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Deutsche Verlage und deutsche Nachwuchsautoren

Begonnen von gbwolf, 17. Juni 2007, 15:24:38

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Elena

Wie du das beschreibst, läuft es wohl in der Realität auch zu einem großen Teil. Man schreibt etwas, das sich gut verkaufen lässt und macht sich dadurch vielleicht einen Namen. Dann kann man sich nach und nach davon lösen und mehr "eigene" Dinge machen. Das klappt nicht immer ganz, je nachdem, wie schnell man diesen Wandel vollzieht. Schließlich erwarten die Leser, die vorher ein Buch von xy mit "traditioneller" Fantasy gelesen haben etwas Ähnliches, wenn sie zum nächsten Buch von xy greifen.

Was vielleicht zu hoffen ist, ist, dass ja auch die Leser von Kai Meyer, Jonathan Stroud und Cornelia Funke älter werden und diese Geschichten mitnehmen - und dann mit 20 vielleicht nicht nur über Drachen, Elfen, Zwerge und die Suche nach einem magischen Artefakt lesen wollen.

felis

@Lord Zahnstocher - ich sach nur Markus Heitz oder (wie heißt nochmal der Verfasser der Ulldart - Romane) die haben genau das gemacht...
Und das Fantasy in einem Loch steckt kann man ja sowas von überhaupt nicht sagen. Ich guck mir immer die Spiegelbestsellerliste an, da sind seit Monaten immer mindestens 6 Fantasytitel unter den Top 20! (Im aktuellen sinds sogar 7)


Kaeptn

Ich sehe das so:

ENTWEDER man sieht sich als Künstler, der SEIN Werk schreiben und dann veröffentlichen will. Dann muss man a) damit leben, dass es vielleicht kein Verlag nimmt, weil es eben nichts ist, was sich verkauft oder b) in Kauf nehmen, dass der Lektor am eigenen werk ordentlich rumdoktert es sei denn c) man schreibt den perfekten Roman, den einem die Verlage aus der Hand reißen... Aber gibts das bei Nachwuchsautoren?

ODER

man siehr das ganze als Broterwerb, verfolgt zwar auch eigene Ideen, schreibt aber vor allem nach Marktgesichtspunkten, weil man eben das Geld braucht.

Ich hab ja 1997 (also vor der Fantasy-Renaissance) meinen damaligen Roman wild rumgeschickt und bekam ein Angebot, aber im Nachhinein würde ich mir ein solsches Lektorat nicht nochmal bieten lassen (und nach einem Jahr fruchtloser Zusammenarbeit, wurde es dann damals auch nix). So Anregungen wie "Also, da am Anfang, da müssen sie sich noch was einfallen lassen, da fehlt was" sind einfach daneben. Wenn mir was eingefallen wäre, hötte ich es ja geschrieben. Damals hab ich natürlich zu allem ja und amen gesagt.
Jedenfalls hab ich mir geschworen, sollte ich es nochmal bis zu einem Lektor schaffen, mir das nicht noch einmal bieten zu lassen. Gern lasse ich an Formulierunge, Dialogen, Szenen, was weiß ich feilen, aber wenn Grundfeiler der Handlung abgesägt werden oder neue gefordert werden, ohne genauere Angabe, was denn gewünscht ist, neee....


Was mich noch interessieren würde: Wenn man es als deutscher NAchwuchsautor in einen deutschen Verlag geschafft ha, wird dann alles viel einfacher? Auch wenn, z.B. das zweite Werk den Verlag nciht interessiert und man sich wieder auf die Suche machen muss?

Lomax

Zitat von: Kaeptn am 01. April 2008, 22:09:09ENTWEDER man sieht sich als Künstler, der SEIN Werk schreiben und dann veröffentlichen will. ...ODER man siehr das ganze als Broterwerb
Na ja, ich hoffe ja, man kann auch beides zusammen haben ;) Ich möchte da jetzt kein so hartes Entweder-oder fahren und habe bislang auch noch nicht den Zwang dazu gespürt.

Lavendel

Daran glaube ich jetzt auch nicht unbedingt.
Erstens werden die Bücher, die man schreiben will, immer die besseren Bücher (weil man zwangsläufig mehr Engagement hineinsteckt als in eins, zu dem man sich mehr oder weniger zwingt), zweitens ändert sich der Markt relativ schnell - zumindest habe ich das Gefühl.

In so ein Buch kann man ja durchaus mal ein oder zwei Jahre stecken, bevor es soweit ist, die 'unverlangte' Runde bei den Verlagen zu machen. Und wenn man nicht ein unglaublich gutes Näschen für Trends hat, die gerade aufkommen, dann könnte es passieren, dass man sich durch eine Geschichte quält, die einem nicht gefällt und sie fertig hat, wenn der Boom schon wieder vorbei ist. Das wäre dann ziemlich ärgerlich, wo man sich doch so gequält hat ;).

Auch angesichts des wirtschaftlichen Aspekts der Schreiberei sollte man sich als Autor/in meiner Meinung nach ein kleines bisschen Idealismus bewahren. Und vielleicht kommt irgendwann die Zeit für ein Manuskript - und wenn man es schon zehn Jahre in der Schublade liegen hat.

Sicher schreiben wahrscheinlich die meisten hier, um gelesen zu werden. Aber das wichtigste für uns alle sind Geduld, Dickfelligkeit und Ausdauer. Niemals aufgeben, niemals kapitulieren.

Ich fühle mich irgendwie wie in einer Zeitschleife. Als hätte ich genau diesen Post schon mehrmals geschrieben... sei's drum ;). Kann ja nicht schaden ab und zu mitreißende Reden über Idealismus zu schwingen ::).

Koriko

Also ich denke schon, dass es für den Autoren einfacher wird, wenn man sich schon einmal einen Namen gemacht hat, sprich, wenn man schon mal was veröffentlicht hat. Bei Kleinverlagen ist das wohl nicht so wichtig, wie bei einem Publikumsverlag kann man dann doch schon eher im Lebenslauf auf sich aufmerksam machen.
"Das schönste aller Geheimnisse: ein Genie zu sein und es als einziger zu wissen." - Mark Twain

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Kaeptn

Wenn du es als Broterwerb siehst (Also davon allein(!) leben willst), dann kannst du nicht 2 Jahre lang nix veröffentlichen. Welches (Fantasy-)Buch verkauft sich schon so gut, dass es dir so lange den Broterwerb sichert?
Also kannst du sicher AUCH ein Buch idealistisch schreiben, musst aber nebenbei was anderes machen, seien es Auftragsarbeiten oder eben einen ganz anderen Beruf.

Wer nicht vom Schreiben lebt, der kann natürlich die Künstler-Schiene fahren und so lange suchen, bis er einen passenden Verlag findet, und so wie ich das sehe tun das ja auch fast alle hier.

Ein Buch hat ja zum Glück keine Halbwertszeit, stellt euch vor ihr würdet Computerspiele machen. Wenn ihr da in 6 Monaten keinen Publisher findet, könnt ihr euren Prototyp in die Tonne hauen, weil er technisch schon wieder veraltet ist. Daran sind schon viele, und nicht nur Nachwuchs-Spieleschmieden, pleite gegangen.

@Koriko: Das ist genau der Punkt. Sie vorne mal genannte Sekretärin, achtet die auf "hat schon EIN oder ZWEI Bücher veröffentlicht", oder behandelt die solche immer noch genauso wie "hat noch NICHTS veröffentlicht", insbesondere, wenn die VÖs nicht in einem großen Verlag waren?


Coppelia

#52
Also, ich habe zwei Bücher in einem kleinen Verlag veröffentlicht. Allerdings mit meinem Coautor. Aber immerhin, sie lagen in den Läden aus und waren sogar für ihre Nische ziemlich erfolgreich ... Bei mir war es so, dass mein nächstes verschicktes Exposé trotzdem von den größeren Verlagen völlig ignoriert wurde, als hätte ich noch nichts veröffentlicht. Das hatte ich mir auch anders vorgestellt ...
Wahrscheinlich muss ich es nächstes Mal reißerischer schreiben. *g* Durch sowas wird man ja auch schlauer.

Ich wäre schon bereit, einiges umzuschreiben und Aufträge zu übernehmen, die mir nicht 100% tig liegen, aber dazu muss ich die Chance erst einmal bekommen. In der Zwischenzeit werde ich wohl kleinere Brötchen backen (müssen). Aber ich bin irgendwie fest überzeugt, dass ich es irgendwann noch schaffe.

Koriko

Ich glaube in einer Bewerbung zieht einfach Beispiel A mehr als Beispiel B:

Beispiel A:
- Veröffentlichung von 3 Romanen mit den Titeln XX, YY, ZZ bei Heyne
- Veröffentlichung Roman AA bei Carlsen

Beispiel B:
- Veröffentlichung von 3 Romanen mit den Titeln XX, YY, ZZ bei Kleinverlag X
- Veröffentlichung Roman AA bei Kleinverlag Y

Es kommt eben auf die Namen der Verlage an, jedenfalls gehe ich mal davon aus. Je bekannter der Verlag, umso mehr werden andere verlage darauf aufmerksam, denn mal ehrlich, wer kennst schon alle Kleinverlage, die es in Deutschland gibt.
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Lord Zahnstocher

#54
Hi ihr Lieben,
Und....(?)
Was ist wenn man folgendes macht:
Man schreibt seinen eigenen Kram, ohne Rücksicht auf Trends. Dann kann man es bei einem Kleinverlag veröffentlichen, falls der es denn nimmt, und dann könnte man ja eigenhype betreiben. Was weiß ich wie: Man kann Werbeflächen mieten (OK, das ist ziemlich teuer) man kann im Internet dafür werben durch Websites und so. [Man könnte jedes Exemplar mit Aufklebern mit der Aufschrift >>Bestseller empfohlen von ....<< bekleben, aber ich weiß nicht ob das illegal ist :innocent:.]
Man könnte Bekannte dazu bringen, dass sie darüber reden was für ein tolles Buch das doch sei *schäm*
Man könnte haufenweise angeblicher Kundenrezensionen bei Amazon dafür schreiben [das soll keine Animation dazu sein, illegale Werbetätigkeiten zu verüben!]
Oder man macht Werbung für den Verlag ansich.
Naja, angenommen das Buch hätte dadurch enorm gesteigerte Verkaufszahlen. Die Käufer freuen sich, die Medien werden darauf aufmerksam.......und es gibt noch mehr Hype.
Nunja, und der Verlag wird berühmt, weil er so ein populäres Buch hochgebracht hat. Aber eigentlich ist es ja genau umgekehrt.
Ich meine könnte man so nicht einen erlag und dadurch auch seine Werke populärmachen?
[Ihr müsst verstehen, ich habe keine Ahnung wie es in der Realität läuft, das hier war nur eine Idee!]

Geht das?

Grüße,
Lord Zahnstocher.

Björn

Einige der Antworten in diesem Tread treffen meiner Meinung nach den Nagel genau auf den Kopf - nämlich diejenigen, welche beschreiben, wie es in der Verlagsszene schon seit geraumer Zeit aussieht. Natürlich sind die großen Verlage nicht böse, sie folgen lediglich den Gesetzen der kapitalistischen Marktwirtschaft.

Es herrscht auf dem Buchmarkt - wie übrigens auch in anderen Branchen - ein sehr starker Verdrängungswettbewerb. Die großen Konzerne kaufen immer mehr Konkurrenzverlage auf (Beispiel Random House). Um ein wirtschaftliches Risiko zu vermeiden, müssen sich diese Großkonzerne möglichst an erfolgversprechende Titel halten. Dabei glaube ich aber nicht, daß die Nachfrage das Angebot bestimmt, sondern wie in der Musikszene zumindest im Unterhaltungsbereich das Angebot die Nachfrage. Soll heißen, es werden Trends geschaffen - ich habe jedenfalls noch nicht gehört, daß sich die Leser an die Verlage wenden und sagen: "ich will jetzt aber einen historischen Roman lesen"

Die meisten Großverlage folgen vor allem den Trends aus dem amerikanischen Raum. Ja, sie zahlen dafür Lizenzgebühren und bringen die Titel dann möglichst kostengünstig auf den Markt - wer sich daran erinnern kann: die ersten Bände des bekannten Zauberlehrlings (wen meine ich damit nur?) sind auch als Paperbacks erschienen, erst mit dem Beginn des großen Erfolges kamen die gebundenen Exemplare.

Unter diesen Bedingungen ist es nur logisch, daß sich die Lektorate von Heyne, Goldmann und co. einfach keine Experimente leisten können - das wirtschaftliche Risiko ist ihnen schlicht zu groß - zumal es dort teilweise mehrere Hundert unverlangte Einsendungen/ Woche gibt. Frage: wer soll die denn alle auch nur wirklich ernsthaft anlesen oder auch nur vorsortieren? Zudem wird auch in den Lektoraten der Verlage genau wie beim übrigen Personal (Druckvorstufe, Setzer etc.) gespart was das Zeug hält.

Das sind meiner Meinung nach die Gründe, weshalb man so gut wie keine Chance hat, den Fuß dort in die Tür zu bekommen. Ich möchte an dieser Stelle keine Träume zerstören, aber das ist aus meiner Sicht die Realität, der man sich als unbekannter Autor in Deutschland stellen muß - zumal der Fantasy-Sektor voll ist mit Titeln aus der Massenproduktion.

Gruß
Björn

Abakus

Hi!  :winke:

In der aktuellen Ausgabe der Federwelt ist ein mehrseitiges Selbstverlag-Special abgedruckt, welches das Know-how für Gründer genau beleuchtet. Sehr interessant bislang, hab den Text aber noch nicht ganz durch.

Wer auch immer die Federwelt von euch abonniert hat, unbedingt das Special lesen. Das lohnt sich wirklich! :)

Viele Grüße,
Markus

gbwolf

Ein Problem, das wir als Fantasyautoren haben ist natürlich auch, dass jeder sich dazu berufen fühlt, Fantasy zu schreiben und mal eben ein paar hundert Normseiten runterhaut. Die Verlage werden (ähnlich wie beim Kinderbuch, das ja auch jeder Lehrer/Erzieher/Elternteil/Opa schreiben kann  :snicker:) zugeschüttet, während bei den noch besser und vor allem stabiler laufenden Sparten wie Krimi, Historischer Roman und Thriller sind die Einsendungen niedriger.
Da kann ich mir gut vorstellen, dass das Vorsortieren zur reinen Nervensache wird und da viele Autoren heute besser schreiben als noch vor einigen Jahren (der Austausch im Internet bringt einiges) und auch professioneller anbieten, kann auch nicht jeder begabte Jungautor gefördert werden. Und auch eine kompetente Sekretärin hat mal einen schlechten Tag oder PMS und sortiert ein Manuskript zu viel aus ;)

Romanveröffentlichungen als "Türöffner" funktionieren meiner Mutmaßung nach eher bei Agenturen als bei Verlagen. Das ist aber vor allem geraten, viel Kontakt mit Lektoren hatte ich bislang noch nicht. In meinem Praktikumsverlag hat die Sekretärin geschätzte 800 Einsendungen abgewiesen und von den 250 weiteren wurden vom Lektor die kompletten Leseproben durchgearbeitet unabhängig von bisherigen Veröffentlichungen. Von den 50 Einsendungen, die ich damals auf dem Tisch hatte, waren zwei veröffentlichungsreif für Kleinverlage und vom rest habe ich Kopfschmerzen bekommen ... soviel auch zur Qualität und dazu, dass die Chancen gar nicht sooo übel stehen, wenn man das Quentchen Glück hat, im richtigen Moment da zu sein, mit dem richtigen Thema, der richtigen Qualität und beim richtigen Ansprechpartner.

Grüße

Wölfin

Linda

Hallo,

leider eine traurige Tatsache, dass man sich auch mit Veröffentlichungen bei größeren Verlagen noch genauso bewerben muss, wie ein blutiger Anfänger. Man muss bei jedem neuen Projekt, jedem neuen Verlag wieder aufs neue Vertrauen erwerben und die Verantwortlichen überzeugen (und letztlich wissen die Verantwortlichen natürlich auch nicht, ob einen nur ein Lektor durchgescheppt hat, oder wie viel von der Veröffentlichung auf dem eigenen Mist gewachsen ist). Da das mitunter sehr anstrengend sein kann, habe ich mir ja auch eine Agentur gesucht...

Am besten ist es sicherlich, kontinuierlich zu veröffentlichen (aber schon auch mit Honorar). Irgendwann sollte dann auch dem vorsichtigsten Lektor klar werden, dass man nicht jedesmal nur Glück, nur einen aufopferungsvollen Verlagsmitarbeiter, nur einen lichten Moment - hatte.

Gruß,

Linda

gbwolf

#59
Zum Stichwort "immer der selbe Brei": Die Romane auf dem Jugendbuchmarkt haben in den letzten Jahren schon viel Hoffnung gemacht und so langsam wird auch der Markt für die Erwachsenen vielfältiger. Neben den Vampirromanen tummeln sich Steam-Punk, Cross-Over  und queerbeet alle Epochen. Mir jedenfalls machen die neuen "Trends" und die wachsende Anzahl deutscher Namen (vor allem bei Lyx) große Hoffnungen.
Siehe diese Vorschau bei den Phantastik News (Lektoren stellen ihre Toptitel vor).

Und ein Name kommt uns allen da sehr bekannt vor  ;D