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Wenn der Zweifel an die Tür klopft

Begonnen von Alaun, 06. August 2009, 09:47:55

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Sunflower

Zitat von: Entropy am 22. Januar 2015, 23:41:35
Ich weiß. Deswegen habe ich in den letzten Tagen auch massenweise gelesen, wenn ich schon nichts geschrieben habe. ;D Aber du hast natürlich recht, was die Herausforderungen betrifft. Der Plot hatte mich im Dezember allerdings so gefordert, dass ich fast verzweifelt bin. Das lag vermutlich daran, dass ich damals noch kontinuierlich geschrieben habe. Bei dem Wollen kann ich dir auch nur zustimmen. Wenn ich nicht vollkommen überzeugt von der Geschichte bin, dann kann ich sie nicht erzählen. Ich kenne zwar Neil Gaiman nicht - Ist das irgendwie eine Bildungslücke? - aber das Zitat ist wirklich schön und motivierend. :)

Ich habe bei jedem Projekt aufs Neue das Gefühl, dass ich dem Plot nicht gerecht werde. Aber hey, dafür gibt es die Überarbeitung. Nur muss man erst einmal was geschrieben haben, um es auch zu überarbeiten ;)
Neil Gaiman kannte ich bis letzten Sommer auch noch nicht, habe immer nur davon gehört, wie toll er schreibt und wie wunderbar seine Geschichten sind ... Dann habe ich mir "The Ocean at the End of the Lane" von ihm gekauft und seitdem ist er sowas wie mein großes Vorbild  :engel: Er hat einen sehr besonderen Schreibstil und eine ganz eigene Art, seine Geschichten zu erzählen. Meiner Meinung nach ist er wirklich einer der besten da draußen, aber es gibt auch einige Menschen, die nichts mit ihm anfangen können. Ist wohl so einer, den man entweder liebt oder ihn gar nicht mag. Aber sein "Neverwhere" ist mein Lieblingsbuch geworden und ich glaube, ich hatte kein Lieblingsbuch mehr seit der vierten Klasse oder so.
"Stories are, in one way or another, mirrors. We use them to explain to ourselves how the world works or how it doesn't work. Like mirrors, stories prepare us for the day to come. They distract us from the things in darkness."
- Neil Gaiman, Smoke and Mirrors

Sipres

Wenn der Zweifel mal bei mir klopft, dann wegen meines Schreibstils. Mit meinen Plots und Chars bin ich immer zufrieden. Ich habe immer nur Angst, dass die Leute es langweilig finden, weil ich beschissen schreibe. Bis heute habe ich keine Möglichkeit gefunden, irgendwas dagegen zu machen. Bei Freunden und Verwandten glaube ich die Nettigkeiten nicht immer zu hundert Prozent. Ich hab immer das Gefühl, dass sie mir nur sagen, ich sei gut, weil sie mich nicht verletzen wollen.

Wenn einer von euch einen Rat hätte, wie ich das wegbekomme, wäre ich echt dankbar.

Blackhat

#602
Hier scheint mir ein grundlegendes Problem vorzuliegen, daher schau mal hier nach:

"Wie man einen verdammt guten Roman schreibt 2"
James N Frey

und

"Spannend schreiben: Krimi, Mord- und Schauergeschichten"
Christian Schärf

Man kann ja von "Ratgebern" halten was man will, hier drin werden aber ein paar sehr nützliche Werkzeuge beschrieben, um Spannung zu erzeugen.

Thaliope

Vielleicht brauchst du mal Feedback von anderen Autoren? Wenn du eine Weile hier bist, kannst du dir im Betaleser-Board jemanden suchen, der dir knallhart (oder auch ganz sanft) die Meinung zu deinem Text sagt. (Wobei auch das natürlich immer nur Meinungen sind und selten die ultimative Wahrheit).
Hat mir sehr geholfen :)

LG
Thali

HauntingWitch

Das ist natürlich schwierig, weil sich die Frage stellt, ob dein Schreibstil wirklich so schlecht ist oder ob du das lediglich so empfindest. Da stimme ich Thaliope zu.

Vielleicht würde es dir auch helfen, den Autoren, die du magst, abzugucken. Schau dir an, welche Satzstellungen sie verwenden, welche Stilmittel, wann, usw. Natürlich bist du nicht diese Leute und wirst deshalb nie genau gleich schreiben. Aber du kannst Techniken übernehmen, die dir besonders gefallen. Dadurch fühlen sich auch die eigenen Sachen mit der Zeit besser an. Es geht natürlich nicht von einem Tag auf den anderen und das neu gelernte muss sich unter all deinen bisherigen Gewohnheiten einen Platz suchen, aber mit etwas Übung und viel, viel Reflektion geht es.

Sipres

#605
Ich hab schon Ratgeber gelesen. Die haben mir auch geholfen, aber na ja... Zweifel sind halt so eine Sache. Abgeguckt hab ich auch schon, hab auch ein wenig von anderen übernommen, um es individuell zu verändern und meinen Stil daraus zu machen. Und genau da komme ich zu halt zu dem Punkt: Ist dieser Stil gut?

Ich denke, sobald ich die Möglichkeit habe, werde ich das Betaleser-Board nutzen. Ich hoffe, es nimmt mir meine Unsicherheiten.

Edit: Hab vergessen zu erwähnen, dass meine Zweifel immer phasenweise komme. Es gibt Tage, da bin ich voll überzeugt und wenn ich es dann noch mal lese, will ich am liebsten alles Löschen. So hab ich mal über hundertfünfzig Seiten verloren, weil ich einfach nicht zufrieden war.

Klecks

Zitat von: Sipres am 29. Januar 2015, 10:48:45
Hab vergessen zu erwähnen, dass meine Zweifel immer phasenweise komme.

So geht es mir auch, Sipres. Das sind bei mir dann richtig deprimierende, schlimme Phasen, in denen ich mich kaum aufraffen kann, mehr als ein paar Worte zu tippen, weil ich denke, ich bin sowieso unfähig. Aber irgendwann läuft es dann wieder, und meistens folgen auf meine grässlichsten Phasen der Selbstzweifel auch meine besten Texte. Ich würde trotzdem gern auf diese Phasen verzichten.  :omn:

Hundertfünfzig Seiten sind viel, das tut mir leid.  :knuddel:  Du hast sie doch hoffentlich nicht gelöscht, sondern irgendwo abgespeichert, oder? Vielleicht brauchst du sie eines Tages nochmal. Ich habe mal ein Projekt dreimal fast an die Wand gefahren, aber die rund 300 Normseiten, die ich davon geschrieben habe, behalte ich trotzdem.  :D

Sipres

Zitat von: Klecks am 29. Januar 2015, 12:40:31Du hast sie doch hoffentlich nicht gelöscht, sondern irgendwo abgespeichert, oder?

Ich verfluche meine "Ganz oder gar nicht"-Mentalität. Sie sind weg, verschwunden im dreckigen Limbus des Selbsthasses. Ja, ich weiß. Ich bin bescheuert...

Klecks

Zitat von: Sipres am 29. Januar 2015, 12:45:50
Ich verfluche meine "Ganz oder gar nicht"-Mentalität. Sie sind weg, verschwunden im dreckigen Limbus des Selbsthasses. Ja, ich weiß. Ich bin bescheuert...

Ich denke, jeder hat sein eigenes "richtig" und "falsch", mit sowas umzugehen, und würde das vielleicht als eine Art der Befreiung sehen, aber du wirkst, als bereust du es. Deshalb: Tut mir leid.  :knuddel:  Jetzt weißt du ja, dass es dir nicht gut damit gehen würde, das nochmal zu machen.

Sipres

Zitat von: Klecks am 29. Januar 2015, 12:56:24Deshalb: Tut mir leid.  :knuddel:

Danke. Das hab ich jetzt echt gebraucht. Ich komme mir geborgen und verstanden vor. Richtig ungewohnt, so etwas in einem Forum zu erleben.

Klecks

Och, du bist ja süß! Nichts zu danken.  :knuddel: 

HauntingWitch

Zitat von: Sipres am 29. Januar 2015, 10:48:45
Ich hab schon Ratgeber gelesen. Die haben mir auch geholfen, aber na ja... Zweifel sind halt so eine Sache. Abgeguckt hab ich auch schon, hab auch ein wenig von anderen übernommen, um es individuell zu verändern und meinen Stil daraus zu machen. Und genau da komme ich zu halt zu dem Punkt: Ist dieser Stil gut?

Wie definierst du denn "gut"? Was gut ist und was nicht, ist ja für jeden etwas anderes. Es gibt Dinge, die ich als objektiv schlecht betrachten würde, insofern, dass sie nicht viel mit Geschmack zu tun haben. Z.B. eklatante Grammatikfehler oder die falsche Verwendung eines bestimmten Wortes in einem Zusammenhang, in den es nicht gehört. Dinge, für die es feste Regeln gibt und die dir jeder Deutschlehrer wohl anstreichen würde, weil z.B. der Duden etwas anderes sagt. Alles andere, alle anderen Regeln - damit meine ich jetzt Dinge wie, schreibe ich Bandwurmsätze oder lieber einfache, mag ich Wortwiederholungen als Stilmittel oder nicht - sind Geschmackssache.

Ich kenne dich nicht, aber vielleicht hast du auch einfach sehr hohe Ansprüche an dich selbst.  :knuddel: Sagt jetzt die, die das Problem auch immer wieder hat... In diesem Fall hilft glaube ich nur, das eigene Selbstvertrauen zu stärken und zu akzeptieren, dass man gewissen (eigenen) Ansprüchen einfach (noch) nicht genügen kann. Z.B. mangels Erfahrung oder Übung.  :knuddel:

Alana

Sipres, mir geht es genauso. Mal bin ich zufrieden, dann wieder lese ich mein Zeug und finde es unterirdisch. Wenn ich Lob bekomme, freue ich mich 10 Minuten und dann denke ich, dass derjenige mir nur nicht sagen wollte, wie übel es ist. (Gerade erst mit meinem aktuellen Manuskript passiert. :P ) Ich weiß im Prinzip, dass es nicht so ist, aber trotzdem kommt es immer wieder vor, dass mich die Selbstzweifel zerfressen. Es freut mich jedenfalls sehr, dass du dich hier getröstet fühlst, das ist toll.  :knuddel:
Tatsächlich ist Stil sehr viel Geschmacksache und ein wenig sicherer fühlt man sich erst, wenn einem einige Leute, die man nicht richtig kennt, gesagt haben, dass man unterhaltsam /gut / spannend etc. schreibt. Deswegen ist auch mein Rat: such dir Leser. Kritik ist nicht immer schön, aber sie hilft und sie hilft auch, das Gute zu sehen, das man schon erreicht hat.
Ansonsten empfehle ich dir noch "The Work" von Byron Katie, denn sich selbst anzuzweifeln ist leider eine Autorenkrankheit und ich persönlich kann mit "The Work" ein bisschen ausbrechen, wenn es wieder ganz schlimm wird.
Alhambrana

Churke

Zitat von: Sipres am 29. Januar 2015, 12:45:50
Ich verfluche meine "Ganz oder gar nicht"-Mentalität. Sie sind weg, verschwunden im dreckigen Limbus des Selbsthasses. Ja, ich weiß. Ich bin bescheuert...

Nicht unbedingt.
Ich lösche längere Passagen nie im Text, sondern schiebe sie ans Ende des Dokuments. Zur ggf. weiteren Verwendung.
In der Praxis habe ich so eine Passage noch nie gebraucht. Wenn das Manuskript fertig ist, wird hinten eifnach gelöscht.
Wenn du 150 Seiten also vorher gelöscht hast, war das wahrscheinlich eher ein psychologischer Verlust als ein tatsächlicher.

Sipres

#614
Zitat von: Witch am 29. Januar 2015, 13:11:46Wie definierst du denn "gut"?

Das ist natürlich schwer zu sagen. Gut ist, denke ich, was der Masse gefällt. Als Autor ist man ja nicht bestrebt, einigen wenigen zu gefallen, sondern vielen. Ich denke, ich bin nicht der einzige hier, der damit seinen Lebensunterhalt verdienen möchte.

Zitat von: Witch am 29. Januar 2015, 13:11:46Ich kenne dich nicht, aber vielleicht hast du auch einfach sehr hohe Ansprüche an dich selbst.

Das ist durchaus möglich. Ich bin eigentlich recht anspruchslos, was mich betrifft. Ich erwarte in keinem Lebensbereich allzu viel von mir, weil das, was ich leiste, ausreicht, um ein schönes Leben zu haben. Beim Schreiben aber ist das ganz anders. Da will ich immer alles geben, was ich kann. Und immer wieder hab ich das Gefühl, das nicht zu schaffen.

Zitat von: Witch am 29. Januar 2015, 13:11:46Sagt jetzt die, die das Problem auch immer wieder hat...

Ich fühle mit dir :knuddel:

Edit: Wo ich grad mal dabei bin, mich über mich selbst zu beschweren: Selbst bei den Sachen, die nie jemand anderes lesen wird als ich (zum Beispiel, die Informationen zu meinem Buch, die ich mir aufschreibe, um nicht ständig hin- und herblättern zu müssen) plagen mich Zweifel, ob ich alles gut geschrieben habe. Dabei ist dort total egal. Es sind nur Klatten und Infotexte, die lediglich als Merkzettel dienen.