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NO-GO's - Was nicht (mehr) in einen guten Roman gehört

Begonnen von Debbie, 05. März 2012, 15:30:29

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Debbie

Gestern las ich eine Rezension bei amazon, die mich zum Nachdenken gebracht hat.

Es ging um ein Fantasy-Buch, dessen Autorin ich aus einem anderen Forum kenne und welches ich auch selbst gelesen habe. Meiner Meinung nach war es ein kurzweiliges und interessantes Lesevergnügen - nicht super-innovativ, nicht preisverdächtig, nicht wirklich tiefsinnig, aber dennoch zumindest "durchschnittlich gut". Ich gebe zu, ich hab mir die Fortsetzung noch nicht gekauft und sie steht auch nicht auf meiner Wunschliste - was ich aber nicht ausschließen würde, wäre die Liste nicht sowieso schon so furchtbar lang  :gähn:

Jedenfalls gab es jetzt einige vernichtende Kritiken, die sich hauptsächlich - und dafür kann die Autorin ja nichts - auf mangelndes Korrektorat (renomierter Publikumsverlag!  :o) und Druckfehler, aber auch auf historische Unmöglichkeiten, bzw. "Unwahrscheinlichkeiten" bezogen. Natürlich gab es auch Kritik an den üblichen Verdächtigen, wie Charaktertiefe, Spannungsbogen, Atmosphäre, Plotaufbau, etc..

Ich gebe jetzt ehrlich zu, dass ich (beim Lesen) nicht auf historische Ungereimtheiten achte, solange nicht im 18. Jhdt. jemand ein Handy aus der Tasche zieht  :versteck: - als Autor sind mir solche Dinge wichtiger, aber als Leser...  :-\


Und weil ich es spannend fand, dass verschiedene Leser ganz verschiedene Schwerpunkte setzen, dachte ich, es wäre interessant verschiedene Meinungen dazu zu sammeln - auch als möglicher "Orientierungspunkt" für uns alle.


Ihr seid jetzt also herzlich eingeladen, euch mal so richtig Luft zu machen - Was wollt ihr in einem Roman nicht (mehr) sehen? Was sind für euch richtige Abtörner beim Lesen, und was lässt euren neuesten Erwerb direkt wieder in die Bücherbörse oder den Müll wandern?:nöö:


Edit: Ausführliche Antworten, Mehrfachnennungen und themenbezogene Diskussionen ausdrücklich erwünscht!  :snicker:


Michaela

Bei mir sind das definitiv Vampiere, Werwölfe, Dämonen und Engel in allen Varianten, wie sie gerade massenhaft in den Buchhandlungen zu kaufen sind.  :happs: Ich kanns nicht mehr lesen.

Außerdem scheinen im Moment viele Verlage und Autoren auf Trilogien abzufahren. Für den Autor ist das ja toll, aber als Leser ist es auf Dauer lähmend immer auf die Fortsetzungen warten zu müssen. Leider ist es mir dann auch noch oft so ergangen, das ich die besagten Fortsetzungen furchtbar fand.  :pfanne:


Aphelion

Also, für Fehler im eigenen Manuskript kann ein Autor sehr wohl etwas, wenn sie überhand nehmen. Wenn Fehler anfangen beim Lesen zu stören, sind es definitiv zu viele.

Aber super Diskussionsthema.  :jau: Mal noch ein paar andere Punkte:

Seitenlange Vorrede. Sei es ein Vorwort, sei es ein Prolog, der einfach nicht in die Puschen kommen will, seien es gewollt stimungserzeugende Beschreibungen über etliche Seiten hinweg. "Was bisher geschah" als Bestandteil des eigentlichen Buches ist auch ein No-Go.

Bei E-Books: Grauenvolle Formatierungen. Das ist für mich ein K.O.-Kriterium, denn ein bisschen Mühe erwarte ich als Leser schon.

In einem Asterix und Obelix-Film heißt es so schön: "Er sieht mich an, ich sehe ihn an - wir sehen uns an." Als Situationskomik ist das okay, in einer ernst gemeinten Szene hat so etwas aber nichts zu suchen. Trotzdem treiben es viele Liebesromane (mit oder ohne Fantasy, ganz egal) damit wirklich auf die Spitze.

Recherche-Faulheit, die mit einem Mindestmaß an Allgemeinwissen bereits auffällt.

Emanzen und Hyper-Individualismen in Historischen Romanen (am besten im Mittelalter angesiedelt  ::) ) gehören auch meistens zu Recherche-Faulheit.
Wenn ich etwas kopiertes lesen will, suche ich eine gewisse Doktorarbeit heraus.

Umgekehrt ist es aber auch ein No-Go, als Autor wirklich alles einbauen zu wollen, was man weiß. Das gilt auch für die eigene Fantasy-Welt. Manche Sachen langweilen den Leser einfach nur, solange er (noch) nicht 100%ig Feuer und Flamme für diese Welt ist. Und werfen beim Lesen oft auch Steine in den Weg.

Logikfehler. Kleinigkeiten kann man tolerieren, aber auch nicht, wenn sie sich ansammeln.

Trilogien, die nicht einmal für einen Band genug Stoff hätten. Aber Trilogie klingt halt besser (oder was? ;)).

Geschwollenes Gefasel und Sätze ohne Ende, dafür aber mit möglichst vielen Windungen.

Und ich hör jetzt erstmal auf.   :D

Ryadne

Da gibt es schon ein paar Aspekte, die mich sehr stören können, auch wenn die noch nicht dazu geführt haben, dass ich einen Roman nicht zu Ende gelesen habe. Und es gibt natürlich immer mal Romane, in denen mich das auch weniger stört als in anderen.

Was ich beispielsweise nicht mag, ist, wenn alle paar Seiten ein neues Monster oder ganz allgemein, eine neue Spezies auftaucht. Ist ja schön zu sehen, welche Artenvielfalt sich der Autor vorstellen kann, aber wenn es der Handlung nicht zuträglich ist, dann soll man auch nicht alle paar Seiten das ultimative Monster durch einen noch unbezwingbareren Gegner ersetzen!

Daran anknüpfend - es stört mich sehr, wenn eine eigentlich vielversprechende Reihe jedes Mal wieder die selbe Handlung beinhaltet! Zwei Beispiele hierfür sind Hohlbeins Chronik der Unsterblichen und Mary Hoffmanns Stravaganza-Reihe. Beide habe ich unglaublich gerne gelesen - ersters, weil Andrej und Abu Dun einfach super sind, zweiteres, weil die Autorin es drauf hat, fesselnd und anschaulich zu schreiben. Aber es ist wirklich in jedem Buch die selbe Handlung! Gut, bei der Chronik gibt es ein paar Ausnahmen, aber so ab Band 5 hat sich da auch nicht mehr viel getan. Das finde ich so ärgerlich, insbesondere dann, wenn auch keine Weiterentwicklung vorkommt. Bei Stravaganza entwickelt sich zumindest die Gesamthandlung weiter, was man bei der Chronik nicht sagen kann.

Was mir auch nicht so passt, ist, wenn ein Held zu Anfang seine gesamte Familie verliert, trauert - und dann 100 Seiten später schon wieder eine Geliebte hat. Also, ich mag ja nun wirklich nicht die Romantik in Person sein, aber sowas finde ich echt nicht in Ordnung  :nöö:

Wo ich eben die Chronik der Unsterblichen genannt habe - mir passt es auch nicht , wenn ein Autor seine Handlung in einer realen Stadt ansiedelt, die er überhaupt nicht kennt. Es muss nicht mal unbedingt sein, dass ich sie selber kenne, aber wenn Wolfgang Hohlbein schon seine Story in Cadiz ansetzt, dann will ich auch ein Gefühl von der Stadt bekommen! Und nicht nur hören "es gibt eine Mauer, es gibt einen Hafen blabla". Sowas stört mich mehr als historische Ungereimtheiten.

Aber ausführliche Beschreibungen können auch zu viel des Guten sein, gerade bei Kämpfen (Saga vom Dunkelelf) oder Schiffsfahrten (Hennens Elfen-Reihe).

Allerdings, die genannten Beispiele sind alle Romane und Reihen, die ich sehr schätze und daran wird denke ich schon ersichtlich, dass das zwar Aspekte sind, die mir wenig gefallen, aber die doch ganz gut ausgeglichen werden können durch andere. Weg lege ich ein Buch eh selten und wenn doch, dann ist das häufig auf die Verwendung technischer Begriffe zurückzuführen, für die mir einfach das Know-How fehlt - so geschehen bei Otherland und den Drachenreiter-Büchern von Gordron R. Dickson. Aber das ist nichts, was mich stört in dem Sinne, dass ich es nicht dahaben wollte - es ist nur wirklich so, dass ich da einfach den Durchblick verliere und ich deshalb für mich entschieden habe, dass das bis auf weiteres nicht meins ist.

Oh, wo ich gerade Michaelas neuen Beitrag lese - inzwischen ist es für mich durchaus auch ein Grund, ein Buch nicht zu lesen, wenn es der Anfang einer endlosen oder zumindest langen Reihe ist. Da gibt es einfach zu viele, die ich noch beenden will, alsdass ich noch viele weitere beginnen wollte. Und wenn ein Buchrücken stark auf Romantik abzielt, werde ich dem Roman meist auch andere vorziehen. Ausnahmen (z.B. beim süß-lustigen Roman Alica, bei dem sich die Buchrückenromantik eh als Marketingsstrategie rausgestellt hat) bestätigen aber die Regel.

HauntingWitch

Bei mir sieht das recht einfach aus. Was ich hasse wie die Pest:

Offensichtliche Logikfehler. Es gibt Dinge, die einfach nicht sein können. Da braucht es meiner Meinung nach mindestens eine plausible Erklärung innerhalb dieser Welt. Natürlich kann man sagen, dass eine Welt einfach so funktioniert und ich muss auch nicht jede hinterletzte Detailfrage aufgelöst bekommen. Aber ich muss wissen, dass die Gesetze der Welt so sind wie sie sind, es muss für mich klar und nachvollziehbar werden. Sonst: Durchgefallen. Was ich daher bei Urban Fantasy nicht mag, sind Dinge... also ich habe mal ein Buch gelesen, ich muss anbringen, ich bewundere diesen Autor (Guillermo del Toro). Aber da fragte ich mich ernsthaft, wie einer mit auf dem Rücken gefesselten Händen über einen umgekippten Polizeiwagen hinweg flüchten, dem Bullen die Waffe abnehmen, in ausser Gefecht setzen und nebenbei noch vor dem Vampir im Hintergrund fliehen kann. Solche Dinge finde ich dann schon schlimm, da muss es schon jemand sein, von dem ich positiv vorbeeinflusst bin, damit ich noch was Weiteres von dem kaufe.

Giccolo-Vampire kann ich nicht ausstehen und Glitzervampire auch nicht. Vampire müssen keine Bestien sein, aber sie sind definitiv auch keine Menschen oder Superhelden! Und auf den Strassenstrich gehen um Geld zu verdienen (wie bei Tate Hallaway) brauchen sie erst recht nicht.

Dumme Protagonisten. Also da gibt es ja die ganze Bandbreite und für einen Comedy-Roman, zu dessen Zweckerfüllung es die Blödheit einer Figur braucht, finde ich das auch okay. Aber in ernst gemeinten Büchern sollten die Charaktere zumindest selber denken können und das Offensichtliche merken. Sonst fallen sie durch.

Das sind diese drei Sachen. Ich denke aber, dass gerade das Letzte auch sehr individuell ist, je nach Einstellung, Erfahrung und so weiter. Ein anderer Leser findet einen Prota, den ich als total dumm empfinde, vielleicht eher bemitleidenswert oder versteht ihn gar. Ich glaube es ist auch bei all deinen anderen genannten Beispielen, Debbie, so. Es gibt Leser, die mögen "leichte Kost", die nicht wahnsinnig in die Tiefe geht und einfach nur gute Unterhaltung ist. Quasi als Popcorn-Kino. Ich für meinen Teil kann Popcorn-Kino nicht ab, ich brauche immer eine Aussage, einen Subtext, eine gewisse Intensität. Es sei denn, es ist sehr, sehr gute Unterhaltung und da fängt es schon an.  ;)

Auch füllen wir beim Lesen fehlende Dinge (gerade bei Beschreibungen) zum Teil ja auch einfach gedanklich aus, wie wir es uns eben vorstellen. Das ist auch wieder bei jedem anders. Manche sind gerade deswegen froh, wenn ein Gesicht kaum beschrieben wird, andere haben Mühe, weil sich das Gesicht in ihrem Kopf dann dauernd verändert.

Alles in allem glaube ich also, man kann gar nicht allgemein ein absolutes "No Go" definieren, weil es für jeden etwas Anderes ist. (Wobei das glaube ich auch nicht direkt die Absicht des Threads ist, oder? Du schreibst ja von Meinungen?  ;))

Maja

Ich führe das nicht zusammen, weil sich in sechs Jahren das Fantasytum sehr geändert hat, aber ich verlinke hier mal eine ähnliche Diskussion, die wir 2006 hatten: http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,1255.0.html
Interessant, dass von den damals angesprochenen Sachen eigentlich alles inzwischen vom Fenster weg ist.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Debbie

@Maja: Oh, und ich hab extra die Suchfunktion bemüht...  :versteck: "Abgedroschen" wäre echt noch einen Versuch wert gewesen... Danke auf jeden Fall für den Link, muss ich mir gleich auch mal ansehen!

@Witch: Klar ist die Leser-Wahrnehmung subjektiv; das soll hier wirklich nur eine "Ansammlung" von individuellen Meinungen werden, wo jeder so richtig schön vom Leder ziehen kann  :darth:


Mich stören auch immer wieder ein paar Dinge beim Lesen, die da wären:

- ewig lange Beschreibungen - das macht mich wahnsinnig.  :brüll: Wenn paragraphen- oder seitenlang Räume, oder noch schlimmer, Bäume, Pflanzen, usw. beschrieben werden... Etwas das mein Lesevergnügen z. B. bei HdR sehr getrübt hat. Ich neige zum "Skippen", aber es ist mit der Zeit einfach mühselig, immer wieder die Stellen zu suchen, wo es endlich weitergeht.

- der 100. Roman zu einem ausgelutschten Thema (z.B. Vampire-Lovestory!) - vielleicht sogar noch nach dem gleichen Schema, mit ähnlichen Protagonisten, ähnlichem Plotaufbau, etc.. Das widert mich echt an, wenn Autoren keine eigenen Ideen haben und einfach nur auf dem Ruhm anderer nach oben wollen  :hand:

- "geschwollene" Sprache und blumige Formulierungen - sind für mich ein Grund, ein Buch sofort, oder nach Sichtung des Endes, wieder zu verscheuern oder zu verschenken. Ich will mit den Figuren fühlen, lachen, weinen und mitfiebern; nicht die Sprachgewandtheit des Autors bewundern, der bei jedem neuen Paragraphen und bei jeder neuen Beschreibung erneut versucht sich selbst zu übertreffen  ::)

- Die Super-Emanze - kann alles, schafft alles, braucht niemanden - wie unrealistisch ist das denn?? Wenn ich ein Buch über Superwoman lesen wollte, kann ich mir ja genau das kaufen...

- Charaktere die alle gleich klingen - ohne das irgendjemand eine eigene Persönlichkeit entwickelt. Wenn die Dialoge verschiedener Personen austauschbar sind, ohne das es auffällt, wird's komisch.

- Charaktere ohne Vergangenheit - Verwandte, Freunde, verflossene Lieben existieren alle nur theoretisch. Ein Grund warum ich wahrscheinlich nicht sonderlich zugänglich für den klassischen Detektiv-Roman bin  :wart:

- Überbemühung des Autors - egal ob es um Innovation, fremde Sprachen, ungewöhnliche Namenswahl, etc. geht, es nervt mich jedesmal gewaltig  :wums: Auch gekünstelte Sprache, die besonders "alt" oder "vornehm" wirken soll, und in Wahrheit nur klingt wie eine Straßennutte, die versucht eine Lady zu sein.

- Bequeme Lösungen - die dem ursprünglichen Konzept der Geschichte widersprechen oder garnichts damit zu tun haben, und die (bei Mehrteilern) vielleicht schon in einem vorherigen Band gute Dienste geleistet, aber leider den Plot zerstört hätten.

Das sind im Moment die schlimmsten Sünden, die mir einfallen und sich negativ auf mein Lesevergnügen auswirken...

Kati

Zitataber auch auf historische Unmöglichkeiten, bzw. "Unwahrscheinlichkeiten" bezogen.

Das geht für mich gar nicht, wenn es auffällig ist. Eine Kleinigkeit finde ich nicht schlimm, aber, wenn es sich häuft und man wirklich merkt, dass da nicht richtig recherchiert wurde, oder, dass darauf gar keinen Wert gelegt wurde, werde ich sauer. Besonders, wenn die Zeit für die Geschichte wirklich wichtig ist. Ich lese gerade einen Zeitreiseroman und die Prota war bereits in den 60ern und ist jetzt im Mittelalter und beide Male fühle ich mich mit Klischees beworfen. Beim Mittelalter ist es besonders schlimm. Natürlich, eigentlich ist das ein lustiger Roman für junge Teens, aber ich finde es trotzdem wichtig die Zeit gut darzustellen und nicht einfach irgendwelche Klischees zusammenzuschmeißen (nach dem Motto: Dreckige blöde Menschen, Hütten im Wald, komisches Essen...) und es damit gut sein zu lassen. Zeitreiseromane leben doch von den besuchten Zeiten.  :) Ich habe auch schon ein Buch gelesen, dass im neunzehnten Jahrhundert spielen sollte, wovon man aber nichts gemerkt hat. Man hätte anstatt 1880 auch einfach 2012 drüber schreiben können und nichts hätte geändert werden müssen.  :d'oh:

Dazu passt dann auch die Superfrau, die bereits im Mittelalter alles darf und alles kann und sich von Männern nichts sagen lässt und ihr eigenes Leben führt. Weil es das damals auch gab, nech?  ::) Ich habe nichts dagegen, wenn eine mittelalterliche Frau darüber nachdenkt, ob es nicht noch mehr für sie geben könnte, aber ich mag es nicht, wenn sie das dann auch gegen alle Regeln der Gesellschaft umsetzt. Ich denke mal, man hätte so eine Frau aufgehalten und nicht einfach blöde zugeguckt und ich denke auch, dass eine Frau, die in diese Gesellschaft reingeboren ist und von klein auf nichts anderes gelernt hat, auch nicht einfach losgeht und sich benimmt wie eine moderne Frau von heute.

Was für mich auch nicht geht, sind begriffsstutzige Helden, die immer noch nicht drauf kommen, wenn der Leser es seit hundert Seiten bereits weiß.

Franziska

ich habe auch mal den alten Thread gelesen, wie dort schon gesagt, Klischees sind nicht immer schlecht. Viele erfolgreiche Bücher greifen auf Klischees zurück, ich tue es auch, es kommt nur darauf an, was man daraus macht.

Was mich persönlich beim Lesen stört:
Flache Charaktere und inkonsistente Charaktere. Im ersten Band war er noch so, im zweiten scheint es ein anderer Mensch zu sein und was er erlebt hat, hat gar keine Auswirkung auf sein Handeln. Oder wenn ich das Gefühl habe, der Plot bestimmt die Charaktere, es sollte doch umgekehrt sein.

Wenn mir als Leser gleich alles erklärt und nicht gezeigt wird. Ich habe zum Beispiel spaßeshalber ein paar Romantasy-Leseproben gelesen, in allen fing es so an, dass erstmal erklärt wurde, wer die Heldin ist, wie sie in die Situation gekommen ist, in der sie eben gerade ist, und was sie für eine Vergangenheit hat, und was jetzt ihre Aufgabe ist. Damit weiß ich also genau, was mich beim Lesen erwartet. Es scheint schon so eine Art Konventin zu sein, die die Leser in dem Bereich erwarten. Mich langweilt es aber, wenn mir gleich alles verraten wird und dann auch noch auf eine Art, bei der sich der Autor keine Mühe gibt.

Wenn die Helden und Dialoge einfach nicht realistisch wirken. Man denkt, sowas würde doch in echt niemand sagen.

Endlose Beschreibungen ohne erkennbaren Sinn.

Zu viel Dramatik, die zu unfreiwilliger Komik wird.

Zu viel Action ohne Pause

Zu rasche Enden. Lese ich immer wieder. Man hat das Gefühl, der Autor hatte Termindruck. Ich will nicht sagen, dass mir das nicht passieren könnte, aber ein schlechtes Ende kann ein an sich gutes Buch kaputt machen.

Langweilige Charaktere und Plot. Wenn mich auf den ersten Seiten nichts fesselt, nichts einen Grund liefert, weiter zu lesen, lege ich das Buch weg.

Arcor

Zitat von: Debbie am 05. März 2012, 16:49:36
- ewig lange Beschreibungen - das macht mich wahnsinnig.  :brüll: Wenn paragraphen- oder seitenlang Räume, oder noch schlimmer, Bäume, Pflanzen, usw. beschrieben werden... Etwas das mein Lesevergnügen z. B. bei HdR sehr getrübt hat. Ich neige zum "Skippen", aber es ist mit der Zeit einfach mühselig, immer wieder die Stellen zu suchen, wo es endlich weitergeht.

- der 100. Roman zu einem ausgelutschten Thema (z.B. Vampire-Lovestory!) - vielleicht sogar noch nach dem gleichen Schema, mit ähnlichen Protagonisten, ähnlichem Plotaufbau, etc.. Das widert mich echt an, wenn Autoren keine eigenen Ideen haben und einfach nur auf dem Ruhm anderer nach oben wollen  :hand:

- Die Super-Emanze - kann alles, schafft alles, braucht niemanden - wie unrealistisch ist das denn?? Wenn ich ein Buch über Superwoman lesen wollte, kann ich mir ja genau das kaufen...

- Charaktere die alle gleich klingen - ohne das irgendjemand eine eigene Persönlichkeit entwickelt. Wenn die Dialoge verschiedener Personen austauschbar sind, ohne das es auffällt, wird's komisch.

- Charaktere ohne Vergangenheit - Verwandte, Freunde, verflossene Lieben existieren alle nur theoretisch. Ein Grund warum ich wahrscheinlich nicht sonderlich zugänglich für den klassischen Detektiv-Roman bin  :wart:

Die Punkte kann ich so unterschreiben, Debbie.  :) Wobei ich lange Beschreibungen in Ordnung finde, wenn sie relevant werden. Eine genaue Beschreibung eines besonderen Ortes (z.B. Minas Tirith) finde ich nicht schlimm, weil der Ort außergewöhnlich ist und da die Handlung längere Zeit spielt. Eine einseitige Beschreibung eines Flures, durch den die Protas laufen, ist natürlich völliger Stuss.
Und ich tue mich ehrlich gesagt mit gleichklingenden Charakteren mitunter sehr schwer. Ich finde es nicht leicht, sie anders reden zu lassen. Schwafeln tun sie ohnehin fast alle.  :versteck:

Aber die Super Emanze geht definitiv nicht, vor allem nicht im Mittelalter. In Fantasy-Romanen habe ich kein Problem mit absolut gleichbereitigten Frauen, die auch Kämpfen und wo das von der Gesellschaft akzeptiert ist, aber dieses "Ich kann alles"-Gehabe ist ein Brechmittel.

Überbemühung des Autors finde ich allerdings einen Diskussionspunkt. Ich habe kein Problem damit, wenn Fantasy-Autoren sich Namen ausdenken, die in einer erfundenen Sprache etwas bedeuten sollen. Das finde ich besser, als ihnen Bezeichnungen in ihrer eigenen Muttersprache zu geben. Und wenn im Roman in einer Sprache geredet wird, die vielleicht nur eine Figur versteht, können da bei mir auch ruhig erfundene Sätze stehen - eine Paraphrasierung fände ich da glaube ich langweilig.

Logikfehler sind natürlich ebenfalls tabu und leider doch sehr oft vorhanden.

Und was ich auch nicht mag (oder nur sehr selten), sind Helden oder auch Bösewichte, die einen super duper mega ausgeklügelten Plan haben, der so kompliziert ist und auf so vielen Variablen beruht, dass er eigentlich unmöglich funktionieren kann und es am Ende entgegen aller Logik und aller Wahrscheinlichkeit doch tut. Bösewichte mit weitreichender Macht und Kontrolle sind ok, aber Darth Sidious' Plan in Star Wars I-III war - sagen wir es mal zurückhaltend - hart an der Grenze dessen, was man als durchführbar abnimmt.
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Runaway

Ich kann mich nur anschließen, was die schlechte Recherche angeht. Da kriege ich ganz ganz schlimme Pickel ;) Ich lese und schreibe Psychothriller und habe mit dem Schreiben selbiger gewartet, bis ich Psychologie studiert habe. Erst da fühlte ich mich gut genug informiert, um diese Sachverhalte korrekt abzubilden.
Und ich erwarte und verlange einfach, daß andere Autoren auch recherchieren, denn irgendwo hab ich mal den schönen Satz gelesen: Ein Leser will ja vom Autor noch was lernen!
Aber in dem Bereich wird so oft Unfug erzählt oder es gibt Unschärfen oder sonstwas, wo ich selbst aus Erfahrung weiß: Mensch, lieber Autor, das herauszufinden hätte dich nur eine Viertelstunde gekostet...

Was ich auch üüüüberhaupt nicht haben kann: verschenktes Potenzial. Das hab ich jetzt schon öfter gehabt, zuletzt auch wieder in einem Psychothriller, der sich am Schluß mit dem Thema multiple Persönlichkeit auseinandergesetzt hat. War schon mein zweiter zum Thema. Und ich muß sagen, der erste war um Klassen besser, weil da der Autor das sich bietende Potenzial wirklich ausgeschöpft hatte - Wahnsinn, was man alles daraus machen kann, wenn mehrere Persönlichkeiten in einem Körper stecken! *Kopfkino* (und ich hab's auch selbst schon mal ausprobiert - daraus wurde eine meiner stärksten Figuren überhaupt!)
Nicht so jedoch in erwähntem zweitem Roman: Da wurde das am Ende als Randnotiz erwähnt. Es wurde nicht in der Handlung abgebildet. Man konnte als Leser nicht fühlen, was das wohl bedeutet. Und es war so SCHADE!!
Nee, sowas geht gar nicht. Verschenktes Potenzial regt mich auf. Anderes Beispiel: Twilight. Ich hab mir ja den ersten Film angeguckt, als der im Fernsehen kam, und dachte: Daraus hätte man eine Geschichte epischsten Ausmaßes machen können - Edwards Konflikt: Er will die Frau anknabbern, die er liebt - genial!
Und dann wurde daraus eine - ich sage es jetzt mal bewußt wertend - Teenieschmonzette... Mensch!! Verschenkt!!
(Meine Meinung.)

Aber das allerallerschlimmste: Bücher, die nur am Anfang gut sind. Auf der Länge, die, wie wir ja alle wissen, handelsüblich als Leseprobe gereicht wird.
Ich hatte es schon so oft, daß Bücher extrem gut gestartet sind, völlig mitreißend waren und kaum war Seite 40, 60 oder 80 rum, sackte das sowohl inhaltlich als auch sprachlich ab und fing sich meistens auch nie wieder.
Ent-setz-lich. Bei sowas möchte ich immer gleich das Buch zurückgeben...

Michaela

ZitatTwilight. Ich hab mir ja den ersten Film angeguckt, als der im Fernsehen kam, und dachte: Daraus hätte man eine Geschichte epischsten Ausmaßes machen können - Edwards Konflikt: Er will die Frau anknabbern, die er liebt - genial!
Und dann wurde daraus eine - ich sage es jetzt mal bewußt wertend - Teenieschmonzette... Mensch!! Verschenkt!!
(Meine Meinung.)

Und noch schlimmer ist, das es so viele noch triefendere Schmonzetten - Nachahmungen davon gibt.  :brüll:


Debbie

ZitatIm ersten Band war er noch so, im zweiten scheint es ein anderer Mensch zu sein und was er erlebt hat, hat gar keine Auswirkung auf sein Handeln

Aaah, da fällt mir doch glatt ein Kritikpunkt zu HP ein, den ich schon fast vergessen hätte... Harry's Entwicklung von Band 5 zu Band 6 fand ich tatsächlich etwas befremdlich. Sein "Leiden" über den Verlust seines Paten, der immerhin so etwas wie ein Ersatzvater war, fand ich sehr stiefmütterlich behandelt, und dadurch irgendwie "unrealistisch" und befremdlich.

ZitatÜberbemühung des Autors finde ich allerdings einen Diskussionspunkt.

Und wenn im Roman in einer Sprache geredet wird, die vielleicht nur eine Figur versteht, können da bei mir auch ruhig erfundene Sätze stehen - eine Paraphrasierung fände ich da glaube ich langweilig.

Oh ja, da könnten wir seeeeeehr lange drüber diskutieren, glaube ich  :wums:  ;)
Fremde Sprachen, die ja eine ganze Zeit lang als besonders "hip" und/oder besonders kreativ galten, bringen mich immer wieder zur Weißglut... Das darf bei mir nur Tolkien, und das auch nur, weil er Sprachwissenschaftler war  :omn:

Melenis

Also was ich überhaupt gar nicht leiden kann - also wirklich überhaupt überhaupt überhaupt gar nicht - und da würde ich ein Buch auch wirklich weglegen - sind Hauptfiguren, die Auftragskiller sind. Ehrlich, das geht bei mir einfach nicht. Selbstverständlich sind sie die besten in ihrem Fach, total gefühlskalt und eigentlich auch sonst 100% umsympathisch (und natürlich wunderschön mit eisblauen Augen). Wenn sich sowas schon anbannt, kriege ich 'ne Gänsehaut. Ich kann zu solchen Leuten einfach keine Sympathie aufbauen. Und da reicht es auch nicht aus, zu sagen, die Familie der Person wurde abgeschlachtet. Welcher normale Mensch würde dann sagen: Gut, dann bringe ich halt auch Leute um. Niemand, genau! Ein Mord am Mörder der Familie - okay - aber doch bitte nicht wahllos irgendwelche Menschen töten, das ist ja nicht mal logisch  :pfanne: Im schlimmsten Fall handelt es sich bei dieser Person auch noch um eine durchtrainierte, schlanke, seeeehr hübsche Frau. Da gruselt's mich richtig  :gähn:
Falls irgendjemand so eine Figur erschaffen hat: Das ist nicht persönlich gemeint, es ist einfach nur mein Geschmack  :-[

Womit ich auch ein Problem habe: "Böse" Charaktere, die eigentlich nicht böse sind. Paradebeispiel dafür ist Edward Cullen.  "Ich bin ja so böse, Bella - komm' mir nicht zu nahe!" Haha. Müdes Geschwätz. Der tötet doch nicht mal Menschen, sondern ernährt sich nur von Tieren - was ist daran gefährlich? In allen vier Bänden hat er ihr nicht ein Haar gekrümmt, und wenn ich mich richtig erinnere, stand er auch nicht einmal kurz davor. Labbertasche, dieser Edward!

So, bestimmt gibt's da noch viele Dinge, aber gerade fallen mir nicht mehr ein - viele Sachen, die ich auch so unterschreiben könnte, wurden auch bereits genannt.

Liebes Grüßle

Nayoni

#14
Interressantes Thema, danke für den Anstoß, Maja  :jau:

Zitat von: Kati am 05. März 2012, 16:58:52
Was für mich auch nicht geht, sind begriffsstutzige Helden, die immer noch nicht drauf kommen, wenn der Leser es seit hundert Seiten bereits weiß.

Ich kann mich Kati absolut anschließen, wenn es um begriffsstutzige Helden geht. Manchmal macht es einem der Autor sehr leicht, die Lösung eines Problems zu erraten, so dass es schwerfällt, zu glauben, der Held wüsste die Lösung immernoch nicht und man möchte dem Prota am liebsten eine - der hier recht beliebten, wie mir scheint - Bratpfanne über den Kopf ziehen. Ich rate gerne mit und finde versteckte Hinweise aus Lösungen herrlich, aber der Prota sollte bitte genauso gut wie ich raten können

Noch schlimmer allerdings: Charaktere ohne Ecken und Kanten. Auch der Prota darf mal an seiner Mission zweifeln, er darf auch arrogant sein, humorbefreit oder eine Schwäche für Alkohol haben. Eine Prota ohne Schwächen, ein strahlender Held, ist einfach nur langweilig.

Was die Recherchefehler angeht: wenn es nur kleinere sind, finde ich das als Leser nicht schlimm. Wenn es um das Mittelalter geht, möchte ich mich gefühlsmässig in eine andere Zeit versetzt fühlen, aber ob der Müller sein Mehl wirklich mit einem bestimmten Stein mahlt oder ob der Färber tatsächlich das Mittel XY benutzt hat, das ist mir als Leser ehrlich gesagt herzlich egal. Ich würde den Fehler sowieso nicht bemerken..

Logikfehler fallen mir nur dann wirklich unangenehm auf, wenn es um größere Dinge geht, um Schlüsselszenen, in denen zum Beispiel auf einmal ein Fabelwesen auftaucht, dass es vorher noch nicht gab und welches zufällig für die gleiche Sache kämpft und nun den Prota in letzter Minute rettet (Deus ex Machina Lösung). Ähnliches mit zufällig auftauchenden magischen Artefakten, todgeglaubten Freunden und finsteren Institutionen, die ganze Handlungen bewusst ausgelöst und manipuliert haben, um an ein bestimmtes Ziel zu gelangen, aber auf den ersten 200 Seiten nie genannt wurden.

Zitat von: Ryadne am 05. März 2012, 15:53:56
Was ich beispielsweise nicht mag, ist, wenn alle paar Seiten ein neues Monster oder ganz allgemein, eine neue Spezies auftaucht. Ist ja schön zu sehen, welche Artenvielfalt sich der Autor vorstellen kann, aber wenn es der Handlung nicht zuträglich ist, dann soll man auch nicht alle paar Seiten das ultimative Monster durch einen noch unbezwingbareren Gegner ersetzen!

Im Gegensatz zu Ryadne mag ich es gerne, wenn viele neue Spezies und neue Monster auftauchen - es sei denn, sie werden seitenlang beschrieben  ;) Das gehört für mich zu einer guten Fantasy-Welt dazu und ich lasse mich gerne von wilden Fantasie-Auswüchsen überraschen.

Was die Trilogien angeht: So gerne ich früher Reihen gelesen habe, so langsam mag ich sie nicht mehr. Vor allem wenn der Prota immer derselbe bleibt. Die Darkover Romane zum Beispiel sind genial, weil immer andere Protas im Mittelpunkt stehen, bei "Das Schwert der Wahrheit" hingegen muss ich nicht noch ein Band über die Liebe zwischen Richard und Kahlan lesen...  :no: Vielleicht gibt es wirklich Trends über NO GOs - in dem alten Thread von Maja werden ständig sprechende Katzen angesprochen, darauf wäre ich ja nie gekommen! Vielleicht gab es in dem Jahr zu viele Romane mit sprechenden Katzen und zur Zeit gibt es einfach zu viele Trilogien...