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Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!

Begonnen von Feuertraum, 09. Juni 2007, 13:10:14

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THDuana

Zitat von: Artemis am 10. Juni 2007, 11:18:37Obwohl ich rein von den Gedankengängen lieber aus der Sicht der Männer schreibe, weil die wesentlich unkomplizierter sind  ;)
Das halte ich für ein Vorurteil ;)

Liebe gehört einfach irgendwie zu Charakteren dazu - ob sie sie nun verabscheuen, oder sich stäündig verlieben.
Aber das haben wir an anderer Stelle schon. :)


Artemis

Na ja, Vorurteil ... mag schon sein. Für mich persönlich sind die Männer einfacher darzustellen. Obwohl meine Kerle alle größtenteils einen psychischen Knacks haben, kann ich sie wesentlich besser durch die Geschichte begleiten als die Frauen. Ich habe keine Ahnung warum  ???  Vielleicht, weil ich sie einfach lieber hab als die Weiber?  ;D Es sind halt meine Kumpels, und ich hab sie einfach gern, sogar die wirklich bösen und gemeinen *alle mal umarm*

THDuana

Da sprichst du etwas Wichtiges an, Artemis. Es kommt immer auf den Autor an.
Es gibt einige Frauen, die können Männer als Figuren besser beschreiben (oder leichter) und es gibt manche Männer, die können Frauen besser als Figuren beschreiben.

Allerdings muss ich sagen, dass ich manchmal das Gefühl habe, dass einige Autoren "Schablonen" für ihre Protagonistinnen benutzen. ::)

Artemis

Schablonen ...
Hm, dabei sind Frauen ja wesentlich facettenreicher als manche denken  ;)  Ja, aber du hast schon Recht. Es sind häufig austauschbare Frauen dabei.

Aber warum? Haben diese Autoren Angst, ihren Frauen mal andere Eigenschaften zu geben? Es muss doch mehr im Angebot sein als der Clon einer Xena, die sich mordend durch die Welt metzelt, eine Oberzicke, der die Männer zu Füßen liegen, oder das hilflose Dummchen, das ohne Mann gar nix auf die Reihe kriegt.

THDuana

Schon, Artemis, aber auch Autorinnen bedienen sich solcher "Schablonen".
Es ist einfacher, eine platte Figur zu erstellen, die schon x-Mal vorkam, als jemand wirklich charakteristische Züge zu verleihen.
Es kommt auch immer auf das Können des Autors an.
Denn ich habe auch schon so manches Buch einer Autorin gesehen, die ihren Protagonisten so zu sagen "von der Stange gekauft" hat. ;)

Artemis

Obwohl ich diese platten, vollkommen charakterlosen Frauen noch schlimmer finde als die "Weibchen" von der Stange. Wenn man ein Buch liest und am Ende von der Protagonistin grade mal ihre Haar- und Augenfarbe weiß, dann bin ich schon etwas sauer. Aber das ist jetzt wohl off-topic, daher:  :zensur:

Lavendel

Quatsch, quatsch, alles Quatsch^^.
Ich sehe wirklich das Problem nicht ???
Volker hat es doch schon sehr treffend formuliert. Ein/e gute/r Autor/in ist, wer sich in seine Charaktere hineinversetzen kann. Wenn ich über eine moralisch gescheiterte Kriegerin schreibe, dann ist das schwieriger, als wenn ich mich stattdessen mit einem Scholaren irgendeiner Art auseinandersetze, obwohl die Kriegerin eine Frau ist und jener Scholar. (ich bin nämlich nicht moralisch gescheitert, aber eine Studentin durchaus ;))

Literatur ist ja außerdem niemals das bloße Nachahmen von Realität (siehe Signatur)

Allet klärchen? :vibes:

Artemis

Menschenkenntnis, Beobachtung anderer Leute, Feingefühl, Einfühlungsvermögen, Vorstellungskraft, Sensibilität, Rücksicht - ich denke, mehr bedarf es nicht, um Figuren beider Geschlechter realistisch und lebendig zu beschreiben. Punkt.

Lisande

ZitatNatürlich kann es auch mal umgekehrt sein, weil ja jeder einen anderen Geschmack hat! Obwohl ich gestehen muss, dass ich bisher noch keine von einem Mann geschriebene Liebesgeschichte wirklich toll fand. Die Bettszenen sind so schmerzhaft kitschig, weil den Männern häufig die Wortakrobatik fehlt, die diesen Szenen die rechte Stimmung verpassen. Und das gestelzte Liebesgetuschel finde ich ganz schrecklich  Übermüdet  Bestes Beispiel hierfür: Tad Williams. Seine Story ist zum Niederknien, aber die Liebesszene am Schluss ist echt ein Brechmittel. Wenn der Held ein Ritter ist und erwachsen sein will, aber im Angesicht seiner Geliebten plötzlich in Tränen ausbricht, weil er sie ja ach so doll und schon so lange liebt, kommts mir hoch ...

Hmm, das klingt mir jetzt auch wieder ein bisschen zu vorschnell geurteilt. Vorneweg: ich kenne das Buch nicht und kann die Szene daher absolut nicht beurteilen. Aber die Aussagen, dass ein erwachsener Ritter nicht beim Anblick seiner Liebsten in Tränen ausbrechen darf, halte ich für völlig am Thema vorbei. Noch mal gesagt: es kommt natürlich auf die Gesamtwirkung der Szene an, aber grundsätzlich ist so ein emotionaler Ritter ziemlich zeitgemäß. Wenn sich jemand einbildet, dass die Ritter damals nur in Rüstung und unwahrscheinlich männlich rumgerannt sind, der irrt gar sehr. Im Gegenteil - starke Emotionen und auch das ZEIGEN dieser Emotionen waren durchaus gesellschaftlich völlig akzeptiert. Ein Ritter, der kein Musikinstrument spielte, war gesellschaftlich nicht gerade hoch angesehen, und leidenschaftlich von der Liebsten zu singen oder zu berichten, war durchaus "in", auch wenn uns das heute komisch vorkommt.
Insofern kann dieser Tränenausbruch also einfach nur bedeuten, dass der Autor sich gut in den Zeitgeist reinversetzt hat.

Allerdings muss ich zugeben, dass ich ZU kitschige Liebesszenen auch nicht mag, selbst wenn sie zeitgenössisch korrekt sind...  ::)

Lavendel

Lest doch mal Lancelot oder Le Chevalier de la charrette von Chrétien de Troyes, wenn ihr vor Liebe zerfließende Ritter erleben wollt (ja, weinen ist auch durchaus drin ;D)

Ich würde auch nicht unterschreiben, dass Männer keine Liebesgeschichten schreiben können. Wie wärs mit Der Englische Patient von Michael Odaantje? (nur nicht den Film gucken, der ist kitschig und wird dem Buch nicht gerecht!) Und was bitte ist mit Shakespeare???

Liebesgeschichten sind eigentlich immer schwer, weil es nervt, wenn zu viel Liebesblabla und Gesülz das Buch unnötig in die Länge zieht. Und man muss es trotzdem schaffen, das Ganze überzeugend und ergreifend zu schildern. Für mich hat das aber nichts mit Geschlecht zu tun.

Steffi

Zitat von: Lavendel am 10. Juni 2007, 13:28:20
Lest doch mal Lancelot oder Le Chevalier de la charrette von Chrétien de Troyes, wenn ihr vor Liebe zerfließende Ritter erleben wollt (ja, weinen ist auch durchaus drin ;D)


@Lavendel: Oh bitte, das ist höfische Artusepik und hat mit der realen Welt damals ja wohl nichts zu tun ;)
Sic parvis magna

THDuana

@ Lavendel
Zitat von: Lavendel am 10. Juni 2007, 13:28:20Ich würde auch nicht unterschreiben, dass Männer keine Liebesgeschichten schreiben können. Wie wärs mit Der Englische Patient von Michael Odaantje? (nur nicht den Film gucken, der ist kitschig und wird dem Buch nicht gerecht!) Und was bitte ist mit Shakespeare???

Liebesgeschichten sind eigentlich immer schwer, weil es nervt, wenn zu viel Liebesblabla und Gesülz das Buch unnötig in die Länge zieht. Und man muss es trotzdem schaffen, das Ganze überzeugend und ergreifend zu schildern. Für mich hat das aber nichts mit Geschlecht zu tun.
Da hast du Recht.
Aber es hat auch keiner behauptet, Autoren könnten keine Liebesgeschichten schreiben. Es wurde nur angemerkt, dass viele Autorinnen Liebe in ihre Geschichten einflechten. ;)

Lavendel

Zitat@Lavendel: Oh bitte, das ist höfische Artusepik und hat mit der realen Welt damals ja wohl nichts zu tun

Nö, das hab auch ich nicht behauptet. Aber es ging ja auch eher um die Erwarungen an einen perfekten Ritter, als um die Realität (das Ding wurde übrigens für eine Frau geschrieben (die war auch noch diejenige, die den Kerl mit Geld versorgt hat) und das hat wohl die Story etwas beeinflusst, hab ich den Eindruck. Wobei, ich gebe zu, dass Erwartungen an sich verändern können. Wahrscheinlich ist der perfekte Ritter von heute nicht grade der Lancelot aus dieser Geschichte... ;D

@Duana: das ist aber wenig aussaugekräftig. Viele? Jaa, vielleicht tun das aber auch viele Männer? ;) (aber das ist ja auch eigentlich gar nicht das Thema, also lassen wir das Mal. Mann könnte einen neuen Thread aufmachen und diskutieren, wer die meisten und wer die besseren Liebesgeschichten geschrieben hat... *schon mal im Internet nach Beweisen wühl* :snicker: hrhrhr, nein Spaß.)




caity

Ich versuche so viel Tiefe wie möglich in jeden Charakter einzubringen.
Nur Frauen wäre total langweilig.
Und nur Männer ebenso.
Es fällt mir aber wirklich einfacher, aus der Sicht einer Frau zu schreiben.
Wobei ich denke, dass das alles eine Frage der Übung ist.
Männer halte ich in der Tat für einfacher gestrickt, was nicht heißt, das sie nicht auch komplex sein können. Aber ein Charakter hat dann leben, wenn er innere Konflikte aufbaut und das kann er tun, auch wenn er bislang sehr einfach gestrickt war.
Ich denke die Frage ist nicht: Können oder nicht können
sondern: wollen oder nicht wollen, bzw. wohlfühlen oder nicht wohlfühlen?

Bye
caity
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

THDuana

@ Lavendel
Mag sein, dass das vielleicht etwas labil gesagt war, aber eine Statistik führe ich auch nicht ;)