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Allgemeines => Buch- und Verlagswesen => Thema gestartet von: cryphos am 24. Mai 2014, 19:50:55

Titel: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: cryphos am 24. Mai 2014, 19:50:55
Salvete,

gerade eben bin ich bei heise.de über folgenden Artikel gestolpert: Amazons Verhandlungsmethoden: "In wie fern ist das keine Erpressung?" (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Amazons-Verhandlungsmethoden-In-wie-fern-ist-das-keine-Erpressung-2196871.html?wt_mc=rss.ho.beitrag.atom).
Die Kernaussage kurz zusammengefasst: Amazon möchte 40-50% Gewinnmarge bei eBooks, statt der üblichen 30%. Lassen sich Verlage nicht darauf ein, werden die Bücher der jeweiligen Verlage verspätet ausgeliefert, die Preise erhöht oder sogar zeitweilig aus dem Sortiment genommen.

@Obermotze: Ich bin nicht ganz sicher ob ich hier richtig bin, wenn nicht bitte verschieben, vielleicht aber nicht gerade in den öffentlichen Bereich.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: canis lupus niger am 24. Mai 2014, 20:05:09
Oh, aber das ist doch altbekannt, dass Amazon an Verlage nur 50 % des Verkaufspreises auszahlt. Zumindest habe ich schon 2010 davon gewusst.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: treogen am 24. Mai 2014, 20:15:01
Zitat von: canis lupus niger am 24. Mai 2014, 20:05:09
Oh, aber das ist doch altbekannt, dass Amazon an Verlage nur 50 % des Verkaufspreises auszahlt. Zumindest habe ich schon 2010 davon gewusst.

Das neue daran ist, dass es nun auch für Ebooks gelten wird.
Und wenn das kommt, seid euch sicher - dann kriegt der Indie auch nur noch 50% statt 70%
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: cryphos am 24. Mai 2014, 20:39:01
"Neu" sind dabei, die erpresserischen Methoden, welche zumindest gegenüber dem Medienhaus Bonniers von Amazon bestätigt wurden. Ich glaube das war bisher so gut wie niemand hier bewusst.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Feuertraum am 24. Mai 2014, 20:40:25
So lange sich die Verlage darauf einlassen, kann amazon es sich erlauben. Und so lange der (ahnungslose?) Konsument weiterhin sein Geld bei amazon lässt (da sich die Marke sehr in den Kopf eingebrannt hat), statt beim kleinen Händler um die Ecke*, müssen sich Verlage halt zweimal fragen, ob sie in den sauren Apfel beißen und sich nicht mehr über amazon "vertreiben" lassen oder eben doch sagen, dass ihnen der Umsatz - auch wenn er dann geringer ausfällt - wichtiger ist

[GREY]Schriftgröße der Fußnote aufgrund von Unlesbarkeit geändert. Bitte keine Schriftgrößen unter 8pt! Danke! [/GREY]

*Ein Kumpel von mir hatte auf die Frage, warum er denn bei amazon bestellt als beim Händler, wo doch Bücher überall dasselbe kosten, geantwortet:"Es ist einfach bequemer. Man kann von zu Hause bestellen und es wird ins Haus geliefert. Würde ich zum Händler gehen, muss ich 30 Minuten Fussmarsch hin, dann wieder zurück, und dieselbe Zeit dann wieder zum Abholen.  Das ist einfach enervierend."
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: heroine am 24. Mai 2014, 21:01:01
Zitat von: Feuertraum am 24. Mai 2014, 20:40:25
*Ein Kumpel von mir hatte auf die Frage, warum er denn bei amazon bestellt als beim Händler, wo doch Bücher überall dasselbe kosten, geantwortet:"Es ist einfach bequemer. Man kann von zu Hause bestellen und es wird ins Haus geliefert. Würde ich zum Händler gehen, muss ich 30 Minuten Fussmarsch hin, dann wieder zurück, und dieselbe Zeit dann wieder zum Abholen.  Das ist einfach enervierend."

[GREY]Schriftgröße der Fußnote aufgrund von Unlesbarkeit geändert. Bitte keine Schriftgrößen unter 8pt! Danke! [/GREY]

Dazu kann ich nur sagen: die meisten Buchhändler sind ausreichend in der Jetztzeit angekommen um einen Telefonanschluss ihr Eigen zu nennen. Man kann anrufen und hat nur einmal den Weg zum Abholen. :)
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Valkyrie Tina am 24. Mai 2014, 21:09:48
Zitat von: cryphos am 24. Mai 2014, 20:39:01
"Neu" sind dabei, die erpresserischen Methoden, welche zumindest gegenüber dem Medienhaus Bonniers von Amazon bestätigt wurden. Ich glaube das war bisher so gut wie niemand hier bewusst.

Neu ist auch die Offenheit, mit der Amazon vorgeht. Die Bücher werden einfach verspätet ausgeliefert, und Bücher von Hachette können nicht mehr vorbestellt werden.  Damit können die Autoren und Verlage zweifelsfrei beweisen, dass Amazon das absichtlich macht (und ja, ich glaube zwischen "jeder weiß doch, dass Amazon seine Stellung missbraucht" und "Amazon hält die Bücher von Autor x und Verlag Y absichtlich zurück, und übrigens befindet sich Amazon mit diesem Verlag gerade in Verhandlungen" gibt es einen Unterschied).

Spannend finde ich, dass Amazon diesmal die Autoren gegen sich aufgebracht hat, die teilweise eine erhebliche Reichweite im Internet besitzen. Die englischen Blogs vieler Autoren lesen sich derzeit wie ein Krimi, auch die nicht von Hachette herausgegebenen Autoren, die sich mit ihren Kollegen solidarisieren. Bücher sind nach wie vor stark getragen von Fans. Und Fans mögen es nicht, wenn man ihre Autoren noch stärker übervorteilt als es ohnehin schon passiert. Es bleibt abzuwarten, wer einen größeren Schaden durch diese Aktion davonträgt. Amazon wäre nicht die erste Firma, die denkt, sie wäre unsterblich....
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Sascha am 24. Mai 2014, 21:13:51
So ganz konnte ich Amazon noch nie leiden, aber in der letzten Zeit kommt eine Sauerei nach der anderen zu Tage.
Ich denke, wenn ich mal wieder Bücher kaufe, werde ich mich über Amazon informieren und dann im Buchladen bestellen.
Mal das leider moderne Prinzip "Informieren im Laden, kaufen im Netz." umdrehen. :snicker:
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Nika am 24. Mai 2014, 21:18:14
Zitat von: Valkyrie Tina am 24. Mai 2014, 21:09:48
Spannend finde ich, dass Amazon diesmal die Autoren gegen sich aufgebracht hat, die teilweise eine erhebliche Reichweite im Internet besitzen. Die englischen Blogs vieler Autoren lesen sich derzeit wie ein Krimi, auch die nicht von Hachette herausgegebenen Autoren, die sich mit ihren Kollegen solidarisieren. Bücher sind nach wie vor stark getragen von Fans. Und Fans mögen es nicht, wenn man ihre Autoren noch stärker übervorteilt als es ohnehin schon passiert. Es bleibt abzuwarten, wer einen größeren Schaden durch diese Aktion davonträgt. Amazon wäre nicht die erste Firma, die denkt, sie wäre unsterblich....

Nicht nur die englischen Autoren machen darauf aufmerksam, auch einige deutsche Autoren informieren ihre Leser über den Sachstand und raten, die betreffenden Bücher woanders zu kaufen:

https://www.facebook.com/KaiMeyerFanpage/posts/653687061346907
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Valkyrie Tina am 24. Mai 2014, 21:30:55
Zitat von: Nika am 24. Mai 2014, 21:18:14
Nicht nur die englischen Autoren machen darauf aufmerksam, auch einige deutsche Autoren informieren ihre Leser über den Sachstand und raten, die betreffenden Bücher woanders zu kaufen:

https://www.facebook.com/KaiMeyerFanpage/posts/653687061346907

stimmt! von Flix (dem Comiczeichner) hab ich das auch schon gelesen.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Sternsaphir am 24. Mai 2014, 21:43:04
Finde ich ziemlich dreist.
Aber mich wundert bei Amazon gar nix mehr.
Ein befreundeter Händler von uns hat auch eine Zeitlang versucht, über Amazon zu verkaufen (Elektroteile). Er bekam einen ziemlich heftigen Knebelvertrag, in dem er versichern musste, dass all seine Preise bei Amazon günstiger sind als in seinem eigenen Online-Shop (damit die Leute immer gleich bei Amazon bestellen), er musste eine ziemlich hohe Provision zahlen (ich weiß leider nicht mehr die genaue Summe) und ihm war es strikt untersagt, Kontakt mit den Kunden aufzunehmen. Als er einmal einem Kunden lediglich eine Versand-Bestätigung geschickt hatte, wurde er sofort von Amazon für einen Monat gesperrt.


Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Pygmalion am 24. Mai 2014, 22:25:49
Das geht aber ziemlich nach hinten los, oder? Wenn jemand ein Buch bestellen will und amazon kann das nicht liefern, dann wird er es woanders bestellen. Das sehe ich zumindest so.
Finde ich jedenfalls auch ziemlich unverschämt von dem Laden. Aber vielleicht haben sie das Band ja so überdehnt und werden etwas mehr Demut gelehrt und dass nicht alles nach deren Regeln geht. Mal abwarten, wer das Kräftedrücken gewinnt...
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: heroine am 24. Mai 2014, 22:35:24
Zitat von: Pygmalion am 24. Mai 2014, 22:25:49
Das geht aber ziemlich nach hinten los, oder? Wenn jemand ein Buch bestellen will und amazon kann das nicht liefern, dann wird er es woanders bestellen. Das sehe ich zumindest so.
Finde ich jedenfalls auch ziemlich unverschämt von dem Laden. Aber vielleicht haben sie das Band ja so überdehnt und werden etwas mehr Demut gelehrt und dass nicht alles nach deren Regeln geht. Mal abwarten, wer das Kräftedrücken gewinnt...

Das sind Monopolspiele. Natürlich schneiden sie sich JETZT damit ins Fleisch, aber auf Dauer erhoffen sie sich damit natürlich Gewinne. Das ist ähnlich wie vom Preis her unter dem Preis der Konkurrenten zu bleiben. Das ist eine ganze Weile verdammt schlecht für alle Beteiligten Firmen (rein wirtschaftlich betrachtet). Irgendwann können die Mitbewerber jedoch nicht mehr mithalten und geben auf. Die Firma, die dann übrig bleibt, kann den Preis dann leider ziemlich beliebig setzen und hat gleichzeitig die Kunden der ehemaligen Konkurrenten mit dazu bekommen.

Ähnlich verhält es sich hier. Amazon macht zwar wirtschaftliche Verluste, weil die Kunden das Buch nicht schnell und direkt bekommen. Aber sie setzen darauf, dass der Verlag noch größere Verluste macht (der Kunde denkt sich in dem Fall einfach "dann halt nicht... kauf ich halt was anderes, was auch nett ist"). Amazon verliert dadurch nicht unbedingt Kunden, weil sie einmal was nicht direkt bekommen. Die Verlage verlieren aber massig, weil die Kunden als Reaktion nicht einfach zum nächsten Buchhandel gehen um das Buch zu kaufen und unter Umständen nicht mal zum Homepage des Verlages um dort das EBook zu kaufen.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Sternsaphir am 24. Mai 2014, 22:41:04
Zitat von: heroine am 24. Mai 2014, 22:35:24
Ähnlich verhält es sich hier. Amazon macht zwar wirtschaftliche Verluste, weil die Kunden das Buch nicht schnell und direkt bekommen. Aber sie setzen darauf, dass der Verlag noch größere Verluste macht (der Kunde denkt sich in dem Fall einfach "dann halt nicht... kauf ich halt was anderes, was auch nett ist"). Amazon verliert dadurch nicht unbedingt Kunden, weil sie einmal was nicht direkt bekommen. Die Verlage verlieren aber massig, weil die Kunden als Reaktion nicht einfach zum nächsten Buchhandel gehen um das Buch zu kaufen und unter Umständen nicht mal zum Homepage des Verlages um dort das EBook zu kaufen.

Klingt so ein bißchen wie Negativ-SEO: Wenn ich keine neuen Kunden werben kann, muss ich die Konkurrenz kaputt machen.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Valkyrie Tina am 24. Mai 2014, 23:14:58
Zitat von: Sternsaphir am 24. Mai 2014, 22:41:04
Klingt so ein bißchen wie Negativ-SEO: Wenn ich keine neuen Kunden werben kann, muss ich die Konkurrenz kaputt machen.

nicht die Konkurrenz, die Zulieferer. Der Verlag ist durch Amazons Spiele ziemlich in der Bredouille.
Und ja, es sind Monopolspiele. Aber Amazon pokert ganz schön hoch. Wenn meine Lieblingsautorin auf ihrer Homepage schreibt, dass sie nicht weiß, ob sie das geplante Buch dieses Jahr noch fertig bekommt, weil sie sich wegen Amazons Spielchen einen Brotjob suchen muss, um ihre Stromrechnung zu bezahlen, werde ich als Konsument nicht mehr auf der Seite von Amazon stehen. Durch das Internet sind solche Geschichten ganz schnell im Fankreis rumgetrommelt. Das Setup ist perfekt für ein "Autoren und Leser gegen Amazon". Und die Geschichte ist voll von Firmen, die dachten, sie wären zu groß, um kaputt zu gehen.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Judith am 24. Mai 2014, 23:32:44
Die Frage ist halt immer: Wohin soll man als Kunde am besten "abwandern"? Die großen Ketten wie Thalia treiben ja ganz ähnliche Spielchen (da gehts dann halt nicht um Liefergeschwindigkeit, sondern um sichtbare Präsenz vs. ein Platz in der hinteren Regalreihe, wenn überhaupt).
Und eine vernünftige, kleine Buchhandlung muss man erst mal in der Nähe haben. Ich habe da ja leider keine guten Erfahrungen gemacht - wo ich geringschätzig angeschaut werde, weil ich Fantasy lese, lasse ich nicht gern mein Geld.  >:(

Trotzdem finde ich das Vorgehen an sich (abgesehen davon, dass es verwerflich ist), echt seltsam. Bei den Ketten ist die Wirkung ja unmittelbar da: Die Bücher, die gut sichtbar ausliegen, werden mehr gekauft. Aber wenn ich bei Amazon ewig auf ein Buch warten muss, wäre meine Reaktion nicht, ein anderes Buch zu kaufen, sondern dasselbe Buch woanders zu kaufen.  :hmmm:
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: treogen am 25. Mai 2014, 00:23:52
Also dann kauft doch am besten direkt bei den Verlagen.
Bestellt direkt und schaltet den Buchhandel in jeglicher Form aus (egal ob lokale Buchhändler oder Amazon).

Denn ehrlichgesagt ist es mir als Kleinverleger scheiß egal (sorry für die harten Worte), ob ich nun an Amazon 50 % abdrücke oder an Libri oder im Falle von EBooks an meinen Distributor. Für mich sieht es nämlich so aus, als zieht Amazon die Preise an auf das Niveau, welches Großhändler eh schon haben.

Wenn Verlage sich dauerhaft 50 % sparen könnten, könnten sie zum einen die Bücher günstiger machen und zum anderen den Autoren mehr zahlen ;)

Ok, ich weiß schon, das wird so nicht funktionieren, denn in dem Moment, in den die Verlage 50 % einsparen, werden sie die Bücher ein bisschen billiger machen und den Rest in die eigene Tasche einstreichen. Und der Autor kuckt in die Röhre.
Aber man wird doch mal noch träumen dürfen ...
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Judith am 25. Mai 2014, 08:37:04
Tja, und dann zahle ich als Österreicherin z.B. bei deinem Verlag (und vermutlich auch bei den meisten anderen) bei gedruckten Büchern Versandkosten.  :(
Mal davon abgesehen, dass ich persönlich es nicht so angenehm finde, wenn ich so breit verstreut meine Daten angeben/mich anmelden muss.

Daher: Das wäre natürlich ein gutes Vorgehen, aber für mich ehrlich gesagt keine Alternative, die ich mir dauerhaft vorstellen könnte.

Für mich wäre der Weg dann wohl (um Amazon und große Ketten dauerhaft zu vermeiden), nur noch Bücher aus der Bücherei auszuleihen, was ich jetzt zu etwa zwei Drittel mache.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Tanrien am 25. Mai 2014, 08:48:47
Vielleicht könnten wir (aka jemand mit Zeit und Interesse) ja mal eine Liste mit alternativen Versandhändlern zusammenstellen. Ich hatte zum Beispiel letztens einen Gutschein für jpc bekommen, da hab ich natürlich nichts an meiner regulären Literatur gefunden, weil die praktisch nichts auf Englisch haben, aber im Musik-Bereich scheinen sie gut ausgestattet zu sein.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Anj am 25. Mai 2014, 09:46:00
Also für E-Books finde ich Osiander nicht schlecht. Da ich inzwischen fast ausschließlich digital lese, kann ich zu gedruckten Büchern nichts sagen. Bei englischen E-Books sieht es allerdings manchmal deutlich schlechter aus, als bei Amazon. Positiv ist hier aber auch, dass ich die Bücher nicht im Kindle-Format bekomme (ein massives Argument gegen Amazon-E-Books).
http://www.osiander.de/index.cfm

Bei Verlagen habe ich auch schon direkt bestellt, aber mir geht es da wie Judith, ich mag es auch nicht, meine Daten an so vielen Stellen zu streuen ...
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: cryphos am 25. Mai 2014, 11:55:50
Ihr überseht hier eines und das ist elementar wichtig, der Preiskampf findet primär auf dem Gebiet der eBooks statt.
Hier wandert ein Kunde nicht so schnell ab, denn um ein Amazon-eBook lesen zu können benötigt man entweder einen Kindle oder die Amazon-eBook-App. Die meisten Amazon-eBookleser nutzen den Kindle. Ein Kindle verarbeitet kein epub oder anderes offenes Format sondern nur Amazon proprietäre Formate. Zudem kostet ein Kindle zwischen 99 und 129 Euro, da kaufen sich die wenigsten schnell mal einen zweiten eReader mit epub-Formaten.
Weiterhin ist Amazon im Bereich eBook-Handel Weltmarktführer.
Einen Verlag der eBooks verkaufen will und bei Amazon verkauft trifft die Blockadepolitik von Amazon hart, weil der Kunde eben nicht sein Produkt kauft sondern beim Konkurrenzverlag. Amazonkunden sind ja an Amazonformate gebunden, bei Thalia, Weltbild  - oder wie sie alle heißen - kaufen geht also nicht.
Wäre das Amazonformat offen oder Kindle würde epub nutzen könnte der Kunde wo anders einkaufen. so ist der Kunde aber an Amazon gebunden und der Verlag an Amazons Kunden und dazwischen sitzt Amazon und verdient sich ein goldenes Näschen.

Wenn wir das weiter denken, bringen sich viele Autoren selbst um ihr Geld. Denn jeder Autor, der einen Kindle nutzt unterstützt damit direkt Amazon und arbeitet damit gegen seinen Verlag und sich selbst - wenn man es sehr überspitzt zusammenfassen möchte.

Für mich steckt in diesem kurzen heise-Artrikel von daher sehr viel Zündstoff.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: treogen am 25. Mai 2014, 12:37:40
Zitat von: Judith am 25. Mai 2014, 08:37:04
Tja, und dann zahle ich als Österreicherin z.B. bei deinem Verlag (und vermutlich auch bei den meisten anderen) bei gedruckten Büchern Versandkosten.  :(
Mal davon abgesehen, dass ich persönlich es nicht so angenehm finde, wenn ich so breit verstreut meine Daten angeben/mich anmelden muss.

Ich verstehe schon: Dir ist es unangenehm, deine Daten vielen kleinen Firmen zu geben, die damit sowieso nichts anderes anstellen können und würden, als dir deine Ware zuzuschicken. Stattdessen gibst du sie lieber einen Großen, der aktiven Handel mit Adressen treibt, Daten über dein Kaufverhalten sammelt und diese Daten nicht nur nutzt um dich mit Spam zuzuschießen, sondern auch die entsprechenden Suchmaschinen mit der passenden Werbung speziell für dich zu füttern  :rofl:
SCNR  ;D

Das mit dem Porto ist verständlich.
Aber auch das wäre irgendwie zu händeln.
Wenn man als Verlag nicht mehr darauf angewiesen ist, ständig irgendwelche Bücherpakete hin- und herzuschicken, von denen ein Teil eh als Remitten zurückkommt, die man nur noch als Mängelexemplare weggeben kann, kann man sicher auch problemlos aufs Auslandsporto verzichten. Das wäre nämlich in einer Mischkalkulation locker drin.
Nur im Moment muss man ja als Verlag fast schon alles dafür tun, dass man eben nicht über den eigenen Shop verkauft. Weil wenn man im Jahr zu wenig von einem Buch verkauft, wird dieses Buch ausgelistet - sprich, ist nicht mehr bei amazon direkt erhältlich.
Und was heute nicht bei amazon erhältlich ist, wird von den Kunden von heute als nicht existent wahrgenommen. Was es bei amazon nicht gibt, gibts es nirgendwo - so die Denke der meisten Amazonkunden. Selbst, wenn das Buch im Marketplace verfügbar wäre und der Kunde nur ein paar Zentimeter runterrollen müsste. 
Ich weiß noch recht gut, wie unsere Verkäufe ohne amazon waren ...

Also so lange der Kunde nicht von sich aus von amazon weggeht, kann es sich ein Verlag nicht erlauben, die zu boykottieren. Und genau da beißt sich der Hund in den Schwanz.
Die Masse der Amazonkäufer interessiert es schlichtweg einen Sch..ß, ob es den Verlagen gut geht. Und einen Großteil interessiert es auch nicht, ob da auch die Autoren drunter zu leiden haben. Sie interessiert nur, wo sie ihr Lesefutter so gut und schnell wie nur möglich herbekommen.
Das ist ja auch durchaus legitim - schließlich sind wir alle von Natur aus egoistisch veranlagt.
Aber auf diese Weise wird dann wahrscheinlich eine neue Kausalkette in Gang gesetzt.
Wenn Amazon statt 30 % nun 50 % für Ebooks will, müssen Verlage die Kosten für Ebooks hochdrehen.
Gingen früher vom 10-Euro-Ebook knapp 3 Euro an Amazon, knapp 3 an den Autor und knapp 4 Euro an den Verlag, muss das Ebook nun im Preis steigen.
Wahrscheinlich wird sich dann der Ebook-Preis zwischen 15 und 20 Euro einpegeln.
Und ich weiß schon, wer dann wieder beschimpft wird. Nicht die Autoren und nicht Amazon, sondern der, der als Einziger nochmal Extraarbeit und Extrakosten durch das Ebook hat und mit den Ebookerlösen auch die Aufwände der (durch die Ebookausgabe teilkannibalisierte) Printausgabe gegenfinanzieren müsste.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: canis lupus niger am 25. Mai 2014, 13:49:35
Zitat von: Judith am 24. Mai 2014, 23:32:44
Ich habe da ja leider keine guten Erfahrungen gemacht - wo ich geringschätzig angeschaut werde, weil ich Fantasy lese, lasse ich nicht gern mein Geld.  >:(

Na ja, über das, was Fantasy ist, kann man ja auch sehr unterschiedlicher Meinung sein. Neulich hatte ich mit einer meiner früheren Lehrerinnen ein Gespräch, unter anderem darüber, dass meine ältere Tochter gerade an ihrer Seminararbeit über HdR schreibt. Sie meinte, das wäre interessant, denn so lange gäbe es das auch noch nicht, dass im Gymnasium Fantasy gelesen würde. Darauf hin sagte ich (ich gebe es zu, mit einem etwas fiesen Lächeln): "Stimmt, die einzige Fantasy, die wir damals in Deutsch gelesen haben, waren Goethes 'Faust' und Kafkas 'Verwandlung'." 

Treogen hat aber hundertprozentig Recht, wenn er meint, dass man seine Bücher oftmals direkt beim Verlag bestellen kann. Innerhalb Deutschlands zumindest bekommt man Bücher meist versandkostenfrei. Über Kundenkarten wie Payback, über Kartenzahlungen usw. lassen wir unsere Adressen bei so vielen Stellen, die die Daten missbräuchlicher verwenden. Ein kleiner bis mittelgroßer Verlag treibt damit vermutlich weniger Schindluder, als jeder Andere.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Nika am 25. Mai 2014, 14:21:23
Zitat von: cryphos am 25. Mai 2014, 11:55:50
Ihr überseht hier eines und das ist elementar wichtig, der Preiskampf findet primär auf dem Gebiet der eBooks statt.


Allerdings blockiert Amazon keineswegs die eBooks der betreffenden Verlage, sondern nur die Auslieferung des Print. Die Verhandlungen gehen zwar um die eBook-Preise, aber was der Kunde derzeit merkt, sind die nicht lieferbaren Prints. Und es gibt noch eine Vielzahl von Lesern, die sich eBooks gänzlich verweigern, die interessiert es nicht, ob ein Buch als mobi oder ePub vorhanden ist, wenn es die gedruckte Ausgabe nicht gibt, holen sie sich woanders.

Und man kann ePubs mittels Calibre für Kindle umwandeln. PDFs, die ich zumindest aus englischsprachigen Shops beziehe, gehen sogar problemlos auf dem Kindle.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Franziska am 25. Mai 2014, 14:37:25
Zitat von: treogen am 25. Mai 2014, 12:37:40
Die Masse der Amazonkäufer interessiert es schlichtweg einen Sch..ß, ob es den Verlagen gut geht. Und einen Großteil interessiert es auch nicht, ob da auch die Autoren drunter zu leiden haben. Sie interessiert nur, wo sie ihr Lesefutter so gut und schnell wie nur möglich herbekommen.
Das ist ja auch durchaus legitim - schließlich sind wir alle von Natur aus egoistisch veranlagt.
Aber auf diese Weise wird dann wahrscheinlich eine neue Kausalkette in Gang gesetzt.
Wenn Amazon statt 30 % nun 50 % für Ebooks will, müssen Verlage die Kosten für Ebooks hochdrehen.
Gingen früher vom 10-Euro-Ebook knapp 3 Euro an Amazon, knapp 3 an den Autor und knapp 4 Euro an den Verlag, muss das Ebook nun im Preis steigen.
Wahrscheinlich wird sich dann der Ebook-Preis zwischen 15 und 20 Euro einpegeln.
Und ich weiß schon, wer dann wieder beschimpft wird. Nicht die Autoren und nicht Amazon, sondern der, der als Einziger nochmal Extraarbeit und Extrakosten durch das Ebook hat und mit den Ebookerlösen auch die Aufwände der (durch die Ebookausgabe teilkannibalisierte) Printausgabe gegenfinanzieren müsste.

Wenn ebooks so teuer wären, würde sie niemand kaufen, und amazon verdient auch nichts mehr. Die Rechnung verstehe ich nicht, weil wenn die ebooks teuerer werden, verdient der Verlag dadurch ja eher weniger als mehr. Aber natürlich kann man nicht endlos weniger Prozente einnehmen, das ist schon klar. Die Alternative ist also Preise hoch oder Boykott. Aber wenn amazon die Prints nicht liefert, sind doch die Kunden auch genervt und kaufen woanders, ewig kann das doch nicht funktionieren.
Man muss das Problem wahrscheinlich immer wieder in die Presse bringen, damit es jeder mitbekommt, auch wenn es immer Leute gibt, denen es egal ist, einige wird es doch interessieren.
Ich sehe mehrere Probleme. Bei mir zum Beispiel gibt es keinen Buchladen in der Nähe, auch sonst gibt es bei mir kaum Läden. Ich fahr eine halbe Stunde in die Innenstadt, da ist dann Thalia. Wenn ich da was bestellen will, sagen sie gibt es nicht, obwohl ich es im Computer sehe. ::) im Internet bestelle ich deshalb trotzdem nichts, weil mein Briefkastenschlitz ungefähr drei Millimeter breit ist, aber das ist ein Problem, was die meisten Leute nicht haben werden.
Wir haben das ja schon öfter diskutiert, aber amazon ist als Shop am übersichtlichsten, finde ich. Ich nutze es eigentlich nur als Suchmaschine, ohne was zu bestellen. Wenn mir jemand einen Shop sagt, bei dem ich mir Jugendbücher deutscher Autoren, die im letzen Monat erschienen sind anzeigen lassen kann, benutze ich den gerne.
Ich kann mir vorstellen, dass Leute, die bei kleinen Verlagen kaufen, auch eher dazu zu bewegen wären, dort im Verlagssop zu kaufen. Entdecken die Leute diese Bücher bei amazon?  Ich hätte jetzt gedacht, das läuft über Fachmedien und Cons. Oder meinst du, die Leute lesen zum Beispeil eine Rezension, geben es bei amazon ein und wenn es da nicht ist, denken sie, es gibt es nicht. Das ist dann natürlich schlecht.
Ich muss ja zugeben, dass ich mir auch ebooks bei amazon kaufe und die dann in epub umwandel. Weil man viele englische ebooks sonst schwer bekommt. Aber ich habe mir jetzt vorgenommen, das nicht mehr zu machen und ebooks von Selfpublishern bei smashwords oder so zu kaufen.

Schlau wäre es doch gewesen, wenn Verlage sich rechtzeitig zusammengetan hätten um einen eigenen ebook-Shop zu gründen. So wäre es nicht so umständlich, sich bei jedem Shop neu anzumelden.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Amberle am 25. Mai 2014, 15:00:56
Zitat von: Franziska am 25. Mai 2014, 14:37:25
Ich muss ja zugeben, dass ich mir auch ebooks bei amazon kaufe und die dann in epub umwandel. Weil man viele englische ebooks sonst schwer bekommt.
Und was machst du mit der DMR-Sperre? Genauso anders herum: Viele Bücher kann man ja nicht einfach von e-pub in Kindle umwandeln, oder irre ich mich da?
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: treogen am 25. Mai 2014, 15:06:42
Zitat von: Franziska am 25. Mai 2014, 14:37:25
Oder meinst du, die Leute lesen zum Beispeil eine Rezension, geben es bei amazon ein und wenn es da nicht ist, denken sie, es gibt es nicht. Das ist dann natürlich schlecht.

Das meine ich nicht nur - das ist erwiesen.
Ein Produkt, welches "nur" im VLB eingetragen wird, aber nicht über amazon direkt verkauft wird, wird teilweise nicht mal bei Amazon gefunden, wenn man mit Titel danach sucht.
Auch Bilder werden nicht dazugehangen.
Natürlich kann man selber welche anhängen, aber solange ich als Verlag nicht bei Amazon direkt verkauft wurde, wurden mir selbst die Bilder immer wieder gelöscht. Ich hab 2007 sogar mal eine EMail vom Amazonsupport bekommen, dass ich aufhören sollte, urheberrechtlich geschützte Bilder an ein Produkt dranzuhängen. Für ein Buch, welches ich selbst gemacht habe. Für ein Cover, welches ich selbst entworfen und umgesetzt habe. Für ein Foto, welches ich selbst geknipst habe. Ich hab eine ziemlich wütende Mail zurückgeschickt - 1 Tag später war das Bild online. 2 Wochen später war es wieder gelöscht.
Wenn man als Kunde so einen Artikel anschaut (kein Bild, kein Preis, oftmals auch keine Rezis) und sieht dann den Lieferbarkeitsstatus "derzeit nicht verfügbar", dann ist den meisten Kunden nicht klar, dass sich dieser Lieferstatus nur auf amazon bezieht.
Ich bin schon auf Veranstaltungen gewesen und hatte die Metamorphosen dabei - bevor wir über Libri zu amazon reingekommen sind. Da gabs tatsächlich Leute, die auf mich zugekommen sind und gefragt haben, wie das geht. Das Buch ist doch vergriffen. Hallo? Es ist nicht vergriffen. Es gibt nur ein paar Handler, die dieses Buch nicht führen. Und da weise ich darauf hin, dass das Buch doch zumindest im Marketplace drin ist. Einer zuckte daraufhin nur die Schultern und sagt, dass ihn der Marketplace nicht interessiert. Entweder es gibts bei amazon oder es gibts nicht.
Das hat mir damals gezeigt, wie die Mehrzahl der amazon-Käufer zu ticken scheint (und Berichte von anderen Kleinverlagen bestätigen mich darin).
Was es bei amazon nicht gibt, das existiert nicht.

Edit: übrigens gibt es genügend Buchhändler, die ähnlich ticken. Die meisten haben ihre Libri- oder KNV-Bestellseite auf, und was da nicht gelistet ist, das gibt es nicht. Da wird nicht ins VLB geschaut, was eigentlich die einzige echte Referenz ist. Nein, da schaut man ausschließlich bei seinem Grossisten und erklärt dem Kunden notfalls, dass er sich geirrt hat und das es so ein Buch mit dieser ISBN und diesem Titel gar nicht gäbe.

Zitat von: Franziska am 25. Mai 2014, 14:37:25
Schlau wäre es doch gewesen, wenn Verlage sich rechtzeitig zusammengetan hätten um einen eigenen ebook-Shop zu gründen. So wäre es nicht so umständlich, sich bei jedem Shop neu anzumelden.

gibt es doch seit Jahren schon, wurde nicht angenommen.
Nennt sich http://www.buchhandel.de/ und ist die 1:1 Abbildung des VLBs. Also jeder Titel, der lieferbar ist, ist dort auch tatsächlich gelistet.
Der Versand geschieht durch die lokalen Buchhändler. Man legt die Bücher in den Warenkorb, wählt den Postleitzahlenbereich aus, sucht seinen Lieblingsbuchhändler aus, wählt Versand auf Rechnung, hat oftmals sogar portofreien Versand und gut ist. Oder man bestellt und holt es selbst ab, um dann einen Schwatz mit den Buchhändler zu halten.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Feuertraum am 25. Mai 2014, 15:09:27
Zitat von: treogen am 25. Mai 2014, 12:37:40

Nur im Moment muss man ja als Verlag fast schon alles dafür tun, dass man eben nicht über den eigenen Shop verkauft. Weil wenn man im Jahr zu wenig von einem Buch verkauft, wird dieses Buch ausgelistet - sprich, ist nicht mehr bei amazon direkt erhältlich.
Und was heute nicht bei amazon erhältlich ist, wird von den Kunden von heute als nicht existent wahrgenommen. Was es bei amazon nicht gibt, gibts es nirgendwo - so die Denke der meisten Amazonkunden. Selbst, wenn das Buch im Marketplace verfügbar wäre und der Kunde nur ein paar Zentimeter runterrollen müsste.

Zugegeben, ich habe jetzt keinerlei Erfahrung, und es kann durchaus sein, dass ich mich mit meiner Aussage jetzt sehr weit aus dem Fenster lehne, aber so ganz mag ich mich Ihren Worten nicht anschließen, lese ich doch daraus, dass Leser per se erstmal so "dumm" sind, dass sie keine anderen Möglichkeiten in Betracht ziehen, an anderen Stellen an diese Bücher ranzukommen.
Ich wage mal zu behaupten, dass ein großer Teil auch zum Beispiel bei ebay und Konsorten schaut. Ich habe eben spaßeshalber einmal bei Google als Stichwort "Gebrauchte Bücher kaufen" eingegeben, und schon jetzt mehr als eine Handvoll Urls gefunden, bei denen man schauen kann.
Und ohne mich jetzt selber schlecht machen zu wollen, aber wenn ich schon diese Idee habe, dann werden Tausende andere Menschen ebenfalls auf diese Idee kommen.

 
ZitatIch weiß noch recht gut, wie unsere Verkäufe ohne amazon waren ...

Also so lange der Kunde nicht von sich aus von amazon weggeht, kann es sich ein Verlag nicht erlauben, die zu boykottieren. Und genau da beißt sich der Hund in den Schwanz.

Kann er nicht?
Gegenfrage: Warum nicht?
Ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, in der ein kleines Geschäft sich hinstellte und sich weigerte, den Langen Donnerstag mitzumachen. Sie erklärten auf einem Schild, dass sie die längere Ladenöffnungszeit deswegen nicht mitmachen werden, weil sie den Feierabend der Angestellten respektierten.
Die Geschäftsleute lachten über diese Einstellung. Was ihnen jedoch recht schnell verging, als sie mitbekamen, dass sich die Kundschaft mit eben diesem Betrieb solidarisierte.
Solange sich also die Verlage hinstellen und amazon nicht mehr beliefern, sprich ihn boykottieren, muss amazon damit rechnen, dass ihm die Kunden abwandern.
Und ich wage einmal zu behaupten, dass der Buchhandel groß genug ist, dass die Verlage nicht davon abhängig sind, amazon zu beliefern.

ZitatDie Masse der Amazonkäufer interessiert es schlichtweg einen Sch..ß, ob es den Verlagen gut geht. Und einen Großteil interessiert es auch nicht, ob da auch die Autoren drunter zu leiden haben. Sie interessiert nur, wo sie ihr Lesefutter so gut und schnell wie nur möglich herbekommen.
Das ist ja auch durchaus legitim - schließlich sind wir alle von Natur aus egoistisch veranlagt.

Ich glaube gar nicht mal, dass es sie einen Sch... interessiert, sondern vielmehr, dass sie sich der Situation gar nicht  bewusst sind. Sie wollen das Buch, den Autoren lesen, dabei achten sie nicht wirklich drauf, in welchem Verlag der Roman erschienen ist. Das hat aber meines Erachtens weniger mit Egoismus zu tun, sondern vielmehr mit anderen Gedankengängen.

[Zitat von Nika]

ZitatUnd es gibt noch eine Vielzahl von Lesern, die sich eBooks gänzlich verweigern, die interessiert es nicht, ob ein Buch als mobi oder ePub vorhanden ist, wenn es die gedruckte Ausgabe nicht gibt, holen sie sich woanders.

Richtig!
Und ich finde das sogar sehr gut, und ich glaube, ich bin nicht der einzige, der lieber ein gedrucktes Buch auf Papier in der Hand hält als ein ebook. Das hat nichts mit Technikverweigerung zu tun, es ist einfach nur, dass ich Bücher aus Papier einfach lieber mag.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: treogen am 25. Mai 2014, 15:38:14
Zitat von: Feuertraum am 25. Mai 2014, 15:09:27
lese ich doch daraus, dass Leser per se erstmal so "dumm" sind, dass sie keine anderen Möglichkeiten in Betracht ziehen, an anderen Stellen an diese Bücher ranzukommen.

Ich würde nicht "zu dumm" sagen.
Eher zu bequem.
Und ja, das ist tatsächlich so.
Wenn Kunden ein Buch nicht bei amazon direkt finden, dann kaufen sie es nicht. Selbst, wenn das Buch drunter im Marketplace gelistet ist.
Auch nicht anderswo.
Das ist mir selbst so von Kunden bestätigt wurden, die ich auf Veranstaltungen und Messen getroffen habe und die erst im Gespräch mit mir festgestellt haben, wie schädigend dieses Verhalten für Verlage ist.

Zitat von: Feuertraum am 25. Mai 2014, 15:09:27
Kann er nicht?
Gegenfrage: Warum nicht?

Ganz einfach.
nehmen wir einen ganz normalen Verlag - nicht einen Kleinverlag wie den meinen, sondern einen ganz normalen Verlag.
Der Durchschnittspublikumsverlag macht 80% seines Umsatzes über den lokalen Buchhandel und 10-20% seines umsatzes über den Internethandel.
Diese 10-20% würde er komplett verlieren, sollte er sich tatsächlich gegen amazon stellen. Denn sein wir mal ehrlich - bei der Auflistung der Statistiken des Internetbuchhandels gibt es genau zwei, die namentlich genannt werden. "Amazon" und "Andere". Und andere ist verhältnismäßig so lächerlich gering, dass man sie eigentlich auch rauslassen könnte, und es würde nicht ins Gewicht fallen.
Amazon jedoch würde die Schultern zucken, schließlich sind dieses 10-20 % des Umsatzes, die der Verlag macht, für amazon selbst so vernachlässigbar gering. Das nimmt er hin, das sitzt er aus.
Für die großen Publikumsverlage wäre das schmerzhaft - aber sie würden es überstehen.
Man würde halt 2-3 Programmplätze für deutsche Autoren streichen, würde einem Kurzzeit-Shitstorm hinnehmen müssen, weil man noch mehr Übersetzungen macht. Man würde diesen Shitstorm ertragen, weil man wüsste, dass die meisten sich nicht für die Hintergründe interessieren, sondern sich nur dafür, dass ausgerechnet der nächste Roman ihres Lieblingsautores nun wohl gecancelt wird.
Und irgendwann mal wird man sagen:
Naja, dann machen wir lieber die Ebooks (um die es ja geht) teurer. Hat mehrere Vorteile.
1.) Wir bleiben mit der printfassung vernünftig lieferbar.
2.) Wir machen die Ebookfassung gezwungenermaßen so unattraktiv, dass die Printfassung dagegen fast geschenkt wirkt. Und wir müssen nicht mal lügen, wenn wir behaupten, dass an der Preispolitik amazon schuld ist.
Und wenn man weiß, dass man sowieso einlenken muss, dann kann man es doch auch gleich nach großem Säbelgerassel tun.

Problematisch wirds für Kleinverlage. Die meisten Kleinverlage haben keine Buchhandelspräsenz.
Wir selbst haben mittlerweile 50 % über amazon und 50 % über eigenen Shop, Messen, Cons.
Fallen die Amazon-Verkäufe weg (und die fallen dann tatsächlich zu großen Teilen ERSATZLOS weg, wie ich schon weiter oben geschrieben habe), dann kann ein Kleinverlag überlegen, was er mit den nächsten Projekten macht. Auflage reduzieren, Preise teurer, Verlag einstellen. Das ist die Realität.
Kleine Verlage haben nicht den finanziellen Background, das auszusitzen.
Kleine Verlage haben auch nicht die Kraft, als Einzelkämpfer etwas durchzupressen.
Für die meisten Kleinverlage ist es schon ein immenser Kraftakt, überhaupt im Barsortiment aufgenommen zu werden - und das dann auch zu überleben.
Und Kleinverleger sind (ja ich weiß, dass ist denen ihr eigenes Problem) Einzelkämpfer, keine Teamplayer.

Amazon ist nicht dumm. Ist ja nicht so, dass die alle Verlage gleichzeitig attackieren.
Salamitaktik. Das funktionierte schon immer recht gut.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Grey am 25. Mai 2014, 15:39:12
EDIT: Hat sich mit treogen überschnitten.

Zitat von: Feuertraum am 25. Mai 2014, 15:09:27
Ich wage mal zu behaupten, dass ein großer Teil auch zum Beispiel bei ebay und Konsorten schaut. Ich habe eben spaßeshalber einmal bei Google als Stichwort "Gebrauchte Bücher kaufen" eingegeben, und schon jetzt mehr als eine Handvoll Urls gefunden, bei denen man schauen kann.

Es geht doch aber gar nicht darum, ob man ein Buch auch gebraucht irgendwo bekommen kann. Sondern darum, dass der Normalkonsument bei einem Riesenhändler wie Amazon erstmal davon ausgeht, dass die dort alle derzeit lieferbaren Titel auf Lager haben. Das hat ja mit Dummheit nichts zu tun, denn so weit hergeholt ist der Gedanke schließlich gar nicht: Wenn es beim bekanntermaßen allerallergrößten Internethändler schon nicht mehr lieferbar ist, dann wird es das wohl wirklich nicht mehr geben. Klar ist die logische Folgerung daraus, dass man dann nach gebrauchten Exemplaren oder Restbeständen guckt, wenn man das Buch wirklich haben will. Aber dann muss sich der serviceverwöhnte Kunde auch nochmal auf die Suche machen, auf Seiten, die ihm nicht vertraut sind, wo er dann vielleicht nochmal seine Daten eingeben muss, und vielleicht will er auch kein gebrauchtes Buch - oder neue Bücher von "privaten" Händlern kaufen, das empfinden viele der nicht ganz so internetaffinen Kunden (und davon gibt es mehr als man meint!) ja sowieso schon echt shady und wenig vertrauenerweckend ... Meine Mama zum Beispiel hat mit dem Internet nix am Hut, sie weiß wie man Mails verschickt und was auf Amazon bestellt, aber das wars dann auch. Kleineren Shops oder eben gar privaten Verkäufern steht sie mit gesundem Misstrauen gegenüber. Und damit ist sie ganz sicher nicht allein.
Jedenfalls sind das alles Hemmschwellen, die alles andere als leicht zu überwinden sind, wenn man sich nicht täglich mit dem Internet auseinandersetzt. Da ist es doch leichter, einfach auf der vertrauten Seite ein anderes Buch zu kaufen, das vielleicht genauso schön ist. Da macht man sich keine Gedanken darum, welche Auswirkungen das auf Verlage oder Autoren hat, wenn man niemanden aus der Branche kennt oder selbst damit zu tun hat - wieso sollte man auch, wenn man doch überhaupt nicht davon betroffen ist und auch keine Ahnung hat. So präsent in den Medien ist das Thema dann auch nicht, dass Hausfrau Else ständig mit der Nase drauf gestoßen und gezwungen wird, sich Gedanken zu machen. Hausfrau Else ist für gewöhnlich auch kein echter Fan, der genau dieses Buch von genau diesem Autor haben will, wenn es sich nicht gerade um einen vielgelobten Megabestseller handelt. Hausfrau Else will einfach ein gutes Buch für den nächsten Urlaub haben, und wenn es das eine nicht gibt, nimmt sie halt ein anderes. Und genau diese Hausfrau-Else-Gruppe von Kunden hat nach wie vor mit die größte Kaufkraft im Buchhandel. Und Amazon weiß das. Darum machen sie ihre Politik, wie sie sie machen, in dem (leider wohl gerechtfertigten) Vertrauen, dass die Verluste für sie minimal bleiben.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: heroine am 25. Mai 2014, 15:55:58
Zitat von: Feuertraum am 25. Mai 2014, 15:09:27Ich wage mal zu behaupten, dass ein großer Teil auch zum Beispiel bei ebay und Konsorten schaut. Ich habe eben spaßeshalber einmal bei Google als Stichwort "Gebrauchte Bücher kaufen" eingegeben, und schon jetzt mehr als eine Handvoll Urls gefunden, bei denen man schauen kann.

Bei gebrauchten Büchern verdienen auch weder Verlage noch Autoren.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Franziska am 25. Mai 2014, 15:57:56
Zitat von: treogen am 25. Mai 2014, 15:06:42

gibt es doch seit Jahren schon, wurde nicht angenommen.
Nennt sich http://www.buchhandel.de/ und ist die 1:1 Abbildung des VLBs. Also jeder Titel, der lieferbar ist, ist dort auch tatsächlich gelistet.
Der Versand geschieht durch die lokalen Buchhändler. Man legt die Bücher in den Warenkorb, wählt den Postleitzahlenbereich aus, sucht seinen Lieblingsbuchhändler aus, wählt Versand auf Rechnung, hat oftmals sogar portofreien Versand und gut ist. Oder man bestellt und holt es selbst ab, um dann einen Schwatz mit den Buchhändler zu halten.

Das kannte ich auch nicht, habe ich zwar schon mal gehört, aber wieder vergessen. Wahrscheinlich, wurde zu wenig Werbung dafür gemacht. Und libreka finde ich auch sehr unübersichtlich. Da kann man nur was kaufen, wenn man vorher schon weiß, was man kaufen will, stöbern geht aber schlecht, finde ich. Aber es eignet sich gut, um einen Buchladen zu finden, habe ich gerade festgestellt.
Versteh mich nicht falsch, ich bin ja nicht für amazon, ich versuche nur eine Erklrung zu finden, warum die meisten Leute da kaufen.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Sascha am 25. Mai 2014, 16:50:07
Zitat von: treogen am 25. Mai 2014, 15:06:42
gibt es doch seit Jahren schon, wurde nicht angenommen.
Nennt sich http://www.buchhandel.de/ und ist die 1:1 Abbildung des VLBs. Also jeder Titel, der lieferbar ist, ist dort auch tatsächlich gelistet.
Der Versand geschieht durch die lokalen Buchhändler. Man legt die Bücher in den Warenkorb, wählt den Postleitzahlenbereich aus, sucht seinen Lieblingsbuchhändler aus, wählt Versand auf Rechnung, hat oftmals sogar portofreien Versand und gut ist. Oder man bestellt und holt es selbst ab, um dann einen Schwatz mit den Buchhändler zu halten.

Hab da grad mal geschaut. Interessanterweise sind diverse Buchläden in meiner Nähe da nicht dabei. Kostenfreier Versand ist erst ab gewissen Bestellwerten drin, und auch nicht bei allen. Aber es gäbe zwei, bei denen ich abholen könnte.
Ist auf jeden Fall was zum merken, danke für die Info. Vielleicht bekommt die Seite ja im Zuge dieser Vorfälle etwas mehr Zulauf.

Zum Thema EBooks:
Gerade, daß Kindle/Mobi so ein Amazon-only-Format ist, ist bei mir ein KO-Kriterium. Ich würde mir so ein Ding nicht kaufen. Ich laß mir doch von einem Stück Hardware nicht vorschreiben, wo ich meine Bücher zu kaufen habe. Ok, man kann irgendwie konvertieren, aber das sollte einfach nicht nötig sein. Genauso hat das Ding gefälligst mit jedem Rechner zu bespielen zu sein. Da ließe ich mir auch nicht vorschreiben, daß es nur mit Windoof oder Mac geht. Auch, wenn ich beides habe...
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Malinche am 25. Mai 2014, 16:55:35
Zitat von: Sascha am 25. Mai 2014, 16:50:07
Ich laß mir doch von einem Stück Hardware nicht vorschreiben, wo ich meine Bücher zu kaufen habe.
Semi-OT: So sehr ich dir da grundsätzlich zustimme, muss ich trotzdem loswerden, dass ja aber mittlerweile doch einige Verlage ihre eBooks auch bei anderen Anbietern oder im verlagseigenen Shop im Kindle-Format anbieten. Ich habe (aus verschiedenen anderen pragmatischen Gründen) einen Kindle und muss mir mittlerweile keineswegs alles beim großen A holen.

An der grundsätzlichen Problemstellung ändert das natürlich nichts. Aber ich fühle mich durch den Kindle keineswegs nur auf Amazon festgenagelt, auch wenn die das vielleicht gern wollten. Eine Beschränkung ist es dann wohl eher umgekehrt, wenn ich mit einem anderen, epub-tauglichen Reader eben keine Amazon-eBooks lesen kann.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Sascha am 25. Mai 2014, 17:19:54
Okay, andere bieten auch Mobi. Dann hat Amazon da wohl sein Ziel nicht so ganz erreicht. ;D
Aber immerhin halb, weil man dann deren Reader kauft.
Aber gibt es denn keine Reader, die e-pub und Mobi und am besten noch PDF können? Das wäre dann doch erste Wahl.
(Auf einem Tablet könnte ich ja auch SW für alles installieren, ne? Zumindest auf dem Laptop geht's.)

Ich hab mich da nicht so genau informiert, gebe ich zu, da ich immer noch lieber das gedruckte Buch in der Hand hab.
Aber irgendwann wird es mal aktuell, und ich fände es ärgerlich, wenn ich dann doch zumindest bei der HW zu Amazon gezwungen bin.
Ich denke, ich würde lieber auf die Amazon-Only-Bücher verzichten als mich dem zu beugen.
Es gibt ein freies Format, das sollte auch genutzt werden.

Oder gibt es technische Vorteile von Mobi, kann das irgendwas besser als e-pub?
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: schreiuverPI am 25. Mai 2014, 17:29:35
Zitat von: Sascha am 25. Mai 2014, 17:19:54
Oder gibt es technische Vorteile von Mobi, kann das irgendwas besser als e-pub?

Die Dateien sind kleiner. Dafür sind die Dinger aber auch hässlicher (falls man auf eine gewisse Ästhetik abzielt, die Sonderschriftarten oder speziell definierte Abstände, etc. mit einschließt).
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Pygmalion am 25. Mai 2014, 17:58:37
Zitat
Aber gibt es denn keine Reader, die e-pub und Mobi und am besten noch PDF können? Das wäre dann doch erste Wah
Doch, gibt es, der Tolino, also der reader von den "anderen" großen Buchhändlern wie Thalia, Hugendubel, Weltbild etc. kann das. Der Tolino ist, soweit ich weiß, auch offen für alle Shops etc., also gerade bewusst als Alternative zum kindle designt.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Sascha am 25. Mai 2014, 19:01:58
Tolino klingt ja nicht schlecht, wenn er nicht nur alle Formate kann sondern auch mit allen Shops. So muß das.
Wer hat denn den? Ist der okay?
Ich muß nicht in der prallen Sonne lesen und brauche auch nicht viele Gimmicks.
Bißchen größere Dateien stören mich nicht, wenn ich die auch auf den Computer ziehen und da zwischenspeichern kann.
Oder auf Stick oder so.

Obwohl ... bis ich mir sowas kaufe, wird sich da schon wieder was geändert haben. Aber den Namen merke ich mir. Und dann halt Tests schmökern.
Also hören wir lieber hier mit dem Reader-Thema auf, das ist zu sehr OT. Ich kuck dann selbst.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Adam_Charvelll am 25. Mai 2014, 19:28:29
Dieses Vorgehen von Amazon ist nicht wirklich neu, wurde 2010 schon bei Macmillan so durchgeführt. http://www.heise.de/newsticker/meldung/Amazon-fuegt-sich-Preisforderungen-des-Grossverlags-Macmillan-918898.html In dem Fall ging es allerdings um eine Preiserhöhung seitens des Verlags.

Ich orte hauptsächlich 2 Probleme in dieser Kausa, die hier schon öfter erwähnt wurden.

1. Bequemlichkeit: Aufgrund dieser menschlichen Unart schafft es Amazon hier tatsächlich, auf dem längeren Ast zu sitzen, obwohl man im Prinzip eine schlechtere Ausgangsposition hat. Jeder Buchladen kann dieselben Leistungen wie Amazon erbringen (zumindest wenn man die E-Books mal wegnimmt), teilweise sogar schneller und aufgrund irgendwelche Treueprogramme auch günstiger. Gemütlicher ist es aber halt, wenn man mit ein paar Klicks kauft und das Buch dann zwei Tage später im Postkasterl hat.

2. Sicherheit: Bei Amazon kann ich ruhig meine Bankdaten eingeben, das weiß jeder Mensch. Obwohl man sie beim nächsten Mal gar nicht mehr eingeben muss, jeder unbefugte Einlogger also kaufen könnte, was er will. Dennoch ist man heutzutage sehr kritisch gegenüber irgendwelchen kleinen Seiten, von denen man zum ersten Mal hört. Davon nehme ich mich auch nicht aus. Teilweise ist die Skepsis auch durchaus gerechtfertigt, da es unglaublich viele und mittlerweile gut organisierte Internetfallen gibt. Daher geht man bei solchen Seiten wohl nur das Risiko ein, wenn man vertrauenswürdige Erfahrungsberichte oder Rezensionen findet (die heutzutage auch bereits größtenteils gefaked werden).
Beispiel: Vor drei Monaten hab ich im Internet eine Gitarre gefunden, die ich unbedingt haben wollte. Bei einem Musikhaus in Deutschland, von dem ich noch nie gehört hatte, wurde sie statt um einen Preis im vierstelligen Bereich um einen dreistelligen Betrag angeboten. Ich hab nur 3 Rezensionen gefunden, 2 positiv, eine negativ, hab darauf angerufen, um mal zu checken, ob ich da eh zu einem seriösen Verkäufer komme. Das Gespräch lief ganz gut und ich ging das Risiko ein, überwies den Betrag im voraus. Die folgenden Tage hatte ich ein schlechtes Gefühl und war doch etwas nervös, ob und in welchem Zustand sie ankommt. Im Endeffekt wars ein Top-Modell um einen unfassbaren Preis und somit eines der Schnäppchen meines bisherigen Lebens.
Man muss diese Internetskepsis einfach ein bisschen überwinden und vor einem Kauf halt etwas mehr über den Verkäufer recherchieren, aber dann gibt es sehr wohl Alternativen zu Amazon und Co (die auch bei solchen Vergleichsseiten wie Geizhals nicht gelistet werden). Dennoch sollte man natürlich nicht zu naiv sein und immer checken, mit wem man es hier zu tun hat.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Alana am 25. Mai 2014, 19:30:25
Bei den Kleinverlagen macht Amazon das schon lange so, da schlägt es nur nicht so hohe Wellen. Ich habe keinen kindle, ganz bewusst nicht, muss aber sagen, dass es einem als epub Käufer oft echt nicht einfach gemacht wird, an die Bücher ranzukommen. Da ist wirklich dringend Verbesserung nötig. (Ich habe einen Sony reader, der kann epub, pdf und rtf)

Die Frage, warum man bei Amazon kauft, ist ganz einfach zu beantworten: Weil es dort einfach alles gibt, weil der Kundenservice 1 A ist, weil der Versand rasend schnell geht und weil man für fast alle Produkte Bewertungen findet. Amazon ist wie ein Mega-Supermarkt, in dem man mit einem Einkauf alles bekommt und wenn es mal Probleme gibt, sind sie super kulant, schnell und freundlich. Das soll jetzt keine Lobeshymne werden, sondern einfach nur ganz simpel der Grund. Andere Shops sollten nicht jammern, sondern nachziehen. Gerade was den Kundenservice angeht. Ich hab mal eine Waschmaschine gekauft, bei Amazon im Live Chat Samstag Nachmittag eine Frage gestellt, deren Antwort ich online einfach nicht finden konnte. Der Mitarbeiter von Amazon ist für mich auf die Suche gegangen und hat mich eine Stunde später mit der Antwort zurückgerufen. Ohne Worte.

Trotzdem bin ich sehr kritisch und froh, dass die Tolino-Allianz Fahrt aufnimmt. Ich habe wie gesagt ganz bewusst keinen kindle. Gerade teste ich Amazon Instant Video, was ich wirklich super finde, werde mich aber nach einer Alternative umsehen (z.B. watchever) , einfach weil mich die Taktiken von Amazon auch nerven und ich das nicht unterstützen will. Übrigens: Wenn ich gute Beratung bekomme, lege ich gern ein paar Euro mehr an und kaufe im Laden, aber für schlechte Beratung, wo der Verkäufer weniger Ahnung hat als ich, sicher nicht. Und das ist mir leider in letzter Zeit oft passiert.

Ich werde versuchen, meinen Teil dazu beizutragen, dass Amazon nicht komplett die Alleinherrschaft übernimmt, denn da haben wir als Kunden halt noch eine gewisse Macht. Ich bin aber der Meinung, dass die anderen Firmen einfach auch mal genauso gut werden müssten wie Amazon, gerade was den Service betrifft. Der ist nämlich für mich ein viel größeres Argument als der Preis.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Nika am 25. Mai 2014, 19:34:56
Zitat von: Pygmalion am 25. Mai 2014, 17:58:37
Doch, gibt es, der Tolino, also der reader von den "anderen" großen Buchhändlern wie Thalia, Hugendubel, Weltbild etc. kann das. Der Tolino ist, soweit ich weiß, auch offen für alle Shops etc., also gerade bewusst als Alternative zum kindle designt.

Das wäre mir neu. Von sich aus kann der Tolino soweit ich weiß kein Mobi. Wenn er aber zusätzliche Apps zulässt, kann man auf ihm evtl. die Kindle-App installieren. Ebenso soll es über das Ausschalten der Blockade für Fremdinhalte bei den Kindle-Tablett-Varianten möglich sein, ePub-Reader draufzupacken. Versucht habe ich das allerdings noch nicht.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Adam_Charvelll am 25. Mai 2014, 19:42:29
Noch kurz zum epub/mobi Problem. Wie hier bereits erwähnt, einfach Calibre runterladen und konvertieren.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: FeeamPC am 25. Mai 2014, 22:31:18
Konvertieren funktioniert leider nicht immer und ist, im Falle von DRM, eine rechtlich tiefrotgraue Zone.

Aber als Verlag kann ich mich Treogens Ausführungen nur anschließen: Wir Kleinverlage können leider nicht auf Amazon verzichten. Ohne Amazon gäbe es meinen Verlag vermutlich nicht mehr, da der Buchhandel sich standhaft weigert, mit Kleinverlagen zu arbeiten (selbst mein Buchhändler vor Ort, mit dem ich gut kann, bietet meine Verlagsbücher nur sehr halbherzig an, und dass, obwohl ich ihm direkte Lieferung und Spitzenrabatte anbiete).
Und ohne den Ebook-Verkauf bei Amazon könnte ich mir die Teilnahme an der Leipziger Buchmesse niemals leisten.

Spielt keine Rolle, ob ich die Buchmessenteilnahme nicht eventuell dann privat bezahlen könnte- sobald die Einnahmen dauerhaft unter den Ausgaben liegen, macht das Finanzamt nicht mehr mit und betrachtet den ganzen Verlag als Hobby.

Das, was so eine Messe kostet, spülen mir wirklich nur und ausschließlich die Ebooks in die Verlagskasse. und die werden nun einmal fast ausschließlich über Amazon verkauft.
Wenn ich mir nur meine Ebooks ansehe, die es bereits in anderen Shops neben Amazon gibt:
Verkauf Verlag  direkt  0%
Verkauf sonstige Shops epub  1%
Verkauf Amazon mobi 99%

Also: Welcher Kleinverlag könnte es sich bei solchen Zahlen leisten, Amazon zu boykottieren? Keiner, absolut keiner, der seinen Verlag nicht als reines Hobby betreibt. Und zwar ganz egal, welche Zahlen Amazon diktiert.

Klar, zu denen, die darunter leiden, gehören dann auch die Autoren. Kollateralschaden, sozusagen.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Judith am 26. Mai 2014, 01:51:34
Zitat von: treogen am 25. Mai 2014, 12:37:40
Ich verstehe schon: Dir ist es unangenehm, deine Daten vielen kleinen Firmen zu geben, die damit sowieso nichts anderes anstellen können und würden, als dir deine Ware zuzuschicken. Stattdessen gibst du sie lieber einen Großen, der aktiven Handel mit Adressen treibt, Daten über dein Kaufverhalten sammelt und diese Daten nicht nur nutzt um dich mit Spam zuzuschießen, sondern auch die entsprechenden Suchmaschinen mit der passenden Werbung speziell für dich zu füttern  :rofl:
Ich habe in diesem Jahr bislang Bücher aus 21 verschiedenen Verlagen gelesen. Sagen wir mal, ich hätte die alle gekauft und zwar beim Verlag direkt: Mal abgesehen davon, dass ich bei der Hälfte der Bücher ohnehin das Problem gehabt hätte, dass es sich um englische Bücher handelte, hätte ich also 21 Mal bei unterschiedlichen Seiten meine Daten eingeben müssen ohne zu wissen, wie genau es diese jeweiligen Seiten überhaupt mit der Sicherheit nehmen. Und mich dann darauf verlassen, dass ich z.B. bei unbekannteren Verlagen (wo man auch keine Erfahrungsberichte etwa zum Versand findet) auch wirklich damit rechnen kann, dass ich mein Buch zeitnah bekomme. Angesichts der Tatsache, dass ich in diesem Jahr schon unglaublich schlechte Erfahrungen mit einem Wollshop gemacht habe, würde ich da jetzt auch nicht von übertriebenem Misstrauen sprechen.
Du kannst gern darüber lachen, aber ich fände es tatsächlich nicht so toll, im Jahr vielleicht bei 20-40 verschiedenen Verlagen meine Daten angeben zu müssen, keinen Überblick mehr zu haben, wo ich da alles was eingetragen habe und nebenbei natürlich Versandkosten in der Höhe von 10 Büchern bezahlt zu haben.

(Wobei das jetzt auf der rein theoretischen Annahme beruht, ich würde meine Bücher hauptsächlich bei Amazon kaufen. Tatsächlich habe ich von meinen bisher in dem Jahr gelesenen Büchern eins vor ewigen Zeiten bei Amazon gekauft - das war ein Import aus Kanada - und alles weitere war aus der Bücherei bzw. englische ebooks von kobo.)
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: pink_paulchen am 26. Mai 2014, 07:28:53
Ich kann die Bedenken echt verstehen. Auch weil es viele Kleinverlage gibt, die technisch gar nicht wissen, wie man mit personenbezogenen Daten umgeht. Da wird ein unverschlüsseltes Kontaktformular als Bestellmöglichkeit missbraucht. Selfsigned Serverzertifikate müssen halt reichen, weil jährlich keine 20 Euro drin sind. Dubiose Webtechniken und CMS mit etlichen ungepatchten Sicherheitslücken. Zahlungsmethoden und Bedingungen sind teilweise nicht nachvollziehbar und die pünktliche Lieferung ist oft nicht garantiert. Zudem verzichte ich als Kunde auf all die nützlichen Goodies (andere Kunden kauften auch, Rezensionen...) Ich muss meine Bestellung ausserdem splitten, wenn sie Bücher unterschiedlicher Verlage enthält.
Als Kunde muss ich für meinen Protest also schon tief in die Tasche greifen.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Snöblumma am 26. Mai 2014, 07:29:56
Zitat von: Adam_Charvelll am 25. Mai 2014, 19:42:29
Noch kurz zum epub/mobi Problem. Wie hier bereits erwähnt, einfach Calibre runterladen und konvertieren.

Nope. Das geht zum einen bei DRM-geschützten Dateien (was die meisten Verlagsbücher sind) nicht, ohne offensichtlich gegen das Urheberrecht zu verstoßen - und damit ist es für mich persönlich schon aus diesem Grund tabu. Und selbst wenn das Buch nicht DRM-geschützt ist, ist das rechtlich so dunkelorange, dass es die rote Linie nur mit viel Augenzukneifen nicht überschreitet. Mal abgesehen davon, dass ich ganz ehrlich zugeben muss, nicht zu wissen, wie ich ein DRM-geschütztes Buch knacke  :rofl:.

Was das große A angeht:
Ich habe einen Kindle der allerersten Stunde, noch aus Zeiten, in denen der in Deutschland nicht erhältlich war und nur über die amerikanische Seite bezogen werden konnte. Damals (himmel, das klingt, als hätte T-Rex zugesehen) gab es schlicht keine ähnlich funktionale, günstige und einfach zu beziehende Alternative, darum habe ich eigentlich nie eine bewusste Entscheidung pro Kindle und damit Amazons geschlossenes System getroffen. Im Grunde bin ich nämlich eher ein Fan von nichtproprietärer Software und offenen Systemen, auch um nicht so abhängig von einem Anbieter zu sein.
Aber: Jetzt habe ich dieses Ding seit drei Jahren etwa, glaube ich (also eben, seit das Ding auf dem Markt ist). Ich habe weit über 600 Bücher im Amazon-Format, die ich aufgrund des DRM-Schutzes nicht ohne weiteres auf eine andere Plattform mitnehmen könnte. Damit ist auch die Überlegung, sich einen anderen Reader zuzulegen, von Anfang an gestorben. Denn dann müsste ich entweder mit zwei Geräten arbeiten, was für mich den Vorteil der ebooks wieder relativieren würde, oder ich müsste auf drei Jahre Bibliothek irgendwie verzichten, was auch doof ist.

Insgesamt gebe ich auch zu, trotz allem immer noch gerne beim großen A zu kaufen. Einfach, weil es absolut praktisch ist, der Service toll ist und es einfach immer reibungslos klappt. Auch wenn ich weiß, dass das auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen wird und auch wenn ich inzwischen ab und zu ein mulmiges Gefühl dabei habe. Aber nirgendwo sonst bekomme ich mit nur einem Passwort alles, was ich so brauche. Mir geht es da zum einen ein bisschen wie Judith - ich weiß, dass Amazon in Sachen Datenschutz heikel ist, aber wenigstens stehen sie als großer Shop im Fokus und können sich nicht allzu viel erlauben. Meine Daten bei x kleinen Geschäften zu hinterlassen, ist mir einfach unangenehm. Hinzu kommt, dass ich beim kleinen Händler um der Ecke nie weiß, was der in eineinhalb Jahren macht - und damit habe ich ein Problem, wenn es an Gewährleistungsansprüche geht. Wir haben genau einmal ein etwas teureres Konsumgut bei einem Einzelhändler um die Ecke gekauft. Da war es genau dieses Spiel: Schlechte Beratung, fünfzig Euro mehr als im Internet, Ding kaputt gegangen, Händler insolvent. Das kann dir bei Amazon nicht so schnell passieren. Zumal wir bei Amazon nie ein Problem hatten, wenn es um Rückgabe oder Umtausch ging (ich sag nur: Der grüne Koffer. Wer mit auf dem BuCon war, weiß, wovon ich rede. Das wurde anstandslos zurückgenommen). Natürlich weil Amazon diese Konditionen seinen Lieferanten aufzwingt - aber sehr bequem für mich. Wenn etwas innerhalb eines halben Jahres kaputt geht, ist das bei Amazon keine Diskussion. Bei Einzelhändlern habe ich schon zu oft erlebt, dass dir, selbst wenn du nur eine Stunde später wiederkommst, unterstellt wird, du hättest das Teil bewusst kaputt gemacht, nur um es umzutauschen...

Papierbücher lese ich mittlerweilse so gut wie gar nicht mehr, die paar, die ich habe sind primär von Zirkler und kommen entweder per Post zu mir oder auf Messen und Co., von daher war ich seit Jahren nicht mehr in einem Buchladen, wenn ich nicht irgendwo auf den Zug warten musste oder mein Mann Bücher kaufen wollte ;). Nur könnte ich das auch bei bestem Willen gar nicht. Der Buchladen hier am Ort hat von 9-11 und dann noch drei Mal die Woche von 14-17 Uhr auf. Ich fahre normalerweise um sieben Uhr los, um auf Arbeit zu kommen, und bin selten vor 19 Uhr zu Hause. Und ernsthaft abzuwarten, bis ich meine freien Tage habe, die dann so zu planen, dass ich zu diesen echt unmöglichen Zeiten da vor latschen und meine Massenbestellung für's nächste viertel Jahr abholen kann? Das ist doch wirklich zu blöd, wenn man die Bücher anders auch direkt haben kann. Der nächste Buchladen, der immerhin bis 18 Uhr auf hat, bedeutet für mich: zwanzig Minuten Autofahrt einfach. Vier Euro Parkgebühr. Zehn Minuten zu Fuß latschen einfach. Also insgesamt ne gute Stunde allein, um dorthin und wieder nach Hause zu kommen. Sorry, aber die Zeit kann ich anders einsetzen. Zumal dieser Buchladen aus Prinzip keine Erotik verkauft, nicht einmal auf Bestellung, und auch alles, was in Richtung "seicht" geht, nur mit diesem "Was für eine Zumutung"-Gesicht. Das muss ich mir einfach nicht geben. Und extra in die Stadt fahren, um dann bei Thalia einzukaufen? Macht in meinen Augen weder ökologisch noch in Hinblick auf Arbeitsbedingungen irgendeinen Sinn.

Ich finde es einfach sehr, sehr bequem, dass ich irgendetwas bestelle und es am nächsten Vormittag vor der Haustür habe. Unser Postbote hat einen Hausschlüssel und stellt die Pakete direkt vor der Wohnungstür ab, d.h. wir haben nicht einmal das Problem, Pakete bei Nachbarn oder unmöglich gelegenen Poststellen einsammeln zu müssen. Einfacher und schneller geht es schlichtweg nicht, und diese Erleichterung ist für mich das, was den Kauf bei Amazon so bequem macht. Und letzten Endes aufgrund Service und Lieferung und Angebot in einem gewissen Umfang alternativlos. Amazon ist zwar böser Monopolist, aber zugleich auch unübertroffen, was Suchmaske und Angebot angeht.

Leider, sagt der Autor in mir, der ja auch für diese Kondis büßt. Aber im Augenblick ist es bei mir noch: Bequemlichkeit siegt.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Cairiel am 26. Mai 2014, 08:50:58
Zitat von: pink_paulchen am 26. Mai 2014, 07:28:53
Ich kann die Bedenken echt verstehen. Auch weil es viele Kleinverlage gibt, die technisch gar nicht wissen, wie man mit personenbezogenen Daten umgeht. Da wird ein unverschlüsseltes Kontaktformular als Bestellmöglichkeit missbraucht. Selfsigned Serverzertifikate müssen halt reichen, weil jährlich keine 20 Euro drin sind. Dubiose Webtechniken und CMS mit etlichen ungepatchten Sicherheitslücken. Zahlungsmethoden und Bedingungen sind teilweise nicht nachvollziehbar und die pünktliche Lieferung ist oft nicht garantiert. Zudem verzichte ich als Kunde auf all die nützlichen Goodies (andere Kunden kauften auch, Rezensionen...) Ich muss meine Bestellung ausserdem splitten, wenn sie Bücher unterschiedlicher Verlage enthält.
Als Kunde muss ich für meinen Protest also schon tief in die Tasche greifen.
"Viele"? Ich würde eher sagen, "ein paar" Kleinverlage. Ich kaufe Prints von Kleinverlagen fast ausschließlich vom Verlag selbst und habe bislang noch nichts dergleichen gesehen. Mag ich sie nicht beim Verlag kaufen oder handelt es sich um einen Publikumsverlag, gehe ich zu meinem Buchhändler. In der nächsten Stadt. Das ist für mich kein Beinbruch.
Mit den Daten sehe ich es wie treogen: Ich vertraue sie lieber 20 seriösen Kleinverlagen an, bevor ich sie dubiosen Megakonzernen in den Rachen werfe, der damit sowieso tut, was er will und kann. Bislang hatte ich damit keine Probleme.

Amazon stehe ich etwas hilflos gegenüber. Ich wüsste nicht, was man als Einzelner gegen ihre Vormachtstellung tun kann - außer nicht dort einkaufen. Und ob das bei den vergleichsweise paar Hanseln, die das tun, was bringt ...
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Nycra am 26. Mai 2014, 10:06:52
Zitat von: Nika am 25. Mai 2014, 19:34:56
Das wäre mir neu. Von sich aus kann der Tolino soweit ich weiß kein Mobi. Wenn er aber zusätzliche Apps zulässt, kann man auf ihm evtl. die Kindle-App installieren. Ebenso soll es über das Ausschalten der Blockade für Fremdinhalte bei den Kindle-Tablett-Varianten möglich sein, ePub-Reader draufzupacken. Versucht habe ich das allerdings noch nicht.
Ich hab da neulich aber auch etwas in der Werbung gehört. Die sagen ausdrücklich, dass der (neue) Toline alle Formate kann, das würde bedeuten, dass es mobi miteinschließt, oder? Aber da war immer die Rede von "der neue Tolino" - kann also gut sein, dass ältere Modelle dafür nicht geeignet sind. Getestet hab ich das natürlich mangels Gerät nicht, aber mir kam auch sofort in den Sinn, dass man dann ja endlich von Amazon wegkönnte, wenn das möglich wäre.


Im Übrigen glaube ich, dass die großen Verlage da auf hohem Niveau jammern (gilt ausdrücklich nicht für die Kleinverlage, was ich hier sage). Wenn Amazon denen Knebelverträge anbietet, müssten die geschlossen ihr Programm auf andere Anbieter umlagern. Ich glaube nicht, dass das technisch ein allzu großes Problem wäre und die alternativen Anbieter würden den Teufel tun, dann ihre Praxis Amazon anzupassen. Warum also tun die Großverlage es also nicht? Weil es so einfacher ist? Vielleicht. Ich glaube eher, die großen Verlage machen über die Masse noch so viel Gewinn, dass es ihnen egal ist, denn durch die Anpassung von Verträgen zu Ungunsten der Autoren kassieren sie immer noch genug ab. Und alle anderen sind ihnen natürlich egal. Warum sollte sich ein größerer Verlag auch für etwas einsetzen, was einem Kleinverlag nutzt. Theoretisch sind die ja Konkurrenten und könnten irgendwann auch mal groß werden ...  ::)

Seien wir doch mal realistisch: Amazon ist faktisch pleite. Sie schreiben immer noch rote Zahlen, weil sie sich viel zu schnell viel zu groß aufgebläht haben. Die müssen mehr Gewinne aus den Sachen rauspressen. Ohne das Steuerschlupfloch wären die längst abgewickelt worden. Und ich sage das nicht so daher. In meiner Firma haben sich neulich unserer firmengebundener Insolvenzverwalter mit einem unserer Steueranwälte darüber unterhalten. Kaufmännisch gesehen ist das ganze Konstrukt Amazon eine steuerrechtliche Blase, die sofort platzen würde, wenn das Schlupfloch gestopft würde.

Und solange das nicht passiert, wir Verbraucher nicht umdenken und die Verlage sich zurückziehen, bleibt alles beim Alten. Alle meckern, machen aber da weiter, wo sie gerade aufgehört haben. Ist genauso mit dem Umwelt- und Tierschutz und der Politik ...
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Szazira am 26. Mai 2014, 10:53:49
Die einzige Möglichkeit Amazon von Seiten der Verlage Einhalt zu gebieten, wäre ein Zusammenschluss der großen Verlagshäuser (gewesen) um geschlossen ihr Angebot dort zurück zu ziehen und mit einem eigenen Angebot an den Markt zu gehen. Zum Anderen muß man sehen, dass es auch für große Verlage bequem ist diesen Teil des Geschäftes abzugeben und sich nicht um Privatkunden kümmern zu müssen. Privatkundenbetreuung ist aufwendig und dadurch teuer. Ein bisschen muß sich da auch der Buchhandel an die eigene Nase fassen, die meistens nur echoffiert sind, aber nichts tun und immer nur auf die pösen, pösen Kunden zeigen. Ich rede hier von den großen Verlagen, nicht von den kleinen Verlagen, die ohnehin zwischen allen Stühlen sitzen und mit denen PingPong gespielt wird.

a) Der Kunde bestellt da, wo es ihm leicht gemacht wird Geld auszugegeben
b) Für den Kunden gibt es keine (offensichtliche) Alternative und
c) Menschen sind bequem.
Um ein Beispiel aus einem anderen Bereich zu nennen: Seit ca. einem Jahrzehnt ist der Strommarkt offen und immer noch sind ca. 70% der Menschen bei ihrem Grundversorger, davon 50% in keinem Tarif (also Grundversorgung). Es ist nicht so, dass es wie für Mode mehrere "Kaufhäuser" gibt, diese müßten sich erst (wieder) etablieren.

Das Verhalten von Amazon ist sicherlich nicht die feine Art, aber das ist Kapitalismus in einer nicht ganz so freien Marktwirtschaft. Monopole sind nie gut. Der Punkt ist, dass Amazon mittlerweile schwer zu knacken ist, weil sie nicht nur Bücher anbieten, sondern ihr Portfolio immens erweitert haben und damit eine Zeitlang Einbrüche in anderen Sparten abfangen können. Hier kommt es darauf an, wer den längeren Atem hat und wie wichtig der Markt für die Beteiligten ist.

Bei einem Buchhänder in der Nähe kann ich übers Netz bestellen und mir auch (ohne Aufpreis) liefern lassen. Bisher hatte ich wohl noch nichts aussergewöhnliches, ich habe immer die Bücher bekommen, die ich wollte  ;D. Wenn man dem Kunden Alternativen zeigt, wird er sich auch anders orientieren.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Feuertraum am 26. Mai 2014, 10:58:48
Zitat von: Nycra am 26. Mai 2014, 10:06:52

Im Übrigen glaube ich, dass die großen Verlage da auf hohem Niveau jammern (gilt ausdrücklich nicht für die Kleinverlage, was ich hier sage). Wenn Amazon denen Knebelverträge anbietet, müssten die geschlossen ihr Programm auf andere Anbieter umlagern. Ich glaube nicht, dass das technisch ein allzu großes Problem wäre und die alternativen Anbieter würden den Teufel tun, dann ihre Praxis Amazon anzupassen. Warum also tun die Großverlage es also nicht? Weil es so einfacher ist? Vielleicht. Ich glaube eher, die großen Verlage machen über die Masse noch so viel Gewinn, dass es ihnen egal ist, denn durch die Anpassung von Verträgen zu Ungunsten der Autoren kassieren sie immer noch genug ab. Und alle anderen sind ihnen natürlich egal. Warum sollte sich ein größerer Verlag auch für etwas einsetzen, was einem Kleinverlag nutzt. Theoretisch sind die ja Konkurrenten und könnten irgendwann auch mal groß werden ...  ::)

Ich befürchte, dass Sie da Recht haben, Nycra.
Wenn amazon mehr Geld von den Verlagen haben will, dann muss der Verlag eben an anderer Stelle sparen, und wenn es bei (uns) Autoren ist.
Und wenn die Autoren dann in den sauren Apfel beißen (müssen?), dann geht die Rechnung für die Großverlage auf.
Zitat
[...] wir Verbraucher nicht umdenken und die Verlage sich zurückziehen, bleibt alles beim Alten. Alle meckern, machen aber da weiter, wo sie gerade aufgehört haben. Ist genauso mit dem Umwelt- und Tierschutz und der Politik ...

Und da sind wir wieder bei der Bequemlichkeit. Cryphos hat in seiner Signatur eine Textzeile von den Ärzten, in der es heißt: "Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist wie sie ist, doch es ist deine Schuld, wenn sie so bleibt."
Und damit hat die beste Band der Welt auch Recht.
Ich glaube, wenn die Autoren ihre Werke im "Selbstverlag" als e-book rausbringen, sich vielleicht sogar zusammentun für eine faire Shopwebseite als Gegenpol zu amazon, hat amazon ein Problem.
Und man kann mir nicht erzählen, dass amazon unantastbar wäre; es gibt so viele Firmen, die groß waren, bis es zu einem Gegenpol gekommen ist, und der brachte sie ins Strudeln.
Selbst ebay, der bisher seine Vorherrschaft damit ausnutzte, möglichst viel Gebühren herauszupressen, wurde durch andere Auktionshäuser langsam aber sicher auf den Boden geholt. Auch wenn ebay noch groß ist, seinen Status als Goliath hat er inzwischen verloren.

@ Torsten Low und Grey: ich habe immer noch meine Zweifel, dass die Masse davon überzeugt ist: was es bei amazon nicht gibt, gibt es nicht. Vielleicht gibt es tatsächlich ein paar Hansel, die das denken, das will ich nicht in Frage stellen. Auch die breite Masse dürfte doch Alternativen kennen.
Auch stimme ich der Aussage, dass die potentiellen Käufer nicht in der Lage sind, das Gewünschte im Marketplace zu finden, nicht zu . es steht direkt unter dem Titel; da braucht man nicht kurz runterscrollen, das sieht man auf einen Blick.



Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: heroine am 26. Mai 2014, 11:13:14
Zitat von: Szazira am 26. Mai 2014, 10:53:49
Monopole sind nie gut.

Das stimmt nicht. Zumindest theoretisch gibt es das natürliche Monopol, bei dem es für alle Beteiligten das Beste ist, wenn es nur einen Anbieter gibt. :)
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Snöblumma am 26. Mai 2014, 11:21:21
Zitat von: Nycra am 26. Mai 2014, 10:06:52
Ich hab da neulich aber auch etwas in der Werbung gehört. Die sagen ausdrücklich, dass der (neue) Toline alle Formate kann, das würde bedeuten, dass es mobi miteinschließt, oder? Aber da war immer die Rede von "der neue Tolino" - kann also gut sein, dass ältere Modelle dafür nicht geeignet sind. Getestet hab ich das natürlich mangels Gerät nicht, aber mir kam auch sofort in den Sinn, dass man dann ja endlich von Amazon wegkönnte, wenn das möglich wäre.

Das wäre in der Tat mal eine gute Nachricht. Weiß da irgendwer mehr davon? Ich kann leider im Internet nix finden, die Beschreibung des neuen Tolino ist da nicht sehr aussagekräftig (blabla... offenes System... blabla...).

Zitat von: Feuertraum am 26. Mai 2014, 10:58:48
Ich glaube, wenn die Autoren ihre Werke im "Selbstverlag" als e-book rausbringen, sich vielleicht sogar zusammentun für eine faire Shopwebseite als Gegenpol zu amazon, hat amazon ein Problem.
Nun ja, nur dass ich Selbstverlag nicht als gangbare Alternative halte. Der Vorschlag hier grenzt ja eigentlich daran, einen eigenen Verlag aufzumachen, und dann stellt sich wieder die Frage nach Finanzen und Organisation. Wieso also etwas neu schaffen, dass es eigentlich schon gibt?
Für mich sind Großverlage die ideale Lösung, wenn es ans Publizieren geht. Ich will mich nicht mit Marketing und Co. herumschlagen, ich will mein Lekorat organisiert bekommen etc. und nehme dafür geringere Gewinnbeteiligung gerne in Kauf. Dass es die Unterschiede Großverlag/Kleinverlag/Kleinstverlag/Selbstverlag gibt, finde ich prima, da ist für jeden eine Lösung dabei. Darum halte ich auch sehr wenig davon, dass Amazon versucht, alle in den Selbstverlag zu drücken. Ich für meinen Teil würde dann nämlich dazu tendieren, nicht mehr zu veröffentlichen. Ich will nicht in Vorleistung gehen, was Lekorat und Cover angeht. Ich habe keine Zeit für Marketing. Ich habe keinen Bock auf Social-Media-Kampagnen. Das soll der Verlag machen, dafür bekomme ich weniger vom Gewinn. Das ist okay so, das sind eben Transaktions- und Informationskosten, die ich bezahle. Als Selbstverleger in Form von Vorleistung und Zeit, als Autor im Großverlag in Form von weniger Gewinnbeteiligung. Ich glaube, gerade diese Vielfalt an Möglichkeiten sorgt auch für eine Vielfalt an Veröffentlichungen, gerade auch im Nebenerwerb, der ja bei den allerallermeisten Autoren angesagt ist ;).

Zitat von: Feuertraum am 26. Mai 2014, 10:58:48
was es bei amazon nicht gibt, gibt es nicht. Vielleicht gibt es tatsächlich ein paar Hansel, die das denken, das will ich nicht in Frage stellen. Auch die breite Masse dürfte doch Alternativen kennen.
Auch stimme ich der Aussage, dass die potentiellen Käufer nicht in der Lage sind, das Gewünschte im Marketplace zu finden, nicht zu . es steht direkt unter dem Titel; da braucht man nicht kurz runterscrollen, das sieht man auf einen Blick.

Ich kaufe nach etlichen schlechten Erfahrungen eigentlich grundsätzlich nicht mehr im Marketplace, es sei denn, es geht um Bücher und ich kenne den Verlag hier aus dem TiZi oder so. Sobald etwas nur über Drittanbieter erhältlich ist, lasse ich an sich die Finger davon. Was das andere angeht: Ich würde es eher anders herum sehen - es gibt nichts, das es bei Amazon nicht gibt. Wie Riesenkaufhaus, nur virtuell. Zumindest habe ich bisher immer alles, das ich mir einbildete, brauchen zu müssen, auf Anhieb bei Amazon gefunden. Während mich Verkäufer in Ketten und Einzelhandel bisweilen echt komisch angesehen haben.  ::) Solange Amazon diesen Mehrwert, und wenn er nur gefühlt ist, bietet, wird es schwer, dem beizukommen. Das ist eben wie Shoppingmall vs. verwinkelte Innenstadt mit Spezialgeschäften zu alles und jedem. Zweiteres ist schöner für einen Einkaufsbummel, ersteres einfach praktischer, wenn man wenig Zeit hat und schlichtweg ein bestimmtes Ding haben will. Und beides hätte an sich seine Existenzberechtigung.

Und was die Monopolstellung angeht: Da greift dann eben die zerstörerische Kraft des Kapitalismus. Amazon wird es irgendwann übertreiben. Dann gibt es ein kleines, bewegliches Startup, das Mehrwert bietet. Und schon erleben wir, wie Amazon zugrunde geht. Ist eben so. War schon immer so. Funktioniert auch, wenn man das Kartellrecht ernst nimmt - und da ganz ehrlich? Geschlossene Softwarelösungen? Absolute Kontrolle über gekaufte Inhalte? Keine Schnittstellen? Selbstherrlichkeit? Erinnert mich stark an Microsoft. Dann schlugen die Kartellbehörden zu. Und heute ist Microsoft eine der eingefangensten, überwachtesten Firmen in dem Sektor, die so rumlaufen. Muss halt nur stark genug werden, dieses Amazon, und dann werden wir sehen, was passiert. Falls sie nicht vorher pleite gehen, was ich aufgrund der Kennziffern auch für eher wahrscheinlich halte. Nachhaltiges Wirtschaften ist etwas ganz anderes, und auf dem amerikanischen Markt ist Amazon ja beileibe nicht so stark wie auf dem Deutschen. Bleibt auf jeden Fall spannend.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Judith am 26. Mai 2014, 11:37:18
Zitat von: Snöblumma am 26. Mai 2014, 11:21:21
Das wäre in der Tat mal eine gute Nachricht. Weiß da irgendwer mehr davon? Ich kann leider im Internet nix finden, die Beschreibung des neuen Tolino ist da nicht sehr aussagekräftig (blabla... offenes System... blabla...).
Ich hake hier mal kurz ein: Es mag sein, dass der Tolino mobi lesen kann, aber das wird dir nicht viel bringen. mobi ist in der Regel ein DRM-freies Format; das DRM-geschützte mobi-Format von Amazon ist azw! Sprich: Falls der Tolino mobi kann (wie auch einige alte Reader, z.B. der iRiver und die früheren Pocketbooks, glaub ich), kannst du darauf trotzdem keine DRM-geschützten ebooks von Amazon lesen. Und die ungeschützten mobi-Dateien lassen sich sowieso ohne Probleme und Verrenkungen konvertieren.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Pygmalion am 26. Mai 2014, 11:39:41
ZitatSeien wir doch mal realistisch: Amazon ist faktisch pleite. Sie schreiben immer noch rote Zahlen, weil sie sich viel zu schnell viel zu groß aufgebläht haben.

Also, das machen die völlig bewusst, Nycra. Das ist Absicht, dass die keine Gewinne machen, weil sie alles, was sie einnehmen direkt in die Expansion stecken ;) Die Könnten Gewinne machen. Wollen sie aber nicht. Jeff Bezos hat sogar mal gesagt, als sie in einem Jahr Gewinn gemacht haben, dass das ein Versehen war und nicht wieder vorkommen sollte ;)
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: pink_paulchen am 26. Mai 2014, 13:31:37
Zitat von: Cairiel am 26. Mai 2014, 08:50:58
Mit den Daten sehe ich es wie treogen: Ich vertraue sie lieber 20 seriösen Kleinverlagen an, bevor ich sie dubiosen Megakonzernen in den Rachen werfe, der damit sowieso tut, was er will und kann. Bislang hatte ich damit keine Probleme.
Woher weißt du, dass du keine Probleme hattest? Wenn jemand deine Daten anders verwendet, als du dir das vorgestellt hast, dann fällt dir das vielleicht gar nicht auf. Vielleicht hast du nur einen Eintrag mehr zum gläsernen Kunden...

Aber manchmal trügt einen ja das Gefühl und da dachte ich: Schau ich doch nochmal nach. Als Beispiel habe ich die 3 Kleinverlage ausgesucht, bei denen ich in Anthologien vertreten bin. Ich stelle mir die Frage: wie kann ich das Buch kaufen und was passiert dabei mit meinen Daten:

Saphir im Stahl
Webformular ohne Verschlüsselung zum Bestellen. Zahlung nur Vorkasse, obwohl in der AGB was anderes steht. In der Datenschutzerklärung ist nicht geregelt, wie meine Daten verarbeitet werden. Hier können die Daten also einerseits auf dem Weg durchs Internet durch Unbefugte verteilt werden, aber auch durch den Verlag selbst.

Beyond Affinity
1&1 e-shop System. Der ist verschlüsselt und 1&1 kümmert sich zeitnah um Patches, aber die Informationen über die Versandkosten führen ins Leere. Auch eine Datenschutzerklärung fehlt völlig, was also mit meinen Daten da passiert, erfahre ich nicht. Ein Überraschungsshop quasi.

Mondwolf
Auch ein http-Webformular ohne Verschlüsselung. Der Versand kostet 3 Euro. Aber immerhin ist die Mondwölfin die einzige in meiner nicht-repräsentativen Erhebung, die mich über den Umgang mit meinen Daten in den AGB aufklärt.

Selbst der größte Amazon-Hasser wird zugeben müssen, dass aus Datenschutzsicht hier die Wahl nicht schwer fällt.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Cairiel am 26. Mai 2014, 20:01:21
Zitat von: pink_paulchen am 26. Mai 2014, 13:31:37
Woher weißt du, dass du keine Probleme hattest? Wenn jemand deine Daten anders verwendet, als du dir das vorgestellt hast, dann fällt dir das vielleicht gar nicht auf. Vielleicht hast du nur einen Eintrag mehr zum gläsernen Kunden...
Gut, okay, da mag ich mich mit meiner Aussage etwas weit aus dem Fenster gelehnt haben. Allerdings "kenne" ich die Kleinverleger, bei denen ich persönlich einkaufe, übers Netz, und vertraue ihnen, so wie ich auch einem Tintenzirkler vertraue, wenn ich ihm meine Adresse gebe. Und das Argument kann man auch auf Amazon zurückwerfen - weiß ich, was die mit meinen Daten anstellen? Ich schätze, alles, was im Bereich der rechtlichen Grauzone möglich ist. Da vertraue ich den Leuten, die ich zumindest halbwegs "kenne", weitaus mehr.

Wie gesagt, bei Verlagen, bei denen ich Bedenken habe, bestelle ich mir die Bücher über meinen Buchhändler. Alles kein Problem.  :)  Und wer Bestellungen über Kleinverlage direkt nicht mag, kann auch zum Buchhändler seines Vertrauens gehen, sofern er nicht bei Amazon einkaufen will. Für Prints sehe ich kein Problem, nur bei den E-Books wird es problematischer, weil gerade unter den Selfpublishern so mancher nur bei Amazon veröffentlicht hat.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: treogen am 26. Mai 2014, 20:59:59
Zitat von: Feuertraum am 26. Mai 2014, 10:58:48
@ Torsten Low und Grey: ich habe immer noch meine Zweifel, dass die Masse davon überzeugt ist: was es bei amazon nicht gibt, gibt es nicht. Vielleicht gibt es tatsächlich ein paar Hansel, die das denken, das will ich nicht in Frage stellen. Auch die breite Masse dürfte doch Alternativen kennen.

Nun, ich kann nur von dem ausgehen, was ich sehe.
Ich wurde im Januar 2011 ins Barsortiment aufgenommen.
Obwohl ich 2011 nicht mehr und nicht weniger Bücher wie 2010 herausgebracht habe, habe ich in dem Jahr eine Verkaufssteigerung über Amazon von mehr als 120% (!) zum Vorjahr (und eine Umsatzsteigerung von 66%). In allen anderen Bereichen (Direktverkäufe, Offline-Buchhandel, restlicher Internethandel, Autorenverkäufe, eigener Webshop) war die Steigerung wie in den Jahren davor. Ja, ich habe in dem einen Jahr über Amazon tatsächlich mehr als das Doppelte des Vorjahres gehabt.
In jeden anderen Jahr - davor und danach - haben wir "normale" Steigerungen von ca 20-25%.
Das heißt, es ist davon auszugehen, dass das Mehr aus einem einzigen Grund existiert: Unsere Bücher sind zusätzlich zu dem was vorher war, nun auch direkt in Amazon erhältlich.
Man könnte es auch anders sagen: diese zusätzlichen Kunden haben vorher zwar bei amazon geschaut, aber sind nach dem "nicht lieferbar" einfach nicht weitergesucht.

Zitat von: Feuertraum am 26. Mai 2014, 10:58:48
Auch stimme ich der Aussage, dass die potentiellen Käufer nicht in der Lage sind, das Gewünschte im Marketplace zu finden, nicht zu . es steht direkt unter dem Titel; da braucht man nicht kurz runterscrollen, das sieht man auf einen Blick.

Auch hier bin ich überhaupt nicht bei dir
1.) Es gibt eine ganze Menge Menschen, die lehnen den Marketplace grundsätzlich ab. Ich habe bereits Dutzende Rückmeldungen erhalten, dass man das Buch über den Marketplace nicht kaufen würde, sondern nur, wenn es "richtig" verfügbar ist. Als Kleinverleger ohne Verlagsauslieferung weiß ich auch, wann und wo ich Bücher hinliefere. Ich konnte dadurch auch recht gut nachvollziehen, dass diese Leute nicht nach anderen Alternativen geschaut haben. Damals waren die Anzahl der Bestellungen auch sehr ... übersichtlich ;)
2.) Wenn es ein Buch ist, welches nicht im Barsortiment gelistet ist, dann gibt es keine Buchhändler, die dieses Buch im Marketplace anbieten. Damit gibt es exakt einen Verkäufer für diese Bücher - der Verlag. Und dieser eine Verkäufer kann es sich meist nicht leisten, das amazon advantage Programm zu nutzen. Ergo bekommt der Kunde beim Kauf über den Verlag über den Marketplace 3 Euro Zwangsporto draufgeschlagen. Der Verlag kann da nichts machen. Er kann nicht sagen, er will das nicht (schließlich geht die Geldabwicklung über amazon). Er kann sein Buch auch nicht 3 Euro günstiger anbieten - Buchpreisbindung. Und somit wird da der Marketplace zusätzlich unattraktiv.

Das, was ich hier schreibe, sind meine Schlussfolgerungen aus Daten aus 9 Jahren Kleinverlag, das ist also zumindest für meinen Verlag mehr als representativ.
Daraus weiter zu schlussfolgern, dass es anderen Kleinverlagen genauso geht, ist sicher nicht ganz verkehrt.
Und daraus weiter zu schlussfolgern, dass das Käuferverhalten für Publikumsverlage zwar nicht gleich, aber vielleicht ähnlich ist, ist sicher nicht undenkbar.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Feuertraum am 26. Mai 2014, 21:27:06
Zitat von: treogen am 26. Mai 2014, 20:59:59

Auch hier bin ich überhaupt nicht bei dir
1.) Es gibt eine ganze Menge Menschen, die lehnen den Marketplace grundsätzlich ab.

Das ist etwas vollkommen anderes und hat nichts mit meiner respektive Ihrer Aussage zu tun.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: treogen am 26. Mai 2014, 22:15:47
Zitat von: Feuertraum am 26. Mai 2014, 21:27:06
Das ist etwas vollkommen anderes und hat nichts mit meiner respektive Ihrer Aussage zu tun.

Nun - meine Aussage war die hier:
Zitat von: Antwort #21
Und was heute nicht bei amazon erhältlich ist, wird von den Kunden von heute als nicht existent wahrgenommen. Was es bei amazon nicht gibt, gibts es nirgendwo - so die Denke der meisten Amazonkunden. Selbst, wenn das Buch im Marketplace verfügbar wäre und der Kunde nur ein paar Zentimeter runterrollen müsste. 
und die hier:
Zitat von: Antwort #28Wenn Kunden ein Buch nicht bei amazon direkt finden, dann kaufen sie es nicht. Selbst, wenn das Buch drunter im Marketplace gelistet ist.

das widerspricht in keinster Weise dem, was ich hier geschrieben habe:
Zitat von: Antwort #56Es gibt eine ganze Menge Menschen, die lehnen den Marketplace grundsätzlich ab.

Halten wir noch mal fest:
Ich unterstelle den Lesern nicht, dass sie zu "blöd" sind - wie Sie anscheinend glauben.
Ich unterstelle, dass ein nicht zu vernachlässigender Teil der Leser Alternativen (bewusst oder unbewusst) ignoriert. Ich gehe davon aus, dass der Grund für das ignorieren schlichtweg Bequemlichkeit ist.
Und damit kommen wir wieder zum Kernpunkt der Sache zurück: Was nicht bei Amazon direkt verkauft wird, existiert nicht.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: treogen am 28. Mai 2014, 07:55:12
Ok, jetzt gehts nicht um die Erpressung der Verlage sondern die Tyrannei gegen Händler.
Alle Händler haben sich nochmals einer hochnotpeinlichen Prüfung zu unterziehen.
Kontoprüfung, Adressprüfung, Firmenprüfung, Ausweisprüfung.
Hammer find ich folgende Forderung, ohne die man in Zukunft nicht mehr verkaufen kann:
ZitatFalls erforderlich, kann ich Kopien der aktuellen Belege zu den Kosten meiner Haushaltsführung (nicht älter als 3 Monate), wie zum Beispiel die Strom-, Wasser- oder Gasrechnung und die Rechnung für den Telefon- und Internetanschluss in einer von Amazon unterstützten Sprache bereitstellen: Chinesisch, Niederländisch, Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch, Japanisch, Polnisch, Portugiesisch und Spanisch.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Valkyrie Tina am 28. Mai 2014, 08:08:44
Zitat von: treogen am 28. Mai 2014, 07:55:12
Ok, jetzt gehts nicht um die Erpressung der Verlage sondern die Tyrannei gegen Händler.
Alle Händler haben sich nochmals einer hochnotpeinlichen Prüfung zu unterziehen.
Kontoprüfung, Adressprüfung, Firmenprüfung, Ausweisprüfung.
Hammer find ich folgende Forderung, ohne die man in Zukunft nicht mehr verkaufen kann:

Da hoff ich mal, dass du die Aldi-Quittung für deinen Rasierschaum aufgehoben hast.  ;D

Nein, ernsthaft...was soll das denn?
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Sascha am 28. Mai 2014, 15:14:30
 :rofl:
Sorry, das kann man doch nur noch mit (Galgen-)Humor nehmen, oder?
Die wollen wohl bewußt alle vergraulen?
So 'ne Art Selbstmord-Versuch von Amazon?
Leute gibt's... :no:
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Valkyrie Tina am 28. Mai 2014, 15:21:10
Zitat von: Sascha am 28. Mai 2014, 15:14:30
:rofl:
Sorry, das kann man doch nur noch mit (Galgen-)Humor nehmen, oder?
Die wollen wohl bewußt alle vergraulen?
So 'ne Art Selbstmord-Versuch von Amazon?
Leute gibt's... :no:

Ich glaube, das Lachen bleibt Treo im Hals stecken. Wie er erläutert hat, bekommt er ja einen Großteil seines Umsatzes über Amazon. Das heißt, was man eigentlich machen will (aka denen einen Vogel zeigen) kann er nicht so einfach. Aber was Amazon mit der Telefonrechnung will, wird wohl für immer deren Geheimnis bleiben....

OT: Sascha, ich hab deine Nachricht gekriegt, du kriegst auch noch Antwort von mir. Nur heute ist etwas stressig.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Nycra am 28. Mai 2014, 15:30:53
Ist das nicht auch mal wieder etwas, dass man dem Datenschutzbeauftragten seines Bundesland ans Herz legen sollte? Nicht einmal meine Bank fragt sowas ab und die haben ja wohl allen Grund dazu, sich - was Geld angeht - abzusichern. Und weil das gerade so klang, als sei ich ein notorischer Zechpreller: ::) Ich meinte die haben allen Grund bei Geldgeschäften über das Bankhaus - nicht bei mir - sich abzusichern. 

Oder tarnt sich die NSA jetzt als Amazon?  :o
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: heroine am 28. Mai 2014, 21:22:00
Zitat von: Sascha am 28. Mai 2014, 15:14:30
:rofl:
Sorry, das kann man doch nur noch mit (Galgen-)Humor nehmen, oder?
Die wollen wohl bewußt alle vergraulen?
So 'ne Art Selbstmord-Versuch von Amazon?
Leute gibt's... :no:

Klingt eher nach Menschenexperimenten. Wie weit kann ein Konzern gehen.  :gähn:
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: pink_paulchen am 28. Mai 2014, 21:49:06
Ich glaube es ist in USA üblich auf diese Weise festzustellen, ob die Anschrift aktuell ist. Nicht jedes Land hat ein so effektives Einwohnermeldeprozedere wie wir. Als Ami weiß man das vielleicht nicht. Und ich würde mich wundern, wenn sie echt mal so eine Anforderung schicken. Aber es liest sich trotzdem gruselig, da geb ich euch Recht.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Szazira am 28. Mai 2014, 21:51:25
Ok... das ist für mich schon haarscharf "wider die guten Sitten" oder wie die Formulierung im Recht heißt. Was zum Henker hat denn deine Gas und Strom Rechnung mit Zahlungsbereitschaft (oder was auch immer sie daraus ableiten wollen) zu tun?!
Wollen die die Daten an Verivox für *hust* Angebote verkaufen?  :hmhm?:

[edit]ok... pink_paulchens Erklärung klingt immerhin logisch[/edit]
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Valkyrie Tina am 28. Mai 2014, 21:58:28
Zitat von: pink_paulchen am 28. Mai 2014, 21:49:06
Ich glaube es ist in USA üblich auf diese Weise festzustellen, ob die Anschrift aktuell ist. Nicht jedes Land hat ein so effektives Einwohnermeldeprozedere wie wir. Als Ami weiß man das vielleicht nicht. Und ich würde mich wundern, wenn sie echt mal so eine Anforderung schicken. Aber es liest sich trotzdem gruselig, da geb ich euch Recht.

Das kann gut sein, bzw. dass die einfach den englischen Text für alle Länder übersetzt haben.
Bei schwedischen Firmen habe ich das auch schon erlebt: hier werden alle Daten von der Steuerbehörde gesammelt und sind auf Anfrage von jedem abrufbar (ich könnte, falls ich dies wollte, die Einkünfte des Premierministers anfordern und würde diese auch bekommen. Wenn jemand meine Daten abfragt, bekäme er sowohl meine Einkünfte als auch die Informationen über meine Firma). Deswegen sind die Schweden oft sehr überrascht, wenn sie in ein anderes Land expandieren und das dann so völlig anders ist. Wahrscheinlich ist das bei Amazon genauso (wer hat noch mal den Spruch geprägt "geh nicht von Bösartigkeit aus, wenn auch Doofheit dahinter stecken kann")
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Christopher am 28. Mai 2014, 22:07:04
Hanlons Razor oder so war das ;)
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Sascha am 29. Mai 2014, 11:34:40
Zitat von: Valkyrie Tina am 28. Mai 2014, 15:21:10
Ich glaube, das Lachen bleibt Treo im Hals stecken. Wie er erläutert hat, bekommt er ja einen Großteil seines Umsatzes über Amazon.
Deshalb schrub ich ja auch "(Galgen-)Humor". Weil: Wenn'st eh nix dran ändern kannst, bringt Dich Ärgern auch nur in einer Richtung weiter: Auf dem Weg zum Herzinfarkt. Also besser drüber lachen, das soll ja gesund sein. Ob's ganz einfach ist, ist die andere Frage.
Wobei Paulchens Einwand für mich schon logisch klingt, aber wer weltweit agieren will, muß sich eben über die Lage in den einzelnen Ländern kundig machen und kann nicht überall handeln wie daheim. Und selbst dann bleibt ja noch die Sache mit der Erpressung.

Zitat von: Valkyrie Tina am 28. Mai 2014, 15:21:10
Das heißt, was man eigentlich machen will (aka denen einen Vogel zeigen) kann er nicht so einfach.
Sicher, viele werden das nicht machen können. Andere schon. Man kann nur hoffen, daß die es tun. Und die Kunden.
Wir hatten eh vor, unser Amazon-Konto zu kündigen. Jetzt werde ich mal sehen, ob es da irgendwo ein Kommentarfeld gibt.
Da werde ich dann auf deren Methoden verweisen (z.B. den Heise-Artikel, sicher nicht Theo) und schreiben, daß ich von so einem Laden nichts mehr kaufe.

Zitat von: Valkyrie Tina am 28. Mai 2014, 15:21:10
OT: Sascha, ich hab deine Nachricht gekriegt, du kriegst auch noch Antwort von mir. Nur heute ist etwas stressig.
Paßt schon. :)
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Linda am 29. Mai 2014, 11:47:04
Alternative Buchzusender sind z.B: Weltbild, die liefern Bücher auch kostenfrei ins Haus. Ich kann nämlich gut verstehen, dass jemand keine Lust (Zeit, Gelegenheit, Gesundheit) hat, in die Buchhandlung zu tapern, und sei es nur einmal.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Angela am 29. Mai 2014, 12:44:15
Zitat von: pink_paulchen am 28. Mai 2014, 21:49:06
Ich glaube es ist in USA üblich auf diese Weise festzustellen, ob die Anschrift aktuell ist. Nicht jedes Land hat ein so effektives Einwohnermeldeprozedere wie wir. Als Ami weiß man das vielleicht nicht. Und ich würde mich wundern, wenn sie echt mal so eine Anforderung schicken. Aber es liest sich trotzdem gruselig, da geb ich euch Recht.
Das ist in Kanada auch so. Da geht man mit so einer Rechnung zur Bücherei, zur Bank, zur Schule ...
Ja, und man braucht auch noch einen zugestellten Briefumschlag mit der Adresse drauf. Solltet ihr also gleich mitschicken.
Vieles ist in den Staaten ganz anders, und die richten sich nicht nach uns. Je eher man das versteht, desto gesünder für den Verstand. Ihr solltet euch mit dem Bankwesen beschäftigen. Da bleibt euch dann nur der Mund offenstehen, wie überlebt und unsicher das alles ist, wie grausam ineffektiv. Egal, die machen das halt so und so bleibt es auch.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Christopher am 29. Mai 2014, 12:48:38
Ja, als Deutscher ist es oft erschreckend anzusehen, wie manche Dinge in anderen Ländern "geregelt" werden. Und das Ausmaß an Desinteresse, die Zustände zu ändern, zu verbessern. Wo hier ständig geguckt wird, wie man ein Problem beheben kann, wird woanders nur mit den Schultern gezuckt und gesagt: "Nicht so schlimm." Das kann zwar manchmal nervig sein, wenn alles, aber wirklich alles reglementiert wird, aber im Grunde ist es eine gute Sache, dass sich hier bei uns so viele Gedanken gemacht werden ;D
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: pink_paulchen am 30. Mai 2014, 12:48:48
Um den Thread mal wieder zum ursprünglichen Thema zurück zu lotsen: In diesem hervorragenden Artikel  (http://jakonrath.blogspot.de/2014/05/amazon-speaks.html) findet sich ein gutes Update. Amazon hat eine Pressemitteilung herausgegeben und auf Basis dieser werden mit einem Vorfall mit MacMillan (bei dem ebenfalls durch Amazon Buchverkäufe verhindert wurden) Vergleiche gezogen.
Lesenswertes Zitat: "A word about proportion: this business interruption affects a small percentage of Amazon's demand-weighted units. If you order 1,000 items from Amazon, 989 will be unaffected by this interruption. If you do need one of the affected titles quickly, we regret the inconvenience and encourage you to purchase a new or used version from one of our third-party sellers or from one of our competitors."
In Worten: Kauft bitte diese Bücher nicht bei uns, wir liefern momentan nicht kurzfristig. Nicht das Zitat, dass man von jemandem erwartet, der eine Monopolstellung anstrebt, meine ich (und der Blogger auch).
Im früheren Fall hat Amazon die finanziellen Ausfälle für die Autoren zur Hälfte kompensiert, also Geld an die Autoren bezahlt, die durch sie weniger Buchumsätze hatten. Der Autor des Blogbeitrags vermutet am Schluß, dass demnächst die Bücher der betroffenen Verlage gar nicht mehr über Amazon zu haben sind, und sie erneut die Ausfälle für Autoren bezahlen, falls es zu keiner Einigung kommt.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: der Rabe am 30. Mai 2014, 15:10:04
Zitat von: Snöblumma am 26. Mai 2014, 11:21:21
Nachhaltiges Wirtschaften ist etwas ganz anderes, und auf dem amerikanischen Markt ist Amazon ja beileibe nicht so stark wie auf dem Deutschen. Bleibt auf jeden Fall spannend.

Da würde mich mal interessieren, wer oder was Amazon auf dem amerikanischen Markt Konkurrenz macht.

Und Weltbild ist für mich keine Alternative (mehr), seit sie ihre Homophobie dadurch ausgelebt haben, dass sie alle Bücher aus dem Programm genommen haben, die nur im Ansatz etwas mit Homosexualität zu tun hatten.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Franziska am 30. Mai 2014, 15:24:55
Zitat von: pink_paulchen am 30. Mai 2014, 12:48:48
In Worten: Kauft bitte diese Bücher nicht bei uns, wir liefern momentan nicht kurzfristig. Nicht das Zitat, dass man von jemandem erwartet, der eine Monopolstellung anstrebt, meine ich (und der Blogger auch).

Interessant, das sagt einiges. Ich habe den Blogger aber so verstanden, und das würde ich auf jeden Fall so sehen, dass das einfach heißt: uns ist es egal, ob diese Bücher bei uns im Programm sind, wir haben ja noch Millionen andere und wenn jemand unbedingt ein Buch von diesem Verlag bestellen will, soll er es woanders bestellen. Uns ist das egal. Aber euch warhscheinlich nicht, also akzeptiert unsere Bedingungen.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: treogen am 01. Juni 2014, 18:59:24
Zitat von: Valkyrie Tina am 28. Mai 2014, 15:21:10
Ich glaube, das Lachen bleibt Treo im Hals stecken. Wie er erläutert hat, bekommt er ja einen Großteil seines Umsatzes über Amazon.

Naja - im Prinzip habe ich noch recht gut lachen.
Ich mache zwar einen Großteil meines Umsatzes über amazon - aber nicht über den Marketplace, dessen Händler man hier gerade hochnotpeinlich befragt.
Wenn ich da also keinen Bock zum Mitspielen habe, sind 3 sehr alte Bücher und ein Comic quasi nicht mehr amazon-verkäuflich - der Rest schon. Und ich kann in Zukunft halt nicht mehr die Zeit überbrücken zwischen Erscheinungstermin und dem Zeitpunkt, an dem Amazon sich endlich bequemt, unsere Neuerscheinungen aufzunehmen.

Also das wäre nicht mal so schlimm. Dann fliege ich halt aus dem Marketplace raus.

Zitat von: pink_paulchen am 28. Mai 2014, 21:49:06
Ich glaube es ist in USA üblich auf diese Weise festzustellen, ob die Anschrift aktuell ist. Nicht jedes Land hat ein so effektives Einwohnermeldeprozedere wie wir. Als Ami weiß man das vielleicht nicht.

Mag sein, dass man das als Ami nicht weiß.
Aber als deutscher Ableger einer amerikanischen Firma, die seit mehr als 10 Jahren in Deutschland existiert - und zumindest die Steuergesetze gut genug kennt um keinen Cent Steuern zu zahlen, von den ERWARTE ich, dass er auch die deutschen Gegebenheiten kennt. Meiner Meinung nach geht es da von amazons Seite um bewusstes Ignorieren.
Ich werde jetzt das Häkchen machen.
Sollte irgendetwas in der Richtung kommen, kriegen sie von mir ein Postident. Wenn ihnen das nicht reicht, bekommen die ein JPG zugeschickt. Eins mit einem Stinkefinger. Dazu eine Abmeldung vom Marketplace. Das ist meiner Meinung nach das Maximum, was ihnen zusteht. Was anderes bekommen die nicht.
So nötig, dass ich mich komplett nackig machen muss, hab ichs dann doch nicht.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Regwina am 02. Juni 2014, 10:47:49
Zitat von: Nika am 25. Mai 2014, 14:21:23
Allerdings blockiert Amazon keineswegs die eBooks der betreffenden Verlage, sondern nur die Auslieferung des Print.

Vielleicht hat das auch einen anderen Grund: Aber, Amazon hat die meisten Schwarzkopf&Schwarzkopf eBooks "rausgeschmissen". Die Print-Ausgaben sind bestellbar. Ist mir nur durch Zufall aufgefallen und frustriert mich momentan ein wenig.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: cryphos am 24. Juni 2014, 13:38:20
Es gibt neues von der Amazon Front:
Amazon setzt Verlage unter Druck (http://www.golem.de/news/buchhandel-amazon-setzt-verlage-unter-druck-1405-106719.html)
Deutsche Verleger werfen Amazon Erpressung vor (http://www.golem.de/news/kartellbeschwerde-deutsche-verleger-werfen-amazon-erpressung-vor-1406-107413.html)
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Sunflower am 24. Juni 2014, 13:49:15
Das ist auch grade ein großes Thema in der Redaktion hier. Vielleicht passiert ja nun endlich mal was  :darth: Das Börsenblatt (http://www.boersenblatt.net/803967/) hat auch darüber berichtet.

Edit: Ich weiß ja nicht, wie viel sagen darf oder nicht, aber da kommt noch was auf uns zu ... *g*
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: pink_paulchen am 26. Juni 2014, 07:31:32
Hier die Antwort: http://www.lesen.net/ebook-news/amazon-de-keilt-im-konditionenstreit-zurueck-behauptung-nicht-wahr-12511/ Die Überschrift ist aber reisserisch und falsch. Sie müsste heißen: Amazon sagt: Stimmt nicht!
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: cryphos am 26. Juni 2014, 08:44:56
Amazon behauptet auch, die digitalen Bücher von Bonnier seien im Einkauf teurer als die gedruckten Exemplare, was wiederum von Bonnier verneint wird. Leider finde ich den Artikel dazu nicht mehr. (edit: hab ih doch wieder gefunden und zwar hier (http://www.golem.de/news/amazon-verlag-macht-e-books-teurer-als-printtitel-1406-107436.html)).

Ich bin gespannt wie es in diesem Streit weiter geht. Der weitere Verlauf könnte in den nächsten Jahren richtungsweisend für das Verlagswesen sein.
Auch interessant ist sicherlich, wie sich dieser Streit einerseits auf den Endkunden und anderseits auf die Autorengilde auswirken wird, auch wenn wir hier momentan nur raten können.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: pink_paulchen am 26. Juni 2014, 08:52:53
Zitat von: cryphos am 26. Juni 2014, 08:44:56
Amazon behauptet auch, die digitalen Bücher von Bonnier seien im Einkauf teurer als die gedruckten Exemplare, was wiederum von Bonnier verneint wird.

Das ist nicht richtig. Im Artikel steht: "Bonnier will sich offiziell zu dem Streit nicht äußern. Aus informierten Kreisen war aber zu erfahren, das E-Books von Bonnier für den Endkunden immer weniger als die Printversion kosten. In dem Streit gehe es darum, wie hoch der Rabatt sei, der für Amazon auf E-Books und Printprodukte gegeben wird. Der Rabatt für Print sei höher als für E-Books, was für Amazon den Einkauf der E-Books verteuere."

Also hat Amazon insofern scheinbar Recht, dass e-books durch die derzeitige Rabattstaffel im Einkauf teurer sind. Was das da unten mit den 19% soll, versteh ich nicht. Amazon zahlt doch keine 19% Umsatzsteuer auf e-books in Luxemburg?

Nun, sie werden sich jetzt wohl kartellrechtlich mit einem Anwalt drüber unterhalten. Wir sind - wie du schon richtig sagst - dabei erstmal Zuschauer und später Betroffene.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: TheaEvanda am 26. Juni 2014, 09:39:39
Ich bin da etwas weit ab vom Schuss, aber wenn ich mich recht erinnere, ist das mit der Steuer so:

Gegenwärtig gilt für eBooks die Quellensteuer - Amazon sitzt in Luxemburg, die haben 3% Mehrwertsteuer, also zahlt man auf ein Amazon-eBook nur 3%.

Für handfeste Waren gilt die Steuer des Ziellands. Verkaufe ich einen Wandbehang nach Luxemburg, muss ich 3% Mehrwertsteuer berechnen und abführen, verkaufe ich den Wandbehang nach Deutschland, muss ich 19% Mehrwertsteuer berechnen und abführen. Da ich als gute Künstlerin den Preis meinem Kunden gegenüber stabil halte, ist für mich also ein Verkauf nach Lux deutlich günstiger als nach Deutschland, wenn ich da mal einen Kunden hätte.

Die eBook-Besteuerung wurde in Deutschland vor ein paar Tagen per hopplahopp auf Ziellandsbesteuerung umgestellt. Damit müsste Amazon von jetzt auf gleich für nach Deutschland verkaufte eBücher 19% Mehrwertsteuer abführen. Das macht einen ganz schönen Batzen aus.

--Thea
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: FeeamPC am 26. Juni 2014, 13:46:59
Womit Amazon dann den anderen ebook-Händlern gleichgestellt ist, de facto also wieder Chancengleichheit herrscht. Nur dass Amazon die Prozente, die für jeden anderen reichen, offensichtlich nicht genug sind.
Mal sehen, wie lange da den Autoren beim selfpublishing kdp-Programm noch 70 % zugestanden werden.

Und wenn Amazon so agrumentiert:

ZitatDemnach müssten E-Books für den Kunden günstiger sein als Print-Bücher, weil Kosten für Lagerung, Druck, Vertrieb & Co. niedriger seien oder gar nicht anfielen.

dann frage ich mich, warum der "Vertrieb" einer Ebook-Datei bei Amazon so teuer ist (dafür dürfen die Autoren bei kdp nämlich Geld berappen). Ich habe mal versucht, ein Ebook für 99 Cent anzubieten, das viele Bilder enthielt. Ging nicht, Amazon zwang mich zu einem Preis von 2,68 Euro, von denen ich nur rund 30 Cent sehe (also das, was mir bei 99 Cent auch ungefähr zugestanden hätte), der Rest ist angeblich nötig als Gebühr für die ach so hohen Downloadkosten, die das arme Amazon mit dieser gigantischen Datei hat (21,5 MB).

Ehrlich, wenn downloads so teuer wären, müssten alle Anbieter von Flatrates pleite sein.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Sternsaphir am 26. Juni 2014, 14:26:44
http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article129415524/Verstoesst-Amazon-gegen-das-Kartellrecht.html (http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article129415524/Verstoesst-Amazon-gegen-das-Kartellrecht.html)

Bin ja mal gespannt, wie das ausgeht.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: cryphos am 27. Juni 2014, 20:01:37
Amazon verlangt von den ersten Verlagen das Recht Bücher, die entweder beim Verlag oder bei Amazon nicht mehr verfügbar sind, nachdrucken zu dürfen und das nirgendwo auf der Welt die Bücher günstiger als bei Amazon verkauft werden dürfen, auch nicht beim Verlag.
Details dazu gibt es hier. (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Vertraege-mit-Verlagen-Amazon-will-Buecher-selbst-nachdrucken-2242284.html?wt_mc=rss.ho.beitrag.atom)
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Franziska am 27. Juni 2014, 21:51:17
Ne, is klar! :pfanne: Langsam hörts echt auf! Und an den von Amazon gedruckten Büchern verdient dann nur Amazon oder was? Ich frage mich echt, wann der erste große Verlag alle Verträge mit Amazon kündigt.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: treogen am 28. Juni 2014, 13:44:29
Frankreich macht es richtig: Sie verdonnern Amazon zum Zwangsporto.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/amazon-wir-drucken-dann-einfach-eure-buecher-nach-13014061.html

Da es auch in Frankreich eine Buchpreisbindung gibt, ist das endlich mal eine vernünftige Stärkung der Buchhandlungen.

Davon stand leider im Heiseartikel nichts drin.
Titel: Re: Amazon "erpresst" Verlage
Beitrag von: Leann am 11. Juli 2014, 13:15:01
Hier sind noch ein paar Artikel zum Thema Amazon:

http://www.buchreport.de/analysen/konditionen.htm