Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Buch- und Verlagswesen => Thema gestartet von: Topaz am 11. Juni 2018, 20:13:22

Titel: Agenturbetrug USA
Beitrag von: Topaz am 11. Juni 2018, 20:13:22
Ich dachte ja bisher, Agenturen sind nur dazu da, mir zu helfen mein Manuskript aufzuhübschen.

Ähnlich wie Headhunter bei der Stellensuche. Die stellen den Kontakt her und ich mach das Vorstellungsgespräch und den Vertrag. Der Vorteil einen Headhunter zu nehmen, ist, dass der von dem Unternehmen mehr Infos hat als in der Stellenanzeige stehen und mir sagen kann worauf ich mehr achten soll. Bezahlt wird der, nach meiner Erfahrung vom Unternehmen, und auch nur im Erfolgsfall wenn ein neuer Mitarbeiter dank seiner Vermittlung angestellt wurde.

Scheint, als lag ich da komplett falsch.
Nach allem was ich lese, macht die Agentur die Verträge und bekommt alles Geld und überweist mir dann - vielleicht irgendwann oder auch nicht - was davon und wird von mir bezahlt.
Ich muss wohl nochmal von vorne anfangen mit lernen, wozu eine Agentur so gut ist und was die alles macht.

Hier die Links zu dem Agenturbetrug, die mir diese Fortbildung verschafft haben. Die in den Artikeln verlinkten Artikel verlinke ich jetzt nicht extra.

Accountant embezzled 3.4m from famed literary agency (http://www.thepassivevoice.com/accountant-embezzled-3-4m-from-famed-literary-agency/)
An agent nightmare revealed (http://www.thepassivevoice.com/an-agent-nightmare-revealed/)
The big secret why behind everything so far (http://www.thepassivevoice.com/the-big-secret-why-behind-everything-so-far/) Das war der Autor  von "Fight Club".

Ich frage mich nur, ob die Agenturen in Deutschland genauso arbeiten wie die in den USA das zu tun scheinen. Also was ihre Aufgaben und das gesamte Handling betrifft. Nicht was den Betrug betrifft.
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: Maja am 11. Juni 2018, 22:41:36
Nein, Agenturen hübschen nicht dein Manuskript auf. Manche tun es, aber es ist nicht ihre Hauptaufgabe. (Und wirklich, so lang schon im Tizi und weiß nicht, was Agenten machen - tsetsetse! ;-) ). Was du meinst, sind Lektoratsdienstleister. Gibt es auch, andere Sache.

Agenturen  schaffen - das ist ihre Hauptaufgabe - Verlagsverträge ran. Und danach sorgen sie dafür, dass der Verlag sich auch an seinen Vertrag hält - dazu gehört auch, das Geld zu überweisen. Es ist also nicht nur in den USA, sondern auch im deutschsprachigen Bereich so, dass die Verlage an die Agenturen überweisen, die dann mit den Autoren abrechnen. Ja, das öffnet Missbrauch Tür und Tor, ebenfalls nicht nur in den USA. Wir hatten mehrere Fälle von Tintenzirklern, deren ehemalige Agenturen Zahlungen zurückbehalten oder unterschlagen haben - ob aus Überforderung oder betrügerischer Absicht.

Betrügerische Literaturagenturen sind in Amerika ein größeres Thema als hierzulande - es gibt mehr Autoren, schon deutlich länger Agenturen, und es werden große Summen umgesetzt. Das Blog "Writer Beware (https://accrispin.blogspot.com/)" dokumentiert seit Jahren Fälle betrügerischer Verlage und Agenturen. In Deutschland treten betrügerische "Agenten" eher dadurch in Erscheinung, dass sie den Autoren Geld für Bearbeitung, Lektorat etc. berechnen und sich überhaupt nie an die Vermittlung der Manuskripte machen - warum auch, der Autor spült ja schon Geld in die Kassen. Der bekannteste Fall war der Pseudo-Agent Rodja Smolny, der nach einem kritischen NDR-Bericht erst von der Bildfläche verschwand, dann unter falschem Namen wieder auftauchte (mit der gleichen Masche), nach erneutem Auffliegen wieder verschwand, und heute unter richtigem Namen einen pompös auftretenden Zuschussverlag betreibt.

Fälle, in denen Agenten mit der Kasse durchbrennen, sind hierzulande seltener - hier hat der Agent ja erstmal seine Arbeit getan, das Buch vermittelt, und eigentlich ein Interesse daran, dass es genau so weitergeht, mit Autoren, die ihm vertrauen, und Verlagen, die ihn für einen kompetenten Vermittler halten. Aber wenn die Agentur sowieso den Bach runtergeht, der Autor schon gekündigt hat, dann ist oft der gute Ruf weniger interessant als das Geld, das schon auf dem Konto liegt (und gebraucht wird, um die Löcher zu flicken). Daher haben in den Fällen, wo sich Tintenzirkler Anwälte nehmen mussten, um Agenten und ihrem Geld hinterherzurennen, die Agenten erstmal ganz normal und durchaus seriös gearbeitet. Sie sind nicht auf den Markt gekommen, um Autoren Geld aus der Tasche zu ziehen.

Sollte man als Autor deswegen auf einen Agenten verzichten und lieber direkt in die eigene Tasche wirtschaften? An der Stelle darf man nicht vergessen, dass auch viele Verlage eine schlechte Zahlungsmoral haben (in dem Fall kenne ich mehr Beispiele als bei den Agenturen), und die Agenten ihrerseits gut darin sind, diese Gelder dann reinzuholen, deutlich besser als normalsterbliche Autoren. Das, sowie die Tatsache, dass man inzwischen auch hierzulande ohne Agentur im Rücken praktisch keine Chance hat, in einem größeren Verlag zu landen, machen für Autoren, die nicht den Weg eines Selfpublishers gehen wollen oder sich auf Kleinverlage beschränken, Agenturen unerlässlich - es ist nur um so wichtiger, auch hier vor den schwarzen Schafen zu warnen.
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: Sturmbluth am 12. Juni 2018, 09:43:56
Erschreckend.

In der Musikszene ist es ein offenes Geheimnis, dass man als Band von allen abgezockt wird. Veranstalter, Booker, Plattenfirmen. Die Bands, die von ihrem Einkommen leben können, sind meist die, die alles selbst kontrollieren. Rechte, Merchandise.

Auf die Buchszene übertragen, könnte dies bedeuten, dass man als Selfpublisher sicherer fährt, wenn es um den Geldfluss geht, eben, weil er weniger (weniger, nicht "überhaupt nicht") über Dritte führt.
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: Slenderella am 12. Juni 2018, 10:29:12
In der Regel bekommst DU das Geld aber bei Vertragsabschluss und zahlst DAVON dann Prozente an deine Agentur. Du musst denen also gar nicht hinterherrennen. Eher sie dir, weil du ja erst Mal das Geld bekommst, wovon ihnen ein Teil zusteht. Ich meine ... wie sollst du da unsicher fahren, wenn es zu einem Abschluss kommt? Es geht erst über dich, dann zur Agentur.
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: Malinche am 12. Juni 2018, 10:40:58
Zitat von: Slenderella am 12. Juni 2018, 10:29:12
In der Regel bekommst DU das Geld aber bei Vertragsabschluss und zahlst DAVON dann Prozente an deine Agentur. Du musst denen also gar nicht hinterherrennen. Eher sie dir, weil du ja erst Mal das Geld bekommst, wovon ihnen ein Teil zusteht. Ich meine ... wie sollst du da unsicher fahren, wenn es zu einem Abschluss kommt? Es geht erst über dich, dann zur Agentur.

Das stimmt meines Wissens so nicht. Das Geld geht erst an die Agentur, und die leitet es abzüglich der Provision an dich als Autor weiter. So steht es auch in den Agenturverträgen.

Bei mir ist es tatsächlich mal passiert, dass der Verlag das Geld zuerst an mich überwiesen hat, was aber ein Versehen war und die Agentur auch total verblüfft hat, daraufhin mussten sie mir eine Rechnung schreiben, damit ich ihre Provision überweise. Der Standard ist aber wirklich andersherum - erst Agentur, dann abzüglich der Provision zum Autor.
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: Topaz am 12. Juni 2018, 14:44:57
Danke für deine Ausführungen @Maja. :)
Bestimmt kann ich noch Jahre im Form sein und vieles nicht wissen. Da ist es gut, dass es dich und andere hier gibt, mit mehr Erfahrung. Nochmal danke dir.

Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: caity am 12. Juni 2018, 15:16:24
Zitat von: Malinche am 12. Juni 2018, 10:40:58
Zitat von: Slenderella am 12. Juni 2018, 10:29:12
In der Regel bekommst DU das Geld aber bei Vertragsabschluss und zahlst DAVON dann Prozente an deine Agentur. Du musst denen also gar nicht hinterherrennen. Eher sie dir, weil du ja erst Mal das Geld bekommst, wovon ihnen ein Teil zusteht. Ich meine ... wie sollst du da unsicher fahren, wenn es zu einem Abschluss kommt? Es geht erst über dich, dann zur Agentur.

Das stimmt meines Wissens so nicht. Das Geld geht erst an die Agentur, und die leitet es abzüglich der Provision an dich als Autor weiter. So steht es auch in den Agenturverträgen.

Bei mir ist es tatsächlich mal passiert, dass der Verlag das Geld zuerst an mich überwiesen hat, was aber ein Versehen war und die Agentur auch total verblüfft hat, daraufhin mussten sie mir eine Rechnung schreiben, damit ich ihre Provision überweise. Der Standard ist aber wirklich andersherum - erst Agentur, dann abzüglich der Provision zum Autor.

So kenne ich das auch.
Worauf basiert denn deine Version @Slenderella? Kennst du eine Agentur, die das wie von dir beschrieben handhabt?
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: Maja am 12. Juni 2018, 15:54:47
Zu dem gestern von mir genannten Beispiel Rodja Smolny sind hier nun ein paar weiterführende Links für diejenigen, die sich für den Fall interessieren:
https://www.literaturcafe.de/rodja-smolny-lindbergh-well-bauernfaengerei/
https://www.literaturcafe.de/rodja-smolny-lindbergh-well-ndr-bericht/
https://www.literaturcafe.de/literaturagentur-von-werneke-serioes-oder-nicht/

Heute betreibt Smolny neben seinen Zuschussverlagen auch die hübsch aussehende Webseite Autorenberater.de (http://autorenberater.de/), wo er über alles, was Autoren interessieren kann, vom Manuskriptaufpolieren bis zur Leserunde, informiert. Nur zum Stichwort "Agentur" gibt es auf der Seite keinen einzigen Treffer. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt ...


Zur Lage in den USA:
Writer Beware beobachtet seit Jahren den Verlags- und Agenturmarkt. Während betrügerische Verlage immer noch wie Pilze aus dem Boden schießen, geht der Agenturbetrug dort seit Jahren zurück - was auch am Erstarken der Selbpublisherszene liegen kann, aber auch daran, dass es sehr aufwendig ist, erst einen Ruf aufzubauen, Verträge zu vermitteln, und erst dann mit der Kohle durchzubrennen, wenn man es auch einfacher haben kann und den Autor direkt für Pseudodienstleistungen zur Kasse zu bitten.
https://accrispin.blogspot.com/2012/08/literary-agent-scams-still-around-but.html
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: Slenderella am 12. Juni 2018, 16:23:05
Zitat von: caity am 12. Juni 2018, 15:16:24
Zitat von: Malinche am 12. Juni 2018, 10:40:58
Zitat von: Slenderella am 12. Juni 2018, 10:29:12
In der Regel bekommst DU das Geld aber bei Vertragsabschluss und zahlst DAVON dann Prozente an deine Agentur. Du musst denen also gar nicht hinterherrennen. Eher sie dir, weil du ja erst Mal das Geld bekommst, wovon ihnen ein Teil zusteht. Ich meine ... wie sollst du da unsicher fahren, wenn es zu einem Abschluss kommt? Es geht erst über dich, dann zur Agentur.

Das stimmt meines Wissens so nicht. Das Geld geht erst an die Agentur, und die leitet es abzüglich der Provision an dich als Autor weiter. So steht es auch in den Agenturverträgen.

Bei mir ist es tatsächlich mal passiert, dass der Verlag das Geld zuerst an mich überwiesen hat, was aber ein Versehen war und die Agentur auch total verblüfft hat, daraufhin mussten sie mir eine Rechnung schreiben, damit ich ihre Provision überweise. Der Standard ist aber wirklich andersherum - erst Agentur, dann abzüglich der Provision zum Autor.

So kenne ich das auch.
Worauf basiert denn deine Version @Slenderella? Kennst du eine Agentur, die das wie von dir beschrieben handhabt?

Ja, meine. ConnAct. Das war ein Punkt, der mich damals gewundert hat, als ich den Vertrag bekam. Ich hab den entsprechenden Passus gerade nicht hier, weil ich den Vertrag nur zuhause hab, ich kann ihn aber gerne mal raussuchen.
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: Alana am 12. Juni 2018, 16:55:39
Das ist echt merkwürdig, davon habe ich noch nie gehört. Interessant.
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: Maja am 12. Juni 2018, 16:58:40
Ich finde es vor allem mutig. Der Zahlungsmoral von Autoren traue ich deutlich weniger als der von Agenturen.
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: Slenderella am 14. Juni 2018, 13:13:22
Ich weiß nicht, ob jeder Autor einen solchen Passus hat. Aber bei mir steht er halt drin. Mit soll das recht sein, die können in 40 Minuten mit dem Baseballschläger vor meiner Tür stehen, wenn ich nicht bezahle  :rofl:
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: FeeamPC am 14. Juni 2018, 15:02:16
Ist es nicht üblich, dass die Verlage ihre Abrechnungen ( nicht das Geld, nur die Aufstellung dessen, was sie tatsächlich zahlen) sowohl an die Autoren als auch an die Agenten schicken? Ich frage nur, weil ich das nicht weiß.
Falls beide Parteien die Aufstellung bekommen, könnte der Autor leicht kontrollieren, was er zu kriegen hat.
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: Maja am 14. Juni 2018, 16:01:21
Ich wüsste von keinem Verlag, der das täte. Üblicherweise besteht zwischen Autor und Agent ja ein Vertrauensverhältnis. Meine Verlage schicken der Agentur eine Abrechnung, und die Agentur leitet diese an mich weiter mit dem Vermerk "Geld ist schon da, Klaus weist es heute noch an" oder "Geld kommt hoffentlich bald".

Das ist auch an dem von Topaz genannten Fall das, was mich am meisten wundert. Chuck Palahnuick bloggt darüber, wie ihm die Einnahmen wegbrachen und er davon ausging, dass offenbar keine Buchverkäufe drastisch zurückgegangen sein müssten - aber bekommen Autoren in den USA keine Absatzzahlen weitergeleitet? Damit eine Agentur (oder auch nur der betrügerische Buchhalter) über Jahre hinweg Tantiemen unterschlagen kann, muss der Autor völlig im Dunkeln über seine eigentlivhen Ansprüche gelassen werden - und wenn ich, wie Chuck Palahnuick, seit 1994 bei meiner Agentur wäre, würde ich trotzdem noch solche Abrechnungen erwarten und nicht nur vage Aussagen, dass irgendwas jetzt angewiesen oder nicht angewiesen würde.
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: FeeamPC am 14. Juni 2018, 17:10:47
Klar besteht ein Vertrauensverhältnis (sollte es besser). Aber trotzdem sollte der Autor seine Zahlen komplett zu sehen kriegen. Also nicht nur die Nachricht vom Agenten,  der Verlag hat x gezahlt, ich leite y an dich weiter.
Geben die deutschen Agenturen diese Zahlen ( und die Anzahl verkaufter Bücher) an die Autoren weiter?
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: Kerstin am 14. Juni 2018, 17:20:45
Ich erhalte die Abrechnung und bei mir ist es auch so, dass das Geld an die Agentur geht und dann abzüglich der Provision an mich überwiesen wird.

Die ganze Geschichte des Agenturbetrugs erscheint mir auch irgendwie etwas seltsam. Da müssen sehr viele Leute, einschließlich der Autoren geschlafen haben.

@HSB: Ich halte es für unwahrscheinlich, dass du als Selfpublisher in irgendeiner Weise auf der sichereren Seite bist. Immerhin erhältst du nur die Zahlen von Amazon oder den anderen Anbietern und wie gut das läuft, sieht man ja gerade bei Amazon, die Autoren einfach die gelesenen Seiten streichen.
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: Maja am 14. Juni 2018, 20:13:57
Ich bekomme das, was der Verlag der Agentur schickt, von der Agentur weitergeleitet, zusammen mit deren eigener Abrechnung über die Proviosion. Also üblicherweise zwei PDF-Dokumente, das eine vom Verlag, das zweite von der Agentur. Bei dotbooks gibt es inzwischen die Aufstellung vom Verlag doppelt - einmal mit dotbooks-Logo für die dotbooks-Ausgabe, einmal mit jumpbooks-Logo für die Jumpbooks-Zahlen. Parallel dazu dann die Abrechnung der Agentur über ihre Provision. Damit habe ich die Verkaufszahlen, die Tantiemen dazu, und die Agenturabrechung, alles transparent und klar.
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: FeeamPC am 14. Juni 2018, 21:37:21
Also sieht das hier in Deutschland doch etwas übersichtlicher und vertrauenswürdiger aus als in den USA. Danke euch für die Auskunft!
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: Sturmbluth am 14. Juni 2018, 21:46:46
Zitat von: Kerstin am 14. Juni 2018, 17:20:45
@HSB: Ich halte es für unwahrscheinlich, dass du als Selfpublisher in irgendeiner Weise auf der sichereren Seite bist. Immerhin erhältst du nur die Zahlen von Amazon oder den anderen Anbietern und wie gut das läuft, sieht man ja gerade bei Amazon, die Autoren einfach die gelesenen Seiten streichen.
Ja, irgendeinen Geschäftspartner gibt es halt immer. Aber die Selfpublisher haben eben einen weniger in der Bezahlkette.
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: Kerstin am 14. Juni 2018, 22:16:12
@HSB: Ja, aber auch weniger Macht im Vergleich zu einer großen Agentur, die sich auch mal einen Wirtschaftsprüfer leisten kann, wenn der Verdacht auf Betrug besteht. (Das Anrecht einen einzusetzen steht z.B. in meinen Verträgen drin).
Mal abgesehen davon, dass Verlage sich sicherich nicht mit den großen Agenturen anlegen wollen. Da kann es mal ganz schnell passieren, dass der neue Dan Brown, Follett ... plötzlich an einen anderen Verlag geht.
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: Topaz am 15. Juni 2018, 22:19:23
ZitatDer Standard ist aber wirklich andersherum - erst Agentur, dann abzüglich der Provision zum Autor.
Gibt es dafür irgendeinen sachlichen Grund, das so zu machen? Die Verlage haben doch alle ihre Computersyteme mit automatisierten Auswertungen und Zahlungsläufen. Da füllt doch keiner mehr Papierüberweisungen aus, oder? Warum nicht einen Teil an den Agenten und den anderen Teil an den Autor überweisen?

ZitatJa, aber auch weniger Macht im Vergleich zu einer großen Agentur, die sich auch mal einen Wirtschaftsprüfer leisten kann, wenn der Verdacht auf Betrug besteht.
In dem Ausgangsfall hier im Thread hat die Agentur betrogen. Meinst du die Agentur holt sich freiwillig selbst, auf eigene Rechnung einen Wirtschaftsprüfer ins Haus?   *verwirrt*
Und weil ich neugierig bin, wie muss so ein Verdacht aussehen, damit du einen Wirtschaftsprüfer schicken darfst?

ZitatDa kann es mal ganz schnell passieren, dass der neue Dan Brown, Follett ... plötzlich an einen anderen Verlag geht.
Soweit ich das in den Threads hier im Forum verfolgt habe hat keiner der Autoren bei einer Agentur mehrere Verlage Schlange stehen, die um das gleiche Manuskript kämpfen. Übersehe ich irgendetwas Wichtiges?
Noch eine blöde Frage, wo ich schon dabei bin mich als absolut unwissend durchzufragen: Woher weiß der Agent was der nächste Dan Brown und Ken Follett ist?
Okay beide wurden ins Deutsche übersetzt. Für beide liegen Bestsellerzahlen auf dem englischen Buchmarkt vor.

Kommt man dann als "Nicht-Englischer-Bestseller-Autor" dann überhaupt zu einer großen Agentur? Will man das überhaupt? Hat der Agent von dem bisschen Geld was er mit dem Buch das er von mir, vielleicht, an einen Verlag bekommt, überhaupt wirtschaftlich eine Grundlage da mehr als eine halbe Stunde Arbeit und Zeit zu investieren?
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: Kerstin am 15. Juni 2018, 23:25:13
Zitat von: Topaz am 15. Juni 2018, 22:19:23
Da füllt doch keiner mehr Papierüberweisungen aus, oder? Warum nicht einen Teil an den Agenten und den anderen Teil an den Autor überweisen?
Nun, mir wäre das so gar nicht recht, da es zum einen den Verlag absolut nichts angeht, wie hoch die Provision der Agentur ist und zum anderen würde dann genau das wegfallen, weshalb  ich die Agentur dazwischengeschaltet haben möchte: Eine komplette Buchhaltung, die alles überprüft, anfordert ...
In deiner Version könnte der Verlag der Agentur einfach eine andere Abrechnung schicken als mir (mit deutlich weniger Verkäufen) und im Gegensatz zu einer Agentur habe ich weder die Erfahrung noch Einblicke in Verkaufszahlen. Ebenso könnte der Verlag die Agentur bezahlen (ist immerhin der kleinere Betrag) und mich nicht. Was stört das denn dann noch die Agentur, wenn sie eh schon ihr Geld haben?
Nein danke - ich finde es genau richtig so, wie es ist.

Zitat
In dem Ausgangsfall hier im Thread hat die Agentur betrogen. Meinst du die Agentur holt sich freiwillig selbst, auf eigene Rechnung einen Wirtschaftsprüfer ins Haus?   *verwirrt*
Wie du vermutlich gelesen hast, beziehe ich mich auf HSBs Aussage und nicht auf die Ausgangsfrage. In Deutschland sind mir so gut wie keine Fälle von Agenturbetrug bekannt (von ein paar von Grund auf unseriösen abgesehen), dagegen kenne ich mehr als genug Autoren, die entweder Probleme mit Amazon haben (ziemlich aktuell) oder von ihren Verlagen gar nicht, falsch oder viel zu spät bezahlt werden.
Betrüger gibt es immer und überall und ich finde die Darstellung in diesem Fall ziemlich irreführend - die Agentur wurde immerhin auch geschädigt und steht wegen dem Betrüger kurz vor dem Bankrott. Also ja, ich gehe davon aus, dass sie dankbar gewesen wären, wenn das einem Prüfer schon etwas früher aufgefallen wäre. Hätte ihnen viel Ärger erspart.  ;)

Ich darf jederzeit einen Wirtschaftsprüfer schicken, um die Abrechnungen zu kontrollieren. Liege ich mit meinen Verdacht richtig, muss der Verlag ihn zahlen, plus Schadensersatz.

ZitatNoch eine blöde Frage, wo ich schon dabei bin mich als absolut unwissend durchzufragen: Woher weiß der Agent was der nächste Dan Brown und Ken Follett ist?
Ehrm ... Die großen Agenturen vermitteln Auslandslizenzen - ich rede also von den nächsten Büchern genau dieser Autoren.  ;)

Zitat von: Topaz am 15. Juni 2018, 22:19:23
Kommt man dann als "Nicht-Englischer-Bestseller-Autor" dann überhaupt zu einer großen Agentur? Will man das überhaupt? Hat der Agent von dem bisschen Geld was er mit dem Buch das er von mir, vielleicht, an einen Verlag bekommt, überhaupt wirtschaftlich eine Grundlage da mehr als eine halbe Stunde Arbeit und Zeit zu investieren?
Wir haben im Forum doch einige, die bei großen Agenturen sind? Ich gehöre dazu und kann mich nicht beschweren. Warum sollte ich das nicht wollen? Wie willst du denn sonst in einen Großverlag kommen?
Wie kommst du auf die Idee, dass man als deutscher Autor kein Geld einbringt? Fitzek hat bisher 10 Millionen Bücher verkauft und es gibt noch größere Fische auf dem deutschen Buchmarkt.

Nachtrag: Hatte ich überlesen.
Zitat von: Topaz am 15. Juni 2018, 22:19:23
Soweit ich das in den Threads hier im Forum verfolgt habe hat keiner der Autoren bei einer Agentur mehrere Verlage Schlange stehen, die um das gleiche Manuskript kämpfen. Übersehe ich irgendetwas Wichtiges?
Dann musst du genauer lesen.  ;)
Es ist bei mir mehr als ein Mal vorgekommen (natürlich nicht bei Folgeverträgen) und ich weiß auch von anderen hier im Forum.
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: Maja am 16. Juni 2018, 00:02:13
Zitat von: Topaz am 15. Juni 2018, 22:19:23
ZitatDer Standard ist aber wirklich andersherum - erst Agentur, dann abzüglich der Provision zum Autor.
Gibt es dafür irgendeinen sachlichen Grund, das so zu machen? Die Verlage haben doch alle ihre Computersyteme mit automatisierten Auswertungen und Zahlungsläufen. Da füllt doch keiner mehr Papierüberweisungen aus, oder? Warum nicht einen Teil an den Agenten und den anderen Teil an den Autor überweisen?
Das ist auch eine Aufwands- und Kostenfrage. Auch ohne Papierformulare auszufüllen, macht eine Überweisung Arbeit und, bei einem Geschäftskonto, verursacht Kosten. Agenturen gehen auch gerne sicher, dass der Autor das richtige Honorar erhält und auch, dass ihre eigene Provision auf Basis der richtigen Tantiemen berechnet wird. Ich sehe keinen Grund, warum von der bisherigen Praxis abgewichen werden sollte. Agenturen sind deutlich besser als Autoren darin, zahlungsfaulen Verlagen hinterherzulaufen und Außenstände einzutreiben.

Vor allem aber sind die Konditionen der Agenturen eine Sache zwischen Autor und Agent, die einen Verlag schlichtweg nichts angeht. Welcher Autor welchem Agenten welchen Provisionssatz zahlt, hat einen Verlag nicht zu interessieren. Diese Sätze sind ja nicht genormt. Würden die Verlage die Provision und Tantiemen gesondert an die Autoren und Agenten überweisen, müsste man ihnen aber genau diese Details offenlegen.

ZitatSoweit ich das in den Threads hier im Forum verfolgt habe hat keiner der Autoren bei einer Agentur mehrere Verlage Schlange stehen, die um das gleiche Manuskript kämpfen. Übersehe ich irgendetwas Wichtiges?
Doch, solche Fälle hatten wir schon öfters. Wobei "Kämpfen" natürlich das falsche Wort ist. Aber wenn es nicht gerade um Folgeverträge geht, bieten Agenturen die Manuskripte üblicherweise verschiedenenen Verlagen an. Insbesondere auf der Buchmesse kann es vorkommen, dass hinterher ein Dutzend Lektoren das gleiche Buch prüfen, und im Idealfall wollen es dann auch alle haben. Dann kann der Agent hingehen und die Verlage dazu bringen, ihre Angebote zu erhöhen - derjenige, der dem Autor die attraktivsten Konditionen bietet (Vorschuss, Aufmachung, Auflage, Werbebudget spielen da eine Rolle), bekommt am Ende Autor und Zuschlag (der Autor hat bei dieser Wahl auch ein Wörtchen mitzureden).  Und natürlich kann ein Autor dann für sein nächstes Buch zu einem anderen Verlag abwandern, und der alte Verlag schaut in die Röhre. Kein Agent würde aber hingehen und einen Autor, der mit seinem Verlag glücklich ist, gegen dessen Willen an einen anderen Verlag vermitteln.

ZitatNoch eine blöde Frage, wo ich schon dabei bin mich als absolut unwissend durchzufragen: Woher weiß der Agent was der nächste Dan Brown und Ken Follett ist?
Okay beide wurden ins Deutsche übersetzt. Für beide liegen Bestsellerzahlen auf dem englischen Buchmarkt vor.
Agenten sagen gerne, dass ihr Autor "der nächste XP" ist. Und Verlage gehen ihrerseits hin und vermarkten ihre angekündigten Bücher mit solchen Slogans an die Buchhandlungen. Ob der Autor dann wirklich ein solcher Erfolg wird, sei dahingestellt (Flops kommen immer mal wieder vor und sind teuer für die Verlage), aber Bestseller passieren nicht, die werden geplant. Da wird ein Marketingbudget vergeben - je vielversprechender ein Titel, desto höher das Budget, und das passiert nicht nur auf Basis von Verkaufszahlen aus dem Ausland, sondern auf Einschätzung, wie erfolgreich ein Buch auf dem deutschen Markt werden könnte.

Das Zauberwort hier sind die Vergleichstitel. War Buch A ein riesiger Erfolg, kann Buch B, das ein ähnliches Thema auf ähnliche Weise behandelt, den gleichen Kunden verkauft werden. Daher kommen Trends immer in Wellen, und man bekommt leicht den Eindruck, alle Verlage machen nur noch das Gleiche - aber so funktionieren Leser tatsächlich, sie wollen das, was ihnen zuletzt gefallen hat, gerne nochmal so ähnlich, und für Buchhändler ist es deutlich einfacher, ein Buch an den Mann zu bringen, das man mit einem bereits erfolgreichen Titel vergleicen kann, als wenn es ein Noch-nie-dagewesener origineller neuer Stoff ist.

Glaubt ein Verlag nicht, dass ein Titel ein großer Erfolg wird, dann wird das auch entsprechend eingeplant - dann bekommt das Buch eben kein Marketingbudget (selbst wenn das dann heißt, dass es erst recht keiner kauft), um die Verluste so gering wie möglich zu halten. Das setzt schon an einem sehr frühen Zeitpunkt ein - lange bevor auch nur ein Buchhändler eine Chance hat, ein Buch vorzubestellen, entscheidet der Verlag, wie viele Seiten in der Vorschau man einem Buch widmet, welche Aktionen geplant sind, um das Buch schmackhaft zu machen, etc.

ZitatKommt man dann als "Nicht-Englischer-Bestseller-Autor" dann überhaupt zu einer großen Agentur? Will man das überhaupt? Hat der Agent von dem bisschen Geld was er mit dem Buch das er von mir, vielleicht, an einen Verlag bekommt, überhaupt wirtschaftlich eine Grundlage da mehr als eine halbe Stunde Arbeit und Zeit zu investieren?
Englische Bestsellerautoren sind bei ihren englischen Agenturen. Deutsche Agenturen betreuen üblicherweise deutschsprachige Autoren. Es gibt spezielle Lizenzagenturen, die sich in erster Linie auf die Vermittlung von Übersetzungen konzentrieren, die stehen auf einem anderen Blatt. Aber als deutschsprachiger Autor konkurriert man bei der Agentensuche mit anderen deutschsprachigen Autoren. Die Rechte an Ken Follet und Co. werden von ihren ursprünglichen Verlagen und Agenturen nach Deutschland vermittelt. Autoren wollen eine Agentur haben, die sie rundum betreut - nicht eine in jedem Land, in dem ihre Bücher erscheinen, das wäre doch arg unübersichtlich. Ich habe ja auch keine Agentur in Russland. ;)

Ob man zu einer großen Agentur geht oder einer kleinen, hängt oft von den individuellen Kontakten ab, die man hat. Zwischen Agent und Autor muss die Chemie stimmen, unabhängig davon, wie groß oder klein die Agentur ist. Auch bei großen Agenturen wird ein einzelner Autor nicht vom ganzen Team betreut, sondern hat einen Ansprechpartner, und mit dem kann das gut laufen oder schlecht. Bei einer großen, etablierten Agentur ist eher davon auszugehen, dass die dort professionell mit Zahlungen und Co. umgehen als mit einem Ein-Mann-Betrieb, der ganz neu am Markt ist.

Je kleiner die Agentur, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass durch Krankheiten oder andere Schicksalsschläge alles ins Hintertreffen gerät. Wir hatten im Tintenzirkel verschiedene Fälle von Autoren, deren Agenten aus gesundheitlicen Gründen gezwungen waren, die Agentur zu schließen - in einer großen Agentur hört dann ein Mitarbeiter auf und kann durch einen anderen ersetzt werden. Dafür kann man aber auch in großen Agenturen das Gefühl haben, als kleines Rädchen unterzugehen, während man in einer kleineren Agentur persönlicher betreut werden kann. Das hängt alles vom Einzelfall ab und lässt sich nicht pauschal an der Agenturgröße festmachen. Wir haben hier im Forum alles - zufriedene und unzufriedene Autoren in großen und kleinen Agenturen.

Eine große Agentur vermittelt insgesamt mehr Bücher, das heißt aber nicht, dass für einen einzelnen Autoren die Vermittlungschancen höher sind. Eine kleine Agentur kann den einen Autor an Land ziehen, der dann der ganz große Wurf ist. Insgesamt leben Agenten von der Menge. Bei einem üblichen Provisionssatz von 20% muss ein Agent fünf Bücher vermitteln, um daran das zu verdienen, was ein Autor mit einem Buch verdient. Und auch wenn eine Vermittlung natürlich deutlich mehr Arbeit und Zeit in Anspruch nimmt als eine halbe Stunde - ein Halbdutzend Vermittlungen im Jahr schafft eine Agentur locker, und je länger sie am Markt ist und je mehr Autoren ihre Folgeverträge bei Verlagen bekommen, desto mehr Referrenzen im Jahr schafft eine Agentur.

Und natürlich lebt sie dann auch von der Backlist - die Provision fällt ja nicht nur auf den Vorschuss an, sondern auf alles, was der Autor während der Zeit, die ein Buch erhältlich ist, daran verdient. Auch Bücher, die vor fünf Jahren vermittelt wurden, spülen dann noch ein bisschen Geld in die Kassen. Die ersten Jahren sind die härtesten, da schreiben die meisten Agenturen tiefrote Zahlen. Wer dann den Fehler macht, zu schnell einen zu großen Autorenstamm aufzubauen in der Hoffnung, dass irgendwer davon sich ja schon verkaufen wird, verliert dann leicht den Überblick, vernachlässigt die Autorenbetreuung, und kollabiert am Ende. Hat man hingegen zu wenige Autoren, wird das Geldverdienen schwieriger - es gilt, die richtige Balance zu finden.

Je länger eine Agentur am Markt ist und je mehr Kontakte sie zu den Verlagen hat, desto größer wird die Wahrschienlichkeit, an einen Großverlag zu vermitteln. Meine Agentur ist sehr klein, ein Münchner Ehepaar, das sich vor zehn Jahren mit der Agentur selbständig gemacht hat - ich möchte keine andere, für mich sind die beiden genau richtig, und sie haben mich an große Verlage vermittelt, wo ich ohne Agentur nie hingekommen wäre. Man muss als Autor Geduld mitbringen, nicht gleich die nächste Agentur suchen, wenn man nach einem halben Jahr noch ohne Buchvertrag dasteht, aber umgekehrt auch nicht alles mit sich machen lassen - wer seinen Agenten nie erreicht, hingehalten oder vertröstet wird, der sollte sich in der Tat nach was Neuem umsehen.

Wenn du dich nach einer Agentur umschauen möchtest, orientiere dich nicht an der Frage, ob sie groß oder klein ist, sondern welche Erfahrungen die Tintenzirkler mit ihnen gemacht haben. Sprich im Zweifelsfal ein Forenmitglied, von dem du weißt ,dass es bei einer bestimmten Agentur ist, direkt an - nicht jeder möchte hier in den Threads seine Erfahrungen ausbreiten, kann aber auf persönlicherer Basis Warnungen oder Empfehlungen aussprechen.


EDIT
Mit Kerstin überschnitten
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: Kerstin am 16. Juni 2018, 00:19:22
Zitat von: Maja am 16. Juni 2018, 00:02:13
Englische Bestsellerautoren sind bei ihren englischen Agenturen. Deutsche Agenturen betreuen üblicherweise deutschsprachige Autoren. Es gibt spezielle Lizenzagenturen, die sich in erster Linie auf die Vermittlung von Übersetzungen konzentrieren, die stehen auf einem anderen Blatt. Aber als deutschsprachiger Autor konkurriert man bei der Agentensuche mit anderen deutschsprachigen Autoren. Die Rechte an Ken Follet und Co. werden von ihren ursprünglichen Verlagen und Agenturen nach Deutschland vermittelt. Autoren wollen eine Agentur haben, die sie rundum betreut - nicht eine in jedem Land, in dem ihre Bücher erscheinen, das wäre doch arg unübersichtlich. Ich habe ja auch keine Agentur in Russland. ;)
Da muss ich dir widersprechen. Autoren werden selten direkt im Ausland von einer anderen Agentur vertreten, da hast du recht, aber es ist üblich, dass z.B. US-Agenturen Klienten von deutschen Agenturen sind, die diese und ihre Autoren auf dem deutschen Markt vertreten.
"Die Tribute von Panem" wurden z.B. von meiner Agentur hier in Deutschland vermittelt.
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: Maja am 16. Juni 2018, 23:30:01
@Kerstin, du hast natürlich völlig recht - meine eigene Agentur fungiert auch als Co-Agentur für verschiedene ausländische Verlage und vermittelt Lizenzen für deutsche Übersetzungen. Was ich eigentlich meinte (nur zu müde war, um es richtig auszudrücken), war, dass in solchen Fällen zwar deutsche Agenturen die Rechte vermitteln, aber nicht eine solche Autorenbetreuung erfolgt wie mit den deutschsprachigen Autoren, und die Autoren der vermittelten Lizenzen auch eher keinen Kontakt zur den deutschen Agenten haben, sondern das über deren Heimatverlage und -Agenturen läuft. Als deutschsprachiger Autor befindet man sich da bei der Agentensuche nicht in einer Konkurrenzsituation mit amerikanischen Bestsellerautoren - auf dem Buchmarkt selbst siehr das dann schon wieder ganz anders aus.
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: Kerstin am 16. Juni 2018, 23:42:59
@Maja: Ach so, dann habe ich dich falsch verstanden. Du hast natürlich völlig recht.
Mir ging es ja nur um die zusätzliche "Macht", die Agenturen haben, weshalb Verlage sich nur ungern mit ihnen anlegen.
Titel: Re: Agenturbetrug USA
Beitrag von: Topaz am 19. Juni 2018, 20:16:47
Liebe @Kerstin, liebe @Maja,

vielen herzlichen Dank für eure ausführlichen Antworten, aus denen ich so viel lernen kann. Jetzt habe ich den Sinn einer Agentur auf jeden Fall besser verstanden und auch welche Aufgaben sie für mich übernehmen kann.

Nochmals dankeschön für eure Zeit und Ausführlichkeit.  Das ist wirklich wunderbar lieb von euch. :knuddel: