Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Luciel am 19. August 2009, 09:35:33

Titel: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Luciel am 19. August 2009, 09:35:33
Gestern war mal wieder so ein Tag, wo ich plötzlich das (völlig unsinnige) Bedürfnis verspürte, meinen Ex anzurufen und beim Film "New World" heulen musste .... und ich fragte mich: Was ist eigentlich los mit mir??

Es liegt nicht an der Sonne, sondern an meinem neuen Prota, den ich gerade ausarbeite. Und der ist mit Körper, Geist und Seele so tief verliebt, wie man es nur sein kann. Eine Liebe von der Kindheit (und noch früher) bis zum Tod (und länger).
Wenn ich mich in ihn hinein versetze, die ersten Texte für ihn schreibe, komme ich genau in seine Stimmung - obwohl die so ganz und gar nicht zu meinem eigenen Leben passt. Manchmal (so wie gestern) merke ich es nicht einmal.
Das ist schon irgendwie seltsam, wenn man plötzlich zwei Personen in Einer ist ...

Geht euch das auch manchmal so oder könnt ihr eure Protas sauber von euch trennen?
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Abakus am 19. August 2009, 09:50:01
Also bei richtig heftigen Szenen leide ich oftmals mit meinem Prota mit, aber ansonsten halte ich es so wie mit dem Beruf. Sobald ich die Firma verlasse, lasse ich alles dort, was mich belastet. So ist es auch mit dem Schreiben. Sobald der PC aus ist, beschäftige ich mich mit anderen Dingen.

Allerdings schwirren bei heftigen Szenen manchmal noch ein paar bruchstückhafte Gedanken durch meinen Kopf, die ich aber ganz gut kontrollieren kann. Musste ich aber auch erstmal lernen. :)
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Ary am 19. August 2009, 09:54:53
Komt drauf an, wie tief ich in einer Geschichte drinstecke. Letztens habe ich sogar beim Überarbeiten geheult, weil mir so grausam und fies vorkam, was ich da geschrieben hatte.
Im Moment sind es eher Rollenspielcharaktere, die mich nicht loslassen, da ich gerade kein laufendes Schreibprojekt habe. Ja, ich weiß, ich bin faul - ich plotte wie doof und kann mich dann nicht aufraffen, den Kram auch zu schreiben.
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Willow am 19. August 2009, 10:37:39
Zitat von: Luciel am 19. August 2009, 09:35:33
Gestern war mal wieder so ein Tag, wo ich plötzlich das (völlig unsinnige) Bedürfnis verspürte, meinen Ex anzurufen und beim Film "New World" heulen musste .... und ich fragte mich: Was ist eigentlich los mit mir??

Es liegt nicht an der Sonne, sondern an meinem neuen Prota, den ich gerade ausarbeite. Und der ist mit Körper, Geist und Seele so tief verliebt, wie man es nur sein kann. Eine Liebe von der Kindheit (und noch früher) bis zum Tod (und länger).
Wenn ich mich in ihn hinein versetze, die ersten Texte für ihn schreibe, komme ich genau in seine Stimmung - obwohl die so ganz und gar nicht zu meinem eigenen Leben passt. Manchmal (so wie gestern) merke ich es nicht einmal.
Das ist schon irgendwie seltsam, wenn man plötzlich zwei Personen in Einer ist ...

Geht euch das auch manchmal so oder könnt ihr eure Protas sauber von euch trennen?

Hallo Luciel,

ich weiß genau was Du meinst. Allerdings habe ich auch noch nie bewußt versucht, mich von ihnen zu trennen. Es war einfach immer so und gehört für mich dazu.

Markus - so wie Du es beschreibst, von wegen PC aus und dann sind die Gedanken weg ... wow, das kann ich mir gar nicht vorstellen. Wie machst Du das? ;)

Ich glaube, ich fühle mich meinen Figuren gern nah :) und hab sie deshalb nicht nur ständig im Kopf, sondern auch ihre Probleme und Gefühle.

Willow
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Angelus Noctis am 19. August 2009, 10:39:04
Ich identifiziere mich auch sehr mit meinen Protas, denn schließlich sind sie ein Teil von mir. Würden sie nicht so tief in mir verwurzelt sein, könnte ich sie vermutlich nicht annähernd so gut beschreiben oder mich in ihre Gedanken- und Gefühlswelt hineinversetzen.
Ja, das Ding mit der Liebe kenne ich auch. Manchmal träume ich von verschiedenen Richtungen, in die sich dieser Handlungsstrang entwickeln könnte ... ;) Schreibe ich so etwas dann allerdings auf, ist es entweder abstoßend schnulzig oder rasend sarkastisch. Irgendetwas mache ich wohl falsch ... ;)

Liebe Grüße!
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Smaragd am 19. August 2009, 10:45:23
Komisch, dass das grade jetzt kommt. Gestern hab ich vor einem Text gesessen und fast geheult, weil mein verliebter Prota so süß für seine Angebetete geschwärmt hat.

Aber ansonsten kommt`s darauf an, wie regelmäßig und viel ich schreibe. Wenn ich jeden Tag schreibe, dann passiert mir das auch ab und zu, dass ich die Stimmung meiner Protas auch danach noch habe. Aber manchmal geht`s auch andersherum und meine Stimmung wirkt sich dann auf meine Protas auf, da muss ich dann immer aufpassen, ob das überhaupt passt.
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Luciel am 19. August 2009, 11:05:35
Zitat von: Smaragd am 19. August 2009, 10:45:23
Aber manchmal geht`s auch andersherum und meine Stimmung wirkt sich dann auf meine Protas auf, da muss ich dann immer aufpassen, ob das überhaupt passt.

Wenn ich in einer Stimmung bin, die ich mir unbedingt von der Seele schreiben muss, dann schreibe ich Szenen, die zwar nicht unbedingt zu dem Kapitel (oder manchmal sogar nicht mal zu dem Band) an dem ich grad schreibe passen, aber irgendwann kann ich sie ganz sicher brauchen.

Ich glaube, dieses "Tragen" der Stimmung eines Protas liegt an der Art des Schreibens, wie ich hier sehe. Ich schreibe, indem ich mich in meinen Prota reinfühle und versuche, die Dinge aus seiner Sicht zu sehen. Versuche, diese Stimmung in mir zu finden, mich zu erinnern, wie es war, als es mir mal so ging.
Das klappt natürlich nicht immer ... ich habe z.B. noch nie mit einem Schwert gekämpft ... Da muss ich mir dann was ausdenken, mir Filme vor Augen rufen, in Bücher gucken ... Solche (frei fabulierten) Szenen finden sich bei mir aber eher selten.
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Abakus am 19. August 2009, 11:10:36
Zitat von: Willow am 19. August 2009, 10:37:39
Markus - so wie Du es beschreibst, von wegen PC aus und dann sind die Gedanken weg ... wow, das kann ich mir gar nicht vorstellen. Wie machst Du das? ;)

Ich gehe in die Küche und koche. Ja, im Ernst! Kochen lenkt mich wunderbar ab oder auch backen, wobei die Frau des Hauses im Backen immer noch die Nase vorn hat.  :D
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Coppelia am 19. August 2009, 11:19:23
Hm, ich hänge extrem an meinen Figuren, ich kenne sie gut, und sie liegen mir oft wahnsinnig am Herzen ...
Aber trotzdem hab ich eine eher distanzierte Beziehung zu ihnen. Ihr Glück macht mich nicht glücklich und ihr Unglück nicht traurig. Man kann die Beziehung auch als ironisch-distanziert bezeichnen, denn ... auch wenn das jetzt gemein klingt ... sie unterhalten mich einfach enorm, je mehr ihre Emotionen "überkochen". Geht es ihnen schlecht, kann ich mich eher nach dem Motto "Aaaaarmer Lotti" oder "och, was machst du aber auch wieder für einen Unsinn" über sie lustig machen.
Aber das ist irgendwie nur die eine Seite der "Medaille". Zugleich habe ich vor meinen Figuren eine Art Respekt, fast wie vor richtigen Menschen, und versuche sie immer angemessen zu behandeln. Bei einigen kann mich mir solche Vertraulichkeiten auch nicht erlauben - jedenfalls nicht, wenn sie es mitbekommen. ;D
Beschäftigen tun sie mich eigentlich ständig.
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Alaun am 19. August 2009, 11:38:42
Interessante Frage!  :hmmm: Ich bin im Moment sehr, sehr viel mit meinen Figuren beschäftigt. Trotzdem habe ich nicht das Gefühl, dass sich ihre Emotionen mit meinen vermischen. Im Gegenteil, je mehr ich ihre Emotionen im Text bearbeite, desto klarer werden mir meine eigenen in Abgrenzung dazu. Klingt das jetzt verschwurbelt oder ist nachvollziehbar, was ich meine?

Naja, wie auch immer- das einzige, was sich überträgt, ist die schlechte Laune der Figuren, wenn sie mit dem, was ich schreibe,  nicht einverstanden sind. Dann versauen sie mir den Tag  :snicker: Aber das ist wohl auch nur fair, denn schließlich könnte ich ja auch anständige Texte schreiben  ;D

Liebe Grüße!
*Alaun
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Churke am 19. August 2009, 12:00:32
Meine Figuren sind volljährig und nicht nur finanziell unabhängig. Sie haben die Emotionen, die ich ihnen geben will und nicht anders herum.
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Fynja am 19. August 2009, 12:03:07
Oje, in solchen Dingen bin ich ein ganz schlimmer Fall.  ;D

Wenn ich intensiv an einem Projekt arbeite- was ich im Moment tue (oder zumindest versuche, zu tun), leide ich extrem mit meinen Protagonisten mit... Wenn die auf die Idee kommen, sich zu verlieben, ist es ganz schlimm.  :hmhm?: Auch ich laufe dann nicht selten quietschvergnügt durch die Gegend, als wäre ich selbst frisch verliebt. Vielleicht verleitet das Schwärmen meines Protas einfach auch mich zum Träumen... Nun ja.
Schlimm ist es auch, wenn ich jemanden sterben lasse. In meinem letzten Projekt war es die geliebte kleine Schwester meiner Protagonistin- nicht, dass ich selbst ihren Tod betrauert habe  :darth:, allerdings ging es meiner Prota danach so schlecht, dass sie mir einfach nur total leid getan hat.  :schuldig:
Auch ihre Rachegefühle auf den Mörder konnte ich so gut nachvollziehen, dass ich selbst eine Voodoo-Puppe gebraucht hätte...

Natürlich sind meine eigenen Emotionen immer noch stärker als die meiner Figuren- zumindest, wenn ich nicht schreibe-, aber ab und an tut es fast schon gut, sich von ihren Gefühlen mitreissen zu lassen und meine eigenen ein bisschen zu verdrängen. ;)

Wie leicht ich von meinen Figuren ablassen kann, wenn der PC aus ist, kommt darauf an, wie intensiv ich mich mit dem Projekt beschäftige- und darauf, wie "neu" die Figuren sind, wie gut ich sie kenne. Wenn es neue Figuren sind, ist es wahnsinnig interessant, ihre Gefühle zu ergründen, also hat es in der Hinsicht auch sein Gutes, dass sie so stark auf mich abfärben.
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: ChaldZ am 19. August 2009, 13:35:10
Leider färbt bei mir eher meine Stimmung auf die der Charaktere ab.
Daher fällt es mir erstens schwer, überhaupt an zu fangen. Und dann eine Szene zu schreiben, die mal nicht schwarz und düster ist. Vorteile hat das für meinen nordländischen Krieger. Aber die lebenslustige Dryade kommt damit leider überhaupt nicht klar.
Was mir aber grade klar wird ist, dass ich - wenn ich nicht an der Geschichte arbeite - emotional total abschalte; und das aus einem guten Grund. Ich muss nur an meine Chars denken und wie ich sie vernachlässige und schon...  :'(
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Moni am 19. August 2009, 13:46:18
Zitat von: Churke am 19. August 2009, 12:00:32
Sie haben die Emotionen, die ich ihnen geben will und nicht anders herum.

Hehe, ja, genauso sehe ich das auch. Es sind für mich nur Figuren einer Geschichte und so ketzerisch das auch klingen mag: ich habe sie entworfen, geplant und entscheide, was sie fühlen. Sie sind keine lebenden Wesen, haben also auch keine Gefühle, die sich auf mich auswirken können.
Da nimmt mich eher die Stimmung eines Buches, das ich lese mit, als meine eigenen Figuren. Ich finde es wichtig, eine gewisse emotionale Distanz zu wahren.
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Artemis am 19. August 2009, 14:07:14
Normal kann ich in solchen Fällen gut in Schubladen denken. Mache ich die Datei zu, verschwinden auch die Charaktere aus meinem Kopf - bis ich sie freiwillig wieder rausrufe und in Gedanken weiterspinne. Von ihren Stimmungen habe ich mich noch nie anstecken lassen.

Könnte peinlich werden, wenn man tagelang an einer Nackenbeißer-Szene rumknabbert ... soll man dann die ganze Zeit hasig unterwegs sein?
ihr ---> :pfanne: <--- ich
Aua ... ich hör ja schon auf  ;D
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: thewingedshadow am 19. August 2009, 14:40:10
Da ich sehr lange Zeit nichts geschrieben habe, was nicht auf World of Warcraft bezogen war - und da nur über die Charaktere, die ich im Rollenspiel geschrieben habe... kann ich nur von eben jenen sprechen. Aber ich denke, es ist da sehr ähnlich.
Ich fühle mit meinen Charakteren immer mit, ich lache, wenn sie Erfolg haben oder wenn ihnen etwas Lustiges passiert und ich kann die Momente nicht zählen, an den ich mir die Tränen weggewischt habe, wenn es ihnen schlecht ging. Auch wenn ich mich mit manchen Charakteren eher wenig identifizieren kann. Sie sind selbstständige Personen die selbstständig agieren, handeln und auch fühlen... ich schreibe nur für sie.
Ähnlich war es damals auch bei den Figuren meiner eigenen Geschichten...

Mal sehen wie es jetzt mit den Geschichten aussieht.
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Lucien am 19. August 2009, 15:26:15
Hm, so bewusst habe ich noch gar nicht darauf geachtet, aber wenn ich es mir jetzt überlege ... Ja, es gab schon einige Momente, in denen die Emotionen der Figuren auf mich abgefärbt haben.
Ganz schlimm war es mal, als ich eine Sterbeszene geschrieben habe. Ich habe so sehr mit dem Sohn und dem Freund gefühlt, dass ich sogar das Schreiben abbrechen und erstmal heulen musste.  ::)
Aber ansonsten habe ich da keine Probleme mit. 
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Schreiberling am 19. August 2009, 15:36:16
Ich fühle nur selten richtig mit meinen Protas. Normalerweise (egal wie meine Gefühlslage vorher war) werde ich beim Schreiben zu einem neutralen Element. Dass heißt, es gibt eigentlich nur noch das, was die Figuren fühlen, dass, was die Figuren denken und dass, was die Figuren betrifft. Der Rest, also meine ganzen Emotionen und alles was mich beschäftigt, ist in dem Moment nicht mehr vorhanden und tritt erst langsam wieder in Erscheinung, wenn ich aufhöre zu schreiben.
Deshalb hilft mir Schreiben besonders, wenn ich mal abschalten muss und einfach mal für eine Stunde meine Ruhe brauche. Danach kann ich die Dinge, die mich beschäftigen, auch mit etwas Abstand/neuer Energie betrachten.
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Junipera am 19. August 2009, 16:49:30
ZitatSie haben die Emotionen, die ich ihnen geben will und nicht anders herum.

Ich glaub dem schließe ich mich an. Habe mich bis jetzt noch nicht so emotional in meinen Figuren verloren, das ich heulend vor dem PC sitze.
Ich weiß wie meine Figuren fühlen, was sie denken und ihr aussehen, aber ich leide nicht selber, nur weil ich sie leiden lasse. Herzlos? Nein, ich denke nicht, ich liebe meine Figuren, aber real sind sie nun halt mal nicht.
Würde es sich um reale Personen handeln, könnte ich Ihnen nicht mal ein Haar krümmen.

ZitatMarkus - so wie Du es beschreibst, von wegen PC aus und dann sind die Gedanken weg ...
Doch, das funktioniert, mit der Arbeit handhabe ich es genauso, ich bin aus der Firma raus und die Arbeit hängt am Haken.
Aber sehr oft habe ich viel Spaß daran meine Figuren gedanklich mit mir rumzutragen.

Liebe Grüße Juni
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Romy am 21. August 2009, 03:17:32
Ich bin etwas gespalten, was dieses Thema betrifft ...  ::)

Wenn ich am Lappi sitze und schreibe, dann bin ich ganz bei meinen Protas, leide und lache mit ihnen und stecke direkt in ihnen drin .
Wenn ich aber aufstehe und ins "reale" Leben und den Alltag gehe, dann sind meine Protas zwar immer noch irgendwie bei mir und ich denke auch noch viel über sie und ihre Geschichte nach, aber sie sind dann eher wie gute Freunde. Ich kann noch immer Mitleid mit ihren Schicksalen haben oder mich über ihr Liebesglück freuen, aber ich stecke dann nicht mehr direkt in ihnen drinnen und kann auch meine eigenen Launen ausleben ...
Nun ja, ein kleiner, aber feiner Unterschied, denke ich  :hmhm?:
Manchmal mache ich es auch wie Coppi und ich ziehe meine Protas ein bißchen auf und sage ihnen Sachen wie: Hör doch mal auf zu jammern  ;D
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Lucien am 21. August 2009, 12:30:46
Ich hatte da letzte Nacht noch ein faszinierendes Erlebnis!
Ich konnte beim besten Willen nicht einschlafen, weil ich noch viel zu munter war. Dann habe ich einfach mein Hirn noch ein wenig angestrengt und mich in eine meiner Figuren hineinversetzt, die im Augenblick ziemlich übermüdet ist und einfach nur noch schlafen will. Und wisst ihr was? Es hat funktioniert! Keine 5 Minuten später war ich so müde, dass ich eingepennt bin.  ;D
Was wäre ich bloß ohne meine Figuren?
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Kati am 21. August 2009, 19:14:30
Es ist mir erst einmal passiert, dass ich mit einem Prota geweint habe, aber das lag wohl eher daran, dass ich bei dieser Szene, jemand ist gestorben, die ganze Zeit gedacht habe: "So, das war´s. Über den schreibst du nie wieder. Der ist jetzt weg. Und das nach fast zwei Jahren."

Ein anderes Mal, bei einer meiner Fluchtszenen, habe ich den Verfolger und die Angst des Protas so ausgiebig beschrieben, dass ich danach ständig über die Schulter gucken musste um nachzusehen, ob ich wirklich allein im Zimmer war.  ;D

Ansonsten versuche ich mich immer in den Prota hinein zu versetzen, in der Hoffnung, dass die Geschichte dadurch besser wird...

LG,

Kati
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Coppelia am 22. August 2009, 22:53:24
Wegen des Schicksals meiner eigenen Figuren hab ich noch nie geweint, egal, was los war. Wenn eine starb, fand ich es irgendwie "befriedigender", eine Figur oder auch mehrere aus ihrer eigenen Welt um sie trauern zu lassen. Allerdings hab ich einigen zum Teil lange hinterhergetrauert, als ich sie nicht mehr "schreiben" konnte, weil die Romane fertig waren oder abgeblasen wurden - aber geweint hab ich auch deswegen nie.

Komischerweise passiert es mir bei Figuren anderer Leute oder auch bei Filmen oft, dass ich weinen muss, wenn etwas rührend oder traurig ist.
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Sascha am 23. August 2009, 01:48:55
Manchmal genieße ich es richtig meinen Prota solange zu ärgern, bis er nur noch dasteht und die Augen verdreht, aber wenn es dramatisch wird, fühle ich schon teilweise mit ihm. Wenn ich dann den PC ausschalte, wirkt das schon noch einige Minuten nach, bis ich wieder in meiner Welt angekommen bin.
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Rhiannon am 26. August 2009, 23:58:16
Ich habe manchmal herzliches Mitleid mit meinen Protas, wenn ich sie dann mal wieder bis aufs Blut quäle, aber eigentlich ist es bei mir eher so, dass meine Stimmung sich auf die Protas auswirkt, sprich, wenn ich schlecht drauf bin, müssen sie noch mehr leiden.
Und naja, wenn ich den pc ausmache, oder den Stift weglege, dann denke ich zwar noch über die Geschichten nach, aber nur, wenn ichs mir leisten kann.
Aber ich bin auch kein Mensch, der nahe am Wasser gebaut hat, ich heule auch bei rührseligen Büchern und Filmen nicht, da weiß ich, noch mehr, als bei meinen eigenen Protas, dass sie nicht real sind.
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Tamara am 27. August 2009, 02:51:50
Naja, bei mir ist das so: Bei Filmen und Büchern bzw. Geschichten (die nicht von mir geschrieben worden sind) passiert rein gar nichts. Ich schaue mir den Film an/lese das Buch durch und denk dann: "Das hat mir gefallen/nicht gefallen..."
Bei MEINER Geschichte ist das was ganz anderes... Mein Leben ist mit dem Leben meiner drei Protas verbunden. Ich denke immer an meine Geschichte, an was als nächstes passieren wird, ich träume von ihnen, erfinde in meinen Träumen neue, ziemlich surrealistische Rassen. Das passiert besonders in letzter Zeit, ich hat ziemlich Schlafstörungen und wenn ich Schlaf träume ich richtig merkwürdige Sachen, an die ich mich auch meistens später noch erinnern kann. Ich zeichne die Sachen auch deshalb, eben damit ich sie später wieder in Erinnerung rufen kann.
Besonders im Deutschunterricht wo ich wirklich überhaupt nichts tue, und eher am dösen bin, krieg ich manchmal richtige Träume, nur dass die dann meistens im Klassenzimmer spielen, halt prinzipiell so ablaufen wie in dem Moment der Unterricht abläuft, nur dass dann auf einmal eines meiner seltsamen Traumwesen reingeschwebt,/geflogen/geschwommen/gekrochen/gewabert kommt. Ich frag mich manchmal ernsthaft ob das nicht schon an der Kategorie "GEISTESKRANK" grenzt. Meine Mutter hat sich schon beschwert dass ich mein reales Leben so umgehe und versuche meinen Problemen aus dem Weg zu gehen. Ich halte das für ziemlichen Quatsch. Ich fände mein Leben ohne seltsame Träume und irgendwie "zum Leben erwachende" Protas ziemlich langweilig.
Tief drinnen sind wir doch alle ein bisschen verrückt oder?
Lg
Tamara
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: hima am 27. August 2009, 08:06:35
Ich seh das eher sachlich. Schreiben ist für mich Arbeit, die sehr viel Spass macht. Mein "anderer" Job, also mein Brötcheneinbringer, macht mir glücklicherweise ebenso viel Spass (da gehör ich wohl zu den oberen 5%?  :prost: ), da hab ich keine Probleme, nach Feierabend abzuschalten.
Genauso handhabe ich es mit meinen Figuren. Ich beschäftige mich mit ihnen, solange ich die Dateien auf dem PC offen hab. Wenn mir unterwegs gute Ideen kommen, schreibe ich sie mir auf, damit ich mich wieder mit anderem Beschäftigen kann. Die Figuren gehören mir und ich bestimme, wie und was sie fühlen. Öfters passiert es dann, dass ich sie quäle und ihre schlechten Seiten ausleben lasse, wenn ich schlecht drauf bin (= stinksauer wegen irgendwas). Macht Spass, ehrlich. Statt meine Wut an Mitmenschen auszulassen, müssen meine Figuren dran glauben.
Einmal habe ich sogar einen Hauptcharakter sterben lassen. Da hatte ich einen richtig, richtig fiesen Tag hinter mir. (Allerdings habe ich den Prota danach wieder auferstehen lassen, Magie sei Dank  ;D)

Hm, meine Stimmung überträgt sich also eher auf meine Figuren, zumindest zeitweise. Von einem Buch lasse ich mich allerdings sehr gerne mitreissen. Nur weinen musste ich noch nie dabei.
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Bisou am 12. September 2009, 11:27:13
Ein interessantes Thema. Ich erlaube mir mal, es wieder hochzuholen.

Schreiben ist für mich nicht nur eine Arbeit, sondern eine Leidenschaft. Geschichten, egal ob erzählt, geschrieben, vorgelesen, egal, sie gehören wohl zu meinem Leben dazu seit ich denken kann. Und deshalb fühle ich jede Sekunde mit meinen Protas mit. Wenn einer von ihnen verletzt wird, tut es mir selbst weh und ich habe tagelang darüber gebrütet, wie ich die zwei sterben lassen soll, wie es mir selbst am wenigsten Leid zufügen würde.
So übertrage ich auch eigene Charakterzüge, Mimik und Gestik von mir selbst auf meine Figuren und gebe ihnen damit immer ein Stück von mir selbst. In gewisser Weise bin ich also doch schizophren. :P
Auch die Stimmung überträgt sich somit auf mich, allerdings nicht so intensiv. Ich denke halt an meine Figuren wenn ich etwas bestimmtes mache. Schlecht gelaunt werde ich nur, wenn ich mit meinen Figuren lange Zeit nichts zu tun habe.  ;D
Manchmal habe ich eher das Gefühl, als ob sich meine Stimmung auf meine Protas überträgt und sie somit ganz anders lenkt, als es eigentlich vorhergesehen war. Das schmeißt dann schonmal einen ganzen Plotstrang um und entwickelt sich ganz anders. Eigentlich auch ganz praktisch. Aber auf die Dauer nervig, weil ich immer wieder ändern und korrigieren muss.  :pfanne:

Liebe Grüße
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Agrona am 12. September 2009, 11:57:48
Hmmm... eigentlich leide ich nicht mit meinem Charakter mit sondern er leidet weil ich leide.  :darth: Wenn es mir dreckig geht kriegen die das alles in verschärfter Form ab also ist es mehr so das ich auf mein Wesen abfärbe als es auf mich..
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Jara am 12. September 2009, 15:27:32
Einem wird ja oft der Tipp gegeben, man solle traurige Szenen schreiben, wenn es einem schlecht geht, bzw glückliche, wenn man selbst gerade sehr zufrieden ist. Leider habe ich da bei mir noch keinen Qualitätszuwachs festgestellt ::). Im Gegenteil es ist eher so, dass ich mich sehr gerne in das Leid eine Charas vertiefe, wenn es mir richtig gut geht. Quälen ist sozusagen eine meiner Lieblingsbeschäftigungen :darth: (ich bin eben eine Sadistin ;D).

Das Ganze hier mal von der anderen Seite anzugehen, finde ich interessant :hmmm:.
Wenn ich darüber nachdenke, fällt mir nämlich auf, dass sich die Stimmung meiner Lieblingscharas - wobei es egal ist ob Prota, Anta oder Nebenfigur - auf mich und mein Reallife auswirkt.
Taumeln diese von einem Endorphinstrudel in den nächsten, fühle ich mich auch nicht schlecht.
Andersherum funktioniert das aber nicht. Denn wenn es ihnen schlecht geht und die Szene richtig gut beschrieben ist, freue ich mich darüber noch mehr. Da kommen bei mir dann schon mal die Luftsprünge, obwohl mein Prota um seine Geliebte trauert.

Insgesamt gilt für mich wohl: Wann auch immer ich es fertig gebracht habe, einen meiner Charas gut nachvollziehbare Gefühle zu geben, bin ich glücklich. Wenn nicht kann mich das auch mal in Selbstzweifel stürzen. Also hängt das bei mir wohl mal wieder mehr mit meinem Können als der Stimmung der Charas selbst zusammen ::)
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Lucien am 12. September 2009, 17:41:27
Zitat von: Jara am 12. September 2009, 15:27:32
Im Gegenteil es ist eher so, dass ich mich sehr gerne in das Leid eine Charas vertiefe, wenn es mir richtig gut geht. Quälen ist sozusagen eine meiner Lieblingsbeschäftigungen :darth: (ich bin eben eine Sadistin ;D).

*grusel* Ich erkenne grad mich selbst in diesem Abschnitt.  :darth:
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Kati am 12. September 2009, 19:27:22
Ich beschreibe auch unglaublich gern Angst. Allerdings mache ich mir damit immer selbst Angst.  ;D

LG,

Kati
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Joscha am 13. September 2009, 18:44:56
Zitat von: Nightingale am 12. September 2009, 19:27:22
Ich beschreibe auch unglaublich gern Angst. Allerdings mache ich mir damit immer selbst Angst.  ;D

Das ist mir auch mal passiert. Ich hab mal, als ich zehn war oder so, eine Gruselszene geschrieben in der mein Prota von einer Gruppe Vampire angegriffen wurde. Als ich die Szene geschrieben habe, war ich gerade abends alleine zu hause und habe mich zu Tode gegruselt ;D

Prinzipiell überträgt sich die Stimmung meines Protas bzw. meiner Protas jedoch nicht auf mich, höchstens anders herum. Ich werde beim Schreiben eher ruhiger, selbst wenn ich eine hochdramatische Hetzjagd beschreibe. Das liegt vielleicht daran, dass ich, solange ich nicht in exakt dem Moment aus ihrer Sicht schreibe, ziemlich distanziert zu meinen Charakteren bin. Ich beschäftige mich gern mit ihnen, aber sie wirken nicht zurück auf mich.
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Bisou am 16. September 2009, 16:54:54
Ich habe gerade eine überaus schnulzige Liebesszene hin.- und hergewendet, und jetzt fange ich bei einem Schnulzlied fast an zu heulen - damit ist es wohl bewiesen: mein Protagonist zieht mich mit, ich ziehe ihn und binde ihn an die Frau seiner Träume.
Wenn ich heute Abend bei Jauch anfange zu heulen, weiß ich immerhin, woran es liegt.  ;D
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Agrona am 16. September 2009, 17:44:36
Bei mir ist es momentan so, das ich wegen meiner Wut auf einige Menschen so zu sagen das Böse in mir auslebe.. und wenn ich erstmal aus dieser Sicht des Bösen schreibe, dann lässt es mich nicht mehr so schnell gehen.. dann werde ich noch wütender und mein Charakter ebenfalls :D  Teufelskreis  :darth:
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Gwee am 07. März 2010, 20:17:32
Ich werde immer von den Gefühlen meiner Charaktere angesteckt. Geht es ihnen schlecht, bin ich traurig. Sind sie wütend, bin ich es ebenso. Gefährlich wird es, wenn ich Liebesgefühle beschreibe, weil ich dann versuche sie auf irgendeine andere Person zu projizieren und das ist nicht gerade schön.  :rofl:

Andersrum schreibe ich aber auch deprimierende Geschichten, wenn ich persönlich deprimiert bin. Und Liebesgeschichten oder andere fröhliche Geschichten schreibe ich auch viel leichter, wenn ich mich im gleichen Zustand befinde.

Aber ich muss sagen, dass es mir genauso geht, wenn ich ein Buch lese. Ich verhalte mich und denke wie der beschriebene Protagonist und selbst meine Wortwahl wird manchmal davon beeinflusst. Ganz besonders lustig war das einmal, als eine Protagonistin Probleme in ihrer Beziehung gesehen hat, weil ich dann plötzlich das gleiche getan habe.  :hmhm?:
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Yesai am 07. März 2010, 20:33:09
Ich denke schon, dass mich die Stimmung meines Protas ansteckt. Vor allem bei traurigen Szenen, meine Eltern merken mir so etwas sofort an und fragen dann, was los ist.
Wenn ich ihnen erkläre, dass meine schlechte Stimmung "aus dem Buch kommt" haben sie dafür leider wenig Verständnis - sie verurteilen es nicht, verstehen es aber auch nicht.

Nachdem ich gemerkt habe, dass es sich andersrum genauso verhält habe ich beschlossen, nicht zu schreiben, wenn ich gerade sehr traurig, zornig, usw. bin.

Nicht einmal wenn ich das Gefühl verspüre dass in meiner Geschichte gebraucht wird schreibe ich, ich glaube ich bin in solchen Momenten einfach viel zu abgelenkt. Ich schreibe daher nur, wenn meine Gefühle einigermaßen neutral sind.

Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Grey am 07. März 2010, 20:54:13
Also bei mir ist das so eine Wechselwirkung. Um eine Szene gut schreiben zu können, muss ich mich in den Perspektiventräger hineinfühlen, muss mich selbst in diese Situation versetzen und das fühlen, was der Charakter fühlen würde. Das ist mal schwerer, mal leichter - fest steht aber, dass ich sehr tief drinstecke, wenn ich es denn erstmal geschafft habe, und dass mich auch erst dann das Schreiben richtig befriedigt. Ich bin so oder so ein emotionaler Mensch, und mir bleiben diese Gefühle, egal ob gut oder schlecht, auch noch nach dem Schreiben erhalten. Für mich gehört das dazu und ist definitiv einer der wichtigsten Gründe für das Schreiben. Eine Art Katharsis. ;)
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: nina b. am 07. März 2010, 23:37:01
Ich nutze die gemeinsamen Stimmungen meiner Protagonisten und mir sogar.
Meist versuche ich mich in die Situation und in das Gefühl richtig hinein zu steigern, in denen sich meine Figuren gerade befinden.
Wenn also jemand in meinem Roman stirbt, dann zwinge ich mich dazu, ebenfalls an den Tod von meinen Liebsten zu denken, bis mir die Tränen kommen. Erst dann vermag ich das Gefühl meines Protagonisten richtig zu spüren.
Wenn ich eine Liebesszene schreibe, dann versuche ich mich an Gefühle zu erinnern, die ich selbst einst hatte. Genauso handhabe ich das mit Zorn, Freude, Stolz usw.
Schwieriger wird es dann, wenn ich Themen anspreche, die ich Gott sei Dank oder leider noch nicht erlebt habe... Aber für solche Fälle haben wir ja alle unsere Fantasie! Auch da gelingt es mir meist, mich in die Situation hinein zu denken, sodass mir das Einfangen von Gefühlen meist gut gelingt.
Ich kann danach aber die Gefühle wieder voneinander trennen. Natürlich kann es bei manchen Szenen enorm anstrengend sein und es dauert einen kurzen Moment, bis man wieder ganz in der Realität ist. Aber wäre es doch schade, wenn man mit seinen Figuren nicht mitfiebern und mitfühlen könnte.
Damals habe ich es noch nicht so intensiv beschrieben. Da wirkten meine Figuren oft flach und emotionslos. Erst nachdem ich das irgendwie auf diese Art und Weise verbunden habe und ich gelernt habe mich hinein zu steigern, nehmen die Figuren menschliche Gestalten an und weden lebendig...
Was aber nicht heißen soll, dass meine Figuren immer so handeln und denken wie ich. Wie gesagt, viel wird auch mit Fantasie gemacht oder mit Dingen, wie man sich sie vorstellt oder wie man sie gehört hat etc...
Ja, das war dann mal mein Kommentar zu dem Thema! :)
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Cherubim am 06. April 2010, 12:44:52
Ich habe festgestellt, je schlechter es mir geht, um so besser kann ich schreiben.
Jetzt nicht unbedingt Friede-Freude-Eierkuchen-Szenen, aber es muss auch keine depri-Szene sein.
(Das finde ich irgendwie gruselig.)
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Drachenfeder am 06. April 2010, 13:52:12
@Cherubim geht mir ähnlich. Jetzt nicht unbedingt beim großen Maunkskript aber beim Dichten bzw. bei der Lyrik klappts besser wenn ich ein klein wenig depri bin. Seltsam, ist aber so. Und da kommen auch nicht nur traurige Sachen bei raus. ist wohl einfach so das ich da eingängiger für lyrische Kreatitivät bin.
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Romy am 06. April 2010, 18:05:14
Das hört man ja oft, dass Autoren (oder Künstler allgemein) eine gewisse Depri-Stimmung zum Schreiben brauchen.

Bei mir ist es allerdings i.d.R. andersrum. Wenn ich gut drauf bin, kann ich besser schreiben, egal ob nun fröhliche Szenen, oder finstere ... Wenn ich schlecht drauf bin, bin ich zu sehr mit meinem eigenen Elend beschäftigt, als das ich mich für meine Protas und ihre Geschichten interessieren würde.
Manchmal läuft es aber auch ganz gut, wenn es mir nicht so gut geht, dann heitert es mich auf, wenn es mit dem Schreiben gut klappt. :)
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Kati am 06. April 2010, 18:20:20
Mir geht es ähnlich wie Romilly. Wenn es mir schlecht geht, kann ich nicht schreiben. Mit schlecht meine ich allerdings Krankheiten oder nach einem Streit oder so etwas. Wenn ich gerade etwas melancholisch bin kann ich allerdings umso besser schreiben.  ;D

LG,

Kati
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Ilona am 06. April 2010, 18:38:45
Mir geht es auch so ähnlich wie Romilly. Wenn ich mich gut fühle, klappt es gleich mit dem Schreiben besser. Dann ist es mir auch egal, wenn die Sätze sich banal anhören oder ich plötzlich ein Plotloch entdecke. Meist bin ich dann voller Zuversicht, dass ich eine Lösung finden werde.

Wenn ich allerdings in Depri-Stimmung bin, habe ich das Gefühl, dass alles was ich schreibe, schlecht ist. Und das blockiert mich dann.

Interessant, wie unterschiedlich das bei den Autoren ist.
Titel: Re: Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?
Beitrag von: Merrit am 06. April 2010, 20:10:51
Hmm, bei mir wirken sich die Launen nur auf die Lust zu schreiben aus, oder eben nicht zu schreiben.
Um zu schreiben muss ich in derStimmung sein, egal über was ich dann schreibe. Schließlich muss ich mich in die Geschichte einfühlen und nicht die Geschichte in mich.
Außerdem möchte ich gerne, daß meine Protas sich entsprechend dem Buch entwickeln, da können die nichts mit dem chaotischen/unlogischen Seelenleben einer Frau anfangen  :snicker:.
Lg Merrit