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Der eigene Partner... Freund oder Feind der Schreiberei?

Begonnen von MarkOh, 15. Juli 2006, 09:56:06

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Manja_Bindig

Ich kann viele Menschen treffen. Ich kann extrem viel Umgang mit Menschen haben und mich kann es trotzdem nerven, in enier festen Beziehung zu leben.
Außerdem haben Feuertraum und ich beide über Berufskünstler gesprochen. :)
(Frage: Warum hat Robbie williams keine feste Lebensgefährtin sondern nur Betthupferl? Daran, dass er "die Richtige" nicht gefunden hat, kanns nicht liegen, das kauf ich ihm nciht ab. Antwort: Wir wissen, er ist ein extremer Exzentriker... und gut, das wird hier zu weitschweifig)

Papiervogel

Aber "Berufskünstler" sind von dem Problem doch eigentlich gar nicht betroffen? Sie müssen die Zeit zum Schreiben ja nicht neben ihrer normalen Berufstätigkeit unterbringen, sondern können es tun, während der Partner ebenfalls arbeitet.
Niemand wird doch von seinem Partner verlangen, dass er seinen Beruf aufgibt, damit man mehr Zeit zusammen verbringen kann!
Was Robbie Williams angeht (wobei ich nicht ganz verstehe, was der hier zu suchen hat!), so gibt es sicher mindestens ebenso viele Beispiele von funktionierenden Beziehungen in Künstlerkreisen. Und ich würde auch Künstlertum nicht automatisch mit Startum gleichsetzen.

Elena

Natürlich gibt es Ausnahmen.
Aber ich denke mir immer, ein sehr kontaktfreudiger Mensch, der ständig mit anderen zusammen sein will oder muss, hätte sich sicher ein anderes Hobby als das Schreiben gesucht (ich muss hier auch Manja mal recht geben: bewundert werden ist etwas anderes als eine echt Beziehung. Im Rampenlicht zu stehen, damit könnte ich auch problemlos umgehen. Aber eine Beziehung zu einem Menschen, dem ich emotional sehr verbunden bin, ist sehr viel schwieriger).
Man kann Schreiben zu Kontakten ausweiten, aber es ist nicht per se ein sehr kontaktreiches Hobby.
Und meine Annahme war auch mehr ein Erfahrungswert. Die meisten nehmen sich ihre Zeit zum Schreiben dann, wenn andere in der Kneipe sitzen und einen trinken, zum Beispiel. Natürlich muss man Kontakte zu Menschen haben, wenn man schreiben will. Aber zwischen einem "Kontakte haben" und einem "Partner haben" ist ein himmelweiter Unterschied.
Kaum eine meiner Freundinnen würde mir wütend vorwerfen, ich hätte seit einer ganzen Woche nichts mehr mit ihnen gemacht. Dann würden die Leute nur noch anrufen, um sich zu beschweren.

Natürlich, es gibt auch unter den Schreiberlingen Ausnahmen. Truman Capote zum Beispiel schrieb quasi nur, um von anderen Menschen wahrgenommen zu werden. Aber ich denke, er ist eher die Ausnahme als die Regel.

Ob andere Künstler jetzt dazu neigen, allein sein zu wollen oder nicht, sei mal dahingestellt. Ich finde es leichter, mit jemandem im Raum zu malen, als mit jemandem im Zimmer zu schreiben. Und beim Malen kann ich mich unterhalten, beim Schreiben nicht.

Trotzdem glaube ich, dass meine Aussage nicht völlig abwegig, dass die meisten Autoren Menschen sind, die etwas mehr Ruhe in ihrem Leben brauchen. Das heißt nicht, dass dies bei ausnahmslos allen der Fall ist, aber ich denke doch, bei einem Großteil.

Liebe Grüße,

Elena

Kalderon

#33
Zitat von: Sid am 17. Juli 2006, 07:45:13
Da ist ein junger introvertierter  Mensch, hoch sensibel und mit einer reichen inneren Erlebniswelt. Dann macht er einige schlechte Erfahrungen in der Wirklichkeit, scheitert an seinen Beziehungen, weil er die Ideale seiner inneren Welt in die äussere transferiert...

Klingt nach mir.

Zitat von: Papiervogel am 17. Juli 2006, 11:06:16
Worüber soll jemand schreiben, der nie Menschen trifft?

Es gibt eine ganze Menge, über die jemand schreiben kann, der kaum Menschen trifft. Immerhin habe ich so gut wie keine Freunde (mittlerweile wieder auf 3 angewachsen). Und die, die ich habe, die sehe ich vielleicht einmal im Monat, oder seltener. Nachdem meine Beziehung vor einigen Monaten beendet war, verbringe ich mein Leben also wieder mehr oder weniger alleine, wie zuvor auch immer.

Zurück zum Thema:
Ob der eigene Partner nun schreibt oder nicht, ist eigentlich nicht ausschlaggebend. Ob er jedoch das Schreiben verbietet (wer hat das Recht dazu?) oder es unterstützt steht auf einem ganz anderen Blatt.

Wer nicht tollerieren kann, dass man ein Hobby besitzt, der ist beziehungsunfähig und nicht ihr, die ihr euch hier teilweise so bezeichnet.
Immer den Falschen getroffen? Es gibt  6.641.815.000,00 Menschen auf der Welt und es kommen in jeder Sekunde ca. 2 weitere auf die Welt. Den Einen darunter zu finden, der zu einem passt, ist sicherlich kein Zuckerschlecken.
Beziehungsunfähig ist aber nur der, der selbst keine Kompromisse eingehen will und dem Partner nicht die gleichen Rechte zugesteht wie sich selbst.
Diejenigen, die jetzt damit gestraft sind, einen Unterdrücker zum Freund zu haben, kann ich nur empfehlen, ihn in den Wind zu schießen. Auf Dauer macht es krank, sich selbst unter dem Scheffel anderer zu stellen. Und: Nein, mit Liebe hat das wirklich nichts zu tun. Eher mit Untergebenheit, Gewohnheit, Angst.

silsi

Hallo Allerseits,

hier noch ein Posting aus der Friede-Freude-Eierkuchen-Welt.

Mein Mann ist ein ziemlicher Kulturbanause, ungebildet und unbelesen. Aber er ist ein toller Unterstützer.

Zum einen ist er mein größter Fan, viel größer als ich selbst. Er glaubt an mich und dieser Glaube trägt mich über so manches Tief hinweg (nicht umsonst nennt er mich auch ,,Lord Bedenkenträgerin"). Er liest meine Texte und ist ein schonungsloser aber guter Kritiker (,,Möchtest du meine Meinung ehrlich oder höflich?"). Außerdem hat er einen sehr gesunden Menschenverstand, ist ein guter Menschenkenner und Stratege. Die perfiden Pläne meiner Antihelden oder die klugen Schachzüge meiner Helden entspringen oft seinem Hirn.

Wir haben klare Absprachen,  wann wir gemeinsame Zeit verbringen und wann jeder für sich in seiner Ecke der Wohnung rumwuseln kann. Natürlich gibt es da auch immer wieder Reibungen. Sein Bedürfnis nach Zweisamkeit ist schon größer als meines, und mein Verständnis für sein doofes Warhammer-Spiel ist geringer als sein Verständnis für mein Schreiben. Aber wir wollen beide diese Beziehung und dafür arbeiten wir auch und suchen nach Kompromissen. Liebe fällt vielleicht vom Himmel – eine glückliche Ehe nicht.

Papiervogel

Also, ich bleibe dabei: Wer nie Menschen trifft, der schreibt auch nicht.
Es müssen ja keine Freunde sein. Auch wer täglich ins Büro geht oder regelmäßig durch die Läden zieht, sieht genug Leute, um Anregungen zu bekommen. Aber wenn man sich wirklich vergräbt, dann klappt das nicht!
Man muss aber sicher nicht unbedingt einen Partner haben, insofern ist das hier wahrscheinlich OT.

Manja_Bindig

Es ist etwas anderes, wenn man Menschen im Alltag trifft, vielleicht ein paar Stunden am Tag/die Woche mit ihnen zu tun hat, als wenn man einen festen PArtner hat, der bitteschön auch ein wenig aufmerksamkeit will und mit dem man auch zusammen ist, wenn jeder seine Grillen hat.

Was die These "Ohne zwischenmenschliche Kontakte keine Schreiberei" betrifft - ich denke, da sind wir uns alle einig.
Nur gibt es einige Kontakt-Arten, die einen bei der "Arbeit" extrem nerven können - was in meinem Fall ne feste Beziehung wäre.

Rei

Hmm, es ist doch immer wieder interessant, wie verschieden die Meinungen sind, oder?

Was für den einen gilt, gilt für den anderen schon nicht mehr. Was für mich gut ist, ist für den anderen nicht gut.

Lastalda

Darum geht es ja bei einer Diskussion. Nicht darum, die eine Wahrheit zu finden, die es sowieso fast nie gibt, sondern sich über verschiedene Ansichten auszutauschen. :)


Meiner Erfahrung nach schränkt eine Beziehung auf jeden Fall ein, ist das aber auch wert. Eine intakte, gleichberechtigte Beziehung jedenfalls. Jeder Mensch hat Macken und Dinge, die er gern tun möchte, und die muss man an einem Partner einfach akzeptieren. Wer auf einen Traumprinz wartet, wartet nunmal ewig und sieht dabei nicht, dass ihm das Glück vor der Nase steht.
Umgekehrt gilt das natürlich genauso. Der Partner eines Autors muss sicher weder gern lesen noch schreiben. Ich kann mir vorstellen, dass das angenehm ist, den Partner als persönlichen Beta zu haben, aber es ist ganz sicher kein Muss.

Mein Freund liest gern, er liest sogar Fantasy, aber das ist ein weitläufiges Genre und innerhalb dieses gefallen uns selten die selben Bücher. Er liest meine Texte nicht, hauptsächlich, weil ich sie ihm nicht zu lesen gebe.Nicht dass ich sie verweigern würde, wenn er die Absicht dazu äußern würde, aber ich setze sie ihm nciht von mir aus vor. U.a. weil ich weiß, dass das nicht seine Richtung ist. Ab und an setze ich ihm mal eine Idee / ein Problem auseinander, aber das bringt dann auch nicht viel, außer dass ich mir eventuell etwas Frust von der Seele reden kann.
Ich schreibe deutlich weniger, seit wir zusammen wohnen, zugegeben, aber das liegt auch an anderen Dingen (z.B. dem Studium). Ich bin aber ohnehin kein Vielschreiber.
Wenn ich jedoch wirklich das Bedürfnis habe, zu schreiben, dann tue ich das, und das toleriert er dann auch.

Ich denke mal, wenn jemand wirklich mehrere Stunden täglich schreibt, kann das eine Beziehung schon belasten, denn es ist ja nunmal ein Hobby, dem man allein nachgeht. Das begrenzt die gemeinsame Zeit. Aber in einer Beziehung solte sowieso jeder auch Zeit für sich haben, und wie man die letztendlich verbringt, sollte jeder selbst entscheiden dürfen.

Rei

Anfangs habe ich meinem Mann noch Dinge zum Lesen gegeben, aber als er sich über den Gebrauch des wortes "aufrappeln" scheckig gelacht hat, hat er nie wieder eine Zeile von mir gesehen... Naja, bis auf die erotischen, aber da ist er ein guter Gegenpart und Gesprächspartner zu den weiblichen Sachen, mit denen ich mich auskenne...  :engel:

Feuertraum

@Manja: Sorry, wenn ich jetzt ein bißchen gemein werde, aber manchmal habe ich das Gefühl, Du schreibst irgendwelche Aussagen und  weißt gar nicht, WAS Du damit eigentlich sagst:

Deine Aussage war, das Künstler im Allgemeinen sehr zurückgezogene Menschen sind. Dem habe ich widersprochen, weil es in meinen Augen vielleicht auf einige Menschen zutrifft, aber mit Sicherheit nicht für das Gros der Allgemeinheit.

Ich selber, aber auch einige Menschen, die ich kenne, genießen das Bad in der Menge, genießen es, im Mittelpunkt zu stehen. Sie haben keine Probleme, eine Lesung zu machen, auf einer Bühne zu stehen.

Mag sein, das es für Manja Bindig gilt.
Aber nicht jeder ist wie Manja Bindig, genauso wenig wie jeder wie Michael Vogl ist.

LG

Feuertraum
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Lastalda


MarkOh

Also ich weiß ja nicht... Single zu bleiben, damit ich besser "Schreiben" kann? Nein, dass ist dann wohl nicht der richtige Weg.
Ich bin schon auch mal froh, wenn ich mal 2 oder 3 Stunden meine Ruhe habe und ein paar Seiten hinzaubern kann.
Ob Single oder nicht wäre bei mir eh wurscht, meine beiden Sprösslinge sind ja auch noch bei mir. Also die absolute Ruhe und Abgeschiedenheit würde es eh nicht geben bei mir...

Nee, eine Partnerin, die sich zumindest so ein bisserl drauf einlassen kann, wäre schon echt manchmal ein Seegen. Ich für meinen Teil empfinde es schon als recht störend, wenn wer zur Tür rein kommt und die Augen verdreht weil man mal wieder an seinem Buch arbeitet.

So ganz nebenbei muss man jedoch auch anmerken, dass das Familienleben natürlich nicht zu kurz kommen darf. Ist schon klar. gerade wenn man Kinder hat, kann man gar nicht jede freie Minute mit dem Schreiben verbringen. Da gibt es andere Dinge, die einfach vorgehen...

LG MarkOh

lapaloma

Autoren sind vermutlich schon eher introvertierte Menschen, von einigen Ausnahmen abgesehen und ich würde sie nicht mit anderen Künstlern in den gleichen Topf werfen.

Ein Single-Leben ist stressig, ausser man gehört zu dieser neuen Menschenart der Asexuellen. Daher glaube ich nicht, dass ein Single beim Schreiben im Vorteil ist. Zumindest nicht dem gegenüber, der in einer offenen und toleranten Partnerschaft lebt.

Natürlich lebt eine Partnerschaft von Gemeinsamkeiten. Aber auch Gegensätze sind wichtig! Doch wenn ein Partner dem anderen das Schreiben nicht gönnt, ist vermutlich der Wurm drin und ein Ende mit Schrecken, einem Schrecken ohne Ende vorzuziehen.

Erstaunlicherweise habe ich die Erfahrung gemacht, dass es mit den Frauen in den Dreissigern am schwierigsten ist. Darum ein Rat an alle Machos wie ich: Lach dir eine an, so zwischen 20 und 25, oder dann ab 40  ;D

Mit einem Augenzwinkern, euer Sid

Steffi

Sic parvis magna