• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Andere lesen lassen - findet ihr das auch so intim?

Begonnen von Alana, 30. Dezember 2008, 12:23:42

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Tenryu

Ich kenne niemanden, der sich für meine Werke interessiert. Daher stelle ich sie ins Internet und habe also keinerlei persönlichen Kontakt zu den Lesern (falls es überhaupt welche gibt.)

Aber ich kann das gut nachempfinden. Ich war eigentlich schon immer sehr schüchtern. Als Kind war das extrem. Was hatte ich mich damals geniert, wenn ich meinen (vom Lehrer explizit gelobten) Deutsch-Aufsatz vor der Klasse vorlesen mußte.

Heute würde ich aber keinen violetten, sondern nur noch einen roten Kopf bekommen, wenn ich selbiges tun müßte.  :-[

Lomax

Zitat von: Tenryu am 30. Dezember 2008, 20:58:24Ich war eigentlich schon immer sehr schüchtern.
Na, aber ganz im Gegenteil: Gerade für schüchterne Personen sind Geschichten doch das ideale Mittel der Kommunikation. Erfunden - so schön unverbindlich. Ohne den Zwang, etwas über sich selbst oder konkrete andere Personen sagen zu müssen. Abstrahierte Kommunikation.

Genau wie übrigens Schulaufsätze oder andere Sachartikel. Gerade als zurückhaltender Mensch habe ich es immer geschätzt, über Sachfragen reden zu können  ;)

Hr. Kürbis

Ich hab nur manchmal Bedenken, wenn jemand meine Texte zu lesen bekommt, den ich näher kenne ... Aus dem einfachen Grund, weil die Leser dann oft nicht zwischen Realität und Fiktion unterscheiden können. Es wird viel zu oft auf den Autor umgemünzt, was in dem Text steht, dabei kommen wirklich nur sehr wenige autobiografische Erfahrungen  in meinen Geschichten zum tragen. Das meiste ist "erstunken und erlogen".
Bei Leuten, die selbst schreiben, ist das etwas anderes, da ist es mir egal und ich kann freier sein. Die wissen eben, dass ein Text nicht automatisch eigene Erlebnisse schildert.

Viel unangenehmer war es mir neulich auf einer unserer Lesungen, wo ich eine Geschichte über einen Mann und dessen Vater gelesen habe, deren Beziehung alles andere als gut läuft und eigentlich traurig endet. Das fasziniernde dabei ist, ich kann mich künstlich emotional in die Geschichte versetzen, so auch (unbeabsichtigt) bei dieser Geschichte. Deswegen wurde meine Stimme gegen Ende recht brüchig und das fand ich nicht so toll, immerhin kann dann das Publikum Rückschlüsse ziehen, die nicht der Wahrheit entsprechen ... Na ja, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Steffi

Zitat von: Lavendel am 30. Dezember 2008, 16:16:16
Ich bin ja so jemand, dem immer alles peinlich ist, weil ich denke, ich bin nicht gut genug. Ich habe dann immer Angst, dass die Leute, das was ich fabriziert habe einfach schlecht finden und mich für einen Loser halten. Aber das sind eben die mehr oder weniger normalen Minderwertigkeitskomplexe. Die muss man dann wohl überwinden, sonst wird man auf Dauer furchtbar unglücklich.

Das unterschreibe ich ebenfalls *seufz*

Ich gebe meine Texte gerne anderen Autoren zum Drübergucken, und habe auch keine Scheu, Fanfics zu posten und mich der Kritik zu stellen. Je mehr Kritik, desto besser. Aber ich würde nie meine Familie die Sachen lesen lassen und überlege ernsthaft dass - sollte ich tatsächlich mal veröffentlichen - ihnen die Titel meiner Bücher gar nicht zu nennen. Das ist einer der Gründe, warum ich wahrscheinlich unter einem Pseudonym veröffentlichen würde.
Sic parvis magna

Solatar

Zitat von: Grey am 30. Dezember 2008, 13:27:52
Ich bin vor allem geltungssüchtig und eine Rampensau. Und ein Kritikjunkie. Darum kriegen die meisten Leute meine Geschichten zu lesen, wenn sie bloß ein bisschen Interesse zeigen.

Boah...  ;D
Das hört sich so richtig brutal an, Grey. Irgendwie aber auch cool.  8)
Interesse zeig...  ;D

Bei mir selbst geht das in Richtung der Aussage von LoneRanger. Unfertige bzw. nicht korrigierte Manuskripte, Texte und Entwürfe lege ich anderen nur äußerst ungern vor.
Hinsichtlich der überarbeiteten "Finalversionen" habe ich damit kein Problem. Im Gegenteil, da geht es mir wie Grey. Ich will wissen, was die Leute darüber denken. Finden sie es gut oder schlecht. Der Kritikjunkie passt dann bei mir genauso gut. Dafür habe ich es schliesslich geschrieben. Es gibt dann nichts Schlimmeres als gar kein Feedback zu bekommen.
Das Einzige was mir schon öfter passiert ist  - und was mich zugegeben sehr ärgert - ist der Punkt, dass aus den Texten immer wieder auf die Persönlichkeit des Autors geschlossen wird.  :hmmm: zuletzt wurde ich von einer Verlegerin als Dr. Jekyll und Mr. Hyde bezeichnet (in meinem Kopf spucke ein versteckter Psychopath herum, was die dunklen Geschichten angeht). Solche Äußerungen finde ich meist befremdlich. Nur manchmal amüsant. Rückschlüsse auf die Psyche des Verfassers müssen aber nicht unbedingt sein.


Cailin

das ist bei mir so ein bisschen zwiegespalten.

Wenn ich es jemandem außerhalb der Familie zu lesen gebe, will ich Feedback (ist dann absolute Bedingung, damit sie es überhaupt zu lesen kriegen) Aber ich scheue mich davor meine Sachen meiner Familie und hier vor allem meinen Eltern zu geben. Ich meine: Sie halten mich ja eh schon für 'seltsam' aber wenn sie dann auch noch meine Ergüsse lesen würden ...  neee, besser nicht.


@ Solatar: Wann kommt denn dein Buch endlich raus  :buch: *lesen will*

Leon

#21
Obwohl ich privat zu den "Stillen" und "Schüchternen" zähle, habe ich beim Schreiben überhaupt keine Scheu davor, auch mal ordentlich auf die Kacke zu hauen und die Sau heraus zu lassen. Weil ich mich beim Schreiben total in den jeweiligen Protagonisten hinein versetze. Was heißen will, mal stecke ich im Körper eines Lustmolches, mal bin ich ein Massenmörders, ein Eremit oder sonst was. Dann versuche ich eben immer, so gut es geht, aus dessen Sichtweise die Dinge zu schreiben.

Von daher reagiere ich auf so manch seltsame Bemerkung eines Familienmitgliedes oder Freundes, mit einem Lächeln und sage, ein Mörder, Lustmolch oder was auch immer, macht halt solche Sachen und nicht ich. Somit fühle ich mich nicht direkt angesprochen, und es besteht kein Grund, dass ich mich peinlich berührt fühlen muss.

Gruß
Leon

Solatar

Zitat von: Cailin am 31. Dezember 2008, 10:32:39
@ Solatar: Wann kommt denn dein Buch endlich raus  :buch: *lesen will*

Na, das freut mich aber.  ;D
Also... die Spannung steigt... 2009... im Frühjahr (März) geht es mit der Vorstellung los und dann geht es Schlag auf Schlag. Es befindet sich derzeit noch in der Druckerei.
Drei Bücher sind für 2009 geplant.

Cailin

Zitat von: Solatar am 31. Dezember 2008, 11:01:03
Na, das freut mich aber.  ;D
Also... die Spannung steigt... 2009... im Frühjahr (März) geht es mit der Vorstellung los und dann geht es Schlag auf Schlag.

äh ... versteh ich grad nicht.  :hmmm: Heißt das, ab März ist es zu haben, oder wie?

Zitat von: Solatar am 31. Dezember 2008, 11:01:03
Drei Bücher sind für 2009 geplant.

Und alle bei Ueberreuter? Wie cool ist das denn? :vibes:


Sorry für das OT  :pfanne: bin schon weg

Leon

#24
Jetzt habt ihr mich neugierig gemacht? Von welchen Büchern ist denn hier die Rede? ???

Gruß
Leon

Ebenfalls sorry für das OT! (Off-Topic)

Moni

Zitat von: Grey am 30. Dezember 2008, 13:27:52
Schön gesagt. ;)

Ich bin vor allem geltungssüchtig und eine Rampensau. Und ein Kritikjunkie. Darum kriegen die meisten Leute meine Geschichten zu lesen, wenn sie bloß ein bisschen Interesse zeigen. ;D

Dito.  ;D  Wer auch nur den Anschein von Schwäche zeigt, wird gekrallt und kriegt was zu Lesen vorgesetzt.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Alana

Grundsätzlich bin ich auch exhibitionistisch veranlagt.
Ich will zu allem und jedem von  Anderen einen Kommentar (hab ja auch mal Turniertanz gemacht und wenn man da nicht exhibitionistisch veranlagt ist :D) und mit dem Schreiben ist es prinzipiell genauso.
Grundsätzlich lasse ich daher gern andere lesen, was ich geschrieben habe, aber trotzdem bleibt so ein bischen ein komisches Gefühl, aber das legt sich vielleicht mit der Zeit.
Alhambrana

Manja_Bindig

Es gibt da eien schöne Episode - ich hab mal in einem Schreibkurs einen Romanauszug(Handschrift) vorgelesen, weil er gut zum Unterricht passte. Entsprechend die Kladde mit und ich habe mich standhaft geweigert, einen Kommilitonen hineinblicken zu lassen. ICh kann es nciht ab, meine Handschriften herzuzeigen. Abgetipptes - gern. Handschriften aber sind ein Unding!

Nun ja... kaum dreh ich mich zwei Sekunden weg, ratet mal wessen hand sich ranschleicht... wäh. Nee. Unbearbeitete Entwürfe ohne Erlaubnis zu lesen ist genauso schlimm, wie jemanden heimlich im Badezimmer zu filmen.

Coppelia

Ich habe, wenn ich anderen Leuten meine Geschichten präsentiere, immer Angst, ich könnte ihnen auf die Nerven gehen. Diese Angst ist es, was mich davon abhält, jeden, den ich treffe, 24 Stunden lang mit meinen Geschichten vollzutexten. Bevor ich irgend etwas darüber sage oder jemanden lesen lasse, überzeuge ich mich erst gaaanz lange, dass ich demjenigen ja auch auf keinen Fall auf die Nerven gehe.
Schuld daran sind wahrscheinlich Erfahrungen, die ich in meinem Leben gemacht habe, und die mir sehr unangenehm sind. :-[ Aber ansonsten habe ich kein Problem damit, dass andere Leute die Geschichten lesen, denn dazu schreibe ich sie ja überhaupt nur.

Nachtblick

#29
Hai's zusammen. :D

im Grunde genommen habe ich keine Probleme damit, andere meine Geschichten oder meinen Roman lesen zu lassen. Eigentlich deshalb, weil da Kurzgeschichten schon wieder etwas anderes sind - da ich meistens zu Wettbewerben oder auf "Kommando" schreibe, gehe ich davon aus, dass sie ohnehin jemand lesen wird. Deshalb scheue ich mich auch überhaupt nicht, sie Leuten zu geben und habe auch kein Problem damit, mit anderen über den Inhalt meiner Texte zu sprechen.

Bei meinem Roman war es früher so, dass ich zu Weihnachten immer ausgedruckt und hergegeben habe - allerdings habe ich das nach einer großen Plotüberholung eingestellt und jetzt das erste Mal seit zwei Jahren meiner Familie wieder etwas gezeigt (ca. 250 Normseiten). Jetzt gibt es immer Buch-Teil-teilweise: Buch eins besteht aus vier Teilen, gerade gabs Teil 1, und jetzt geht es munter so weiter.

So weit eigentlich keine Probleme. Das Schwierige sind Texte mit "heiklen" Themen. Darunter fallen dann Dinge, wegen denen man im besten Falle schief angeguckt und im schlimmsten Falle zum Psychologen geschickt wird. :snicker: Da ich schon über einige recht bedenkliche Themen schreibe, die definitiv nicht meine Zielgruppe sind (vom Alter her... gut, ich bin ja doch in ein paar Tagen sechzehn, hihi), bin ich immer sehr vorsichtig, wem ich da etwas gebe. Ganz ehrlich, meine Familie kriegt das nicht zu sehen. ;D Höchstens ein paar gute Freunde, die zumeist selbst schreiben (wir sind moralisch flexibel).

Das Schlimmste ist, wenn mich jemand anspricht und sagt: "Ehhh... also, hast du das jetzt selbst so erlebt?"
Ich: "Um Himmels willen, nein!" o_o
Oder das Berühmte "Wenn ich das so lese, frage ich mich wirklich, ob du nicht vielleicht mal mit jemandem reden möchtest..."

Alles schon selbst erlebt. Wenn ich mit jemandem aus meiner Familie meine Charaktere durchspreche, vermeide ich die Beschreibungen, die ich meinen Freunden gebe, weil ich eben solche Äußerungen nicht möchte und sie eben als zu unangenehm ansehe. Beispielsweise würde ich ungern erzählen, dass ich eine Figur habe, die einst bis in den Wahnsinn gefoltert wurde, und ich würde auch nur ungern die Szenen herzeigen, in denen ich einige brutale Folterszenen (als Traum/Flashback) untergebracht habe (diese Szenen kommen glücklicherweise erst in Buch zwei, bis dahin bin ich "alt genug" ;D).
Bei meinen Freunden bin ich als Cliquensadist bekannt, und keiner hat Probleme damit oder will mich dem nächsten Psychologen unterschieben.

So - gerne. Aber bei heiklen Themen - überdenken, wem zu geben. :hmmm:

Nox,
Nachtblick