Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Tenryu am 11. August 2008, 03:23:52

Titel: Literaturpreise
Beitrag von: Tenryu am 11. August 2008, 03:23:52
Was haltet ihr von Literaturpreisen?
Wem nützen sie? Bürgen sie wirklich für Qualität? Ist das alles nur Schiebung? Beeinflußt eine Auszeichnung eure Kaufentscheidung?

Ich stehe Preisen eher zwiespältig gegenüber. Denn ich denke, daß sie mehr versprechen, als sie halten können. Abgesehen davon, daß es ohnehin unmöglich ist, ein Werk der Literatur absolut objektiv zu beurteilen, ist es auch schon rein organistaorisch unmöglich alle in Frage kommenden Bücher zu lesen. Von daher ist die Auswahl immer eine willkürliche. Wenn ein Preis verspricht, daß beste Buch des Jahres zu küren, so ist es in Wirklichkeit doch nur das beste von 10 oder 20, welche die Jury gelesen hat, und nicht das beste von 10'000, die tatsächlich erschienen sind.

Ein anderer Aspekt ist, daß es hunderte von Preisen gibt, von denen aber nicht einmal ein Dutzend in der Öffentlichkeit wirklich bekannt sind.

Und dann kennen wir alle Autoren, welche die großen hochdotierten Preise abstauben, deren Werke aber kein Schwein je gelesen hat. Und man fragt sich unwillkürlich, wie es kommt, daß so ein Resenunterschied zwischen dem Geschmack der Preisrichter und der (kaum vorhandenen) Käuferschaft besteht.
Mir sind jedenfalls Schriftsteller, die mehr Geld mit Preisen und Interviews verdienen als mit dem Verkauf ihrer Bücher, suspekt.
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Grey am 11. August 2008, 07:47:39
Naja, ganz so einseitig würde ich dasd nicht sehen. Ich habe durchaus schon so einige Bücher gelesen, die einen Literaturpreis bekommen haben - und wo ich nur eifrig nicken und die Begeisterung teilen kann.

Als Beispiele fallen mir da spontan Krabat, Maria auf dem Seil, Die Brautprinzessin oder Middlesex ein, oder His Dark Materials ... und die Liste lässt sich durchaus noch fortsetzen.

Objektivität ist natürlich unmöglich, nicht nur in der Literatur, sondern sowieso und überhaupt, da hast du schon Recht. Und es gibt sicher einen großen Unterschied zwischen dem, was sich ein textzerpfückender Literaturwissenschaftler von einem Buch erwartet, als ein Leser, der eben von dem Buch unterhalten werden will. Trotzdem muss Preisträger-Literatur nicht immer nichtunterhaltend sein. Im Gegenteil. Auf viele dieser Texte muss man sich vermutlich wirklich einlassen, damit man sieht, wie gut sie sind. Aber dazu hat eben nicht jeder Lust ... ::)
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: gbwolf am 11. August 2008, 09:42:21
Hallo Tenryu!

Ganz allgemein bin ich auch kein Fan hunderttausender Preise, die mittlerweile derart verwirrend sind, dass es sogar vorkommen, kann, dass renommierte Schriftsteller von Ablegern von DKZVs ausgezeichnet werden udn den Preis annehmen. Allgemein ist es für die experimentierfreudige Literatur und auch für andere Schreiber eine Form, Zeit für das Schreiben zu haben, wenn sie Preise hoch dotiert sind. Was da ausgezeichnet wird (Stichwort "Institutsprosa", das den Leipzigern oft angehängt wird) und ob sich da ein Mäzän mit Federn schmückt, die Mist sind, die er aber für Strauß hält, das sind natürlich die intelektuellen Regeln der Hochkultur, die wir nur ab und an verstehen - will sagen: Es trifft ab und an auch den Richtigen und viele Leute, bei denen ich nicht verstehe, warum es der Richtige sein soll.

Zitat von: Tenryu am 11. August 2008, 03:23:52Und dann kennen wir alle Autoren, welche die großen hochdotierten Preise abstauben, deren Werke aber kein Schwein je gelesen hat. Und man fragt sich unwillkürlich, wie es kommt, daß so ein Resenunterschied zwischen dem Geschmack der Preisrichter und der (kaum vorhandenen) Käuferschaft besteht.
Literaturpreise haben nichts mit Massengeschmack zu tun. Sie fördern Schreiber, die versuchen, die Sprache weiter zu entwickeln und die sich mit Themen auseinandersetzen, die gesellschaftlich als wichtig gelten (obwohl man langsam keine DDR-Kurzgeschichten mehr lesen mag). Wie auch der Nobelpreis eine Minderheit an Wissenschaftlern auszeichnet und nicht den einen, kleinen Chemielehrer, der ein brilliantes, didaktisches Konzept entwickelt hat, um Schüler zu begeistern.
Dem gegenüber stehen die Publikumspreise und die kleineren Preise. Beim deutschen SF-Preis gewinnen in der Regel Schreiber, die zwischen Semiprofi und Profi schwanken und sehr wenig verdienen - da kommt ihnen die magere Gewinnsumme sehr gelegen. Der deutsche Phantastik Preis dagegen hat als absoluter Publikumspreis damit zu kämpfen, dass er nachgesagt bekommt, der Gewinner hätte den größten Freundeskreis/die größte Buchhandelsreichweite.

Mein Fazit: Ich möchte mit Säge und Mistgabel durch die Literaturpreise gehen und mal aufräumen. Es gibt viel Hilfreiches (Stadtschreiber, etc.), Ungerechtes (daunddort könnte doch auch mal ein Massenschreiber dafür ausgezeichnet werden, dass er viele Kinder und Jugendliche zum Lesen bringt!) und auch einige Preise, bei denen man sich über die Entscheidung ebenso wundert wie darüber, dass manche Gemeinden irrsinnige Projekte sponsern, der Bücherei aber Geldverschwendung vorwerfen, wenn die ein paar Tausend Euro für neue Bücher möchte.

Grüße

Wölfin
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Solatar am 11. August 2008, 10:17:02
Es gibt solche und solche Preise. Ich denke, man muss die wertvollen von den eher unwichtigen unterscheiden. Es gibt solche, die erstrebenswert sind und sogar solche, die man lieber nicht erhalten sollte. Aber warum sollte sich ein Autor nicht mit einer Auszeichnung schmücken dürfen, wenn er denn mal einen solchen Preis erhält.

Letztlich dient es in erster Linie zu Marketingzwecken und um Deine Frage klar und eindeutig beantworten zu können, ein mit einem renommierten Literaturpreis ausgezeichnetes Buch verkauft sich definitiv besser, weil die Menschen dahinter in der Tat Qualität erwarten. Ich würde sogar soweit gehen, dass sich jedes Buch mit einem solchen Aufkleber und wenn es nur der "Tante Kruse Leseliteraturpreis für den besten Schinken des Jahres 2008" ist, am Ende besser verkaufen lässt. Die meisten Leser, bis auf wenige Ausnahmen, kennen die Preise nicht und wissen nicht wer (Jury) oder was (Auswahlverfahren) dahinter steht.
Der Nachteil darin ist dann der, dass wenn ein auf diese Art ausgezeichnetes Buch nicht den Erwartungen entspricht, der Effekt sehr schnell verpufft und sogar ins Negative ausschlagen kann. Das gilt auch für solche Preise, die eine bestimmte Erwartungshaltung oder Richtung beim Leser wecken, da kann dann ein eigentlich sehr gutes Buch durchfallen, weil es eben nicht zu diesem Preis passt. 
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: gbwolf am 11. August 2008, 10:30:22
Es gibt übrigens ein jährlich erscheinendes Verzeichnis "Ausgezeichnet!", die man sich in großen Buchhandlungen in der Regel kostenlos abholen kann (Hier der Link zur Focusseite (http://www.focus-magazin-verlag.de/PF4/PF4D/pf4d.htm?nav=152) - allerdings mit der Schutzgebühr von 2€. Die Ausgabe des Vorjahrs kann man kostenlos herunterladen). Das ist natürlich keine 100%-Übersicht, aber ein interessanter Einblick ins Spektrum und man kann herrlich ausrechnen, wie hoch das Durchschnittalter und der Durchschnittsgewinn sind  ;D
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Tenryu am 11. August 2008, 19:44:29
Ich denke, man muß auch stark unterschieden zwischen Preisen, um die sich die Autoren aktiv bewerben, und solchen, die einfach von irgendwem nach irgend einem undurchsichtigen Verfahren verteilt werden. Bei ersteren kann man wenigstens davon ausgehen, daß alle eingereichten Beiträge auch gelesen werden.
Bei den anderen geht es doch ziemlich lusch her. Beim Deutschen Bücherpreis, der erstaunlicherweise sehr angesehen ist, (wahrscheinlich wegen des großen Preisgeldes) dürfen nur Verlage, die Mitglied im Börsenverein sind, überhaupt Titel vorschlagen. Wie dann der Gewinner ermittelt wird, ist ziemlich undurchsichtig, denn in der Regel sind es über 200 Nominierungen. Und ich glaube nicht, daß ein Jurymitglied die Zeit hat, 200 Romane zu lesen.

Bei einem Preisausschreiben mitzumachen, könnte ich mir noch vorstellen (wenngleich ich bislang erst zwei oder drei passende Bewerbe entdeckt habe). Aber einen unverlangt zugesprochenen Preis würde ich nicht entgegen nehmen (es sei den, es wäre ein Preis, der an das Buch und nicht an den Autor geht.)
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Churke am 11. August 2008, 21:16:04
Ein Preis muss glaubwürdig sein und für etwas stehen. Vielleicht nicht unbedingt für den Massengeschmack, aber für eine gewisse Art von Qualität. Meiner Meinung nach neigt man in Deutschland dazu, nicht Preiswürdiges auszuzeichnen. Das Ergebnis sind dann Preise, die a) keiner kennt oder b) keinen interessieren oder c) keinen Grund geben, das Buch auch zu lesen.

ZitatLiteraturpreise haben nichts mit Massengeschmack zu tun. Sie fördern Schreiber, die versuchen, die Sprache weiter zu entwickeln und die sich mit Themen auseinandersetzen, die gesellschaftlich als wichtig gelten (obwohl man langsam keine DDR-Kurzgeschichten mehr lesen mag).

M.E. kann ein einsamer Rufer im Stadtschreiberturm keinen Einfluss auf die Sprache nehmen, weil er nicht von Lesern, sondern von Subventionen lebt. Und wenn ein wichtiges gesellschaftliches Thema nicht gelesen werden will, dann ist es entweder nicht so wichtig oder es ist schlecht gemacht. Da Einzige, wo ich mir Mini-Auflagen noch gefallen lasse, sind Gedichte. Gedichte habe ich schon immer gehasst, egal wie gut sie waren, und deshalb verstehe ich auch, wenn man sie will nicht lesen will.  ::)

Wenn die Preise von Privatleuten vergeben werden, ist das deren Bier, aber wenn die Kohle aus den öffentlichen Töpfen kommt...
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Melchior am 11. August 2008, 21:25:21
Erst einmal kann ich an Preisen nichts Negatives sehen, solange die Preisgelder sich nicht massiv aus Quellen speisen, die man besser für etwas anderes verwenden sollte/könnte. Sonst kommt meiner Meinung nach durchaus jedem das Recht zu, ganz nach seiner Willkür Preise zu verleihen, auch wenn sie keinerlei Objektivität haben. Für den Gewinner sollte es zumindest finanziell nicht von Nachteil sein.
Den Gegensatz dazu bilden größere Literaturpreise, die für sich beanspruchen, repräsentativ und objektiv (als weit als möglich) zu sein. Diese sollten derlei Ansprüche dann auch begründen, schließlich werden sie ja auch oft aus öffentlichen Geldern finanziert.
In diesem Zusammenhang taucht ja oft der Vorwurf auf, die vergeistigte Jury habe jeglichen Bezug zur allgemeinen Leserschaft verloren. Wie Grey bereits sagte, ist es aber nicht deren Aufgabe, allein dem Massengeschmack zu entsprechen. Andererseits finde ich es ungerecht, Autoren wegen großer Popularität und vielleicht zusätzlich hohen Einnahmen einen Preis zu verweigern. Wenn man nicht nur nach qualitativen, sondern auch sozialen und finanziellen Aspekten bewertet, ist das der Transparenz wegen auch so darzustellen.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie vor nicht allzu langer zeit wochenlang über die Vergabe des Georg-Büchner-Preises an Erwin Mosebach diskutiert wurde. Einige warfen ihm vor, allein seiner konservativen Grundhaltung (passend zu Büchners politischem Engagement ...) wegen zum Preisträger erkoren worden zu sein. Letztlich war die Diskussion mehr an den Haaren herbeigezogen, doch die Grundproblematik sehe ich auch so: Ein Literaturpreis sollte sich in erster Linie nach literarischer Qualität richten, wie auch immer man diese zu bestimmen versucht.

PS: Einen hochdotierten Literaturpreis nicht anzunehmen kann natürlich auch den Verkaufserfolg eines Buches ankurbeln. Allerdings ist ein Rückzieher Jahre später aus finanziellen Gründen ziemlich peinlich (Das habe ich von einem Literaturnobelpreisträger gehört, dessen Name mir nicht mehr in den Sinn kommt).
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Tenryu am 12. August 2008, 04:02:18
Den Nobelpreis würde ich natürlich annehmen. In dem Alter wäre ich dann höchstwahrscheinlich hochgradig senil und bräuchte das Geld für ein gutes Pflegeheim.  :dollars:

Ich frage mich aber, was für ein Sinn hinter solchen Preisen steht.
Wenn jemand mit >70 Jahren noch einen Preis bekommt, nützt ihm das nichts mehr für seine berufliche Karriere und das Geld sollte er (abgesehen vom Nobelpreis-Jackpot) eigentlich auch nicht mehr nötig haben.

Überhaupt, wozu sollte man jemand Geld geben, wenn er ein gutes Buch geschrieben hat? Das fördert ja nicht die Literatur, denn das Buch ist schon geschrieben und verschwindet ja nicht, wenn der Autor kein Geld bekommt. Und daß jemand nachher bessere Bücher schreibt, ist auch unwahrscheinlich. Das würde ja bedeuten, daß die Autoren, die das meiste Geld bekommen auch die besten Bücher schreiben. Oder im Umkehrschluß, daß wer keinen Preis bekommt, beim nächsten Mal auch kein besseres Buch schreiben kann. Außerdem wäre es dann nicht billiger, einen Autor als Ansporn für ein schlechtes Buch zu bestrafen?

Warum sollte ein Prinzip, das bei Kindern schon nicht funktioniert (Geld für gute Schulnoten), bei Künstlern plötzlich wirksam sein? Zumal Schriftsteller keine hohen Unkosten haben wie Maler oder Bildhauer, die sich von dem Geld Farben oder Marmor kaufen können.

Am meisten stört mich ohnehin, daß solche Preise gerne als Förderung der Literatur bezeichnet werden. Hier wird ja nicht die Literatur, sondern ein einzelner Produzent gefördert. Würde man mit dem gleichen Geld eine Schreibwerkstatt, ein Schulprojekt oder ähnl. fördern, könnte man gleich viele Menschen zu Autoren ausbilden und somit der Literatur insgesamt mehr dienen.

Wenn man Schriftsteller in vier Kategorien einteilt, kommt man zu folgendem Egebnis:
Kat. 1: produktiv & erfolgreich: verdienen sich dumm und dämlich = brauchen keine Förderung
Kat. 2: unproduktiv & erfolgreich: verdienen mit einem einzigen Beststeller immer noch anständig = brauchen keine Förderung
Kat. 3: produktiv & wenig erfolgreich: haben immerhin ein geregeltes Einkommen dank der Masse an Publikationen = brauchen eigentlich auch keine Förderung
Kat. 4: unproduktiv & wenig erfolgreich: schreiben alle 2-3 jahre ein dünnes Büchlein, das keiner kauft. Bräuchten zwar Förderung, verdienen sie aber m.E. nicht.
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Hr. Kürbis am 12. August 2008, 06:57:36
Da kann und will ich gar nicht großartig drauf antworten, allerdings scheinen hier einige die Sache als ziemlich überflüssig anzusehen.
Berufliche Autoren (also nicht solche wie die meisten von uns ;)) sind nicht gerade Großverdiener *hust* und sind sicherlich dankbar für jeden Preis, jede noch so kleine Anerkennung und jede finanzielle Spritze, die sie bekomme. Preise sollen doch gute Autoren fördern, sie ermutigen, noch ein Buch schreiben zu können ohne den Druck im Nacken, die Miete zahlen zu können. Für viele (deutsche) Autoren wäre es lukrativer und sicherer, sich jeden Tag bei Penny hinter die Kasse zu setzen; ich als Verkäufer hab mehr Geld als zwei Schriftsteller-Freunde, die bis zu jedem Vorschuss mit den Zähnen klappern, drei Tage vorher noch nicht wissen, ob sie in den Urlaub fahren können und darum bangen, ob sie die letzten 300 Seiten nicht für die Katz geschrieben haben.
Renommierte Autoren, die nicht wissen wohin mit der Kohle (wie viele davon gibt es wohl? Bestimmt nur im zweistelligen Bereich ...) und dann vielleicht einen relativ dicken Geldpreis einstreichen (wie viele davon gibt es wohl? Bestimmt im zweistelligen Bereich ...) einstreichen, sind wohl eher die Ausnahme der Regel.

Den Literaturnobelpreis erhält man auch bestimmt nicht nur für EIN Buch, sondern für sein "Lebenswerk", also sind Autoren >70 Jahre klar im Vorteil. Sie hatten/haben einfach mehr Schreibzeit ...
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Grey am 12. August 2008, 09:19:15
Mal ganz davon abgesehen wird ein solcher Preis ja auch in den meisten Fällen nicht für den Autor vergeben, sondern für ein bestimmtes Buch dieses Autors.

Hat aber ein Mensch ein gutes Buch geschrieben, hat man zumindest eine ordentliche Chance, dass er noch mehr gute Bücher schreibt. Der Preis macht auf den Menschen und sein Werk aufmerksam - und das fördert sehr wohl die Literatur. Zum einen, weil der schon geförderte sich weiter seiner guten Schreibe widmen kann, zum anderen als Ansporn für andere Autoren, selbst dran zu bleiben.

Im Übrigen ist es nun mal so, wie Stefan sagt: Mit deinen Kategorien 1 und 2 hast du vielleicht 1% aller Schriftsteller erfasst. Und Kategorie 3 ... naja ... was man so geregeltes Einkommen nennt. Ich fürchte, das siehst du ein bisschen zu optimistisch ;)
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Churke am 12. August 2008, 09:38:04
Zitat von: Tenryu am 12. August 2008, 04:02:18
Den Nobelpreis würde ich natürlich annehmen. In dem Alter wäre ich dann höchstwahrscheinlich hochgradig senil und bräuchte das Geld für ein gutes Pflegeheim.  :dollars:

Die Juroren brauchen 20 Jahre, um einen  Preisträger beurteilen zu können.

ZitatWenn jemand mit >70 Jahren noch einen Preis bekommt, nützt ihm das nichts mehr für seine berufliche Karriere und das Geld sollte er (abgesehen vom Nobelpreis-Jackpot) eigentlich auch nicht mehr nötig haben.

2001 hat Jack Williamson den Nebula Award in der Kategorie "Best Novella" abgeräumt - da war er 94 und der Preis war verdient.

Es gibt auch Leute, die vorwiegend von Preisen und Stipendien leben. Dieser Herr hier zum Beispiel http://de.wikipedia.org/wiki/Dieter_M._Gr%C3%A4f hat schon in der Schule beschlossen, freischaffender Dichter zu werden. Wenn er einen Wettbewerb nicht gewann, dann  :d'oh: - vielleicht ist er inzwischen reifer geworden.
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Ary am 12. August 2008, 10:03:25
@Tenryu: ich weiß nicht - zum Thema will ich mich jetzt mal gar nicht äußern, wohl aber zu deinen "vier Kategorien". Bitte streiche da mal ganz fix das Wörtchen "man". Diese Kategorien hast Du Dir ausgedacht, und ich finde sie in keiner Weise aussagekräftig. Ich mag es nicht, wenn alles so über einen Kamm geschert (geschoren???) und kategorisiert wird. Es gibt Dinge, die können/sollten einfach nicht kategorisiert werden.
/OT off.
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Franziska am 12. August 2008, 14:45:00
@Tenryu:
Überhaupt, wozu sollte man jemand Geld geben, wenn er ein gutes Buch
Zitatgeschrieben hat? Das fördert ja nicht die Literatur, denn das Buch ist schon geschrieben und verschwindet ja nicht, wenn der Autor kein Geld bekommt. Und daß jemand nachher bessere Bücher schreibt, ist auch unwahrscheinlich. Das würde ja bedeuten, daß die Autoren, die das meiste Geld bekommen auch die besten Bücher schreiben. Oder im Umkehrschluß, daß wer keinen Preis bekommt, beim nächsten Mal auch kein besseres Buch schreiben kann.

ich verstehe wirklich nicht, wie du zu solchen abstrusen annahmen kommst.
Wenn ein Autor und zumal einer, der gerade sein Debüt veröffentlicht hat,dafür einen Preis bekommt, dann hat das den Sinn, ihn zu fördern und ihm zu ermöglichen, weitere Büchser zu schreiben. Daneben wird es ihn sicher auch bekannter machen.
Es gibt  Autoren, die z.B: in Leipzig studieren, auch relativ erfolgreich ein Buch veröfentlichen, dafür einen Preis bekommen (10 000) Euro.  Und trotzdem irgendwo an der Kasse sitzen oder Pakee apcken, oder sonstwas. Denn wie lange kann man von dem Geld leben? Da ist der Preis einfach eine Unterstützung.


Ohne die Förderung von privaten und öffentlichen Preisen wäre die vielfältige Kultur, sei es Literatur oder Film, oder Hörfunk überhaupt nicht möglich.

Ich gucke mir auf jeden Fall immer gerne den Ingeborg-Bachmann -Preis an, auch wenn es dieses Jahr eher grausig war.
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Tintenfalke am 12. August 2008, 16:51:37
ZitatIch gucke mir auf jeden Fall immer gerne den Ingeborg-Bachmann -Preis an, auch wenn es dieses Jahr eher grausig war.

Stimmt, zumindest die, die ich gesehen habe, waren ziemlich verschwurbelt.  :40°C:

OT: Abgesehen von allgemeiner Förderung von Kunst und Kultur können Preise und Stipendien Dir als Schriftsteller einen Namen machen.

Um aus der Masse von soundsovieltausend Neuerscheinungen herauszuragen, braucht es eben Instrumente wie Literaturpreise oder Stipendien, damit Verleger auf Dich aufmerksam werden.

Außerdem ist es eine zusätzliche öffentliche Anerkennung von Leistungen eines Autors und man kann sich mit anderen "messen" und vergleichen. Aus all diesen Gründen würde ich mich nicht scheuen, an Literaturwettbewerben teilzunehmen.
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Tenryu am 12. August 2008, 20:11:37
@ Aryana: Das hier ist eine (lebendige) Diskussion und kein literaturwissenschaftliches Kolleg. Da muß man ein bißchen vereinfachen und polemisieren. Ich finde diese Kategorien sind doch durchaus nachvollziehbar.  ;)

@ Franziska: Aber das erste Buch hat er doch auch ohne Förderung geschrieben. Wieso braucht er dann plötzlich für sein zweites Buch Subventionen? Das ist nicht logisch. Und was ist, wenn einer erst für sein fünftes oder zehntes Buch einen Preis bekommt? Dann macht das noch weniger Sinn. Denn wer ohne Förderung zehn Bücher schreiben kann, kann auch elf schreiben.

@ Falke: Ich sage ja nicht, daß die Leute das Geld nicht gerne nehmen oder es gut gebrauchen können. Wer kann das nicht? Und selbstverständlich fördert das die Karriere des einzelnen Schriftstellers. (Vorausgesetzt er ist keine Eintagsfliege, die nach dem ersten Erfolg nur noch Mist schreibt.)
Aber ich finde, das befördert nicht die Literatur. Das wäre genau so abwegig, wie wenn man einem Polizisten eine Medaille gibt und behauptet, das bekämpfte das Verbrechen, oder der Nobelpreis für Medizin befördere die Volksgesundheit.

Ich wage sogar zu behaupten, daß Preise für den einzelnen Autor durchaus sogar schädlich sein können. Weil sie u.a. die Erwartungshaltung des Publikums und der Kritiker verstärken, so daß er den hohen Erwartungen an an sein nächstes Buch oft nicht gerecht werden kann. Zum anderen kann der Ruhm auch zu Kopfe steigen.
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Silabaron am 12. August 2008, 20:40:40
Zitat von: Aryana am 12. August 2008, 10:03:25
@Tenryu: ich weiß nicht - zum Thema will ich mich jetzt mal gar nicht äußern, wohl aber zu deinen "vier Kategorien". Bitte streiche da mal ganz fix das Wörtchen "man". Diese Kategorien hast Du Dir ausgedacht, und ich finde sie in keiner Weise aussagekräftig. Ich mag es nicht, wenn alles so über einen Kamm geschert (geschoren???) und kategorisiert wird. Es gibt Dinge, die können/sollten einfach nicht kategorisiert werden.
/OT off.

@Tenryu: Ich kann mich hier nur anschließen. Deine(!) Kategorien finde ich völlig fehl am Platz. Wo siehst Du dich in diesem Schema eingereiht? Oder bist Du kein Schriftsteller, nur weil Du noch nichts /nicht viel veröffentlicht hast? Ich denke, das Selbstverständis/das Selbstbegreifen als Autors fängt da an, wo man andere nicht mehr als "die Schriftsteller" bezeichnet (und geht noch viel weiter...)  Wir alle hier (oder fast alle) sind Schriftsteller und wir alle hoffen auf eine breite Unterstüzung durch Verlage/Käufer/Leser/ und durch Jurys, die Literaturpreise vergeben. Jeder Schriftsteller hat es heutzutage schwer genug. Hinzu kommt: liest man sich so durch die Foren, dann findet man zu einem Buch so viele ambivalente Meinungen, dass ich deine Kategorien nicht verstehe. Was ist denn unproduktiv? Was ist denn erfolgreich? Wer teilt denn "die Schriftsteller" / UNS Schriftsteller in diese Kategorien ein? Du? Eine Jury? Die Leser? Verkaufszahlen? Ist produktiv = erfolgreich? Wo finde ich Qualität? O je, ich glaube, da hast Du es Dir zu leicht gemacht und ein wenig zu kurz gedacht.

Liebe Grüße,

Dieter.
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Grey am 12. August 2008, 20:42:20
Zitat von: Tenryu am 12. August 2008, 20:11:37
Ich finde diese Kategorien sind doch durchaus nachvollziehbar.  ;)

Nachvollziehbar vielleicht. Aber nicht realistisch. Und auch polemisiert und vereinfacht kann man sich so ausdrücken, dass eigener Senf von allgemeinen Aussagen zu unterscheiden ist (sollte man zumindest können). Nur mal ganz davon abgesehen, dass selbst zurechtgefummelte Kategorisierungen eine schlechte Argumentationsbasis sind ;)

Aber mal eine Frage: Bist du jetzt grundsätzlich gegen Literaturpreise? Und willst du Literatur fördern, aber nicht einzelne Bücher, sondern nur Bücher, die noch nicht geschrieben sind?
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Hr. Kürbis am 12. August 2008, 20:49:47
Zitat von: Tenryu am 12. August 2008, 20:11:37
@ Aryana: Das hier ist eine (lebendige) Diskussion und kein literaturwissenschaftliches Kolleg. Da muß man ein bißchen vereinfachen und polemisieren. Ich finde diese Kategorien sind doch durchaus nachvollziehbar.  ;)

Vielleicht nachvollziehbar, dennoch falsch! :nöö: Das ist wie ein Schlag ins Gesicht der Autoren, die wirklich hart arbeiten und nicht in Geld schwimmen. Produktiv und erfolgreich zu sein hat noch lange nichts mit finanziellem Auskommen zu tun!
Vielleicht solltest du mal die rosarote Brille abnehmen und dich der Realität stellen, ansonsten hast du im schrifstellerischen Sektor mit solchen Vorstellungen nicht viele Chancen und musst dich erst "von außen" auf den Boden der Tatsachen zurückholen lassen.

Zitat von: Tenryu am 12. August 2008, 20:11:37
@ Franziska: Aber das erste Buch hat er doch auch ohne Förderung geschrieben. Wieso braucht er dann plötzlich für sein zweites Buch Subventionen? Das ist nicht logisch. Und was ist, wenn einer erst für sein fünftes oder zehntes Buch einen Preis bekommt? Dann macht das noch weniger Sinn. Denn wer ohne Förderung zehn Bücher schreiben kann, kann auch elf schreiben.

Oh Gott, als würde ein Mensch durch Erfahrungen nicht reicher! Preise für noch nie zuvor erreichte Leistungen sind doch wohl legitim, oder? Und es spielt keine Rolle, ob man diese braucht, ob nun finanziell oder fürs eigene Ego. Wenn du mit solch einer bescheuerten Argumentation kommst, könnte ich argumentieren, dass du zum rechnen auch keinen Taschenrechner brauchst, du kannst es auch ohne (hoffe ich zumindest). Es dauert nur etwas länger ... Als müssten alle Ziele immer dem größtmöglichen Widerstand zum Trotz erkämpft werden! ::)

Zitat von: Tenryu am 12. August 2008, 20:11:37
Aber ich finde, das befördert nicht die Literatur. Das wäre genau so abwegig, wie wenn man einem Polizisten eine Medaille gibt und behauptet, das bekämpfte das Verbrechen, oder der Nobelpreis für Medizin befördere die Volksgesundheit.

Na, Hauptsache du hast den Anspruch an dich. Schon mal von "Vorbildfunktion" gehört? Wenn ein Polizist eine Medaille bekommt, dann soll das gleichzeitig bedeuten, dass andere sich an ihm ein Beispiel nehmen sollen. Das gilt auch für Literatur, wo ein Autor vielleicht ein besonderes Thema aufgegriffen hat, den Zeitgeist beleuchtet oder die Vergangenheit erhellt, in fremde Welten oder Wohnzimmer entführt, mit Wörtern jongliert, sie gekonnt einsetzt oder weglässt, für eine Elite schreibt oder den Massengeschmack trifft, sich verkauft wie geschnitten Brot oder für seine Hartnäckigkeit gelobt werden soll.
Gründe für Preise und deren Verleihung mögen nicht immer nachvollziehbar sein, sie generell zu verteufeln ist aber garantiert nicht der richtige Weg. Oder spricht da etwa der Neid aus dir? Produktiv scheinst du zu sein, was ist mit dem Rest?
Also falls du mal in den Genuss eines Geldpreises kommen solltest und ihn nicht willst, ich schick dir gerne meine Konto-Nr. per PM :dollars:, dann kann ich meine Produktivität steigern und trete in meinem Brotjob kürzer.
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Melchior am 12. August 2008, 20:59:24
Ich denke durchaus, dass man mit Literaturpreisen auch die Literatur als solches fördert, trotzdem es natürlich keine Förderung des allgemeinen Schriftstellertums ist. Natürlich besteht hier immer das Problem, dass Erfolge von vielen auf einzelne Personen reduziert werden, aber diese haben sich (im Idealfall) auch um Kultur und Sprache verdient gemacht. Abgesehen von Sinn und Zweck von Preisen, finde ich, dass viele Autoren für ihre Leistungen diese verdient haben.

Die Einnahmen aus den Veröffentlichungen eines Buches sind offenbar nicht hoch genug, um einen Anreiz zum beruflichen Schreiben zu schaffen, weil sie zu oft im Bereich des Existenzminimums liegen. Traurigerweise gibt es eben kaum einen Markt für Schriftsteller neben der (hier bereits geschätzten) zweistelligen Anzahl von Bestsellerautoren. Die Förderung von literarischen Projekten ist sicherlich ein guter Ansatz, würde aber dieser Problematik nicht gerecht.
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Tenryu am 12. August 2008, 21:57:34
Ich finde es nicht unbedingt erstrebenswert, Leute zum beruflichen Schreiben zu animieren. Erst recht nicht, wenn sie dann von Subventionen abhängig sind. Berufsschriftsteller schreiben nicht unbedingt bessere Bücher, als Leute, die nebenbei arbeiten gehen. Selbst Goethe war nur Hobbyschriftsteller neben seinem Beruf als Anwalt bzw. Minister.
Ich bin sogar der Ansicht, daß Leute, die über ein geregeltes Einkommen verfügen, freier, innovativer und künstlerischer schreiben können, als solche, die nach dem Markt oder Preisen und Stipendien schielen müssen.

@ Stefan: Nein, ich bin nicht neidisch.  :omn: Auch bin ich nicht eitel. Deshalb würde ich ja solche (unverlangten) Preise auch nie annehmen. Ich möchte mich von niemandem instrumentalisieren lassen. Denn geschenkt bekommt man im Leben nichts. Auch keine Preise. Da steckt immer ein Gedanke dahinter. Und wenn es nur die Eitelkeit eines Geschäftsmanns oder Politfunktionärs ist, der sich gerne mit einem Künstler fotografieren lassen möchte. Abgesehen davon, daß das auch gar nicht möglich wäre, da ich keines meiner Werke unter meinem richtigen Namen veröffentlichen würde. Ich bin da vielleicht ein bißchen altmodisch. Aber ich sehe mich in der Tradition der alten Autoren, die als Person ganz hinter ihren Werken verschwinden. (Getreu dem Motto von Ovid: Bene vixit, qui bene latuit.)

Versteht mich nicht falsch. Ich gönne den Leuten ihren Ruhm und das Geld (so lange es nicht vom Steuerzahler stammt). Ich wollte hier nur mal eine Grundsatzdiskussion zu dem Thema anregen. (Und wie es scheint, ist mir das auch gelungen.  :engel: )
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Ary am 12. August 2008, 22:05:58
Zitat von: Tenryu am 12. August 2008, 20:11:37
@ Aryana: Das hier ist eine (lebendige) Diskussion und kein literaturwissenschaftliches Kolleg. Da muß man ein bißchen vereinfachen und polemisieren. Ich finde diese Kategorien sind doch durchaus nachvollziehbar.  ;)

Trotz Zwinkersmiley fühle ich mich jetzt aber doch auf die Füße getreten.
Man muss vereinfachen? Ich bitte Dich. Für wie dumm hältst Du uns? Wir sind sicher nicht das literarische Quartett, aber doch Autoren, veröffentlichte und solche, die es werden wollen, und alle mit Intelligenz begabte Menschen. Ich finde die Kategorien weder sinnvoll noch nachvollziehbar, sondern einfach nur provozierend.

ZitatIch wage sogar zu behaupten, daß Preise für den einzelnen Autor durchaus sogar schädlich sein können. Weil sie u.a. die Erwartungshaltung des Publikums und der Kritiker verstärken, so daß er den hohen Erwartungen an an sein nächstes Buch oft nicht gerecht werden kann. Zum anderen kann der Ruhm auch zu Kopfe steigen.

Zu denen zähle ich aber eher solche Autoren, deren Bücher durch einen Wahnsinns-Werbe-Hype gepusht wurden und die dann doch so gut eigentlich gar nicht sind. Negativbeispiel Eragon. Werbung, Werbung, Werbung, und sind die Bücher qualitativ gut? Ich finde nicht. Erwartungsdruck hat er sicher, der arme Paolini. Und das alles ohne einen einzigen Preis.
/Zynismus off
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Tenryu am 12. August 2008, 22:18:53
Ich habe nicht die Absicht, hier irgend jemandem auf die Füße zu treten.  :innocent:
Ich habe lediglich zwei ökonomisch relevante Eigenschaften logisch miteinander verknüpft und daraus eine Schlußfolgerung gezogen. Und daß es in einer Diskussion unterschiedliche Meinungen gibt, ist eine eine gute Sache. Wäre sonst ja auch sehr langweilig.   :omn:
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: felis am 12. August 2008, 23:03:16
@Tenryu, leider ist eine logische Verknüpfung zweier ökonomischer Eigenschaften nicht aussagekräftig, wenn die Eigenschaften das Problem nicht beschreiben.
Oder: traue keinem Gutachten das du nicht selbst getürkt hast!  ;D
;)
Nix für ungut.
LG
felis
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Solatar am 12. August 2008, 23:28:27
Grundsatzdiskussion? Logik? Kategorisierung?
Irgendwie steige ich nicht so ganz durch. Die Argumentation ist für mich nicht nachvollziehbar. Was ist jetzt hier ein Grundsatz?
Was haben Preise und deren Verknüpfung von Erfolg und Produktivität und dem Bedarf oder Nichtbedarf an Preisen oder Förderung mit Logik zu tun? Wozu das Schubladendenken, wenn es um Autoren oder generell um Menschen geht, die ein Ziel oder einen Traum vor Augen haben, den sie sich gerne verwirklichen wollen? Ist ein Preis überflüssig, nur weil er finanziell nicht gebraucht wird? Haben Menschen nicht per se Spaß am Wettbewerb? Was ist mit Anerkennung, der Freude an einer Auszeichnung, dem guten Gefühl, wahrgenommen und respektiert zu werden? Ist es nicht das, wonach viele von uns streben?
Was ist Erfolg? Soll das bedeuten, dass nur derjenige Erfolg hat, der viel Geld verdient? Gilt eine vernünftige Veröffentlichung und ein gutes Buch, selbst wenn es sich nicht so oft verkauft nicht auch schon als Erfolg? Definieren wir nicht alle irgendwo unseren eigenen Erfolg? Ist Erfolg gleichzusetzen mit Glück oder mit Geld oder mit Ruhm oder mit Macht?
Was ist Produktivität? Misst sich diese an der Anzahl von Veröffentlichungen bzw. ausschließlich an der Quantität? Ist ein Autor mit wenigen Werken, aber hoher Qualität ein unproduktiver Mensch?
Viele Fragen, ich weiß... aber die sind mir eben bei der Diskussion - Grundsatz oder Nebensatz hin oder her - durch den Kopf gegangen.   
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Lomax am 12. August 2008, 23:49:12
Hallo Tenryu,

dein zentrales Argument, wenn ich dich richtig verstanden habe, war ja, dass es keine Literaturförderung darstellt, wenn man Autoren oder Werke auszeichnet die sich bereits bewährt haben, weil diese Autoren ja schon gezeigt haben, dass sie sich auch ohne Förderung bewähren können, und die Förderung wenig Einfluss darauf hat, wie sie sich in Zukunft bewähren können.

Die Alternative, wenn man nicht bewährte Autoren oder Werke fördern will, wäre also, die Mittel in noch nicht bewährte "Neulinge" zu stecken. Dies würde allerdings bedeuten, dass man mit der Gießkanne fördert und die Steuerungsfunktion der Fördermittel gering wäre. Dass - ähnlich wie bei einem Ausbau des Schulsystems - auch in der Literatur durch mehr "Ausbildungsmittel" eine allgemeine Qualitätssteigerung zu erzielen wäre, ist eine hinterfragbare Theorie. Denn anders als die "Schulausbildung" bereitet eine "Schreibausbildung" nicht auf etwas vor, dem sich ohnehin jeder stellen muss. Eine Verstärkung der Förderung führt also nicht zwangsläufig nur dazu, dass die, die gerade lernen, besser werden. Sie kann ebensogut dazu führen, dass mehr Leute in das System einsteigen, die langfristig ungeeignet sind.
  Ich persönlich würde es also durchaus für sinnvoller halten, Förderung gezielt einzusetzen, anstatt noch einen zusätzlichen Haufen Stützräder vor die Tür zu stellen für die angehenden Schriftsteller, die Stützräder brauchen, um festzustellen, dass und was sie schreiben wollen.

Ferner kann es auch bei "bewährten" Autoren durchaus eine Förderung sein, wenn sie durch Preisgelder mehr und freier produzieren können. Womöglich macht so ein Preisgeld auch den Unterschied aus, ob ein Autor aufgibt oder nicht doch in Zukunft noch diese als preiswürdig empfundenen Werke produziert? Man sollte also die unmittelbar literaturfördernde Wirkung von Preisen nicht ganz abtun - selbst wenn die "Ausgezeichneten" schon bewiesen haben, dass sie es auch ohne Preise können. Mit Preisen können sie es eben womöglich besser und länger.
  Aber das Wichtigste hat Stefan schon angesprochen: Der Preis stellt auch eine indirekte Förderung dar, weil das ausgezeichnete Werk/der ausgezeichnete Autor als Vorbild dienen kann und einen Anreiz für andere Schriftsteller darstellt, sich in diese Richtung zu entwickeln. Im Gegensatz zur Gießkannenförderung stellt eine gezielte "Belohnung" für als erstrebenswert empfundene literarische Leistungen also einen Faktor dar, der auch lenkend in den Literaturbetrieb eingreift.

Natürlich kann man jetzt der Meinung sein, dass die vorhandenen Preise eine Lenkung in die "falsche" Richtung darstellen, und die ausgezeichnete Literatur im Grunde nichts ist, was man fördern sollte. Aber das ist dann schon wieder eine ganz andere Frage, die sich außerhalb des von dir angestoßenen formalistischen Ansatzes bewegt. Eine eigene Meinung hat halt jeder. Die Personen und Institutionen, die Preise ausschreiben, sind allerdings bereit, ihre Meinung von guter Literatur mit Geld zu untermauern, was diesen Meinungen auch ein gewisses Gewicht verleiht.
  Wer andere Meinungen dagegen stellen will, kann das auf dieselbe Weise tun - was ja auch tagtäglich geschieht, wenn der zahlende Kunde sein Geld auf andere Titel setzt als Jurys und Kulturförderung und damit konkurrierende Lenkungsanreize schafft. ;) Insgesamt stellt das eine wie das andere einen legitimen Versuch dar, die Kulturlandschaft zu formen.

Zitat von: Tenryu am 12. August 2008, 21:57:34
Ich finde es nicht unbedingt erstrebenswert, Leute zum beruflichen Schreiben zu animieren. Erst recht nicht, wenn sie dann von Subventionen abhängig sind. Berufsschriftsteller schreiben nicht unbedingt bessere Bücher, als Leute, die nebenbei arbeiten gehen.
Nun, umgekehrt aber auch nicht. Sonst würden ja die Leute die besten Bücher schreiben, die finanziell so unabhängig vom Schreiben sind, dass sie den Druck ihrer Werke sogar selbst "bezuschussen" können. ;)

Ich persönlich halte die Abhängigkeit vom Schreiben für ein Korrektiv, dass der Qualität prinzipiell eher nützlich als abträglich ist. Schreiben ist ein kommunikativer Akt, und ein solcher muss, wenn er gelingen soll, beidseitig ablaufen. Und was könnte einen Autor besser animieren, auch auf seinen Leser zu hören und sich zu bemühen, wirklich gehört zu werden, als wenn seine ganze Existenz vom Erfolg dieser Kommunikation abhängt?
  Natürlich kann auch der finanziell unabhängige Autor brauchbare Literatur schaffen. Es gibt ja auch andere Anreizsysteme als die rein kommerziellen, und viele Autoren legen durchaus auch aus anderen Gründen Wert darauf, ihre Leser auch zu erreichen. Aber ein Autor, der nur "nebenbei" schreibt, ist auch stärker in Versuchung, einfach nur seine Manierismen zu pflegen, in seinen Büchern Selbstgespräche und Selbstdarstellung zu pflegen und die mitunter schmerzliche Konfrontation mit der Außenwelt, der er seine Bücher aufnötigen möchte, zu meiden. Ein Berufsschreiber kann sich das gar nicht erlauben und muss lernen.
  Eine professionelle Orientierung beim Schreiben ist der Qualtität also im Durchschnitt zumindest weniger abträglich als die reine Hobbyschreiberei. Und damit in diesem Anreizsystem, in das der professionelle Schreiber eintritt, eben nicht nur der "Massengeschmack" als einzige wahrnehmbare Leserstimme auftaucht, setzen Preise eben oft andere Akzente. Ich denke, über die Inhalte und Richtungen, die dabei gesetzt werden, kann man im Einzelfall durchaus streiten. Aber dem System pauschal Einfluss und Sinnhaftigkeit abzusprechen, greift doch zu kurz und ist eine allzu systemferne Kritik.
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Churke am 13. August 2008, 00:09:26
Wollte noch mal einen Gedanken in den Ring werfen: Es hat wohl noch nie in der Geschichte so viele Preise gegeben wie heute  - aber die Gegenwartsschriftsteller von der Klasse eines Kafka oder Brecht sind - vorsichtig ausgedrückt - dünn gesät. Bei der Förderei kommt anscheinend nicht viel bei herum.

Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Lomax am 13. August 2008, 00:25:02
Zitat von: Churke am 13. August 2008, 00:09:26Es hat wohl noch nie in der Geschichte so viele Preise gegeben wie heute  - aber die Gegenwartsschriftsteller von der Klasse eines Kafka oder Brecht sind - vorsichtig ausgedrückt - dünn gesät. Bei der Förderei kommt anscheinend nicht viel bei herum.
Dafür gab es auch noch nie so viele Bücher wie heute - und vermutlich auch noch nie so viele Autoren ;) Wie gesagt, ob "das Richtige" rumkommt, mag ein diskutabler Punkt sein. Dass "nichts" dabei herauskommt, kann man aber wohl nicht sagen.
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Lisande am 13. August 2008, 07:52:48
Zitat von: Tenryu am 12. August 2008, 21:57:34
Ich finde es nicht unbedingt erstrebenswert, Leute zum beruflichen Schreiben zu animieren. Erst recht nicht, wenn sie dann von Subventionen abhängig sind. Berufsschriftsteller schreiben nicht unbedingt bessere Bücher, als Leute, die nebenbei arbeiten gehen. Selbst Goethe war nur Hobbyschriftsteller neben seinem Beruf als Anwalt bzw. Minister.
Ich bin sogar der Ansicht, daß Leute, die über ein geregeltes Einkommen verfügen, freier, innovativer und künstlerischer schreiben können, als solche, die nach dem Markt oder Preisen und Stipendien schielen müssen.

Sag mal - ich weiß nicht, wie alt Du bist und ob Du in Deinem Leben schon mal einen einzigen Tag gearbeitet hast, aber diese Aussage finde ich einfach nur lachhaft. Um es ganz klar auszudrücken: ich bin Beamtin. Also habe ich den ganzen Tag nichts zu tun, lege die Füße auf den Schreibtisch und zähle die Fliegen im Büro (und wenn man sich mal ansieht, dass ich gerade vom Büro aus schreibe, scheint das ja sogar zu stimmen).

Mein Arbeitstag hatte in meinem alten Job durchschnittlich zehn Stunden. Plus Hin- und Rückfahrt zum Büro war ich etwa zwölf Stunden außer Haus. Hausarbeit musste auch gelegentlich mal erledigt werden. Mein Mann wollte ein bisschen was von mir haben. Und wenn ich aus dem Büro nach Hause gekommen bin, dann war ich mit der Welt fertig. Warum? Weil mein Beamtenjob daraus bestand, zehn Stunden lang mit Kunden, die zum Teil (!! Nein, nicht alle, im Endeffekt sogar nur der deutlich kleinere Teil - aber diejenigen, die den Job schwer gemacht haben und die in erhöhter Häufigkeit bei mir im Büro erschienen sind) noch keinen Tag in ihrem Leben gearbeitet hatten, meinten, anderen mal so richtig Arbeit und Stress machen zu müssen.

Daneben noch kreativ schreiben? Ja. Ein bisschen. Aber zu glauben, dass das arbeitserleichternd ist, ist ein Schlag ins Gesicht aller Berufstätigen, die irgendwie mit Beruf, Alltag, Familie und Hobbies klar kommen müssen.

Halte von Literaturpreisen, was Du willst - aber überlege Dir bitte, ob Deine Argumente nicht vielleicht ein bisschen platt und oberflächlich sind.
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Ary am 13. August 2008, 08:07:25
@Lisande: Amen.
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Hr. Kürbis am 13. August 2008, 08:15:50
Ich finde es auch sehr anstrengend, neben der Arbeit, die mir nur meinen Lebensunterhalt sichert und KEINEN Spaß macht, noch zu schreiben. Deswegen mache ich es morgens, weil ich am Abend durch den täglichen Stumpfsinn keine Hirnzellen mehr übrig habe.
Trotzdem tue ich es, mit der Hoffnung, einmal etwas zu schreiben, das sich verkaufen lässt, mit dem Geld dann beruflich kürzer treten zu können, um wieder etwas zu schreiben, das sich verkaufen lässt, mit dem Geld dann beruflich noch kürzer treten zu können, um wieder etwas zu schreiben, etc.
Ganz auf den Beruf verzichten möchte ich allerdings nicht, allein schon wegen der finanziellen Sicherheit. Ein Traum wäre ein Stipendium, in dem ich vielleicht vier Monate mal Zeit hätte, intensiv an einem Projekt zu arbeiten und es zu vollenden. Mein Arbeitgeber würde da sicher mitspielen, aber wer bekommt schon ein Stipendium als Fantasy-Autor? *hust*

Für mich wäre damit jede finanzielle Unterstützung, jeder noch so kleine Preis eine Erleichterung, und wäre es nur aus dem Grund, sich damit Freizeit vom Brotjob zu erkaufen!
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Ary am 13. August 2008, 08:26:43
Dem kann ich mich nur anschließen. Ich arbeite zwar im Moment noch nicht Vollzeit und ab September "nur" auf einer Dreiviertelstelle an einer Fachhochschule, ich arbeite an Forschungsprojekten und betreue Studenten. Netter Job ich mag ihn, aber viel Hirnzellen lässt er auch nicht übrig. Dazu spiele ich an zwei Wochenenden im Monat Orgel in einer Kirche, damit wir geldmäßig wenigstens halbwegs vernünftig über die Runden kommen.
Mir geht es wie Stefan - ein Stipendium, ein Preis in Form einer Finanzspritze, und ich würde Lusftsprünge machen. Im Moment schreibe ich gar nicht, weil mich mein Job einfach zu platt macht, um mich danach noch aufraffen zu können.

Es ist nicht so, dass man alles über einen Kamm scheren kann. Berufsschriftsteller haben auch ihren Druck - Abgabetermine einhalten, Auftragsarbeiten schreiben, Projekte bearbeiten, zu denen sie eigentlich grade gar keinen Nerv haben - ja, Berufsschreiben IST Arbeit, mit all ihren auch negativen Facetten. Und ich kenne zumindest eine Berufsschrufsschriftstellerin, die zum geldverdienen NICHT ihr Herzblutperojekt bearbeitet, sondern Auftragsarbeiten, für die sie Geld bekommt. Ich frage mich, was die wohl für Luftsprünge machen würde, bekäme sie einen Preis oder die Möglichkeit, IHR Projekt zu vollenden und zu veröffentlichen.
Schreiben neben dem eigentlichen Brotberuf ist aber eben auch schwierig, wenn man versucht, das Alltagsleben mit dem zeitaufwändigen Hobby Schreiben zu verbinden. Nicht alle sind Singels und haben neben ihrem Beruf Unmengen an Freizeit. Da gibt es schließlich auch noch Familie, ganz gleich, ob die nun nur aus dem Partner oder aus Partner und Kindern besteht. Wieder ein beispiel aus eminem Freundeskreis - meine beste Freundin schreibt wirklich gut, und ich denke, was sie schreibt hätte auch Chancen auf dem fantasymarkt. Aber sie tut es nicht. Drei Kinder, Vollzeitjob und Ehemann fressen ihre Freizeit udn vor allem ihre Kraft, in der Freizeit noch so etwas anstrengendes zu tun wie schreiben (ja, ich finde intensives Schreiben durchaus anstrengend). So viel zum Thema "Schreiben als Hobby neben dem Brotjob und dem Alltagsleben ist ja so viel einfacher als die Berufsschriftstellerei".

@Tenryu: wir sprchen uns noch mal, wenn Du Dein Studium durch hast und einen Job gefunden hast und arbeitest - ich denk, dann wird sich deine Meinung zu Hobby und Beruf ist vollkommen leicht unter einen Hut zu bringen (und so klnigt, was Du schreibst) sicherlich auch ändern.

Aber ich glaube, wir schweifen ab. Sorry für's teilweise OT, aber das musste jetzt einfach mal raus.
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Dorte am 13. August 2008, 09:20:24
Nachdem ich mich gerade durch den Thread gewuselt habe, fiel mir nur eins auf:
Das muntere Nebeneinanderstellen und Durcheinanderbringen von Preisen (Auszeichnungen) und Förderung.
Das sind doch zwei völlig unterschiedliche Dinge! Die haben doch nix miteinander zu tun! Einen Preis erhält man, weil man jemanden beeindruckt hat, und wenn diese Person oder Gruppe einem dafür Geld geben will, dann hat sie das Recht dazu und man darf sich freuen, auf diese Art anerkannt zu werden. Basta. Ob man nun den Literaturnobelpreis bekommt oder einen Gutschein der örtlichen Eisdiele, ist dabei völlig egal, es ist Anerkennung, ein Lob, Wertschätzung und ein Zeichen, dass man mit seinem Schreiben jemandem etwas bedeutet.
Finanzielle Förderung von Autoren ist es nicht. Dann müsste man bei Preisen nämlich wirklich gucken, ob die Person überhaupt bedürftig ist, und dann wäre es kein Preis mehr. Der Witz bei einem Preis ist doch eben, dass außer der Leistung keine anderen Kriterien herangezogen werden.
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Lynn am 13. August 2008, 09:40:33
Zitat von: Aryana am 13. August 2008, 08:26:43
Berufsschriftsteller haben auch ihren Druck - Abgabetermine einhalten, Auftragsarbeiten schreiben, Projekte bearbeiten, zu denen sie eigentlich grade gar keinen Nerv haben - ja, Berufsschreiben IST Arbeit, mit all ihren auch negativen Facetten. Und ich kenne zumindest eine Berufsschrufsschriftstellerin, die zum geldverdienen NICHT ihr Herzblutperojekt bearbeitet, sondern Auftragsarbeiten, für die sie Geld bekommt.

@ Aryana: Amen!
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Melchior am 13. August 2008, 14:30:27
@Dorte: Das sollten durchaus die Kriterien für Preise sein, ob sie das immer sind, ist teilweise zweifelhaft.

Man mag die Förderung durch Preise ja für nutzlos halten, dadurch sehe ich aber noch keinen Schaden, den diese anrichten. In der Regel sind die Preisgelder eher von symbolischem Wert, von einigen größeren Preisen einmal abgesehen. Jedenfalls sind sie für die Kasse der Schriftsteller eine weitaus willkommenere Bereicherung als sie für die staatlichen Kassen ein Verlust sind. Im Vergleich zu anderen Förderungen öffentlicher Kassen erscheinen mir Literaturpreise ausgesprochen, obwohl das natürlich auch nur ein denkbar schlechtes Argument ist.
Da du, Tenryu, dich offenbar (z.B. als Mitglied des Tintenzirkels) in gewissem Sinne als Schriftsteller begreifst, verstehe ich nicht, weshalb du gegen Literaturpreise bist. Du hast bisher zwar Argumente gegeben, die nicht für solche sprechen, aber keine, die dagegen sprechen - abgesehen vom finanziellen Aspekt für die Stifter. In diesem Zusammenhang stellt sich für mich die Frage, ob Stiftungen durch Preise und damit in Verbindung stehende Werbung für sich nicht sogar Gewinn machen (ich habe keine allzu genauen Vorstellungen von den finanziellen Dimensionen, die Fragen ist daher von mir aus offen in beide Richtungen).
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Jara am 13. August 2008, 16:29:41
Ich verstehe nicht, wie man als Autor NICHT davon träumen kann einen Preis zu bekommen. Ich rede ja nicht von dem Ruhm, der alle Zeiten überdauert, aber so ein Nobelpreis würde mir auch wenn ich echt alt wäre, noch den Himmel auf Erden bedeuten und mich selig machen :omn:
Außerdem ist Preis ja nicht gleich Preis. Solche, die junge bzw unbekannte Autoren fördern und in der Szene bekannt machen finde ich gut. Ich glaube jedes gute Buch hat das Recht auf Anerkennung.
Wenn einige dieser Preise dazu beitragen können, dann brauchen wir definitiv mehr davon!
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Abakus am 13. August 2008, 16:40:35
Zum dpp (Deutscher Phantastik Preis) würde ich nicht "NEIN" sagen. Ganz im Gegenteil...  8)
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Jara am 13. August 2008, 16:52:37
Wahrscheinlich bin ich ein bisschen träumerisch veranlagt.Ich würde mich über Anerkennung dessen, was ich schreibe, wohl so freuen, dass ich kaum einen Preis ablehnen würde. Ich glaube die wenigsten würden das, vor allem wenn es mit ihrer Bekanntheit vorher nicht all zu weit her ist.
Respekt an die, die es wirklich könnten.
Aber es gibt ja auch echt begehrenswerte Preise, oder?!
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Kalderon am 13. August 2008, 17:29:00
Hi,

ehrlich gesagt ist mir das alles zu hoch. Die einzig brauchbare Antwort auf Tenryus Meinung war die von Lomax.
Überhaupt: Die Einteilung in Kategorien und die Anwendung von Vereinfachungen hat nichts damit zu tun, jemanden als dumm darzustellen. Dann gäbe es ja nur noch Menschen, die andere als dumm darstellen. Es ist fakt, dass der Mensch Vereinfachungen benötigt, um komplexe Zusammenhänge zu verstehen (das macht der Mensch jeden Tag). Ob das hier der Fall ist, sei mal dahingestellt. Aber anstatt darüber aufzuklären, dass Autoren eben NICHT viel verdienen (und das wissen hier ja doch sicher genug Leute - wir befinden uns immerhin in einem aufgeklärten Forum), wird um den heißen Brei herumgeredet und Vereinfachungen und Einteilungen in Kategorien im Allgemeinen verteufelt und als dumm hingestellt, was meiner Meinung nach völliger Blödsinn ist.

Es scheinen sich einige bei diesem Thema arg auf den Schlips getreten zu fühlen. Die Frage ist nur, wieso das so ist.
Warum platzt einem der Kragen, wenn man jemand ist, der den Ergeiz hat, einen Preis zu bekommen, jemand anderes jedoch der Meinung ist, Preise seien unnötig? Fühlt derjenige sich in seiner Ansicht betrogen? Oder ist es die unerträgliche Bestätigung (weil zu offen ausgesprochen), dass Preise nicht zur Glückseeligkeit führen? Dass der Endzweck, einen Preis zu bekommen, der Endzweck geehrt zu werten, der Endzweck, dass Mühe und Arbeit belohnt werden, dass dieser Endzweck in Zweifel gezogen wird? Ist es das, was so unerträglich daran ist?

Viele arbeiten unermüdlich und fleißig (naja... einige nicht, aber das ist ne andere Sache), um die Anerkennung zu bekommen, die sie schon lange suchen. Eine Anerkennung, die (so glauben sie) nur durch harte Arbeit erreicht werden kann. Durch etwas das man geschaffen hat. Durch ein Werk. Ein Werk, das überdauert.
Es ist das Streben nach Anerkennung und die Sehnsucht nach Erfolg. Nicht des Erfolges wegen, sondern dessen, was wir mit dem Erfolg verbinden: Wir fühlen uns gemocht, bestätigt, akzeptiert, geliebt.
Das ist doch der Grund, warum so harsch darauf reagiert wird. Weil ein anderer es nicht so sieht! Weil jemand sagt, dass er Preise nicht "nötig" hat. Da fühlt man sich betrogen. Betrogen um das Große, das Wahre - das, wonach man strebt, das, wofür man lebt. Seinen Lebenssinn. Seinen Daseinszweck.
Und unterschwellig möchte man annehmen, dass der andere lügt. Dass er in Wahrheit auch nach Anerkennung sucht - denn wie sonst könnte man seine Meinung ertragen. Wie sonst könnte man ertragen, dass es Menschen gibt, die sich bereits gemocht, bestätigt, akzeptiert und geliebt fühlen? Die keine Anerkennung oder Preise brauchen, um sich glücklich zu fühlen.

Möglicherweise liege ich damit hier völlig falsch. Menschen haben unterschiedliche Motive. Aber das musste ich einfach loswerden.


Liebe Grüße: Kalderon
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Lomax am 13. August 2008, 17:57:36
Zitat von: Kalderon am 13. August 2008, 17:29:00Es scheinen sich einige bei diesem Thema arg auf den Schlips getreten zu fühlen. Die Frage ist nur, wieso das so ist.
Warum platzt einem der Kragen, wenn man jemand ist, der den Ergeiz hat, einen Preis zu bekommen, jemand anderes jedoch der Meinung ist, Preise seien unnötig?
Oh weh, damit stellst du hier ja einen Zusammenhang her, der hoffentlich nicht besteht - dass nämlich diejenigen, die sich von Tenryus Meinung auf den Schlips getreten fühlen, dies deshalb tun, weil sie gerne Preise bekommen möchten. Denn mit Fantasy hat man nicht gerade das beste Genre gewählt, wenn man auf Preise aus ist. Und die wenigen Preise, die man ohne Verrenkungen mit dieser Genreliteratur bekommen kann, sind dann auch noch undotiert :'( Zumindest hier in Deutschland.
  Ich gehe also mal davon aus, dass die hier auf dem Board Anwesenden den Ehrgeiz auf Preise nicht gerade in den Mittelpunkt ihres Schaffens gestellt haben. Andere Bereiche der Literatur sind da sehr viel "preisabhängiger" - und alles in allem denke ich, ist diese Diskussion hier doch eine sehr theoretische, die man ohne persönliche Betroffenheit führen kann ... Obwohl ich natürlich Preise auch nicht prinzipiell (oder prinzipiell nicht?) ablehnen würde ;D
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Kalderon am 13. August 2008, 18:39:12
Hi Lomax,

Zitat von: Lomax am 13. August 2008, 17:57:36
Oh weh, damit stellst du hier ja einen Zusammenhang her, der hoffentlich nicht besteht - dass nämlich diejenigen, die sich von Tenryus Meinung auf den Schlips getreten fühlen, dies deshalb tun, weil sie gerne Preise bekommen möchten.

du hast Recht. Ein Zusammenhang muss nicht bestehen. Wie schon gesagt, sind die Motive der Menschen ja unterschiedlich. Ich streife nur sehr viel durch die Psychologie, und da drängt sich einem soetwas schon auf. Das ist mein Fokus.

Zitat
Denn mit Fantasy hat man nicht gerade das beste Genre gewählt, wenn man auf Preise aus ist.

Das würde ich nicht unbedingt sagen. Der Wolfgang Hohlbein-Preis strahlt doch schon Prestige aus, oder? Zumal man ja da auch etwas ganz anderes bedenken muss: Man möchte ja Anerkennung für das bekommen, was man selbst mag und macht. Wenn also jemand Fantasy schreibt, möchte derjenige ja sicherlich auch gerne einen Preis für seinen Fantasyroman bekommen. Ich denke nicht, dass derjenige das Genre wechselt... obwohl auch das getan wird, um zum "Erfolg" zu gelangen.

Zitat
Und die wenigen Preise, die man ohne Verrenkungen mit dieser Genreliteratur bekommen kann, sind dann auch noch undotiert :'( Zumindest hier in Deutschland.

Der Wolfgang-Hohlbein-Preis nicht, oder? 10.000 €! Mein lieber Mann! Natürlich ist das schon die Königsdisziplin.

Im Grunde dient das sogar wiederum dem Lebenssinn, da es schwerer wird, den Endzweck zu erreichen. ;)

Zitat
Ich gehe also mal davon aus, dass die hier auf dem Board Anwesenden den Ehrgeiz auf Preise nicht gerade in den Mittelpunkt ihres Schaffens gestellt haben.

Nein. Vielleicht nicht Preise. Das ist übertrieben. Aber eine Veröffentlichung... ist das nicht ein großer Preis? Ein großer Sieg? Eine große Anerkennung? ;)

Zitat
Andere Bereiche der Literatur sind da sehr viel "preisabhängiger" - und alles in allem denke ich, ist diese Diskussion hier doch eine sehr theoretische, die man ohne persönliche Betroffenheit führen kann ... Obwohl ich natürlich Preise auch nicht prinzipiell (oder prinzipiell nicht?) ablehnen würde ;D

Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Diskussion wirklich sachlich geführt wurde. Und wenn die Sachlichkeit fehlt, liegt es Nahe, dass persönliche Betroffenheit im Spiel ist. Was ja auch okay ist, solange man das selbst erkennt und sich zugesteht. Ich wollte damals auch unbegingt veröffentlicht und mit Preisen überschüttet werden, weil ich dem Streben nach Anerkennung folgte. Immerhin gibt es hier einen großen Unterschied zu vielen anderen Künsten, wie z.B. dem Singen. Viele Leute wollen einfach nur berühmt sein, Stars sein, von Menschen bejubelt werden. Die Schreibzunft hingegen mag auch so, was sie tut, und beschäftigt sich nicht nur damit, es zu tun, weil es nötig ist, um das Ziel zu erreichen. Aber vielleicht verallgemeinere ich jetzt zu viel.
Es gibt sicherlich sehr viele Sänger, die leidenschaftlich gerne singen und nicht unbedingt (nur) Stars sein wollen.


Liebe Grüße: Kalderon
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Lomax am 13. August 2008, 19:00:36
Zitat von: Kalderon am 13. August 2008, 18:39:12Der Wolfgang Hohlbein-Preis strahlt doch schon Prestige aus, oder?
Upps, wie peinlich. Den habe ich tatsächlich vollkommen übersehen, dabei ist es nicht nur so ziemlich der einzig dotierte Fantasypreis, sondern noch ein ziemlich fett dotierter dazu ... Muss wohl daran liegen, dass man ihn nicht für ein schon erschienenes Buch bekommt; und dass er in der Regel auch eine Ausnahme darstellt im Rahmen der hier diskutierten Preise - nämlich ein Preis ist, der genau nicht in das von Tenryu kritisierte Schema passt und eher Nachwuchsförderung am Anfang der "Karriere" darstellt als der "Lohn" für bereits gezeigte Leistung.
  Jedenfalls, verglichen mit anderen Bereichen ist die Fantasy eher kein Genre, wo man sich sozusagen geschäftsmäßig von einem Preis oder Stipendium zum nächsten hangeln kann, wo es auf jeden Fall unterdurchschnittlich wenig Preise gibt und die dann auch noch unterdurchschnittlich dotiert sind.
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Hr. Kürbis am 13. August 2008, 19:30:12
Ich würde auch sagen, wer viel Wert auf Anerkennung im Massenmarkt legt, der schreibt (aus rein finanziellen Gründen) wohl eher nicht Fantasy. ;D
Ich könnte sicherlich auch viel einfacher Gegenwartsliteratur schreiben, was mir rein vom Gefühl her auch besser gelingt, aber Fantasy ist eben meine Leidenschaft. Scheiß auf das Geld (ich verdiene genug), Scheiß auf den Ruhm (gibt es den in diesem Genre?), ich will sicher kein Star oder Großverdiener werden mit meinen Geschichten. Um im Rampenlicht zu stehen, ist die Schriftstellerei eh nicht das richtige Betätigungsfeld, findet doch ein Großteil der Arbeit im stillen Kämmerlein statt. Für so etwas wird man doch nicht Autor, oder?
Aber gerade deswegen finde ich Preise wichtig, wann sonst kann man so ein Feedback für seine Werke bekommen, Anerkennung ernten? Wem würde das nicht schmeicheln?
Mir schon, aber deswegen schreibe ich nicht, wenn ein Leser einmal ein gedrucktes Werk von mir in den Händen hält, dann bin ich schon zufrieden. Hört sich bescheuert an, aber mir ist es selbst Beweis genug, dass ich es kann, sollte je ein Buch von mir erscheinen. Die Chancen dafür sind gering und haben auch nicht unbedingt etwas mit "Können" zu tun, trotzdem ist jede Veröffentlichung schon Auszeichnung genug.
Aber auch mich reizen solche plumpen Aussagen, dass Autoren keine Preise bräuchten (denn sie haben es ja so dicke) oder schlicht und einfach nicht verdienen, weil sie nicht die dafür notwendige Leistung bringen. Mich selbst betrifft es aber nicht, also fühle ich mich nicht persönlich angegriffen. Ich bin (noch) kein Autor, mache meine bisherige Arbeit "gratis" und verdiene damit nichts.
Trotzdem treffen solche Aussagen für mich den selben Kern als würde man sagen, Arbeitslose bräuchten keine Arbeit, sie bekommen ja auch so ihr Geld. Gut, das mögen viele Arbeitslose aus meiner Nachbarschaft auch so sehen, trotzdem halte ich diese Meinung für äußerst populistisch. ;)
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Melchior am 13. August 2008, 20:45:49
Der hier angeführte ideelle Wert von Preisen spielt auch für mich die wichtigere Rolle, allein schon, weil man den finanziellen oft genug vernachlässigen kann. In dieser Form bekommen Schriftsteller zum einen Anerkennung für ihre Leistungen, die gerechtfertigt sein mag oder nicht, und zum anderen angehende Schriftsteller den Anreiz, sich mit Ausdauer dem Schreiben zu widmen (sollte die unwahrscheinliche Aussicht der Veröffentlichung nicht ausreichen). Dadurch sehe ich eine Förderung der Literatur schon als gegeben.
Freilich stellt sich bei Literaturpreisen ganz stark die Frage nach der Gegenleistung, die der Preisträger dem Preisstifter erbringt. In diesem Punkt verstehe ich Tenryu sehr gut, nicht zum Werkzeug gemacht werden zu wollen. Einen undotierten Preis zu bekommen und damit noch Werbung für eine Stiftung zu machen kommt für manche sicherlich blankem Hohn gleich. Dabei hängt diese Instrumentalisierung ja nicht von der Werbewirkung ab, das Prinzip ist das gleiche, und man kann sich ihm nach Annahme des Preises auch quasi nicht entziehen. Wissenschaftler, Literaten und Friedensaktivisten speisen ihre Popularität durch einen Nobelpreis, dieser und sein Komitee die ihre im Gegenzug jedoch auch durch die Namen der Preisträger. Wenn man dies als Instrumentalisierung empfindet, wiegt ein gering oder undotierter Preis natürlich umso schwerer. »Man erbringt eine Leistung, ohne eine angemessene Gegenleistung zu erhalten.« Allerdings stellt dieses Argument meines Erachtens nach noch nicht die Preisvergabe an sich in Frage, sondern nur die Annahme eines solchen.
Ich würde einen angemessenen Preis dennoch annehmen. Ich habe schon Preise gewonnen (keine literarischen, nur ein paar in Mathematik und Physik *angeb* ;)) und bin reichlich für die Schule in der Zeitung instrumentalisiert worden, aber das konnte ich verkraften. Da sollte man auch Kompromisse eingehen können, sonst wird jeder Idealismus irgendwo weltfremd.
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Tenryu am 13. August 2008, 21:02:22
Kalderon ist der einzige, der mich hier richtig versteht. :seufz:  *seufz*

Der Hohlbein-Preis ist eigentlich kein Preis, sondern ein Wettbewerb. Ich habe nichts gegen Wettbewerbe. Das hat für mich eine sportliche Komponente.

Ich habe übrigens nie behauptet, daß Schriftsteller so viel Geld hätten, daß sie Preise nicht nötig hätten. Ich sage nur, daß durch einen Preis allein noch kein gutes Buch zustande gekommen ist.

Ein Preis schmeichelt dem Ego natürlich. Aber wenn es um Anerkennung geht, sind dann 500 verkaufte Exemplare (= 500 zufriedene Leser) nicht viel mehr wert, als die Anerkennung von 5 Preisrichtern (die nicht einmal ihr eigenes Geld ausgeben)?

@ Aryana & Stefan: Ihr habt es ja selber gesagt, ein Stipemdium würde euch nützen, aber für die Art von Bücher, die ihr schreibt, gibt es keine. Wenn ihr also finanzielle Unterstützung bekommen wollt, müßtet ihr andere Bücher schreiben (z.B. DDR-Dramen, dekonstruktivistische Sprachakrobatik, o.ä.), und wäret als Autor und Künstler eben nicht mehr frei.

@ Lysandre: Ich kann verstehen, daß du neben deinem Beruf wenig Gelegenheit hast, deiner schriftstellerischen Tätigkeit nachzugehen. Aber wären Preise und Stipendien wirklich eine Hilfe? Um Zeit zum Schreiben zu haben, müßtest du deine Arbeit kündigen. Und wenn das Stipendium aufgebraucht ist, müßtest du entweder verzweifelt nach einem neuen Ausschau halten oder wärst arbeitslos.

@ Lomax. Ein sehr interessanter Beitrag. Und du hast natürlich recht, daß man als Autor auch ein Feedback von Außen benötigt, um nicht völlig abzuheben und nur noch für sich selbst zu schreiben. (Wogegen im Grunde nichts spricht, da man die Kunst auch um ihrer selbst willen betreiben kann.)
Ob Preise da die richtige Bestätigung sind, mag man kontrovers beurteilen. Ich würde auf jeden Fall die Annerkennung von Lesern (oder Zuhörern) höher einschätzen als die von irgendwelchen Juroren. Daher finde ich zum Beispiel Dichterlesungen oder Diskussionsforen viel interessanter, weil der Kontakt zum Publikum viel unmittelbarer und intensiver ist. (Ich finde es überhaupt viel anregender mit Autoren zu diskutieren, als über sie)
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Churke am 13. August 2008, 21:48:32
Zitatenn ihr also finanzielle Unterstützung bekommen wollt, müßtet ihr andere Bücher schreiben (z.B. DDR-Dramen, dekonstruktivistische Sprachakrobatik, o.ä.), und wäret als Autor und Künstler eben nicht mehr frei.

Wobei es meist nicht nur auf die Themen (Stichwort DDR-Drama) ankommt, sondern auch auf die Tendenz. Der Juror hat Vorurteile und er will diese Vorurteile im Buch bestätigt wissen. Die Realität ist politisch unkorrekt und wird aussortiert. Ein aktiver Beitrag zur Volksverdummung.
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: gbwolf am 13. August 2008, 22:44:30
Weil dieser Thread doch einige Wogen mehr geschlagen hat, als erwartet, schließe ich ihn bis morgen Nachmittag/Abend. Dann hat vor allem jeder, der nicht oft online ist, die Zeit, das Geschriebene zu lesen, denn es ist eine ganze Menge Text zusammen gekommen.

:wache!:

Gut's Nächtle!
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Manja_Bindig am 11. September 2008, 14:35:01
Tenryu, du hast etwas gegen Literaturpreise.
Gegen Wettbewerbe hast du nichts.
Der Haken ist - in Wettbewerben gewinnt man Preise. Literaturpreise also.
Nur so als Spitzfindigkeit am Rande.

Ich bin wie der Großteil hier ziemlich schockiert und empört über deine Aussage.
Ich studiere(und NEIN - das ist heutzutage kein Gammelleben mehr. War es im Grunde nie).
Ich arbeite neben dem Studium, weil das BaFöG... nun ja. Es ist nicht wirklich vorhanden.
Mein Freundeskreis will was von mir sehen - ich bezeichne mich nciht als Teil der Arbeitswelt, aber stresstechnisch gehöre ich leider Gottes dazu.

Nebenbei hab ich mir ein Pensum gesetzt, wie viel ich pro Tag schreibe.
Und weiß du was?
Ich fall danach gerne mal tot ins Bett, weils schon sehr, sehr, sehr spät ist.
Du meinst Schreiben sei ein einfaches, leichtes, lockeres Hobby, habe ich den Eindruck.
Ich fürchte, da irrst du dich - es ist zeitaufwendig, es frisst Gehirnzellen, es raubt dir den letzten Nerv.
Ich schreibe jeden Abend meine Seiten, weil ich immer noch die Hoffnung hab, irgendwann mal mit dem Schreiben Geld zu verdienen(ja, es gibt Leute, die das wollen, die sich diesem Druck und Stress freiwillig ausliefern und für die eine welt unterginge, wenn das nicht irgendwie zu deichseln ist. Ich bin irre und ich steh dazu), dazu muss ich nur erst mal was fertig haben, was ich abliefern kann.
Und ich weiß, dass ich nicht schlecht schreibe. ich bin weit davon entfernt, mich als "gut" zu bezeichnen, aber ich tauge was.
Ist es da zu viel verlangt, auch mal ein bisschen Anerkennung von offizieller Seite zu bekommen? durch Veröffentlichung und dann noch durch eine Auszeichnung?

Es wurde hier schon aufgeführt - eine auszeichung hat nun mal auch eine großen ideellen Wert. Nicht nur für Außenstehende, für die man ein Vorbild ist. Es tut mir gut. Es ist etwas, worauf ich stolz sein kann. Natürlich, ich bin stolz auf jede fertige Geschichte, die für gut befunden wird. Aber es ist was anderes, wenn man diese Bestätigung auch von außen bekommt. Ich schreibe nicht für ruhm und Ehre, ich schreib nicht mal vordergründig für Geld, sondern, weil ich einfach gern schreibe. Du bist da wahrscheinlich nicht anders, aber so oder so kannst du mir nicht erzählen, dass dir Anerkennung nicht gefällt.
Und siehst du – wenn man meine Arbeit anerkennt und würdigt, ist das für mich nur ein Grund mehr, noch besser zu werden.
Und das Geld, das damit verbunden ist... Geld kann man immer gebrauchen. Ruhm, Ehre und Anerkennung sind gut und schön, füllen aber nicht meinen Kühlschrank, bezahlen nicht meine Miete, genauso wenig meine Rechnungen, ach ja, Bücher kann ich mir auch keine kaufen. (mit anderen Worten, egal ob man nen Brotberuf hat, oder auf das Schreiben angewiesen ist – ein Literaturpreis ist in jeder Hinsicht willkommen.)


Eine Frage. Rein Hypothetisch.
Wenn man dich mit einem Preis auszeichnen würde. Sagen wir, der DPP – würdest du ablehnen oder annehmen?
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Maja am 11. September 2008, 14:41:42
Da die Wölfin vergessen hat, nach ihrer Ansage hier auch wirklich dichtzumachen, hole ich das jetzt nach.
Manja, bitte beachte in Zukunft solche Moderaten-Meldungen auch dann, wenn der Thread noch beschreibbar ist.
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Maja am 11. September 2008, 14:56:24
Oki, falsch verstanden, mache hier wieder auf.
Wahre Größe zeigt, wer Fehler eingestehen kann.  :innocent:
Titel: Re: Literaturpreise
Beitrag von: Tenryu am 13. September 2008, 00:03:33
Um Manjas Frage zu beantworten: Ja, ich würde jeden Preis ablehnen - auch den Nobelpreis (was übrigens eine gute Publicity wäre).
Auch wenn es mehr als unwahrscheinlich ist, daß ich jemals einen Preis bekäme, da ich 1. kein Profischriftsteller bin, und 2. viel zu schlecht schreibe.
Dennoch: Ein Mann - ein Wort. Solltet ihr mich jemals einen unverlangt zugesprochenen Preis annehmen sehen, dürft ihr mich aus meinem Haus zerren und öffentlich teeren und federn (oder mir mit einer riesigen Pfanne eins überbraten. :pfanne:)