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Meldung von dubiosen Webseiten mit unseren Büchern

Begonnen von Alaun, 09. Oktober 2014, 16:38:09

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Alaun

Hallo ihr Lieben,

ich habe (mal wieder) meine Romane auf einer dubiosen Website entdeckt. Es handelt sich dabei nun nicht mehr um eine reine "wir kopieren das und jeder lädt es sich für lau runter"- Seite, sondern dort wird für die Bücher sogar Geld verlangt. Es sind Cent-Beträge, aber mir geht dabei (noch immer und immer wieder gerne) der Hut hoch. Ich will den Link hier nicht einstellen, aber es handelt sich um die anscheinend bekannteste Seite für Raubkopien mit einer Endung auf .to ::)

Eben entstand auf Facebook darüber eine Diskussion und ich frage mich jetzt, inwieweit es Sinn machen würde, wenn tatsächlich jeder betroffene Autor hier sich an die Polizei wendet und die Seite meldet. Ich fürchte ja immer, dass das nicht viel bringt, aber gar nichts machen bringt mit Sicherheit noch weniger. Es gibt hier ja noch mehr Betroffene, deren Werke auf den Raubkopier-Seiten zu haben sind. Wie wäre es, wenn jeder von uns sich zur Polizei aufschwingt und es meldet? Mir ist klar, dass, sobald eine Raubkopier-Seite verschwindet, mindestens eine neue wieder auftaucht. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen und ich hatte eigentlich beschlossen, mich davon nicht mehr ärgern zu lassen, weil es nichts bringt und nur Energie kostet, die man anderweitig besser einsetzen könnte.

Was meint ihr? Sinnvoll, es zu melden?

Liebe Grüße
*Aquamarin




Moni

Wäre in so einem Fall eine Sammelanzeige (falls das möglich ist) nicht sinnvoller? Gibt ja auch solchen Gründen auch Sammelklagen (das wäre dann ja der nächste Schritt).
Sowas ist nicht nur ärgerlich, das ist schlichtweg Diebstahl. Ich würde, wenn ich betroffen wäre, auf jedenfall etwas unternehmen.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Malachit

Du hattest ja bei facebook geschrieben, dass du einige TiZis auf der Seite entdeckt hast. Vielleicht kannst du hier mal ein paar Namen nennen, denn wenn weder der Link noch der entsprechende Autor hier erwähnt werden, wiegt sich der ein oder andere in Sicherheit, obwohl er es nicht ist.

Leann

In Sicherheit kann sich wohl niemand wiegen, da es ja offenbar viele derartige Websites gibt. Aber mich interessiert auch, um welche es jetzt hier konkret geht. Außerdem kam bei Facebook auch schon der Vorschlag, dass die Verlage Anzeige erstatten sollten.

cryphos

Wäre ich betroffen würde ich rechtliche Mittel einlegen. Denn wenn mit den illegalen Kopien auch noch gehandelt wird ist das eine andere Größenketegorie als "nur" eine Tauschbörse. Auch juristisch wird das anders gehandhabt, wie genau, dazu können die TiZi Juristen vielleicht Genaueres sagen, sicher aber eure Anwälte.
Grob von einem Laien zusammengefasst, hat jeder Autor und Verlag, dessen Werke dort gehandelt werden nun Anspruch auf Schadensersatz in Höhe des (Handelspreises x Anzahl) der verkauften Werke sowie eine Aufwandsentschädigung für die juristischen Mittel um diesen illegalem Handel zu beenden.
Sprich wurde ein eBook im Wert von 9,99€ rund 1.000 für 10cent verkauft habt ihr Anspruch auf 9.990,00€ die nun wie bei einem Verkauf im Handel aufgeteilt werden, also zwischen Verlag und Autoren + Kosten für Anwälte, Detektive, eure Arbeitszeit etc.
Bis ihr das Geld bekommt müssen die Betreiber/Hintermänner gefasst und einige Hürden gemeistert werden, aber ja, es könnte sich lohnen.
Abgesehen davon finde ich es nicht OK, anderer Leute Arbeit als selbstverständlich anzusehen und nicht zu entlohnen.

Fazit: ja es wäre in meinen Augen sinnvoll dagegen anzugehen, wie am besten, das klärt bitte mit einem Rechtsexperten eures Vertrauens.


Franziska

Ich glaube eherlich gesagt nicht, dass das was bringt. Ich kann verstehen, dass du was machen willst, und ich bin gespannt, was dabei rauskommt. Allerdings ist es, wie du sagst, eine der bekanntesten Seiten und sie haben so viele Bücher, ich kann mir nicht vorstellen, dass da nicht schon mal größere Verlage Anzeige erstattet haben. Vielleicht gibt es ja darüber irgendwo Infos. Und wenn das schon nichts gebracht hat ...

Alaun

Hallo ihr Lieben,

ich hatte bisher nicht die Zeit, auf der Seite nach weiteren Büchern von Zirklern zu suchen - ich weiß nur aus Gesprächen in der Vergangenheit, das hier auch andere mit diesem Phänomen der Raubkopiererei zu tun hatten.

Tja, ob es was bringt - ich habe keine Ahnung. Aber es macht mich einfach unfassbar wütend, so gelassen ich auch darüber zu stehen versuche.

Luna

Ehrlich gesagt, die Arbeit anderer für Geld zu verkaufen ist eine neue Größenordnung von Dreistigkeit und ist etwas, das mit aller Macht unterdrückt werden sollte.
Ich drücke allen betroffenen die Daumen, dass ihr es irgendwie schafft, juristisch dem einen Riegel vorzuschieben.

Layka

Eine Anzeige müsste doch bis auf den Aufwand kostenlos sein, oder? Dann würde ich es auf jeden Fall versuchen, alleine, um ein Zeichen zu setzen. Leider ist es wohl unmöglich, illegalen Vertrieb komplett zu unterbinden, aber wie für Diebesgut auch noch Geld dafür zu verlangen, ist schon sehr unverschämt.
lights out.

Carolina

Ich kenne die Diskussion. Den Anbieter, der die Bücher auf seinem Server lagert, irgendwo im Ausland, kann man nicht angreifen. Dann gibt es aber eine Vielzahl von Seiten, die davon leben, unsere Titel auf Seiten wie Uploaded.net, Megaupload, Shareonline.biz, Oboom.com und Co. hochzuladen. Da kann man den Diebstahl melden und der Link wird meist gelöscht. Es beginnt ein Katz- und Mausspiel, das ich zumindest eine Runde nach Veröffentlichung eines neuen Buches mitspiele. So einfach will ich es den Piraten ja dann auch nicht machen.

Ich tröste mich damit, dass die Kostenlos-Downloader ohnehin nicht meine Kunden sind. Die meisten laden sich Tonnen von Zeug runter, aus dem Wunsch es zu besitzen und lesen einen Bruchteil davon. Auch wenn es super-ärgerlich ist, aber mir als Selfpubisher bringen die E-Books mehr, als mir Piraten schaden könnten. Selbst wenn euer Buch nicht dort vertreten ist, so wird der illegale Downloader es nicht kaufen, sondern sich einfach eines der anderen runterladen.
Es ist und bleibt ein emotionales Thema, in das ich aber pro Buch nicht mehr als eine Stunde Zeit investiere.

Nycra

Zitat von: Carolina am 12. Oktober 2014, 15:27:12Ich kenne die Diskussion. Den Anbieter, der die Bücher auf seinem Server lagert, irgendwo im Ausland, kann man nicht angreifen.
Das stimmt nur bedingt. Ich habe seit einem Jahr einen Vertrag mit Counterfights, die durchaus auch die Hoster im Ausland auffordern, entsprechende Seiten zu sperren/zu löschen und das funktioniert sogar sehr gut.

Maja

Ich gebe solche Fälle (und ja, ich hatte schon einige) direkt an den Verlag weiter. Die haben etwas, das ich nicht habe, nämlich Anwälte, und sie sind geschädigt wie ich und haben das gleiche Interesse, dass die Titel dort verschwinden. Nur, dass man praktisch nie an die Hintermänner rankommt. Da ich hier nicht weiß, um welche Seite es geht, kann ich nicht beurteilen, wie hoch die Chancen sind, aber ich würde jedem Tintenzirkler davon abraten, selbst einen Anwalt einzuschalten - das sind nur noch mehr Kosten, auf denen man sitzenbleibt, und es führt zu nichts. Die Betreiber wissen, dass sie etwas illegales tun, und sie wissen, wie sie ihre Identität verschleiern können. Und wenn es niemanden gibt, den mann verklagen kann, ist es egal, ob Einzel- oder Sammelklage.
Gebt es an die Verlage weiter. Deren Chancen sind größer als unsere - und es ist ihre Aufgabe, nicht unsere, die Rechte, die sie von uns erworben haben, zu sichern.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Alaun

#12
Ich gebe zu, dass ich meine Zeit auch viel lieber ins Schreiben neuer Bücher und nicht in solchen ärgerlichen Kram investiere. Gelegentlich, wenn ich mal wieder über eine solche Seite mit meinen Büchern stolpere, jagt es mich eben die Wände hoch. Und da ist auch der Gedanke, dass ohnehin nicht meine Zielgruppe die Bücher runterlädt, kein wirklicher Trost. Egal. Ich werde jetzt mal die Optionen ausloten.

Timmytoby

(Mein erster Beitrag außerhalb des Willkommenthreads - Wheeeeee!)

Ich hab mich letztes Jahr mal am Rande mit dem Thema rumschlagen müssen (ich hatte für einen befreundeten Spieleentwickler ein paar Texte in seinem Computerspiel übersetzt).
Ganz offen: Es bringt gar nichts gegen Piraten vorzugehen.

Welche Maßnahmen sind ganz nutzlos:
Anzeigen bringen nichts, weil die Seiten in der Regel im Ausland sitzen und dein Schaden schon sehr hoch sein muss, damit sich der Ermittlungsaufwand für die Behörden rechnet. In den meisten Fällen stellen die das als Bagatellverfahren direkt wieder ein.
Dann ist da das generelle Problem, dass das Runterladen von Dateien in Deutschland nicht strafbar ist, nur das Anbieten. Selbst wenn du also einen Piraten in Deutschland ermittelst, dann bekommt er nur Probleme, wenn er anderen die Dateien hochgeladen hat.
Anwälte einschalten bringt dir als Einzelperson nichts. Die Kosten für den Anwalt musst erstmal du tragen und ob sich da Geld eintreiben lässt ist fraglich, weil eben wieder die Seiten im Ausland sitzen.
Beim Filesharing über Torrent bietet ein Nutzer automatisch die Dateien auch immer beim Runterladen gleichzeitig an. Das sind dann die Berichte die man in den Nachrichten immer hört: Abmahnanwalt fordert tausende Euro von Pirat. In der Regel handelt es sich dabei aber fast ausschließlich um Leute, die Filme oder Musik teilen. Ein E-Book hat meist weniger als ein Megabyte an Größe. Mit einer modernen Leitung dauert das nur ein paar Sekunden. Zum Vergleich: Ein Kinofilm hat 700 Megabyte. Zudem nutzen die meisten Piraten inzwischen verschlüsselte VPN-Verbindungen über das Ausland. Und selbst wenn dann der Abmahnanwalt jemandem was zustellen kann, heisst das noch lange nicht, dass derjenige tatsächlich zahlt.

Wenn wir dann anfangen noch anfangen über spezielle Bereiche online wie das Usenet oder das Deep Web zu sprechen, dann wird schnell klar: Keine Chance da wirklich was zu erreichen.

Welche Maßnahmen funktionieren aber sind zu zeitaufwändig:
Bei fast allen Downloadseiten kannst du mit einem Klick dein Copyright anmelden und der Download wird dann in der Regel sofort und ohne Prüfung entfernt. Nur ist das wie mit der Hydra: Für jeden Kopf den du abschneidest wachsen zwei nach.
Was auch funktioniert, ist bei Google das Suchresultat sperren zu lassen. Die halten sich da an den amerikanischen Digital Millenium Copyright Act und der Link taucht in keiner Google Suche weltweit mehr auf. Nur muss man dazu jedesmal einen Haufen Papierkram ausfüllen und einsenden. Extrem zeitaufwändig und man hat wieder das gleiche Problem: Es kommen ständig neue Links dazu.

DRM ist sogar kontraproduktiv
Digital Rights Management, also Kopierschutz, bestraft immer nur den unschuldigen Leser/Kunden. Jeder neue Kopierschutz ist innerhalb von Stunden geknackt. Bei den E-Books dauert es in der Regel ein paar Sekunden selbst für unerfahrene Nutzer um den zu entfernen. Das ist also eine Maßnahme die einem die Leser eher noch zu den illegalen Downloads hintreibt.

Was funktioniert also?
Das Einzige, was man als Urheber eines geschützten Werkes wirklich tun kann, ist sich treue Fans aufzubauen und die Piraten den großen Firmen zu überlassen.
Dinge die jetzt schon sehr gut funktionieren, belohnen Leser dafür den Autor als echten Menschen wahrzunehmen. Schöne Aktionen die ich schon gesehen habe:
Kostenlose Bonuskapitel oder Kurzgeschichten zwischen den Bänden einer Serie für Leser zum Runterladen wenn sie dem Autor im Internet folgen.
Making-ofs und Deleted Scenes, meist auf der Website des Autors.

Vor Kurzem habe ich den Vorschlag gelesen, dass die ganzen E-Book-Händler doch ein neues Feature einbauen sollen: Beim Kauf wird ein Code generiert und angezeigt und dieser kann benutzt werden um sich Bonusinhalte herunterzuladen.

Kurz als Fazit: Wenn es die Musik- und Filmindustrie nichtmal ansatzweise geschafft haben Piraten einzudämmen, dann braucht man sich als kleine Autorenwurst erst recht keine Hoffnungen zu machen. Im Umgang damit ist der einzige sinnvolle Weg das Zuckerbrot. Die Peitsche bestraft nur den Autor selbst oder seine ehrlichen Leser.

Winkekatze

Mich hat es jetzt auch getroffen.  ::) Ich habe Majas Rat befolgt und mich an den Verlag gewandt. Mal sehen was die dazu meinen.
"Das Licht am Ende des Tunnels ist oft nur eine sterbende Leuchtqualle! (Walter Moers- Die Stadt der träumenden Bücher)