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Wenn der Zweifel an die Tür klopft

Begonnen von Alaun, 06. August 2009, 09:47:55

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HauntingWitch

Zitat von: Sipres am 29. Januar 2015, 13:24:31
Das ist natürlich schwer zu sagen. Gut ist, denke ich, was der Masse gefällt. Als Autor ist man ja nicht bestrebt, einigen wenigen zu gefallen, sondern vielen. Ich denke, ich bin nicht der einzige hier, der damit seinen Lebensunterhalt verdienen möchte.

Das ist doch schon mal ein Ansatz. Ich kann dir jetzt keinen direkten Tipp geben, weil ich nur wenige Ratgeber lese, aber es gibt Bücher, die sich damit befassen, warum gewisse Werke Erfolg haben. Du kannst dich ja auch selbst ein bisschen umsehen... Was haben die meisten erfolgreichen Bücher und Filme gemeinsam, was ist es, was die Fans daran so toll finden. Gerade für diese letzte Frage eignen sich Leser-/Fanforen ganz gut, finde ich.

Ich persönlich finde übrigens nicht, dass gut ist, was der Masse gefällt. Das kann so sein, muss aber nicht. Es gibt ganz viele tolle Sachen, die nur eine kleine, dafür aber umso treuere Fangemeinde haben. Und es gibt Sachen, die die Masse erreichen und trotzdem gut sind (ich war früher einmal der Meinung, die Masse sei tendenziell dumm und das Meiste, was der Masse gefällt, daher nicht gut, aber das hat sich in letzter Zeit geändert). Ja, ich glaube, Meinungen von aussen einholen ist da wirklich ein gutes Stichwort.

Zitat von: Churke am 29. Januar 2015, 13:21:15
Ich lösche längere Passagen nie im Text, sondern schiebe sie ans Ende des Dokuments. Zur ggf. weiteren Verwendung.
In der Praxis habe ich so eine Passage noch nie gebraucht. Wenn das Manuskript fertig ist, wird hinten eifnach gelöscht.
Wenn du 150 Seiten also vorher gelöscht hast, war das wahrscheinlich eher ein psychologischer Verlust als ein tatsächlicher.

Das sind bei mir zwar separate Dokumente, aber da geht es mir genau gleich. Ganz ganz selten kann ich irgendetwas von diesen grossen Sammlungen tatsächlich noch einmal gebrauchen. Es ist natürlich schade, dass deine 150 Seiten weg sind, aber das Positive daran ist, dass du den Kopf so frei für Neues bekommst. Und das wird dann auch zwangsläufig besser, weil du ja mehr Übung hast.  ;D

@Alana: Du hast immer diese guten Tipps.  :knuddel:  ;D

Alana

#616
@Witch:knuddel:

Ich glaube auch, es ist sehr schwer, über die Masse weiterzukommen. Wie will man wissen, was der Masse gefällt? An den Verkaufszahlen kann man das sicher nicht fest machen. Es gibt genug wunderbare Bücher, die sich schlecht verkaufen, weil niemand sie bemerkt. Es gibt auch genug Bestseller, die unterirdisch geschrieben sind, aber eben trotzdem etwas in der Masse ansprechen und deshalb gut laufen. Ich würde mir ein paar Leser suchen und zusätzlich versuchen, den eigenen Blick zu schulen und auch zu gucken, was dir gefällt. Ich mag gerne einen sehr schlichten Schreibstil, der Gefühle transportiert und sich schnell wegliest. Andere mögen es lieber blumig und verschlungen, mit poetischen oder philosophischen Aussagen. Alles hat seine Daseinsberechtigung.
Wenn man den schlichten Stil mag, dann hilft es enorm, einmal einen Roman nach dem Schema von Andreas Eschbach durchzuarbeiten, da bekommt man ein gutes Auge dafür. (Keine Umwege bitte, alles genauso machen, wie er es sagt! ;) ) Und ganz wichtig: Viel für andere lesen. Das schult enorm die Fähigkeit, auch die eigene Arbeit besser einzuschätzen. (Bis dann die Zweifel wiederkommen. :P )
Alhambrana

Valkyrie Tina

Zitat von: Sipres am 29. Januar 2015, 13:24:31
Das ist natürlich schwer zu sagen. Gut ist, denke ich, was der Masse gefällt. Als Autor ist man ja nicht bestrebt, einigen wenigen zu gefallen, sondern vielen. Ich denke, ich bin nicht der einzige hier, der damit seinen Lebensunterhalt verdienen möchte.

Ich denke, das sind zwei verschiedene Sachen. Gutes Schreiben, also flüssiges, gut lesbares Schreiben, ist eine Sache des Handwerks. Was Leuten gefällt, hat eher was mit dem Inhalt, Plot Charakter oder so zu tun. Und "schlechtes schreiben" also handwerklich schlechtes Schreiben wird von den Leuten eher toleriert, aber ich hab noch nie jemanden gehört, der gesagt hat "also, ich mag ja diese vielen Wortwiederholungen des Autors, und diese Ausdrucksschwäche  :d'oh:

Mir hat das Betaleserboard unheimlich geholfen, und zwar in beide Richtungen. Ich habe sehr viel selbst gebetat im letzten Jahr, um zu sehen, an welcher Stelle ich stehe, und das war wirklich eine Offenbarung, seine Entwürfe mit Entwürfen von anderen zu vergleichen, und nicht mit fertigen Büchern.

und um die 150 Seiten... schade, aber egal, weg ist weg, schreib neue 150. die sind besser  :knuddel:

Sunflower

#618
Zitat von: Valkyrie Tina am 29. Januar 2015, 14:49:02
Ich denke, das sind zwei verschiedene Sachen. Gutes Schreiben, also flüssiges, gut lesbares Schreiben, ist eine Sache des Handwerks. Was Leuten gefällt, hat eher was mit dem Inhalt, Plot Charakter oder so zu tun.

"Gutes" Schreiben, also handwerklich gutes Schreiben kann man bis zu einem gewissen Grad lernen - wie ja andere auch schon gesagt haben. Da hilft es tatsächlich, den ein oder anderen Ratgeber zu lesen (ich war ganz begeistert von Elizabeth Georges Wort für Wort), oder in den zahlreichen Blogs über das Schreiben zu lesen - da gibt es auch einige gute. Außerdem hilft es zu lesen, zu lesen, zu lesen. Bis man ein Gefühl bekommt, was gute Formulierungen ausmacht und was nicht. Man kann es auf einige Regeln herunterbrechen, wie Adjektive besser weglassen - außer sie sind unbedingt nötig. Nicht zu lange Sätze, Verben nicht auseinander reißen, ein Gefühl für die richtige Sprachmelodie bekommen ... und ich habe so einen Kurs auch tatsächlich an der Uni, also kann man es wirklich lernen. Den eigenen Stil zu finden dagegen dauert ungemein länger. Auch da muss man ein Gefühl für bekommen, was wieder mit viiiiel lesen zusammen hängt. Frag dich: Wenn dir ein Stil gefällt, warum? Warum gefällt dir etwas weniger? Liegt es an der Wortwahl, der blumigen/schlichten Sprache, etc.? Es ist eine ganze Menge Übung, Erfahrung und viel Sitzfleisch nötig und man verändert sich auch immer weiter. Man kann, glaube ich, nicht irgendwann sagen: Jetzt habe ich meinen Stil gefunden, hier bleibe ich, so gefällt es mir. Man kann sich nur immer weiter dem annähern, was man als "Ideal" hat.

Plotting, Charaktere und Spannungsbögen kann man bis zu einem gewissen Grad auch lernen. Auch da: Schreibratgeber, Blogs, Erfahrung. Ich habe mal den Ausspruch gelesen, Talent bei Autoren bedeutet hauptsächlich, den wirklich langen Atem zu haben, den man braucht, um eine wirklich gute, runde, gut geschriebene Geschichte zustande zu bekommen. Also Willenskraft, Durchhaltevermögen und auch irgendwie Wahnsinn :D

Und natürlich hilft ausführliche, ernst gemeinte Kritik ganz ungemein :)

Edit: Achso, und Alana, danke für den Link! Das ist eine wunderbar strukturierte Herangehensweise für die sprachliche ÜA.
"Stories are, in one way or another, mirrors. We use them to explain to ourselves how the world works or how it doesn't work. Like mirrors, stories prepare us for the day to come. They distract us from the things in darkness."
- Neil Gaiman, Smoke and Mirrors

Fafharad

Wenn der Zweifel sich bei mir meldet, macht er das meistens mit der Stimme des inneren Kritikers. Er ist bei mir also durchaus kein vages Gefühl, sondern ein sicheres Anzeichen, dass ich irgendwo Mist gebaut habe. Nur blöd, dass er nie in der Lage ist, Seiten- und Zeilennummern mitzuliefern  >:(. Das muss ich dann immer selbst machen.
Nach einer Überarbeitung des Textes lösen sich die Zweifel meistens in Wohlgefallen auf.
Bei der Arbeit an der "Verschlusssache" war ich an einem Punkt, an dem ich glaubte, aufs falsche Pferd gesetzt zu haben. Die Story funktionierte einfach nicht. Und das nach einem Monat Recherche!
Weil ich nicht wahrhaben wollte, mir die ganze Arbeit umsonst gemacht zu haben, probierte ich den Blickwinkel eines anderen Protagonisten aus. Mit dem als Reflektorfigur ging es plötzlich. Das falsche Pferd war also lediglich der falsche Protagonist.

Zitat von: SipresSo hab ich mal über hundertfünfzig Seiten verloren, weil ich einfach nicht zufrieden war.
Oh Mann, 150 Seiten für die Katz! *Haare-rauft*
Allerdings ist so etwas ja nie wirklich verloren, solange man den Inhalt im Kopf behält. Solltest du irgendwann wieder auf diese Geschichte zurückkommen, hast du bereits ein fertiges Gerüst, das du nur noch füllen musst. Es wird beim zweiten Mal definitiv besser. Und wenn genug Zeit verstrichen ist, wirst du dich auch nicht mehr wie Sisyphos fühlen  ;D.

Sipres

@Fafharad: Wäre schön, wenn ich meine Zweifel auch so einfach wegbekommen würde.

Zitat von: Fafharad am 30. Januar 2015, 14:34:51
Oh Mann, 150 Seiten für die Katz! *Haare-rauft*
Allerdings ist so etwas ja nie wirklich verloren, solange man den Inhalt im Kopf behält. Solltest du irgendwann wieder auf diese Geschichte zurückkommen, hast du bereits ein fertiges Gerüst, das du nur noch füllen musst.

Das versuche ich nun schon seit einigen Jahren. Ich hab schon so oft überlegt, das Projekt fallen zu lassen, aber ich kann das nicht. Die Grundideen sind alle da, aber an der Umsetzung hapert es. Wenn ich nicht ständig an meinem Stil zweifeln würde, wäre das Buch in zwei Monaten druckbereit.

Falls sich jemand fragt, wieso ich so sehr daran hänge: Ich habe mich in die Geschichte und die Charaktere verliebt. Vielleicht ist die Liebe gefährlich und sinnlos, aber ich kann nichts dagegen machen.

Lazlo

Ach wie schön! Das klingt aber nach einer wirklich großen Liebe ;)

Das kenne ich sehr gut! Mein erstes Projekt habe ich so oft überarbeitet und daran rumgefeilt, weil ich die Welt, die ich erschaffen hatte, so mochte und mich nicht lösen konnte, davon geträumt habe, eine Fortsetzung zu schreiben. Das Ganze zog sich über ein paar Jahre, immer wieder habe ich es eine Zeitlang liegen zu lassen und irgendwann wieder hervorgeholt. Meine Betaleser haben mir dann dabei geholfen, den Rohdiamanten immer weiter zu schleifen, die Figuren authentischer werden zu lassen. Nach meinen heutigen Ansprüchen ist es immer noch nicht gut genug, aber vielleicht hänge ich auch so daran, weil es mein erstes Projekt war. Aber ich habe festgestellt das das ständige Überarbeiten sehr ermüdend sein kann und war irgendwann froh, etwas Neues zu schaffen. Aber soll ich Dir was sagen: Das Ganze hat mir sehr geholfen, meinen Schreibstil zu verbessern und mich weiterzuentwickeln.

Sipres

Ich hoffe nur, ich kriegs irgendwann mal fertig.

Ivy

Dranbleiben, Sipres, nicht aufgeben und sich immer wieder dransetzen - mit Pausen dazwischen, um sich abzulenken und zu entspannen (Sport, Lesen, Spazieren gehen, die Spülmaschine ein/ausräumen ...) und wieder weiter am eigenen Text arbeiten.
Niemals aufhören zu schreiben und zu überarbeiten und Kritik von Betas einholen.
Dann klappt das. Durchhalten.
I support we need diverse books !

DodyLuNatic

Oh ja, das Gefühl kenne ich. Genau da stehe ich gerade noch.

Momentan motiviere ich mich damit, dass immer, wenn ich drüber lese, mir etwas auffällt, was noch nicht rund klingt, und es danach wesentlich flüssiger zu lesen ist. Oder wenn ich an Plotlücken denke, die mir vor Urzeiten mal aufgefallen sind, und mir dann, wenn ich sie korrigieren will, auffällt, dass ich diesen Teil schon sehr elegant behoben habe.

Und, was mich sogar noch mehr antreibt: Mir hat eine Testleserin mal gesagt, dass sie sich einen meiner Charaktere zum Vorbild genommen hat, um sich selbst Mut zuzusprechen. :)
Jetzt stelle ich mir vor, dass der Charakter vielleicht noch dem ein oder anderen Leser später einen Stups verpassen kann. Darum MUSS das einfach irgendwann gedruckt werden.  ;D

Miezekatzemaus

Ich war gerade im Chat und habe versucht, ein bisschen Problemanalyse zu Zweifeln und Ähnlichem zu betreiben und daher möchte ich mal einige allgemeine Gedanken dazu hierlassen.

Ich beginne mal mit einem Beispiel: Mit mir selbst. Ich habe 2014 recht viel geschrieben (300k) und halte sehr wenig (11k) davon für wirklich gelungen. Ungefähr 170k dürften für die Schublade oder den Müll sein, etwa 130k sind halbwegs in Ordnung und  mit mehreren Überarbeitungsrunden kann man wohl etwas daraus machen.
Die 11k, die ich für gelungen halte, gehören zu einer Novelle, die ich geschrieben habe. Sie sind sehr überarbeitungsbedürftig und ich drücke mich schon seit Wochen darum herum, aber ich weiß gleichzeitig, dass sie das Beste sind, was ich je geschrieben habe - schon allein vom Stil her. Der Inhalt ist okay, aber ich mag den Stil bei dieser Novelle.
Normalerweise sagt man ja, man soll sich die Bücher anschauen, die andere geschrieben haben, wenn sie einem selbst  gut gefallen haben - und dann soll man herausfinden, was genau einem daran so gut gefallen hat. Das ist mit den eigenen Sachen genauso - was man selbst für gelungen hält, was man gut findet, das sollte man sich ansehen, um zu sehen, warum man es gut findet. Und dann kann man aus diesen Erkenntnissen eine Basis für die nächste Geschichte schaffen.

Ich sagte ja bereits, ich habe über 300k geschrieben und finde davon 11k wirklich gut und einiges okay. Das bedeutet, ich mag nur einen geringen Teil meines Geschriebenen. Aber ich glaube, es bringt nichts, wenn man das vergleicht. Natürlich ist das bei jedem anders, aber ich denke, dass es die meisten Leute eher demotiviert, wenn sie sehen, dass ein Dreißigstel von dem, was sie geschrieben haben, nach ihren eigenen Maßstäben gut ist.
Ich schätze, man muss sich an den Teil des Guten klammern und, wie im vorigen Absatz beschrieben, analysieren, was daran gut ist. Das mehr oder weniger Schlechte kann man ein Mal sortieren - ob man es behalten will, um es zu überarbeiten, oder ob man damit nach dem Prinzip "aus den Augen, aus dem Sinn" verfahren will. Danach kann man sich auf Neues konzentrieren. Ich bezweifele, dass es etwas bringt, es sei denn, man kann über die alten, schlechten Sachen lachen, wenn man sich nicht davon losreißen kann und wenn man denkt, dass sie schlecht sind. Dann sind sie eben schlecht. Die neuen Sachen können besser werden - und das werden sie auch!

Womit ich beim nächsten Punkt wäre: An das Projekt glauben. Ich denke nicht, dass es etwas bringt, wenn man sich vorhält, dass das Projekt schlecht ist, weil *hier passende Begründung einfügen*. Als Kommentar an den Rand oder auf Notizzettel schreiben und bei der Überarbeitung verwerten.
Die Geschichten, egal von welcher Form, die man schreibt, sind toll. Man muss an seine Geschichten glauben, damit sie gut werden. Wenn man nicht daran glaubt, dann wird es auch nichts. Man kann sie hinterher immer noch als "okay, sie sind nicht gut, aber ich hab wieder was dabei gelernt" verbuchen. Denn so macht das Lernen Spaß. Und ich glaube, wir schreiben alle aus dem einen Grund: Weil das Schreiben uns Spaß macht.

Ich hoffe, es fühlt sich niemand angegriffen durch meine Worte. Ich ziele weder auf Posts noch auf Personen noch auf was weiß ich ab, ich wollte das nur zusammenfassen und ich dachte mir, hier passt es gut hin.

Fafharad

@Sipres : Ist deine "große Liebe" ( :)) eigentlich dein einziges aktuelles Projekt? Wenn es dir so viel Kummer bereitet, würde ich es an deiner Stelle erst mal in die Schublade legen und beispielsweise eine Kurzgeschichte schreiben. Ein Erfolgserlebnis wird dir wieder Wasser unter den Kiel spülen.
Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass es funktioniert. Okay, ich gebe zu, dass mein Herzensprojekt schon seit einem Jahr in der Schublade liegt, weil mir die Kurzgeschichten einfach viel mehr Spaß machen. (Könnte aber auch eine Vermeidungsstrategie sein  ::)).

Übrigens: Wenn du so sehr an deinem Stil zweifelst, dann stell doch mal eine Probe in der Schreibwerkstatt ein. Dadurch bin ich überhaupt erst auf den grünen Zweig gekommen.

Sipres

Hab derzeit drei große Projekte am Laufen, aber mein Zweifel ist leider übergesprungen. Das mit der Leseprobe werde ich am Montag mal machen, wenn ich die Zeit dafür habe. Jetzt am Wochenende sehe ich mein Schatzi das erste Mal seit zwei Wochen. Da wird das Schreiben hinten angestellt.

Entropy

#628
Ich finde, das hast du sehr treffend formuliert, Mieze. Selbst wenn du zurückblickst und eher wenig für gelungen hälst, ist es besser als überhaupt nicht geschrieben zu haben. Mich würde eine bloße Statistik auch demotivieren, deswegen sind meine Einschätzungen nach Gefühl. Natürlich sind Zahlen wichtig um sein Arbeitstempo im Blick zu behalten, aber man sollte sich nicht ausschließlich an ihnen orientieren, da Misserfolge oder hohe Erwartungen sonst schnell zu Zweifeln und Demotivation führen können. Ich habe im Resumee dieses Monats sehr wenig geschrieben. Das hat mich zwischenzeitlich enorm demotiviert, aber wenn ich zurückblicke, habe ich trotzdem auf gedanklicher Ebene an meinen Projekten weitergearbeitet. Ich habe die Welten und die Charaktere weiterentwickelt, einige wichtige Entscheidungen getroffen und alte Ideen aus 2013 sortiert und umgewandelt. Keine dieser Ideen ist schlecht. Sie sind verbesserungswürdig und ich musste erkennen, dass sie noch nicht funktionieren.

Ich denke auch, dass der Spaß an erster Stelle stehen sollte. Wenn man bei einem Projekt überhaupt nicht mehr weiterkommt und es einem keinen Spaß mehr macht, daran zu arbeiten, dann sollte man sich eine Auszeit nehmen und an etwas anderem arbeiten. Es hilft wenig das Schreiben zu erzwingen. Dann ist man automatisch unzufriedener damit. Vielleicht gibt es genau zu diesem Zeitpunkt eine andere Idee, an der man gerade wahnsinnig gerne weiterschreiben würde. Und nach einigen Tagen oder Wochen hat man das alte Projekt ein bisschen überdacht und kann es wieder anpacken. Deswegen wechsele ich meine Projekte sehr häufig. Ich habe erkannt, dass ich nicht zu den Menschen gehöre, die kontinuierlich an einer einzigen Sache arbeiten können, bis diese abgeschlossen ist. Aus diesem Grund dauert es logischerweise länger, bis ein Projekt zum Abschluss gebracht wird. Aber ich verliere nicht die Hoffnung daran, dass ich es irgendwann schaffe. ;D


Fafharad

Zitat von: EntropyEs hilft wenig das Schreiben zu erzwingen. Dann ist man automatisch unzufriedener damit.
Hierzu stelle ich die Gegenthese auf, dass Schreiben unter Zwang durchaus förderlich für Kreativität und Effektivität sein kann - und dadurch im Endeffekt auch wieder Spaß bereitet. Beim Schreiben unter Druck lasse ich mich deutlich weniger ablenken - auch nicht von Selbstzweifeln. Ich habe einen konkreten Grund zu schreiben, also bin ich motivierter. In dieser Situation befindet man sich automatisch, wenn man auf eine Deadline hinschreibt.
Aber ich glaube, diesen Druck von außen meintest du gar nicht, sondern das verbissenene Ankämpfen gegen den inneren Schweinehund. Der ist manchmal einfach stärker, und dann sollte man ihm ruhig ein bisschen Auslauf gönnen. Zum Beispiel Hausarbeit, frische Luft, eine Runde Bejeweled oder ein paar Beiträge im Tintenzirkel schreiben  ;).

@Sipres : Wenn du einen Text in der Schreibwerkstatt hast, schaue ich ihn mir auf jeden Fall mal an. Schick mir gerne ein PM, wenn es soweit ist.