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Was haltet ihr von Schreibgruppen?

Begonnen von Antigone, 22. Juni 2007, 13:37:48

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Antigone

Hi!

Ich habe mir jetzt mal wieder Freys "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt" (immer noch ein verdammt gutes Buch- das nur am Rande) durchgelesen und stieß da auf eine Bemerkung über Schreibgruppen. Ich kann ihn jetzt nur sinngemäß zitieren und hab mir auch die genauen Begriffe nicht gemerkt, aber laut Frey gibt es drei Arten von Schreibgruppen:

Die netten: da loben sich die Mitglieder gegenseitig in den Himmel und hätscheln ihre empfindsamen Seelen.

Die literarischen: da versteigen sich die Mitglieder in literarischen Vergleichen und schweben in höheren Sphären

Und die kritischen: da wird ordendlich Gas gegeben und gearbeitet, manchmal mehr und manchmal weniger konstruktiv.

Das nur als kurze Einführung. Und nun meine Fragen:

Seid ihr in Schreibgruppen? Wenn ja, in welchen?
Wenn ja, was genau macht ihr da so? (neben Wein trinken und Käsehäppchen essen...)
Wäret ihr gerne in Schhreibgruppen?
Würdet ihr Schreibgruppen gründen?

Ich hab schon mal mit dem Gedanken gespielt, sowas im Raum Wien zu machen... nur rein theoretisch - hätte wer Interesse? Ich denk da natürlich an eine kritische mit Käsehäppchen...

Lg, A.

Lavendel

Leider ist Wien ein bisschen weit weg, aber prinzipiell finde ich Schreibgruppen eine gute Idee. Ich bin in keiner, aber ich habe ein paar Leute, die sie meine Sachen durchaus mal durchlesen und ein bisschen kritisieren. Und ich habe festgestellt, dass es total hilf, wenn man wen anrufen kann, wenn man  grade ein Problem hat, nicht weiterweiß usw. Generell also eine gute Idee. Aber man muss halt die richtigen Leute finden. Das stelle ich mir am schwierigsten vor...

Judith

ZitatIch hab schon mal mit dem Gedanken gespielt, sowas im Raum Wien zu machen... nur rein theoretisch - hätte wer Interesse?
Mal ganz abgesehen von meiner Schüchternheit und meinem geringen Selbstvertrauen hätte ich Interesse.  :)

Dorte

Ich bin in keiner Schreibgruppe und würde mich auch keiner anschließen. Nach meiner Erfahrung sind viele Schreiberlinge Möchtegern-Pseudoliteraten und rümpfen bei "Fantasy" prinzipiell die Nase, egal, wie gut es geschrieben ist. Das ist ja nur Unterhaltungsliteratur.... Oder aber man trifft Leute, die ohne jeden Plan schlechte Geschichten schreiben und die gar nicht wollen, dass man ihnen hilft, sich zu verbessern.
Im Internet findet man eher gleichgesinnte und kann auch viel leichter Textproben austauschen. Man sucht sich seine Runde selbst zusammen und kann sie so abstimmen, dass man die Art von Feedback bekommt, die man momentan braucht - in einigen Phasen braucht man einfach nur das "Super, weiter", weil man vielleicht an sich selbst zweifelt. In anderen Phasen hat man Spaß am Tüfteln und freut sich über jede kritische Anmerkung.
Eine gute Schreibgruppe kann das alles vielleicht auch bieten, Problem: ich lese nicht vor. Ich kann das nicht, ich mag das nicht, ich tu das nicht, basta ;) Somit falle ich bei 99% der Gruppen schonmal raus.

Lucy May

Mir würde eine Schreibgruppe schon gefallen, aber ich wohne ja in Salzburg ...

Rei

Hmm, da ich hier in meinem Bekanntenkreis einsam auf weiter Flur bin mit meiner Schreiberei, habe ich schon öfter mit dem Gedanken gespielt, einer Gruppe beizutreten oder zu gründen. Aber wie anfangen...? Ideen sind viele da, was man mit den Leutchen machen könnte, keine Frage, aber wie zieht man das Ganze auf...? Oder wenn man eben keine eigene Gruppe gründet, wie kommt man an eine andere ran...?

Der Austausch im Internet ist super, keine Frage, aber manchmal wäre so ein Gespräch, wenn auch nur am Telefon, manchmal sehr hilfreich, denn nicht immer ist zur rechten Zeit gerade jemand im Netz...

THDuana

Ich bin auch in keiner Schreibgruppe, weiß aber nicht genau, was der Unterschied zum Tintenzirkel ist, außer das man die Leute live in Farbe hat und Texte bespricht.

Für eine Schreibgruppe spricht natürlich die Hilfe bei den Texten. Lesen, besprechen, korrigieren, lesen, ...
Außerdem hat man Gleichgesinnte und nicht die Bekannten und Freunde, die manchmal zu nah an einem sind, um Kritik aussprechen zu können. Die aber manchmal auch einfach zu wenig lesen.
Was nicht bedeutet, dass es in Schreibgruppen nur Kritiker gibt, die nützliche Vorschläge machen.

Trollhammer

#7
Das kommt darauf an, was die Schreibgruppe macht: Trifft man sich, erledigt kleine Schreibübungen und stellt sich gegenseitig Aufgaben (nach Art einer Schreibschule) halte ich da gar nichts von, trifft man sich und bespricht ausführlich eigene Texte dagegen sehr viel. Ich bin in einer solchen Gruppe aktiv und kann darüber nur Gutes berichten. Eine andere Gruppe hat sich mittlerweile verlaufen und auch die eben erwähnte ist etwas ins Stocken geraten, was ich sehr bedaure, schon allein wegen dem "Zwang" regelmäßig etwas zu schreiben und vorzustellen, also als autodisziplinarische Maßnahme, die mir persönlich sehr gut getan hat. Es kommt aber auch immer auf die Leute an, die man findet, da hatte ich bisher Glück. Texte wurden professionell und offen besprochen und auch Kritik wurde angebracht und akzeptiert, allerdings immer in einem sachlichen Rahmen. Allgemeine literarische Themen wurden nur am Rande angeschnitten, blieben aber nicht ganz außen vor. Dazu übt man das eigene Vortragen und erhält durch die Beschäftigung mit den Texten der anderen technischen und inhaltlichen Input. Literarische Selbstgefälligkeitszirkel sind dagegen streng zu vermeiden, allerdings glaube ich erkennt man solche Leute recht schnell.


Noch ein Tipp für Interessierte: Auf der Homepage des BVJA findet sich eine Liste mit einer ganzen Reihe von lokalen Autorengruppen. Das ist dann zwar nicht ausschließlich Fantasy (wohl eher zu einem geringen Teil), aber das muss ja weder Hinderungsgrund noch Nachteil sein.

THDuana

Zitat von: Rei am 22. Juni 2007, 13:59:53Aber wie anfangen...? Ideen sind viele da, was man mit den Leutchen machen könnte, keine Frage, aber wie zieht man das Ganze auf...? Oder wenn man eben keine eigene Gruppe gründet, wie kommt man an eine andere ran...?
Schreibgruppen stehen manchmal in Telefonbuch (habe ich gehört).
Wenn du eine gründen willst, kannst du bei einer Buchhandlung fragen, ob du einen kleinen Zettel aufhängen darfst, der Werbung für deine Gruppe macht.
Dann natürlich das Internet.
Finden kannst du Gruppen auch durch das Internet oder Buchhandlungen (was die alles wissen ;)).

Grey

Also ich fände eine Schreibgruppe schon großartig... wenn ich denn die Zeit dafür hätte... und Wien ist auch ein bisschen weit weg von Bielefeld ^^

Rumpelstilzchen

Zitat von: Dorte am 22. Juni 2007, 13:58:14
Eine gute Schreibgruppe kann das alles vielleicht auch bieten, Problem: ich lese nicht vor. Ich kann das nicht, ich mag das nicht, ich tu das nicht, basta ;) Somit falle ich bei 99% der Gruppen schonmal raus.

Das geht mir genauso, ich habe auch ein Vorlesetrauma. In der Schule habe ich jedesmal angefangen zu stottern, wenn ich einen Text laut vorlesen musste. Aber aus diesem Grund fände ich eine Schreibgruppe gut, um genau das zu trainieren.

Im Prinzip würde ich schon an einer Schreibgruppe teilnehmen oder auch eine gründen, aber da der nächste Umzug fast schon vorprogrammiert ist, wird daraus wohl so schnell nichts.

Solatar

Für mich wäre eine Schreibgruppe während ich an einem Roman schreibe gar nix und würde mich wahrscheinlich eher verunsichern. 
Was ich gut finde, ist dann aber das kritische Lesen der Texte nach Fertigstellung. Weil dann vier, sechs, acht, zehn oder mehr Augen einfach mehr sehen und vielleicht die ein oder andere positive Veränderung herbeiführen.

Bei einem gemeinsamen Buch der Schreibgruppe ist das Ok.
So etwas ist wirklich lustig...Du entwickelst sorgfältig mit viel Liebe einen Charakter und der Nächste führt die Geschichte dann fort und versaut ihn wieder komplett...das gibt wirklich sehr interessante Geschichten und heisse Diskussionen. :pfanne:

Grey

Hm, ich glaube nicht dass ich das lustig fände... ich wäre erst gar nicht bereit meine Charas mit jemandem zu teilen... die gehören mir ganz allein und da pfuscht keiner drin rum!  :darth:

Füchslein

Eine Schreibgruppe würde mich auch interessieren. Das Problem ist nur, überhaupt eine in der Gegend zu finden. Und natürlich müssen es die richtigen Leute sein, also solche, die auch kritisch auf die Texte eingehen können/wollen und die auch was mit den Geschichten anfangen können (keine, die Fantasy strikt ablehnen oder sich nur auf Lyrik spezialisiert haben). Vielleicht hab ich einfach noch nicht intensiv genug gesucht, aber ich glaube fast, dass es ein kleines Wunder wäre, eine Schreibgruppe zu finden, die alle Ansprüche erfüllt. Ein Ansporn wäre es auf jeden Fall, immer etwas Neues zum Vorlesen haben zu müssen; ein bisschen Druck ist immer gut. Das mit dem Vorlesen (war bei mir auch mal ganz schlimm, überhaupt wie das Sprechen vor einer Gruppe...) hat sich bei mir doch sehr gebessert, nachdem ich ein paar Kurzgeschichten vor mehr oder weniger fremden Leuten lesen musste. Ich glaube, da hilft nur Übung.  ;)
Ein gemeinsames Buch? Da muss ich Grey zustimmen - meine Charaktere gehören mir, sie tun und lassen und ihnen geschieht nur das, was ich will. Da lasse ich niemanden ran. Und ich finde es auch schwierig, über gemeinsam entwickelte Charaktere zu schreiben, da fehlt mir einfach der engere Bezug zu.

Liebe Grüße,
Füchslein

Trollhammer

#14
Zwei Anmerkungen zu den Argumenten von Schelmin:

Natürlich können in einer Runde - die ja nicht maßlos aufgebläht werden muss, in der Regel werden es wohl sowieso eher weniger Personen als mehr - Texte nur in einem gewissen zeitlichen Rahmen besprochen werden. Gerade das simuliert aber doch auch, wie die fertigen Texte später wirklich rezipiert werden. Da liest der Leser eine Geschichte in der Regel auch nur einmal und diskutiert sie anschließend nicht mit seinen Freunden. Wenn ich in einer solchen Runde merke, dass etwas an meinen Text nicht verstanden wurde, weiss ich sofort, dass ich das ändern muss. Dem späteren Leser kann ich es schließlich auch nicht erklären. Tiefschürfende Analyse und Kritik ist natürlich auch nicht zu verachten, aber ich denke, dass sich beide Formen der Textbesprechung ergänzen können.

Auch einen Genremix sehe ich, wenn er sich in erträglichem Rahmen bewegt, als Vorteil an, weil es für einen Autoren meiner Meinung nach eine nicht zu verachtende und auch zu übende Fähigkeit ist, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Inspiration und Anregungen inbegriffen, von anderen lernen heißt siegen lernen usw. Wenn irgendwann nur noch Lyrik in der Gruppe vertreten ist, würde für mich allerdings auch der Spaß aufhören.

Ich will jetzt nicht um jeden Preis das Prinzip der Schreibgruppe verteidigen, meine aber, dass ein und derselbe Aspekt Vor- und Nachteile haben kann, die jeder für sich selbst abwägen muss. Im Endeffekt hängt es natürlich auch zu einem großen Teil von den Leuten ab, die man auftreiben kann, und das ist nun wirklich kaum steuerbar...