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Der Neid des Gesichtslosen ...

Begonnen von Roland, 28. Oktober 2006, 22:26:02

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Feuertraum

Hören Sie mir bitte auf mit "Neid".
Mittlerweile scheint dieses Wort als ein schlagkräftiges Argument zu gelten, wenn man sich über diverse Ungerechtigkeiten aufregt:
"Es ist ungerecht, dass...?"
"Ach, halt doch die Gusch, du bist doch bloß neidisch."
(andere benutzen sogar das Wort: eifersüchtig...)

Ich gebe es ehrlich zu: auch wenn ich manchmal sage: "Ich beneide jemanden dafür, dass er etwas kann, was ich nicht kann", so ist es kein wirklicher Neid. Ich weiß, was ich kann und ich weiß, was ich nicht kann.
Warum sollten andere auf mich neidisch sein (und ich auf andere?) Jeder macht, was er kann, und man sollte lieber zusammenarbeiten als sich gegenseitig die Augen auszukratzen!

In diesem Sinne.

Neidlose Grüße

Feuertraum
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Manja_Bindig

Tja Feuertraum, da hast du es schon gesagt.
ZitatIch beneide jemanden dafür, dass er etwas kann, was ich nicht kann

Und ich kann sehr zufrieden mit mir sein, da wird es immer jemanden gebe, den ich beneide. Un wenn ich auf der Straße im Vorbeigehen denke: "wo ist dieser chicke Pullover her?! HABEN!". Da beneide ich in dem Moment die Besitzerin des Pullovers. Aber an dem Zustand kann ich was ändern. Pllover suchen und kaufen. Oder vernünftig in meinen Kleiderschrank gucken, der voller Pullover ist.
Ich kann da was an meinem Neidzustand ändern. Ich kann den Grund determinieren.

Kann ich aber nicht. Nehmen wir mal an, ich bin nicht kreativ. Ich weiß gar nicht was das ist, bin aber bis jetzt recht glücklich gewesen.
Schreiberlinge faszinieren also.
Im gleichen Moment merke ich: DAS werde ich nie können.
Entweder denke ich dann: "Ach, egal, ich kann was anderes besser." oder ich lass en Neid an mir nagen(ich kann ja in kein Geschäft gehen und Kreativität kaufen).
Und aus irgendeinem Grund gibt es ziemlich viele Leute, die sich lieber zerfressen lassen. Warum, weiß ich auch nicht. Vielleicht, weil ignorieren mit aufgeben zusammenhängt. Ignoriere ich es aber nicht, hat das Unterbewusstsein dieses signal: "Du kannst auch dazugehören."

Rei

Hmm, ich hab auch noch nicht gemerkt, daß jemand neidisch auf mich ist... Vielleicht ist es einfach keiner? Oder ich bin zu doof, um es zu bemerken...

In beiden Fällen bin ich bisher von dummen Kommentaren verschont geblieben...

Rei

Zitat von: Schelmin am 30. Oktober 2006, 11:12:59
Cher bemüht sich schon seit Jahrzehnten, das Gesicht einer 20jährigen zu behalten, aber irgendwo ist es halt vorbei. Es gibt auch Dinge, die man einfach akzeptieren muß.
Das ist ein super Vergleich!

Arielen

Ich habe schon erlebt, das Neid zu einer Hetzkampagne gegen mich geführt hat, obwohl ich der entsprechenden Person gar nichts getan habe.

Nur weil ich mir schon über viele Jahre einen gewissen Ruf erarbeitet hatte, wollte sie mich absägen, verstand aber nicht, daß zum Erreichen von solchen Zielen auch Fleiß gehörte, den sie selbst nicht bereit war zu investieren.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Manja_Bindig


Manja_Bindig

Ist aber ne ziemlich linke Nummer... wer will denn das? Sich was erarbeiten ist doch auf lange Sicht viel effektiver. Davon abgesehen freut man sich über das Ergebnis mehr. Und es macht mehr spaß.

Außerdem bezweifel ich, dass man sich dann gut fühlt - irgendwann muss einen so eine Bosheit doch zerfressen...

(nein, ich verstehe slche linken MEnschen nicht)

Coppelia

#22
Tja, ich kenne das leider auch. Und jetzt, wo ich ein Buch veröffentlicht habe, erst recht.
Das macht mich sehr traurig. Dabei gibt es bei mir überhaupt nichts zu beneiden, und wenn die Leute mal nachdenken würden, würden sie vielleicht auch selbst auf die Idee kommen! Aber es scheint, dass es schwer ist, in Frieden zu leben, wenn man Erfolg hat (wobei "Erfolg" bei mir ne Übertreibung ist).
Es macht mich fürchterlich nervös, wenn ich immer befürchten muss, dass jemand auf mir rumhackt und mich schlecht macht - und das passiert leider doch mitunter. Manche Leute mögen ja vielleicht gern beneidet werden, aber ich nicht!

Und das kann einem ziemlich den Spaß am Schreiben verderben! Manchmal frage ich, ob's der ganze Aufwand wert war - ich habe ja geschrieben, damit die anderen sich an meinen Büchern freuen und nicht das Gegenteil.

Übrigens hab ich vor einiger Zeit in der Geo mal einen Artikel gelesen, dass Neid ein ganz normales Gefühl ist und fast jeder auf irgendwas neidisch ist (nicht nur aufs Schreiben).

Manja_Bindig

Ich sag nciht, dass ich nicht neidisch bin. Ich bin sogar ein extrem neidischer Mensch. Aber es widerstrebt mir einfach, den Beneideten schlecht zu machen, damit ich mich besser  fühle.
Genauso wenig spannt man der besten Freundin den Kerl aus, nur weil er einem gefällt.

Kalderon

Zitat von: Manja am 01. November 2006, 15:37:48
Genauso wenig spannt man der besten Freundin den Kerl aus, nur weil er einem gefällt.

Und trotzdem passiert es immer wieder. Tja... Charakterschwächlinge. :hand:

Manja_Bindig

Hm... es gibt charakterlich schwache Menschen, die niemals auf so eine Idee kämen. Ich weiß nicht... ich glaub nicht, dass das nur im Charakter liegt.
Aber wo dann noch?

*philosophieren geht*

Arielen

Zitat von: Schelmin am 01. November 2006, 11:33:16
Naja, man kann auf zwei Arten aufsteigen. Entweder strengt man sich richtig an, um wirklich besser zu werden, und positiv hervorzustechen. Oder, wenn man diese Mühen scheut oder es nicht draufhat, dann geht es auch noch anders. Dann sieht man zu, daß man alles um sich herum schlechter macht, um selbst positiv hervorzustechen. Wenn man davon überzeugt ist, idealerweise auch noch andere davon überzeugt hat, daß Konkurrenten doof und unfähig sind, hat man auch das Gefühl besser zu sein, oder wenigstens mithalten zu können.
Letzte Variante kenne ich leider auch, nicht nur vom Schreiben. Nur nachvollziehen kann ich es nicht, das ist eine ziemlich billige Sache.

Ich kenne letzte Variante ziemlich gut, da ich bereits mehrere Vertreter dieser Art erlebt habe, die sich auf Kosten anderer zu profilieren versuchten. Zuletzt sogar bei der LS-Edi. Die Person machte wirklich alles und jeden schlecht und ritt auf formalen Kleinigkeiten herum (Grammatik), was besonders nett war, war daß sie Leuten stilistische und inhaltliche "Schwächen" vorwarf, die sie selbst mit Genuß zelebrierte. Als sie dann massiv Gegenwind bekam, schlug sie noch einmal um sich und verzog sich dann beleidigt, "sie habe so was Primitives ja nicht mehr nötig". Sie bekam zwar noch mal einen Höhenflug, ist aber jetzt völlig versackt.

Und das ist nur eines der krasseren Beispiele. Unter Zeichnern ist es beliebt, sich Anatomieschwächen und Abzeichnen vorzuwerfen, besonders lustig wird es dann immer, wenn man bei den Nörglern in den eigenen Werken genau die Dinge findet, die sie anderen vorwerfen und sogar die Vorlagen aus Werbung und Comic usw. findet.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Kalderon

Zitat von: Arielen am 02. November 2006, 10:09:59
...besonders lustig wird es dann immer, wenn man bei den Nörglern in den eigenen Werken genau die Dinge findet, die sie anderen vorwerfen und sogar die Vorlagen aus Werbung und Comic usw. findet.

Da ist für mich auch ein klarer Unterschied zwischen Nörgeln und Kritisieren zu ziehen. Man kann durchaus etwas kritisieren, das man unabsichtlich selber macht. Aber man darf das dann nicht für sich selbst legitimieren oder gar zelebrieren.

Elena

Hm, von den Zeichnern kenne ich das auch eher als von den Schreibern, muss ich gestehen. Jemanden auf Anatomiefehler hinzuweisen, obwohl man selbst es nicht besser kann, finde ich noch in Ordnung, wenn der Ton stimmt. Aber sich dann damit rauszuretten, "ach, das ist ja *nur* abgezeichnet" ist nicht schön, da spricht ganz klar der Neid.  (Wobei ich es auch nervig finde, wenn Leute nicht sagen, dass es abgezeichnet ist. Das, finde ich, gebührt der Respekt dem Originalkünstler gegenüber.)
Ich denke, es gibt positiven Neid und negativen Neid. Positiv ist der Neid dann, wenn es einen anspornt, selbst besser zu werden, negativ wird es spätestens dann, wenn man versucht, den anderen schlecht zu machen oder dessen Leistungen nicht anzuerkennen.