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Wenn der Zweifel an die Tür klopft

Begonnen von Alaun, 06. August 2009, 09:47:55

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Malinche

@Mieze: :knuddel:

Weißt du, wenn der Zweifel behauptet, dass du in ein paar Jahren besser bist, dann hat er damit vermutlich sogar recht. Das gilt aber für die meisten Leute, die wirklich regelmäßig schreiben: Wir entwickeln uns. Natürlich sind wir in ein paar Jahren besser.

Aber es erstaunt mich, dass du etwas zu hören bekommst, das stimmt – denn solche Argumente sind nicht die gängige Art des Zweifels. Der ist ein kleiner fieser Mistkerl. Der Zweifel würde dir erzählen, dass du nie gut genug sein wirst. Und er würde dabei hämisch kichern. Ich gehe also davon aus, wer gerade bei dir angeklopft hat, ist nicht der Zweifel, sondern ein entfernter Verwandter von ihm, der sich vielleicht aus einer Laune heraus seiner Maske bedient. Es könnte die Vorsicht sein.

Was ich jetzt schreibe, wird dir vielleicht nicht unbedingt gefallen, weil ich etwas einbeziehen muss, was für mich persönlich und für dein Auftreten im Forum an sich keine Rolle spielt: dein Alter. Wie alle anderen hier stelle auch ich immer wieder fest, dass du für dein Alter wahnsinnig reif bist, dich in Diskussionen unglaublich konstruktiv und einfühlsam beteiligst und dich sehr gut ausdrückst. Ich habe noch nichts von dir gelesen, aber ich gehe davon aus, dass du auch gut schreibst, und es ist auch meine Meinung, dass Alter auf keinen Fall der alleinige Indikator für die Qualität oder handwerkliche Reife unseres Schreibens ist – da spielen noch viele andere Faktoren mit rein.

Ich schicke das alles einfach mal voraus, entzünde das Kaminfeuer und setze mich im Oma-Modus in den knarrenden Schaukelstuhl (das Strickzeug in meiner Hand ist reine Dekoration und dient dem Ambiente):

Ich habe genau wie du sehr früh mit dem Schreiben angefangen. Und ich hatte in genau deinem Alter auch exakt dieselben Träume – ich liebte die Geschichten, die ich bisher erzählt hatte, ich wollte sie veröffentlicht sehen. Ich hatte Lieblingsbücher, bei denen ich verstohlen über den Buchrücken streichelte, dort wo der Verlagsname stand, und im Impressum nach der Verlagsadresse guckte, um mir dann vorzustellen, wie es wäre, wenn ich denen ein Buch von mir schicken würde und sie es veröffentlichten.

Eine Zeitlang hatte ich das Gefühl, ich muss das unbedingt machen und mich sehr damit beeilen. Ich wollte Anerkennung für mein Geschriebenes und vor allem wollte ich Leute damit beeindrucken, dass ich in meinem Alter schon gut schreiben konnte.

Ich habe das damals nicht gemacht, und ein Grund dafür ist, dass ich mit der Zeit angefangen habe, an meinen Motiven zu zweifeln: Wollte ich wirklich die Anerkennung aufgrund meines Alters? Wollte ich, dass meine Texte in Relation dazu bewertet und gelobt werden anstatt aus ihrer eigenen Kraft heraus? Wollte ich später zweifeln, ob die Anerkennung tatsächlich meiner Schreibe galt – oder nur meiner Schreibe in Relation zu meinem Alter? Von Vermarktungsstrategien und ähnlichem hatte ich damals wenig konkrete Ahnung, aber unbewusst schwang das doch in meinen Gedanken mit: Wollte ich, dass Leute meine Bücher kaufen, weil ich eine erstaunlich junge Autorin bin?

Ich liebe die Geschichten immer noch, die ich damals geschrieben habe. Manche davon würde ich auch gern irgendwann aus der Schublade holen, wahrscheinlich neu erzählt. Ich denke noch immer, dass es gute Geschichten sind. Ich bin aber wahnsinnig froh, dass ich sie damals nicht veröffentlicht habe, dass ich damals nicht mit einem meiner Bücher an einen Verlag geraten bin.

Dass ich mich in den Jahren weiterentwickelt habe und diese Entwicklung für mich unverzichtbar war, um mich bereit für eine Veröffentlichung zu fühlen, ist nur ein Punkt. Wir müssen natürlich bedenken, dass du ungleich mehr Austausch und Input hast als ich damals, ich vermute, du wirst dich deutlich schneller entwickeln, und ich halte es für möglich, dass deine Texte – auch die längeren – für eine Veröffentlichung auch jetzt schon geeignet sein könnten.

Aber. Wo ich mit der ganzen Predigt eigentlich hin will, ist ein dickes Aber. Und das betrifft das ganze Drumherum einer Romanveröffentlichung. Das betrifft die Gedanken zur Einordnung, die ich mir damals selbst gemacht habe. Ein Verlag, der eine Autorin in deinem Alter einkauft, wird dich sehr wahrscheinlich im Hinblick auf dein Alter vermarkten. Ob es dir gefällt oder nicht. Und vielleicht sitzt dann der echte Zweifel schneller auf deiner Schulter, als du es dir vorstellen kannst, weil du dich möglicherweise nach dem Wert der Anerkennung fragst. Weil deine Texte möglicherweise hinter dir verschwinden – nicht, weil du das so wollen würdest, sondern weil dein Verlag das so vermarktet.

Und es gibt noch mehr Drumherum. Veröffentlichen ist kein Zuckerschlecken. Ja, es ist ein großartiges Gefühl, einen Verlagsvertrag in den Händen zu halten. Oder die ersten gedruckten Exemplare deines eigenen Buchs, auf dem ganz allein dein Name steht. Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du in deinem Leben viele, viele Glücksmomente dieser Art haben wirst, und ich gehe davon aus, dass der Tag, an dem du dein erstes Belegexemplar knuddelst, nicht so furchtbar weit entfernt ist.

Aber eine Romanveröffentlichung hat auch ihre Schattenseiten. Es ist eine Achterbahnfahrt. Ich erlebe es gerade wieder selbst mit einem Buch, das im Lektorat steckt (eigentlich eine ganz tolle Sache) und mir viele Selbstzweifel beschert. Es ist auch viel Druck hinter einer Veröffentlichung, dem man sich selbst aussetzt. Man muss viel schlucken, viel weinen, viel warten. Vor allem warten. Es kann einen zermürben. Es kann einen krank machen. Man wird natürlich auch dafür entlohnt, und damit meine ich nicht Vorschüsse oder Tantiemen, sondern das, was uns unsere Leser zurückgeben. Aber: Ich bin der Meinung, es ist etwas, wofür man sich bereit machen und in das man auch ein bisschen hineinwachsen muss – auch wenn man sich immer wieder, in jedem Alter, so fühlen kann, als wäre man noch nicht stark genug dafür.

Ich verstehe, dass du dir wünschst, deine Geschichten als gebundenes Buch in der Hand zu halten oder gar in einem Buchladen zu entdecken. Ich verstehe, dass du deine jetzigen Geschichten liebst – du hast jedes Recht dazu. Hör nie auf, sie zu lieben. Das ist nämlich überhaupt der Schlüssel zu allem.

Aber wenn du nicht nur schreiben, sondern auch veröffentlichen willst, dann ist Warten ein ebensolcher Schlüssel. Geduld. Sitzfleisch. Schreib, so viel du kannst, lerne, so viel du kannst – du hast mit Tintenzirkel und Phantastatur wunderbare Gemeinschaften dafür um dich herum, und ich will dich hier wachsen sehen und eines Tages dabei sein, wenn die Pressemitteilung für deine erste Romanveröffentlichung in unserem Veröffentlichungsboard hängt und der Thread vor Glückwünschen explodiert.

Schreib Kurzgeschichten, reiche sie ein, schnuppere auf diesem Weg in die Verlagswelt, in Lektoratsabläufe, in alles, was damit zusammenhängt. Aber überstürze nichts. Geh nicht das Risiko ein, dass ein Verlag dich verpulvern will, weil du jung bist, ohne dass die Welt darauf achtet, dass du auch gut bist. Freunde dich ganz in Ruhe mit den elend langsamen Mühlen des Buchwesens an. Und lass dich niemals vom Schreiben abbringen. Aber mach in Ruhe. Und sieh dir in ein paar Jahren an, wo du dann stehst, wie du dich handwerklich entwickelt hast, und  dann triumphiere – mit Projekten, denen man gestattet, aus sich selbst heraus zu leuchten. Die Zeit wird kommen, und zwar schneller als du denkst, aber sie muss noch nicht jetzt sein. Das kleine Kerlchen, das dich da anguckt und zum Warten rät, ist nicht der Zweifel. Es ist eine seiner Cousinen – Vernunft, Vorsicht oder Geduld.

:knuddel:
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Sternsaphir

Ach Malinche, besser hätte man es nicht sagen können.
Bei mir nagt auch grad wieder der Zweifel bzw. der Frust, nicht voranzukommen, nichts Richtiges leisten zu können, immer nur hinten anzustehen.

Da hab ich Deinen Post gelesen und musste ein wenig lächeln, dass das, was Du sagst, den Nagel auf den Kopf trifft. Geduld ist ein so wichtiges Gut, wenn es ums Schreiben geht. Vor allem auch Geduld mit sich selbst.  :knuddel:

Golden

#557
Zitat von: Tinnue am 13. Januar 2015, 09:30:52
Genau, genau! Also, manchmal denke ich, wir sind da in dem Punkt seelenverwandt.  ::)
Nein, im Ernst. Ich versuche ja dann auch zu lernen, lese extra die Bücher, nicht um zu kopieren, aber um ein Gefühl für die Arbeit zu bekommen ("Wann setzt Autor X das hier und hier ein und nicht woanders?", "Wie foglt das auf das" ...). Und wenn ich fertig bin mit Lesen denke ich, ich bin total voll mit Wissen, habe auch ein besseres Gefühl für Sprache und Handwerk - und dann, gerade mal ein paar Stunden später ist alles weg. Ich weiß natürlich noch, was ich gelesen hab, aber groß explizit erinnern, wie und warum der Autor sein Handwerk gerade so einsetzt, ist dann nicht mehr da. Das hält einfach immer kurz an und ist dann wieder weg und ich sitze da und frage mich, ob meine Handlung nun doch zu langsam ist, der Spannungsbogen falsch gesetzt und und ... :rofl:

Aber denk daran: Nur du schreibst wie du. Wir kennen alle das Problem, uns nicht zu genügen. Und wann immer du jemanden brauchst, der dir ehrlich sagt, wie deine Ideen sind - ich helfe gern.  :knuddel:
Vielleicht bin ich zu naiv oder allgemein zu dumm, was Schreiben angeht, aber sollte es nicht an sich viel mehr Gefühl sein? Klar, Planung muss ja auch sein und Instrumente, um Effekte zu erzielen, aber ansonsten ... ist Schreiben nicht vielmehr intuitiv und Gefühlssache als Planung? (bitte nicht hauen :-D )

Tinnue

#558
Es sollte meiner Meinung eine gesunde Mischung aus allem sein. In dieses Projekt habe ich viel reingesteckt, dennoch merke ich einfach, dass es an vielen Stellen noch am Handwerk hapert. Und das kann dann unter Umständen auch eine Szene kaputt machen, egal, wie viel Gefühl drin steckt. Umgekehrt kann natürlich das gleiche passieren. Mir ging es jetzt hier um meine ewig anklopfenden Zweifel, und die sind leider einmal im Handwerk begründet, das ich einfach noch nicht gut genug beherrsche, und zum zweiten leider in der Psyche, denn mir fällt es noch immer schwer, so etwas wie ein gesundes Selbstbewusstsein für mich zu entwickeln.

OT Ende  ;)

Valkyrie Tina

Zitat von: Golden am 16. Januar 2015, 10:52:22
Vielleicht bin ich zu naiv oder allgemein zu dumm, was Schreiben angeht, aber sollte es nicht an sich viel mehr Gefühl sein? Klar, Planung muss ja auch sein und Instrumente, um Effekte zu erzielen, aber ansonsten ... ist Schreiben nicht vielmehr intuitiv und Gefühlssache als Planung? (bitte nicht hauen :-D )

Golden, das führt glaub ich zu weit vom eigentlichen Thema weg jetzt, aber wir haben im Forum mehrere Threads, die sich genau mit dem Thema beschäftigen (ich find grad nur die nanointerne Diskussion, aber mit einer einfachen Suche findest du die bestimmt schnell).
Ganz kurz beantwortet hat jeder Autor seine eigene Meinung und seine eigene Strategie, wie viel Handwerk und wie viel Gefühl oder wie viel Planung er einsetzt -und auch, wo die Grenzen dazwischen sind (z.b. verwendest du eine 3-Akt -Struktur, weil du das so geplant hast, oder weil es sich für dich richtig "anfühlt"). Du wirst also hier im Forum 400 Meinungen dazu finden. Aber die einzelnen Herangehensweisen sind durchaus interessant, also wenn du magst, kannst du gerne eines der alten Threads wieder beleben.  :pompom:

Signy

@ Miezekatzemaus,

der anklopfende Zweifel gehört zum Schreiben dazu, und jeder findet für sich eine eigene Art und Weise, mit ihm umzugehen.

Leider ist es so, dass nur die allerwenigsten eingereichten Manuskripte jemals veröffentlicht werden.

Und das hat ganz bestimmt nicht nur mit deren Qualität zu tun, denn ich habe ein paar Bücher (an)gelesen, veröffentlicht von Publikumsverlagen, die waren einfach nur dilettantisch.
Logikfehler, Plotfehler, grobe Fehler im Setting, eine Spannungskurve wie Oma Waldtrauts Ausfahrt mit dem Rollator oder ein Stil, so spritzig wie ein alter, zäh an deinem Schuh klebender Kaugummi.
Such dir aus, was - gerne auch mehrfach.

Ich habe jetzt schon eine ganze Menge an Manuskripten (unveröffentlichter) Autoren beta gelesen, und die ganz große Mehrzahl davon braucht sich nicht hinter der Qualität von veröffentlichten Büchern zu verstecken.

Ganz besonders überrascht hat mich alte Frau dabei, wie unglaublich gut die Qualität gerade bei jungen Autoren ist.

Du wirst es schon ahnen, jetzt kommt das große Aber:

Den meisten Agenten und Verlegern wird es einfach zu unsicher sein, sich auf jemand so junges wie dich einzulassen.
Es heißt ja immer und überall, dass sie auf eine langfristige Beziehung aus sind, man liest ständig, dass die Erstlinge so gut wie nie Profit einbrächten, sondern erst dann Geld verdient würde, wenn der Autor Nachhaltigkeit beweist.

Und da sehen die Profis eben - wohl ganz zu recht - mögliche Stolpersteine bei jemandem, der so jung ist, wie du.

Nehmen wir an, momentan kommst du super in der Schule zurecht und hast deswegen Zeit, dich mit dem Schreiben zu befassen. Was aber, wenn du - ich fabuliere - im nächsten Jahr Latein, Physik und Philosophie auf den Lehrplan bekommst - alles versetzungsrelevante Fächer - und es stellt sich heraus, dass du einer der beklagenswerten LPP-Legastheniker bist?
Und auf einmal sitzt du, statt an deiner Schreiberei, jeden Nachmittag nur mit Nachhilfelehrern und Übungsaufgaben über dämlichen Fächern, die deine Zeit auffressen.

Oder ein anderes Szenario: Deine Klassenkameradin lädt dich ein, mit ihr auf den Reiterhof zu gehen, du gehst höflichkeitshalber mit, stellst dann aber fest, dass das ja gar nicht öde, sondern im Gegenteil total klasse ist. Verbringst die ganzen Sommerferien mit Anfänger- und leicht fortgeschrittenen Kursen und bist in den folgenden Jahren erst einmal, zweimal, dann drei Mal in der Woche auf dem Reiterhof.
Wobei es mit einer Reitstunde ja nicht getan ist ... Vorher muss man das Pferd erstmal putzen, satteln, es (und sich selbst) aufwärmen, und hinterher wieder: Pferd putzen, eventuell abduschen, ausmisten, in der Sattelkammer helfen, und ...
Am Ende stellt sich vielleicht heraus, dass du ein gewisses Talent besitzt, und schwupps, ist es mit dreimal wöchentlich Training nicht mehr getan. Dazu dann noch viele Wochenende zu Kursen oder Turnieren auf Achse ...
Zeit fürs Schreiben?

All das muss in deinem Fall nicht eintreten, aber es ist möglich.
Und deshalb werden deine Chancen derzeit (!) wohl noch geringer sein als bei all den übrigen möchtegern-Autoren.

Deshalb: Warum mit dem Kopf durch die Wand zu rennen versuchen?
Ich habe ja etwas von dir lesen dürfen, sprachlich-stilistisch schreibst du absolut top (ich kämpfe immer noch mit heftigen Neidgrün-Anfällen).

Schreibe weiter, ja. Sammele die Erfahrung, wie es sich anfühlt "ENDE" nicht nur unter eine Kurzgeschichte, sondern unter einen Roman zu schreiben.

Suche dir Betaleser, die dir bei deinem Feinschliff (mehr brauchst du gar nicht) helfen, und wenn du unbedingt das Gefühl haben willst, DEIN Buch in den Händen zu halten, dann lass es im privaten Modus bei BoD oder so drucken. Nur für dich, für dein (bestimmt total stolzen) Eltern, vielleicht für die beste Freundin.

Schreib weiter, und sobald du volljährig bist fallen all die oben genannten Einschränkungen weg.
Und wenn du dann eine Zusage bekommst (was ich dir von Herzen wünsche), was glaubst, du, wie sehr dein Agent/Verleger dich lieben wird, wenn du aus deiner Schublade so viel hervorzaubern kannst?

Soviel "Wort zum Wochenende" von einer alten Frau.

HauntingWitch

(Jetzt, da es mir wieder besser geht, kann ich ja wieder versuchen, andere aufzuheitern.  ;D)

@Golden: Genau diese Frage habe ich mir bis vor einiger Zeit auch noch gestellt und dazu auch einen Thread aufgemacht, hier: http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,12486.msg500629.html#msg500629  :) Dann haben wir irgendwo noch den Thread über Bauchschreiber oder Handwerker, aber den finde ich jetzt gerade nicht...

@Miezekatzemaus: Ich kann Malinche nur noch zustimmen. Und der Gedanke "in ein paar Jahren bin ich sicher besser" stimmt zwar, aber das trifft auf alle zu, auch auf die, die 40 sind und schon 10 Romane geschrieben haben.  ;)

Signy

Zitat von: Witch am 16. Januar 2015, 11:15:45Und der Gedanke "in ein paar Jahren bin ich sicher besser" stimmt zwar, aber das trifft auf alle zu, auch auf die, die 40 sind und schon 10 Romane geschrieben haben.  ;)

Nicht unbedingt. Ich erinnere mich da mit Grausen an die Kurve, die Jean M. Auel mit ihrem Ayla-Zyklus hingelegt hat.

(Und dennoch sind auch die letzten drei Bände veröffentlicht worden ... Soviel zu Buchmarkt und Qualität.)

HauntingWitch

Zitat von: Signy am 16. Januar 2015, 11:27:10
Nicht unbedingt. Ich erinnere mich da mit Grausen an die Kurve, die Jean M. Auel mit ihrem Ayla-Zyklus hingelegt hat.

(Und dennoch sind auch die letzten drei Bände veröffentlicht worden ... Soviel zu Buchmarkt und Qualität.)

Das stimmt, manche werden auch wieder schwächer mit der Zeit. Vielleicht muss ich mich noch etwas klarer ausdrücken, ich meinte es eher so, dass man als Autor immer noch etwas dazulernen kann, unabhängig vom Alter.

Signy

Ich sage mal stellvertretend für alle Ü40 "Danke" *lach*


FeeamPC

Abgesehen davon, liebe Mieze - nichts gegen dein Alter, ich habe ja im NaNo gesehen, wie gut du schreibst- aber da kommen noch so Sachen wie Pubertät, Jungs, Verliebtsein ... auch das benötigt seine Zeit.
Ich schlag ja normalerweise nicht mit der Bibel um mich, aber darin steht irgendwo : ... ein Jegliches hat seine Zeit ...
Das trifft auch für deine Bücher zu. Irgendwann kommt der passende zeitpunkt, da bin ich mir bei dir ganz sicher. Dann hälst du voller Stolz dein erstes gedrucktes Buch in den Händen. Und dieses Irgendwann ist, wenn du so weiter schreibst, nicht so riesig weit weg, denke ich.

Miezekatzemaus

Vielen Dank für eure Meinungen.
Zitat von: Malinche am 15. Januar 2015, 21:45:48
Ich verstehe, dass du dir wünschst, deine Geschichten als gebundenes Buch in der Hand zu halten oder gar in einem Buchladen zu entdecken. Ich verstehe, dass du deine jetzigen Geschichten liebst – du hast jedes Recht dazu. Hör nie auf, sie zu lieben. Das ist nämlich überhaupt der Schlüssel zu allem.
Danke für deine ausführliche Äußerung dazu. Natürlich sind meine Bücher der Schlüssel, aber theoretisch könnte ich ja auch einfach immer nur exemplarische Szenen schreiben, bestimmte Schreib-Übungen machen und einen Ratgeber nach dem anderen lesen, damit ich mit *hierpassendesAltereinsetzen* weit genug bin, um wirklich sehr gut zu schreiben. Und genau das hält mir der Zweifel - oder die Vorsicht/Vernunft/etc. vor.
Dass ich einfach üben soll. Aber nicht mit meinen Romanen - wer auch immer da klopft, guckt mich vorwurfsvoll an und erzählt mir, wenn ich die Geschichten schreibe, habe ich vielleicht irgendwann keine Ideen/whatever mehr. Heißt es nicht so schön "Lebe jeden Tag als wäre es dein letzter"? Das sagt meine Unvernunft (nehmen wir mal an, die Vernunft klopft, mir fällt kein anderes Gegenteil ein). Und die Vernunft/wer auch immer widerspricht und sagt: Nein, die Romane kann Mieze auch später noch schreiben. Jetzt erstmal was anderes. Szene um Szene.
Allerdings erwidert die Vernunft auch, dass ich meine Bücher schreiben muss, damit ich ein Gefühl dafür bekomme. Dass ich ein Ende unter meine Manuskripte setzen soll. Aber gleichzeitig streitet sich ein anderer ungebetener Gast mit der Vernunft und er sagt das mit den Ideen.
Wie dem auch sei, ich werde den Wunsch erstmal wegschieben. Danke für eure Meinungen nochmals!

Tinnue

Mieze, ich weiß, was du meinst, ich habe denselben Traum, seit ich in deinem Alter war. In einigen Punkten wirkst du hier viel reifer als ich es damals war, du hast ein gutes Gefühl für Ausdruck und dafür, wie du deine Meinung in Worte packst. Ich weiß, das sagt sich leicht, aber: Denk nicht zu viel. Zu viel denken kann unheimlich blockieren und wenn du nicht Acht gibst, nimmt es dir irgendwann die Liebe zum Schreiben. Und das muss nicht sein. Natürlich wollen wir alle unsere "Babys" in die Welt bringen, sie erstrahlen sehen, sie auf einen guten Weg bringen. Aber wie Malinche sagt: Geduld ist da ein großes Stück vom Kuchen. Natürlich hast du irgendwo Talent und ein weiteres Stück ist dein Handwerk, das du kennenlernen und beherrschen lernen musst. Ich meine, warum musst du jetzt perfekt sein? Warum muss es jetzt klappen? Du hast sooo viel Zeit! Figuren entwickeln sich, Geschichten entwickeln sich und in den allermeisten Fällen geschieht das ganz natürlich und am allerbesten, wenn man die Dinge fließen lässt. Stell dir deine Kreativität wie einen Fluss vor. Jeder Stein, den die Ehrgeiz und Anspruch da hinein setzen, kann den Fluss stören. Das heißt nicht, dass du nicht ehrgeizig sein sollst. Aber denke wirklich mal daran, wie viel du noch vor dir hast. Lass es sich entwickeln. Wer war das, von dem wir es hier hatten? Brandon Sanderson, der wundervoll schreibt, aber gut 16 Romane in der Schublade verschwinden ließ, bevor es klappte? Er ein Gefühl für sich und sein Schreiben hatte? Andere haben das auch, und jeder von uns muss lernen, damit umzugehen. Setzt dich unter Druck, wenn du denkst, es tut dir in der und der Situation mal gut, aber übrtreib es nicht. Das wichtigste ist, die Freude am Schreiben zu erhalten und in sich zu spüren. Es gibt uns so verdammt viel, was uns manches im Alltag nimmt.

Sprotte

Das mit den Ideen vergiß ganz schnell wieder! Ich entsinne mich, mir vor grauer Urzeit Ähnliches gedacht zu haben. Ich schreibe seit 30 Jahren, und ich habe keine Chance, den Ideenfunken zu entkommen, die fröhlich auf mich einprasseln. Das wird kaum jemandem von uns anders ergehen. Durststrecken, ja, in denen einen alles blöd vorkommt. Aber totale Ebbe? Nö!

Wenn ich mir heute meinen Erstling (geschrieben mit 16-19) ansehe, rollen sich mir die Zehennägel auf. Ich hab das Ding 20 Jahre später neu geschrieben und liebe es. So mag ich es auch aus den Händen geben (wenn es endlich final überarbeitet ist), während ich mich für den Erstling in Erstfassung heute zu Tode schämen würde.

Selbst wenn ich meinen NaNo-Roman 2010 mit dem 2014er vergleiche, sehe ich Entwicklungen - und zwar gewaltig. Wer an sich und seinem Schreiben arbeiten will, wird sich weiterentwickeln. Und dazu gehört, denke ich, daß man auch Romane fertigstellt. Wie willst Du nur mit Szenen lernen, einen Spannungsbogen komplett zu halten, Figuren glaubwürdig weiterzuentwickeln etc. Dazu kommen Betakommentare, Überarbeiten, noch einmal überarbeiten und Feinschliff. Das alles entwickelt Dich und Dein Schreiben weiter.

Wichtig ist die Liebe zum Geschichtenerzählen, die halte ich für die wahre Antriebsfeder zum Schreiben. Veröffentlichen mag toll sein (stressig ist es, da stimme ich Malinche voll zu, und ich bin weit weg von einem Großverlag, aber ... Meine Nerven!), aber beim Schreiben denke ich nie an die Veröffentlichung. Ich denke an die Geschichte, meine Figuren, an schöne Sätze und viel Spaß.

Da Tinnue mir zuvor kam:
Meine Schublade enthält (unwiderruflich): 6 Agentenromane, 2 Richterromane, 1 Geisterroman, 12x Maynard und noch ein paar kürzere Romane. Die bleiben da. Ich habe mit ihnen Schreiben gelernt, und ich bin dankbar und glücklich, diese Romane geschrieben zu haben. Ich hatte Spaß mit jedem einzelnen dieser Romane, und sie haben mich so viel weiter gebracht. Aber ich bin verflixt froh, daß keiner von ihnen das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat. Und ich bin 46 (und fühle mich nach Malinches Beitrag noch mal 100 Jahre älter.  :rofl: )

Tinnue

ZitatMeine Schublade enthält (unwiderruflich): 6 Agentenromane, 2 Richterromane, 1 Geisterroman, 12x Maynard und noch ein paar kürzere Romane. Die bleiben da. Ich habe mit ihnen Schreiben gelernt, und ich bin dankbar und glücklich, diese Romane geschrieben zu haben. Ich hatte Spaß mit jedem einzelnen dieser Romane, und sie haben mich so viel weiter gebracht. Aber ich bin verflixt froh, daß keiner von ihnen das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat. Und ich bin 46 (und fühle mich nach Malinches Beitrag noch mal 100 Jahre älter.  :rofl: )

Ich bin zwar nicht Mieze, aber damit machst du auch mir Mut. Danke, liebes Sprottchen. Du bist zu recht der Oberfeldwebel der Heroen.  :knuddel:
Ich glaube, ich persönlich mache mir gerade deswegen so viel in die Hosen, weil wir beschlossen haben, dieses Jahr wirklich die Familienplanung zu beginnen. Ich sehe tolle Beispiele, gerade hier im Zirkel, wo das wunderbar funktioniert. Dennoch hab ich Angst. Ein Kind ist viel Verantwortung und viel Zeit. Man muss schon unter Druck funktionieren können, wenn man da noch schreiben will. Aber wahrscheinlich ist auch das wieder so viel Kopfsache, wie Witch so schön erklärt. Es wird gehen, irgendwie. Ohne schreiben gehen wir ja alle kaputt!

Und jetzt wieder back to Mieze und ... danke! Ein Leben ohne Zirkel? Mittlerweile unvorstellbar!