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Die "Marke Autor"

Begonnen von zDatze, 31. Mai 2011, 11:14:21

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zDatze

Die "Marke Autor" wird immer wieder in anderen Threads erwähnt und angeschnitten, aber es gibt noch keinen eigenen Thread dafür.

Bisher habe ich herausgelesen, dass der Autor in einem Genre als Marke aufgebaut wird. (Von der Argentur oder dem Verlag?) Wobei ich mich konkret frage, was genau diese Marke ausmacht. Dass der Leser den Namen des Autors kennt und das richtige Buch zuordnen kann? Ist man dann eine Marke? Oder wie wird das definiert?

Ich hoffe, meine Fragen sind nicht allzu doof. Ich bin neugierig und ein totaler Anfänger, was das Thema betrifft.

Zit

Ich bin genauso unbedarft, aber ich schätze mal, so eine "Marke" bildet sich in erster Linie im Genre ab. Anders kann ich mir nicht vorstellen, warum viele für verschiedene Genre verschiedene Pseudonyme nutzen. Innerhalb des Genre kommt es dann sicher auch auf Sprache/Stil und Themen an, die dann den Autor an sich ausmachen. Wobei ich nicht weiß, inwiefern das noch gilt, wenn der Autor eine Marke ist, so wie Eschbach. Die haben dann doch so eine Art Freifahrtschein und können wirklich das schreiben, was sie wollen, weil es sich so oder so verkauft wie geschnitten Brot. :hmmm:
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Erdbeere

In einem Artikel der ePublizisten geht es beim Stichwort "Autor als Marke" hauptsächlich um das Self Publishing. Der Artikel an sich ist interessant, aber mMn zu kurz und allgemein gehalten. Etwas mehr Details wären gut.

Immer wieder stosse ich auf Autoren, deren Namen mir geläufig sind, die ich aber niemals lesen würde. Wenn solch ein Autor ein neues Buch herausbringt, ist der Tenor in den einschlägigen Buchmagazinen immer der gleiche: "Ein neuer XY!" - gehört das bereits in die "Marke"? Wenn man ein beliebiges Buch von einem bestimmten Autor in die Hand nehmen kann und von dem auf die anderen Bücher schliessen kann? Bei Steven King z.B. funktioniert das wunderbar, jedenfalls für mich (obwohl ich seine Bücher lese).

Grey

Also, die "Marke Autor" ist natürlich zuerst mal der Name, und der wird von den Verlagen aufgebaut. Deswegen werden die auch immer mal wieder zickig, wenn es um die Verwendung von Pseudonymen geht, nach dem Motto "Das ist unser Autor!".
In sofern verständlich, wenn ein Verlag schon viel Geld und Energie ins Marketing gesteckt und einen Autorennamen mehr oder weniger groß gemacht hat - dann geht nämlich das Abwerben los, und die anderen Verlage wollen auch ein Stück vom Kuchen.

Zur "Marke Autor" gehört aber noch mehr - Autorenausstattung heißt das Zauberwort. Das bedeutet, dass Cover- und Titeldesign so gestaltet sind, dass die Bücher des Autors eine Linie fahren, so dass ein Buch in der Buchhandlung auf den ersten Blick zuzuordnen ist, selbst wenn die Titel für sich genommen unabhängig sind. Dan Brown ist dafür wohl das beste Beispiel, aber auch Sarah Lark (die als kleinen Bonus zusätzlich noch immer den kleinen Kiwi auf ihren Titeln sitzen hat) oder Simon Beckett bekommen für all ihre Bücher ein Cover nach demselben, bekannten Muster aufgedrückt. Terry Pratchett-Bücher erkennt man sofort (okay, nicht mehr mit der neuen Ausstattung, aber daran wird man sich gewöhnen), Tanja Heitmann hatte z.B. bisher immer die verschnörkelten Frauengesichter ...

Eine gute Autorenausstattung ist auf jeden Fall lohnenswert, weil es den Wiedererkennungswert steigert, und ein ganz wichtiger Bestandteil der "Marke Autor".

@Erdbeere
Ja, genau! Marke bedeutet halt, dass man mehr oder weniger weiß, worauf man sich einlässt, wenn man das Buch kauft - sowohl was Qualität, als auch was Thema und Stilrichtung betrifft. Soll dem Käufer eben auch die Entscheidung für das Buch möglichst leicht machen. ;)

zDatze

Oh, danke für die Antworten. :D

Dass das Cover auch zur Marke gehört, daran hab ich noch gar nicht gedacht. Auch wenn es so offensichtlich ist, wenn man erst einmal ins Regal schaut.

Stephen King ist ein ziemlich gutes Beispiel für die Marke Autor. Bei King weiß man wirklich immer, was man in der Hand hat.

Spinnenkind

Danke, Grey, für deinen interessanten Beitrag zu dem Thema.

Was die "Marke Autor" ausmacht, ist wirklich eine interessante Frage. Der Inhalt muss es gar nicht mal sein, finde ich, zumindest habe ich solche Erfahrungen gemacht. Oft ist es so, dass die Gestaltung des Buches mehr zur Marke beiträgt als der Inhalt der einzelnen Bücher (wenn man mal von Autoren wie Stephen King absieht, wobei seine neuesten Romane auch immer schräger werden). Um das Beispiel Simon Beckett aufzugreifen: Alle Bücher werden nach demselben Muster gestaltet, obwohl manche ja viel älter (und viel schlechter) sind als die anderen (ja, ich habe mich sehr darüber geärgert). Was also trägt hier mehr zur Marke des Autors bei, weswegen wird er gekauft? Wohl eher wegen des Designs und der Prämisse, die es beinhaltet.

Nuya

Ich habe schon so manches Buch gekauft, nur weil ich den Autor/die Autorin gern lese.
Meiner Meinung nach spielt aber Titelbild, Buchrücken und Schriftart eine Rolle.
Ich stimme auf jedenfall zu, dass der Gesamteindruck die Marke bildet. Bei Lieblingsautoren kann man allerdings wohl eher über "Markenschwäche" (wie zB ein scheußliches Cover) hinweg sehen.

Telas

Wäre es vielleicht auch denkbar, ein eigenes Logo zusammen mit dem Manuskript einzureichen, um den Wiedererkennungswert zu steigern, oder geht das im Verlagswesen zu weit? Ansonsten ist mir das mit dem Erscheinungsbild des Covers etc. schon aufgefallen, was ihr hier ansprecht. Mir geht es bei Ken Follett zum Beispiel so. Oft kann man schon an der Aufmachung des Buches erkennen, dass es von ihm stammt.
Ansonsten sehe ich vor allem Projektreihen als eigene Marke. Klassisches Beispiel natürlich: Harry Potter oder Twilight.

Erdbeere

Ich hab da hingehend wirklich keine Erfahrung, aber es kommt schon ziemlich dreist rüber, wenn man mit dem Manuskript gleich noch sein Logo mitreicht, welches der Verlag doch bitte-schön verwenden soll.  :snicker:

Mir fällt erst jetzt, wo ich so drüber nachdenke, auf, wie sehr das mit den Covern stimmt. Da werden nicht nur einzelne Reihen gleich gestaltet (alles andere halte ich da eh für Unfug), sondern auch Bücher eines Autors, die nichts miteinander zu tun haben. Wie schon erwähnt, einen Ken Follet, Steven King oder Sergej Lukianenko erkennt man schon von Weitem. Praktisch ist es ja schon, doch dann sieht mein Bücherregal ziemlich langweilig aus, finde ich.

Wie sehr kann ein Autor da mitbestimmen? Sitzt der neben dem Grafiker und darf sagen, was ihm nicht gefällt? Oder wird ihm ein Buchcover unter die Nase gehalten und er darf nur noch nicken?

Dealein

Ich glaube Grey schrieb mal, dass man nicht viel Mitspracherecht hat. Es wird zwar einem gezeigt, aber das ist es schon?

Ich glaube, ich würde sterben, wenn mir mein Cover garnicht gefallen würde . . . Wenn ich an die vielen furchtbaren Cover denke kriege ich Gänsehaut.

Schommes

@Dealein: Ich denke für das Cover gilt was auch sonst für Mitspracherechte des Autors hinsichtlich des Wie der Veröffentlichung gilt. Je etablierter der Autor ist, desto mehr darf er mitquatschen.
Mir hat man das Cover vorgelegt, während ich noch am Schreiben war. Mein erster Gedanke war: Wie können die das machen. Die kennen das Endprodukt doch noch gar nicht. Aber dann haben meine schriftstellerischen Schwangerschaftshormone die rosa Brille hervorgezogen und dann gefiel es mir ganz prima. Ich glaube, dass würde in der Situation jedem so gehen. Da musst Du Dir bestimmt keine Sorgen machen. Die Freude über die Veröffentlichung überwiegt (fast) alles.

Emeraldknight

@Erdbeere: Das kommt auf den Verlag drauf an. Ich habe bei meinem Buch während den Vertrags-Verhandlungen einen Cover-Vorschlag gemacht und da es den Herren gefallen hat, wurde es auch so genommen ... (Stämpfli Verlag)
Bei der Arcanum Heftromanreihe war es so, dass Arcanum einen Vorschlag gemacht hat und da mir das Cover gefallen hat, waren wir uns schnell einig.
Cheers
Emeraldknight

Grey

Es kommt auch ein bisschen auf die Größe des Verlages an, fürchte ich. Je größer, desto mehr wollen die bestimmen. ;)

Ich bin in meiner kurzen Autorenlaufbahn schon viel gebeutelt worden was Cover- und Titeländerungen angeht, und ich warte jetzt darauf, dass ich endlich berühmt genug bin, um mitreden zu dürfen. ;)
Andererseits ist es natürlich auch sehr spannend, wenn man seine Babys zu einem Profi-Stylisten gibt und sieht, wie er es zurechtmacht. Manches muss man halt erst sacken lassen, und manche Kompromisse sind nicht so leicht. Ich denke, wenn man laut genug jammert und vor allem gute Gegenvorschläge bringt, kann man auch als neuer Autor ein Vetorecht einklagen. Aber ich würde mir halt immer gut überlegen, wie laut ich nörgele, denn wie gesagt: Es sind Profis, die sich das ausdenken, und die haben Ahnung. Die sagen mir ja auch nicht, wie ich mein Buch schreiben soll. Sie vertrauen mir, ich vertraue ihnen, dass wir alle unser Bestes für das Buch geben. Und dann arrangiert man sich irgendwie.

Und Schommes hat schon recht, die Veröffentlichungs-Glückshormone pinseln schon alles irgendwie hübsch. ;)

Erdbeere

Also zusammengefasst heisst das: beim Klein-/Kleinstverlag darf man sich mit einbringen, beim Grossverlag heisst es, lass da lieber mal die Profis ran.

Ich hab vor ein paar Jahren mal intensiv in die Grafik- und Werbebranche reingeschnuppert und weiss mittlerweile auch, wie Marketing funktioniert, von daher weiss ich nicht, wie genau ich reagieren werde, wenn man meine Lieblinge zurechtstutzen und ihnen einen Stempel aufdrücken will (vorausgesetzt natürlich, dass ich jemals veröffentlicht werde). In letzter Zeit habe ich den Eindruck, dass die Cover einiger Neuerscheinungen besser und vor allem passender sind. Nehmen wir z.B. Bernd Perplies Magierdämmerung. Mir persönlich gefällt das Cover sehr gut und ich könnte mir ebenso gut vorstellen, meine Steampunk-Babies so verpackt zu sehen.
All die missratenen Romantasy-Cover, die alle gleich aussehen und bei mir nur ein Verdrehen der Augen hervorrufen, lasse ich jetzt mal aussen vor.

Ja, Schommes hat sicher recht - im Endeffekt ist man einfach nur sehr glücklich, dass man veröffentlicht wird. :vibes:

Felsenkatze

Zitat von: Erdbeere am 01. Juni 2011, 07:23:12
All die missratenen Romantasy-Cover, die alle gleich aussehen und bei mir nur ein Verdrehen der Augen hervorrufen, lasse ich jetzt mal aussen vor.

Ich denke aber, auch das gehört ein bisschen zur "Marke Autor". Nämlich, dass Bücher, die in eine ähnliche Richtung gehen, dann automatisch eine ähnliche Aufmachung erhalten. Immerhin ist es für einen Verlag sehr vorteilhaft, wenn er seine Bücher ähnlich präsentieren kann, wie ein sich-gut-verkaufender Autor in einem anderen (oder auch dem gleichen) Verlag. Weil der Leser dann zumindest schon mal zugreift.

Ich hatte Null Mitspracherecht bei meinem Cover, sonst hätte ich auch laut geschrieen. Aber inzwischen mag ich das Pink sogar ganz gerne. ;D Wie Schommes und Grey schon sagen: Schriftstellerische Schwangerschaftshormone. Beim Titel hat man mich gefragt, ob ich andere Vorschläge hätte, aber ihrer war so schön, dass ich da gar nicht reinreden wollte. Das war ein Großverlag, allerdings für Kinder- und Jugendbücher, ich kann mir vorstellen, dass die Verlage für das breitere Publikum vielleicht noch mehr reinreden.