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Wie böse darf ein Ende sein?

Begonnen von Thrawn, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Maran

Wenn die Charaktere das zentrale Thema einer Geschichte sind, was wohl meistens der Fall ist, dann ist ihr Ende natürlich auch das Ende der Geschichte. Dann geht es darum, wie und warum sie sich entwickeln und in welche Richtung diese Entwicklung geht. Dann erfährt jeder dieser Charaktere seine persönlichen Extreme, die ihn dazu veranlassen sich selbst oder seine Sichtweise zu verändern.

Wenn aber die Charaktere Teil eines größeren Ganzen sind, dann ist dieses Ganze wichtig und es sollte sich verändern. Das ist meine Meinung.

felis

Mit ist gerade noch ein Bsp. für ein wirklich bitterböses Ende in jeder Hinsicht eingefallen, das immerhin zur Weltliteratur zählt.  ;D
Schlimmer als im "Nibelungenlied" gehts eigentlich nimmer.
Das zu toppen müste man sich als Fantasy Autor schon sehr anstrengen. ;)

Maran

Ganz so schlimm endet das aber auch nicht. So dunkel kann ich mich daran erinnern, daß diejenigen, die ehrenvoll gehandelt haben, überlebten. Das Nibelungenlied beinhaltet einen wesentlichen moralischen Aspekt ... und eine Lektion.

FeeamPC

Meine persönliche Meinung ist, es kommt sehr auf die Qualität der Geschichte an. Nur eine wirklich gute (oder abgrundtief schlechte, oder bewusst sehr "schwarz" angelegte) Geschichte verträgt ein böses Ende, das breit plätschernde Mittelmaß ist besser bedient, wenn die Geschichte positiv endet (vorausgesetzt, man will Leser für seine Sachen finden).  Ein böses Ende läßt sich der durchschnittliche Leser bei einer mittelmäßig oder schlecht erzählten Geschichte nicht gerne gefallen. So eine Geschichte ließt man, wenn überhaupt, nur zur Entspannung, und dazu paßt ein böses Ende für die meisten Leser nicht.

Judith

Zitat von: Maran am 06. August 2007, 16:04:54
Ganz so schlimm endet das aber auch nicht. So dunkel kann ich mich daran erinnern, daß diejenigen, die ehrenvoll gehandelt haben, überlebten.
Nicht wirklich. Rüedegêr ist ein durch und durch positiver Charakter - und wird getötet. Gîselher hat auch immer ehrenvoll gehandelt - und wird getötet. Und da könnte man noch einige weitere nennen. Von den bekannten Charakteren überleben eigentlich nur Dietrich von Bern und Hildebrant - allzu viele sind das nicht. Das Nibelungenlied betrachte ich daher wirklich als Paradebeispiel für ein richtig schlimmes Ende. Der Ausklang ist ja noch dazu so richtig frustrierend:
"Das glanzvolle Ansehen war da verloschen und tot. Alle Leute trauerten in Jammer und Elend. Leidvoll war das Fest des Königs zu Ende gegangen, wie stets die Liebe schließlich zum Leide führt." (2378)

Übrigens wär mir ein Ende wie beim Nibelungenlied in einem Fantasyroman doch zu negativ. Ich hab nichts gegen tragische Ausgänge, aber zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer wär schon eine gute Sache.  ;)

Lavendel

Also, die Arthussage geht auch nicht so richtig gut aus, oder? Ich meine, Arthurs Tod ist zwar in verschiedenen Versionen mehr oder minder hoffnungsvoll/-los, aber allgemein würde ich sagen, sein Tod markiert in allen Erzählungen, die ich gelesen habe das Ende eines gloreichen Zeitalters. Ganz krass bei Malory - oh Leute, tut euch das nicht an! Diese ganze Leiderei kann kein Mensch ertragen!

Ich würde sagen, in diesem Fall ist der moralische Zeigefinger recht eindeutig. Und wenn es eine Geschichte eine moralische Lektion sein soll, endet sie öfters mal tragisch, damit die Leser/innen auch bloß mitkriegen, wie schlecht es ist, sich so zu verhalten.

Wichtig ist für mich, dass man als Leser/in am Ende befriedigt das Buch zuklappt. Ich habe letztens was gelesen, da wurde man die ganze Zeit auf die dunkle Vergangenheit von zwei Charakteren spitz gemacht. Drei Bände lang. Und am Ende wurde nichts davon aufgelöst. Ich hätte das Buch am liebsten in die Ecke gepfeffert. Aber es hat 17€ gekostet, also hab ichs gelassen und war einfach nur gefrustet.

Auf jeden Fall kann ich es nicht leiden, wenn es einen großen Showdown gibt und dann noch fünfzig Seiten erklärt wird, wie die zwei Hautcharas heiraten und Kinder kriegen und für immer und ewig total glücklich sind.

Eine Art Happy Ending mag ich ja schon, aber ich habe auch schon Bücher gelesen, wo das Ende weniger 'gut' war und ich fand sie trotzdem toll. Maru von Bessie Head zum Beispiel.

Ich finde, man kann da schwer eine einheitliche Diagnose stellen. Das Ende darf so sein, wie es der Geschichte eben angemessen ist.

Astrid

Zitat von: Maran am 05. August 2007, 12:59:59
Und selbst die Vernichtung Saurons hat das Böse nicht aus Mittelerde vertrieben, denn Saruman hat überlebt. ;)
Kurzer Einwurf: Saruman hat NICHT überlebt. Weder im Buch noch im Film. :)

Ein Ende muss/darf genau so böse sein, wie die Geschichte es erfordert.

tyla

Ich shcließe mich meinen Vorschreibern im großen udn Ganzen an: Eigentlich geht alles, es kommt nur darauf an, wie man es verpackt.
Es soll ja durchaus Leser geben, deren Herz für die Bösewichter schlagen, und wenn ein Bösewicht gut charakterisiert wird, hat er das selbe Recht zu gewinnen, wie der Held.

Grey

Also ich sage nur: Blut und Feuer!

Meinetwegen können am Ende alle tot sein und die Welt zu Staubkörnern zerfallen, so lange ich nicht schon die ganze Zeit erwartet habe, dass es passiert.

Was das Herz für Bösewichte betrifft, kann ich tyla nur Recht geben! :jau: ;D

Maran

@Astrid: Ja, Du hast Recht. Mea maxima culpa. Ich hatte nicht mehr an Scharrer gedacht.

Immortal

Also Tyla hat recht es soll Leute geben, deren Herz für Bösewichte schlägt *pfeif*

Naja zu jenen gehöre ich  :psssst:

Ob es nun die Todesser bei Harry Potter, Murtagh in Eragon, Basta in Tintenherz, Sinthora in die Zwerge sind... für all die schlägt mein Herz und deswegen gehen für mich so viele Bücher schlecht aus  :'( Naja bei Harry hab ich ja noch Hoffnung, weil ich auf den Siebten nur auf Deutsch lesen werde und jeden Spoiler gemeidet habe^^

Aber zurück zum Thema: Ich finde ein überraschendes Ende immer noch am Besten. Etwas, mit dem man nie gerechnet hätte. Dann bleiben einem die Bücher nämlich besonders lange in Erinnunger, finde ich.
Zahme Vögel träumen von der Freiheit, wilde fliegen.

THDuana

Zitat von: Immortal am 24. August 2007, 13:22:57Aber zurück zum Thema: Ich finde ein überraschendes Ende immer noch am Besten. Etwas, mit dem man nie gerechnet hätte. Dann bleiben einem die Bücher nämlich besonders lange in Erinnunger, finde ich.
Schön und gut, aber bekomme das erstmal hin ;) Ein überraschendes Ende ist immer das Beste, denn Vorahnungen, die sich bestätigen - gibt es etwas Langweiligeres?
Aber zu solch einer Überraschung gehört entweder gute Planung, falsche Fährten, die "echt" wirken, ein großer Batzen Talent oder völlig neutrale Leser 8)

Grey

Sorry fürs OT, aber - ich weiß nicht, wenn ich nicht wenigstens MANCHMAL in meiner Vorahnung bestätigt würde, käme ich mir irgendwann dumm vor ... ::)

Ansonsten kann ich dein Post nur unterschreiben :jau:

THDuana

Dass sich keine Vorahnung bestätigen soll, wollte ich damit auch nicht sagen. Sicher, so kleine, winzige Sachen, weil das einfach Standart ist. Das lenkt dann auch vom Wesentlichen ab, sollten doch mal Hinweise drin sein ;)
Dazu gehört aber einiges an Können, finde ich. Durch lesen kann man "recherchieren" wie es funktionieren könnte und mit einem Plot, ist einem da sicher auch geholfen. Oder man hat ein Talent, dann kann man sich zurück lehnen und die staunenden Gesichter der Leser beobachten ;D

Ich fühle mich lieber in kleinen Vorahnungen bestätigt, als in den großen, dann bleibt die Spannung und die Überraschung nämlich erhalten, finde ich.
*zusammen mit Grey unterschreib* ;)

Warlock

Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass mir das-Böse-gewinnt-Enden deutlich lieber sind. Ist mal was anderes.