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Wenn der Zweifel an die Tür klopft

Begonnen von Alaun, 06. August 2009, 09:47:55

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Signy

Zitat von: Tinnue am 16. Januar 2015, 14:38:37
Ich glaube, ich persönlich mache mir gerade deswegen so viel in die Hosen, weil wir beschlossen haben, dieses Jahr wirklich die Familienplanung zu beginnen. Ich sehe tolle Beispiele, gerade hier im Zirkel, wo das wunderbar funktioniert. Dennoch hab ich Angst. Ein Kind ist viel Verantwortung und viel Zeit. Man muss schon unter Druck funktionieren können, wenn man da noch schreiben will. Aber wahrscheinlich ist auch das wieder so viel Kopfsache, wie Witch so schön erklärt. Es wird gehen, irgendwie. Ohne schreiben gehen wir ja alle kaputt!

Nicht lange zögern, sondern Köpper hinein. Am liebsten hätte ich fünf gehabt. Naja, jetzt habe ich noch vier vierbeinige.
Ich könnte und kann auf vieles verzichten - aber nicht auf meine drei Kinder, auch wenn sie manchmal ...

;D Aber das ist ein anderes Thema.

Valkyrie Tina

Hmm, ich glaube, es geht hier um 2 verschiedene Sachen. Das eine ist die absolut praktische Sache, dass du eventuell vorsichtig sein solltest, von Verlagen oder der Öffentlichkeit als Fräuleinwunder verbrannt zu werden. Aber....

Zitataber theoretisch könnte ich ja auch einfach immer nur exemplarische Szenen schreiben, ..... Und genau das hält mir der Zweifel - oder die Vorsicht/Vernunft/etc. vor.
Dass ich einfach üben soll.

Aber Mieze, lass dir nie von der Fraud Police erzählen, wie du deine Kunst ausführen sollst.
Der Begriff der Fraud Police wurde von Neil Gaiman und Amanda Palmer geprägt. Es ist das Gefühl, dass man eigentlich nicht würdig ist, seine Kunst auszuführen. Dass irgendwann ein Mann vor der Tür steht mit einem Klemmbrett und sagt "Herr Gaiman, wir haben Sie erwischt, wir wissen dass Sie das alles immer nur erfunden haben, dass Sie schuldig sind Ungeprüfte und nicht von uns genehmigte Geschichten niedergeschrieben zu haben. Dass Sie keine Lizenz haben."
Die Fraud Police kennt jeder von uns, und wir prügeln regelmäßig auf sie ein. Die Fraud Police hat nämlich keine Ahnung von Kunst. Natürlich könntest du Übungen machen, und wenn dich eine bestimmte Übung anspricht, warum nicht mal eine Übung probieren? Aber vielleicht bist du keiner der Künstler, die mit Übungen arbeiten können? Ich persönlich hasse Schreibübungen, ich lerne viel mehr während ganzer Geschichten (Allerdings bin ich in der Lage, eine Szene zehnmal neu zu schreiben, aus verschiedenen Perspektiven und mit verschiedenen Schwerpunkten, und sowas zähl ich schon fast als Übung.) Wenn es dir genauso geht - Warum sich mit Übungen quälen? Und dass irgendwann die Geschichten alle sind, ist völliger Blödsinn. Das wär als würdst du ans Meer fahren und gucken, wann die letzte Welle kommt. Geschichten gibt es immer, und Ideen. Entspann dich! Du hast noch so viel Zeit.

Kurz: Vernunft ist eine gute und kluge Sache. Aber jag die Fraud Police zum Teufel. Die braucht nämlich kein Mensch!

Snöblumma

@Mieze Eigentlich ist ja schon alles gesagt worden ;). Ich will nur noch einen Punkt anfügen, den ich immer ganz wichtig finde: Du bist wahnsinnig jung und hast so viele Entscheidungen noch vor dir, die du alle nicht absehen kannst gerade eben. Es gibt etliche Berufe/Branchen, in denen selbst eine respektable Veröffentlichung ernster Literatur ein Karrierekiller ist, von Unterhaltung wollen wir da gar nicht reden. Du kannst jetzt gerade noch gar nicht absehen, ob du nicht doch in eine dieser Branchen rutscht - und allein darum bin ich ja immer dafür, mit dem Veröffentlichen zu warten, bis man wirklich die Folgen absehen kann. Ja, ich weiß, ich hätte in deinem Alter auch liebend gerne ein Buch in der Hand gehabt. Ich habe damals auch an Epen geschrieben, die wahrscheinlich gar nicht mal sooooo dramatisch schlecht waren und vielleicht sogar Chancen gehabt hätten, wenn ich denn was in die Richtung unternommen hätte. Vielleicht, weiß man nicht - aber der Punkt ist: Ich bin immer wieder froh, dass ich damals mangels Internet und Community gar nicht auf den Trichter kam, zu veröffentlichen, und damit gewartet habe, bis ich halbwegs absehen konnte, was das für mein berufliches und familiäres Leben bedeutet. Damit konnte ich das Risiko bewusst eingehen, was zwar in der Sache wenig ändert, aber wenigstens weiß ich in dieser Hinsicht sicher, was ich da tue. Solange du aber noch gar nicht weißt, wo die Reise hingeht in deinem Leben, ist es ja schwer, solche Entscheidungen zu treffen - bzw. wenn du als eine Art Wunderkind vermarktet würdest, was sicher passieren würde, dann wäre es mit Pseudonymisierung etc. ja sowieso sehr schwer.

Ich weiß, sowas gesagt zu bekommen ist doof, aber lass dir die Zeit. Wer weiß schon, wofür es gut ist?

Und was die Schublade angeht: Nur weil die Romane jetzt erst mal dort landen, muss das ja nicht heißen, dass sie dort bleiben. Wenn du dann durchstartest, hast du eine tolle Basis, aus der du fertige Manuskripte ziehen und den Markt aufrollen kannst. Ein Portfolio zu haben, ehe der Zug so richtig anfährt, ist eine sehr entspannende Sache. Sowas kann immer gut sein :D.

Aber ich bin mir sicher, so geplant und reif du das alles angehst, es wird schon gutgehen für dich.  :knuddel:

HauntingWitch

@Mieze: Zu den Ideen schliesse ich mich Sprotte an. Vor einiger Zeit hatte ich solche Befürchtungen auch einmal. Mein Gehirn hat mir plötzlich nur noch realistische Geschichten aufgetischt, ich hatte keine Lust mehr auf Fantasy. Ich hatte echt Bange, die Fantasy zu verlieren und all die tollen Sachen zu verlieren. Es war auch nichts Brauchbares dabei und ich dachte, noch ein paar Wochen und dann habe ich gar nichts mehr. Dem war nicht so. Es dauerte ein paar Wochen und die Ideen haben mich regelrecht überfallen, auch mit Fantasy. Das Ergebnis: Ich habe ein paar realistische Übungen in der Schublade und ich kann etwas mehr als davor. Und ich weiss, dass mich die Ideen nie verlassen werden. Kann sein, dass sie sich zwischendurch zurückziehen und man wie auf flüssigem Teer geht. Aber verschwinden tun sie nicht, das liegt in unserer Natur.  :knuddel:

@Tinnue: Puh, Familie, das verstehe ich, dass dir das Angst macht. Es ist ja auch eine grosse Sache. Aber sind wir mal ganz rational: Du hast einen Mann, der von deinem Schreiben weiss und dich unterstützt, oder? Ihr habt ein Dach über dem Kopf und genug Geld zum essen, oder? Es kann dir also nichts passieren, ausser, dass du mit einem Baby natürlich weniger Zeit haben wirst. Aber zum einen dauert es noch, bis es wirklich so weit ist und diese Zeit kannst du nutzen. Zum anderen ist das eine neue Erfahrung, die neuen Input mit sich bringen wird. Ich weiss, das klingt sehr theoretisch, aber versuche doch mal, den Fokus auf die positiven Punkte zu legen.  :knuddel:

Christopher

Ich schließe mich Snö in ihrem Punkt an. Eigentlich wollte ich z.b. mein Herzensprojekt auf jeden Fall so schnell wie möglich unterbringen. Jetzt ist es eher so, dass ich mein NaNo Projekt zuerst unterbringen will. Es ist ein gutes Gefühl, etwas in der Hinterhand zu haben, wenn es dann genommen wird. Stell dir vor, du bewirbst dich bei einer Agentur/einem Verlag und ihnen gefällt zwar wie du schreibst, aber das Manuskript passt gerade nicht ins Konzept. Dann kommt die Frage: "Es gefällt uns wie sie schreiben, aber leider passt das gerade nicht. Haben sie noch andere Manuskripte? Vielleicht etwas in der Art von ...?" Und du kannst sagen: "Ja! Jede Menge!" ;D

Für mich ist es zumindest eine Erleichterung zu wissen, dass ich - sollte so eine Frage kommen - mit meinem über 500k Wörter satarken Herzensprojekt um die Ecke kommen kann ;D

Und so solltest du es mit deinen Geschichten auch sehen: Das ist ein Fundus, aus/mit dem du arbeiten kannst. Nichts ist verloren. Schreib einfach weiter wie bisher. Du lernst, du erweiterst deinen Fundus und kannst dann, wenn du so weit bist, mit unglaublich vielen möglichen Geschichten glänzen und dir den Anfang so viel leichter machen. Dafür brauchst du nur eines: Geduld. Lass dir Zeit :)

Zum Thema Geduld ein Nachbrenner: Wie lange dauerte es noch mal, bis der durchschnittliche Autor seine erste Veröffentlichung hat? 6 Jahre? 7? 8? Länger? Hab Geduld :)
Be brave, dont tryhard.

Churke

Zitat von: Miezekatzemaus am 16. Januar 2015, 14:19:20
Nein, die Romane kann Mieze auch später noch schreiben. Jetzt erstmal was anderes. Szene um Szene.
Ich lehne mich jetzt mal ein wenig aus dem Fenster und versteige mich zu der Aussage, dass das so nicht funktionieren wird.
Schreibübungen, Szenen, Ratgeber - das würde ich mal fix vergessen, und zwar ganz schnell!

Ein Roman ist überwiegend Schreibtechnik. Schreibtechnik lernt man durch Schreiben. Ich bin Rechtsanwalt. Die Prüfung besteht aus fünfstündigen Examensklasuren, also lernt man an der Uni, wie man Klausuren schreibt. Und zwar duch Übung. Als Faustregel gilt, dass man es nach 100 Klausuren à 5 Stunden drauf hat.

Alana

#576
Da stimme ich churke zu. Das Schwere an einem Roman ist der Spannungsbogen, das Verflechten der Subplots, die gekonnte Auflösung aller Handlungsstränge, ohne in belangloses Geplänkel abzurutschen. Nur einzelne Szenen zu schreiben, führt da auf Dauer nicht zum Ziel, genauso wenig, wie nur Kurzgeschichten zu schreiben.

@Mieze: Ich fürchte, Selbstzweifel gehören dazu. Ich glaube, ein Autor, der nie an sich zweifelt, hat auch nicht den Willen, an sich zu arbeiten. Insofern sind Selbstzweifel zwar ätzend, aber leider auch Grundvoraussetzung für Autoren. Was das Veröffentlichen angeht, ich bin etwas hin und hergerissen. Ja, du bist sehr jung. Ja, die Verlage wollen dauerhaft verlässliche Partner. Aber auch Erwachsenen steht oft ein bewegender Abschnitt im Leben bevor (zum Beispiel die Familienplanung) und die warten deshalb auch nicht mit der Agentur- und Verlagssuche. Es gibt ja auch sehr prominente Beispiele für junge Autoren, die erfolgreich veröffentlicht haben. Ich würde deshalb nach deinem Gefühl gehen. Wie fühlst du dich bei dem Gedanken, jetzt zu veröffentlichen? Ist dir das noch eine Nummer zu groß? Bekommst du bei dem Gedanken Herzrasen oder Magenschmerzen? Dann lass es vielleicht, entwickel dich ein bisschen und warte, bis du dich bereit fühlst. So hab ich es auch gemacht, weil ich einer Agentur wirklich was bieten können wollte, bevor ich mich bewerbe. Hast du aber das Gefühl, dass du etwas Gutes anzubieten hast und dass du es jetzt gerne wissen willst, dann lass dich nicht abhalten. Mein Rat wäre, deine Eltern für den Auftritt gegenüber Verlagen und Agenturen ins Boot zu holen. Sie müssen ja sowieso alles absegnen und wenn du sie von vornherein mit einbeziehst, könnte ich mir vorstellen, dass das auf Agenturen durchdacht wirkt und sie dann geneigter sind, ins Gespräch zu kommen. Vorher würde ich dir außerdem empfehlen, dir ganz genau zu überlegen, was du dir für die nächsten Jahre erwartest, was und wie viel du schreiben möchtest und so weiter. Wichtig finde ich auch, dass du bereits gut mit Kritik umgehen kannst. Ich weiß nicht genau, wie weit du da bist, aber ich war sehr froh, dass ich von meinen Betalesern einiges gewohnt war, als ich ins Verlagsgeschäft eingestiegen bin. Wie auch immer du dich entscheidest, ich wünsche dir viel Erfolg dafür und dass die dummen Selbstzweifel endlich (zumindest eine Weile) Ruhe geben.  :knuddel:
Alhambrana

Miezekatzemaus

Danke für eure Meinungen, ihr Lieben. :gruppenknuddel: Ich lasse mir die Sache besser noch einmal gründlich durch den Kopf gehen und taste mich erst mal durch Kurzgeschichten vor. :)

Maja

Mieze, was du schreiben solltest, ist ziemlich leicht zu beantworten: Dass, worauf du Lust hast. Und das gilt nicht nur jetzt, das gilt auch in zwanzig, dreißig Jahren noch. Wenn du voll den Bock hast auf Kurzgeschichten, schreib Kurzgeschichten. Wenn du denkst, dass Fingerübungen gerade genau das richtige für dich sind, zum Beispiel, um mit Perspektiven und Stil zu experimentieren, ohne gleich ein ganzes Projekt von die Wand zu fahren, dann schreib Fingerübungen. Du wirst in drei Jahren, fünf, zehn, zwanzig besser sein als jetzt - aber nur dann, wenn du bis dahin immer weiter und weiterschreibst. Wenn du jetzt die Brocken hinschmeißt und versuchst in fünf Jahren erstmal wieder, etwas zu Papier zu bringen, wirst du merken, dass du zwar älter bis als jetzt, aber nicht mehr so gut wie heute, weil du aus der Übung bist.

Schreiben lernt man vom Schreiben. Es ist eine Frage von Begabung - die hast du, ohne jeden Zweifel. Es ist eine Frage, wie viel Erfahrung man hat - du hast früh genug angefangen und jetzt schon mehr Erfahrung als jemand, der mit siebenundvierzig Jahren beschließt, das Schreiben anzufangen, zum Beispiel mit einem Fernkurs. Du bist jetzt schon unheimlich gut, mir schaudert, wenn auch wohlig, bei der Vorstellung, was du drauf hast, wenn du so alt bist wie ich. Ich überlege, ob ich dich jetzt um ein Autogramm bitte, das ich ganz stolz rumzeigen kann, wenn du dreißig bist, und sagen "Ich habe das immer schon gewusst!".

Das ist keine Frage davon, ob du jetzt veröffentlichst oder nicht. Auch ich gehöre zu denjenigen, die dir davon abraten würden, und nicht, weil ich dich nicht für gut genug halte, aber weil du viele Konsequenzen, die sich aus einer Veröffentlichung ergeben, noch nicht abschätzen kannst. Das können die wenigsten vor ihrer ersten Veröffentlichung, egal wie alt, aber in vieler Hinsicht fängt der Ärger damit erst an. Da ist die Frage von Rezensionen, die weh tun können, und gerade bei jugendlichen Autoren habe ich da schon so oft gesehen, dass es immer nur hieß "Die hat das Buch doch nur verkaufen können, damit der Verlag sie als Wunderkind vermarkten kann, außer jung sein kann die doch nichts" - egal wie gut das Buch in Wirklichkeit sein mag.

Du bist gut, und du wirst noch früh genug ein Teil dieses Haifischbeckens. Ich denke, bei dir spielt im Moment auch das mit rein, was du in der Schule erlebst, und eine Veröffentlichung wäre ein super Boost für das Selbstbewusstsein und etwas, womit du den anderen zeigen kannst, was du drauf hast. Genau das wollte ich in deiner Situation auch, deswegen ziehe ich diesen Rückschluss. Ich bin letztes Jahr nicht auf mein zwanzigjähriges Abitreffen gegangen, weil ich dachte, ich brauche eine richtige Veröffentlichung, ein gedrucktes Buch, um es den anderen unter die Nase zu halten und zu sagen "Dä, ihr habt gelacht, und seht, wo ich jetzt stehe!". Aber ich hatte "nur" zwei Ebooks, und damit war die alte Unsicherheit wieder da und das Gefühl, nicht gut genug zu sein, nicht genug geschafft zu haben.

Sowas trägt man als Autor immer mit sich rum, und das wird man auch nie ganz los. Es ist ein Teil des Ganzen, etwas, ohne das man sich als Autor nicht weiterentwickeln könnte. Nur wenn man sich immer wieder hinterfragt, kann man sich weiterentwickeln und den nächsten Schritt tun auf dem Weg. Ich habe über ein Jahr nichts geschrieben, als ich "Schuld und Sühne" gelesen habe und gedacht, diese Perfektion erreiche ich im Leben nicht, und ein ähnlich niederschmetterndes Erlebnis hatte ich, als ich den ersten Trailer vom ersten Herrn-der-Ringe-Film gesehen habe und gedacht, zu solcher Bildgewalt kann ich niemanden inspirieren, aber trotzdem kam immer irgendwann immer der Moment, wo der Drang zu schreiben wieder da war und diesen Frust überwogen hat.

Das Schreiben ist in uns drin. Es ärgert uns immer wieder, aber es ist da, und es will raus. Schreib, was du willst. Alles andere wär falsch.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Siara

Maja, ich möchte mal eben Danke für deine Worte sagen, insbesondere für die letzten beiden Absätze. Momentan habe ich ja auch ein wenig zu knabbern - weniger an Zweifeln als an mangelnder Inspiration und Ideen - und das hat mich gerade wieder ein bisschen daran erinnert, was ich liebe und dass das Negative dazugehört.
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Lauren Mandrake

Ich muss mich auch noch mal kurz auskotzen bei euch :(

Seit November schreibsel ich an meinem Roman herum, war auch voller Elan und habe mir ein Magiesystem ausgearbeitet, plante diesen schönen Hybriden aus Liebesroman und Urban Fantasy. Ich war richtig elektrisch und hab geschrieben, geplottet und Charaktere ausgearbeitet. Aber jetzt ist mir aufgefallen, dass alles zu "kompliziert" ist... bzw für mich zu kompliziert. Ich habe ja Fanfiction geschrieben und da ging es einfach drauflos. Ich hab geschrieben worauf ich Bock hatte und habe denkbar wenig recherchiert oder recherchieren müssen, weil ich als Teenie über Teenie-Probleme geschrieben habe. Jetzt versuche ich mich an etwas, wo ich weiß, was passieren soll, und ich fing an zu recherchieren. Aber jetzt fang ich an zu zweifeln, ob ich nach fast vier Jahren überhaupt noch in der Lage bin, etwas anständiges zu Papier zu bringen oder auch: überhaupt mal was anständiges.

Ich traue mir schlichtweg nicht zu, etwas Gutes zu schreiben, etwas Ausgefeiltes, Spannendes. Etwas, das nicht nur aus Gefühlsduselei besteht. Manchmal sitze ich vor meinen Notizen und würde am liebsten alles wegwerfen, obwohl ich so unheimlich viel Bock auf meine Geschichte habe. "Meine" Charaktere liebe ich jetzt schon so.

Ich hab auch das Gefühl, bisschen alleine damit zu sein. Mein Freund interessiert sich nicht für meine Plots, weder für "Livia's Blood", noch für meinen noch namenlosen Roman über einen Trans*Mann. Und selbst wenn er sich interessierte, er ist kein Schreiberling.

Das ist doch blöd. Die Geschichte überwältigt mich...  :versteck:

Miezekatzemaus

@Lauren:  :knuddel: Natürlich ist Recherche manchmal blöd und langweilig und vor allem kompliziert. Aber halt dir bitte beim Recherchieren immer vor Augen, dass du die Geschichte mit jedem noch so kleinen Fetzen dessen, was dich fast zum Verzweifeln bringt, besser machst.
Wenn du recherchierst, wird sie besser, weil sie realistischer wird.

Ich weiß nicht, ob dieser Ratschlag funktioniert, aber vielleicht hilft er ja: Schreib, was du willst. Du schreibst doch in erster Linie für dich selbst, oder? Und weil du für dich schreibst, kannst du das schreiben, auf das du Lust hast. Das dir Spaß macht! (Und wer weiß, vielleicht merkst du hinterher, wie gut dein Roman ist. Ich bin sicher, das ist er! Und wenn nicht, dann war es immer noch eine Bereicherung für dich selbst und eine sehr gute Erfahrung.)

Hast du deinem Freund schon gesagt, dass es dich freuen würde, wenn er mal ein Stück hineinlesen könnte? Manche Menschen interessieren sich einfach nicht für Bücher und Geschichten oder fürs Lesen. Ist dein Freund so jemand?
Erkläre ihm vielleicht in Ruhe, wie viel dir deine Geschichten bedeuten. Wenn er nicht will, dann wird er sicherlich einen Grund dafür haben.

:knuddel: Lass dich bitte nicht runterziehen. Schreib, was dir Spaß macht!

canis lupus niger

Man wächst mit seinen Aufgaben. Trau dich und versuch es! Wenn es nicht klappt, kannst Du immer noch hinschmeißen. Aber gib einer Geschichte, die erzählt werden will, unbedingt eine Chance. Und wenn Dein Partner Dir nicht helfen kann (Mein Mann interessiert sich auch nicht für Fantasy und mein Geschreibsel!), dann hast du ja noch uns. Frag, wenn Du Hilfe brauchst! :knuddel:

Sprotte

Ich bin ein Verfechter von "Geschichtenerzählen muß Spaß machen". Wenn Du bislang mit Fan Fiction und dem wilden Drauflosschreiben viel Spaß und Erfolg hattest, könnte tatsächlich der Schwenk auf "Dies ist ein Roman, der muß erwachsen sein, ich muß arbeiten" der Grund für Deine Hemmung und Unlust sein.
Dumm gefragt: Schielst Du damit auf eine Veröffentlichung und versuchst deswegen, besonders schön für Markterwartungen zu schreiben?

Pandorah

Schreib erst mal. Einfach wild drauflos, so wie du es sonst gemacht hast, so wie es dir sonst Spaß macht. :vibes: Der erste Entwurf darf so aussehen, wie er will. Du kannst alles später noch verbessern. Wenn du es aber nicht schreibst, kannst du nicht verbessern.