Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Kati am 23. Dezember 2009, 21:15:31

Titel: Das Happy End
Beitrag von: Kati am 23. Dezember 2009, 21:15:31
Hallo  :winke:

Ich habe gesucht, aber einen solchen Thread nicht gefunden.  :)
Mich würde es interessieren, was ihr vom Happy End haltet. Findet ihr es gut? Muss eine Geschichte so enden, dass alle Charas glücklich sind? Oder reicht es euch, wenn der Prota glücklich ist? Oder darf niemand glücklich sein?

Ich bin da geteilter Meinung. Ein Friede-Freude-Eierkuchen-Ende ist eigentlich nicht so mein Ding, aber es kommt eigentlich auf die Geschichte an, ob sie eines bekommt oder nicht. Wie sieht das bei euch aus?

LG,

Kati
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Lucien am 23. Dezember 2009, 21:27:18
Dieses kitschige Friede-Freude-Eierkuchen-Ende finde ich doof, es wirkt immer so kunstruiert, besonders, weil dann alles so plötzlich gut wird (wenn es sich vorher schon abzeichnen würde, wäre es ja vorhersehbar und die Story wird langweilig).
Es kann bisweilen mal ganz amüsant sein, wenn am Schluss alle Tod sind - aber auch nur in Filmen. In Büchern muss das auch nicht sein.
Da ich persönlich meine Geschichten so anlege, dass hinter der vordergründigen Handlung immer noch ein tieferer Sinn und höheres Ziel steht, ist es für mich schon für die Geschichte ein Happy End, wenn am Ende dieses Ziel erfüllt ist.
Danach kommt dann das Happy End der Charaktere, von denen auch nicht jeder völlig happy sein muss.
Für gewöhnlich warte ich ab, wie sich die Geschichte entwickelt und prüfe, wie sehr und auf welche Weise sie die Figuren prägt. Mag sein, dass einer schwer traumatisiert aus dem ganzen hervor geht, während der Freund seine große Liebe gefunden hat, dabei aber seinen Vater verloren hat oder was weiß ich, was passiert ist.
Aber nie im Leben sind bei mir am Schluss ALLE glücklich und zufrieden (zumindest der Anta ist am Ende für gewöhnlich am Boden zerstört - vorausgesetzt, er lebt noch).
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Romy am 23. Dezember 2009, 22:16:09
Zitat von: Jenny am 23. Dezember 2009, 21:27:18
Aber nie im Leben sind bei mir am Schluss ALLE glücklich und zufrieden (zumindest der Anta ist am Ende für gewöhnlich am Boden zerstört - vorausgesetzt, er lebt noch).

So könnte man das bei mir ebenfalls zusammenfassen. :)
Ich mag keine auf Hochglanz polierten Happy Ends. Erstens, weil sie unrealistisch sind und Zweitens, weil ich sie langweilig finde.
Für gewöhnlich habe ich mehrere Hauptfiguren und dann geht es meist für einen gut aus (oder zumindest zufriedenstellend) und für den anderen eher schlecht. Oder es gibt für beide gemischte Gefühle - meine zukünftigen Leser werden die (hoffentlich) am Ende auf jeden Fall kriegen  :hmhm?:
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Fynja am 24. Dezember 2009, 00:53:28
Happy Ends sind relativ. Ein Happy End für meine werten Antagonisten würde für die "Guten" wohl kein besonders glückliches Ende bedeuten... ;) Gut, das ist logisch, aber damit will ich sagen, dass es wohl schwer möglich ist, wirklich jede Haupt- und Nebenfigur der Geschichte glücklich zu machen. Des einen Glücks ist nun mal des anderen Leid, für jede Figur bedeuten die Ereignisse des Romans etwas anderes. Außerdem ist völliges Glück nicht nur fast unmöglich, sondern für mich überhaupt nicht erstrebenswert, weil es einfach langweilig und unrealistisch ist. Genau so unrealistisch sind in meinen Augen jedoch Geschichten, die für jeden absolut dramatisch und unglücklich ausgehen (oder der Autor es für bewegend und dramatisch hält, gleich alle in den Himmel beziehungsweise die Hölle zu schicken).

In den meisten meiner Enden ist es so, dass etwas Bestürzendes oder Schlimmes passiert, es sich für die Protagonisten dennoch alles irgendwie zum Rechten biegt. Glücklich sind nach so einem Erlebnis wohl die wenigsten meiner Figuren  :engel:, dennoch ist die Gefahr (vorerst) gebannt oder sind die Gegner besiegt.
Wenn ich selber Bücher lese, muss es für meinen Favoriten gut ausgehen. ;D Alle anderen sind mir dann relativ egal. Hat das Buch für die Figur, die mir selbst am meisten ans Herz gewachsen ist, ein schlechtes Ende, ärgere ich mich jedes Mal grenzenlos.  :psssst:
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Moa-Bella am 24. Dezember 2009, 13:50:58
Wenn ich an die Bis(s)-Reihe und das kitschige Happy End darin denke schüttele ich mich jetzt noch, das muss nun wirklich nicht sein.
Meine "Happy Ends" würden außer mir warscheinlich nicht viele so bezeichnen, Wenn der Held der Geschichte seine Erlösung im Tod findet finde ich, dass das kein besonders unglückliches Ende ist. Ein richtiges Happy End gibt es bei mir eigentlich nie, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne. Ein Protagonist verliert auf tragische Weise seinen Bruder, ein anderer findet heraus, dass die Person, die er gesucht hat schon lange getötet wurde, söhnt sich mit dem Mörder aber in einer gewissen Art und Weise aus (klingt komisch, naja, man muss den Zusammenhang kennen...), meistens stirbt irgendjemand, das fällt mir aber erst jetzt auf. Ich mag tragische Geschichten, zu traurig darf es aber nicht werden. Der Tod kann auch immer etwas erlösendes haben.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Churke am 24. Dezember 2009, 14:12:48
Ich würde eine Geschichte nie auf Happy End oder auf tragisches Ende hinprügeln, das ergibt sich darauf, wie der Plot gestrickt ist: In einer Tragödie sieht die Zukunft immer rosig aus und dann kommen die Hämmer. Das tragische Ende scheint ausgeschlossen und ist doch unvermeidbar. Kämpfen die Helden hingegen gegen Widrigkeiten und sieht es ganz übel für sie aus, dann kann den Leser nur noch durch ein Happy End überrascht werden.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Shay am 25. Dezember 2009, 11:05:16
Am klassischen Happy End stört mich vor allem, daß es so final ist "and they lived happily ever after". Ich mag Enden, bei denen man das Gefühl hat, daß es danach noch weitergeht, oder besser, daß zwar diese Geschichte zu Ende ist, daß damit aber quasi eine neue erst beginnt. Wobei ich es NICHT mag, wenn diese neue Geschichte gleich noch umrissen wird. Die Schwert der Wahrheit-Reihe hat mich damit schier in den Wahnsinn getrieben. Nein, ich möchte einfach das unbestimmte Gefühl haben, daß es für die liebgewonnenen Charas noch irgendwie weitergeht. Daß jetzt nicht alles danach nur noch Antiklimax ist.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Anamalya am 25. Dezember 2009, 13:48:20
Früher fand ich es immer ganz schrecklich, wenn am Ende eines Romans oder Filmes der Protagonist gestorben ist. Allerdings sehe ich das mittlerweile etwas anders. Bei manchen Geschichten passt ein klassisches Happy End einfach nicht und "Friede-Freude-Eierkuchen-Enden" mag ich überhaupt nicht. Ich finde es nicht realistisch, wenn alles gut ist. Dennoch finde ich, das Ende sollte für mich schon in gewisser Hinsicht versöhnlich sein, außer dieses Unversöhnliche soll eine beabsichtige Botschaft vermitteln. Damit meine ich jetzt nicht, alle leben, heiraten und sind glücklich etc, sondern vielmehr der Konflikt wurde in einer gewissen Weise aufgelöst. Ich bin immer ziemlich fertig, wenn ich ein bzw. sogar mehrere Bücher gelesen und den Prota ins Herz geschlossen habe und er oder sie dann stirbt, ohne dass sein oder ihr Tod nur einen Hauch sinnvoll erscheint. Man kann so etwas zwar auch nutzen, um etwas zu kritisieren, in der Literatur passiert so etwas auch öfter, aber ständig kann ich so etwas einfach nicht lesen, vielleicht bin ich da ein wenig zu empfindlich  ;D
Mein Buch hat in gewisser Hinsicht ein Happy End, allerdings sind noch etliche Konflikte offen, meine Personen haben quasi nur den Ansatz einer Lösung, es bleibt also auch noch einiges offen.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Lomax am 25. Dezember 2009, 15:23:15
Zitat von: Shay am 25. Dezember 2009, 11:05:16Ich mag Enden, bei denen man das Gefühl hat, daß es danach noch weitergeht, ...
Für mich trifft das vor allem insofern zu, dass ich ein melancholisches Ausklingen am meisten schätze. So wie beim Herrn der Ringe, beispielsweise: Die Geschichte ist vorbei, die Probleme sind gelöst - aber die Figuren sind noch da, ihr Leben geht weiter und die Geschichte und ihre Folgen bleiben zurück als etwas, mit dem sie leben müssen.

Ob das nun meine eigenen Romanenden bestimmt, mögen die Leser entscheiden. Da achte ich in erster Linie darauf, dass die Enden irgendwie stimmig sind. Meine Geschichten enden selten wirklich "unhappy", meist erreichen die Protagonisten irgendwie ihr Ziel - aber auch selten ungewandelt, denn könnten Protagonisten die Eregnisse unbeschadet überstehen, sie abhaken und zu ihrem früheren Leben zurückkehren, dann wäre die Geschichte es nach meinem Empfinden auch nicht wert, erzählt zu werden.
  Eine solche Einstellung lässt immer noch viele Enden zu. Aber der melancholische Ausklang ist auf jeden Fall etwas, was mir in anderen Büchern immer sehr gerne gefällt und mich mitunter auch sehr schlechte Bücher mit einer wohlwollenden Empfindung beiseite legen lässt.  :)
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Joscha am 26. Dezember 2009, 12:33:30
Ich fand besonders das Ende des 3. Teils von "Fluch der Karibik" klasse, weil es eben in gewisser Weise ein Happy-End ist, andererseits auch noch offen lässt, was als nächstes geschieht und ob die Charaktere wirklich glücklich werden. Das hat einfach... gepasst. Das Ende war so, wie der Anfang mit Barbossa auf der Pearl und Sparrow in seiner Nussschale. Solche Enden mag ich wirklich.

Wobei es sicherlich auch Leute gibt, die das anders sehen. Ein guter Freund von mir zum Beispiel mag am liebsten Bücher mit Friede, Freude, Eierkuchen. Der findet das Ende von Fluch der Karibik schrecklich und hasst es, wenn die Charaktere gegen Ende nicht alles bekommen (andererseits liest er auch am liebsten Bücher mit perfekten Protagonisten, die immer alles richtig machen und hat nichts übrig für innere Konflikte).

Was ich besonders mag, sind Enden, die im Groben und Ganzen ein Happy-End sind, aber immer noch einen kleinen Wermutstropfen haben. Z.B. der "Herr der Ringe", als eigentlich alles gut ausgeht, aber die Gemeinschaft sich nie wieder sieht und Frodo schließlich sogar Sam verlässt. So etwas stimmt mich immer ein wenig traurig, aber wenn ich ein Buch so aus der Hand lege, dann ist es ein gutes Gefühl und ich habe einen positiven Eindruck von dem Buch.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Mrs.Finster am 27. Dezember 2009, 11:56:27
Das Happy End...alle liegen sich in den Armen und sind glücklich. Auch nicht unbedingt so mein Ding  :hmmm: aber ich finde es kommt auch immer darauf an, was aus dem Ende gemacht wird. Das Ende aus "Herr der Ringe" fand ich zum Bsp. gelungen. Gut die Hochzeit...aber sonst  ;)

Für mich ist wichtig, dass ein Funke von Hoffnung besteht. Ein Ende das mit Tod und Verderben endet stellt glaube ich nur wenige Leser zufrieden.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Waffelkuchen am 27. Dezember 2009, 12:12:48
Ich denke, mein Prinzip ist ein Happy-End mit einem mehr oder weniger großen Wermutstropfen.
Ein "alle liegen sich in den Armen, alle sind glücklich, alle haben überlebt"-Ende, vor allem nach haarsträubend gefährlichen Abenteuern, ist in meinen Augen einfach langweilig. Es muss ja nicht zwangsläufig jemand sterben (auch wenn das bei mir der Fall sein wird...), es reicht schon, wenn das Ende etwas melancholisch ist. Denn wenn die Charaktere im Laufe eines Buches mit zig Gefahren und dem Tod konfrontiert worden sind, dann hinterlässt das eben seine Spuren, im Positiven wie im Negativen (siehe Herr der Ringe). Danach kann man nicht einfach in den Alltag zurückkehren, bzw.: Danach wird man nicht mehr der/dieselbe sein. Und wenn das Ende das ein bisschen zeigt, reicht das für mich schon als kleiner Wermutstropfen.

Ein richtig schlechtes Ende, bei dem alle sterben, würde ich meinem Leser- und, vielleicht entscheidender- mir selbst nie zumuten. Was bringt es mir denn, mich abzumühen, damit mein Leser sich mit den Charakteren identifiziert, ihn mit ihnen leiden zu lassen und dann am Ende zu sagen: "Ha ha, alle tot!"?! Gut, vielleicht entwickelt man mal einen Plot, in dem das unausweichlich erscheint. Aber ein Hoffnungsschimmer muss immer bleiben, denn sonst endet das wahrscheinlich (zumindest wäre es bei mir so) für beide Seiten unbefriedigend.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Ary am 27. Dezember 2009, 14:05:07
Hi,
ich brauche kein "Happy Ending für alle". Es muss auch nicht immer alles "gut" ausgehen. Ich möchte ein "schönes" Ende, ein Ende, das mich als Leser zufriedenstellt und mich nicht mit hunderttausend Fragezeichen in den Augen zurücklässt. Manchmal aknn ein zufriedenstellendes Ende auch bedeuten, dass eine liebgewonnene Figur stirbt, weil es einfach passt. Ich denke, das ist es, es muss "passen".
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Churke am 28. Dezember 2009, 12:14:37
In meinem Historischen deutet sich ein absolutes Groschenroman-Happy-Ende an. Der Westgotenkönig hat die - geraubte - Schwester es Kaisers geheiratet und eigentlich wären alle Probleme gelöst. Nur ist dem Kaiser die Vorstellung eines barbarisches Schwagers unerträglich (zumal der seiner Schwester auch schon einen Sohn und künftigen Augustus gemacht hat). Der Kaiser, dem das Wasser bis zum Hals steht, weist das Bündnisangebot zurück und besiegelt den Untergang seines Reiches.
Sowas finde ich irgendwie faszinierend. Da hat man dieses perfekte Happy End und dann wird es durch Dummheit und niedere Beweggründe kaputt gemacht...  :pompom:

Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Kati am 28. Dezember 2009, 17:30:47
ZitatWenn ich an die Bis(s)-Reihe und das kitschige Happy End darin denke schüttele ich mich jetzt noch, das muss nun wirklich nicht sein.

Mit diesem Ende in Gedanken habe ich diesen Thread aufgemacht.  ;D
Ich stehe auch nicht auf rührselige "Alles ist gut"-Enden. Beim Ende von Breaking Dawn ist mir regelrecht schlecht geworden. Allerdings mag ich es auch überhaupt nicht, wenn am Ende alle Guten tot sind und alles verloren ist. Also ein "Alles ist gut"-Ende für die Bösen.
Ich liebe offene Enden. Enden, bei denen der Anta nicht tot ist, sondern verschwunden und vielleicht wiederkommen könnte. Sowas in die Richtung.

LG,

Kati
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Lucien am 28. Dezember 2009, 18:30:20
Zitat von: Kati am 28. Dezember 2009, 17:30:47
Enden, bei denen der Anta nicht tot ist, sondern verschwunden und vielleicht wiederkommen könnte. Sowas in die Richtung. 
...die dann - bei einer guten Geschichte - die Hoffnung auf eine Fortsetzung wecken.  :vibes:
Solche Enden mag ich auch.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Sin am 29. Dezember 2009, 16:01:17
Ich finde, es kommt ganz auf meine Stimmung und das Buch an, ob ich ein Happy End mag oder nicht.
Schrecklich finde ich Friede-Freude-Eierkuchen-Enden. Wenn der Prota alles bekommen hat, was er wollte und sie bis an ihr Lebensende glücklich sind. (Märchen ausgenommen)
Viel lieber mag ich Enden, bei denen der Prota nicht alles bekommt. Bsp: Er hat die Welt gerettet, dafür musste er aber seine Freundin 'opfern'.
Oder Enden, die noch teilweise offen sind. Es ist zwar eindeutig Schluss, aber man hat noch genügend Spielraum, um auf eine Fortsetzung zu hoffen.
Sad Ends finde ich auch okay. Aber da muss die Stimmung gerade passen.

LG
Sin
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Lucien am 29. Dezember 2009, 17:53:38
Naja, übertrieben traurige Enden müssen dann auch nicht sein, wo dann alles auf Biegen und Brechen dramatisch und unglücklich sein muss.  :nöö:
Ich bin da für die gesunde Mitte mit Tendenz zu Glück oder Unglück, je nach Stimmung des Buches.
Aber es sollte nicht zu sehr in ein Extrem schlagen.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Vivian am 06. Dezember 2010, 20:06:14
Ein "wunderbares, hinreißendes Happy End mit Friede-Freude-Eierkuchen" finde ich gar nicht gut. Vor allem für mein Buch wäre es die reinste Katastrophe. Nach mehreren Kapiteln des Leids, Verrats oder Verlierens kann am Ende doch gar nichts perfekt sein. Ich meine ... wie geht das?
Ich stelle mir gerade vor, wie es wäre, wenn ich ein Happy End im Buch hätte (was eh nicht passieren wird): Krieg ist vorbei, viele Menschen tot, viele Verluste, Städte müssen neu aufgebaut werden ... und dann kommt einer und sagt "Jetzt ist alles vorbei, lasst uns eine Party schmeißen!" Nee, nee, nee. Nee. Ist nicht mein Ding. Natürlich können die Menschen erleichtert sein und sich besser fühlen, da ihnen ein großer Stein vom Herzen gefallen ist, denn der Druck ist nicht mehr da. Aber sofort wieder fröhliche Mienen zu machen finde ich etwas übertrieben.

Ich bin in dieser Hinsicht Jenny's Meinung:

ZitatIch bin da für die gesunde Mitte mit Tendenz zu Glück oder Unglück, je nach Stimmung des Buches.

Das finde ich gut. Glück und Unglück sollten sich in der Mitte treffen, ein nüchternes, gutes Ende.

Ich bin zwar auch für Happy Ends, ABER nur die, die nicht übertrieben beschrieben sind, sondern einen noch hinreißen und bewegen, sodass man mit den Menschen fühlt, die keine schwere Last mehr tragen müssen. Sowas lese ich schon gerne.
Ein dramatisches Ende hingegen soll mir Spannung bereiten (z.b. wenn es Bände sind), damit ich sagen kann "Wow, ich MUSS weiterlesen!", aber sie sollen mich nicht zum Heulen bringen oder mir Kopfschmerzen bereiten, da nur Mord und Todschlag herrscht. *grins*

Also: Ich schließe mich dem Zitat oben an.  :)

LG Vivian
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Simara am 07. Dezember 2010, 17:48:43
Also ich tue mir mit typischen Happyends eher schwer:
Bei mir kommt es eher vor das der Anta glücklich und zufrieden vor sich hinsummend die Bühne verlässt oder die Protas glauben alles wäre gut während sich ihr Gegner ins Fäustchen lacht.  :snicker:

Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Kraehe am 07. Dezember 2010, 18:19:42
Zitat von: Simara am 07. Dezember 2010, 17:48:43
Also ich tue mir mit typischen Happyends eher schwer:
Bei mir kommt es eher vor das der Anta glücklich und zufrieden vor sich hinsummend die Bühne verlässt oder die Protas glauben alles wäre gut während sich ihr Gegner ins Fäustchen lacht.  :snicker:

Damit bist du durchschaut! *deinen Protas petzen geh* ;D

Nein.
Ich mag keine vollkommenen Happy Ends.
Wer die Meister der Zitadelle kennt - ich fand das Ende so gut. Also blöd aber melancholisch gut. Vor allem sind wehmütig-gute Enden die, die einem einfach im Gedächtnis bleiben und sind die Bücher, über die man noch eine Weile nachdenkt.

Allerdings: ein Ende muss passen. Lieber happy als erzwungen getrübt ;)

Und rein glücklich geht ja eigentlich nie, weil das doch zu konstruiert wäre und irgendwas doch passiert sein muss...
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: KaPunkt am 07. Dezember 2010, 19:33:55
Damals, als ich noch jung und unschuldig und schön und so war ...
... also knapp vor der letzten Eiszeit ...
Da hatte ich mir die heimliche Aufgabe gesetzt, gegen die Übermacht der Happy Endings anzuschreiben. Um sozusagen das natürliche Gleichgewicht der Schöpfung in der Masse der existierenden Literatur abzubilden.
Oder so ähnlich.  :rofl:
Deshalb haben viele meiner frühen Geschichten absichtlich kein Happy Ending.

Noch heute finde ich den Gedanken spannend, Geschichten über die armen Socken zu schreiben, die in Sätzen wie
ZitatTausende haben es versucht, aber keiner ist je zurückgekehrt.
abgehandelt werden.

Ich gehöre also definitiv nicht zur Rosaroten Glücksbärchis Fraktion, aber ich gebe zu, ich lese gerne Glückliche Enden. Vor allem, wenn mir die Charaktere ans Herz gewachsen sind. Es muss nicht alles perfekt sein, aber die Helden sollten mit ihrer abschließenden Situation zufrieden sein.
Sie können von mir aus objektiv betrachtet völlig am Ende sein, ihre Welt ist zerstört, ihre Liebste tot, die Heimat auf immer verloren whatever, aber in dem Augenblick, in dem ich sie zurücklasse, sollen sie nicht in Verzweiflung versinken.Glücklich macht mich ein Ende, in dem die Helden in den Sonnenuntergang blicken und für einen kleinen Moment mit sich und der Welt im Reinen sind.
*hach*

Was nicht heißen muss, dass es wirklich gut ausgeht. Eine meiner Kurzgeschichten endet damit, dass ein kleines Kind erschossen wird. Der Held tut das nicht gern, aber er hält es für das richtige und seinen Auftrag für erfüllt. Nur der Leser findet, dass er gerade etwas wirklich Furchtbares getan hat.

Überhaupt muss ein Ende in erster Linie stimmig sein. Es muss zur Geschichte und der Entwicklung passen. Aber das wurde ja schon mehrfach erwähnt.
Ich finde zum Beispiel das Ende von 'Die purpurnen Flüsse' (Roman, nicht Verfilmung) sehr gelungen. Traurig, aber zufriedenstellend für die Protas, und auch irgendwie schön.

Einen kleinen bösen Trick habe ich mir auch mal erlaubt.
Die Helden hatten ihr höchst befriedigendes, glückliches Ende samt 'Ehret die siegreichen Toten' Episode, alle sind glücklich.
Dann wird das Ende der Antagonisten erzählt. Allerdings aus ihrer Innensicht. Und durchaus mit Sympathie für sie.
Es ist romantisch, es traurig, es ist stilvoll (oder soll zumindest so sein), man leidet mit ihnen mit.
Aber verdammt! Das sind doch die Bösen! Die Bösen! Ich will sie nicht mögen.
Objektiv haben wie ein höchst befriedigendes Happy Ending, subjektiv bleiben wir melancholisch zurück.
*irres kichern*

Liebe Grüße,
Kirsten

Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Telas am 07. Dezember 2010, 19:43:08
Ich halte von erzwungenen Happy Ends gar nichts. Aber mit dem großen Knall am Ende konnte ich mich auch nie anfreunden. Ich formuliere meine Enden immer so, das Raum für eine Fortsetzung oder Eigeninterpretation des Lesers bleibt.
Ich halte nicht allzu viel davon, dem Leser alles "aufzuzwingen".
Wer das Buch liest soll meiner Meinung nach auch seine eigenen Vorstellungen darüber haben dürfen, was als nächstes passiert.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Rigalad am 07. Dezember 2010, 19:50:32
Ich bin auch gegen erzwungene Happy Ends. Generell hab ich sowieso schon Probleme damit, wenn ich Bücher lese, in denen die Prota zehn Mal schwer verletzt werden und nur durch Glück, Zufall etc. überleben. Da schwindet für mich innerlich immer der Anspruch an Realitätsnähe. Ich weiß, dass man das so machen muss, weil sonst der Roman schnell abgehandelt wäre, aber zufrieden bin ich damit nie, deswegen versuche ich solchen Situationen auszuweichen.

Denn eins ist für mich klar: Die meisten Leser flüchten sich aus dem Alltag, der nun mal meist aus Problemen, Stress, kleinen Auseinandersetzungen usw. besteht. Das ist bei mir nicht anders. Wenn ich mich nach einem anstrengenden Tag hinsetze und mich mit Trivialliteratur ablenken will, nehme ich selten etwas, was mich danach traurig stimmt. Ich möchte dann auch ein Ende, das mich nicht noch ein paar Stunden verfolgt, weil es so tragisch ist. Vermutlich bin ich da recht einfach gestrickt, aber den meisten Leuten, die ich kenne, geht es ebenso. Natürlich lese ich ab und an auch mal schwere Kost. Aber das ist dann mal der Fall.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Dealein am 28. April 2012, 01:50:37
Hey ihr Lieben,

seit Tagen frage ich mich wie vermarktbar ein trauriges Ende ist, welches die Protagonistin bluten lässt. Sie zum Schluss fast alleine lässt. Ihr dunkle Seite erweckt und sich an der guten Seite zweifeln lässt. Das Land ist frei, die Protagonistin unglücklich. Das wäre auch der Schluss, keine Fortsetzung. Bei meinem Ende muss ich sagen, dass ich sehr flexibel bin. Ich kann ein Happy End liefern, welches aber nicht kitschig ist oder ich kann es dramatisch machen und meine Prota - und den Leser - noch richtig leiden lassen. Nachdem sie sowieso schon fast alles verliert, ihr ihre große Liebe nehmen. Ich habe aber das Gefühl, dass so etwas sehr schlecht ankommt. Zumindest sagen das all meine Freunde und Bekannte, die ich frage.

Na, was meint ihr?
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: metajinx am 28. April 2012, 03:11:21
Wenn der Leser beim Zuklappen des Buches nicht eine gewisse Zufriedenheit verspürt, ist das Ende meiner Meinung nach nicht gut geworden. Aber ob es Happy ist oder nicht, spielt dabei keine so große Rolle, solange dieser Abschluss gut verläuft.
Die Welt wurde beinahe vernichtet? Dutzende böse Mächte bedrohen das Wohl der Menschheit? Es reicht dann schon, wenn die größte Gefahr gebannt wurde, und der Untergang allen Seins etwas hinausgezögert werden konnte, das ist auch schon ein Happy End.
Der Held oder die Heldin muss am Ende nicht den Kerl/die Frau bekommen, von aller Schuld befreit sein, und ein Königreich bekommen, nur weil die Möglichkeiten dazu da wären. Es reicht schon wenn er etwas bekommt oder erreicht, was sich Otto-Normalverbraucher insgeheim selbst wünscht.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Thaliope am 28. April 2012, 05:15:09
Hey Dea,

das Ende wirft ja auch immer ein gewisses Licht auf den Rest der Geschichte.
Hat es einen Sinn, wenn die Heldin am Ende leidet? Was macht das mit der Gesamtaussage der Geschichte?
Wenn es zur Geschichte passt und das zum Ausdruck bringt, was du mit der Geschichte aussagen willst, finde ich ein tragisches Ende okay. Aber es sollte nicht willkürlich wirken, sondern in der Geschichte angelegt und begründet sein, finde ich.

Liebe Grüße
Thali
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Sanne am 28. April 2012, 07:41:09
Hallo ihr Lieben,

Hm - das ist sehr schwierig, dafür ein allgemeingültiges Rezept zu liefern.

Es ist schon so - man selbst zittert doch die ganze Zeit mit der/m Prota mit, weil man sich damit indentifiziert und - natürlich - die Probleme lösen will. Wenn dann tatsächlich am Ende alles in Wohlgefallen aufgelöst wird ist man zufrieden.
Trotzdem hat der/die Prota ja in der Geschichte eine Entwicklung durchgemacht, sich verändert und wenn der Autor es schafft, eine gewisse Unzufriedenheit anklingen zu lassen, dann sehe ich das eigentlich als eine wunderbare Möglichkeit, die neuen Erkenntnisse (vom Prota) nachklingen zu lassen - und den Leser auch da noch mitzunehmen.
Dazu muss die große Liebe nicht sterben und die Hoffnung darf durchaus real bleiben, sonst hätte sich ja der ganze Aufwand nicht gelohnt - außer für die anderen. Aber man sollte durchaus zeigen, dass sich durch die ganze Entwicklung auch der/die Prota nachhaltig verändert hat. Das kann auch in den Gedanken der Leser ein Stück weit Glaubwürdigkeit und Realitätsnähe zurücklassen.
Ich mag es nicht, wenn am Ende alle plötzlich lachen, obwohl es die ganze Zeit um Leben und Tod ging.  ::)

Liebe Grüße
Sanne
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Tintenweberin am 28. April 2012, 08:02:09
Wenn ich mich richtig erinnere, hat ein Held ein Ziel (Bilbo will ein Abenteuer erleben und reich werden) und eine Bestimmung (er bringt den Ring in die Geschichte zurück). An der Tatsache, dass das Ziel und die Bestimmung des Helden nur in den seltensten Fällen übereinstimmen, entzünden sich die Konflikte, die zur Reifung des Helden beitragen (der Ring beherrscht Bilbo so weit, dass er ihn fast nicht mehr hergeben kann). Als Held überwindet Bilbo diesen Konflikt und lässt den Ring für seinen Neffen zurück, dessen Bestimmung es ist, den Ring im Feuer des Schicksalsbergs zu vernichten (wofür er sein Ziel, ein beschauliches Hobbitleben zu führen, aufgeben muss). Wäre Bilbo ein tragischer Held, dann würde er in dem Konflikt unterliegen und der Ring müsste möglicherweise durch seinen Tod seine Wanderschaft antreten (wie bei Isildur).

Lange Rede kurzer Sinn: Der Leser "vergibt" es dem Autor, dass ein Held tragisch endet und sein Ziel verfehlt, wenn er dadurch seine Bestimmung erfüllt. Ein tragisches Ende, das dem Helden sein Ziel vorenthält, ohne ihn seiner Bestimmung näher zu bringen, hinterlässt im Gegensatz dazu einen äußerst schalen Geschmack (und die Erwartung, dass auch hier wieder mal eine Fortsetzung droht) ...   ;)
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Dealein am 28. April 2012, 09:48:22
Ah Titenweberin, das mit der Bestimmung und dem Ziel klingt echt gut.

@ Thaliope: Es wäre nicht willkürlich. Ich könnte es gut begründen. Mag mich aber damit auch bei Agenturen bewerben und habe so langsam das Gefühl, dass es besser wäre ihn nicht sterben zu lassen. Sie hat eben auch böse Gefühle, auch wenn er nicht stirbt.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Ryadne am 28. April 2012, 11:30:00
Hm. Also, irgendwie ist das mit dem Happy End eine schwierige Frage. Irgendwie kommt es für mich total auf das einzelne Werk an, ob ich da ein Happy End bevorzuge oder nicht. Wenn jetzt zum Beispiel am Ende der Panem-Trilogie alles auf einmal toll gewesen wäre, das hätte einfach nicht gepasst. Aber wenn ein (vor allem auf Jugendliche ausgerichtetes) Buch auch sehr humorvolle Anteile besitzt, wie z.B. die Mara-Bücher von Krappweis oder Bernhard Hennens Alica und dann kein Happy End hätte, das wäre für mich ein Stilbruch, der mich vermutlich unbefriedigt zurücklassen würde (aber ich weiß nicht, wie Mara ausgeht ;) ). Aber auch hier gibt es Beispiele mit negativem Ende, wo das dann doch irgendwie okay war, weil eben dieses Ziel erreicht wurde, wie Tintenweberin schon sagt. Ein Beispiel hierfür ist Darren Shans Mitternachtszirkus (aus Spoilergründen weiß geschrieben). Wenn der Protagonist sein Ziel gar nicht erreicht, fragt man sich halt schon, was das jetzt alles sollte.

So extrem versöhnliche Enden wie bei Harry Potter finde ich auch etwas grenzwertig. Ich fand es zwar okay, aber ein bisschen dick aufgetragen. Dieses Die-neue-Generation-als-Ersatz-Thema ist einfach nicht so meins, auch wenn es schon kulturgeschichtlich natürlich verständlich ist.

Was meine eigenen Geschichten angeht, die enden meist eher negativ, allerdings lasse ich mit dem Ende ganz gerne durch ein abschließendes Ereignis oder einen Monolog die Frage offen, ob sich nicht doch noch alles zum Guten wenden könnte. Ich kann nicht behaupten, dass das insgesamt eine bewusste Entscheidung gewesen wäre, also dass ich mir gesagt hätte, das mach ich jetzt immer. Nur, wenn ich so drüber nachdenke, ist das die Regel. Für Kurzgeschichten gilt das aber nicht, die haben meist eher Happy Ends bei mir.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Sunflower am 30. April 2012, 14:52:35
Happy Ends sind immer schwer zu entscheiden, wie ich finde. Natürlich sollte der Prota eine "Belohnung" für all das bekommen, was wir Autoren ihn haben durchleiden lassen. Der Leser freut sich auch, wenn am Ende alles einigermaßen gut ist. Aber manchmal passt es einfach nicht.
Ich mag keine vollkommenen Happy Ends, weil ich sie einfach für unrealistisch halte. Im Leben kommt ja auch nicht irgendwann der Punkt, dass alles gut ist und jeder fröhlich sein kann. Meine Geschichten lege ich eher so aus, dass sie zwar einen guten Teil in ihrem Ende haben, aber auch einen schlechten. Wenn die Protas einen Kampf bestreiten müssen, dann ist es doch eher unwahrscheinlich, dass am Ende alle wie durch ein Wunder gesund und munter sind.
Man muss wohl eine Ausgewogenheit zwischen Kitsch und Drama finden.
Zitat von: Ryadne am 28. April 2012, 11:30:00
Wenn der Protagonist sein Ziel gar nicht erreicht, fragt man sich halt schon, was das jetzt alles sollte.
Das denke ich auch. Ziele dürfen meinetwegen gerne erreicht werden, jedenfalls ganz am Ende, aber dann nur mit Opfern.
Was ich auch furchtbar finde, sind Epiloge (siehe Harry Potter), die von der Zukunft erzählen, in der alles rosig ist. Ist ja schön für die Protas, aber die erschöpfte Fröhlichkeit nach einem alles entscheidenen Kampf eignet sich meiner Meinung nach viel besser für einen Schlusspunkt. Der Leser kann dann mit einem guten Gefühl aufhören zu lesen und wird am Ende nicht totgekitscht.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Zit am 30. April 2012, 15:16:13
Muss der LI denn unbedingt sterben? Kann er sich von deiner Prota nicht einfach trennen, weil sie sich zu sehr verändert hat? Klar, er ist froh, das die Welt gerettet ist, aber sie ist wohl kaum mehr die Frau, die er mal geliebt hat. Kämpfen die beiden durchaus, wie auch immer, Seite an Seite und der LI bekommt die Veränderungen gleich mit, könntest du den Konflikt schon vorher einbauen, dann kommt die Trennung nicht so überdramatisch-überraschend.

Auf der anderen Seite: Ich gehe weiter und behaupte, dass ein Leser einem alles verzieht, solange der Prota am Ende noch Hoffnung hat. Es muss immer irgendwas Gutes noch im Prota aufleuchten, dass er sich entschließt, weiter zu leben und für sich zu kämpfen.

~ edit: Beim HP-Epilog musst du aber bedenken, dass die persönlichen Ziele der Charaktere geklärt werden. Also ganz schnöde ihre Berufswünsche. Harry wollte Auror werden, ist er nun. Und Neville hat seine starke Entwicklung nochmals unterstrichen, indem er nun Lehrer in Hogwarts ist.
Außerdem war es sicher auch ein Service an die Fans (und dass Rowling dem aus dem Weg gehen wollte, noch zu weiteren Büchern gezwungen zu werden; bei einer Friede-Freude-Eierkuchen-Welt gibt es ja keine Geschichte zu erzählen; zumindest würden langweilige Familiengeschichten nicht dieselben Leser ansprechen wie der Ich-muss-die-Welt-retten-HP).
Ändert aber dennoch nichts daran, dass ich den Epilog beim Lesen schon so empfand, als würde er abgespalten vom Rest dastehen.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Lemonie am 30. April 2012, 17:54:33
Also ich warte immer ab, wie sich die Geschichte entwickelt, und meistens komme ich vom Plot her dann immer automatisch auf ein Ende, das ich als passend empfinde. Friede - Freude - Eierkuchen - Enden mag ich aber auch nicht. Aber ich denke, wenn eine Story unweigerlich zu einem solchen Ende führt, dann stimmt irgendwas nicht am Gesamtkonzept bzw das Ende passt nicht wirklich dazu. Es sei denn es ist ein Märchen oder eine von vornherein fröhliche Geschichte...

Was ich ganz besonders mag sind offene Enden. Die führen immer dazu, dass ich hinterher noch stundenlang über die Geschichte nachdenke (wenn es ein gutes Buch war) und außerdem mag ich diese zwiespältige Stimmung.

@Dea: Ich denke es kommt darauf an, warum du die Geschichten so enden lassen willst, was du aussagen willst. Wenn es von der Story her nicht notwendig bzw sinnvoll ist, ihn sterben zu lassen (aus welchen Gründen auch immer), und es sozusagen eine fifty/fifty Entscheidung ist, würde ich es nicht unbedingt tun, weil es mir selbst beim Lesen wahrscheinlich nicht gefallen würde und aus dem Grund den du selbst geschrieben hast. Wenn deine Prota schon die Welt gerettet hat oder Ähnliches ist es natürlich logisch, dass sie dafür Oper bringen musste, aber die Frage ist eben, ob am Ende wirklich alles für sie total hoffnungslos und negativ sein muss.

ZitatIch gehe weiter und behaupte, dass ein Leser einem alles verzieht, solange der Prota am Ende noch Hoffnung hat. Es muss immer irgendwas Gutes noch im Prota aufleuchten, dass er sich entschließt, weiter zu leben und für sich zu kämpfen.

Sowas meine ich. ;) Ein Ende, bei dem der Prota jeglichen Lebenssinn verliert und völlig am Ende ist (ohne jegliche Hoffnung) gefällt mir genauso wenig wie ein total gutes Ende. Auch von der Botschaft, die das transportiert.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Alana am 30. April 2012, 21:30:37
@Tintenweberin: Da stimme ich ausnahmslos zu. Ich wollte auch Frodo als Beispiel anführen, weil ich diese Charakterentwicklung und das Ende dazu so unheimlich gelungen finde.

Ein Schluss, der mir auch noch sehr gut gefällt, weil er zu den Charas passt, aber dennoch nicht rosa-rot ist, ist der von der Hunger Games Trilogie.
Happy Ends mag ich eigentlich schon, aber sie müssen plausibel sein und man muss den Charas trotzdem anmerken, was sie durchgemacht haben. Ein kitschiges Happy End kann ich dementsprechend durchaus auch genießen, wenn es glaubwürdig ist und zur Geschichte passt.
Dass am Ende einer stirbt, sehe ich zwiegespalten. Auf der einen Seite bietet das natürlich viel Herzschmerz und kann auch für den Plot gut sein, dann gefällt es mir grundsätzlich auch, aber es bleibt eben immer so ein Gefühl des Verlustes zurück, auch in mir als Leser, das ich auf der einen Seite schön, aber irgendwie doch auch schade finde.

@Dea: Ob mich so ein Ende als Leser zufrieden zurücklassen würde, weiß ich nicht. Ich glaube eher nicht. Außer vielleicht, wenn sie dann auch stirbt oder andersrum sich doch noch irgendwie mit ihrem Schicksal versöhnt. Und wenn ihre große Liebe stirbt, weil es der Plot so verlangt, ist das auch wieder etwas Anderes, als wenn es passiert, weil du sie quälen willst. Wenn ich als Leser das Gefühl habe, dass das nicht nötig gewesen wäre, dann lässt das einen bitteren Nachgeschmack zurück.

Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: AngryMuffin am 01. Mai 2012, 13:27:47
Also ich hatte früher immer furchtbare Angst vor dem Ende eines Buches, wenn es so aussah, dass es kein entsprechendes Happy-End geben würde. (Ja, ich bin Harmonie-süchtig, ich weiß :vibes: ) Aber inzwischen hat sich das sehr geändert und ich bevorzuge auch eher diese Melancholie-Enden.
Wenn der Konflikt gelöst ist, aber man auch weißt und merkt, dass die Geschichte an keinem der Charaktere spurlos vorbeigegangen ist - jeder hat seine Narben davon getragen, aber am Ende hat man seinen Frieden mit dieser Entwicklung gefunden und blickt mit einem weinenden und einem lachenden Auge in die Zukunft.

Das Ende der Todesengel-Reihe von Jim C. Hines war da so ein Fall. Denn die letzten Seiten lang habe ich fast nur geheult, aber als ich mit der letzten Seite fertig war, habe ich es zugeschlagen und mir gedacht 'Ja, ich hätte es schöner gefunden, wenn es anders ausgegangen wäre, aber so passt es einfach besser.'
Manchmal bauen Bücher Konflikte auf, die sich nicht mit einem klassischen Happy-End lösen lassen und da rechne ich es auch dem Autor hoch an, wenn er die Linie dann bis zum Ende verfolgt und einfach konsequent bleibt, aber trotzdem seinen Charakteren gegenüber fair bleibt. :)

Ich liebe einfach Enden, an denen man klar sieht, dass sich die Charaktere weiterentwickelt haben und die hinter ihnen liegenden Ereignisse als wertvolle Erfahrung mitnehmen, ohne sich davon vollkommen bestimmen zu lassen.

So, das war mein Senf dazu. ;D
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Angela am 01. Mai 2012, 17:55:18
Kennt ihr vielleicht 'Die toten Engel' von Winfried Bruckner. Ein Kinderbuch über das Warschauer Getto und die organisierte Ermordung der dort eingepferchten Menschen, hier vertreten durch etliche Kinderprotas. Da keine Hand vom Himmel kommt und auch sonst niemand Erbarmen zeigt, ist das Ende ziemlich eindeutig. Der Autor hat es so gelöst, dass er bei der Verladung in die Gaskammern endet. So lässt er ein wenig Hoffnung für die Leser, die es sonst nicht ertragen können. Das fand ich gut,  ist ja ein Kinderroman und kein historisches Dokument.
Was mich ärgert ist, wenn das Ende so plötzlich und unsinnig kommt und weg ist der Typ, über den ich zig Seiten gelesen habe. Da fühle ich mich als Leserin verschaukelt.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Notrya am 02. Mai 2012, 21:52:40
Zitat von: AngryMuffin am 01. Mai 2012, 13:27:47
Also ich hatte früher immer furchtbare Angst vor dem Ende eines Buches, wenn es so aussah, dass es kein entsprechendes Happy-End geben würde. (Ja, ich bin Harmonie-süchtig, ich weiß :vibes: ) Aber inzwischen hat sich das sehr geändert und ich bevorzuge auch eher diese Melancholie-Enden.

Ungefähr so sieht's bei mir eigentlich auch aus. Mit dem kleinen Unterschied, dass es mir bei Filmen und Büchern, die ich gesehen bzw. gelesen habe, nicht so wichtig war, ob es nun ein Happy End gibt oder nicht und ich phasenweise die melancholischen Enden sogar vorgezogen habe, Hauptsache wenig bis am besten gar kein Kitsch ;D während ich bei meinen eigenen Geschichten unbedingt und immer ein Happy End brauchte. Keine Ahnung, woher dieser Widerspruch kam...

Davon bin ich mittlerweile allerdings auch weg, spätestens seit meinem aktuellen Projekt, an dessen Ende ausgerechnet meine Lieblingsfigur (ich nenne ihn mal nicht "meinen Prota", weil es mehrere zentrale Charaktere in der Geschichte gibt, von denen ich keinem die Hauptrolle zuschreiben möchte) sterben muss, weil sich der Konflikt sonst nicht lösen lässt. Damit ich davon nicht mehr abweiche, habe ich die Geschichte von Anfang an darauf angelegt, und mittlerweile gefällt mir die Idee, dass es kein klassisches Happy End geben wird, immer besser, so ist die Handlung und die Entwicklung der Charaktere einfach stimmiger. Aber immerhin bekommt der Charakter einen halbwegs heldenhaften Tod, so viel Kitsch muss dann doch sein :engel:

@Dea: Happy End oder nicht, ich muss auf jeden Fall dem Argument zustimmen, dass am Ende zumindest ein wenig Hoffnung für den/die Prota übrig sein muss. Oder in meinem Fall für die restlichen Charaktere, auch wenn es sie schwer trifft, dass einer von ihnen stirbt; denn erst durch dessen Tod können die anderen Charaktere ihre Aufgabe erfüllen. Bei dem Ende, das du beschreibst, würde mir als Leser auf jeden Fall so etwas fehlen, bzw. ich würde wohl vermuten, dass es noch eine Fortsetzung geben wird, weil die Geschichte nach meinem Verständnis doch nicht so enden kann ;) Wäre der Tod ihrer großen Liebe denn die allerletzte Szene, die die Prota dann völlig zerstört zurücklässt? Ich kann es mir grad noch nicht so wirklich vorstellen, denn wenn sein Tod gut begründet ist, der Rettung des Landes dient oder so etwas in der Art, also dass er kitschigerweise dafür stirbt, damit sie in einem friedlichen Land leben kann etc., dann könnte ich es mir fast schon wieder als machbar vorstellen; je nachdem, wie du es aufziehst, wäre dann der Hoffnungsschimmer für die Prota, dass sie über den Verlust hinwegkommt und sein Opfer anerkennt... oder so. Völlige Spekulation natürlich, ich kenne deine Geschichte ja nicht ;), aber so würde es für mich als Leser Sinn machen und ein brauchbares Ende abgeben.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Dealein am 02. Mai 2012, 22:34:15
Klar würde er sterben, damit er so das Land retten kann. Wäre ja sonst unbegründet. Er würde sich ja sozusagen opfern.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Notrya am 02. Mai 2012, 22:45:57
Okay, er hätte ja auch für etwas anderes sterben können, um das Leben seiner Schwester zu retten, einen Anschlag auf den König zu verhindern oder sonstiges, was die Prota nicht so unmittelbar betrifft wie der Frieden in ihrem Land, denn damit kann man es so auslegen, dass er sich auch für sie geopfert hat, was bei anderen Todesursachen - die ich aber auch nicht als "unbegründet" verstehen würde - eher schwierig ist ;)

So könnte ich mir das Ende dann auf alle Fälle vorstellen. Sehr tragisch, aber machbar. Die Frage ist nur, ob sich ein Verlag findet, der das ähnlich sieht... Das kann ich jetzt überhaupt nicht abschätzen ???
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Windfeuer am 15. April 2013, 19:07:50

Ich mag Happy Ends. Schreibe auch selber welche, kann auch glaube ich gar nicht anders. Jedoch sowohl mit Licht als auch mit Schatten. Ich finde das ein Happy End beides haben muss.
Ausgleichend.
Das ein darf nicht zu stark über das andere überwiegend. Sonst gefällt es mir nicht. Wie auch wen es nicht hält was im Buch versprochen wird. Also total unrealistisch ist und überhaupt nicht zur Geschichte oder zu den Figuren passt.
Hmmm  :hmmm: Die Schlange muss sich halt in den Schwanz beißen.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Sunflower am 15. April 2013, 19:17:05
Das ist ein interessantes Thema. Ich mag Happy Ends in Büchern, die ich lese, schreiben kann ich sie aber nicht. Irgendjemand, den ich furchtbar gern gemocht habe, stirbt immer. Dabei hasse ich es, Figuren umzubringen. Sie wachsen mir doch alle ans Herz! Aber so, wie ich plotte, läuft es jedes Mal auf eine Katastrophe zu. Das Traurige ist, dass ich langsam Übung darin bekomme, meine Protagonisten zu töten. Wenn ich mir das so überlege, würde ich niemals Bücher von mir lesen wollen.

Wie gesagt, ich mag Happy Ends, wenn man sie nicht überstrapaziert.
Zitat von: Windfeuer am 15. April 2013, 19:07:50
Das ein darf nicht zu stark über das andere überwiegend. Sonst gefällt es mir nicht. Wie auch wen es nicht hält was im Buch versprochen wird. Also total unrealistisch ist und überhaupt nicht zur Geschichte oder zu den Figuren passt.
Das würde ich so unterschreiben. Ich schaffe es nur nicht, diese Happy Ends zu schreiben. Bei zwei meiner Projekte stirbt der/die Protagonist/in. Mein Erstling, dessen zwei Fortsetzungen bisher nur geplant sind, nähern sich meine Protas am Ende wenigstens wieder an. Und nur der dritte Prota stirbt (vermutlich). Ah, ich bin furchtbar.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: FeeamPC am 15. April 2013, 19:45:52
That's life, shit happens, Protas sterben manchmal. Manchmal sogar gegen den Willen des Autors.
Das macht das Buch nicht schlechter, auch wenn mancher Verlag das zu denken scheint.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Alana am 15. April 2013, 19:48:35
Zitat von: FeeamPC am 15. April 2013, 19:45:52
That's life, shit happens, Protas sterben manchmal. Manchmal sogar gegen den Willen des Autors.

Oh ja, das ist mir auch schon passiert. War überhaupt nicht geplant. Entsprechend hab ich Rotz und Wasser geheult.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Szazira am 15. April 2013, 21:45:10
Das Ende muss zum Rest der Geschichte passen. Es bringt nichts, einer Geschichte ein Ende aufzuzwingen, welches die Geschichte nicht verdient hat (im positiven, wie im negativen Sinn.)

Was nützt es Charaktere einfach umzubringen, nur weil man kein klassisches Happy End haben möchte, aber der Leser sich anschließend fragt: "Was sollte das jetzt?!" Weil es eben nicht passte. Genauso ist das zwanghafte Überleben von Charakteren ein Fehler.


[Spoiler "I am Legend" - Will Smith]
Ein gutes Beispiel ist für mich "I am Legend" mit Will Smith. Ich persönlich fand den Film stark. Bis zu dem Zeitpunkt nach dem Feuer. Dieses aufgezwungene Happy End hinterher hat mir den Film versaut. Das perfekte Ende für diesen Film wäre meiner Meinung nach dass offene Ende gewesen. Bis zum Feuer und Cut. Soll sich der Zuschauer selbst denken, wie es weiter geht.
[/Spoiler]
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: RockSheep am 16. April 2013, 08:39:20
Ich schliesse mich einigen meiner Vorrednern an: Was definiert ein Happy End? Bei mir ist es häufig (oder zumindest bei meinem aktuellen Projekt) so, dass im Grossen und Ganzen alles gut ausgeht, die Charakteren am Schluss jedoch ziemlich drunter gekommen sind. Ist das nun ein Happy End? Für die Welt durchaus, für den einzelnen nicht wirklich. Und für den Leser? 

Für mich ist in beiden Fällen (Happy End oder nicht) wichtig, dass auf das Ende hingearbeitet wird und es nicht zu abrupt eintritt. Nicht dass auf den letzten paar Seiten alle sterben oder sich jedes Problem auf einmal löst. Einig sind wir uns offensichtlich fast alle darin, dass zu aufgesetzte und übertriebene Happy Ends öde sind. 

Ich persönlich mag es, wenn es kein wirkliches Happy End gibt. Wenn man als Leser halt zum Schluss auch etwas leidet. Am liebsten sitz ich am Schluss eines Buches tränenüberströmt da. Dann hatte das Ende alles was es braucht. ;)
Natürlich kann auch in diese Richtung schnell übertrieben werden. Wenn am Schluss das Gefühl entsteht, dass alles, was die Protas im Buch gemacht haben umsonst gewesen ist, ist das auch nicht wirklich das Wahre.

Ich bin echt gespannt, wie das Ende meines aktuellen Projektes so generell ankommt. Da kommen nämlich alle Protas irgendwie etwas drunter zum Schluss und ich weiss wirklich nicht, ob das jedermanns Sache ist.

Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Minhael am 16. April 2013, 15:37:28
Happy Ends sind was schönes. Aber nicht wenn sie zu geschliffen sind, während eines Buches möchte ich mich mit dem Protagonisten freuen können, aber ich möchte auch mit ihm leiden. Und so ähnlich ist das auch beim Ende, ein Happy End kann meiner Meinung nach ziemlich unterschiedliche Ausprägungen haben. Ich halte zwar nichts von sinnlosem Schmerz und Übel, aber manchmal macht's einen Roman vielleicht erst richtig gut.

Grundsätzlich beschäftige ich mich mit Romanen, deren Ende nicht ganz reibungslos und sonnig ist, einfach länger als mit solchen, bei denen das der Fall ist. Woran auch immer das liegen mag.

Also HappyEnds ja - aber in gesunden Dosen und auch gerne mit Abstrichen. (Was für den einen ein Happy End, muss für den anderen nicht unbedingt eins sein.)
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Lucien am 18. April 2013, 19:05:30
Zitat von: Minhael am 16. April 2013, 15:37:28
Grundsätzlich beschäftige ich mich mit Romanen, deren Ende nicht ganz reibungslos und sonnig ist, einfach länger als mit solchen, bei denen das der Fall ist. Woran auch immer das liegen mag.
Gestern erst habe ich ein Buch fertig gelesen, das mir anschließend fast den Schlaf geraubt hätte, und ich brüte jetzt immer noch über der Frage, ob es nun ein Happy End ist oder nicht.  ???
Es passt auf jeden Fall zum Rest des Buches ... war insgesamt sehr verwirrend.  ;D Ich mag ja den Mittelweg, aber das ist mir dann doch zu sehr Mittelweg. Ich habe es schon lieber, wenn ich mich hinterher eindeutig freuen oder traurig sein kann. So kann ich einfach nur mit den Schultern zucken.  :seufz:
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Minhael am 19. April 2013, 13:32:44
Magst du mir den Titel sagen? Klingt so, als hätte das Buch es verdient, auf meiner Liste zu stehen.  ;D
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Lucien am 19. April 2013, 18:25:38
Natürlich: "Die Gefährtin des Lichts" von N.K. Jemisin.
Nach reichlichem Überlegen würde ich behaupten, dass es ein Happy End ist. Was das Ganze am Schluss noch so verwirrend macht, ist der Epilog, der m.E. überflüssig ist.  :hmmm:
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Lovagh am 20. April 2013, 09:01:51
Es kommt darauf an, wie das Happy End aussieht. Wenn es ein geschlossenes Ende, ein "Und sie lebten glücklich bis zu ihrem Tode" ist, dann finde ich es langweilig.
Nach einem glücklichen Ende möchte ich trotzdem noch Ungewissheit darüber haben, ob es wirklich ein gutes Ende für alle Zeiten ist. Es muss sein  können, dass das Gute nach dem Ende nicht allgegenwärtig und unbesiegbar ist. Oder zumindest das Happy End genug Opfer hervorgebracht hat, dass es danach noch einen Grund gibt, über das Geschehene nachzudenken.
Das heißt nicht, dass ich ein böses Ende bevorzuge. Aber ich möchte, dass man sich die Geschichte nach dem Ende selbst weiterstricken kann.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Szazira am 21. April 2013, 15:38:29
Auch wenn das jetzt eigentlich nur indirekt mit dem 'Happy End' zusammenhängt, aber es ist mir eben wieder einmal aufgefallen:
Schlimm sind zweite Teile von Büchern oder Filmen, bei denen der erste Teil ein abgeschlossen-abgeschlossenes Ende hatte. Ob dass nun ein gutes oder ein böses abgeschlossenes Ende ist, sei jetzt mal dahingestellt. Oft wirkt dann der Beginn des zweiten Teils einfach so an den Haaren herbei gezogen, dass es nicht mehr feierlich ist. Es fehlen bisweilen einfach die losen Enden, die einen Teil zwei nun ja... rechtfertigen. Zum Beispiel waren in dem Computerspiel Gothic 2 (mit Addon) zwei Gegner, die eigentlich in Gothic 1 bereits vom namenlosen Helden getötet worden waren (ALLE Spieler, die ich kenne, die dieses Spiel gespielt haben, haben die beiden in dem ersten Teil umgebügelt!). Ich habe die Augenbrauen hoch gezogen, gelacht und dann dennoch weiter gespielt, dennoch hätte man es vielleicht anders lösen sollen.

Um den Bogen wieder zum Thema zurückzuschlagen: Ich ziehe ein nicht abgeschlossenes Happy End ( bzw. ein nicht abgeschlossenes Nicht-Happy End) einem abgeschlossenen (Happy) End als Autorin vor. So habe ich von eingeplante, sinnvolle Anknüpfungspunkte für eine Fortsetzung. So kollidiert das, was ich mir aus den Fingern gesaugt haben, nicht mit den vorhergehenden Teilen und macht die Fortsetzung dann lächerlich.

Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Sturmloewin am 25. April 2013, 18:01:42
Ich baue immer verschiedene Enden ein, die aber meistens alle von mir im Vorhinein geplant sind. Mir fällt jedenfalls kein Gegenbeispiel ein, wo sich das Ende spontan entwickelte. Aber ich habe alle möglichen Enden. Kommt ja auch auf die Zielgruppe an. Kinderbücher sollten nach Möglichkeit immer ein Happy End haben, oder ein gut zu rechtfertigendes anderes Ende. Ich liebe auch offene und halbgute Enden. So richtig anti-Happy-Ends bringe ich aber meistens nicht übers Herz. Wenn was schlimmes passiert (zum Beispiel wenn jemand stirbt) wird das meistens mit (zumindest ansatzweise) schönen Worten wieder aufgewiegelt.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Soraya am 29. April 2013, 13:31:47
Ich muss gestehen, dass ich ein Fan des Unhappy Endings bin. Ich weiß zwar auch, dass die meisten Leser es lieber sehen, wenn am Ende für die liebgewonnenen Protas uns so alles gut ausgeht, aber ich mag sowas irgendwie nicht schreiben. Keine Ahnung ob ich da besonders dramatisch veranlagt bin, aber ich lasse meine Protas auch gerne mal kurz vor dem Happy End sterben oder so.
Aber offene Enden mag ich auch, gerade wenn man sich vielleicht nicht sicher ist "Kann ich das so enden lassen?", dann ist es vielleicht ganz gut es dem Leser zu überlassen, wie er letzten Endes den Schluss sieht.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Alessa am 30. November 2013, 15:56:13
Sorry, das ich diesen Thread wieder ausbuddle, aber ich habe gestern eine Trilogie zuende gelesen, deren Ende mich immer noch beschäftigt. Es gab kein Happy End, jedenfalls nicht so ein Happy End, mit dem ich glücklich wäre. Bereits beim Lesen des dritten Teils konnte man absehen, dass der Roman nicht glücklich ausgehen kann. Gut, die Heldin hat ihren Helden bekommen, aber beide waren letztlich ein Wrack.
Und nun bin ich ziemlich hin und her gerissen und auch als Leser enttäuscht. Als Autor mute ich meinen Helden auch oft Leidenswege zu, aber ich entlasse sie zum Schluss in eine Welt, mit und in der sie leben und glücklich sein können. Ihr Weg ist niemals schmerzfrei, doch ich breche sie nicht. Das aber wiederrum ist mit den Helden der Trilogie passiert, die ich gerade gelesen habe. Und was mich noch mehr in Rage versetzt, ist die Botschaft, die dieses Ende in mir hinterlässt. Denn diese sagt aus, wenn ihr euch gegen die diktatorische Obrigkeit wehrt, wird von euch nichts übrig bleiben. Wenn ich ehrlich bin, halte ich das für sehr gefährlich.

Ich halte nichts von einem aufpolierten Herzschmerz-Ende, aber ich denke, dass ein Ende eine positive Nachricht übermitteln sollte ... was natürlich Genreabhänging ist. Doch wenn den Helden nach jahrenlangen Kampf am Ende nichts bleibt, wer soll dann noch kämfpen und wozu?
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Pandorah am 30. November 2013, 16:34:50
Ich liebe Happy Ends, ich schreibe zu 99,99% Happy Ends, ich lese Happy Ends, ich will meine Filme mit Happy Ends.

Ich mag es, wenn in der Geschichte die Protas um eine gute Sache kämpfen, gerne auch leiden (ich leide dann sehr mit und brauche Lesepausen), aber am Ende sollen sie für das Leiden auch belohnt werden. Das, was Alessa anspricht - es soll einen Sinn haben. Es soll etwas Gutes dabei herauskommen.

Und keine Happy Ends, weil sie "unrealistisch" sind, halte ich für ein eher unglückliches Argument. Ich schreibe über Magie, Drachen, Elfen, Orks. Wenn ich die plausibel erkläre, kann ich das auch mit einem Happy End.

Außerdem lese und schreibe ich, um ein gutes Gefühl zu vermitteln, um in eine andere Welt einzutauchen, um etwas zu erfahren, was ich sonst nicht erfahren kann - die täglichen Alltagsmühlen, die aus jeder Happily-Ever-After-Beziehung ein normales Paar machen, die aus jedem strahlenden Sieg eine weitere Aufgabe machen, die hat man im normalen Leben ausreichend. Die brauche ich nicht in meinen Romanen. Klar geht es auch bei dem Strahle-Paar nicht zwangsläufig auf der Rosa-Herzchen-Wolke weiter, aber das erwarte ich nicht mal dann und stelle es mir nicht einmal dann vor, wenn da wörtlich steht "Und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende". Auch mit diesem Satz kann es mal Kniest und Meinungsverschiedenheiten geben.

Ich mag Happy Ends.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Coehoorn am 30. November 2013, 16:52:35
Es gibt solche und solche Happy Ends.
Es gibt das "Friede-Freude-Eierkuchen Happy End". Alle sind versammelt, lachen und freuen sich der schönen Welt. Das Böse ist weg also können wir jetzt alle zusammen herzhaft lachen. Das ist einfach nur ekelhaft.
Dann gibt es die "Nicht alles perfekt aber hey, wir haben geschafft was wir wollten und irgendwie passt das jetzt - Happy Ends"
Die finde ich gut, weil sie einfach realistischerer sind.

Bestes Beispiel für die beiden ist Herr der Ringe. In der Filmtriologie hat man die erste Form. In den Büchern die zweite.

Dann gibt es noch die Geschichten wo es weder das eine noch das andere geben kann. Zum Beispiel Gladiator. Es ist kein Happy End aber es ist auch kein schlechtes Ende.

Und dann gibt es noch die, bei denen am Ende alles schlimmer ist als vorher.

Ich denke ich persönlich würde ein Mittelding zwischen den letzten beiden bevorzugen. Ich weiß jetzt schon, dass mindestens einer meiner Hauptprotagonisten am Ende sterben wird und die Welt garantiert nicht besser aussieht. Aber das Ziel ist erreicht und die große Gefahr abgewendet und auch wenn der Hauptprotagonist sich nicht wirklich daran erfreuen kann, hat er etwas geschafft.

ZitatMensch, ich merke, dass ich gerade zwei Stunden getippt habe. Ich krieg keinen vernüftigen Satz mehr zustande  :P
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Alessa am 30. November 2013, 16:52:54
Richtig, der Sinn muss gegeben sein und ich bin ein Befürworter von einer 'Belohnung' am Ende, auch wenn das Leben nicht immer am Ende mit rosa Wolken aufwartet. Aber ich zitiere nicht aus dem Leben, ich möchte Leser in andere Welten entführen, ihnen beim Entspannen helfen und beim Verdauen von Alltagssorgen. Da nützt es meiner Meinung nach nichts, wenn ich ihnen zeige, dass ihr Kampf sowieso nichts bringt, dass alles unnütz ist, egal was sie aufgeben, egal was sie tun.
Nein, eine solche Botschaft möchte ich nicht vermitteln, weil sie traurig und mutlos macht.

Ich möchte ein Happy End, eins das mir Hoffnung macht und nicht den Boden unter den Füßen wegreißt. Ein solches Ende erwarte ich von einer Tragöde, oder von einem Weltuntergangsszenario, aber nicht von einer Fantasy-Saga, bei der es um einen durchaus realistischen Kampf geht.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Arcor am 30. November 2013, 16:57:30
Ich glaube, ein negatives Ende oder zumindest kein Happy End kann der Leser nur akzeptieren, wenn es irgendwie schlüssig ist. "Gladitator" ist da ein gutes Beispiel, wie Coehoorn schon sagt. Maximus ist tot, aber das passt, weil das eh in seiner Absicht lag und er im Elysium mit seiner Familie wieder vereint ist. Aber Commodus ist auch tot. Wäre Commodus am Leben, wäre das Ende total unbefriedigend. So passt es hingegen.

Von daher glaube ich, dass sich Erfolge und Rückschläge am Ende ungefähr die Waage halten sollten, um den Leser zu befriedigen. Friede-Freude-Eierkuchen muss wahrlich nicht sein, aber ich bin da ganz bei Coehoorn: Ein Mittelweg sollte schon irgendwie drin sein.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Dahlia am 30. November 2013, 17:05:43
Ich befürworte auch das Mittelding.
Zu viel Friede-Freude-Eierkuchen und ich finde es nicht mehr realistisch. Wenn es zu Unhappy, dann frag ich mich, warum ich überhaupt so lange mit den Charakteren mitgefiebert habe, wenn es ihnen am Ende dreckiger geht als am Anfang ::)

Ich möchte da auch die Botschaft vermitteln, dass man, wenn man es anpackt, Sachen auch verändern kann. Daher achte ich darauf, dass meine Geschichten doch auf einer hoffnungsvollen Note enden.

@Alessa: Ich bin neugierig. Von welcher Trilogie sprichst du?
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Angela am 30. November 2013, 17:37:00
Spoiler Die Hunger Games haben so ein Ende, das einen schon lange beschäftigt. Aber es ist ehrlich. Schreiben möchte ich das auch nicht so, lesen auch nicht ungedingt, aber hier passte es. Ich habe als Jugendliche genau solche Mütter getroffen, KZ-Überlebende. Da bleibt nicht mehr viel heile Welt.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Alessa am 30. November 2013, 17:42:17
Zitat von: Arcor am 30. November 2013, 16:57:30
Ich glaube, ein negatives Ende oder zumindest kein Happy End kann der Leser nur akzeptieren, wenn es irgendwie schlüssig ist. "Gladitator" ist da ein gutes Beispiel, wie Coehoorn schon sagt. Maximus ist tot, aber das passt, weil das eh in seiner Absicht lag und er im Elysium mit seiner Familie wieder vereint ist. Aber Commodus ist auch tot. Wäre Commodus am Leben, wäre das Ende total unbefriedigend. So passt es hingegen.

Der Meinung bin ich auch. Das Ende bei 'Gladiator' passt, weil es Maximus so wollte. Obwohl ich mich schwer damit tue, Protagonisten in den Tod zu schicken, wäre dieses Ende wahrscheinlich für die Trilogie besser gewesen. So aber muss die Heldin damit leben, dass sie am Ende diejenige verloren hat, die sie beschützen wollte. Ich kann darin kein schlüssiges Ende sehen.

Es ist, wie Dahlia es schreibt. Warum sollte man andernfalls einen Kampf riskieren, wenn der Sieger andere sind, nur nicht die Helden?

Die Frage nach der Trilogie beantworte ich besser per PN, denn ich glaube, dass dann hier eine Diskussion entsteht, die in diesen Thread nicht passt.  :versteck:
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Churke am 30. November 2013, 23:16:46
Zitat von: Alessa am 30. November 2013, 16:52:54
Nein, eine solche Botschaft möchte ich nicht vermitteln, weil sie traurig und mutlos macht.

Andererseits stelle ich fest, dass du nicht nur vehement widersprichst, sondern sogar einen Thread gestartet hast. Könnte es sein, dass der Autor mit seinem Drama mehr erreicht hat als mit einem Happy End?

Und dass 3 Aufrechte das Imperium besiegen, kommt ja nun mal eher selten vor. Wenn es auch im Buch nicht klappt, sehe ich darin durchaus eine gewisse Gegenwartskritik. Zumal es gerade zum offiziellen Hirnwaschprogramm gehört, den Leuten einzutrichten, dass sie über die Politik bestimmten.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Alessa am 01. Dezember 2013, 11:30:13
Zitat von: Churke am 30. November 2013, 23:16:46
Andererseits stelle ich fest, dass du nicht nur vehement widersprichst, sondern sogar einen Thread gestartet hast. Könnte es sein, dass der Autor mit seinem Drama mehr erreicht hat als mit einem Happy End?

Ich habe den Thread nur aus der Versenkung geholt, nicht gestartet. Ich weiß nicht, ob der Autor bei mir mehr mit diesem Ende erreicht hat, als wenn es ein Happy End gewesen wäre. Wenn es darum geht, dass ich den Schluss noch nicht verdaut habe, dann ja. Allerdings regt mich das Ende nicht zum Nachdenken an, sondern nur meinen Widerwillen. Keine Ahnung, ob das sinndienlich ist.

Wenn ich so in mich hineingehe, ist es nicht unbedingt ein Happy End, was ich am Ende eines Buches zu finden erhoffe, sondern eine positive Botschaft. Die geht meist damit Hand in Hand, aber auch eine Mittelding kann sie vermitteln.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: FeeamPC am 01. Dezember 2013, 12:02:22
Eine positive Botschaft statt eines blanden Happy-Ends, ja, damit kann ich sehr gut leben. Das würde ich jederzeit vorziehen.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Alana am 01. Dezember 2013, 12:13:36
Die Trilogie würde mich auch interessieren. ;D

Ehrlich gesagt, die Botschaft, dass Rebellion Menschen bricht, ist für mich eine, die ich sehr wichtig finde. Menschen, die so einen Weg hinter sich haben, gehen nicht unbescholten da raus. Sie opfern sich für die Sache, sie sind hinterher kaputt. Damit kann ich leben, das ist für mich einfach eine echte, wahre Botschaft. Aber der Kampf, das Opfer, muss sich gelohnt haben. Sonst bin ich auch enttäuscht.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Pygmalion am 01. Dezember 2013, 18:53:56
Naja, das ist ja auch immer eine Frage der Betrachtungsweise. Für wen muss es sich gelohnt haben? Für uns als Leser? Für die Protagonisten? Für deren ( Nach)Welt? Ich denke das ist eine ziemlich subjektive Empfindung, ob sich etwas lohnt. Hat sich der Widerstand der weißen Rose gelohnt? Alle sind gestorben, in Deutschland haben sie in ihrer Zeit nicht wirklich großes erreichen können. Sie haben keine Revolution bewirkt, die Nazis waren unverändert da.
Aus Sicht der Nachwelt hat es sich gelohnt, ein Zeichen gegen Diktator etc., heute sind sie das Symbol dafür, dasss eben nicht alle Deutschen die Nazis unterstützt haben. Also aus wessen Sicht hat es sich gelohnt?

Niemand kann seelische und körperliche Strapazen durchleben und, das ist wohl ganz wichtig, verlieren und dann noch ein wirkliches Happy End hinlegen. Wird die Rebellion gewonnen, kann ich mir durchaus vorstellen, dass die seelischen Wunden geringer sind als wenn man letztlich alles investiert und dennoch untergeht. Aber das ist harte Realität von vielen versuchten Revolutionen, Putschen, Rebellionen und Kriegen. Der Gewinner kann wengistens feiern und so einen Teil des erlebten mit "Aber es hat mir, meiner Sache, meinem Geldbeutel, wem auch immer" etwas gebracht. Kann der Verlierer nur sehr begrenzt.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Alana am 01. Dezember 2013, 21:27:25
Da hast du absolut Recht, Pygmalion. Mit "es muss sich lohnen" dachte ich vor allem an die Leser des Buches. Es sollte etwas Positives geben, was dem Leser einen Abschluss gibt. Im Fall der weißen Rose könnte man das über einen Epilog lösen, in dem gezeigt wird, was die Taten den Menschen später bedeuten. Oder man zeigt einen Menschen, der davon inspiriert wird und Mut bekommt. Etwas in der Art. Natürlich kann man auch hingehen und sagen: Ich nehme einfach alles, dem Leser und den Figuren. Kann auch funktionieren, siehe Shakespeare. Aber ich halte das für ziemlich gefährlich und schwierig und das geht wahrscheinlich auch nicht in jedem Genre. Vielleicht kann man das auch tatsächlich machen, solange man damit trotzdem noch eine Botschaft transportiert, die dem Leser das Gefühl gibt, das Buch nicht umsonst gelesen zu haben?
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Felicity am 02. Dezember 2013, 17:36:49
Ich persönlich muss sagen, dass ich einen Faible für Happy Ends habe. Allerdings sollten sich nicht kitschig sein, in dem Sinne von: Wir sind alle glücklich, wir leben alle! Der Feind ist bekehrt und macht sogar mit, wenn wir alle Gruppenkuscheln. Nein, das auf gar keinen Fall.
Und natürlich gibt es auch Bücher, die kein Happy End vertragen. Romeo und Julia wäre wahrscheinlich niemals so populär geworden, wenn nicht am Ende beide gestorben wären. Und ich bin der Überzeugung, dass ein Buch ohne Happy End länger im Gedächtnis bleibt.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: phoe am 02. Dezember 2013, 18:10:53
Ich muss nicht unbedingt ein Happy-End haben. Nicht in der Form Friede-Freude, alle haben sich wieder lieb.
Bei mir dürfen die Helden auch gerne Schaden nehmen und auch sterben, denn auch das gehört dazu. Und macht es für mich glaubhafter.

Allerdings sollte sich der Kampf und das "Opfer" gelohnt haben. Die Sache, warum gekämpft, gelebt und gelitten wurde, das sollte schon zum Guten ausgehen.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Eleanor am 02. Dezember 2013, 18:52:03
Für mich persönlich ist es am Wichtigesten, dass ich emotional mit dem Buch und seinem Ende abschließen kann. Wenn ich den letzten Band zuklappe brauche ich einfach das Gefühl, so das wars jetzt, die Geschichte ist nun erzählt und aufgelöst. Für mich ist das Ende dann am schlimmsten, wenn eigentlich alles zum Schluss wieder bei Null heraus kommt und ich mich fühle, wie als wäre ich eine ewig lange Romanreihe eigentlich nur im Kreis gelaufen, damit zu guter letzt doch wieder alles ist wie vorher  :brüll: Schlechte Enden kann ich noch irgendwie verschmerzen, aber das Entscheidenste bleibt für mich als Leser, dass es so etwas wie einen Fortschritt gab, das sich etwas verändert hat, sei es zum Guten oder Schlechten.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Alessa am 02. Dezember 2013, 19:17:43
Ihr habt mir viel Stoff zum Nachdenken gegeben ... vielen Dank!  :knuddel:

Wie so oft, betrachtet ein jeder auch das Ende eines Buches mit seinen eigenen Augen. Ob ich noch ein Fan von dem letzten Teil der Trilogie und deren Ausgang werde, beweifle ich, aber ich versuche es jetzt aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Ein solches Ende wird jedoch nicht zu meinen Favoriten werden, denke ich mir.  ;)
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Churke am 02. Dezember 2013, 20:13:47
Zitat von: Alana am 01. Dezember 2013, 21:27:25
Im Fall der weißen Rose könnte man das über einen Epilog lösen, in dem gezeigt wird, was die Taten den Menschen später bedeuten. Oder man zeigt einen Menschen, der davon inspiriert wird und Mut bekommt. Etwas in der Art.

Ich fürchte, dass das in diesem Fall an der Sache vorbei geht. Wenn du in einem kriminellen Staat lebst, in dem alle gleichgeschaltet sind und die Verbrechen gut & richtig finden, können solche Aktionen nur scheitern. Was eine solche Geschichte so beklemmend macht, ist ja gerade, dass der Einzelne völlig machtlos ist. Das System wäre nicht mehr so bedrückend, wenn es von ein paar aufrechten Helden gestürzt werden könnte. Ist halt eine andere Art von Geschichte...
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Pygmalion am 02. Dezember 2013, 20:25:14
Ja, da stimme ich Churke zu. Eben das Scheitern ist die Essenz des ganzen. Es bedarf da wohl keines erklärenden Epilogs, da sich die Geschichte in dem Fall durchaus aus sich selbst heraus erklären sollte.
1984 von Orwell könnte man, als Romanversion einer solchen Geschichte, genau dort ansetzen. Das ist einfach eine dystopische Welt, aus der es kein Entkommen gibt. Die Botschaft ist ja gerade: Lasst es nicht so weit kommen, denn ohne fremde Hilfe kommt ihr da nie wieder raus und als Einzelperson seid ihr in Wahrheit völlig Machtlos...
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Romy am 04. Dezember 2013, 23:36:49
Was die Trilogie angeht, die Alessa meint, vermute ich dasselbe wie Angela.
Allgemein bin ich ja auch immer für "gemischte", realistische Enden, wo man mit einem lachenden und einem weinenden Auge rausgeht und schreibe sowas auch bevorzugt.
Aber bei der von Angela auch schon genannten Trilogie ist das noch mal was anderes, finde ich. Dort ist dieses bittere Ende dann doch haargenau richtig. Diese Geschichte hätte gar nicht anders ausgehen dürfen! Nach dem, was die Helden erlebt haben, wäre es komplett unrealistisch gewesen, wäre am Ende alles eitel Sonnenschein gewesen. Wenn das Ende so gewesen wäre, hätte mich das echt sauer gemacht. So fand ich das Ende zwar bitter und beklemmend und ja, natürlich hätte man den Helden alles Glück der Welt gewünscht, aber es war der Geschichte einfach absolut angemessen. Und - ja - es hat mich zum nachdenken angeregt.
Wie auch Churke schon sagt, der Einzelne ist leider allzu oft machtlos, oder auch eine Gruppe von 2-3 Leuten. Zwar schreiben wir (gerade in der Fantasy) ja oft Geschichten, wo ein Einzelner oder eine kleine Gruppe die Welt (oder zumindest einen Teil davon) rettet, aber seien wir doch mal ehrlich: Realistisch ist das nun wirklich nicht. ;)
Besagte Trilogie ist halt keine leichte Unterhaltungskost und das kann man schon wissen, ehe man überhaupt mit dem Lesen anfängt. Rezensionen gibt es über diese spezielle Trilogie genug und geredet wurde/wird ja auch überall genug darüber, eben weil da auch ein paar Themen verarbeitet sind, die für unsere gegenwärtige Gesellschaft auch sehr aktuell sind. Es hätte mich enttäuscht, wenn da am Ende alles eitel Sonnenschein gewesen wäre.


@ Alessa: Falls Du doch eine andere Trilogie gemeint haben solltest, würde mich auch sehr interessieren, welche. Gerne per PN.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Alana am 05. Dezember 2013, 22:28:58
ZitatAber bei der von Angela auch schon genannten Trilogie ist das noch mal was anderes, finde ich. Dort ist dieses bittere Ende dann doch haargenau richtig. Diese Geschichte hätte gar nicht anders ausgehen dürfen! Nach dem, was die Helden erlebt haben, wäre es komplett unrealistisch gewesen, wäre am Ende alles eitel Sonnenschein gewesen. Wenn das Ende so gewesen wäre, hätte mich das echt sauer gemacht. So fand ich das Ende zwar bitter und beklemmend und ja, natürlich hätte man den Helden alles Glück der Welt gewünscht, aber es war der Geschichte einfach absolut angemessen. Und - ja - es hat mich zum nachdenken angeregt.

Ganz genauso sehe ich das auch. Für mich gab es kein anderes Ende. Ich fand es gut und richtig, wie es war.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: canis lupus niger am 05. Dezember 2013, 22:35:51
Ich gebe es zu: Als hoffnungslos Harmoniesüchtige mag ich Geschichten mit Happy-End am Liebsten!

Mag der Weg dorthin hart und entbehrungsreich sein, mögen die erbrachten Opfer schmerzen, am Ende muss es zumindest ein Perspektive geben, dass es weiter geht, dass man einen Zwischenstand erreicht hat, um weiterkämpfen zu können. Da muss ja nicht der Prinz seine Prinzessin auf sein weißes Ross setzen und mit ihr in den Sonnenuntergang reitern, sie müssen nicht noch heute leben, sofern sie nicht gestorben sind. Aber irgend ein Resultat, das die Opfer rechtfertigt, irgendeine Perspektive, dass die Welt sich weiterdrehen wird, muss ich zum Ende haben.

Eine Geschichte, in der der Böse alle Guten beseitigt hat und nun in aller Ruhe dabei geht, die von ihm beherrschte Welt zu zerstören, die brauche ich nicht.   
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Naudiz am 09. Dezember 2013, 06:34:06
Früher habe ich immer gesagt, ich mag keine Happy Ends. Im Laufe der Zeit habe ich erkannt, dass das so nicht ganz stimmt. Happy Ends sind in Ordnung. Aber: Sie dürfen nicht kitschig sein, nicht unrealistisch und vor allen Dingen nicht erzwungen. Ich habe das jetzt schon öfter in Büchern gesehen, dass der Protagonist nach dem großen Endkampf aus einer Ohnmacht, einem Traum, ... aufwacht und alle, die im Laufe der Geschichte gestorben sind, wieder gelebt haben. Bei so etwas bekomme ich das kalte Kotzen. Es macht das - zumeist heroische - Opfer der Figuren null und nichtig. So etwas akzeptiere ich allerhöchstens in Kinderbüchern und von Disney. Aber definitiv nicht von Büchern, die für Jugendliche oder Erwachsene geschrieben wurden - mein Lieblingsbeispiel für solche beknackten, erzwungenen Happy Ends sind die Bücher von Wolfgang Hohlbein. Der macht das zumindest in seinen Fantasy-Romanen ständig. Einer der Gründe, weswegen ich von dem Herrn schon seit Jahren nichts mehr lese.

Für mich ist ein gutes Happy End eines, das trotzdem zum Nachdenken anregt. Beispiel: Der Held bekommt zwar die Prinzessin nicht, gewinnt dafür aber mit ihr eine gute Freundin dazu und heiratet später eine ihrer Hofdamen. Das ist als Epilog für mich so vollkommen in Ordnung. Eine andere Variante wäre, dass der Held stirbt, dafür aber die Welt gerettet wird. Meinetwegen auch wahlweise seine Geliebte, mir schnurz. Aber der Tod muss einen Sinn haben, sprich: Der Held muss sein Ziel erreichen. Sonst hinterlässt das bei mir einen sehr schalen Nachgeschmack. Wozu opfert man sich, wenn man damit den Evil Overlord nicht besiegt? Wenn er weiter Schrecken über die Welt bringt? Man kann davon ausgehen, dass ich bei einem solchen Ende das Buch ziemlich frustriert weglege. Klar, in der Realität gehen nicht alle Rebellionen gut aus, aber genau deswegen möchte ich es nicht als Ende für einen Roman haben. In erster Linie lese ich Romane - gerade Fantasy -, weil ich der Realität ein Stück weit entkommen möchte. Und da will ich nicht die selben Ergebnisse haben wie in den allermeisten realen Fällen. Ausnahme: Wenn es wirklich auf den Roman passt. Es gibt nämlich solche Werke, die eignen sich einfach nicht für ein Happy End. Ich nehme da als Beispiel mal die Prince of Nothing-Reihe von R. Scott Bakker. (Vorsicht Spoiler:) Dort verliert der Held, Achamian, am Ende alles und erreicht noch nicht einmal sein Ziel. Gut, man kann jetzt argumentieren, dass die Geschichte ja mit einer weiteren Trilogie fortgeführt wird und sich das Blatt noch einmal komplett wenden könnte, aber als Abschluss für diese erste Trilogie fand ich es einfach nur stark und passend.

Long story short: Ich mag Happy Ends. Aber nur, wenn sie passend und glaubwürdig sind und am Ende nicht unbedingt alles eitel Sonnenschein, aber immerhin halbwegs positiv ist.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Coppelia am 09. Dezember 2013, 08:13:09
Jede Hauptfigur hat im Roman gewöhnlich ein Ziel, und der Roman endet, indem sie das Ziel erreicht oder nicht. Aber nicht, ob sie ihr Ziel erreicht, definiert das Happy End, sondern wie sie den Ausgang ihrer Bemühungen bewertet.
Das ist jetzt wahrscheinlich sehr vereinfacht, aber so sehe ich es.

Erreicht die Figur ihr (ursprüngliches) Ziel nicht, bewertet das Endergebnis aber gut (z. B., weil sie etwas Wichtigeres erreicht hat als das, was sie ursprünglich wollte), ist es ein Happy End (der Schatzjäger hat zwar keinen Schatz gefunden, aber einen Freund).

Erreicht die Figur ihr ursprüngliches Ziel und bewertet das alles auch noch gut, ist es ein Happy-Happy-End. ;D Kein Happy End ist es dagegen, wenn sie zwar ihr ursprüngliches Ziel erreicht, das dann aber als negativ empfindet (der Schatzjäger hat den Schatz gefunden, aber in seiner Besessenheit vom Reichtum seinen besten Freund verloren).

Ich mag die Art Ende, die zur Geschichte und zu den Figuren passt. Mir scheint, dass die Handlung irgendwie in den Figuren festgeschrieben ist und man als Autor nur begrenzt Einfluss darauf hat, welches Ende es denn nun wird. Wenn man seine Figur kennt, weiß man, wie sie was beurteilt und welche Art von Ende es geben wird.
Natürlich ist es auch nicht unwichtig, welche "Prämisse" (ich mag das Wort nicht) ich habe. Das alles hängt eng miteinander zusammen. Wenn ich zeigen will, dass es den Verlust der Unschuld bedeutet, an politischen Intrigen teilzunehmen, wäre es sehr seltsam, wenn ein Happy End anstehen würde.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Alana am 09. Dezember 2013, 08:44:11
ZitatAber nicht, ob sie ihr Ziel erreicht, definiert das Happy End, sondern wie sie den Ausgang ihrer Bemühungen bewertet.

Ja, da stimme ich zu, das hast du sehr gut formuliert.

ZitatMir scheint, dass die Handlung irgendwie in den Figuren festgeschrieben ist und man als Autor nur begrenzt Einfluss darauf hat, welches Ende es denn nun wird. Wenn man seine Figur kennt, weiß man, wie sie was beurteilt und welche Art von Ende es geben wird.

Auch da stimme ich voll und ganz zu. Jede Geschichte hat ein Ende, das zu ihr gehört, würde man ein anderes schreiben, würde das einfach nicht passen. Ich hab das selbst schon gemerkt, 2 Kapitel vor Schluss, dass es ein anderes Ende geben muss. Das ist eben nicht immer ein herkömmliches Happy End.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Snöblumma am 09. Dezember 2013, 08:57:54
Ja, die Bewertung des Endes durch den Charakter selbst spielt sicherlich eine Rolle. Ich habe zum Thema "Ende" mit ein paar Kollegen mal folgendes herausgearbeitet (und erlaube, mich bei Coppis Beispiel mit dem Schatzjäger zu bedienen):

Die Geschichte des Helden hat immer auch zwei Ziele: Das was er will (Schatz - oft im äußeren Plot zu finden), und das was er braucht (Freundschaft - oft als innere Entwicklung angelegt). Was der Held braucht, muss ihm selbst gar nicht so bewusst sein, aber es klingt immer wieder an.

Ein Happy End zeichnet sich dadurch aus, dass beide Ziele erreicht werden. Der Schatzjäger findet den Schatz und einen Freund für's Leben. Das ist die klassische Happy End-Situation, die wir oft als rosarot und leicht unrealistisch wahrnehmen. Aber auch als wunderbar schöööön.  :wolke:

Ein positiv ironisches Ende zeichnet sich dadurch aus, dass der Held nicht bekommt, was er will, dafür aber das, was er eigentlich braucht. Er verliert also den Schatz, findet dafür aber einen Freund. Normalerweise finden wir auch das sehr zufriedenstellend, weil wir als Leser im Laufe der Geschichte merken (sollten), wo der Held ein Defizit hat und wie er es ausgleichen könnte. In unserem Fall wäre das ein eigentlich geldgieriger Schatzjäger, der trotz Erfolg und Gold einsam ist, und dem wir einen guten Freund wünschen - und so kommt es dann auch. Dass er dafür auf sein eigentliches Zielobjekt verzichten muss, kann, muss aber nicht, Teil des Lernprozesses sein. Der Held würde ein solches Ergebnis als gut bewerten, weil er gelernt hat, was wirklich wichtig ist und was er wirklich braucht im Leben. Dafür kann er gerne auf die äußeren Ziele verzichten.

Ein negativ ironisches Ende zeichnet sich dadurch aus, dass der Held bekommt, was er will, aber nicht, was er braucht. Der Schatzjäger bekommt den Schatz, verliert dabei aber den einzigen Menschen, mit dem er so etwas wie Freundschaft aufgebaut hat. Normalerweise finden wir ein solches Ende eher unbefriedigend bis verstörend, weil das eigentliche, tiefe Ziel des Protagonisten verfehlt wird. Zugleich kann es aber auch ein sehr lehrreiches Ende sein - Gold statt Freundschaft. In der Regel hinterlässt das einen verbitterten Protagonisten, dem irgendwie klar ist, dass das nicht das Gelbe vom Ei war, zugleich kann er sich aber nicht aus seinen Mustern lösen. Er schafft es nicht, seine innere Reise zu vollenden, seine eigenen Fehler zu überwinden oder aus seinen Erfahrungen zu lernen.

Ein gänzlich negatives Ende bedeutet, dass der Held weder das eine noch das andere bekommt. Er verliert seinen Freund und findet noch nicht einmal den Schatz und schlägt damit auf ganzer Linie fehl. So ein Ende funktioniert nicht wirklich, weil wir dann einfach noch nicht das Gefühl haben, am Ende zu sein. Weder persönliche Entwicklung noch äußerer Plot haben ein Ende gefunden, sondern sind voll und ganz gescheitert. Wenn nicht noch ein drittes, eigentliches Ziel im Spiel ist, das wieder ein gutes Ende findet, kann die Geschichte hier eigentlich gar nicht aufhören. Wenigstens eine Entwicklung muss ein Ende gefunden haben, das irgendwie wirklich wie ein Ende wirkt.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Coppelia am 09. Dezember 2013, 10:18:39
Genau, Snöblumma, exakt das, was ich meinte, schön ausgeführt. :jau:

In meinen Augen funktioniert allerdings auch das schlecht-schlechte Ende. Es hat vielleicht (auch das ist nicht klar) keine Entwicklung bei der Hauptfigur stattgefunden, aber auf jeden Fall ist die Chance verpasst, die die Figur im Lauf der Geschichte hatte. Und diese Chance kommt auch nicht wieder. Ich würde sagen, dass dieses Ende gewöhnlich dann eintritt, wenn bei dem Ende, das Snö als "negativ ironisch" bezeichnet hat, auch das ursprüngliche Ziel nicht erreicht wird. Und das ist ja sehr gut möglich. Man opfert das, was wichtig ist, um das zu erreichen, was weniger wichtig ist, und hat dann am Ende nicht einmal das. Diese Erkenntnis sollte dann aber schon etwas sein, was die Hauptfigur zum Schluss gewonnen hat, wenn auch als einzigen Gewinn. ;)

Ich bin aber auch nicht sicher, ob die Kategorisierung immer funktioniert. Mein Roman "Halbe Sachen" hat nach dieser Definition eigentlich das Happy-Happy-End. Meine Figuren erreichen ihr Ziel (sie können die Befehle der Mafia ausführen bzw. den Gegenspieler besiegen), freunden sich miteinander an (Freundschaft hat in ihrem Leben bisher gefehlt) und überwinden ihre persönlichen Traumata. Aber mit ihrem Hintergrund und der Schuld, die sie im Lauf des Romans auf sich geladen haben, ist es trotzdem für sie unmöglich, jemals nach unseren Maßstäben glücklich und zufrieden zu leben bis an ihr Ende. ;) Vielleicht ist Happy End auch einfach relativ.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: FeeamPC am 09. Dezember 2013, 11:30:21
Naja, für einen Serienkiller wäre ein Happy-End vermutlich, dass er noch ein paar Dutzend Leute umlegen kann, ohne erwischt zu werden.
Ob der Leser das dann als Happy-End sieht ...
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Snöblumma am 09. Dezember 2013, 13:32:25
Zitat von: FeeamPC am 09. Dezember 2013, 11:30:21
Naja, für einen Serienkiller wäre ein Happy-End vermutlich, dass er noch ein paar Dutzend Leute umlegen kann, ohne erwischt zu werden.
Ob der Leser das dann als Happy-End sieht ...

Nun ja... wenn der Roman tatsächlich aus der Perspektive des Serienkillers geschrieben ist und seine Motive und Wünsche nachvollziehbar gestaltet sind, glaube ich schon, dass man ein solches Ende als Happy End wahrnehmen würde. Die Frage ist dann nur, kann man wirklich den Killer als Prota und Identifikationsfigur aufbauen?
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Luna am 09. Dezember 2013, 13:52:28
Zitat von: Snöblumma am 09. Dezember 2013, 13:32:25
Nun ja... wenn der Roman tatsächlich aus der Perspektive des Serienkillers geschrieben ist und seine Motive und Wünsche nachvollziehbar gestaltet sind, glaube ich schon, dass man ein solches Ende als Happy End wahrnehmen würde. Die Frage ist dann nur, kann man wirklich den Killer als Prota und Identifikationsfigur aufbauen?
Ja, Identifikationsfigur nicht direkt, aber American Psycho von Bret Easton Ellis ist so ein Fall. Ein Killer als Prota. Und so weit ich mich erinnere hatte das auch ein "Happy End" ;D, also der Typ kam ungeschoren davon. Ansonsten habe ich letztens ein Review von "Prinz der Dunkelheit" von Mark Lawrence eingestellt. Der Prota ist zwar kein Serienmörder im klassichen Sinne, aber mit Mord und Totschlag kennt er sich trotzdem zu Genüge aus. Das Buch ist so geschrieben, dass man mit dem Prota sogar mitfiebert und ein für ihn zufriedenstellendes Ende erhofft. 
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Pygmalion am 09. Dezember 2013, 14:04:19
Och, das hat doch beim Parfüm von Süßkind auch gut geklappt... ein Antiheld :)
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Pandorah am 09. Dezember 2013, 14:28:25
Zitat von: Naudiz am 09. Dezember 2013, 06:34:06
Ich habe das jetzt schon öfter in Büchern gesehen, dass der Protagonist nach dem großen Endkampf aus einer Ohnmacht, einem Traum, ... aufwacht und alle, die im Laufe der Geschichte gestorben sind, wieder gelebt haben. Bei so etwas bekomme ich das kalte Kotzen. Es macht das - zumeist heroische - Opfer der Figuren null und nichtig.

Oh Mann, damit kämpfe ich gerade ganz extrem. :versteck: Ich habe in der Geschichte so ein Opfer. Und die wollte ich eigentlich zum Ende der Geschichte wieder reinführen, im Sinne von "Die Indizien, dass sie gestorben sind, wurden falsch gelesen. Schaut mal, da sind sie wieder, whoot!" Und dann reagierte meine Prota auf ihren Tod, denn für sie ist er zu dem Zeitpunkt ja sehr real. Und mir wurde klar, dass ich die nicht wieder zum Ende hin auferstehen lassen kann. Das wäre irgendwie Betrug.

Mein Problem damit? Die Toten basieren auf meiner besten Freundin und ihrem Mann. Ich habe also gerade zwei mir sehr liebe Menschen ins Gras beißen lassen. :versteck: Und ich weiß noch nicht, ob ich das wirklich übers Herz bringe.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: FeeamPC am 09. Dezember 2013, 15:19:20
Autoren brauchen eben überall ein dickes Fell.  ;)
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Romy am 11. Dezember 2013, 17:11:08
Zitat von: Snöblumma am 09. Dezember 2013, 13:32:25
Nun ja... wenn der Roman tatsächlich aus der Perspektive des Serienkillers geschrieben ist und seine Motive und Wünsche nachvollziehbar gestaltet sind, glaube ich schon, dass man ein solches Ende als Happy End wahrnehmen würde. Die Frage ist dann nur, kann man wirklich den Killer als Prota und Identifikationsfigur aufbauen?
Die Fernsehserie Dexter wäre noch so ein sehr schönes Beispiel. Dexter ist nämlich tatsächlich Serienmörder im "Zweitberuf", offiziell ist er Blutspurexperte für die Polizei. ;D Allerdings bringt er ja "nur" andere Mörder um. Da hat man als TV-Zuschauer schon irgendwo Verständnis, oder denkt sich: Okay, der Böse bringt die noch Böseren um, was soll's?
Andererseits macht Dexter das nicht, weil er sich als Rächer der Wehrlosen sieht, sondern hauptsächlich deshalb, weil er in sich diesen Drang zu töten hat und er ihm so - für sich moralisch vertretbar - nachgehen kann. Die Sympathie, die man für den "Helden" hat steht da schon manches Mal buchstäblich auf Messers Schneide. >:D Aber im Großen und Ganzen funktioniert es. Irgendwie ist Dexter doch 'nen sympathischer Typ. ;D Und als Zuschauer atmet man immer wieder auf, wenn Dexter es am Ende einer Staffel (oder zwischendurch) wieder einmal geschafft hat, seinen Kollegen von der Polizei zu entkommen. Oder seiner Geliebten/Ehefrau erfolgreich wilde Lügen aufzutischen. Oder den anderen Serienkiller (in jeder Staffel gibt es so einen Gegenspieler) umzulegen, ehe die Polizei ihn (wie laaaaaangweilig) ins Kittchen stecken konnte. ;D


EDIT: Dexter basiert auf einer Buchvorlage, fällt mir gerade noch ein. Gelesen habe ich aber keins der Bücher, die Serie ist aber wirklich sehrsehr sehenswert.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Veldrys am 16. Dezember 2013, 07:44:10
Ich fand Happy Ends früher immer langweilig und unrealistisch und habe meine Protagonisten mit Freude gequält. Mittlerweile bin ich jedoch zu dem Schluss gekommen, dass es besser ist, die Geschichte zumindest mit einem kleinen Hoffnungsschimmer enden zu lassen und nicht alle zu traumatisieren oder zu ermorden. Natürlich hängt es auch immer von der Handlung selbst ab, wie glücklich oder unglücklich das Ende ist.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Cailyn am 17. Dezember 2013, 17:06:55
Zitat von: Naudiz am 09. Dezember 2013, 06:34:06
Ich habe das jetzt schon öfter in Büchern gesehen, dass der Protagonist nach dem großen Endkampf aus einer Ohnmacht, einem Traum, ... aufwacht und alle, die im Laufe der Geschichte gestorben sind, wieder gelebt haben. Bei so etwas bekomme ich das kalte Kotzen. Es macht das - zumeist heroische - Opfer der Figuren null und nichtig. So etwas akzeptiere ich allerhöchstens in Kinderbüchern und von Disney...
Au ja, das finde ich auch ganz abstossend. Für ganz besondere Situationen kann man das vielleicht machen (...in meinem aktuellen Buch hab ich's auch getan, aber da geht es darum, dass jemand schliesslich ein Gestaltwandler wird), aber auch noch dieses ätzende Klischee, dass man vom Traum aufwacht und alles Böse ist wieder verschwunden, verpufft und der Regenbogen scheint? Bäh!¨

Coppelia,
Das ist ein guter Punkt von dir. Ich finde auch, dass die Bewertung des Protas weitaus mehr darüber aussagt, ob etwas als Happy End zu verstehen ist.

Was ich am Ende eines Buches fast wichtiger finde als ein gutes Ausgehen der Handlung ist das Gefühl des Friedens. Zum Beispiel wenn eine Figur nach Hause zurückkehrt, zu seiner Familie, seinen Freunden oder einfach in sein trautes Heim und man ihm dort noch über die Schulter blicken kann, wie er eine Pfeife raucht, ein Buch liest, sich in eine Decke kuschelt oder ein heisses Bad einlässt, seine Frau abknutscht, den Hund tätschelt...was auch immer. So dieses nach Hause kommen zeugt für mich bei vielen Büchern von einem befriedigenden Ende. Das heisst ja nicht, dass dann alles gut ist. Vielleicht fehlt dem armen Protagonisten ein Finger oder er ist pleite, hat den Schatz unterwegs verprasst und tolle Fähigkeiten verloren...was auch immer... Schön ist es dann trotzdem, wenn der Prota irgendwo sein trautes Nest wiederfindet.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: RaphaelE am 17. Dezember 2013, 17:32:32
Zitat von: Cailyn am 17. Dezember 2013, 17:06:55aber auch noch dieses ätzende Klischee, dass man vom Traum aufwacht und alles Böse ist wieder verschwunden, verpufft und der Regenbogen scheint? Bäh!
Ich musste sowas gottseidank noch nie erleben. Aber ich kann mir meine Reaktion schon lebhaft vorstellen:"Und jetzt??? Jetzt habe ich all das gelesen für NICHTS??" :happs:
Dem Inhalt deines zweiten Abschnittes kann ich nur beipflichten. Ich mag es, wenn man so einen "Der Kreis schliesst sich"-Effekt erlebt. Das rundet die Geschichte ab und man braucht nicht mit nostalgischem Herzschmerz "Warum ist es schon vorbei?" vor sich hinzuheulen. ;)
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Pintana am 17. Dezember 2013, 21:18:22
Zitat von: RaphaelE am 17. Dezember 2013, 17:32:32
Ich musste sowas gottseidank noch nie erleben. Aber ich kann mir meine Reaktion schon lebhaft vorstellen:"Und jetzt??? Jetzt habe ich all das gelesen für NICHTS??" :happs:

Genau, es gibt nur eins, was noch schlimmer ist: Gar kein Ende, also du schlägst die letzte Seite um willst, unbedingt wissen, wie es endet und dann kommt ... Nichts. So was treibt mich immer an den Rand des Wahnsinns, wenn der Autor sich denkt: Das Ende soll sich mal der Leser selbst frimeln. Zum weglaufen.  ::)

Allgemein finde ich allerdings auch so übliche "Und sie lebten Glücklich ..." Enden langweilig. Wann geht etwas schon so zu ende, dass alle Glücklich und zufrieden sein können? In meinen Augen ist ein reines, rosarotes Ende kaum wünschenswert, wobei natürlich das übliche "Alle sind tot"- Ende auch nicht wirklich erfüllend ist. Ein Zwischending ist, meiner Meinung nach, die "angenehmste" Art von Ende, das "Ich lebe noch, aber ... "- Ende, quasi.  ;D
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Luna am 18. Dezember 2013, 07:36:48
Zitat von: Pintana am 17. Dezember 2013, 21:18:22
Genau, es gibt nur eins, was noch schlimmer ist: Gar kein Ende, also du schlägst die letzte Seite um willst, unbedingt wissen, wie es endet und dann kommt ... Nichts. So was treibt mich immer an den Rand des Wahnsinns, wenn der Autor sich denkt: Das Ende soll sich mal der Leser selbst frimeln. Zum weglaufen.  ::)
:jau:
Offene Enden kann ich auch überhaupt nicht ausstehen. Der Autor erzählt mir da die ganze Zeit eine Geschichte, da soll er mir sie bitteschön auch zu Ende erzählen. Ich möchte jedenfalls nicht rätseln, wie es weitergehen könnte oder mir ein eigenes Ende ausdenken. Das ist ja dann meines und nicht das des Autors. Der könnte ja ein ganz anderes im Sinn gehabt haben, oder noch schlimmer, er wusste selbst nicht, wie es weitergeht. Oder er will dem Leser die Freiheit lassen, die Geschichte zu Ende zu spinnen. Danke. Kann ich drauf verzichten ;D.
In Filmen stört mich das genauso. Manche Regisseure haben offene Enden ja zur Kunstform erhoben. Furchtbar :zombie:. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube Francois Truffaut, der auch bei dem Film Fahrenheit 451 Regie geführt hat, war so ein Fall. Kann aber auch sein, dass es Claude Chabrol, der Regisseur der Verfilmung von Madame Bovary war oder gar beide. Gerade bei französischen Filmen scheinen ja offene Enden sehr beliebt zu sein :no:
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: RaphaelE am 18. Dezember 2013, 07:51:04
Zitat von: Luna am 18. Dezember 2013, 07:36:48:jau: Offene Enden kann ich auch überhaupt nicht ausstehen. Der Autor erzählt mir da die ganze Zeit eine Geschichte, da soll er mir sie bitteschön auch zu Ende erzählen. Ich möchte jedenfalls nicht rätseln, wie es weitergehen könnte oder mir ein eigenes Ende ausdenken. [...] In Filmen stört mich das genauso. Manche Regisseure haben offene Enden ja zur Kunstform erhoben. Furchtbar :zombie: .
Hmm...  :hmmm: Ich kann mir schon vorstellen, unter gewissen Bedingungen ein offenes Ende geniessen zu können. Aber es muss schon richtig laufen: Wenn ich weiss, dass es gut ausgehen wird und mir kein Hintergrund mehr verborgen ist, kann ich mich mit einem offenen Ende begnügen. Es muss jedoch vorher der Kern des Plottes schon abgehandelt werden, sodass dieses offene Ende einen Epilog darstellt.
Beispiel: Der Protagonist hat gerade die Welt gerettet und am Schluss noch einen persönlichen Verrat aufgedeckt und begibt sich zu diesem Judas. Er öffnet de Tür blickt den Übeltäter an und geht zum Angriff über. ENDE
Damit könnte ich leben. Mit was Anderem nicht: Da bin ich wie ihr. ;D
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Coppelia am 18. Dezember 2013, 07:52:33
Ich bin ein großer Fan von offenen Enden. :)

Wenn man gelungene offene Enden genauer untersucht, wird man feststellen, dass das Ende in Wahrheit durchaus vorhanden ist. Es geht in den meisten Fällen um eine Entwicklung der Hauptfigur, und mit dem Ende ist diese Entwicklung abgeschlossen. Was danach noch folgt, ist streng genommen nicht mehr Bestandteil der Handlung, und offene Enden führen das mitunter konsequent durch.
Ein typisches offenes Ende hat "Die Flamme erlischt" von George Martin (ich weiß, das Buch erfreut sich keiner so großen Beliebtheit, aber mir hat es sehr gut gefallen). Darin geht es um einen Mann, der mit einer fremdartigen Kultur konfrontiert wird, die er zunächst ablehnt. Im Lauf der Handlung wird er aber in diese Kultur derartig verwickelt, dass er am Ende von ihr assimiliert wird. Er stellt sich zu einem traditionellen Zweikampf auf Leben und Tod. Ob er überlebt oder nicht, erfahren wir nicht, aber darum geht es auch überhaupt nicht. Thema ist der Konflikt zwischen dem Mann und der fremden Kultur, und der Mann hat bereits verloren, als er sich zum Zweikampf stellt.

Ein sehr berühmtes offenes Ende hat Vergils Aeneis. Sie endet damit, dass Aeneas seinen Widersacher um Frau und Herrschaft, Turnus, tötet. Es ist deswegen ein offenes Ende, weil der Todesstoß die letzte Handlung ist und der Leser nicht mehr erfährt, wie Aeneas die ihm bestimmte Frau heiratet und die Herrschaft antritt. Dieses Ende wurde schon eifrig von allen Seiten interpretiert. Manche Forscher sehen darin den Abschluss einer negativen Entwicklung von Aeneas vom idealistischen Anführer zum kaltblütigen Mörder (ich nicht, aber für das offene Ende ist es eine attraktive Interpretation). Auf jeden Fall ist es ein Ende, das keine Fragen offen lässt. Die Dinge sind geklärt. Alles übrige folgt von allein.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Christopher am 18. Dezember 2013, 08:08:23
Zitat von: Coppelia am 18. Dezember 2013, 07:52:33
Ein sehr berühmtes offenes Ende hat Vergils Aeneis. Sie endet damit, dass Aeneas seinen Widersacher um Frau und Herrschaft, Turnus, tötet. Es ist deswegen ein offenes Ende, weil der Todesstoß die letzte Handlung ist und der Leser nicht mehr erfährt, wie Aeneas die ihm bestimmte Frau heiratet und die Herrschaft antritt. Dieses Ende wurde schon eifrig von allen Seiten interpretiert. Manche Forscher sehen darin den Abschluss einer negativen Entwicklung von Aeneas vom idealistischen Anführer zum kaltblütigen Mörder (ich nicht, aber für das offene Ende ist es eine attraktive Interpretation). Auf jeden Fall ist es ein Ende, das keine Fragen offen lässt. Die Dinge sind geklärt. Alles übrige folgt von allein.

Aber ist es wirklich offen, wenn alles geklärt ist? Ein Ende wird meiner Meinung nach nicht dadurch geschlossen, dass man noch eine langweilige Nacherzählung (sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage) nachschiebt, sondern dadurch, dass die Handlung abgeschlossen ist.
Aeneis kenn ich nicht, aber wenn das folgende Geschehen keinerlei Konflikte mehr hat bzw. für die Handlung irrelevant ist, ist die Handlung für mich abgeschlossen. Sie wäre es höchstens dann nicht, wenn die Frau die er heiratet ihn nicht will, die Herrschaft nicht so ist wie er es sich vorgestellt hat usw. usf.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Coppelia am 18. Dezember 2013, 08:15:20
Ich gebe zu, das Beispiel mit der Aeneis ist nicht das beste. Ein richtiges offenes Ende ist es nicht, eher ein abruptes. An sich würde man aber noch eine ausführlichere Schilderung erwarten, wie Aeneas die "Belohnungen" bekommt, für die er sich die ganze Zeit so abgekämpft hat und für die er so viel geopfert hat. Letzten Endes bleiben so die Opfer sehr deutlich in Erinnerung.
Das Besondere am offenen Ende ist, wenn ich es mal auf den Punkt zu bringen versuche, dass die innere Handlung abgeschlossen ist, die äußere aber noch nicht.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Luna am 18. Dezember 2013, 09:41:06
Zitat von: RaphaelE am 18. Dezember 2013, 07:51:04
Beispiel: Der Protagonist hat gerade die Welt gerettet und am Schluss noch einen persönlichen Verrat aufgedeckt und begibt sich zu diesem Judas. Er öffnet de Tür blickt den Übeltäter an und geht zum Angriff über. ENDE
Damit könnte ich leben. Mit was Anderem nicht: Da bin ich wie ihr. ;D
Das würde mich aber auch äußerst unbefriedigt lassen :). Am Ende überlebt der Judas noch oder der Angreifer bekommt im letzten Moment seinen moralischen und zieht nicht durch oder der Verräter kann ihn überwältigen ...

Zitat von: Coppelia am 18. Dezember 2013, 07:52:33
Ein typisches offenes Ende hat "Die Flamme erlischt" von George Martin (ich weiß, das Buch erfreut sich keiner so großen Beliebtheit, aber mir hat es sehr gut gefallen). Darin geht es um einen Mann, der mit einer fremdartigen Kultur konfrontiert wird, die er zunächst ablehnt. Im Lauf der Handlung wird er aber in diese Kultur derartig verwickelt, dass er am Ende von ihr assimiliert wird. Er stellt sich zu einem traditionellen Zweikampf auf Leben und Tod. Ob er überlebt oder nicht, erfahren wir nicht, aber darum geht es auch überhaupt nicht. Thema ist der Konflikt zwischen dem Mann und der fremden Kultur, und der Mann hat bereits verloren, als er sich zum Zweikampf stellt.
Auch damit wäre ich äußerst unzufrieden. Klar, der Konflikt ist der Mann und die fremde Kultur. Aber ich habe seine Entwicklung bis dahin verfolgt, wo er dann von der fremden Kultur assimiliert wird, da möchte ich doch schon gerne wissen, ob er am Ende überlebt oder nicht.

Zitat von: Coppelia am 18. Dezember 2013, 07:52:33
Dieses Ende wurde schon eifrig von allen Seiten interpretiert. Manche Forscher sehen darin den Abschluss einer negativen Entwicklung von Aeneas vom idealistischen Anführer zum kaltblütigen Mörder (ich nicht, aber für das offene Ende ist es eine attraktive Interpretation).
Das ist es ja gerade, was mich so an offenen Enden stört. Es werden Theorien aufgestellt, doch welche ist die richtige? Ich werde nicht gerne im Unklaren gelassen und mag es nicht, mir eine Theorie auszusuchen. Ok, dann kann ich das Ende nehmen, was mir am besten gefällt, aber damit bin ich wieder bei dem Thema:
Zitat von: Luna
Das ist ja dann meines und nicht das des Autors. Der könnte ja ein ganz anderes im Sinn gehabt haben, oder noch schlimmer, er wusste selbst nicht, wie es weitergeht. Oder er will dem Leser die Freiheit lassen, die Geschichte zu Ende zu spinnen. Danke. Kann ich drauf verzichten ;D.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Coppelia am 18. Dezember 2013, 10:00:49
Ich finde es gerade toll, wenn einerseits Mitdenken vom Leser erwartet wird, andererseits die Geschichte so sauber abgeschlossen ist, dass am Ende nichts Überflüssiges mehr steht. :) In meinen Augen ist das überhaupt kein Zeichen dafür, dass sich der Autor zu wenig Gedanken gemacht hat, ganz im Gegenteil.

ZitatAuch damit wäre ich äußerst unzufrieden. Klar, der Konflikt ist der Mann und die fremde Kultur. Aber ich habe seine Entwicklung bis dahin verfolgt, wo er dann von der fremden Kultur assimiliert wird, da möchte ich doch schon gerne wissen, ob er am Ende überlebt oder nicht.
Wie gesagt: Ob er überlebt, ist nicht Thema. Es ist unbedeutend. Er hat den Kampf, der die Handlung bedeutet hat, bereits verloren, und es gibt keine Rettung mehr für ihn, ob er nun diesen Kampf überlebt oder nicht. Für mich spricht es hier für Martins erzählerisches Geschick, dass er genau da abbricht, wo die Entwicklung abgeschlossen ist und die relevante Handlung endet.

Für mich ein Zeichen des Respekts gegenüber der Intelligenz des Lesers.

Aber natürlich sind die Vorlieben da unterschiedlich! Bei dem sehr offenen Ende, das ich einmal geschrieben hatte, hat es außer mir niemandem gefallen, und ich habe es später geändert. Daraufhin gefiel es allen besser, außer mir. ;)
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: RaphaelE am 18. Dezember 2013, 12:46:58
Zitat von: Coppelia am 18. Dezember 2013, 10:00:49Er hat den Kampf, der die Handlung bedeutet hat, bereits verloren, und es gibt keine Rettung mehr für ihn, ob er nun diesen Kampf überlebt oder nicht. Für mich spricht es hier für Martins erzählerisches Geschick, dass er genau da abbricht, wo die Entwicklung abgeschlossen ist und die relevante Handlung endet.
Ich liebe sowas. :vibes:
Genau das ist es: Ein offenes Ende ist dann ein gutes Ende, wenn das Beschreiben des danach folgenden obsolet ist. :jau:
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Cailyn am 19. Dezember 2013, 10:06:38
Coppelia,
Dass der Autor den Rest offen lässt als Zeichen des Respekts vor der Intelligenz des Lesers finde ich zwar in Ordnung. Aber trotzdem würde ich nicht sagen, dass es auch das Gegenteil ist - also Missachtung der Intelligenz - wenn das Ende noch weitergeht. Aber vielleicht siehst du das ja auch so. Mich dünkt es wirklich eine Stilfrage und nicht wertend im Sinne von besser, wenn der Autor dem Leser den offenen Rest überlässt. Und es kommt auch auf den Rahmen an. In Serien, die sich ja dann fortsetzen, machen solche Enden ja auch als Ciffhanger Sinn. Aber wenn ich z.B. ein umfangreiches Buch gelesen habe, wo man tief in das Innenleben des Protas blicken konnte, dann erwarte ich schon auch, dass ich ihn am Ende über den beendeten Handlungsstrang hinaus "begleiten" darf. Und das heisst dann nicht, dass ich zu wenig intelligent wäre, mir selber den Rest zu denken, sondern es heisst einfach, dass ich den langen Seufzer nach dem Endkampf auch noch mit dem Protagonist teilen möchte, einfach weil er mir ans Herz gewachsen ist.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Merrit am 30. Dezember 2013, 23:02:50
Zitat von: Cailyn am 19. Dezember 2013, 10:06:38
Und das heisst dann nicht, dass ich zu wenig intelligent wäre, mir selber den Rest zu denken, sondern es heisst einfach, dass ich den langen Seufzer nach dem Endkampf auch noch mit dem Protagonist teilen möchte, einfach weil er mir ans Herz gewachsen ist.

Interessante Umschreibung des Gedankens. Gefällt mir!
Allgemein denke ich, daß nicht der Protagonist das Happy End braucht, sondern die Geschichte. Die Geschichte muss rund sein, bis hin zum Ende. Und wenn dieses Ende einige Opfer verlangt, Hauptprotagonist, oder Nebenfigur, dann ist das in Ordnung. Es ist nichts schlimmer, als ein Happy End auf Krampf, nur weil es vielleicht so erwartet wird.

Meine 5 Cent dazu.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Judith am 31. Dezember 2013, 10:30:53
Zitat von: Coppelia am 18. Dezember 2013, 10:00:49
Wie gesagt: Ob er überlebt, ist nicht Thema. Es ist unbedeutend. Er hat den Kampf, der die Handlung bedeutet hat, bereits verloren, und es gibt keine Rettung mehr für ihn, ob er nun diesen Kampf überlebt oder nicht. Für mich spricht es hier für Martins erzählerisches Geschick, dass er genau da abbricht, wo die Entwicklung abgeschlossen ist und die relevante Handlung endet.
Mir hat "Die Flamme erlischt" zwar nicht gefallen, aber das Ende fand ich auch passend und stimmig.
Es erinnert mich an das Theaterstück "Hotel zu den zwei Welten", in dem die Charaktere (Komapatienten) in einer Zwischenwelt zwischen Leben und Tod landen. Man erfährt bei allen, ob sie das "Hotel" Richtung Tod oder Leben verlassen, nur beim Hauptcharakter nicht. Dieser hatte einen Unfall, der möglicherweise ein Selbstmordversuch war, und hat keinerlei Freude mehr am Leben oder an irgendetwas. Und diese Freude findet er während seines Aufenthaltes im Hotel wieder. Ob er am Ende stirbt oder weiterlebt, ist letztendlich irrelevant - seine innere Entwicklung ist abgeschlossen. Im ersten Moment denkt man sich "Was? Aber was passiert denn jetzt mit ihm? Ich will doch wissen ...", aber wenn man länger darüber nachdenkt, merkt man, dass das Ende genau richtig so ist, wie es ist.

Also ja, ich bin (meistens) auch ein Fan von offenen Enden. Manchmal kommt es aber auch vor, dass ein offenes Ende tatsächlich zu früh abbricht oder ausgerechnet die wesentliche Frage offenlässt. So etwas ist dann wirklich unbefriedigend.
Aber Enden wie die oben geschilderten mag ich sehr. Ich mag es nicht, wenn nach dem eigentlichen Ende noch etwas "nachgelegt" wird - wie etwa der unsägliche Epilog in Harry Potter. Manchmal sind Epiloge notwendig für den eigentlichen Abschluss, aber dieser war meiner Meinung nach absolut überflüssig, da es vorher bereits ein abgeschlossenes Ende gab. Ich wünschte mir noch immer, ich hätte ihn einfach nicht gelesen.  ::)
Das war mir dann nicht nur zuviel "Ende", sondern zuviel Happy End. Nicht nur der Böse ist besiegt, nein, man erfährt auch noch von allen, dass sie glücklich verheiratet sind, tolle Kinder haben (die sie natürlich alle bedeutungsvoll nach bestimmten Personen benannt haben), dass sie tolle Jobs haben und überhaupt alles toll ist (abgesehen von der Tatsache, dass es noch immer die fragwürdigen Häuser in Hogwarts gibt und zwischen denen schön weiter Zwistigkeiten gestreut werden). *brrrrr*
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Takara am 07. Januar 2014, 15:03:53
Hallo  :winke:

Muss eine Geschichte so enden, dass alle Charas glücklich sind?

Nicht unbedingt. Wie ich hier irgendwo in einen Beitrag schon gelesen habe, war das Ende in Breaking Dawn, zu glücklich. Keine Gefahr hat mehr gedroht, niemand ist gestorben... Es war einfach zu langweilig.
Bei Harry Potter zum Beispiel war am Ende (19 Jahre später) zwar auch alles gut gewesen, aber da hat es mich nicht so gestört, weil ich den Charakteren nach 7 Büchern, wirklich ein Happy End verdient hatten. Es gab auch genug Tote (Dobby, Fred, Lupin), die waren in den Biss-Büchern gar nicht vorhanden.
Es kommt immer auf das Buch an, aber eigentlich finde ich, dass ein Buch nicht zu glücklich enden darf, nur sollte es ein paar Verluste gegeben haben.

LG

Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Klecks am 07. Januar 2014, 18:15:40
Mir geht es bei einem glaubwürdigen Happy End nicht unbedingt um Verluste, aber es muss genau das sein: glaubwürdig. Alles andere, wie es zum Beispiel auch in der Biss-Reihe ist, wirkt aufgesetzt und ist unrealistisch. In der Realität haben Happy Ends doch auch meistens einen bitteren Beigeschmack oder werden von irgendetwas getrübt.  ;)
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Takara am 07. Januar 2014, 20:20:22
ZitatIn der Realität haben Happy Ends doch auch meistens einen bitteren Beigeschmack oder werden von irgendetwas getrübt.

So hab ich das ungefähr auch gemeint^^ Ich finde nur das man irgendwas auf dem Weg zum Happy End verloren haben sollte... Einen Menschen, sein Geld etc. Sonst ist es wirklich unrealistisch und auch langweilig.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Eleanor am 07. Januar 2014, 20:34:55
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass mein Roman zu gut ausgeht :seufz: Zwar stirbt am Ende der Bruder meines Protas, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass das ein bisschen ein Quotentoter ist. Ich hatte immer beim Schreiben im Gefühl, dass er sterben wird, aber ich habe eine ganze Weile gebraucht bis ich wirklich wusste, warum das so ist. Muss ich bei einem Ende auf biegen und brechen darauf achten, das jeder auf seine Art einen Verlust erleidet? Und dann kommt mir manchmal der Gedanke, dass es wohl eine schlechte Geschichte ist, wenn sie alle "viel zu locker" davon kommen. Wahrscheinlich sollte ich der ganzen Bande noch eine hübsche Prise Elend in den Schluss reinmischen, aber bisher hatte ich nicht das Gefühl, dass sich das ganze relativ rund abschließt  :wums:
Gibt es so etwas? Ein erzwungenes very sad ending?
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Alana am 07. Januar 2014, 20:40:48
Dass du dir diese Frage stellst, finde ich sehr logisch, solche Gedankengänge hab ich auch manchmal. Ich denke, man sollte sich dann fragen: Warum geht die Geschichte "so gut" aus? Passt das Ende zum Rest? (Wenn ja, perfekt.)
Ist die Geschichte so düster, dass ein gutes Ende eher ein Kontrast ist, als ein zu viel? (Dann auch gut.)
Oder hast du deshalb das Gefühl, dass das Ende nicht ganz stimmig ist, weil an der Geschichte schon was hakt? Das könnte ja auch gut möglich sein. Spiel doch mal im Kopf durch, wie die Geschichte wäre, wenn du ihn nicht sterben lässt.
Dass man prinzipiell jedem einen Verlust verschaffen muss, finde ich nicht. Es ist aber einfach meistens so, dass es viele Probleme gibt, die am Ende der Geschichte nicht gelöst sind. (Zum Beispiel hasst der Prota immer noch seine Eltern oder was weiß ich.) Das finde ich einfach realistisch. Wenn das aber mal nicht so ist, und das so zur Geschichte passt, finde ich das auch völlig in Ordnung.
"Zu gut" ist ein Ende für mich dann, wenn alle Stränge mit Gewalt positiv aufgelöst werden. Wenn jeder Nebencharakter seine große Liebe findet etc.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Eleanor am 07. Januar 2014, 21:02:45
Ich bin da immer ein bisschen hin und her gerissen. Mir spukt das mit dem Ende schon ziemlich lange im Kopf herum und ich möchte eigentlich auch fest damit planen, weil das sonst dem Mittelteil ziemlich schaden würde. Die Geschichte startet eigentlich nicht sehr düster, aber es kommt dann klassischerweise eines zum anderen und die Lage wird verzwickt. Die Schwierigekeiten sind nicht so unüberwindbar, dass man etwas total abwegiges aus dem Hut zaubern muss, damit sich alles auflösen kann. Ich glaube, ich spiele wirklich noch mal seine Optionen durch und dann entscheide ich mich fest. Wenn ich mir erstmal sicher bin, was wem zum Schluss passiert, dann fühlt sich das auch wieder richtig für mich an.  Danke für deine Hilfe  :knuddel: jetzt mach ich mich erstmal wieder ans Schreiben
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: Sternsaphir am 15. Januar 2014, 17:14:46
Das hängt immer von der Story ab, finde ich.
Es gibt Geschichten, wo alles seinen Abschluss gefunden hat, egal ob nun alle zufrieden sind oder nicht, da braucht es kein Happy End.
Manchmal passiert in der Geschichte soviel Schlimmes und der Protagonist hat mit Schicksalsschlägen zu leben, da wäre zumindest ein Happy End angebracht, aber bitte kein kitschiges "Alle Toten leben wieder" oder "alle Probleme sind aus der Welt". Das ist nicht realistisch. Das Leben besteht nicht nur aus Sonnenschein.

Eine Geschichte und auch das Ende muss Ecken und Kanten haben, damit sich der Leser besser hineinversetzen kann und sich auch mal über eine Ungerechtigkeit empört oder mit dem Protagonisten um einen verlorenen Freund/Verwandten heult.

Ein zu schlechtes Ende wiederum macht den Leser vielleicht unzufrieden. Er soll ja das Buch vielleicht später noch einmal lesen wollen.
Ein zu großes Happy End wirkt unglaubwürdig und langweilig. Ich persönlich habe oft das Problem dass ich beim Lesen meist Sympathie für die etwas dramatischen Charaktere empfinde (die nicht selten die böse Nebenrolle oder Opferrolle haben). . . und die ohnehin irgendwann sterben. Das frustriert mich manchmal richtig, wenn ein sehr interessanter Char stirbt, weil er vielleicht auf der falschen Seite stand, aber der eher stereotype Held dann sein Happy End erhält.


@ Eleanor

Ich denke, Du musst keinen Quotentoten hinbiegen. Wenn es keine Gelegenheit gibt, dass jemand sterben könnte, dann ist es eben so. Ich hatte auch überlegt, ob aus meiner kleinen Reisegruppe jemand sterben sollte, aber es hat sich nichts ergeben und die einzige Person, die hätte sterben können, stand etwas außerhalb der Gruppe und wäre dann so ein "Quotentoter" geworden.
Ein Buch kann auch spannend sein ohne dass jemand stirbt. Mann muss es nur so hinbiegen, dass der Leser ständig um das Leben der Protas bangt und am Ende auf den letzten Seiten dann erleichter aufatmen kann.
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: canis lupus niger am 15. Januar 2014, 19:58:38
"Quotentoter"
:rofl:

Das ist mein TiZi-Wort des Jahres!!!
Titel: Re: Das Happy End
Beitrag von: AlpakaAlex am 02. September 2021, 11:22:53
Ich bin ein Mensch, der Happy Endings braucht. Deswegen haben meine Geschichten auch immer ein Happy End oder zumindest ein Bittersweet Ending. Das gehört für mich halt einfach mit dazu. Das heißt nicht, dass die Geschichten nicht zwischendurch düster werden können oder das prinzipiell alle überleben, aber zumindest alles in allem gehen meine Geschichten eigentlich gut aus. (Und ja, die meisten Figuren überleben bei mir, was unter anderem auch daran liegt, dass die meisten meiner Figuren nun einmal marginalisiert sind und ich mich nicht wohl dabei fühle, marginalisierte Figuren umzubringen. Isso.)