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NO-GO's - Was nicht (mehr) in einen guten Roman gehört

Begonnen von Debbie, 05. März 2012, 15:30:29

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Alana

#30
@Melenis: Wenn wir nur über das schreiben dürften, was wir selbst erlebt oder worin wir einen Hochschulabschluss haben, dann wären die Regale leer. Aber ich stimme dir insofern zu, als ich eine umfassende Recherche bei solchen Themen sehr wichtig finde.

@Das Spektrum: Ja, das Ich liebe dich. Ich finde, das wird wirklich inflationär benutzt und viel zu schnell und viel zu oft gesagt/geschrieben. So oft, dass ich es weder in meinen Büchern noch in meinem Privatleben benutzen mag, weil es mir nicht mehr angemessen erscheint für das, was ich oder meine Charas fühlen.

@Robin White: Ich liebe ausführliche Enden. Ich kann es nicht leiden, wenn das Buch aufhört, ohne dass ich einfach alles über das Leben der Charaktere danach weiß. Ich fand Herr der Ringe nicht besonder spannend (ja schlagt mich) aber den wirklich ausgedehnten Schluss habe ich richtig genossen und ich war sehr glücklich, dass Peter Jackson den auch im Film umgesetzt hat.

Die seitenlangen Wiederholungen finde ich allerdings auch nervtötend. Ich finde es schon ein Unding, dass der Prota nochmal genau beschrieben werden muss. Herrjeh, die Leute sollen halt mit dem ersten Band anfangen, alles andere ergibt doch keinen Sinn! (Ausgenommen mal Krimireihen oder dergleichen, wo jeder Band alleine stehen kann)

Was ich auch gar nicht leiden mag, sind Mittelbände einer Trilogie, die nur zum aufpolstern dienen. Dann soll man lieber dazu stehen und einfach mal nur 2 Bände schreiben. (Ich weiß, dass das mit der Trilogie Marketinggründe hat, aber das rechtfertigt keine verlaberten zweiten Teile.)

Was die Klischees angeht: Ich finde es affig, dass nun überall Charaktere aus dem Boden schießen, die anders sind, nur damit sie anders sind. Sowas nervt mich. Damit kann ich mich genauso wenig identifizieren, wie mit klischeehaft angelegten leeren Hüllen. Irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit und ein gutes Klischee, ein bischen aufgepeppt, kann auch seinen Reiz haben.

Edit sagt noch: Die Ich-muss-für-althergebrachtes-unbedingt-einen-anderen-Begriff-erfinden-Krankheit. Sowas finde ich furchtbar verwirrend.

Und ich schließe mich Franziska an: Zu viel Action mag ich nicht. Bei den mittleren Bänden von Percy Jackson fand ich das störend und auch bei City of Ahes und folgenden wäre weniger mehr gewesen.
Alhambrana

Kati

ZitatDer liebe Zufall und seine Auswüchse mag ich auch überhaupt nicht. Ich habe meinen Plot in die Ecke gefahren und mein Prota sieht sich 1000 Gegnern gegenüber - was tun? Oh, zufälligerweise kommt genau in diesem Augenblick der rettende Drache angeflogen. Wie toll, ein Ausweg!
Ich muss über die diversen Nebenhandlungen mitverfolgen können, wie und wohin sich die einzelnen Figuren bewegen. Ist es absehbar, dass sie einander bald begegnen? Zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort? Kein Problem, solange es nicht an den Haaren herbeigezogen ist und nur zum Zweck dient, den Prota aus einer misslichen Lage zu befreien, aus der er selber nicht mehr herausgekommen wäre.

Das kommt drauf an, finde ich. Hast du noch nie jemanden in der Stadt getroffen, ganz zufällig? Ich schon und deshalb denke ich, dass auch zufällig jemand vorbeikommen kann, wenn der Prota in Schwierigkeiten ist. Aber dein Beispiel ist natürlich schon an den Haaren herbeigezogen. Man sollte den Zufall nicht übertreiben, aber kleine Dinge sind möglich.

ZitatUnd was den dämlichen Helden angeht: Sicherlich sind 100 Seiten übertrieben, aber davon ab ist es ein stilistisches Mittel. Der Autor macht etwas, was dem Leser ein Gefühl der Schlauheit gibt, in dem er eben so schreibt, dass der Leser die Befriedigung erfährt, schneller als der Held zu sein.

Nein, ich meine wirklich 100 Seiten.  ;) Ich finde es auch ganz gut, wenn ich als Leser etwas vielleicht ein Kapitel vorher weiß, was gemeint ist und der Prota noch nicht drauf kommt. Aber wenn alle Figuren einen Namen aus der griechischen Mythologie haben und von Anfang an ein kleines Kästchen suchen sollen und erst auf Seite 200 drauf kommen, dass eine Pandora die Kiste haben könnte... nee, da ärgere ich mich schon. Ist doch logisch.  ::)

Alana

#32
Zum dämlichen Helden: Über diese Taktik mit den Hinweisen habe ich kürzlich was gelesen und ich versuche mich auch darin. Aber es sollte natürlich nicht so rüberkommen, dass das den Helden dumm aussehen lässt, soetwas nervt mich nämlich auch immer. Das ist aber eine echte Gratwanderung, wie ich finde und auch schwer einzuschätzen, ob es gelungen ist. Da bin ich dann mal sehr gespannt auf meine Betas. Manche Dinge lassen sich ja auch damit erklären, dass der Prota es einfach nicht wahrhaben wollte.
Alhambrana

Rosentinte

Zitat von: Robin White am 05. März 2012, 19:42:36
Spontan fällt mir weiters noch ein, dass ich überzogene Enden ermüdend finde. Soll heißen, dass nach einem eigentlichen schon ausreichenden Schlusspunkt noch weitergeschrieben wird. Ich habe schon öfters Bücher erwischt, in denen die letzten 50 Seiten weg gelassen werden hätten könnten, und es hätte dennoch alles Sinn ergeben, ohne den kleinsten Kratzer an der Logik.
Hier muss ich Robin White zustimmen. Wobei es da auch solche und solche Autoren gibt. Was mir gerade einfällt, ist Christopher Paolini: Der letzte Eragon-Band. Nachdem der böse König furchtbar schnell erledigt war (und vier ganze Bände lang hieß es immer, er wäre ja ach so unbesiegbar  :hmhm?:) gibt es noch 50-80 Seiten (ich habe das Buch leider nicht zur Hand), wo gelabert und gelabert und gelabert wird. Ich habe wirklich überlegt, ob ich jetzt abbrechen soll, nachdem ich mich schon durch die restlichen Seiten gequält hatte.

Was ich besonders hasse (und das ist auch der einzige Grund, aus dem ich Bücher abbreche), sind dumme Helden. Aber so dumm-dämliche Helden, die von einer Katastrophe in die nächste stolpern und keine einzige Hilfe, die ihnen angeboten wird, annehmen. Die bringen sich selbst über den Abgrund und wundern sich dann noch darüber, wie schlecht es ihnen geht! Solche Bücher ärgern mich wirklich. Das sind dann meistens Gesellschaftskritiken, die ach so hoch gelobt werden. Ich finde die einfach nur schlecht (ein Beispiel: Les petits enfants du siècle. Das habe ich im Französisch-Unterricht gelesen und genau aufgrund dieser Tatsache gehasst).
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

Shirayuki

@Rosentine: Ich hab Eragon gerade zur Hand, weil ich mich erst die letzten Tage durch das Ende des letzten Bandes gekämpft habe: Galbatorix Tod ist eigentlich mit Seite 829 abgeschlossen, das ganze Buch hat aber 960 Seiten ;D Und die letzten davon durchzubekommen war echt hart, aber ich finde das war es wert ;)

Rosentinte

Zitat von: Shirayuki am 05. März 2012, 22:09:23
@Rosentine: Ich hab Eragon gerade zur Hand, weil ich mich erst die letzten Tage durch das Ende des letzten Bandes gekämpft habe: Galbatorix Tod ist eigentlich mit Seite 829 abgeschlossen, das ganze Buch hat aber 960 Seiten ;D Und die letzten davon durchzubekommen war echt hart, aber ich finde das war es wert ;)
Ah, danke. Ja, am Ende war es das wert. Aber mir war das ganze Buch viel zu ausführlich. Da hätte man eine Menge wegstreichen können. Aber das ist ein anderes Thema.
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

Luna

#36
Zitat von: Erdbeere am 05. März 2012, 18:16:35
Vampire (besonders die Lover-Typen, wenn möglich glitzernd erhältlich und bitte schön laaaahm und verweichlicht), Werwölfe und Elfen. Geht.gar.nicht. Schmachtschinken für Teeniemädchen. Geht.gar.nicht.
Das kann ich so unterschreiben.
Was ich auch gräuslich finde, sind solche Storys à la: junge Frau begegnet geheimnisvollem, mysteriösen, undurchschaubaren, zwielichtigen Mann, trotzdem muskulös, gutaussehend und auf eine Weise anziehend... sie verlieben sich ... er ist/wird ein Weichspüler.

Bücher, die solche oder so ähnliche Cover haben: Gesichter von sich anschmachtendem Mann und Frau im Profil, die nur wenige Zentimeter von einem Kuss entfernt sind :gähn:; Mann und Frau in zärtlichen oder romantischen Posen, der Mann womöglich noch oberkörperfrei und mit mystischen Zeichen tätowiert. Da lese ich noch nicht mal den Klappentext.

Ansonsten mag ich es nicht (weder im Buch noch im Film), wenn Frauen ständig von einem starken Helden gerettet werden müssen.


Melenis

Zitat von: Luna am 05. März 2012, 22:18:07
Das kann ich so unterschreiben.
Was ich auch gräuslich finde, sind solche Storys à la: junge Frau begegnet geheimnisvollem, mysteriösen, undurchschaubaren, zwielichtigen Mann, trotzdem muskulös, gutaussehend und auf eine Weise anziehend... sie verlieben sich ... er ist/wird ein Weichspüler.

Oh, ja, das ist wirklich schlimm! Und leider begegnet das einem so häufig... ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, warum es so viele Autoren reizt, über so einen Typen zu schreiben... ein, zwei Kapitel ist er noch der Verschwiegene, noch einigermaßen interessant, danach labert der wie ein Wasserfall und hat sich um 180% verändert. Aber ich vergaß: er hat sich unsterblich verliebt  :-* Das erklärt natürlich, warum er plötzlich ein ganz anderer Mensch geworden ist... büüüärg.

Grüßle

Felsenkatze

Da das mehr ein allgemeines Romanbashing ist, als dass wir selbst was zum Schreiben lernen, habe ich das hier mal in den Tintenzirkel verschoben. ;)

Fröhliches Weitermachen!

Alessa

Im Urlaub bin ich auf etwas gestoßen, worüber ich mir so eigentlich noch nicht wirklich Gedanken gemacht habe. Ich habe mich da durch 3 Bücher gelesen, zwei waren Fantasy-Romane und einer ein Thriller. Aber als ich den Dritten dann zur Hand genommen habe und die Helden dann wieder Waisen/Halbwaisen waren, hatte ich echt die Nase voll.

Ich weiß ja, das man im Roman nicht das Übliche beschreiben soll, allerdings ist der Tod eines Elternteils gar nicht mal so abwägig. Meine Tochter ist eine Halbwaise und sie meinte letztens zu mir, dass sie es schrecklich findet, weil ich in meinem aktuellen Projekt meine Prota ebenfalls zur Halbwaise gemacht habe. Sie kann soetwas überhaupt nicht leiden und legt solche Bücher pro Forma aus der Hand.

Jetzt habe ich mich hingesetzt und einmal überschlagen, in welchen Romanen das so ist und ich muss sagen mir ist (herzerfrischder Weise) nur Bella Swan eingefallen, deren Eltern 'nur' geschieden sind.

Ist es wirklich nötig, die Protas zu Waisen zu machen, damit sie zu einem Helden werden? Oder ist es der Versuch, dadurch den Charakter zu erkären, weil er anders ist als die der anderen?
Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass es mich im Urlaub angeödet hat und mich dazu gebracht hat, den dritten Roman aus der Hand zu legen.

Belle_Carys

Na da kam ja schon eine ganze Menge zusammen..

Was für mich gar nicht geht: unrunder Schreibstil. Ja, ich weiß, das ist Geschmackssache. Aber ich klappe ein Buch, das interessant klingt, irgendwo in der Mitte auf und lese ein zwei Seiten. Wenn ich in die Sprache nicht reinkomme, wandert es zurück ins Regal. Egal wie gut die Story ist / sein könnte.

Ständiges Liebesgeschmalze. Nein danke. Ich will etwas erzählt bekommen. Wenn ich eine Liebesgeschichte will, kauf ich mir nen Liebesroman. Was selten bis nie passiert. Also erspart mir das.

Bösewichte ohne Motivation. Ja, es gibt Figuren, wie Nolan's Joker in The Dark Knight, deren einziges Motiv die Schaffung von Chaos ist. Das Agieren völlig frei von und neben jeder Norm. Klappt aber nur selten. Wenn der Antagonist mal eben los geht und die Welt zerstöt, nur weil er morgens mit dem flaschen Bein zuerst aus dem Bett gestiegen ist oder wel seine Freundin mit ihm Schluss gemacht hat... kein Kommentar.

Charakterbeschreibungen vor einem Spiegel. "Sie strich sich ihr haselnussbraunes Haar hinter die Ohren und betrachtete sich eingehend. Eigentlich war sie ganz hübsch. Die kleinen Grübche, wenn sie lachte. Die gerade, zierliche Nase. Gut, ihre Augen hätten blauer sein können, aber dafür waren ihre Wimpern lang und voll. Auch ihre hohen Wangenknochen mochte sie gern. Sie warf sich ein Lächeln zu, fuhr sich nochmals durch das dichte Haar und verließ das Bad." ... bla bla blah. Die meisten von uns wissen doch wie wir aussehen. Kaum jemand macht morgends im Bad erstmal Bestandsaufnahme. Mag ja sein dass es Momente gibt, in denen wir uns mal einer gründlichen Gesichtskontrolle unterziehen, aber es muss doch andere Möglichkeiten geben, das Aussehen eines Charakters zu beschreiben als diese ständige Spiegelschau...

Gekünstelte Prophezeihungen und schlechte Lyrik. Ja, Lyrik ist schwierig. Nein, wenn man sie nicht beherrscht, muss man sie nicht in seinen Text einfügen, ein Prosatext kommt hervorragend ohne aus. Reim dich oder stirb war noch nie ne gute Lösung. Ähnliches gilt für Prophezeihungen. Die scheinen ja sehr in Mode zu sein. Wenn sie gut gemacht sind auch kein Thema. Oft sind sie es aber leider nicht.

Und noch was stilistisches das gar nicht geht: Der Hohlbein'sche Textbaukasten. Ich hab nix älteres von ihm gelesen, aber nach spätestens 100 Seiten wiederholen sich Dinge fast absatzweise. Ständig dieselben Formulierungen. (Klassiker: "Er / sie machte eine Geste"...) Da gibt es Sätze die mehrfach teilweise fast 1:1 wiederholt werden. Geht gar nicht. Ich hab ein einziges Buch von ihm gelesen (gute Plotidee, sagenhaft miserabel umgesetzt meiner Meinung nach), und die meiste Zeit musste ich mich über die Sprache aufregen. Mittlerweile ist mir das bei anderen Autoren auch schon aufgefallen. Natürlich wiederholen sich Formulierungen. Natürlich hat jeder seinen eigenen Stil, der bestimmte Satzkonstruktionen bevorzugt. Aber wenn ich das Gefühl habe: Moment, hab ich das nicht grad schon gelesen? dann ist irgendwas gehörig schief gelaufen.


Über Vampire, Mittelalteremanzen, schlechte Recherche, Plotlöchter und Logikkatastrophen rege ich mich an dieser Stelle einfach nich auf. Über Mary Sues und strahlende Helden in der Blechdose - äh goldenen Rüstung - ist ja auch schon alles gesagt.

So.  :darth: Jetzt hab ich genug gemeckert. 

Pestillenzia

Was mich neben vielen anderen Dingen, die bereits genannt wurden, nervt, ist der inflationäre Gebrauch von Cliffhangern. Ganz extrem fiel es mir auf bei Sebastian Fitzeks "Die Therapie" auf.
Fast kein Kapitel, das einen am Ende nicht in der Luft hängen ließ. Versteht mich nicht falsch, ich mag Cliffhanger - wenn sie richtig dosiert daherkommen. Sonst nerven sie nur noch.
Abgesehen davon ist "Die Therapie" für mich eine wahre Fundgrube von NoGos: platte Charaktere ohne Entwicklung; Stereotype; krude Wendungen; unnötig ausschweifende Beschreibungen alltäglicher Dinge; die ständige Betonung, wie grauenhaft, schrecklich, grauenhaft, schlimm, grauenhaft und furchtbar alles ist, ohne das dem Leser vor Augen zu führen. Erwähnte ich grauenhaft schon?

@ Belle Carys: du sprichst mir aus der Seele, was manche Holbeinsche Werke angeht. Textbausteine, die aneinander gereiht werden und Sätze, die sich nahezu wörtlich wiederholen. Grau-en-haft. (Fitzek hat auf meine Wortwahl abgefärbt.  :gähn:) Da merkt man meiner Meinung nach die Fließbandproduktion.

Logiklöcher und schlechte Recherchen finde ich auch sehr schlimm. Revolver, in die ein neues Magazin gesteckt wird; Käfer, die im Dezember über den Waldboden krabbeln (Dezember auf der Nordhalbkugel mit Frost, wohlgemerkt); Maschinenpistolen, die Maschinengewehr genannt werden. Grrrrr....  :happs:

Alana

Also für die dunklen Typen, die mysteriösen, muss ich jetzt mal eine Bresche schlagen. Ich mag sie immer noch, nach all den Jahren ;D, und ich schreibe auch gern darüber. Dass sie sich durch die Liebe zu jemandem in Teilen verändern, finde ich schon glaubwürdig. Aber was mich nervt, ist, dass sie sich dann eben oft in völlig weichgespülte Typen verwandeln, die keinem ein Haar krümmen und die plötzlich alle ihre Ziele fahren lassen, nur um der Liebe willen. Oder wenn in Wirklichkeit nur gute Absicht hinter allem steckt und die bösen Missetaten eigentlich tatsächlich gute Taten waren. Kann zwar auch funktionieren, ist aber doch mittlerweile recht ausgelutscht. Viel reizvoller finde ich, wenn so ein Mann wirklich was auf dem Kerbholz hat und sich auch damit auseinander setzen muss, dass diese Dinge eben Spuren hinterlassen und so möchte ich das auch schreiben. Ich finde allerdings, dass es eine ziemliche Gratwanderung ist.
Alhambrana

Belle_Carys

Zitat von: Alana am 06. März 2012, 09:27:02
Also für die dunklen Typen, die mysteriösen, muss ich jetzt mal eine Bresche schlagen. Ich mag sie immer noch, nach all den Jahren ;D, und ich schreibe auch gern darüber. ... ... ...  Viel reizvoller finde ich, wenn so ein Mann wirklich was auf dem Kerbholz hat und sich auch damit auseinander setzen muss, dass diese Dinge eben Spuren hinterlassen und so möchte ich das auch schreiben. Ich finde allerdings, dass es eine ziemliche Gratwanderung ist.


Mögen wir die dunklen Typen nicht fast alle? :) Ist ja auch nix gegen einzuwenden, aber wenn der Kerl mega-mysteriös eingeführt wurde, kann er nicht auf Seite 20 zum Schoßhündchen mutieren.
Und grade die Gratwanderung, wenn es um innere Konflikte geht, macht aus einem Charakter ja erst was er ist / sein könnte. Und da fallen viele dieser Pseudomysteriösgestalten leider durch.

Debbie

ZitatMögen wir die dunklen Typen nicht fast alle?

Naja, anscheinend sind sie doch noch sehr beliebt - bei mir zumindest ebenfalls  :wolke: Allerdings glaube ich, dass es inzwischen viele Frauen gibt, die sich entweder in ihrer Emanzipation von einem "harten" Kerl bedroht sehen, oder diesen Männertyp für bloße Erfindung halten, weil sie noch nie einem begegnet sind...  ;)

Ich mag sie gerne so richtig verkorkst  :snicker: - also in Büchern, in meinem Privatleben ziehe ich inzwischen die "geläuterte" Variante vor. Aber ein bisschen böse und ein bisschen mysteriös ist immer noch besser als 08/15. Ist ja schlimm genug, dass es inzwischen im echten Leben genug Männer gibt, die nicht einmal einen Ikea-Schrank zusammenbauen können  ::)  Über die muss ich ja nicht auch noch in Büchern lesen...

ZitatCharakterbeschreibungen vor einem Spiegel. "Sie strich sich ihr haselnussbraunes Haar hinter die Ohren und betrachtete sich eingehend. Eigentlich war sie ganz hübsch. Die kleinen Grübche, wenn sie lachte. Die gerade, zierliche Nase. Gut, ihre Augen hätten blauer sein können, aber dafür waren ihre Wimpern lang und voll. Auch ihre hohen Wangenknochen mochte sie gern. Sie warf sich ein Lächeln zu, fuhr sich nochmals durch das dichte Haar und verließ das Bad."

Autsch! Eine der schlechtesten Stellen bei Twilight... Diese Art von Beschreibung ist einfach nur bequem für den Autor. Über solche Stellen stolpere ich auch jedes Mal  :o

ZitatIst es wirklich nötig, die Protas zu Waisen zu machen, damit sie zu einem Helden werden? Oder ist es der Versuch, dadurch den Charakter zu erkären, weil er anders ist als die der anderen?

Schuldig im Sinne der Anklage! Bei mir haben einige Figuren keine Eltern mehr oder zumindest ein Elternteil verloren - die Figuren sind aber alle erwachsen, trotzdem haben zwei davon Eltern/Vater als Kinder verloren.  :hmmm:
Ich denke, dass es bei Erwachsenen schon eine recht gute Chance gibt, dass zumindest ein Elternteil nicht mehr lebt, und natürlich prägt der Tod eines Elternteils einen Menschen besonders stark - das Gefühl für "Zuhause" ist einfach nicht mehr das Gleiche, nicht mehr so stark, etc.. Der Charakter hat nicht so eine starke Anbindung an seine "Welt", und ist eher bereit Risiken einzugehen, seine Heimat zu verlassen...
Wenn der Autor die Eltern allerdings nur sterben lässt, damit der Charakter interessant wird, oder er sich nicht die Mühe machen muss, darüber zu schreiben, ist es einfach nur armselig. Jeder Tod, auch die vergangenen Tode naher Verwandter, sollte plottechnisch bedingt sein und der Geschichte dienen - wie überhaupt alles, meiner Meinung nach  :omn:

Von Hohlbein fangen wir besser garnicht erst an - ich habe mich dummerweise durch "Anubis" gekämpft, weil ich einfach nicht glauben konnte, dass ein so vielversprechender Stoff und ein spannender Anfang in so einem Desaster enden können... Am liebsten hätte ich das Buch danach verbrannt  :happs: