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[Webseite] Kleinfairlage

Begonnen von Hanna, 20. Oktober 2014, 10:18:34

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Hanna

Bei der Recherche über die Machenschaften eines DKZ-Verlages, über den wir an interner Stelle gerade wieder diskutieren, bin ich auf diese Webseite gestoßen. Unser liebste DKZV ist auch dabei. So ganz bin ich noch nicht durchgestiegen, wer diese Menschen sind, die dieses Gütesiegel vergeben, aber wenn das Ziel tatsächlich sein soll, dass Autoren endlich ein höheres Honorar erhalten, passt das meines Erachtens so überhaupt nicht zusammen. Weiß jemand von euch mehr darüber? Mir kommt das alles ein wenig seltsam vor.  ???

http://kleinfairlage.de/
#happyverpeilt oder auch gründlich überfordert ...

FeeamPC

Mengenweise mir völlig unbekannte Verlage. Aber was mich an der Seite stört, ist der irgendwie schulmeisterliche Ton.

Tinnue

Ich kenne auch keinen davon großartig. Der von Fee angemerkte Tonfall ist mir ebenso suspekt. Ich weiß auch nicht, woher die ihr "Siegel" haben. Das wird sein wie mit so manchem "Fairtrade". Es gibt die offiziellen, anerkannten Siegel und das ganze Zeugs daneben, was sich mit einem schmückt, um andere an der Nase herumzuführen.
Für mich ein neues Level an Dreistigkeit. Fällt mir nix mehr zu ein.

Janika

#3
Ich kenne nebst offensichtlichem Verlag nur einen einzelnen. Das ist nichts vom offiziellen Fairlag, aber ich habe das Gefühl, dass sie auf den Zug aufspringen und so die Leute in Sicherheit wiegen wollen, die zumindest halbherzig recherchieren? :no:

OT-Edit: Och nöö, und die haben ein "Lichtland" im Katalog. Majas Projekt heißt doch so, oder? Ich fand den Titel so schön ...
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben.

absinthefreund

Zitat von: Tinnue am 20. Oktober 2014, 10:26:39
Ich kenne auch keinen davon großartig. Der von Fee angemerkte Tonfall ist mir ebenso suspekt. Ich weiß auch nicht, woher die ihr "Siegel" haben. Das wird sein wie mit so manchem "Fairtrade". Es gibt die offiziellen, anerkannten Siegel und das ganze Zeugs daneben, was sich mit einem schmückt, um andere an der Nase herumzuführen.
Für mich ein neues Level an Dreistigkeit. Fällt mir nix mehr zu ein.

Das Gleiche habe ich mir auch gedacht, als ich dieses "Siegel" gestern zufällig entdeckte. Wie sieht das wohl das "originale" Fairlag-Aktionsbündnis? Können die nicht das Urheberrecht auf den Namen "Fairlag" geltend machen oder sowas? Sehr ironisch, dass sich das Fairlag-Aktionsbündnis genau gegen die Leute ausspricht, die jetzt dessen guten Namen für ihre eigenen Zwecke missbrauchen.

gbwolf

Ich sehe das Hauptproblem an diesem Siegel, dass sich Dienstleister und Kleinverlage mischen. Die Edition Zweihorn beispielsweise ist sehr seriös. Bei anderen weiß ich nicht, ob sie als Dienstleister tätig sind, oder vor allem Spezialinteressen bedienen (Roter Drache, Bachtschatten).
Wahrscheinlich wird es diesem Siegel wie dem großen Fairlag gehen: Es wird nicht beachtet werden. Welcher Leser oder uninformierte Autor kennt denn die Fairlags-Initiative? Welche Auswirkungen hatte diese bislang auf das Kaufverhalten? "Fairlag" an und für sich scheint mir vor allem ein Instrument zu sein, das auch rechtlich gegen unseriöse Praktiken kämpft, weniger ein Siegel, das Leser oder Buchhandlungen wirklich beeindruckt. Weniger ein Marketinginstument.

Miezekatzemaus

#6
Hm, der Noel-Verlag zum Beispiel ist dort gelistet, und ich meine, da gab es neulich im internen Thread eine Diskussion, ich suche mal den Link heraus, Moment.

[EDIT] Der Link: http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,1423.msg467018.html#msg467018
Soweit ich weiß, ist das ein DKVZ.
[EDIT2] Der sich aber selbst als Druckdienstleister bezeichnet. DKVZ heißt allerdings ja auch nicht gleich schlecht und unfair, also warte ich mal ab.

Christopher

Zitat von: Miezekatzemaus am 20. Oktober 2014, 20:59:44
[EDIT2] Der sich aber selbst als Druckdienstleister bezeichnet. DKVZ heißt allerdings ja auch nicht gleich schlecht und unfair, also warte ich mal ab.

Da muss ich reingrätschen. Doch, tut es. Wenn der Verlag dir Geld dafür abnimmt, ein Buch zu drucken, ist er der einzige der verdient. Und das ist nicht Sinn der Sache.
Be brave, dont tryhard.

Hanna

Den meinte ich in meinem Anfangspost, Mieze.
#happyverpeilt oder auch gründlich überfordert ...

Miezekatzemaus

@Christopher: Nun hatte ich es doch wieder falschrum im Kopf, danke fürs Korrigieren!

@Hanna: Ah, verstehe. Ich war mir nicht sicher, wer gemeint ist, es gibt ja mehrere. :)

steffen_bs

Schaut man sich das Impressum der Seite an und googelt anschließend Patrick Zschocher stößt man schnell darauf, dass er Chef des "Einbuch-Verlags" ist.

Auf der Seite des "Verlags" steht u.a.:
ZitatInformieren Sie sich bitte hier über die Möglichkeiten, Ihr Buch bei uns veröffentlicht zu sehen

Dann scheint es zwei Konzepte zu geben, auf die man aber nur mit Passwort zugreifen kann.

Noch Fragen?

Pygmalion

Ich würde da ja gerne mal bei denen in den internen Bereich schauen. Außer den Noelverlag kenne ich auch keinen einzigen von denen, das muss aber nix heißen, ich möchte mir nicht anmaßen, alle 1000 verlage zu kennen, aber diejenigen, die ich kenne, sind nicht dabei... Ich habe mich mal ein wenig durchgeklickt. Neben den Verlagen, die sich nur auf sehr spezielle Themen und sehr wenige Publikationen im Jahr beschränken, wie der Windturmverlag, sind da aber auch typische DKZV bei.
Der Verlag Kern schreibt, dass er Zuschüsse 10€/Buchseite der ersten Auflage haben will. Da steht immerhin sofort, was man bezahlen soll. Libros anaconda ist da doch deutlich subtiler... Man soll hinschicken und kriegt dann ein Angebot. Allerdings soll das Manuskript ohne Absätze sein, damit deren Aufwand geringer ist und damit auch die Kosten für den Autor. Also auch DKZV. Ähnliches gilt für eine Reihe anderer Verlage da... Da sind sicher 1-2 seröse Verlage dabei, aber die haben sich vielleicht die übrigen nicht so genau angeguckt und gar nicht gemerkt, dass ihnen das nicht wirklich hift.
Schön finde ich:
ZitatKleinverlage starten nämlich in der Regel mit einer eher kleinen Auflage, da die Druckkosten enorm hoch sind. Bestellt ein Kunde ein Buch, müssen viele Kleinverlage dieses erst einmal drucken. Dadurch verzögert sich natürlich die Lieferun

Da steht doch wörtlich, dass einige Verlage quasi gar nix auf Lager haben und damit im Grunde BoD machen. Was ja wiederum bestätigt, dass DKZV im Grunde gar nicht unbedingt versuchen, mit den Verkäufen ihrer Autoren Geld zu verdienen.

@Christopher: Naja, DKZV muss nicht zwingend schlecht und unfair sein. Wenn da ganz offen steht, dass man für seine Publikation zahlen muss, ist daran nichts unfair. Für wissenschaftliche Publikationen, vor allem Doktorarbeiten müssen das sehr viele in Anspruch nehmen. Auch wenn Oma ihren Gedichtband etwas professioneller haben möchte und vollumfänglich über die Kosten des ganzen aufgeklärt wird, finde ich das in Ordnung. Nur für "normale" Belletristik ist das eben völliger Quatsch, da sind wir uns wohl einig :D

Malinche

#12
Zitat@Christopher: Naja, DKZV muss nicht zwingend schlecht und unfair sein. Wenn da ganz offen steht, dass man für seine Publikation zahlen muss, ist daran nichts unfair. Für wissenschaftliche Publikationen, vor allem Doktorarbeiten müssen das sehr viele in Anspruch nehmen. Auch wenn Oma ihren Gedichtband etwas professioneller haben möchte und vollumfänglich über die Kosten des ganzen aufgeklärt wird, finde ich das in Ordnung. Nur für "normale" Belletristik ist das eben völliger Quatsch, da sind wir uns wohl einig :D

Wobei da, denke ich, durchaus eine Trennlinie zu ziehen ist zwischen seriösem Dienstleister, der das von vornherein genau so kommuniziert (z.T. eben spezialisiert im wissenschaftlichen Bereich, wo es ja tatsächlich einfach so üblich ist), und einem DKZV, der die Karten eben nicht gleich offen auf den Tisch legt. Ein Dienstleister wird Oma von vornherein sagen, dass er einer ist, und alles ist gut, ein DKZV wird ihr das Gefühl vermitteln wollen, sie sei die größte Dichterin ihrer Zeit. Die Augenwischerei, fehlende Transparenz und das Spiel mit den Hoffnungen eines Autoren sind es, die einen DKZV für mich von einem seriösen Dienstleister unterscheiden. Also, im Grunde stimme ich dem zu, was du gesagt hast, aber ich würde eben deine Beispiele nicht unbedingt unter dem klassischen DKVZ listen - es hat weniger etwas damit zu tun, wer so etwas in Anspruch nimmt, sondern an wen man sich damit wendet, und da liegen natürlich Unterschiede.

Aber das ist weiter vorne ja schon auf den Punkt gebracht worden, sehe ich gerade - die Unterscheidung zwischen DKZV und Dienstleister, wie Nadine schon meinte.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Lily

Zitat von: Tinnue am 20. Oktober 2014, 10:26:39
Für mich ein neues Level an Dreistigkeit. Fällt mir nix mehr zu ein.

Genau das dachte ich auch. Dass sich da allerdings echte Verlage mit den DKZVs mischen, ist übel. Da bin auch ich verwirrt. Wie soll da erst jemand durchblicken, der neu in der Landschaft ist?
"If you are going through hell, keep going."
~ Winston Churchill ~
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Fianna

Im Endeffekt bezieht sich das "fair" im Titel auf die Beziehung zwischen Grossisten und Verlag: auch ohne bei Libri oder Amazon gelistet zu sein und 50 % abzugeben, wollen die eine Reichweite haben.

Eigentlich fällt das eher unter die Schiene Wirtschaftsrecht. In diesem Sinne können sich auch die DKZs und Dienstleistungsverlage da engagieren und es macht auch Sinn - das bringt mehr Geld in die eigene Tasche.
Dass sie vollkommen abseits eines realen Buchmarktes stehen, passt auch ins Bild. Leser bestellen nunmal da, wo es einfach ist, also muss man sie entweder auf Messen zu Direktverkäufen bewegen (rechnerisch gesehen vorzugsweise auf denen, wo nicht soviele prozentuale Abgaben oder Standgebühren fällig werden) oder eine Bindung zu dem Verlag schaffen, so dass die Leser direkt beim Verlag bestellen - sei es nun weil sie um die Problematik wissen, weil die beim Verlag ja so nett sind oder weil man sowieso wegen des interessanten Inhalts auf der Seite ist und da ein "Shop"-Button prangt.

Das geht aber mit einem Interesse für die Leser und die gefertigten Bücher einher, dass die Dienstleistungsverlage nicht aufbringen können.


Die Namensähnlich zu "fairlag - fair verlegen" ist da einfach Pech.
Um den Unterschied zwischen "fair verlegen" und "fair lesen" zu begreifen, wenn man in der Thematik nicht drin ist und beides nur flüchtig gestreift hat, ist schon sehr spitzfindig.
Wer das nur 1-2 x gehört hat, setzt die beiden sicher gleich.