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Elinor: Miteinander - Füreinander

Begonnen von Arcor, 05. Februar 2022, 11:46:42

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Arcor

Heute begrüßen wir ein neues Mitglied, die mit ganz viel Lebenserfahrung zu uns kommt, über die Geburt Ihrer Tochter zum Schreiben kam und gerade ein frisches Interesse am Kampfschreiben entwickelt. Ich nehme an, damit wird sie hier bei uns genau richtig sein. Herzlich Willkommen Elinor!

Leben: Mein Name ist Cornelia Christina Eleonore Zahn. Geboren bin ich in Gittelde am Harz, wo ich auch den größten Teil meines bisherigen Lebens verbracht habe. Unsere Familie führte in dem Dorf ein Geschäft, das alles verkaufte außer Wickelgamaschen für Kanarienvögel, wie mein Vater zu sagen pflegte. Kaufmann war der vorletzte Beruf, den ich je hätte ergreifen wollen. Bibliothekarin schwebte mir vor und meine schulischen Leistungen hätten das auch nicht verhindert. Das tat der unglückliche Umstand, dass mein Vater just zu dem Zeitpunkt, als ich die zehnte Klasse absolviert hatte, keine Angestellte fürs Geschäft fand – und schwupps stand ich im Laden. Nun fand ich auch an dem Beruf eine gute Seite. Das war der Kontakt mit den Kunden. Buchführung war eher fade, aber das war auch die Meinung der anderen und so blieb sie an mir hängen. Zum Ausgleich reiste ich – natürlich nicht jedes Jahr. Das ließen weder Zeit noch Geld zu. Endlich schlossen wir unser  Geschäft, w  eil es einfach kaum noch etwas abwarf.

Mit einundvierzig Jahren bekam ich meine einzige Tochter, Sarai. Nun begann eine spannende Zeit, in der ich ihre Entwicklung mitverfolgen konnte. Vieles schrieb ich auf, besonders, was sie als kleines Kind sagte und worüber sie sich Gedanken machte. ,,Mit mir" und ,,ohne mir" hat sie benutzt. Das heißt ,,ohne mich". Also gut: ,,Ohne mich" und ,,mit mich". Tja, die Logik der verschiedenen Fälle hinter diesen Wörtern habe ich ihr auch nicht erklären können – höchstens damit, dass Sprachen nicht immer völlig logisch aufgebaut sind. Sie entwickeln sich halt. Wie Kinder.

Als Sarai vier Jahre alt war, bekam ich eine Teilzeitstelle bei der Diakonie. Außer Briefe schreiben und Anträge ausfüllen, durfte ich hier auch Frauen beraten, die Mutter-Kind-Kuren machen wollten. Auch einige Männer für Vater-Kind Kuren. Das war keine schlechte Zeit.

Viele Jahre lang hatten wir kein Auto. Dafür sind Sarai und ich in den Ferien viel verreist, zuerst nach Langeoog, dann an den Bodensee, nach Finnland und Norwegen, auf die Seychellen, mit dem Rucksack durch England und Schottland, später nach Rom und Alaska. Beide lieben wir das Reisen heute noch.

Bei einem Tanzkurs lernte ich Bernd, meinen jetzigen Mann, kennen und lieben. Wir heirateten, als ich vierundsechzig Jahre alt war und wohnen nun zusammen in Clausthal-Zellerfeld. Er liebt Winter- und Wassersport. Da gehen unsere Reisewege nicht immer, aber oft etwas auseinander.

Letzten Oktober ist meine inzwischen zweiundneunzigjährige Mutter bei uns eingezogen, weil sie nicht mehr allein bleiben konnte.

Zu Weihnachten hat mir meine Tochter ein Interrail-Ticket geschenkt und sich auch selbst eins besorgt. Das ist praktisch, weil sie noch unter siebenundzwanzig ist und ich schon über fünfundsechzig bin. Wir machen mal wieder zusammen eine Reise. Ich freue mich!


Schreiben: ,,Schäfchen zählen" ist noch nie meine bevorzugte Methode zum Einschlafen gewesen. Lieber habe ich mir Geschichten ausgedacht. Als ich klein war, habe ich wohl eher die weitergesponnen, die meine Mutter erzählt, meine Tante vorgelesen oder die ich im Fernsehen gesehen hatte. Später habe ich mit eigenen angefangen. Natürlich sind sie nie fertig geworden, weil ich ja mittendrin eingeschlafen bin. Sie aufzuschreiben, daran habe ich damals nicht gedacht.

Von dem Tag an, als meine Tochter geboren wurde, schrieb ich auf, wie sie sich entwickelte. Das wurde besonders interessant, als sie zu sprechen anfing. Nachdem sie sechs Jahre alt geworden war und immer häufiger – meist mit gerunzelter Stirn – fragte: ,,Was schreibst du denn da schon wieder?", hörte ich damit auf. Stattdessen reihte ich ihre Aussprüche und Gedanken von drei Jahren hintereinander und bastelte ein Buch daraus. Das Manuskript gab ich meiner Schwester zum Lesen. Die Kritik kam erst nach einer Weile:
,,Weißt du, ich habe mir überlegt, warum ich das, was bei uns passiert ist, so lustig fand und das andere alles eher wirr." ,,So?!" ,,Ja. Bei uns kenne ich die Räumlichkeiten, kann mir die zeitliche Abfolge vorstellen, war sogar manchmal dabei. Bei den anderen Sachen wirfst du mich mit einem Satz irgendwohin, mit dem nächsten sind wir schon wieder woanders und ich kann mir die Orte überhaupt nicht vorstellen. Das geht anderen Lesern bestimmt genauso. Du musst erklären, wo ihr seid und Ruhe da reinbringen." Wenn ich erst den Ort beschreiben muss, kann ich dann natürlich nicht nur einen lustigen Satz bringen. Die wörtliche Rede habe ich nie verändert, aber ich habe so getan, als hätten wir länger an einem Platz gespielt und die Erlebnisse dort von einigen Monaten zusammengefasst.
Es ist ein Buch daraus geworden und ich habe es in unserem Dorf etliche Male verkauft, aber darüber hinaus hat sich niemand dafür interessiert. Trotzdem bin ich froh, dass ich es geschrieben habe.

Von da an habe ich erfundene Geschichten zu Papier gebracht, dem Alter meiner Tochter entsprechend, das heißt Kinder-Fantasy – mit dem gleichen Erfolg wie oben, danach ein Jugend- und dann Erwachsenenbücher. Die sind aber alle noch nicht fertig. Die Geschichten stehen wohl, aber sie sind nicht wirklich lesbar. Mein Mann meint manchmal: ,,Ach, du musstest wieder von einem Dialog zum anderen kommen." Das ist natürlich übertrieben. Ich schreibe schon Geschichten und nicht nur Gespräche. Recht dialoglastig ist mein Schreibstil allerdings und manche Strecken sind holperig, weil ich tatsächlich nur von einem Punkt zum anderen will und mich das für das Verständnis wichtige Zwischenstück nicht wirklich interessiert.

Wie dem auch sei, das Schreiben macht mir Spaß und die Figuren aus meinen Geschichten nehme ich auch mit ins alltägliche Leben. Ich sitze mit ihnen am Küchentisch und unterhalte mich mit  ihnen überall, wo ich denke, dass es niemand sieht. Das kann natürlich auch schiefgehen. Einmal bin ich mit der Freundin meiner Schwester beim Einkaufen gewesen. Hinterher hat sie mich gefragt:
,,Sag mal, was hast du denn da gerade den Tomaten erzählt?"  Ui, habe ich mir gedacht, jetzt musst du aber aufpassen!

Da sich meine Geschichten und die Wesen darin wirklich hauptsächlich über Gespräche entwickeln, habe ich so einen Dialogteil auch als Leseprobe gewählt, und zwar einen, der es meiner Meinung nach verträgt, dass er auf unter 150 Wörter zusammengekürzt worden ist.


Grund: Erst einmal hat mich das, was Ihr von Euch schreibt, neugierig gemacht. Menschen mit spannenden Lebensläufen kennenzulernen, die noch dazu leidenschaftlich gerne schreiben, finde ich einfach gut. Mein vordringlichstes Problem ist gerade nicht der Verkauf meiner Bücher. Die muss ich erst gründlich  überarbeiten und an den angefangenen möchte ich noch schreiben. Was mir dazu seit langem fehlt, ist die Zeit. Vielleicht hat ja die eine oder andere von Euch einen Tipp für mich, wie ich mir welche freischaufeln kann.

Selbstverständlich gebe ich mir selbst Mühe, mir Freiräume für das zu schaffen, was ich gern tue. Möglicherweise hängt die Tatsache, dass ich noch nie die Lust am Schreiben verloren habe, seit ich damit angefangen habe, damit zusammen, dass die Stunden am Schreibtisch äußerst kostbar und hart erkämpft sind!

Nun komme ich auf das ,,Kampfschreiben".  Eigentlich schreibe ich aus Spaß und so gerne, dass mir die Anzahl der Wörter egal ist. Wenn ich es mir aber richtig überlege, ist die Idee gar nicht schlecht, meinen Lieben hier zu sagen:
,,Im November ist unser großes Wettschreiben. Da kann ich dies oder das oder noch was anderes gerade mal nicht tun für die Familie."

Falls alles klappt, was ich in letzter Zeit angestoßen habe, müsste ich ab Mitte April, wenn ich von meiner ,,Mutter-Kind-Tour" zurück bin, ganz gut in der Lage sein, auch anderen Autorinnen behilflich zu sein, zum Beispiel durch Korrekturlesen.

Dass wir einander helfen bei allen möglichen Dingen ist übrigens ein wichtiger Grund dafür, dass ich gerne Mitglied bei Euch wäre. Es zeichnet auch die meisten Leute in meinen Büchern aus, dass sie zusammenhalten und etwas füreinander tun.

Eure Regeln sind mir sympathisch, weil ich mir gut vorstellen kann, dass sie Menschen vom Beitritt abhalten, die nichts Konstruktives zur Gemeinschaft beitragen, sondern nur andere niedermachen wollen. Im Gegensatz zum Staat darf ein Forum auch ruhig ,,monarchisch regiert" werden.

Also, ich freue mich auf Gespräche oder sonstigen Austausch, bin offen für Neues und gespannt, was sich so ergibt.


Zitat: ,,Was tust du da?"
,,Ich schütze meinen Reiter."
,,Mit dem Bauern?"
,,Ja."
,,Aber die Bauern sind doch für eure Ernährung zuständig! Die müssen von den Reitern geschützt werden!" Das ist doch nur ein Spiel, wollte er sagen und erinnerte sich im selben Moment, wie er dieses Argument bei ihr niedergeschlagen hatte. So wurde das Schachspiel genauso umfunktioniert wie das Nationalspiel der Mikru damals.
Ein Freund kam einmal zuschauen. Schon bei Jarims erstem Zug, den er sah, fragte er:
,,Was machst du da?"
,,Ich schütze meinen Bauern."
,,Mit dem Läufer?"
,,Ja. Die Bauern sind wichtig."
Neugierig blieb der Besucher neben ihnen stehen. Die Frau zog die Dame vor einen Bauern. Schwupp war sie vom Brett. Entsetzlich! Bald folgte ein König.
,,Moment! Wenn der König geschlagen ist, ist das Spiel zu Ende!" ,,Ach was! Die Bauern können auch ohne ihn säen und ernten."
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Tintenvers

 :)Liebe Elinor,
was für eine schöne Vorstellung von dir.
Du hast eine wirklich interessante Laufbahn hinter dir. Arbeitest du denn noch für die Diakonie oder bist du inzwischen hauptsächlich Autorin?
Dein Zitat hat es mir übrigens richtig angetan. Die Botschaft darin hast du echt genial verpackt.

Ich freue mich drauf, mehr von dir zu lesen.. :)

Indigo

Tolle Vorstellung, deine bisheriges Leben liest sich schon wie ein Buch. Mir jedenfalls gefällt der Stil. :pompom:.

Manchmal sind Testleser aus der Familie nicht zu empfehlen, sagt man. Ich stehe demnächst vor der Entscheidung :hmmm:

Bei den Tomaten musste ich schmunzeln. Wie sagte letztens jemand: "Es ist schön, sich mit einem anderen Autor austauschen zu können, "Nichtschreiber" verstehen das einfach nicht." Wohl wahr.

Du wirst dich hier bestimmt wohlfühlen.
Du konntest es weder verhindern, noch kannst du es jetzt ändern.

Antigone

Hallo Elinor!

Was für eine schöne, lebendige Vorstellung! Und eine schöne Idee, mit der Tochter auf Interrail-Reise zu gehen.
Ich wünsch dir viel Spaß hier im TZ!

lg, A.

Sanjani

Hallo Elinor,

wie schön, dich kennen zu lernen. Deine Vorstellung mochte ich auch sehr. Sie klingt so lebendig und authentisch. Ich heiße im wahren Leben übrigens auch Cornelia, habe aber keine weiteren Namen mehr ;)

Ich wünsche dir hier sehr viel Spaß. Hab eine tolle Zeit.

Viele Grüße

Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Topaz

Hallo Elinor und herzlich Willkommen im Tintenzirkel.

Ich liebe dein Zitat. Meine Kinder üben gerade die Regeln beim Schach und ich darf ihnen dabei zusehen.

Zitat,,Ach was! Die Bauern können auch ohne ihn säen und ernten."
Wundervoll.  :herzchen:

Nina Louise

Hallo Elinor und auch von mir ein herzliches Willkommen!

Ich liebe deinen Textschnipsel!

Und dank
ZitatUnsere Familie führte in dem Dorf ein Geschäft, das alles verkaufte außer Wickelgamaschen für Kanarienvögel, wie mein Vater zu sagen pflegte.
hoppeln hier nun schon wieder Plotbunnys herum. So kleine, die sich für eine Steampunkparty aufwüschen wollen.  :D
Fantastische Geschichten aus der Luftschlosserei.

Mefisto


Elinor

Hallo zusammen,

danke für das freundliche Willkommen!

Drückt Ihr mir mal die Daumen fürs alltäglich Leben? Wenn alles gut läuft, bekomme ich am Mittwoch Hilfe in der Familie. Das würde richtig mehr Zeit fürs Schreiben und alles drum herum bedeuten.


Liebe Grüße
Elinor

Maja

Herzlich willkommen im Tintenzirkel! Daumen sind gehalten!
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Der Inspektor

Herzlich Willkommen! Wow, was für eine persönliche Vorstellung, gefällt mir. :)
"Ich habe die Schlimmste aller Sünden begangen, die ein Mensch begehen kann. Ich war nicht glücklich." -Jorge Luis Borges, Die Reue

Sabine


Hallo Elinor und herzlich willkommen im Tizi!  :winke:

Wie schön, dass du da bist. Ich gehöre auch zu den älteren Jahrgängen und freue mich schon darauf, dich kennenzulernen.  :)

ZitatDrückt Ihr mir mal die Daumen fürs alltäglich Leben? Wenn alles gut läuft, bekomme ich am Mittwoch Hilfe in der Familie. Das würde richtig mehr Zeit fürs Schreiben und alles drum herum bedeuten.

Meine Daumen sind fest gedrückt.  :jau:
Wumm! Genau so ergreift der Habicht einen Spatz.
Eine Schnecke besteigt einen Berg, sehr langsam.

Kamen

Grüß dich, Elinor.

Clausthal-Zellerfeld ist schön. Ich durfte 2020 meine Mutter-Kind-Kur in Altenau machen und war oft in C-Z. Vor allem die Türen haben eine (nun) Freundin und mich zu einer Geschichte inspiriert. Und die gesamte Gegend stand für einen Krimi Pate.

Hab eine tolle Zeit bei uns und fühl dich aufs herzlichste Willkommen!
Daumen sind für Mittwoch gedrückt.
Das Eiserne Buch erinnert an damals, als die Welt brannte, selbst hier tief im Meer...

Elinor

Danke fürs Daumen halten! Das müsst Ihr ganz speziell gemacht haben. Eliza ist ein Naturereignis! Das mit der Hilfe klappt zwar nicht sofort, weil noch einiges geregelt werden muss, aber für etwas später sieht es gut aus.

Liebe Grüße
Elinor