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Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!

Begonnen von Silvia, 19. Juni 2006, 10:15:44

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Silvia

Eine Frage, die ich mir schon seit längerer Zeit stelle:
Warum scheint es in der Fantasyliteratur in weit mehr als 50% aller Geschichten Sinn und Zweck zu sein, die ganze Welt zu retten?

Ehrlich gesagt langweilt mich das inzwischen ganz schön.  ;) Man weiß ja von all den vergangenen Geschichten - die Helden schaffen es eh wieder!

Gibt es denn nicht auch andere wertvolle Dinge, die man retten kann, wenn man denn unbedingt etwas retten muß, als jedesmal gleich die ganze Welt?
Wie wärs zur Abwechslung mal, wenn man sich darauf beschränkt, erstmal seine eigene Familie, sein Dorf, seine Kleinstadt vor irgendwas zu beschützen. Das kann schon mehr als genug Arbeit und Nerven beanspruchen. Und würde bei weitem weniger selbstüberschätzt rüberkommen - im Gegensatz dazu, als Ansammlung von 2-X mehr oder minder befreundeter Heldenpersönlichkeiten die komplette Erdkugel vor dem absolut Bösen bewahren zu wollen.

++++++++++++++++

Die Frage kann man natürlich auch andersrum stellen:

Wieso wollen mindestens 50% der Bösewichter immer gleich die ganze Welt erobern?
Wissen die nix besseres (weniger selbstüberschätztes) mit ihrem Leben anzufangen?
;)

Manja_Bindig

Es ist dieses Sinnbild, Silvia, dieses Sinnbild! *mit erhobener Stimme sprech* Was meinst du, warum der Held immer so ein Hanswurst ist?

*grins*

Und... gut bei mir gehts auch um das Retten der Welt... nur schert das meine Charas nciht. Die retten zwar die Welt, me´hr oder weniger, aber das ist der Nebeneffelt. Die wollen in Wahrheit nur ihre ruhe... oder halt jemanden wiederhaben, den sie lieben...

Termoniaelfe

ZitatWieso wollen mindestens 50% der Bösewichter immer gleich die ganze Welt erobern?
Wissen die nix besseres (weniger selbstüberschätztes) mit ihrem Leben anzufangen?

Hallo Silvia,

ich schätze mal, weil es eben Bösewichte sind. Abgrundtief böse und obendrein gierig, was das Zeug hält.  ;D
Und sicher gibt es noch andere wertvolle Ding, die sich lohnen zu retten. Aber das schockt dann nicht so. Solche Dinge rettet der Held dan nebenbei, quasi auf dem Weg zum Bösewicht.  Ich kann Deine Frage sehr gut verstehen und Du hast ja auch irgendwie Recht, nur was soll es denn für eine Fantasy- Geschichte sein? Ich finde, es muss schon einen guten Grund geben, wenn ich meine Figuren ins Getümmel schicke. Und wenn Du davon sprichst, einfach  nur seine Familie und sein Dorf, Stadt, wie auch immer, zu retten, dann frage ich mich gleich: Wovor denn retten? Vor einem Bösewicht? Vor einer Naturkatastrophe? Will man die Prinzessin des Landes retten? Und wenn ja. Wovor? Was bringt mich denn eigentlich dazu eine Fantasy- Geschichte zu erfinden? Ich finde, dass gerade die Bösewichte es sind, die einer guten Fantasy- Geschichte erst die richtige Würze verleien. Mann kommt ohne sie nicht aus und sie wollen immer Alles und nicht nur ein Stückchen. Das ist nun mal ihre Natur.

Schade finde ich nur, dass die meisten Bösewichte männlich sind. Nicht alle, sicher, aber die meisten schon und deshalb ist in meinem Roman auch eine Frau die Bösewichtin. Aber das gehört ja nicht hier zum Thema.

LG
Termi

Manja_Bindig

Jpp... Frauen geben viel bessere Bösewichte ab, weil Frauen auf der einen Seite emotionaler, sprich rachgieriger sind(und schon haben wir ein Motiv) aber auch grausamer und rationaler im Vorgehen sind. Hähähä... meine arme Shia...

Wobei mir einfällt - bei "Spiegelbilder" geht es um meine Zwillinge Mendrik und Mavrud - ihr erster eigener Roman... ^^
Nur, dass sie nicht die welt retten - sie beschwören gerade das herauf, was die Handlung zu "Elfenblut" einläutet. So viel zum "Welt retten". Gegen ende sind sie bemüht ihr Leben zu retten und das ist weißgott mehr als schwer genug.

Silvia

Nun, mir kommt "die Welt retten" oder "die Welt erobern" irgendwie oft eine Nummer zu groß vor. Für Helden wie auch für Bösewichter. Wahrscheinlich hab ich das einfach ein paar Mal zu oft gesehen.
"Das Reich retten" oder "das Reich erobern" ist irgendwie greifbarer und schaffbarer *g* als - wie gesagt - die komplette Erdkugel auf einmal.

Andererseits kann es auch nur in übertragenem Sinne gemeint sein *überleg*
Wenn der Held "seine Welt" meint, die er retten will - das würde ja sozusagen die Welt umfassen, in der er lebt, und das ist meistens eher konkret ein Land "Wasauchimmer", das er kennt und seine Heimat nennt.
Aber warum sagt man das dann nicht so?

Rei

Hmm, meine Helden haben noch nie eine ganze Welt gerettet. Ein Dorf, ja, ihre Familie, ja, das auch. Oder sich selbst, was auch ganz schöner Streß sein kann (vor allem, wenn man einer meiner Charaktere ist  8)). Ich finde es schon so schwer genug, meine Helden etwas retten zu lassen, wie sollen die das dann mit der ganzen Welt hinbekommen?

Nee, also solche Bücher lese ich schon gar nicht mehr, weil es mich ebenfalls einfach nur langweilt.

Und Frauen mag ich auch als Bösewichte. Ich schreibe eh mehr über Frauen, so daß ich automatisch auch weibliche Bösewichte habe. Und die sind als mal nicht ohne...

Manja_Bindig

Siehste, da wende ich mich vertrauensvoll an Mercedes Lackey - deren Charas haben berufsmäßig den Job, ihr Land zu schützen und notfalls auch zu retten - und NUR das Land. Nicht die Welt.

Andererseits.. bei mir mischen ein paar Gottheiten mit... da ist "die Welt" nciht allzu hochgegriffen.
Und meine Charas.. die sind nicht so begeistert von ihrem Job. Die machen ihn nur weil:
A) aus Rache, die wollen den Bösewicht aus ganz persönlichen Gründen über den Jordan schicken und der rest ist egal
b) sie merken irgendwann - "Hm, wenn wir den Typen jetzt nicht erledigen und uns hier im Jenseits(sie waren Tot) zurücklehnen, habe wir hier auch irgendwann keine ruhe mehr - udn wir wollen unsere ruhe."

Hab ich nicht egoistische kleine Kinder?

Silvia


Manja_Bindig

Ja, aber betrachten wir es mal so - warum will ein "Held", der beruflich nicht azu verpflichtet ist, sein Land, siene ganz persönliche "Welt" retten? Weil er in diesem land lebt, es liebt, weil dort Menschen sind, die er liebt... und wenn es doch mal um die ganze Welt geht... nun, dann ist auch der Überlebenstrieb da. Wenn die welt futsch ist, wo soll r denn dann leben?

Moni

Zitat von: Silvia am 19. Juni 2006, 10:41:28
Nun, mir kommt "die Welt retten" oder "die Welt erobern" irgendwie oft eine Nummer zu groß vor. Für Helden wie auch für Bösewichter.

Warum kleckern, wenn man klotzen kann.  ;)

Wie Termi so schön sagte: richtige Bösewichte geben sich mit was kleinerem einfach nicht ab... ^^

Lg
Moni
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Kalderon

Ich bin eher Silvias Meinung. Was soll der Bösewicht mit der Welt anfangen, wenn er sie erobert hat? Golf spielen? Klar, das Übliche: Sex, Drugs and Rock'n'Roll oder auf Fantastisch: Sexsklavinnen, Geld und Völkermord (wie es die Großen unserer Welt vormachen).

Ich halte auch nicht so viel vom "Welt-Retten-Syndrom". Man stelle sich das doch mal vor: Opa fragt Hansi: "Hansi, was machst du heute?" Hansi guckt seinen Opa an und sagt: "Ich werde die Welt retten."  :pfanne: Oh, bitte! Es gibt so viele andere Möglichkeiten, die viel interessanter sind, weil diese Welt-Retter-Nummer nuneinmal ausgelatscht ist.

Die Familie zu retten, finde ich ist eine gute Idee. Oder das die Geschichte nur in einem Dorf oder einer Stadt spielt. Dort kann doch genauso etwas passieren. Beispielsweise wird das Dorf eines Tages von unheimlichen Wesen heimgesucht. Der vermeintliche Held (meinetwegen einer der Wachposten [nein, kein kleines Kind] wird zusammen mit einer Hand voll anderen tapferen Männern [nein, keine kleinen Kinder!!! und bitte keinen Feminismus jetzt] losgeschicht, die Wesen ausfindig zu machen und zu töten. Und auf geht es.
Würde mich ehrlich gesagt mal brennend interessieren, wie so ein Buch zu lesen ist, in dem das Dorf ganz genau beschrieben ist, da man hier ja nicht in jedem Kapitel eine andere Stadt beschreiben muss (vielleicht auch ein Grund, immer die Welt zu retten: man sieht wunderschöne Landschaften, ferne Länder, anmutige Schlösser und Burgen). Und auch die Besonderheiten der einzelnen Dorfbewohner.

Zealot

#11
Zitat von: Kalderon am 19. Juni 2006, 13:17:47
Ich bin eher Silvias Meinung. Was soll der Bösewicht mit der Welt anfangen, wenn er sie erobert hat? Golf spielen? Klar, das Übliche: Sex, Drugs and Rock'n'Roll oder auf Fantastisch: Sexsklavinnen, Geld und Völkermord (wie es die Großen unserer Welt vormachen).

na wenn das keine Motivation ist, was dann?? ;)
Ich meine es gibt immer Länder die andere unterwerfen wollen, warum?
Rohstoffe, Gold, Sklaven oder einfach ethnischer Hass oder mehr Platz...
und die Welt ist das selbe, nur halt ne Nummer grösser.

Sauron wollte doch auch alles haben, weil er nen kick auf Elben und Menschen hatte aus Eifersucht (oder so ähnlich)

Menschen sind zu vielem bereit wenn es um ihre Geldbörse, oder ihren Geltungsdrang geht (sie DSDS oder auch jeder erdenklich Bankräuber)
Und da die Bösewichte in den Stories halt, dadurch das sie bereits über Armeen verfügen, bessere Möglichekeiten haben, geben sie sich halt nicht mehr mit ner einfachen Bank zufrieden.  ;D

bei dem ganzen geht es ja auch meistens um die totale "Ultimativierung" einer Situation.
Also das ultimativ Böse gegen das ultimativ Gute, Licht gegen Schatten oder Verdorbenes gegen Reihnheit.
und da beide Seiten halt nicht nur in einem Land vetreten sind, geht es halt immer direkt um die ganze Welt.

Ich will das jetzt nicht gutheissen, ich selbst mag solche Stories auch nicht so besonders.

Rei

Zitat von: Kalderon am 19. Juni 2006, 13:17:47
Ich bin eher Silvias Meinung. Was soll der Bösewicht mit der Welt anfangen, wenn er sie erobert hat? Golf spielen?
Das habe ich mich auch gefragt... Und wenn dann einer kommt und meint, ihm würde die Welt eher zustehen? Dann fängt alles von vorne an... Ein Teufelskreis... muahahaha...

Silvia

Am schönsten ist aber die Variante, wenn der Böse die ganze Welt vernichten will.

Und wenn er das dann geschafft hat - was macht er dann?
Irgendwo muß er doch seine Villa hinbauen und irgendwoher muß er doch ein paar Dumme herkriegen, die ihn anbeten/die er zum Zeitvertreib abmurksen kann etc.

Dann guckt er wahrscheinlich blöd aus der Wäsche.
:P  ;D

Zealot

Zitat von: Silvia am 19. Juni 2006, 16:00:52
Am schönsten ist aber die Variante, wenn der Böse die ganze Welt vernichten will.

Und wenn er das dann geschafft hat - was macht er dann?
Irgendwo muß er doch seine Villa hinbauen und irgendwoher muß er doch ein paar Dumme herkriegen, die ihn anbeten/die er zum Zeitvertreib abmurksen kann etc.

Dann guckt er wahrscheinlich blöd aus der Wäsche.
:P  ;D

ich glaube das geschieht eher nach dem Motto: "Wenn keiner mit mir spielen will, dann  dürfen die anderen auch keinen Spaß mehr haben"

Über die Sinnhaftigkeit braucht man ja ausnahmsweise nicht zu streiten ;)