Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Silvia am 19. Juni 2006, 10:15:44

Titel: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Silvia am 19. Juni 2006, 10:15:44
Eine Frage, die ich mir schon seit längerer Zeit stelle:
Warum scheint es in der Fantasyliteratur in weit mehr als 50% aller Geschichten Sinn und Zweck zu sein, die ganze Welt zu retten?

Ehrlich gesagt langweilt mich das inzwischen ganz schön.  ;) Man weiß ja von all den vergangenen Geschichten - die Helden schaffen es eh wieder!

Gibt es denn nicht auch andere wertvolle Dinge, die man retten kann, wenn man denn unbedingt etwas retten muß, als jedesmal gleich die ganze Welt?
Wie wärs zur Abwechslung mal, wenn man sich darauf beschränkt, erstmal seine eigene Familie, sein Dorf, seine Kleinstadt vor irgendwas zu beschützen. Das kann schon mehr als genug Arbeit und Nerven beanspruchen. Und würde bei weitem weniger selbstüberschätzt rüberkommen - im Gegensatz dazu, als Ansammlung von 2-X mehr oder minder befreundeter Heldenpersönlichkeiten die komplette Erdkugel vor dem absolut Bösen bewahren zu wollen.

++++++++++++++++

Die Frage kann man natürlich auch andersrum stellen:

Wieso wollen mindestens 50% der Bösewichter immer gleich die ganze Welt erobern?
Wissen die nix besseres (weniger selbstüberschätztes) mit ihrem Leben anzufangen?
;)
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Manja_Bindig am 19. Juni 2006, 10:33:31
Es ist dieses Sinnbild, Silvia, dieses Sinnbild! *mit erhobener Stimme sprech* Was meinst du, warum der Held immer so ein Hanswurst ist?

*grins*

Und... gut bei mir gehts auch um das Retten der Welt... nur schert das meine Charas nciht. Die retten zwar die Welt, me´hr oder weniger, aber das ist der Nebeneffelt. Die wollen in Wahrheit nur ihre ruhe... oder halt jemanden wiederhaben, den sie lieben...
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Termoniaelfe am 19. Juni 2006, 10:36:01
ZitatWieso wollen mindestens 50% der Bösewichter immer gleich die ganze Welt erobern?
Wissen die nix besseres (weniger selbstüberschätztes) mit ihrem Leben anzufangen?

Hallo Silvia,

ich schätze mal, weil es eben Bösewichte sind. Abgrundtief böse und obendrein gierig, was das Zeug hält.  ;D
Und sicher gibt es noch andere wertvolle Ding, die sich lohnen zu retten. Aber das schockt dann nicht so. Solche Dinge rettet der Held dan nebenbei, quasi auf dem Weg zum Bösewicht.  Ich kann Deine Frage sehr gut verstehen und Du hast ja auch irgendwie Recht, nur was soll es denn für eine Fantasy- Geschichte sein? Ich finde, es muss schon einen guten Grund geben, wenn ich meine Figuren ins Getümmel schicke. Und wenn Du davon sprichst, einfach  nur seine Familie und sein Dorf, Stadt, wie auch immer, zu retten, dann frage ich mich gleich: Wovor denn retten? Vor einem Bösewicht? Vor einer Naturkatastrophe? Will man die Prinzessin des Landes retten? Und wenn ja. Wovor? Was bringt mich denn eigentlich dazu eine Fantasy- Geschichte zu erfinden? Ich finde, dass gerade die Bösewichte es sind, die einer guten Fantasy- Geschichte erst die richtige Würze verleien. Mann kommt ohne sie nicht aus und sie wollen immer Alles und nicht nur ein Stückchen. Das ist nun mal ihre Natur.

Schade finde ich nur, dass die meisten Bösewichte männlich sind. Nicht alle, sicher, aber die meisten schon und deshalb ist in meinem Roman auch eine Frau die Bösewichtin. Aber das gehört ja nicht hier zum Thema.

LG
Termi
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Manja_Bindig am 19. Juni 2006, 10:39:47
Jpp... Frauen geben viel bessere Bösewichte ab, weil Frauen auf der einen Seite emotionaler, sprich rachgieriger sind(und schon haben wir ein Motiv) aber auch grausamer und rationaler im Vorgehen sind. Hähähä... meine arme Shia...

Wobei mir einfällt - bei "Spiegelbilder" geht es um meine Zwillinge Mendrik und Mavrud - ihr erster eigener Roman... ^^
Nur, dass sie nicht die welt retten - sie beschwören gerade das herauf, was die Handlung zu "Elfenblut" einläutet. So viel zum "Welt retten". Gegen ende sind sie bemüht ihr Leben zu retten und das ist weißgott mehr als schwer genug.
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Silvia am 19. Juni 2006, 10:41:28
Nun, mir kommt "die Welt retten" oder "die Welt erobern" irgendwie oft eine Nummer zu groß vor. Für Helden wie auch für Bösewichter. Wahrscheinlich hab ich das einfach ein paar Mal zu oft gesehen.
"Das Reich retten" oder "das Reich erobern" ist irgendwie greifbarer und schaffbarer *g* als - wie gesagt - die komplette Erdkugel auf einmal.

Andererseits kann es auch nur in übertragenem Sinne gemeint sein *überleg*
Wenn der Held "seine Welt" meint, die er retten will - das würde ja sozusagen die Welt umfassen, in der er lebt, und das ist meistens eher konkret ein Land "Wasauchimmer", das er kennt und seine Heimat nennt.
Aber warum sagt man das dann nicht so?
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Rei am 19. Juni 2006, 10:44:50
Hmm, meine Helden haben noch nie eine ganze Welt gerettet. Ein Dorf, ja, ihre Familie, ja, das auch. Oder sich selbst, was auch ganz schöner Streß sein kann (vor allem, wenn man einer meiner Charaktere ist  8)). Ich finde es schon so schwer genug, meine Helden etwas retten zu lassen, wie sollen die das dann mit der ganzen Welt hinbekommen?

Nee, also solche Bücher lese ich schon gar nicht mehr, weil es mich ebenfalls einfach nur langweilt.

Und Frauen mag ich auch als Bösewichte. Ich schreibe eh mehr über Frauen, so daß ich automatisch auch weibliche Bösewichte habe. Und die sind als mal nicht ohne...
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Manja_Bindig am 19. Juni 2006, 10:46:37
Siehste, da wende ich mich vertrauensvoll an Mercedes Lackey - deren Charas haben berufsmäßig den Job, ihr Land zu schützen und notfalls auch zu retten - und NUR das Land. Nicht die Welt.

Andererseits.. bei mir mischen ein paar Gottheiten mit... da ist "die Welt" nciht allzu hochgegriffen.
Und meine Charas.. die sind nicht so begeistert von ihrem Job. Die machen ihn nur weil:
A) aus Rache, die wollen den Bösewicht aus ganz persönlichen Gründen über den Jordan schicken und der rest ist egal
b) sie merken irgendwann - "Hm, wenn wir den Typen jetzt nicht erledigen und uns hier im Jenseits(sie waren Tot) zurücklehnen, habe wir hier auch irgendwann keine ruhe mehr - udn wir wollen unsere ruhe."

Hab ich nicht egoistische kleine Kinder?
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Silvia am 19. Juni 2006, 10:49:32
Stimmt, die denken nur an sich!  ;)
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Manja_Bindig am 19. Juni 2006, 10:53:44
Ja, aber betrachten wir es mal so - warum will ein "Held", der beruflich nicht azu verpflichtet ist, sein Land, siene ganz persönliche "Welt" retten? Weil er in diesem land lebt, es liebt, weil dort Menschen sind, die er liebt... und wenn es doch mal um die ganze Welt geht... nun, dann ist auch der Überlebenstrieb da. Wenn die welt futsch ist, wo soll r denn dann leben?
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Moni am 19. Juni 2006, 12:53:41
Zitat von: Silvia am 19. Juni 2006, 10:41:28
Nun, mir kommt "die Welt retten" oder "die Welt erobern" irgendwie oft eine Nummer zu groß vor. Für Helden wie auch für Bösewichter.

Warum kleckern, wenn man klotzen kann.  ;)

Wie Termi so schön sagte: richtige Bösewichte geben sich mit was kleinerem einfach nicht ab... ^^

Lg
Moni
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Kalderon am 19. Juni 2006, 13:17:47
Ich bin eher Silvias Meinung. Was soll der Bösewicht mit der Welt anfangen, wenn er sie erobert hat? Golf spielen? Klar, das Übliche: Sex, Drugs and Rock'n'Roll oder auf Fantastisch: Sexsklavinnen, Geld und Völkermord (wie es die Großen unserer Welt vormachen).

Ich halte auch nicht so viel vom "Welt-Retten-Syndrom". Man stelle sich das doch mal vor: Opa fragt Hansi: "Hansi, was machst du heute?" Hansi guckt seinen Opa an und sagt: "Ich werde die Welt retten."  :pfanne: Oh, bitte! Es gibt so viele andere Möglichkeiten, die viel interessanter sind, weil diese Welt-Retter-Nummer nuneinmal ausgelatscht ist.

Die Familie zu retten, finde ich ist eine gute Idee. Oder das die Geschichte nur in einem Dorf oder einer Stadt spielt. Dort kann doch genauso etwas passieren. Beispielsweise wird das Dorf eines Tages von unheimlichen Wesen heimgesucht. Der vermeintliche Held (meinetwegen einer der Wachposten [nein, kein kleines Kind] wird zusammen mit einer Hand voll anderen tapferen Männern [nein, keine kleinen Kinder!!! und bitte keinen Feminismus jetzt] losgeschicht, die Wesen ausfindig zu machen und zu töten. Und auf geht es.
Würde mich ehrlich gesagt mal brennend interessieren, wie so ein Buch zu lesen ist, in dem das Dorf ganz genau beschrieben ist, da man hier ja nicht in jedem Kapitel eine andere Stadt beschreiben muss (vielleicht auch ein Grund, immer die Welt zu retten: man sieht wunderschöne Landschaften, ferne Länder, anmutige Schlösser und Burgen). Und auch die Besonderheiten der einzelnen Dorfbewohner.
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Zealot am 19. Juni 2006, 13:30:05
Zitat von: Kalderon am 19. Juni 2006, 13:17:47
Ich bin eher Silvias Meinung. Was soll der Bösewicht mit der Welt anfangen, wenn er sie erobert hat? Golf spielen? Klar, das Übliche: Sex, Drugs and Rock'n'Roll oder auf Fantastisch: Sexsklavinnen, Geld und Völkermord (wie es die Großen unserer Welt vormachen).

na wenn das keine Motivation ist, was dann?? ;)
Ich meine es gibt immer Länder die andere unterwerfen wollen, warum?
Rohstoffe, Gold, Sklaven oder einfach ethnischer Hass oder mehr Platz...
und die Welt ist das selbe, nur halt ne Nummer grösser.

Sauron wollte doch auch alles haben, weil er nen kick auf Elben und Menschen hatte aus Eifersucht (oder so ähnlich)

Menschen sind zu vielem bereit wenn es um ihre Geldbörse, oder ihren Geltungsdrang geht (sie DSDS oder auch jeder erdenklich Bankräuber)
Und da die Bösewichte in den Stories halt, dadurch das sie bereits über Armeen verfügen, bessere Möglichekeiten haben, geben sie sich halt nicht mehr mit ner einfachen Bank zufrieden.  ;D

bei dem ganzen geht es ja auch meistens um die totale "Ultimativierung" einer Situation.
Also das ultimativ Böse gegen das ultimativ Gute, Licht gegen Schatten oder Verdorbenes gegen Reihnheit.
und da beide Seiten halt nicht nur in einem Land vetreten sind, geht es halt immer direkt um die ganze Welt.

Ich will das jetzt nicht gutheissen, ich selbst mag solche Stories auch nicht so besonders.
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Rei am 19. Juni 2006, 15:23:39
Zitat von: Kalderon am 19. Juni 2006, 13:17:47
Ich bin eher Silvias Meinung. Was soll der Bösewicht mit der Welt anfangen, wenn er sie erobert hat? Golf spielen?
Das habe ich mich auch gefragt... Und wenn dann einer kommt und meint, ihm würde die Welt eher zustehen? Dann fängt alles von vorne an... Ein Teufelskreis... muahahaha...
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Silvia am 19. Juni 2006, 16:00:52
Am schönsten ist aber die Variante, wenn der Böse die ganze Welt vernichten will.

Und wenn er das dann geschafft hat - was macht er dann?
Irgendwo muß er doch seine Villa hinbauen und irgendwoher muß er doch ein paar Dumme herkriegen, die ihn anbeten/die er zum Zeitvertreib abmurksen kann etc.

Dann guckt er wahrscheinlich blöd aus der Wäsche.
:P  ;D
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Zealot am 19. Juni 2006, 16:10:10
Zitat von: Silvia am 19. Juni 2006, 16:00:52
Am schönsten ist aber die Variante, wenn der Böse die ganze Welt vernichten will.

Und wenn er das dann geschafft hat - was macht er dann?
Irgendwo muß er doch seine Villa hinbauen und irgendwoher muß er doch ein paar Dumme herkriegen, die ihn anbeten/die er zum Zeitvertreib abmurksen kann etc.

Dann guckt er wahrscheinlich blöd aus der Wäsche.
:P  ;D

ich glaube das geschieht eher nach dem Motto: "Wenn keiner mit mir spielen will, dann  dürfen die anderen auch keinen Spaß mehr haben"

Über die Sinnhaftigkeit braucht man ja ausnahmsweise nicht zu streiten ;)
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Aneirin am 19. Juni 2006, 17:31:34
Hallo Silvia,

warum sollen sie nicht die Welt retten? Da haben die Helden was Schönes zu tun, eine komplizierte Aufgabe, die allemal für eine Trilogie gut ist  ;)

Und im Ernst: ich glaube, es ist der Wunsch nach einer einfachen überschaubaren Welt, in der es klar definiertes Gut und Böse gibt und die so "einfach" gestrickt ist, dass sie eben von einem einzelnen oder eine kleinen Gruppe gerettet werden kann, was bei unserer Welt nun gar nicht funktioniert. Das mögen Wünsche sein, die bei Leser und Autor gleichermaßen vorherrschen und nirgendwo so gut erfüllt werden können, wie in der Fantasy.

Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel  ;)

Grüße
Aneirin
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Zealot am 19. Juni 2006, 19:38:40
Manchmal begehen sie auch nur Heldentaten um der Heldentaten willen (Ruhm)  ; ;)
Oder es sind Anfangs bärbeißige Söldner denen eigentlich nur ihr eigener Geldbeutel am nächsten ist und die dann später ihr gutes Herz entdecken.
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Möchtegernautorin am 19. Juni 2006, 20:30:52
<kicher> Oh je... ich seh schon, ich bin nicht die einzige die sich immer fragt:

Warum muss denn ein Held die Welt dauernd vor irgendwas retten?
Wird das nicht langsam langweilig?
Was will der Bösewicht denn mit der Welt machen?
Oder was hat er davon, wenn er die Welt zerstört?
Und vor allem: Warum merkt eigentlich niemand davon etwas, außer den Helden und dem Bösewicht? ;) Kommt ja auch oft genug vor.

Fragen über Fragen. Vielleicht sollte die ein Schriftsteller mal beantworten.
<Idee malnotieren tut auch wenn wahrscheinlich nicht die erste mit der Idee ist>

Bei mir sieht das mit den Helden und Bösewichtern auch etwas anders aus.
Meine Bösen - also, die ganz ultrabösen - wollen nicht die Weltherrschaft an sich reißen oder eine Apokalypse herbeiführen.
Neinnein. Ich hab zum Beispiel eine, die will noch höher hinaus und eine Göttin werden. Es will auch jemand einfach die Welt so verändern, wie es ihm passt ohne irgendetwas zu erobern (Wozu gibt's denn Magie?)

Naja... und meine Helden? Die wollen die Welt eigentlich auch nicht retten. Ich glaube Mika und ihre Familie wollen eigentlich auch nur ihre Ruhe haben :)
Und wenn ich bedenke, dass ich sogar einen Charakter hab, der die gesammten politischen Verhältnisse am Ende über den Haufen wirft nur weil es ihr einfach stinkt und sie es nicht leiden kann zu verlieren... Das ist doch auch ne schöne Motivation <nick>

Hauptsache aber sie müssen nicht mit dem Gedanken rangehen "Ich muss jetzt die Welt retten!"
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Feuertraum am 20. Juni 2006, 09:38:02
Ehrlich gefragt: wo ist jetzt das Problem? Im Prinzip ist es doch vollkommen egal, ob der Held nun sein Leben, das einer Familie, eines Dorfes oder die ganze Welt retten muß; irgendwo ist es doch immer der "ewige Kampf zwischen Gut und Böse" Motiv ist eigentlich egal.
Es mag sein, dass gerade in Fantasyromanen eher die Welt gerettet wird - aber in vielen anderen Genres, in denen das Prinzip Gut vs Böse greift, ist es eher so, das es sich dabei tatsächlich um (vergleichsweise) Kleinigkeiten handelt.

Also: laßt doch die Helden Welten retten - in anderen Romangattungen liegt der Größenwahn höchstens beim schnöden Mammon... ;D
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Zealot am 20. Juni 2006, 10:22:52
vor allem da die "Welt" in Fantasy-Geschichten ja nun doch recht überschaulich ist.
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Manja_Bindig am 20. Juni 2006, 12:03:53
Elfe: Dein Chara ist mir irgendwie sympathisch... ich glaube, die würde sich wunderbar mit Rinyl und Vyren verstehen.
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Moni am 20. Juni 2006, 19:18:02
Zitat von: Zealot am 20. Juni 2006, 10:22:52
vor allem da die "Welt" in Fantasy-Geschichten ja nun doch recht überschaulich ist.


Ja, das dachte ich auch schon...  Meistens besteht die Welt ja nur aus 1 - 3 Ländern in der Nordwestecke eines nicht näher ausgeführten Kontinentes.
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Möchtegernautorin am 20. Juni 2006, 21:09:40
Zitat von: Manja_Bindig am 20. Juni 2006, 12:03:53
Elfe: Dein Chara ist mir irgendwie sympathisch... ich glaube, die würde sich wunderbar mit Rinyl und Vyren verstehen.

;) die versteht sich mit niemandem.
Aber schön, dass sie dir dennoch sympatisch ist <kicher>
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Linda am 20. Juni 2006, 21:29:56
Zitat von: Moni am 20. Juni 2006, 19:18:02
Zitat von: Zealot am 20. Juni 2006, 10:22:52
vor allem da die "Welt" in Fantasy-Geschichten ja nun doch recht überschaulich ist.


Ja, das dachte ich auch schon...  Meistens besteht die Welt ja nur aus 1 - 3 Ländern in der Nordwestecke eines nicht näher ausgeführten Kontinentes.

Komisch, von wem die das wohl alle haben?  :D
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Moni am 21. Juni 2006, 08:25:55
Zitat von: Linda am 20. Juni 2006, 21:29:56
Zitat von: Moni am 20. Juni 2006, 19:18:02
Zitat von: Zealot am 20. Juni 2006, 10:22:52
vor allem da die "Welt" in Fantasy-Geschichten ja nun doch recht überschaulich ist.


Ja, das dachte ich auch schon...  Meistens besteht die Welt ja nur aus 1 - 3 Ländern in der Nordwestecke eines nicht näher ausgeführten Kontinentes.

Komisch, von wem die das wohl alle haben?  :D

:rofl:
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Manja_Bindig am 21. Juni 2006, 12:31:27
Besonders, da der Held immer aus diesem Hintertupfingen kommt... wirklich lustig...
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Zealot am 22. Juni 2006, 12:26:40
nicht immer, manchmal ist er auch der Sohn eines vorher ermordeten Königs ;)
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Arielen am 22. Juni 2006, 12:39:46
Selten genug, aber unsere Möchtegerneartusse haben wir natürlich auch. Hey, und das Weltretten ist doch auch real. Es gibt mindestens eine Nation, die sich das hier auf unserer guten alten Erde auf die Fahnen geschrieben hat, und ratet mal, wo die Autoren wohnen, die am meisten die Welt retten.

Ist halt ein amerikanisches Trauma, die Welt vor allem rettetn zu müssen, was nicht deren moralischen Werten und Vorstellungen von Freiheit, brüderlichkeit, Gleichheit etc. entspricht . :pfanne:
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Zealot am 22. Juni 2006, 13:18:15
wenn ich den Thread so durchlese, frage ich mich:
Lesen wir alle eigentlich immer dieselben (falschen) Fantasy-Romane, oder ist dieses hier gezeichnete Schema tatsächlich so dominant im F-Bereich??
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Manja_Bindig am 22. Juni 2006, 16:58:02
Es ist nicht durchgängig so. Sosnt wäre ich wirklich traumatisiert.
Aber man bedenke - die ältere fantasy kommt größtenteils aus England. Da stand tatsächlich weniger das weltretten im Vordergrund sondern ein gewisser Zusammenhalt innerhalb der Gruppe, durch die die welt gerettet wird. Quasi "Gemeinsam sind wir stark". Ich könnt jetzt anfangen auf das Commonwealth einzugehen, aber gut.
Die "moderne" Fantasy kommt größteteils aus den USA - europäische Autoren haben auf dem Markt meist ziemliche Probleme.
Und schau an, auf einmal muss auf Teufel komm raus die welt gerettet werden. Huch... *am Kopf kratz* Wenn ich mir dann noch ansehe, nach welchem Sprachschema und optischen Aufbau das feindliche Volk aufbauen... von den Sitten und Gesetzen ganz zu schweigen... da fragt man sich, ob Fantasy nicht langsam zur politischen Massenmanipulation mutiert.
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Naira am 22. Juni 2006, 17:54:46
Es wäre interessant, eine Art Gesellschaftssatire in einer Fantasywelt zu schreiben, sowas wie Gullievers Reise (nur natürlich ganz anders)  ;) *patent dafür hol*

aber back to topic:
Vielleicht macht das "die Welt retten" deutlicher, wie wichtig es ist, das der Chara diese Bürde auf sich nimmt und dies oder das macht, weil es ja die ganze Welt rettet und nichtnur "irgendein popeliges Dorf", da kann man schonmal ein paar opfer bringen  ;)
Wenn nur ein ganz bestimmter, kleiner Teil der Welt in Gefahr ist, könnten die Bewohner einfach irgendwohin flüchten und ihn sich selbst überlassen.
(was offensichtlich schon mit unzähligen alten minen, verfluchten Tälern, Spukhöhen usw. passiert ist, deren wahre, nie ganz aufgedeckte und nur noch in alten Märchen, die niemand richtig glaubt überlieferte Geschichte die Helden dann ergründen und den Schrecken ausmerzen, den ihre Vorgänger nur vorläufig gebannt haben. z.B. eingemauert, aber die Mauer kann ja irgendwann bröckeln, eingeschlossen, aber jemand könnte ja ausversehen die Tür aufschließen... wodurch dann die ganze Geschichte wieder anfängt, entweder kommt die Bedrohung für die ganze Welt wieder hervor oder es sind nur Nebenstationen, die die Helden "ganz nebenbei" auf dem Weg zur entgültigen Weltrettung mal eben machen, damit es auch den leuten von da und dort wieder ein bisschen gut geht und sie den helden bis in alle Ewigkeit dankbar sind  ::) - hilfe, ich schweife ab  ::))

Das Reizvolle am Weltrettungsgedanken ist, wie oben schon erwähnt, das man sich der Situation nicht entziehen kann (ok, was ein richtiger Held ist, der scheut keine Gefahr um seine Lieben zu retten;)) und der innere Konflikt, wenn die Hauptperson/en merken, dass sie die Welt retten und notfalls dabei draufgehen müssen, weil es sonst keiner machen kann, weil sie eben besondere Fahigkeiten oder besonderes Wissen dazu haben.
Leider ist dieser Konflikt mittlerweile reichlich abgenutzt (in fast jedem Fantasybuch, das ich bisher gelesen habe, gab es nur eine Person oder eine Gruppe von Leuten, die in der Lage waren, die Welt zu retten bzw. den zu finden (und oft noch zu befreien) der es kann.


Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Arielen am 22. Juni 2006, 18:13:09
Zitat von: Manja_Bindig am 22. Juni 2006, 16:58:02
Und schau an, auf einmal muss auf Teufel komm raus die welt gerettet werden. Huch... *am Kopf kratz* Wenn ich mir dann noch ansehe, nach welchem Sprachschema und optischen Aufbau das feindliche Volk aufbauen... von den Sitten und Gesetzen ganz zu schweigen... da fragt man sich, ob Fantasy nicht langsam zur politischen Massenmanipulation mutiert.

Sie mutiert nicht nur langsam, sie tut es. Falls du Conan kennst, oder andere recht alte Sword & Sorcery-Romane und Kgs, so hatten und haben viele Bösewichte entweder arabische oder asiatische Züge, und eine ganze Zeit lang waren die Gesellschaften, die alle anderen versklavten doch ein wenig sowietisch angehaucht. Die Feindbilder, die dem aktuellen politischen Feindbild entsprechen sind immer da gewesen. Was meinst du, warum auch bei Tolkien die Feinde aus dem Osten und Süden kommen? Und das Heil im Westen liegt?
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Linda am 22. Juni 2006, 18:18:29
Zitat von: Arielen am 22. Juni 2006, 18:13:09

Sie mutiert nicht nur langsam, sie tut es. Falls du Conan kennst, oder andere recht alte Sword & Sorcery-Romane und Kgs, so hatten und haben viele Bösewichte entweder arabische oder asiatische Züge, und eine ganze Zeit lang waren die Gesellschaften, die alle anderen versklavten doch ein wenig sowietisch angehaucht. Die Feindbilder, die dem aktuellen politischen Feindbild entsprechen sind immer da gewesen. Was meinst du, warum auch bei Tolkien die Feinde aus dem Osten und Süden kommen? Und das Heil im Westen liegt?

Hervorhebung im Zitat von Linda.

Das ist bloßer Zufall. Tolkien reagierte ziemlich allergisch auf jede Art von Allegorie, die man in seine Texte hineininterpretieren konnte.

Im Gegensatz zu diesem, wie heißt er, der Kerl von Schwert der Wahrheit? Ach ja, Terry Goodkind (na, wenn das mal kein passender Name ist) Der ist ja wohl mit Absicht politisch ideologisch in seiner Fantasy. Und zwar proamerikanisch, wenn man das so sagen darf. Da ich die Bücher aber selbst nicht kenne, enthalte ich mich eines weiteren Urteils. Wen die Diskussion interessiert, der kann mit den Stichworten "Terry Goodkind"+ "Ideologie" etc. googeln.

Gruß,
Linda
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Moni am 22. Juni 2006, 19:04:52
@Linda: Danke, du sparst mir ein langatmiges Posting über Tolkien und seine Allegorieaversion.  :jau: (OT Tolkien:  I cordially dislike allegory in all its manifestations, and always have done since I grew old and wary enough to detect its presence. )

Back to Topic:

Es ist tatsächlich so, daß die amerikanische Fantasy wesentlich mehr vom "Weltrettungsvirus" infiziert ist, aber es gibt auch löbliche Ausnahmen.
Ich kann jetzt aber nicht sagen, daß ich ein wirkliches Problem mit der Thematik habe. Solange die Story fesselt, der erhobene Zeigefinger auch mal abgehackt wird und der Autor im allgemeinen sein Handwerk versteht, lese ich auch mit Vergnügen Romane, in denen mal wieder die Welt gerettet wird.

Aber selbstverstänlich ärgere ich mich auch über Fantasyromane, die zur Verbreitung politischer oder ideologischer Grundsätze benutzt werden. Nur ist dies ja eine allgemeine Praktik, die von anderen Genre zur Fantasy rübergeschwappt ist.

Lg
Moni
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Manja_Bindig am 23. Juni 2006, 08:12:19
Löbliches Beispiel aus der Ralfantasy(so nenne ich es jetzt einfach, wenn Magie und dergleichen in der realen Welt eine wichtige rolle spielen):
"Magier der Nacht" von Marion Zimmer Bradley
Ein Colin-McLaren-Roman, der die Geschehnisse diverser anderer Romane mit ihm auch teilweise zusammenfasst - was ich aber sehr schön finde ist das(das zitat ist nur sinngemäß): "Er hatte versucht, den amerikanischen Traum zu retten, an den er geglaubt hatte und an den er immer noch glaubte. Und nun war dieser Traum von seinen eigenen Kindern beschmutzt worden." Bitter, aber real.
(hier wird der "american Dream" der Gründerzeit gemeint(der vom Prinzip und der Idee eine gute Sache ist - aber die meisten guten SAchen scheitern an der Umsetzung) - der "neue american Dream" wäre es wohl auch kaum wert verteidigt und geschützt zu werden.)

Dieserr Spruch fiel zweimal in dem Roman: einmal, als Colin die Watergate-Affäre verfolgt und einmal, als der Vietnamkrieg losgeht.
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Arielen am 23. Juni 2006, 08:38:47
Zitat von: Linda am 22. Juni 2006, 18:18:29
Das ist bloßer Zufall. Tolkien reagierte ziemlich allergisch auf jede Art von Allegorie, die man in seine Texte hineininterpretieren konnte.

Sagen wir so, ihm gestehe ich noch zu, daß er den klassischen Sagen gefolgt ist. Tir-Nan-Og und die Inseln der Seligen lagen ja auch im Westen.

----------------

Was aber andere Autoren angeht... man merkt schon, aus welcher Zeit die Fantasy stammt (wie auch die SF). Die Fantasy Romane, die in den 60ger und 70ger Jahren entstanden stellte die Feindbilder viel mehr auf den Kopf, oder stellte sogar die amerikanischen Werte und die derzeitige Moral in Frage, aber seit den 90gern merkt man schon, daß ein reaktionärerer Kurs eingeschlagen wird, und die alten moralischen Werte plötzlich wieder mehr zählen. Mich erinnert die Fantasy aus Amerika stellenweise an die alte Sword & Sorcery der 50ger und frühen 60ger. Es ist zwar alles etwas verbrämter und moderner, sich aber trotzdem recht ähnlich. Leider?!
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Steffi am 23. Juni 2006, 08:55:11
Zitat von: Arielen am 23. Juni 2006, 08:38:47
Zitat von: Linda am 22. Juni 2006, 18:18:29
Das ist bloßer Zufall. Tolkien reagierte ziemlich allergisch auf jede Art von Allegorie, die man in seine Texte hineininterpretieren konnte.

Sagen wir so, ihm gestehe ich noch zu, daß er den klassischen Sagen gefolgt ist. Tir-Nan-Og und die Inseln der Seligen lagen ja auch im Westen.


Möglicherweise mache ich mich jetzt wieder zum Affen (es gibt ja hier schließlich noch einen Tolkienexperten), aber der Grund dafür, dass bei Tolkien das Heil im Westen liegt ist einfach der, dass in der Urversion des Silmarillions die Inseln im Westen Großbritannien sein sollten (Tol Eressa sollte glaube ich England sein). Der gute Mann wollte ein eigenes vorzeitliches "Sagenmythos" für England schaffen. Damit blieb ja nicht mehr so viele Himmelsrichtungen über, aus denen Feinde kommen konnten :)
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Geli am 23. Juni 2006, 10:43:08
der Grund dafür, dass im Westen die Inseln der Seligen liegen, unabhängig von der Heimat des Autors, ist einfach der, dass im Westen nun mal die Sonne untergeht.

Nahe zu überall auf der Erde gibt es die Vorstellung eines Totenreichs hinter dem Sonnenuntergang.
Ein globales Phänomen, wenn Ihr mich fragt.
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Arielen am 23. Juni 2006, 13:54:17
Tja, was die Amerikaner dazu bringt, ihr Heil eigentlich anderswo suchen zu müssen, denn in Richtung  der untergehenden Sonne liegt ja eigentlich alles andere als das Gute. Ehemalige Kriegsgegner und Klassenfeinde, heutige Klassenfeinde und misstrauisch zu beäugende Diktatoren mit Pfoten auf Atombomben und Co...

Hilfe, was machen die dann? Wo liegt das Heil eines aufrechten Amerikaners dann? Im eigenen Land?
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Zealot am 23. Juni 2006, 21:52:45
Modern geworden ist aber inzwischen auch der Überwachungsstaat, oder die geheime Geheimorganisation die im Hintergrund alles beherrscht...

Ja liebe Mods ich weiss, dass gleitet zu sehr vom Thema ab ;)
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Termoniaelfe am 24. Juni 2006, 18:36:53
ZitatJa liebe Mods ich weiss, dass gleitet zu sehr vom Thema ab ;)


Na dann iss ja gut, wenn Du das weißt. :darth:  :pfanne: ;)
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Arielen am 24. Juni 2006, 19:00:05
Zitat von: Zealot am 23. Juni 2006, 21:52:45
Modern geworden ist aber inzwischen auch der Überwachungsstaat, oder die geheime Geheimorganisation die im Hintergrund alles beherrscht...

Ja liebe Mods ich weiss, dass gleitet zu sehr vom Thema ab ;)

Wieso? Denn es muss ja immer noch Helden geben, die die Welt von diesem Übel befreien (und Platz für ein neues System machen  ;D).
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Maja am 24. Juni 2006, 19:01:55
Und nun: Zurück zum Thema! Huzzah!
Ich hasse Weltrettungen eigentlich. Das heißt, besser, ich glaube nicht an sie. Wenn man Welten retten könnte, warum tut es dann keiner mit unserer? Also wollte ich nie Bücher schreiben, in denen irgend jemand die Welt rettet. Dumm nur, daß es trotzdem immer irgendwie passiert...

Mowsal in der Spinnwebstadt weigert sich beharrlich, die Welt zu retten, nur um im entscheidenenden Moment, als er sich endlich doch dazu bereit erklärt, zu erfahren, daß er in Wirklichkeit eine ganz andere Aufgabe hat. Und im Epilog deute ich dann an, daß die Welt tatsächlich nicht mehr zu retten ist. Okay - aber kann man nur einmal machen.

In den frisch umgetauften Chroniken der Elomaran habe ich sechs Schreibjahre lang alle Weltenrettung ausgeklammert und sich nur auf den Kampf zweier rivalisierender Parteien um die Vorherrschaft beschränkt, Bis ich plötzlich merkte, daß ich mein Buch langweilig fand. Und daß meine Helden keine Motivation hatten, nichts, wogegen sie kämpfen konnten, und nichts, wofür.
Da erhob sich plötzlich der Abgrund mit Verstärkung in Gestalt eines untoten gefallenen Engelsgeborenen und sagte: "Yippie, die Gelegenheit nutzen wir aus, endlich können wir die Welt zerstören, dann haben wir wieder freie Schußbahn auf den Himmel und können die blöden Engel vernichten" - und da war sie plötzlich wieder, die Motivation. Meine, und die meiner Helden.

In Rollenspielrunden ist es so ähnlich. Jahrelang kämpft man sich von Dungeon zu Dungeon, hier ein kleines Gemetzel, dort eine niedliche Intrige, solange es Geld und Erfahrungspunkte dafür gibt - und plötzlich erscheinen göttliche Gesandte und sagen "So, liebe Helden, ihr habt jetzt das fünfzehnte Level erreicht, nun ist es an der Zeit, die Welt zu retten."
Helden: "Was zahlt ihr denn so?"
Göttliche Gesandte: "Der Dank der ganzen Welt wird euch gebühren"
Helden: "Davon können wir uns auch nichts kaufen. fragt mal weiter."
Göttliche Gesandte: "Aber... die Welt geht unter!"
Helden: "Dann rettet sie doch selbst!"
Göttliche Gesandte: "Aber - aber - aber es ist eure Schuld, daß sie untergeht!"
Helden: "Dann geht sie wohl unter. Man muß mit den Konsequenzen seines Handelns leben"
...
Am Ende hat unser Elf dann doch noch eine dicke Belohnung rausgehandelt, und unsere Klerikerin hofft auf die Erfahrungspunkte und mächtigere Zauber, und mein Kämpfer sagt "Okay, wenn ihr mich dazu zwingt - aber nach spätestens einem Jahr bin ich weg, kann doch nicht mein Training vernachlässigen".
Ein anderer Charakter von mir ist in einer Vergleichssituation aus seiner Runde ausgestiegen - er war gerade Vater geworden und wollte das letzte Jahr, das der Welt blieb, lieber seiner Familie widmen als einem aussichtslosen Unterfangen. Und über genau solche Leute schreibe ich gerne meine Geschichten - die, denen ihre Freunde und Familie wichtiger sind als die Welt, und die den letzten Tag noch nutzen, um ein Apfelbäumchen zu pflanzen.
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Manja_Bindig am 24. Juni 2006, 19:33:52
Das ist niedlich... die Idee mit dem Apfelbäumchen.

Ich habe mal was geschrieben(ja... große erkenntnis), wo es um eine Schriftstellerin mit Schreibblockade ging.
Leider hat die Blockade(ausgelöst durch Selbstzweifel und angst vor sich selbst) die elt die sie geschaffen hat, zerstört... und wenn sie da nix macht, ist sie selber weg vom Fenster. Und nun ja... das will sie nicht, also musste sie wohl oder übel los.
Ich hab irgendwie immer sehr egoistische Charas.
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: FeeamPC am 01. Juli 2012, 12:28:35
Also dieser Thread ist es durchaus wert, mal wieder das Tageslicht zu erblicken.

Ja, es ist immer noch auffallend, wie oft die Welt gerettet werden muss. Meine Erklärung dafür: Entweder der Held oder der Widersacher oder beide sind von vorneherein so ausgestattet worden, dass alles andere unter ihrem Niveau ist.
Jemand, der mächtigste Zauber beherrscht, würde mit weniger als einer Weltrettung schlicht unterfordert und damit unglaubwürdig sein.

Auf der anderen Seite bevorzuge ich beim Schreiben (und beim Lesen) Helden und Gegner, die nicht übermächtig sind, die die normalen menschlichen (oder elfische, oder orkischen, oder was-auch-immer) Beschränkungen haben, und die ein für sie im Augenblick extrem großes Problem lösen müssen, wobei sie im Laufe der Handlung über sich selbst hiauswachsen (alleine oder als Gruppe). Da wird dann halt nicht die Welt gerettet, sondern nur ein Königreich, oder eine Gilde, oder eine Familie, oder einen Geist wird erlöst, oder ein Verbrecher entlarvt, oder...

Ich finde, bei diesen "kleinen" Helden ist es vielfach einfacher, eine ganze schillernde Welt um sie herum aufzubauen und zum Lebenzu erwecken.
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Zit am 01. Juli 2012, 13:03:45
ZitatIch finde, bei diesen "kleinen" Helden ist es vielfach einfacher, eine ganze schillernde Welt um sie herum aufzubauen und zum Lebenzu erwecken.

Dem kann ich gerade nicht folgen, magst dus erklären?
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Aphelion am 01. Juli 2012, 15:46:05
An Weltretteritis leide ich leider auch.  ::)

Aber oft geht es nicht um die vollständige Vernichtung der Welt, sondern um die Verbichtung einer Weltordnung. Wie bei Star Wars: Das Universum existiert auch dann noch, wenn es vom Imperium beherrscht wird. ;)

Einerseits finde ich Bücher spannend, die glaubhaft und "dramatisch genug" einen "kleinen" Konflikt darstellen können. Andererseits finde ich es aber auch einfach spannender zu schreiben, wenn mehr Druck auf meine Protagonisten ausgeübt wird.

Ich stimme FeeamPC zu: Die Helden dürfen aber nicht Alleskönner sein. Das fände ich auch wiederum langweilig. :)
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Sprotte am 01. Juli 2012, 15:49:55
Helden brauchen Schwächen, unbedingt. Eine wunderbare Gabe (Feuermagie, Heilerfähigkeit ...) muß begrenzt sein. Der Held muß sich auch verausgaben. Er muß bluten und schwächeln. Sonst ist es sowas von öde, und es reicht ein Dreizeiler.
Die Welt war in Gefahr.
Doch Heldenschimmerglitzerwunder zog aus, den Kampf mittels seiner Wunderfähigkeiten aufzunehmen.
Die Welt ist gerettet.
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Zit am 01. Juli 2012, 17:42:52
ZitatDoch Heldenschimmerglitzerwunder zog aus, den Kampf mittels seiner Wunderfähigkeiten aufzunehmen.

Nur wollten die Menschen seine Hilfe nicht und so, als letzter Mensch, alt und grau, in einer zerstörten Welt, die nunmehr weniger war als eine Luftspiegelung, ging er mit dem Gevatter, denn auch Heldenschimmelglitzerwunder war sterblich.

Ja ja, auch aus einem Halbgott lässt sich etwas machen. ;D Entschuldigt, ich konnte nicht widerstehen. Kann euch ja nur beipflichten und brav nicken.
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: FeeamPC am 01. Juli 2012, 22:12:04
Ich finde, ein kleiner Held in einem überschaubaren Setting (z.B. nur ein Königreich) ist einfach leichter mit Details auszustatten. Und diese Details können dann so nebenbei mit einfließen in die Handlung.

In dieser Szene beispielsweise erforscht ein Halbwüchsiger die Innenwelt seines Freundes (eine Art magische Telepathie)

ZitatEin Bild. Eine kleine Hütte, eingezwängt zwischen anderen baufälligen Gebäuden. Davor eine abgearbeitete Frau mittleren Alters, die müde ein Feuer schürte. Fast schmerzhaft verspürte er Tevis Liebe zu dieser Frau. Seine Mutter. Jokons Fühler schlüpfte in die Hütte. Ganz hinten, unter dem Bett, das sich offensichtlich alle Bewohner teilten, steckte ein Schatz, wie Tevis Erinnerung ihm sagte. Er sah in die Strohmatratze. Ein kleiner, blauer, vom Fluss glattgeschliffener Kieselstein. Tevis Schatz.

Nebenbei erfährt man: es gibt Slums (Hütten baufällig, abgearbeitete Frau, nur ein Bett für alle), die Welt ist vorindustriell (Strohmatratze, offenes Feuer), und die Erinnerung ist alt (denn nur ein kleiner Junge wird einen Kieselstein als Schatz ansehen.
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Churke am 01. Juli 2012, 23:34:16
Die Weltrettung - gerne auch durch DEN AUSERWÄHLTEN(TM) - ist ein Topos.
Die Welt ist dabei zunächst einmal die subjektive Welt des Helden. Ob der Held sein Heimatdorf rettet oder das ganze Multiversum - es ist eine Frage des Maßstabs. Ich erhebe dann Einwände, wenn der Maßstab bewusst aufgeblasen wurde, sich der Autor also erkennbar mit nichts Geringerem als der Rettung der Welt zufrieden gibt. Meistens muss dann der Antagonist gleichermaßen vom Sandkastengegner zum Weltenzerstörer aufgeblasen werden.
Man veranstaltet also ein Riesenwettrüsten, damit Protagonist und Angatonist um die Welt kämpfen können. Kann man machen. Ist aber vielleicht nicht der einfallsreichste Plot.
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: canis lupus niger am 12. Juli 2012, 11:16:39
Eine der professionellen Rezensionen zu meinem Erstling hat diesem gerade vorgeworfen, dass es zu unbedeutend, nicht episch genug war. Das Schicksal eines Einzelnen war dieser Kritikerin offenbar nicht interessant genug (und enthielt auch zu wenig Magie und magische Wesen). Sie empfahl mir, doch erst einmal nachzulesen, was Fantasy eigentlich ist. 

Es gibt also immer noch die Erwartung, dass zumindest ein Königsmörder seine Memoiren verfassen und ein Weltenretter seine große Oper entrollen muss.
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Churke am 12. Juli 2012, 12:50:33
Zitat von: canis lupus niger am 12. Juli 2012, 11:16:39
Sie empfahl mir, doch erst einmal nachzulesen, was Fantasy eigentlich ist. 

In wie vielen DSA-Romanen wird noch mal die Welt gerettet?  :hmmm:
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Farean am 12. Juli 2012, 14:04:13
Zitat von: canis lupus niger am 12. Juli 2012, 11:16:39
Sie empfahl mir, doch erst einmal nachzulesen, was Fantasy eigentlich ist. 
Vielleicht hätte diese "professionelle" Rezensentin das vorher mal selbst nachlesen sollen. Howards "Conan"? Leibers "Fafhrd und der Graue Mausling"? Asprins "Diebeswelt"-Anthologien? Megan Lindholms "Windsänger"-Zyklus? Patricia McKillips "Winterrose"?

Aber ich vergaß: natürlich hat es außer Tolkien nie irgendwelche Fantasy gegeben. ::)
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: canis lupus niger am 14. Juli 2012, 17:16:01
Naja, die Erwartungen an gerade diese Genre sind nun mal von Leser zu Leser sehr verschieden. Amüsiert hat mich, dass ein anderer mindestens so professioneller Kritiker genau die Aspekte (fesselnd!) lobte, die diese Dame gestört hatten (langweilig!). Aber daran sieht man eben auch, dass es für die vielen verschiedenen existierenden Subgenres und Stilrichtungen jeweils eigene Zielgruppen gibt.

Also meine Meinung ist unbedingt, dass ein Fantasy-Roman nicht immer die Rettung der Welt zum Thema haben muss. Auch in der "Name des Windes"-Trilogie ging es zumindest bisher vorrangig um die persönlichen Erlebnisse des jungen Kvothe. Auch bei Game of Thrones kocht jeder Charakter sein eigenes Süppchen, auch wenn der bevorstehende Winter und das potentielle Eindringen der "Anderen" in die wärmeren Regionen immer im Hinterkopf des Lesers wach gehalten wird. Etliche von mir sehr geschätzte Bücher und Reihen behandeln nur die Probleme Einzelner oder kleiner Regionen. Grundsätzlich ist nicht die Unterhaltung umso größer, je weltumspannender das zu lösende Problem ist.
Titel: Re: Was tun wir heute? - Die Welt retten, wie jedesmal!
Beitrag von: Farean am 14. Juli 2012, 20:01:08
Zitat von: canis lupus niger am 14. Juli 2012, 17:16:01
Naja, die Erwartungen an gerade diese Genre sind nun mal von Leser zu Leser sehr verschieden.
Stimmt, aber ich finde es peinlich für eine "professionelle" Rezensentin, daß ihr das nicht klar ist.