskript die Nachnamen nur dann explizit, wenn sie wichtig für die Eigenschaft des Charakters sind. Also wenn bei mir jemand den Namen Aratir trägt, was übersetzt Bezwinger heißt, dann muss ich ja auch erklären, warum das so ist  8)

Es kommt aber auch ganz darauf an, ob man selbst nun eine Affi
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Yamuri am 07. Juli 2019, 12:52:41
Bei einem meiner Projekte haben die Charas alle keine Nachnamen, obwohl man vermutlich bei Charas, die überwiegend an einem bestimmten Ort leben einfach den Zusatz "aus" oder "von" plus den Stadttitel geben könnte. Euer Thread hier hat mich gerade auf diesen Gedanken gebracht. Nachnamen gibt es in besagter Welt aus einem bestimmten Grund nicht, aber sicherlich gibt es Menschen die denselben Vornamen tragen und um dann zu unterscheiden wen man meint, sind Zusätze in Form von Berufen oder Standorten vermutlich nicht schlecht, selbst wenn ich darauf geachtet habe möglichst alle mit anderen Namen zu besetzen.

Ansonsten achte ich schon darauf, dass sie Nachnamen haben, selbst wenn diese nicht unbedingt immer genannt werden.
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Volker am 08. Juli 2019, 01:24:20
Zur Anregung zwei Links, wie Namen und Namensbestandteile rund um die Welt gehalten werden
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Drachenfeder am 08. Juli 2019, 07:42:28
Das aktuelle Setting in meinem Roman ist Frankfurt am Main. Meine Prota 1 ist Redakteurin und berichtet über eine aktuelle mysteriöse Katastrophe. Beim Plotten habe ich mir keine Gedanken um Nachnamen gemacht, da ich mir in beinahe allen Geschichten zuvor keine Gedanken darüber gemacht habe. Nun gelangte ich bei einer Szene an einen Punkt, an dem ich den Nachnamen schreiben wollte / musste, da es sich einfach wichtig angefühlt hat und habe dann überraschend festgestellt, dass sie ja gar keinen hat  :-\ Und dann bin ich mal wieder bei meinem Lieblingsthema: Namensfindung  :d'oh:
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Araluen am 08. Juli 2019, 10:49:21
Bei meinem jetzigen Projekt haben alle Figuren Nachnamen, die Hauptfigur wird sogar hauptsächlich mit Nachnamen erwähnt und angesprochen, ebenso die meisten anderen Figuren, sofern sie erwachsen sind. Mein Setting findet sich in London des ausgehenden 19. Jahrhunderts wieder. Da hatte ich nicht wirklich eine Wahl. Zur Namensfindung habe ich Namensgeneratoren (vornehmlich für den Steampunktbereich, auch wenn ich keinen Steampunk schreibe aktuell) zu Rate gezogen und bei der Recherche zu Zeit und Politik mir alles an Namen notiert, was mir über den Weg lief, um ein Gefühl für die Art der Vor- (ja, die haben meine Figuren auch, auch wenn ich großteils drauf verzichten muss) und Nachnamen zu bekommen. Was auch sehr inspririerend sein kann, sind Filmabspänne, bei denen sich man mal auf die Namen der Mitwirkenden konzentriert. Da kommt einiges an Namen zusammen.
Ansonsten kommt es für mich für die betreffende Figur vor allem auf die Lebensumstände an, ob sie einen Nachnamen bekommt und welcher Art dieser ist, gerade in Fantasysettings.
Nachnamen kommen in der Regel immer dann auf, wenn eine unübersichtliche Zahl an Menschen an einem Ort zusammenlebt. In Städten oder Dörfern haben die Leute in der Regel Nachnamen, um Verwirrungen zu vermeiden und Familienzugehörigkeiten direkt anzuzeigen. Im Adel gibt es Nachnamen und Titel, um Besitzansprüche und Blutslinien anzuzeigen. In kleineren Gruppen, wie fahrendes Volk oder Söldnergruppen, wird dann vermutlich eher auf Nachnamen verzichtet. Die Wahrscheinlichkeit der Verwechslung ist gering und wenn kann man noch auf Spitznamen zurückgreifen und in solchen Konstellationen sind Blutslinien und Besitzansprüche eher zweitrangig. Der einsame Kämpfer, der durch die Lande zieht, um möglichst weit weg von seiner Vergangenheit zu kommen, wird auch eher auf einen Familiennamen verzichten, selbst wenn er pro forma einen hätte.
Nach welchen Regeln man Nachnamen vergibt/erstellt in einem Fantasysetting, sollte auch überlegt sein. Das einfache Volk greift in der Regel auf einfache Dinge zurück - Ortsbezeichnungen, Berufe oder abgeleitet von einer großen Tat eines Anverwandten (so wird dann aus einem Beinamen mit der Zeit ein Nachname). Kreative Silbenbasteleien dürften eher selten sein. Sowas würde ich eher dem Adel überlassen, wobei auch der sich in der Namensfindung oft an seinen Ländereien orientiert.
Wie auch immer man bastelt, ein gewisses Schema sollt ein meinen Augen zu erkennen sein und das oben genannte sind Beispiele und keine Regeln.
Wenn man dem Nachnamen noch eine versteckte sprich plotrelevante Bedeutung geben möchte, muss man auch beachten, dass der Nachname die ganze Familie repräsentiert und nicht nur die Figur. Wenn ich meinen Prota also Eboni Schattenbringer nenne, weil Eboni im Plot nun einmal ein neues Zeitalter der Finsternis einläuten wird, dann sollte mir klar sein, dass Schattenbringer, sofern es als Nachname und nicht als Beiname genutzt wird, die ganze Familie repräsentiert und dann sollte man sich fragen, wie Familie Schattenbringer zu diesem prophetischen Namen kam - kann interessant sein, kann aber auch null Sinn machen.
Deshalb würde ich sagen, dass Nachnamen eher weniger etwas zur Figur selbst (die Rolle übernehmen eher Bei- und Spitznamen), als zur Familie im Hintergrund aussagen sollten, während der Vorname wie auch immer den Charakter oder andere Facetten der Figur widerspiegeln kann.
Und wie gesagt: Je größer der Ballungsraum ist, in dem die Figuren ihren Alltag fristen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie einen Nachnamen haben. Ob dieser nun beständig erwähnt werden muss, ist eine andere Sache. Unserem vollen Namen begegnen wir im Alltag ja auch eher selten... eigentlich nur auf dem Amt, wenn wir ihn in ein Formular eintragen. Ansonsten werden wir je nach Umfeld mit Vornamen, Spitznamen oder Nachnamen angeredet entsprechend der geltenden gesellschaftlichen Regeln. Da bleibt dann eigentlich nur die Frage zu klären, welche gesellschaftlichen Regeln für das Setting gelten.
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Rakso am 08. Juli 2019, 13:06:35
In meinem Langzeitprojekt (spielt in einer fiktiven Welt) treffen verschiedene Namenssysteme aufeinander. So haben die Menschen, die die Gegend kulturell stark geprägt haben ein Familienname-Vorname-Schema, also der Personenname ist der letzte Bestandteil, wie das etwa in China, Japan oder Ungarn der Fall ist. (Eventuell kommt vielleicht noch ein Clan-/Stamm-/Sippennamme dazwischen, für den Adel vielleicht interessant, aber da bin ich mir noch nicht sicher). Diese Reihenfolge belasse ich auch im Text bei, da aus dem Kontext ja erschließbar ist, was Vor- und was Nachname ist. Der Familienname ist dann meist ein Ortsname + Zugehörigkeitssuffix, der Vorname eines Vorfahren (mit Zugehörigkeitssuffix) oder ein Beruf, selten ein Tiername.
Andere Spezies/Kulturen verfahren da anders, etwa mit Patronymen, also Vaternamen. Der Name des Vaters im Genitiv + Sohn/Tochter (auch nach Unterscheidung ob es sich um den/die erstgeborene(n) Sohn/Tochter handelt) steht dann hinter dem eigentlichen Personenname. Bei anderen sind dann irgendwelche Titel/Ehrennamen/Beinamen mit drinnen oder sie haben gar keine Nachnamen.

Das ,,europäische" Vorname/Nachname-Konzept ist ja bei weitem nicht universal. In Myanmar etwa gibt es eigentlich keine Nach- oder Familiennamen. Aung San Suu Kyi ist ein Personenname (strenggenommen nicht mal ein Vorname im westlichen Sinne), U Thant ist eine Kombination aus Ehrennahme und Personenname. Außerdem waren Namen nicht ,,fest", Personen konnten, zumindest noch bis Anfang des 20. Jhr., ihre Namen nach belieben ändern. Und das alles trotz einer langen zivilisatorischen und auch städtischen Hochkultur.
Selbst das römische Benennungssystem funktionierte auch anders. Besonders bei Frauen, die weder Vornamen noch Cognomen hatte, zumindest in klassischer Zeit. Eine Julia war nur ,,eine Frau, die aus dem Gens der Julier stammt."

Wahrscheinlich sind Nachnamen, gerade im Fantasy-Bereich, nicht unbedingt notwendig, besonders im High-Fantasy Bereich. Außer natürlich, man hat ein Projekt, das wie Araluens in nicht allzu ferne Vergangenheit in der realen Welt spielt. Ich finde, aber sie geben einem erdachten Setting ein wenig Substanz, selbst dann wenn sie nicht besonders häufig im Text vorkommen.
Titel: Re: Nachnamen - förderlich oder hinderlich?
Beitrag von: Churke am 08. Juli 2019, 15:01:47
Nachnamen können Bedeutungen haben. Sven Adlerauge, Sigbert Schädelspalter. Hinweise auf die Herkunft ("Jacques Offenbach"), Anspielungen auf literarische Vorlagen ("Lenina Huxley" in "Demolition Man") oder einfach nur "John Smith" für "stinknormaler Typ".