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NaNoWriMo- Qualitätsmindernd?

Begonnen von Spinnenkind, 11. September 2011, 22:48:25

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Runaway

Ich find die Diskussion deshalb interessant, weil ich einer bin, der jedes Mal so schnell so viel schreibt, daß so ein NaNo kein Problem in dieser Hinsicht für mich wäre. Wenn ich einmal schreibe, kann und möchte ich 4000 Wörter am Tag schreiben. Da kann man sich ja ausrechnen, wieviel dabei zusammenkäme.
Womit ich aber ein Problem hab, ist Schreiben nach Termin. Letztes Jahr hatte ich überlegt, beim NaNo mitzumachen, aber die Story wollte schon Mitte Oktober begonnen werden. Da hab ich dann nicht gewartet. Ich kann mir auch nicht vornehmen, "diesen Monat" irgendwas zu schreiben oder zu überarbeiten. Entweder ist es soweit, daß ich anfange, oder das ist es eben nicht.

Ich glaube aber in keinster Weise, daß jeder zwingend qualitativen Mist schreiben muß, wenn man sich 50k in 4 Wochen vornimmt. Es gibt Leute, für die ist das kein Problem und für andere ist es vielleicht eins. Ich denke, das muß jeder für sich selbst erfahren und entscheiden.
Übrigens glaube ich auch nicht, daß das Alter zwingend Auswirkungen auf die Qualität haben muß. Mit 16 kannte ich eine 13jährige, deren Stil ich nur bewundert hab. Das kann man alles nicht verallgemeinern.

Mulle

Bei mir hat der NaNo im letzten Jahr einen fetten Knoten zum Platzen gebracht. Ich habe vorher oft den Fehler gemacht "über zu formulieren", d.h. durch Konzentration auf jeden einzelnen Satz zu kompliziert, zu wenig "echt" geschrieben. Verkünstelt.
Im NaNo habe ich gelernt, einfacher zu schreiben, was ein paar kunstvolle Sätze dann viel besser in Szene setzt.

Ich habe mein absolutes Herzprojekt im letzten NaNo fertiggestellt. Es war vorher grob geplottet. Viel Überarbeitung musste nicht rein (zumndest nicht in die zweite, die NaNo-Hälfte  :vibes:). Tippfehler, klar, aber um die mache ich mir keinen Kopf.
Herausgekommen ist das MS, mit dem ich bei der Agentur Schlück und bei script5 unter Vertrag gekommen bin; ganz schlecht kann es nicht geworden sein. Und für die Zusammenarbeit mit dem Verlag kann es uU unglaublich hilfreich sein, zu wissen, wie schnell man arbeite kann, wenn man muss.

Nur Mut. NaNo = automatisch Mist muss überhaupt nicht der Fall sein. Mein aktuelles Buch habe ich ebenfalls in NaNo-Tempo geschrieben.
Abbrechen kann man immer noch, wenn man merkt, dass der Zeitdruckt dem MS nicht gut tut. Und das würde ich dann auch tun - das MS ist wichtiger als Ruhm und NaNo-Ehre.

LG Mulle

Snöblumma

Zitat von: Mulle am 12. September 2011, 10:54:31
Bei mir hat der NaNo im letzten Jahr einen fetten Knoten zum Platzen gebracht. Ich habe vorher oft den Fehler gemacht "über zu formulieren", d.h. durch Konzentration auf jeden einzelnen Satz zu kompliziert, zu wenig "echt" geschrieben. Verkünstelt.
Im NaNo habe ich gelernt, einfacher zu schreiben, was ein paar kunstvolle Sätze dann viel besser in Szene setzt.

Hm, ich habe ja noch nie mitgemacht, weil ich mich immer gedrückt habe mit so tollen Ausreden wie "keine Zeit", "ach, ist doch Quatsch", "wird eh nichts". Ich finde es aufmunternd, dass ihr der Meinung seid, dass beim Nano auch etwas herauskommen kann - etwas, das man "nur noch" überarbeiten muss im Idealfall.

Ich hoffe, ähnlich wie du das gesagt hast, Mulle, dass ich dann endlich mal eine Sache zuende bringe. Bisher drücke ich mich viel zu oft um unangenehme Standardaufgaben, um das reine Fertigschreiben, um die Langweile zwischendurch, wenn es wirklich "nur" darum geht, die passenden Worte zu finden. Ich glaube, dass der Zeitdruck mich endlich mal davon abhält, stundenlang auf einen Satz zu starren, weil er mir nicht ganz passt, und mir hilft, einfach mal fertig zu schreiben. Und wenn es dann Mist geworden ist, kann man ja immer noch überarbeiten. Es ist ja nicht so, dass das Ergebnis in Stein gemeißelt ist.

Ich hoffe nur, dass mich der Mut nicht wieder verlässt. Und dass die Faulheit nicht gewinnt - es trudeln gerade die ersten Termine für November rein und ich war schon kurz davor, das Nanoprojekt wieder abzublasen, weil ich gefühlt keine Zeit habe.  :wums:

Mogylein

Hmm. Ich habe den NaNoWriMo letztes Jahr zum ersten Mal mitgemacht und auch erfolgreich beendet - also, sowohl die 50.000 Wörter als auch das Ende des Romans gefunden (lag nur knapp dahinter mit 52.000). Und ich musste eine Menge positiver, aber auch eine Menge negativer Effekte feststellen.

Zum einen habe ich zum ersten Mal ein Projekt beendet. DAS gibt einem vielleicht einen Kick! Der Beweis, dass man es kann. Auch, dass ich es in so einer kurzen Zeit geschafft habe, zeigt mir, dass wenn ich es wirklich möchte, ich auch viel und termingerecht schreiben kann. Sicher ein Wissen, das, sollte mich mal veröffentlicht werden und drängelnde Deadlines haben, nicht schaden kann.
Ausserdem habe ich gelernt, was mir beim Schreiben gut tut (hauptsächlich Kakao und ähnliche Zuckerbomben sowie allen Bescheid geben, dass ich schreibe) und was nicht (festhalten an vorher aufgeschriebenen Plotlines).

Aber ich habe auch mitgekriegt, wie es vieles am Schreiben kaputt gemacht hat. Im NaNo hatte ich nicht die Zeit, wenn ich irgendwo feststeckte, darüber nachzudenken. Egal, ob es sich um eine Formulierung oder einen überraschenden Twist handelt. Ich habe viele, viele Fehler gemacht (auch großteils, weil ich mit ausgeschaltetem Monitor geschrieben habe, um meinen inneren Lektor ruhigzustellen) und als ich fertig war, sind sie mir alle aufgefallen. "Warum habe ich das so gemacht?", war die Frage, die ich mir am häufigsten gestellt habe. Viel Potential der Geschichte ist verspielt worden, weil ich, getrieben von zu erreichenden Wortzielen, keine Zeit hatte, das Beste rauszuholen.
Und jetzt kommt das allerschlimmste: Diese enorme Anhäufung von Fehlern und Ungereimtheiten hat mir alle Lust genommen, das Projekt zu überarbeiten. Ich habe es im Dezember einmal grob überflogen, dachte mir "Ich hab's geschafft, ich darf mich ausruhen" und es seitdem nicht mehr angefasst. Die Angst davor, hundertmal mehr  Arbeit beim Überarbeiten als beim Schreiben zu haben, ist zu groß.
Zusätzlich dazu hielt das "Ich muss mich belohnen, ich darf mich erstmal ausruhen"-Gefühl zu lange an und ich habe erst jetzt, am Ende des Sommers, wieder wirklich mit dem Schreiben begonnen.

Streckenweise ist der Roman echt gut. Da gefällt er mir, ist spannend und meine Charaktere sehr glaubhaft. Und dann, an den Punkten, wo ich eigentlich hätte mehr Zeit investieren müssen, wird er fast abartig schlecht.
Das heißt für mich, dass ich dieses Jahr zwar wieder teilnehme - immerhin ist es eine Motivationsspritze wie nichts anderes - ich aber, wenn ich merke, irgendetwas hakt, nicht einfach das erstbeste schreibe, was mir einfällt, sondern mir die Zeit nehme, und das beste daraus mache. Wenn ich dann nicht das Ziel erreiche, ist das nicht so schlimm, als wenn ich eine Idee völlig verwurstelt habe.
   "Weeks of Writing can save you hours of plotting."
- abgewandeltes Programmiersprichwort

Runaway

Zitat von: Mogylein am 12. September 2011, 13:45:26
Die Angst davor, hundertmal mehr  Arbeit beim Überarbeiten als beim Schreiben zu haben, ist zu groß.
Und wenn schon! Mein aktuelles Schätzchen, das gerade bei zwei Verlagen liegt, war innerhalb von 3 Wochen geschrieben - und ich hab's zweimal umgeschrieben und über ein halbes Jahr lang geschätzt 10 Mal überarbeitet. Was Sinnvolles dabei rausgekommen ist trotzdem, wahrscheinlich auch, weil das Überarbeiten Spaß gemacht hat.
Wenn das Projekt die Sache wert ist, tut auch Überarbeiten nicht weh!

Kisara


Ich habe den Nano letztes Jahr verloren (war mein erstes Jahr...) aber ich will dieses Jahr auf jeden Fall wieder teilnehmen. Ich denke, es ist eine sehr positive Erfahrung, sich mal selbst unter Druck zu setzen und einfach mal nichts anderes mit Leib und Seele zu tun, als diese 50.000Wörter schreiben. Da lernst du viel über dich selbst, viel über deinen Stil & und wenn du das Original aufbewahrst, kannst du sehen, wie sich deine Art zu Schreiben und die Geschichte zu weben verändert. Klar, die Fehler sind da - aber nicht zu wissen, wie ich etwas amchen werde und wie sich die Probleme schließlich quasi von selbst lösen ist doch eine spannende Sache.

Ich schreibe im Nano nichts, was ich unglaublich ernst nehme - ich schreibe, in der Hoffnung Kram in meinem Kopf auf Papier loswerden zu können und vllt. Gedanken zu entwickeln, die mir bisher einfach nicht gekommen sind. Außerdem kann ich am besten unter Druck arbeiten...

UND das größte Plus meiner Meinung nach: Du hast eine große Gemeinschaft von Leuten mit demselben Problem zur selben Zeit. Das heißt, jeder versteht wenn du nachts um halb 4 einfach nur deinen Protagonisten an irgendeinem Seil aufknüpfen willst, damit er endlich aufhört, dir auf die Nerven zu gehen!

@Mogylein: Die Idee mit dem ausgeschalteten Bildschirm finde ich super! Ich glaube, das probiere ich auch mal! Sonst hält der innere Lektor nämlich nie den Mund...

Mogylein

Zitat von: Kisara am 12. September 2011, 14:37:45
@Mogylein: Die Idee mit dem ausgeschalteten Bildschirm finde ich super! Ich glaube, das probiere ich auch mal! Sonst hält der innere Lektor nämlich nie den Mund...

Ich warn dich aber lieber gleich vor - ich hab etwa zehn Normseiten, die mit cAPSLOCK geschrieben sind, weil ich ausversehen drauf genommen bin und das nicht gemerkt habe. Wenn dir sowas nichts ausmacht, freue ich mich, wenn meine Methode für dich funktioniert  :vibes:
   "Weeks of Writing can save you hours of plotting."
- abgewandeltes Programmiersprichwort

Nana

Hallo,

Nachdem ich nun auch weiß was NaNo ist, bin ich voll begeistert.
Ich meine, wenn der Plot steht, weshalb nicht.
Ich denke man kann nicht von vornherein sagen, dass nur Mist bei rum kommt, wenn man ansetzt und dann durchzieht.

Ich würde es auf einen Versuch ankommen lassen.

Ich glaube, ich werde für mich selbst mitmachen. Offiziell bringt es mir nichts, weil ich so viele unsichere Komponenten habe (drei Kinder, Ehemann, Arbeit,Haushalt) das meine Schreibzeit sich ohnehin fast nur auf das WE beschränkt. Und in dieser Zeit dann "schnell" eine versäumte Woche nachholen, ist nahezu unmöglich, leider.

In unseren Breiten würde man nun sagen: Nur der Versuch macht kluch (klug)

LG Nana

Spinnenkind

ZitatIn unseren Breiten würde man nun sagen: Nur der Versuch macht kluch (klug)

Weise Worte ;D Die Frage ist jetzt nur, ob ich mit diesem Herzblutprojekt da hinein gehe oder mit einem Spaßprojekt, wobei ich nicht weiß, ob ich bei einem solche Projekt überhaupt die Motivation für einen NaNo hätte. Ich meine, je mehr man über ein Projekt nachdenkt und sich damit beschäftigt, desto mehr wächst es einem ja ans Herz, so oder so.

Nana

Ganz ehrlich? Ich würde mit einem Projekt rein gehen, das mir wichtig ist.
Aber das ist eben meine Meinung. Wenn ich mit etwas rein gehen würde, zu dem ich noch nicht so den Draht hätte - es würde mir schwer fallen durchzuhalten. Wohingegen der Anreiz, endlich das anzugehen, was einem lieb und teuer ist, nochmal extra Motivation liefert.
Ich könnte mir vorstellen, dass dieses NaNo-Projekt schnell auch zu einer imaginären, penetranten Pfanne wird und somit schreibe ich doch dann lieber etwas, wo ich richtig Lust und Freude dran habe.

So würde ich nun denken und handeln. Mal diese ganzen fiesen Hinterkopf-Gedanken ausblenden, die "Was wäre wenn's" ignorieren.

Mach es einfach und glaub an dich und deine Geschichte :pompom:

LG Nana

Spinnenkind

Ja, ich denke, mein derzeitiges Projekt wird es bleiben :) Mal sehen, was passiert.

Ich als Person, die normalerweise sehr langsam schreibt, habe einfach Angst, dass ich unter dem Wordcount einfach in Panik verfalle und sinnlos vor mir hinlabere und alles kaputt mache. Aber auf der anderen Seite...wenn mir das Projekt wichtig ist, wird das schon nicht passieren. Wenn's gar nicht geht, höre ich eben auf.
Und da es sich in meinem Leben bislang ausnahmslos immer gelohnt hat, meine Ängste zu besiegen...;D

Außerdem ist dieses Semester das nahezu perfekte Semester für einen NaNo, mit 4 SWS und keiner einzigen Klausur. *wegduck* Da muss ich nur meine Hausarbeit halbwegs zeitig schaffen, damit die nicht noch in den November hineinragt...eine gute Motivation ;D

Kisara


Auf die cAPSLOCK-Erfahrung freu ich mich schon, denn das passiert mir dann auf jeden Fall - dafür bin ich einfach der Typ, der zu gerne diese Taste benutzt ^^

Und was das Wörter zählen angeht: ignoriere das am Besten einfach. Zwing dich immer weiter und weiter zu schreiben und vergiss mal wie viele du hast. Lass den Roman dich leiten. Und lass dir am Ende diw Wörter von Word zählen und guck, ob es reicht oder nicht. Denn auch wenn es nicht reicht, bist du eine interessante Erfahrung weiter.

Romy

Zitat von: Spinnenkind am 12. September 2011, 21:48:04
Weise Worte ;D Die Frage ist jetzt nur, ob ich mit diesem Herzblutprojekt da hinein gehe oder mit einem Spaßprojekt, wobei ich nicht weiß, ob ich bei einem solche Projekt überhaupt die Motivation für einen NaNo hätte. Ich meine, je mehr man über ein Projekt nachdenkt und sich damit beschäftigt, desto mehr wächst es einem ja ans Herz, so oder so.
Aber Spaßprojekt und Herzblut muss sich ja nun nicht widersprechen, sogar ganz im Gegenteil. Ich sehe das eher als Synome und nicht als Widerspruch.  :hmhm?:

Ich zitiere mich mal selbst:
Zitat von: Romy am 12. September 2011, 01:09:54
Also ich habe für mich den Grundsatz beschlossen, dass ich für den NaNo auf jeden Fall ein Projekt nehme, dass unter "Spaßprojekt" läuft. Nichts, wo ich mit dem Vorsatz der Veröffentlichung im Hinterkopf schreibe, aber lieben muss ich es natürlich dennoch, bzw. dafür umso mehr. :D
Der NaNo muss Spaß machen, sonst sind diese 50k nur Quälerei.

Für mich bedeutet das: Ja ich will (ganz allgemein) zwar gerne eines Tages was veröffentlichen, aber im NaNo schreibe ich ohne diesen Hintergedanken und ohne dieses: Würde einem Verlag das Thema gefallen? Geht so was derzeit überhaupt am Markt? Und das sonstige Blabla, über das man sich in diesem Zusammenhang Gedanken macht. ;)
Joa und wenn ich dann im NaNo etwas schreibe (wie schon 2010 und dieses Jahr auch) wo ich sogar WEIß, dass das z.Z. ziemlich sicher gar nicht am Markt funktioniert (nämlich Heroic Fantasy, es sei denn, man ist schon ein bekannter Autor), dann muss ich das Projekt doch lieben, sonst hätte ich ja keinen Grund, es zu schreiben. ;)

Also ich verstehe nicht, warum hier jetzt schon mehrere meinten, dass sich Spaßprojekt und Herzblutprojekt widersprechen müssen?  :hmhm?: Ich meine, es heißt doch Spaßprojekt, weil es Spaß machen soll, sonst wäre es kein Spaßprojekt.  :rofl: Und wenn es Spaß macht, dann doch höchstwahrscheinlich deshalb, weil man es liebt und mit dem Herzen bei der Sache ist. ;)

Spinnenkind

"Spaßprojekt" ist wohl das falsche Wort. Gemeint ist damit (meine ich zumindest) ein eher unverbindliches Projekt, an dem einem nicht so viel liegt, und wenn es an die Wand gefahren ist...tja, dann bleibt's da eben. Egal, Hauptsache, Erfahrungen gesammelt.

Aber wie schon gesagt, ich glaube, Romy, du hast recht. Sobald etwas Spaß macht, wächst es einem auch ans Herz. Was macht es für einen Sinn, ein Projekt zu schreiben, zu dem man Distanz wahrt? So hält man ja wirklich keinen NaNo durch.

Romy

Da sagst Du was: Absichtlich Distanz halten geht gar nicht, ich wüsste nicht wie das funktionieren sollte.  :lehrer: Und warum man das überhaupt versuchen sollte, leuchtet mir auch nicht so richtig ein. :hmmm: