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Trends und Übersättigung

Begonnen von Yukan, 25. Dezember 2012, 00:26:07

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Alessa

#15
Zitat
Es gibt viele, die sich für Fantasy interessieren und es lieber lesen, als die Bücher, die zur Zeit gut verkauft werden, ABER der Grund, warum viele kein Fantasy mehr lesen und weshalb Agenturen und Verlage denken, dass es nicht gefragt ist, ist die Tatsache, das die Leser gelangweilt sind. Es gibt eben nichts Neues mehr.
Auch auf die Gefahr hin, dass ich vielleicht einige Pfannen kassiere, aber was ist mit 'Neuem' gemeint?

Das Rad konnte auch nur einmal erfunden werden, auch wenn es jetzt in vielen Variationen vorhanden ist. In einem Krimi gibt es mindestens einen Mord und eine/n Polizisten/Polizistin die selbigen aufklären möchte.

Die Fantasywelt ist ebenfalls an gewisse Rahmenbedingungen geknüpft, denen nicht einfach so der Rücken gekehrt werden kann. Hobbits, Feen, Vampire, Drachen, Magie usw. gehören da hinein, wie 32 Karten zu einem Skatspiel. Nur die Variationen sind unterschiedlich und liegen an der Fantasy des Autors und dem Kartenspiel, das er versucht neu zu mischen.

Mit Herr der Ringe und Harry Potter sind Bestseller geschaffen worden, aber heißt das jetzt, dass jeder Fantasyroman, der ihnen folgt, schlechter sein muss, nur weil er ein ähnliches Thema hat? Oder ist es einfach nur die Erwartungshaltung der Verlage und des Lesers, jetzt da noch ein Sahnehäubchen oben auf zu bekommen?

Nur, weil ich einmal ein sagenhaftes Blatt beim Skatspiel hatte, höre ich doch deshalb nicht auf, wenn ich gerne Skat gespielt habe. Muss ich also aufhören, Fantasy zu schreiben, nur weil es Bestseller gab, die das Genre in den letzten Jahren geprägt haben? Nein, eher nicht. Ich lese und schreibe gerne Fantasy, das habe ich vor Harry Potter schon getan und werde es auch in Zukunft tun. Vielleicht auch, weil ich noch die Freiheit habe, das zu schreiben, wozu ich Lust verspüre.

Ich finde es nur schade, dass Verlage sich mehr darauf konzentrieren, angebliche Trends aus dem englischsprachigen Raum einzukaufen und diese dann als den neuen Bestseller zu präsentieren und auf die Weise den kompletten Markt mit englischen oder amerikanischen Autoren überschwemmen, statt in unserer Heimat zu schauen, die doch einst das Land der Dichter und Denker war.

Kein Wunder also, dass der Leser mit dem zehnten Aufguss von Twilight übersättigst ist und der Fantasy den Rücken kehrt - wobei auch hier Außnahmen die Regel bestätigen. Fans wird es noch geben, denke ich, aber ihre Zahl, bzw. ihre Kaufkraft erreichen eben halt nicht die Verkaufshits von HdR oder Harry Potter.

In den Verlagen muss ein Umdenken geschehen, denke ich. Ich gehe ja noch konform damit, dass man in Modedingen Trends setzen kann, aber ein Roman ist doch kein Minirock!  :darth:
Mir ist es ehrlich gesagt ein Rätsel, woher ein Verlag wissen will, das gerade beim Leser IN ist. Der Leser kann ein Buch doch erst beurteilen, wenn er es gelesen hat, früher doch wohl nicht!

Grey

#16
Zitat von: Lemonie am 25. Dezember 2012, 23:51:31
Umgekehrt gilt das aber nicht, weil der deutsche Markt im Vergleich einfach viel kleiner ist...

Na ja, aber ist das nicht erstmal egal? Es würde doch schon reichen, wenn das Buch auf dem deutschen Markt ein großer Erfolg wird. Aber auch das ist für deutsche Bücher enorm schwer, und das finde ich richtig, richtig schade.

@Yukan
Tatsächlich glaube ich nicht, dass man den Agenturen da so den schwarzen Peter zuschieben kann. Ich habe selbst zu oft erlebt, dass ein Agent oder eine Agentin einen Autoren vertreten hat, obwohl das Manuskript gerade eben nicht in den Markt passte, weil die Schreibe des Autoren so überzeugend war. Grundsätzlich hast du sicher nicht unrecht, immerhin haben Agenturen auch keine unbegrenzte Kapazität. Aber einen genialen Autoren lässt sich ein guter Agent auch nicht durch die Lappen gehen, selbst wenn der Markt gerade nicht der beste ist. Es ist also nicht alles ganz so schwarz. :) Wobei man sagen muss, die großen Publikumsverlage sind so gut wie ausnahmslos ebensolche Schisser, wie es hier beklagt wird. Aber eben nur so gut wie, und manchmal hat man Glück.;)

Yukan

Zitat von: Alessa am 26. Dezember 2012, 11:17:32

Mit Herr der Ringe und Harry Potter sind Bestseller geschaffen worden, aber heißt das jetzt, dass jeder Fantasyroman, der ihnen folgt, schlechter sein muss, nur weil er ein ähnliches Thema hat? Oder ist es einfach nur die Erwartungshaltung der Verlage und des Lesers, jetzt da noch ein Sahnehäubchen oben auf zu bekommen?


Ich sehe das auch so, aber leider sehen das die meisten Agenturen und Verlage anders. Für die ist der Markt einfach irgendwann übersättigt und so nehmen sie an, dass es beim Kunden nicht mehr ankommt und alles nachfolgende nur schlecht sein kann. Vielleicht nicht zwingend schlechter vom Schreiben her, aber schlechter vom Verkauf her. Und das ist, leider, das denken das Agenturen und Verlage haben müssen, um zu überleben. Obwohl ich es genauso schade finde.

Aber ich denke, dass viele Bücher, die während eines Hypes gut verkauft werden, (zZ Dystopien) nur Umsätze erzielen, weil sie durch Panem gefragt sind und dadruch viel Aufmerksamkeit und Werbung bringen und das ist der Punkt: Marketing. Nahezu jedes Buch kann ein Erfolg werden, wenn das Marketing stimmt. Ob es gut ist oder nicht, sieht man sowieso erst nach dem Kauf, aber dann stehen die Zahlen bereits. Daher denke ich, dass Verlage und Agenturen einfach Mut brauchen, denn im Endeffekt kann der Verlag, wenn er will und natürlich auch das Fünkchen Glück hat, ein Buch zu einem Erfolg machen.

Mir ist durchaus bewusst, dass das sehr verallgemeinert ist, aber es wurde oft bewiesen, dass durch viel Werbung ein Buch ein Erfolg wurde.

Zitat von: Grey am 26. Dezember 2012, 11:28:54

Tatsächlich glaube ich nicht, dass man den Agenturen da so den schwarzen Peter zuschieben kann.


Das weiß ich selbstverständlich auch, aber wie viele Agenturen gibt es, die dieses Risiko tatsächlich eingehen? Viele sehen doch gar nicht das Potential eines Autors, wenn sie die Unterlagen nicht weiter prüfen, sobald sie irgendwo das Wort Fantasy entdeckt haben. Natürlich nicht alle, aber viel zu viele.  :(

Rigalad

Kurz vom Smartphone aus, um Grey zu ergänzen. Ja, Agenturen und Verlage gehen durchaus nach dem Trend. Deswegen nehmen sie aber dennoch auch noch Stoffe, die vielleicht anders sind oder dem Trend hinterherhinken. Sie müssen nur originell sein. Was sich abhebt, hat immer eine Chance. Es mag schwierig sein, aber nicht aussichtslos. Schließlich kann sich auch aus diesen Projekten etwas Großes entwickeln.

Yukan

Da stimme ich dir/euch auch in allen Punkten zu, aber wie erwähnt, ist es schwer, wenn viele Agenturen ein Projekt nicht mehr weiterprüfen, sobald sie das Wort Fantasy im Exposé oder im Anschreiben/Betreff lesen. Natürlich weiß ich, dass es hier auch nicht alle sind, aber dennoch viele.

Und ohne Prüfung, fehlt euch die Erkenntnis und das Erkennen eines guten Textes.

Ryadne

Oha, hier werden ja einige spannende Themenbereiche angeschnitten...

Bei dem Thema der (nicht-)verlagsgemachten Trends muss ich an einen Vortrag von Schmidt&Abrahams denken, in dem sie das Thema kurz angeschnitten hatten. Da ging es irgendwie darum, ob ein Autor nach Trend schreiben sollte. Zu diesem Zeitpunkt kamen die Dystopien richtig in Fahrt, sie meinten aber, dass es wenig Sinn hätte, als Autor deshalb jetzt Dystopien zu schreiben, denn bis die dann raus wären, wäre eh der nächste Trend da. Aber das nur am Rande, was ich jetzt spannender finde, war ihre Anmerkung, dass "derzeit" viele Agenturen und Verlage damit anfangen würden, Steampunk für die Leser vorzubereiten, sie aber noch nicht sagen könnten, ob dieses Trend- Experiment auch gelinge.
Jetzt, ca. 2 Jahre später würde ich eigentlich sagen, dass das nicht geklappt hat. Ich fühle mich völlig übersättigt vom Thema "Steampunk", ich hab das Gefühl, keinen anderen Begriff so häufig gehört zu haben in letzter Zeit - aber wenn ich mal näher hinschaue, kommt es mir trotzdem so vor, als sei das eine reine Szenewelle. Ja, ich habe ein paar Titel in der Bahnhofsbuchhandlung entdeckt und einzelne Aspekte werden vermehrt in den Massenmedien aufgenommen. Bei den Paralympics ist das Thema ebenso aufgetaucht wie bei Spiegel Online. Aber in der breiten Masse weiß trotzdem niemand was mit dem Begriff anzufangen. Vielleicht irre ich mich, aber mein Eindruck ist, dass von verschiedener Seite gewünscht wird, dass Steampunk ein Trend ist und viele "Szeneschaffende" sind auch gewillt, das voranzutreiben - dennoch erreicht er die Öffentlichkeit nur in Häppchen.

Zitat von: Yukan am 25. Dezember 2012, 12:13:08
Ich denke, dass liegt zum Teil auch daran, dass Jugendliche heutzutage vermehrt aufs Ausehen achten und Oberflächlich sind. Fast niemand will ein Buch im Regal stehen haben, wenn es nicht den berühmten "Eyecatcher"-Effekt hat.

Ewh, ich bin kein Freund solcher Verallgemeinerungen und würde auch sagen, dass das eine sehr gewagte Behauptung ist. Unsere ganze Gesellschaft ist sehr visuell und ja, gewissermaßen auch oberflächlich orientiert, da die Betonung auf die Jugend zu legen, finde ich aber unpassend. An anderer Stelle meine ich zudem eher eine rückläufige Tendenz zu beobachten, zum Beispiel im Musik-Bereich. Hier scheine ich ein Relikt zu sein, weil ich mir noch CDs und nicht mehr nur die reinen mp3-Alben kaufe.

Abgesehen davon sehe ich es nicht als potenziell negativ an, dass wir so visuell orientiert sind. Ja, mir sind Cover wichtig, ebenso wie mir wichtig ist, aus welchem Papier ein Buch ist und wieso es für mich weiterhin nicht dasselbe bedeutet wie ein E-Book, auch wenn ich dessen Vorzüge anerkenne. Für mich ist ein Buch in verschiedener Hinsicht ein ästhetisches, wie auch ein sinnliches Gesamterlebnis - na und? Ebenso ist es bei einer CD und auch bei einer DVD kann mich ein grausiges Cover abschrecken.
Derartige Medien transportieren für mich immer auch ein Lebensgefühl. Wenn ich dieses auf dem Cover nicht wiederfinde, kann ich mich leicht abschrecken lassen.

Zitat von: Lavendel am 25. Dezember 2012, 10:29:44
Ich denke, was auch dem deutschen Buchmarkt seit einiger Zeit falsch läuft ist, dass man versucht, Geld mit Masse zu machen. Wenn irgendetwas gut zu laufen scheint, schmeißen alle den gleichen Scheiß noch zigfach geklont hinterher und hoffen, was abzubekommen.

Habe hier gar nicht viel auf Pestillenzias Kommentar hinzuzufügen, aber falls es noch Beispiele aus dem Fantasybereich braucht - mir fällt da immer als erstes die Taschenbuchausgabe der Sturmkönige von Kai Meyer ein, die sowohl vom Cover, als auch vom Klappentext her total auf den Romantay-Trend zugeschnitten wurde, was ich ziemlich grausam fand. Zum einen wurden damit falsche Erwartungen geweckt, zum anderen wurde es dieser im Grunde tollen Trilogie überhaupt nicht gerecht.

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Ich sehe mich eigentlich als jemanden an, für den Trends entweder eine untergeordnete Bedeutung haben (da ich z.B. nicht nach Neuerscheinungen kaufe) oder der ihnen eher kritisch gegenübersteht, wenn ich es aus meiner "produktiven" Sichtweise betrachte.
Aber ich finde es bemerkenswert, wie Trends die Gesellschaft beeinflussen. Trendlosigkeit halte ich für ein Ideal, dessen Nicht-Erlangung durchaus interessante (subkulturelle) Blüten treiben kann.  ;) Gäbe es keine Trends, wäre die subkulturelle Landschaft vielleicht noch heterogener, dafür aber auch weniger ausgeprägt.

Grey

Zitat von: Yukan am 27. Dezember 2012, 01:10:55
[...] wenn viele Agenturen ein Projekt nicht mehr weiterprüfen, sobald sie das Wort Fantasy im Exposé oder im Anschreiben/Betreff lesen.

Das hast du nun schon so oft geschrieben - darf ich fragen, wie du zu der Überzeugung kommst, es wäre so? Ich kenne inzwischen das Vorgehen so einiger Agenturen, aus eigener Erfahrung oder über befreundete Autoren, und ich habe noch nie gehört, dass eine Einsendung erst gar nicht geprüft worden wäre, nur weil "Fantasy" o.ä. draufsteht. Möglich, dass sie genauer prüfen und deutlich weniger dann auch wirklich annehmen. Aber gar nicht erst prüfen? Das kann ich mir irgendwie kaum vorstellen. Zumindest kurz reinschauen werden die allermeisten sicher. Oder hast du da so andere Erfahrungen gemacht?

Runaway

Vielleicht spielt er darauf an, daß einige Agenturen tatsächlich ausgerechnet Fantasy explizit als vertretenes Genre ausschließen. Im Zweifelsfall würde ich da vorher immer nachfragen. Aber auch da habe ich umgekehrt schon gehört, daß Agenturen tatsächlich nicht interessiert waren.
Wie Agenturen mit richtigen Einsendungen aus dem Genre umgehen, weiß ich allerdings nicht.

Churke

Zitat von: Yukan am 26. Dezember 2012, 23:16:54
Marketing. Nahezu jedes Buch kann ein Erfolg werden, wenn das Marketing stimmt. Ob es gut ist oder nicht, sieht man sowieso erst nach dem Kauf, aber dann stehen die Zahlen bereits.

Als jemand, der die Top-Titel immer vom Wühltisch klaubt, habe ich da so meine Zweifel. Das erinnert mich ein wenig an die Hollywood: "Der Film ist Mist, aber wir starten mit vielen Kopien zeitgleich in vielen Ländern und pusten das Werbebudget auf. Dann fischen wir das Geld ab, bevor die Leute aus den Kinos rennen."
Das Modell ist bekannt und bewährt, schafft aber keine Hits. Hits haben einen langen Atem. Die laufen und laufen und laufen.

Zitat von: Yukan am 27. Dezember 2012, 01:10:55
Und ohne Prüfung, fehlt euch die Erkenntnis und das Erkennen eines guten Textes.
Das klingt jetzt superarrogant. Aber Agenturen und Verlage suche keine guten Texte, sondern solche, die sich verkaufen. Beziehungsweise solche, die sie für verkaufbar halten. Wenn der Agent das Exposee nicht zu Ende liest, macht er vielleicht einen Fehler, aber dieser Fehler ist systemimmanent und gehört zum Geschäftsmodell.

Zitat von: Ryadne am 27. Dezember 2012, 01:42:32
Vielleicht irre ich mich, aber mein Eindruck ist, dass von verschiedener Seite gewünscht wird, dass Steampunk ein Trend ist und viele "Szeneschaffende" sind auch gewillt, das voranzutreiben - dennoch erreicht er die Öffentlichkeit nur in Häppchen.

Da fehlen halt die Zugpferde. So etwas wie "Harry Potter" oder "Twilight" oder "Herr der Ringe". Aber Steampunkt? Jules Verne? Signiert der noch?
Man hat also diverse Dampfkraft-Titel in die Regale gedrückt und da blieben sie dann stehen. Haben mich persönlich auch nicht überzeugt, wobei das nichts heißen mag. Vielleicht hätte man Markus Heitz einen fetten Vorschuss für einen Steampunk-Roman anbieten sollen. Aber vielleicht hat man das ja auch gemacht und Markus Heitz ist nichts eingefallen.

Yukan

Zitat von: Grey am 27. Dezember 2012, 13:47:50
Das hast du nun schon so oft geschrieben - darf ich fragen, wie du zu der Überzeugung kommst, es wäre so? Ich kenne inzwischen das Vorgehen so einiger Agenturen, aus eigener Erfahrung oder über befreundete Autoren, und ich habe noch nie gehört, dass eine Einsendung erst gar nicht geprüft worden wäre, nur weil "Fantasy" o.ä. draufsteht. Möglich, dass sie genauer prüfen und deutlich weniger dann auch wirklich annehmen. Aber gar nicht erst prüfen? Das kann ich mir irgendwie kaum vorstellen. Zumindest kurz reinschauen werden die allermeisten sicher. Oder hast du da so andere Erfahrungen gemacht?

Ich bin erst in der Anfangsphase, was das Warten auf Antworten der Agenturen betrifft, daher habe ich noch keine Antworten bekommen, sondern "nur" Empfangsbestätigungen, aber dennoch habe ich bereits 2 Absagen bekommen. Diese beiden waren auch realtiv schnell. Die erste am selben Tag und die 2. am darauffolgenden Tag. Eine Agentur antwortete mit "Wir prüfen keine Fantasy" und die andere meinte, dass sie für das Jahr 2013 keine Fantasyprojekte nehmen will.

Und wie ich ja sagte, ich verallgemeinere es nicht, aber es gibt dennoch viele und das stört mich eben. Lange Wartezeiten, gut das ist auch lästig, aber kann man nachvollziehen und ist ok, da es viele Einsendungen gibt, aber eine Einsendung gar nicht zu prüfen, weil es Fantasy ist, finde ich dann schon heftig. Natürlich müssen das die Agenturen selbst entscheiden und wenn sie es nicht wollen oder denken, dass sie dadurch keinen Gewinn erzielen, dann müssen sie das auch nicht. Andersrum prüfen sie demzufolge alles andere, auch wenn es dann eventuell viel schlechter wäre, als Neulinge, die Fantasy Unterlagen zuschicken.

Wie viele schon sagten, haben sie Agenten, die sie aufgrund ihrer Schreibqualitäten unter Vetrag genommen haben, aber mit einem anderen Projekt, doch das wäre hier gar nicht der Fall, da sie gar nicht wissen, wie das Handwerk eines Autors ist, wenn sie die Unterlagen nicht prüfen. Ich bin auch noch nicht zum Pessimisten geworden, weil es nur Absagen hagelte, da ich, wie gesagt, erst 2-3 Wochen warte auf antworten. Aber da ja allgemein der Markt der Fantasy überdrüssig wurde, sind meine Hoffnungen sehr gesunken, wenn man bedenkt, dass andere Agenturen das genauso sehen können.

Zum Schluss wollte ich noch betonen, dass ich an keine Agenturen geschrieben habe, die explizit keine Fantasy nehmen und dies auch auf ihrer Website stehen haben. Ich will auch nicht auf Agenturen losgehen. Ich bin froh, dass es sie gibt, ich würde mich über eine Agentur, die an mich glaubt, sehr freuen, aber es ist  :brüll: Außerdem denke ich, dass nicht umsonst viele Leute aus der Buchbranche in Interviews behaupten, dass es mittlerweile genauso schwer ist, eine Agentur zu finden, wie einen Verlag.

Runaway

#25
Zitat von: Yukan am 27. Dezember 2012, 14:36:00
aber eine Einsendung gar nicht zu prüfen, weil es Fantasy ist, finde ich dann schon heftig. Natürlich müssen das die Agenturen selbst entscheiden
Genau so ist es. Das müssen Agenturen selbst entscheiden. Es gibt spezielle Kinderbuchagenturen. Es gibt Agenturen, die auch Sachbücher ausschließen. Oder welche, die nur Sachbücher nehmen. Lyrik wird auch oft ausgeschlossen. Und Fantasy ist eins der wenigen Genres, das irgendwie auch immer wieder über die Klinge springt.
Find ich auch nicht gut, aber ich finde es nicht heftig, daß Agenturen von vornherein eine Einsendung aufgrund ihres Genres ausschließen und nicht prüfen. Das ist ganz allein deren Entscheidung. Wenn die keine Fantasy wollen, ist das schade, aber deren Sache. Da würde ich denen nicht reinreden.
Blöd natürlich, wenn du eine Agentur angeschrieben hast, die diese Restriktion nicht auf ihrer Homepage bekannt gibt und dich umsonst anschreiben läßt. Sowas muß natürlich auch nicht sein.
Natürlich könntest du nun deinerseits nachhaken und fragen, ob du etwas anderes vorstellen darfst.

Was das generelle Finden einer Agentur angeht: Hab sogar schon gehört, das sei noch schwieriger, als einen Verlag zu finden. Aber ich glaub, solche Aussagen sind Quatsch, da das nie einer nachvollziehbar untersucht hat und das individuell seeehr unterschiedlich ist ...

Fianna

Hmmmm, vielleicht bekomme ich jetzt eines auf den Deckel, aber ich probiers trotzdem mal ;)

Das mit den' Agenturen/Verlagen und kein Fantasy' habe ich ehrlich gesagt gar nicht so wahr genommen, eher im Gegenteil. Es gibt doch viele, die sich darauf spezialisieren - was ja nichts Schlechtes ist, daraus würde ich jetzt nicht den Umkehrschluss ziehen, dass Fantasy ja grundsätzlich nicht gewollt ist (weitere Gedanken folgen, wenn ich weiss, ob ich Dich da vielleicht einfach missverstanden habe. Bzw im dem Fall folgen sie nicht ;) )

Und wenn ich mir die Bücher anschaue, die im letzten Jahr meine Aufmerksamkeit an sich zogen, dann sind da zwar viele Trittbrettfahrer, (in meinen Augen) mittelmässige Werke oder einfach nicht mein Genre bei - aber auch viele grossartige und besondere Bücher. Z.b. die Sieger des Seraph 2012. Eines war "nur" ein Kleinverlag (ich find Kleinverlage toll, ich hab den Eindruck, die Diskussion geht grad um grosse) aber das andere aus einem grossen Haus, und ein abgeschlossener Einzelband - also 3 Dinge, die ja angeblich nicht zusammen treffen.


Wenn mir dann noch alte Hasen sagen, dass sie einen ganz anderen Eindruck haben, würde ich meinen, da ist dann doch die subjektive Wahrbehmung übergeschwappt zur Meinungsbildung.

Was für ein Genre liest Du denn gerne, in welchen Bereichen hast Du von der Leserseite Azsschau gehalten?

(Mir würden zum Beispiel die tollsten innovativen Bücher im Romantasy-Bereich durchgehen, da ich das nicht lese und Klappentexte oder sowas sind für Genre-Nicht-Leser ja wenig aufschlussreich bzw. da generell wenig aufschlussreich).


Nachtrag zu Dani: man weiss ja auch nicht genau, wo diese Aussagen herkommen. Vielleicht ist das sogar im Zuge zwielichtiger "Grosse Verlage geben Autoren keine Chance"-Aussagen mitgeschwommen und wird von einer Legion von Leuten unterstützt, die aus verschiedenen Gründen abgelehnt werden. Gerade gut vorbereitete (was nicht dasselbe sein muss wie gut präsentierende, Exposes sind unheimluih schwer) Bewerbungen, die Absagen bekommen, nehmen diese Aussage vielleicht auf und zack!, ist es überall zu finden, weil jeder es irgendwie paraphrasiert...


zDatze

#27
Dass eine Übersättigung an Fantasyautoren vorhanden ist, sollte einen eigentlich nicht sonderlich wundern. Der Fantasyboom hat hier eben seine Spuren hinterlassen und dass einige Agenturen nun einen Aufnahmestop ausrufen, ist natürlich ärgerlich, aber eine nachvollziehbare Reaktion. Was nicht gefragt ist, lässt sich eben schwer verkaufen. Aber das ändert sich sicherlich auch wieder.

Die Trend-Diskussion an sich finde ich sehr spannend. Wobei mir Lavendels Argument der "Schnelllebigkeit" wirklich zu denken gibt. Dass einem Buch nur mehr ein paar Monate "Überlebenschance" eingeräumt wird, finde ich doch sehr erschreckend. Da kommt mir eine Veröffentlichung gar nicht mehr so erstrebenswert vor, wenn die Wahrscheinlichkeit verramscht zu werden weiter und weiter steigt. :no:

Fianna

#28
Ist das denn sicher mit den paar Monaten?
Nicht jeder kauft ja sofort ein tolles Buch, oder hat einfach nicht das Budget, sofort eins zu kaufen. Man hat ja eine Leseluste mit Fortsetzungen zu anderen Büchern, die schon gekauft werden müssen.

Andere Leute mögen keine Hardcover, und es soll auch Leser geben, die anhand von Rezensionen  entscheiden, ob sie ein Buch kaufen...
... das dauert doch alles mehrere Monate.

Edit: Heisst es nicht, Fantasy wird vor allem von Jugendlichen gekauft?
Sollte dieser Allgemeinplatz in der Buchbranche verankert sein, macht es das noch seltsamer mit den wenigen Monaten.

Ryadne

#29
Was für diese Sache mit den wenigen Monaten spricht, ist jedenfalls, wie früh inzwischen zunächst großartig als Bestseller angeprießene Titel auf Remittenden-Tischen landen. Siehe beispielsweise die bereits genannten Bücher von Licia Troisi oder die Elfen-Bücher von Bernhard Hennen.

Zitat von: Fianna am 27. Dezember 2012, 15:09:08
Und wenn ich mir die Bücher anschaue, die im letzten Jahr meine Aufmerksamkeit an sich zogen, dann sind da zwar viele Trittbrettfahrer, (in meinen Augen) mittelmässige Werke oder einfach nicht mein Genre bei - aber auch viele grossartige und besondere Bücher. Z.b. die Sieger des Seraph 2012. Eines war "nur" ein Kleinverlag (ich find Kleinverlage toll, ich hab den Eindruck, die Diskussion geht grad um grosse) aber das andere aus einem grossen Haus, und ein abgeschlossener Einzelband - also 3 Dinge, die ja angeblich nicht zusammen treffen.

Ich würde auch nicht sagen, dass man bei allem Ähnlichem nicht auch Besonderheiten finden kann. Aber wie schon gesagt wurde: Diese Besonderheiten findet man in der Regel vor allem dann, wenn man sich mit dem Genre wirklich auseinandersetzt und Zeit auf die Bücherauswahl anwendet.
Aber die Blickfang-Auswahl in Buchläden - und auch bei Amazon - ist eben schon sehr trendorientiert. Plötzlich gibt es eigene Regalreihen zu Romantic Fantasy und Vampirromanen und ansonsten findet man eben vornehmlich jüngere und ältere "Klassiker" (Pratchett, Rollenspielsystem-orientierte Romane, Hohlbein, Kreaturen-Reihe, Lied von Eis und Feuer...) oder zumindest klassisch orientierte Titel.  Und innerhalb dieser Trends findet man dann nur leichte Variationen der Themen. Wobei Ausnahmen die Regel bestätigen!

Was mir 2012 stark aufgefallen ist: Viele große Fantasy-Imprints oder auch etablierte Kleinverlage haben dicht gemacht, gleichzeitig sind viele neue aus dem Boden geschossen. Ich bin gespannt, wie sich diese entwickeln werden, gerade in Hinblick auf (Anti-?)Trendorientierung, und frage mich gleichzeitig, ob das ein typisches 2012er-Phänomen war oder ob es mir nur erst jetzt aufgefallen ist?