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Das Happy End

Begonnen von Nightingale, 23. Dezember 2009, 21:15:31

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Cailyn

Zitat von: Naudiz am 09. Dezember 2013, 06:34:06
Ich habe das jetzt schon öfter in Büchern gesehen, dass der Protagonist nach dem großen Endkampf aus einer Ohnmacht, einem Traum, ... aufwacht und alle, die im Laufe der Geschichte gestorben sind, wieder gelebt haben. Bei so etwas bekomme ich das kalte Kotzen. Es macht das - zumeist heroische - Opfer der Figuren null und nichtig. So etwas akzeptiere ich allerhöchstens in Kinderbüchern und von Disney...
Au ja, das finde ich auch ganz abstossend. Für ganz besondere Situationen kann man das vielleicht machen (...in meinem aktuellen Buch hab ich's auch getan, aber da geht es darum, dass jemand schliesslich ein Gestaltwandler wird), aber auch noch dieses ätzende Klischee, dass man vom Traum aufwacht und alles Böse ist wieder verschwunden, verpufft und der Regenbogen scheint? Bäh!¨

Coppelia,
Das ist ein guter Punkt von dir. Ich finde auch, dass die Bewertung des Protas weitaus mehr darüber aussagt, ob etwas als Happy End zu verstehen ist.

Was ich am Ende eines Buches fast wichtiger finde als ein gutes Ausgehen der Handlung ist das Gefühl des Friedens. Zum Beispiel wenn eine Figur nach Hause zurückkehrt, zu seiner Familie, seinen Freunden oder einfach in sein trautes Heim und man ihm dort noch über die Schulter blicken kann, wie er eine Pfeife raucht, ein Buch liest, sich in eine Decke kuschelt oder ein heisses Bad einlässt, seine Frau abknutscht, den Hund tätschelt...was auch immer. So dieses nach Hause kommen zeugt für mich bei vielen Büchern von einem befriedigenden Ende. Das heisst ja nicht, dass dann alles gut ist. Vielleicht fehlt dem armen Protagonisten ein Finger oder er ist pleite, hat den Schatz unterwegs verprasst und tolle Fähigkeiten verloren...was auch immer... Schön ist es dann trotzdem, wenn der Prota irgendwo sein trautes Nest wiederfindet.

RaphaelE

Zitat von: Cailyn am 17. Dezember 2013, 17:06:55aber auch noch dieses ätzende Klischee, dass man vom Traum aufwacht und alles Böse ist wieder verschwunden, verpufft und der Regenbogen scheint? Bäh!
Ich musste sowas gottseidank noch nie erleben. Aber ich kann mir meine Reaktion schon lebhaft vorstellen:"Und jetzt??? Jetzt habe ich all das gelesen für NICHTS??" :happs:
Dem Inhalt deines zweiten Abschnittes kann ich nur beipflichten. Ich mag es, wenn man so einen "Der Kreis schliesst sich"-Effekt erlebt. Das rundet die Geschichte ab und man braucht nicht mit nostalgischem Herzschmerz "Warum ist es schon vorbei?" vor sich hinzuheulen. ;)

Pintana

Zitat von: RaphaelE am 17. Dezember 2013, 17:32:32
Ich musste sowas gottseidank noch nie erleben. Aber ich kann mir meine Reaktion schon lebhaft vorstellen:"Und jetzt??? Jetzt habe ich all das gelesen für NICHTS??" :happs:

Genau, es gibt nur eins, was noch schlimmer ist: Gar kein Ende, also du schlägst die letzte Seite um willst, unbedingt wissen, wie es endet und dann kommt ... Nichts. So was treibt mich immer an den Rand des Wahnsinns, wenn der Autor sich denkt: Das Ende soll sich mal der Leser selbst frimeln. Zum weglaufen.  ::)

Allgemein finde ich allerdings auch so übliche "Und sie lebten Glücklich ..." Enden langweilig. Wann geht etwas schon so zu ende, dass alle Glücklich und zufrieden sein können? In meinen Augen ist ein reines, rosarotes Ende kaum wünschenswert, wobei natürlich das übliche "Alle sind tot"- Ende auch nicht wirklich erfüllend ist. Ein Zwischending ist, meiner Meinung nach, die "angenehmste" Art von Ende, das "Ich lebe noch, aber ... "- Ende, quasi.  ;D

Luna

#93
Zitat von: Pintana am 17. Dezember 2013, 21:18:22
Genau, es gibt nur eins, was noch schlimmer ist: Gar kein Ende, also du schlägst die letzte Seite um willst, unbedingt wissen, wie es endet und dann kommt ... Nichts. So was treibt mich immer an den Rand des Wahnsinns, wenn der Autor sich denkt: Das Ende soll sich mal der Leser selbst frimeln. Zum weglaufen.  ::)
:jau:
Offene Enden kann ich auch überhaupt nicht ausstehen. Der Autor erzählt mir da die ganze Zeit eine Geschichte, da soll er mir sie bitteschön auch zu Ende erzählen. Ich möchte jedenfalls nicht rätseln, wie es weitergehen könnte oder mir ein eigenes Ende ausdenken. Das ist ja dann meines und nicht das des Autors. Der könnte ja ein ganz anderes im Sinn gehabt haben, oder noch schlimmer, er wusste selbst nicht, wie es weitergeht. Oder er will dem Leser die Freiheit lassen, die Geschichte zu Ende zu spinnen. Danke. Kann ich drauf verzichten ;D.
In Filmen stört mich das genauso. Manche Regisseure haben offene Enden ja zur Kunstform erhoben. Furchtbar :zombie:. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube Francois Truffaut, der auch bei dem Film Fahrenheit 451 Regie geführt hat, war so ein Fall. Kann aber auch sein, dass es Claude Chabrol, der Regisseur der Verfilmung von Madame Bovary war oder gar beide. Gerade bei französischen Filmen scheinen ja offene Enden sehr beliebt zu sein :no:

RaphaelE

Zitat von: Luna am 18. Dezember 2013, 07:36:48:jau: Offene Enden kann ich auch überhaupt nicht ausstehen. Der Autor erzählt mir da die ganze Zeit eine Geschichte, da soll er mir sie bitteschön auch zu Ende erzählen. Ich möchte jedenfalls nicht rätseln, wie es weitergehen könnte oder mir ein eigenes Ende ausdenken. [...] In Filmen stört mich das genauso. Manche Regisseure haben offene Enden ja zur Kunstform erhoben. Furchtbar :zombie: .
Hmm...  :hmmm: Ich kann mir schon vorstellen, unter gewissen Bedingungen ein offenes Ende geniessen zu können. Aber es muss schon richtig laufen: Wenn ich weiss, dass es gut ausgehen wird und mir kein Hintergrund mehr verborgen ist, kann ich mich mit einem offenen Ende begnügen. Es muss jedoch vorher der Kern des Plottes schon abgehandelt werden, sodass dieses offene Ende einen Epilog darstellt.
Beispiel: Der Protagonist hat gerade die Welt gerettet und am Schluss noch einen persönlichen Verrat aufgedeckt und begibt sich zu diesem Judas. Er öffnet de Tür blickt den Übeltäter an und geht zum Angriff über. ENDE
Damit könnte ich leben. Mit was Anderem nicht: Da bin ich wie ihr. ;D

Coppelia

#95
Ich bin ein großer Fan von offenen Enden. :)

Wenn man gelungene offene Enden genauer untersucht, wird man feststellen, dass das Ende in Wahrheit durchaus vorhanden ist. Es geht in den meisten Fällen um eine Entwicklung der Hauptfigur, und mit dem Ende ist diese Entwicklung abgeschlossen. Was danach noch folgt, ist streng genommen nicht mehr Bestandteil der Handlung, und offene Enden führen das mitunter konsequent durch.
Ein typisches offenes Ende hat "Die Flamme erlischt" von George Martin (ich weiß, das Buch erfreut sich keiner so großen Beliebtheit, aber mir hat es sehr gut gefallen). Darin geht es um einen Mann, der mit einer fremdartigen Kultur konfrontiert wird, die er zunächst ablehnt. Im Lauf der Handlung wird er aber in diese Kultur derartig verwickelt, dass er am Ende von ihr assimiliert wird. Er stellt sich zu einem traditionellen Zweikampf auf Leben und Tod. Ob er überlebt oder nicht, erfahren wir nicht, aber darum geht es auch überhaupt nicht. Thema ist der Konflikt zwischen dem Mann und der fremden Kultur, und der Mann hat bereits verloren, als er sich zum Zweikampf stellt.

Ein sehr berühmtes offenes Ende hat Vergils Aeneis. Sie endet damit, dass Aeneas seinen Widersacher um Frau und Herrschaft, Turnus, tötet. Es ist deswegen ein offenes Ende, weil der Todesstoß die letzte Handlung ist und der Leser nicht mehr erfährt, wie Aeneas die ihm bestimmte Frau heiratet und die Herrschaft antritt. Dieses Ende wurde schon eifrig von allen Seiten interpretiert. Manche Forscher sehen darin den Abschluss einer negativen Entwicklung von Aeneas vom idealistischen Anführer zum kaltblütigen Mörder (ich nicht, aber für das offene Ende ist es eine attraktive Interpretation). Auf jeden Fall ist es ein Ende, das keine Fragen offen lässt. Die Dinge sind geklärt. Alles übrige folgt von allein.

Christopher

Zitat von: Coppelia am 18. Dezember 2013, 07:52:33
Ein sehr berühmtes offenes Ende hat Vergils Aeneis. Sie endet damit, dass Aeneas seinen Widersacher um Frau und Herrschaft, Turnus, tötet. Es ist deswegen ein offenes Ende, weil der Todesstoß die letzte Handlung ist und der Leser nicht mehr erfährt, wie Aeneas die ihm bestimmte Frau heiratet und die Herrschaft antritt. Dieses Ende wurde schon eifrig von allen Seiten interpretiert. Manche Forscher sehen darin den Abschluss einer negativen Entwicklung von Aeneas vom idealistischen Anführer zum kaltblütigen Mörder (ich nicht, aber für das offene Ende ist es eine attraktive Interpretation). Auf jeden Fall ist es ein Ende, das keine Fragen offen lässt. Die Dinge sind geklärt. Alles übrige folgt von allein.

Aber ist es wirklich offen, wenn alles geklärt ist? Ein Ende wird meiner Meinung nach nicht dadurch geschlossen, dass man noch eine langweilige Nacherzählung (sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage) nachschiebt, sondern dadurch, dass die Handlung abgeschlossen ist.
Aeneis kenn ich nicht, aber wenn das folgende Geschehen keinerlei Konflikte mehr hat bzw. für die Handlung irrelevant ist, ist die Handlung für mich abgeschlossen. Sie wäre es höchstens dann nicht, wenn die Frau die er heiratet ihn nicht will, die Herrschaft nicht so ist wie er es sich vorgestellt hat usw. usf.
Be brave, dont tryhard.

Coppelia

#97
Ich gebe zu, das Beispiel mit der Aeneis ist nicht das beste. Ein richtiges offenes Ende ist es nicht, eher ein abruptes. An sich würde man aber noch eine ausführlichere Schilderung erwarten, wie Aeneas die "Belohnungen" bekommt, für die er sich die ganze Zeit so abgekämpft hat und für die er so viel geopfert hat. Letzten Endes bleiben so die Opfer sehr deutlich in Erinnerung.
Das Besondere am offenen Ende ist, wenn ich es mal auf den Punkt zu bringen versuche, dass die innere Handlung abgeschlossen ist, die äußere aber noch nicht.

Luna

#98
Zitat von: RaphaelE am 18. Dezember 2013, 07:51:04
Beispiel: Der Protagonist hat gerade die Welt gerettet und am Schluss noch einen persönlichen Verrat aufgedeckt und begibt sich zu diesem Judas. Er öffnet de Tür blickt den Übeltäter an und geht zum Angriff über. ENDE
Damit könnte ich leben. Mit was Anderem nicht: Da bin ich wie ihr. ;D
Das würde mich aber auch äußerst unbefriedigt lassen :). Am Ende überlebt der Judas noch oder der Angreifer bekommt im letzten Moment seinen moralischen und zieht nicht durch oder der Verräter kann ihn überwältigen ...

Zitat von: Coppelia am 18. Dezember 2013, 07:52:33
Ein typisches offenes Ende hat "Die Flamme erlischt" von George Martin (ich weiß, das Buch erfreut sich keiner so großen Beliebtheit, aber mir hat es sehr gut gefallen). Darin geht es um einen Mann, der mit einer fremdartigen Kultur konfrontiert wird, die er zunächst ablehnt. Im Lauf der Handlung wird er aber in diese Kultur derartig verwickelt, dass er am Ende von ihr assimiliert wird. Er stellt sich zu einem traditionellen Zweikampf auf Leben und Tod. Ob er überlebt oder nicht, erfahren wir nicht, aber darum geht es auch überhaupt nicht. Thema ist der Konflikt zwischen dem Mann und der fremden Kultur, und der Mann hat bereits verloren, als er sich zum Zweikampf stellt.
Auch damit wäre ich äußerst unzufrieden. Klar, der Konflikt ist der Mann und die fremde Kultur. Aber ich habe seine Entwicklung bis dahin verfolgt, wo er dann von der fremden Kultur assimiliert wird, da möchte ich doch schon gerne wissen, ob er am Ende überlebt oder nicht.

Zitat von: Coppelia am 18. Dezember 2013, 07:52:33
Dieses Ende wurde schon eifrig von allen Seiten interpretiert. Manche Forscher sehen darin den Abschluss einer negativen Entwicklung von Aeneas vom idealistischen Anführer zum kaltblütigen Mörder (ich nicht, aber für das offene Ende ist es eine attraktive Interpretation).
Das ist es ja gerade, was mich so an offenen Enden stört. Es werden Theorien aufgestellt, doch welche ist die richtige? Ich werde nicht gerne im Unklaren gelassen und mag es nicht, mir eine Theorie auszusuchen. Ok, dann kann ich das Ende nehmen, was mir am besten gefällt, aber damit bin ich wieder bei dem Thema:
Zitat von: Luna
Das ist ja dann meines und nicht das des Autors. Der könnte ja ein ganz anderes im Sinn gehabt haben, oder noch schlimmer, er wusste selbst nicht, wie es weitergeht. Oder er will dem Leser die Freiheit lassen, die Geschichte zu Ende zu spinnen. Danke. Kann ich drauf verzichten ;D.

Coppelia

#99
Ich finde es gerade toll, wenn einerseits Mitdenken vom Leser erwartet wird, andererseits die Geschichte so sauber abgeschlossen ist, dass am Ende nichts Überflüssiges mehr steht. :) In meinen Augen ist das überhaupt kein Zeichen dafür, dass sich der Autor zu wenig Gedanken gemacht hat, ganz im Gegenteil.

ZitatAuch damit wäre ich äußerst unzufrieden. Klar, der Konflikt ist der Mann und die fremde Kultur. Aber ich habe seine Entwicklung bis dahin verfolgt, wo er dann von der fremden Kultur assimiliert wird, da möchte ich doch schon gerne wissen, ob er am Ende überlebt oder nicht.
Wie gesagt: Ob er überlebt, ist nicht Thema. Es ist unbedeutend. Er hat den Kampf, der die Handlung bedeutet hat, bereits verloren, und es gibt keine Rettung mehr für ihn, ob er nun diesen Kampf überlebt oder nicht. Für mich spricht es hier für Martins erzählerisches Geschick, dass er genau da abbricht, wo die Entwicklung abgeschlossen ist und die relevante Handlung endet.

Für mich ein Zeichen des Respekts gegenüber der Intelligenz des Lesers.

Aber natürlich sind die Vorlieben da unterschiedlich! Bei dem sehr offenen Ende, das ich einmal geschrieben hatte, hat es außer mir niemandem gefallen, und ich habe es später geändert. Daraufhin gefiel es allen besser, außer mir. ;)

RaphaelE

Zitat von: Coppelia am 18. Dezember 2013, 10:00:49Er hat den Kampf, der die Handlung bedeutet hat, bereits verloren, und es gibt keine Rettung mehr für ihn, ob er nun diesen Kampf überlebt oder nicht. Für mich spricht es hier für Martins erzählerisches Geschick, dass er genau da abbricht, wo die Entwicklung abgeschlossen ist und die relevante Handlung endet.
Ich liebe sowas. :vibes:
Genau das ist es: Ein offenes Ende ist dann ein gutes Ende, wenn das Beschreiben des danach folgenden obsolet ist. :jau:

Cailyn

Coppelia,
Dass der Autor den Rest offen lässt als Zeichen des Respekts vor der Intelligenz des Lesers finde ich zwar in Ordnung. Aber trotzdem würde ich nicht sagen, dass es auch das Gegenteil ist - also Missachtung der Intelligenz - wenn das Ende noch weitergeht. Aber vielleicht siehst du das ja auch so. Mich dünkt es wirklich eine Stilfrage und nicht wertend im Sinne von besser, wenn der Autor dem Leser den offenen Rest überlässt. Und es kommt auch auf den Rahmen an. In Serien, die sich ja dann fortsetzen, machen solche Enden ja auch als Ciffhanger Sinn. Aber wenn ich z.B. ein umfangreiches Buch gelesen habe, wo man tief in das Innenleben des Protas blicken konnte, dann erwarte ich schon auch, dass ich ihn am Ende über den beendeten Handlungsstrang hinaus "begleiten" darf. Und das heisst dann nicht, dass ich zu wenig intelligent wäre, mir selber den Rest zu denken, sondern es heisst einfach, dass ich den langen Seufzer nach dem Endkampf auch noch mit dem Protagonist teilen möchte, einfach weil er mir ans Herz gewachsen ist.

Merrit

Zitat von: Cailyn am 19. Dezember 2013, 10:06:38
Und das heisst dann nicht, dass ich zu wenig intelligent wäre, mir selber den Rest zu denken, sondern es heisst einfach, dass ich den langen Seufzer nach dem Endkampf auch noch mit dem Protagonist teilen möchte, einfach weil er mir ans Herz gewachsen ist.

Interessante Umschreibung des Gedankens. Gefällt mir!
Allgemein denke ich, daß nicht der Protagonist das Happy End braucht, sondern die Geschichte. Die Geschichte muss rund sein, bis hin zum Ende. Und wenn dieses Ende einige Opfer verlangt, Hauptprotagonist, oder Nebenfigur, dann ist das in Ordnung. Es ist nichts schlimmer, als ein Happy End auf Krampf, nur weil es vielleicht so erwartet wird.

Meine 5 Cent dazu.

Judith

Zitat von: Coppelia am 18. Dezember 2013, 10:00:49
Wie gesagt: Ob er überlebt, ist nicht Thema. Es ist unbedeutend. Er hat den Kampf, der die Handlung bedeutet hat, bereits verloren, und es gibt keine Rettung mehr für ihn, ob er nun diesen Kampf überlebt oder nicht. Für mich spricht es hier für Martins erzählerisches Geschick, dass er genau da abbricht, wo die Entwicklung abgeschlossen ist und die relevante Handlung endet.
Mir hat "Die Flamme erlischt" zwar nicht gefallen, aber das Ende fand ich auch passend und stimmig.
Es erinnert mich an das Theaterstück "Hotel zu den zwei Welten", in dem die Charaktere (Komapatienten) in einer Zwischenwelt zwischen Leben und Tod landen. Man erfährt bei allen, ob sie das "Hotel" Richtung Tod oder Leben verlassen, nur beim Hauptcharakter nicht. Dieser hatte einen Unfall, der möglicherweise ein Selbstmordversuch war, und hat keinerlei Freude mehr am Leben oder an irgendetwas. Und diese Freude findet er während seines Aufenthaltes im Hotel wieder. Ob er am Ende stirbt oder weiterlebt, ist letztendlich irrelevant - seine innere Entwicklung ist abgeschlossen. Im ersten Moment denkt man sich "Was? Aber was passiert denn jetzt mit ihm? Ich will doch wissen ...", aber wenn man länger darüber nachdenkt, merkt man, dass das Ende genau richtig so ist, wie es ist.

Also ja, ich bin (meistens) auch ein Fan von offenen Enden. Manchmal kommt es aber auch vor, dass ein offenes Ende tatsächlich zu früh abbricht oder ausgerechnet die wesentliche Frage offenlässt. So etwas ist dann wirklich unbefriedigend.
Aber Enden wie die oben geschilderten mag ich sehr. Ich mag es nicht, wenn nach dem eigentlichen Ende noch etwas "nachgelegt" wird - wie etwa der unsägliche Epilog in Harry Potter. Manchmal sind Epiloge notwendig für den eigentlichen Abschluss, aber dieser war meiner Meinung nach absolut überflüssig, da es vorher bereits ein abgeschlossenes Ende gab. Ich wünschte mir noch immer, ich hätte ihn einfach nicht gelesen.  ::)
Das war mir dann nicht nur zuviel "Ende", sondern zuviel Happy End. Nicht nur der Böse ist besiegt, nein, man erfährt auch noch von allen, dass sie glücklich verheiratet sind, tolle Kinder haben (die sie natürlich alle bedeutungsvoll nach bestimmten Personen benannt haben), dass sie tolle Jobs haben und überhaupt alles toll ist (abgesehen von der Tatsache, dass es noch immer die fragwürdigen Häuser in Hogwarts gibt und zwischen denen schön weiter Zwistigkeiten gestreut werden). *brrrrr*

Takara

Hallo  :winke:

Muss eine Geschichte so enden, dass alle Charas glücklich sind?

Nicht unbedingt. Wie ich hier irgendwo in einen Beitrag schon gelesen habe, war das Ende in Breaking Dawn, zu glücklich. Keine Gefahr hat mehr gedroht, niemand ist gestorben... Es war einfach zu langweilig.
Bei Harry Potter zum Beispiel war am Ende (19 Jahre später) zwar auch alles gut gewesen, aber da hat es mich nicht so gestört, weil ich den Charakteren nach 7 Büchern, wirklich ein Happy End verdient hatten. Es gab auch genug Tote (Dobby, Fred, Lupin), die waren in den Biss-Büchern gar nicht vorhanden.
Es kommt immer auf das Buch an, aber eigentlich finde ich, dass ein Buch nicht zu glücklich enden darf, nur sollte es ein paar Verluste gegeben haben.

LG