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Ich hab den "Unveröffentlicht und deprimiert"-Blues

Begonnen von Pestillenzia, 09. Oktober 2011, 08:58:19

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Serena Hirano

Zitat von: Tintenweberin am 12. Oktober 2011, 11:22:11
Ich habe viele Freunde und Bekannte, die in den unterschiedlichsten Branchen selbständig sind, einige davon auch sehr erfolgreich, aber es ist ein verdammt hartes Brot.

Naja, aber trotzdem machen sie es.  ;)
Hat ja sicher auch den gleichen Grund, warum andere es sich so wünschen. Von einfach und weniger Arbeit hat ja auch keiner was gesagt, wer glaubt, dass dies ne simple Sache ist, der sollte wirklich ernsthaft noch einmal nachdenken!

Zitat von: Tintenweberin am 12. Oktober 2011, 11:22:11
Mein Tipp: Im eigentlichen Brotberuf erst mal ein bisschen mehr Gas geben (Fortbildungen machen, eine einigermaßen angenehme, krisensichere Stelle suchen) und die eigenen Bedürfnisse gleichzeitig so weit zurück zu schrauben (Zimmer in einer WG statt eigener Wohnung, Kleidereinkauf im Second-Hand ...), dass eine halbe Stelle ausreicht, um das Leben zu finanzieren. Meiner Erfahrung nach ist das die sicherste Position um viel Energie in den Aufbau eines zweiten Standbeins im kreativen Traumberuf stecken zu können.

Das finde ich auch sinnig. (So lange man es kann, es gibt genug Leute, die diese Brotberufe so krank gemacht haben, dass es schlicht und ergreifend nicht mehr möglich ist. Sollte man nicht unterschätzen...) Ich finde ebenfalls der Aufwand lohnt sich. Und es wird beschissener Aufwand. Ich hab seit 11 Jahren nen guten Beruf, BWL 5 Jahre Teilzeit nebenher studiert und ein Einkommen...naja, sage ich nix zu, es ist durchaus üppig. Nach meiner Elternzeit werde ich kürzen auf 4 Tage. Ich möchte nebenher Kulturwissenschaften studieren, um dann in einen Beruf zu wechseln, der mit näher liegt. Etwas, das ich zumindest mit dem Schreiben kombinieren kann. Nebenbei hat mein Kind da auch noch Priorität genug. Das hat nix mehr mit Spaß zu tun, nichts mit Freizeit opfern, denn es wird mich wahrscheinlich sogar Schlaf kosten und alles kein Ponyhof. Es wird mich zum heulen und zum Verzweifeln bringen und ich werde sehen, ob es durchzuhalten ist (Organisatorisch ja, ich kenns ja schon). Es gibt einen Satz von Randy Pausch "The last lecture", der sinngemäß sagt: Mauern stehen einem im Weg, um zu testen, ob einem die Wünsche wirklich wert sind, die Mühen des Darübersteigens auf sich zu nehmen.

Wenn das der Preis ist, sich nebenbei mit Schreiben zu beschäftigen, um vieleicht irgendwann diesem Bereich immer mehr, und dem Brotjob immer weniger Zeit zu opfern, ist es ein gangbarer Weg, den es sich auszutesten lohnt.

Maja

Bei mir ist es nicht so, dass mein Brotberuf mich krankgemacht hätte. Ich liebe diesen Beruf eigentlich, und ich könnte mir keinen vorstellen, in dem ich ähnlich glücklich wäre, außer vielleicht irgendwas mit EDV und Programmieren - was ich dafür aber hätte richtig lernen müssen. Ich bin eine gute Bibliothekarin. Aber ich habe meine Stelle verloren, weil ich einen zu hohen Krankenstand habe, und auch Fortbildungen helfen mir nicht, wenn ich bis fünf, sechs, sieben in der Frühe nicht müde werde und entsprechend am anderen Tag keine Arbeit ab neun Uhr machen kann. Beim Schreiben kann ich mir die Zeit entsprechend meiner Verfassung und meines Tag/Nacht-Rhythmus einteilen.

Dass ich auch mit einem Buchvertrag nicht reich werde, weiß ich. Ich kann mir diesen Traum auch nur deswegen erlauben, weil mein Lebensgefährte einen sicheren Job hat und wir zur Not auch nur mit seinem Gehalt über die Runden kommen. Ich habe also gerade ein bisschen die Wahl zwischen "akzeptieren, dass ich nicht mehr arbeiten kann und Hausfrau werden" oder "den Haushalt schmeißen, aber mich mit dem Schreiben zumindest emotional über Wasser halten". Ich will keine reine Hausfrau sein. Ich will irgendwas haben, um meinen Unterhalt zumindest in Teilen zu bestreiten, und ich will das aus eigener Kraft tun.

Wenn ich mir außerdem etwas mit Webdesign dazuverdienen könnte oder mit Übersetzungen oder etwas in der Art, wäre das optimal, aber da sehe ich mich noch leichter einen Buchvertrag bekommen. Und ich war lange genug Hartz IV-Empfänger, um auch mit sehr wenig zum Leben auskommen zu können.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Tintenweberin

#62
Ich denke, jede und jeder von uns macht auf dem einen oder anderen Weg das Beste aus seinem oder ihrem Leben. Es gibt keine Musterlösungen, aber glücklicherweise jede Menge Möglichkeiten.

Wenn ich träume - was ich gerne und ausgiebig tue - dann träume ich am liebsten von einem Unternehmen, in dem jeder Mitarbeiter nicht nur seine Bewerbung sondern auch seine Stellenausschreibung selbst schreibt. Ich träume davon, für jeden, der mitarbeiten will und zu unserem Unternehmen passt, eine maßgeschneiderte Stelle einzurichten, auch für Menschen, die nur zwei oder drei Stunden am Tag arbeiten können oder wollen, die nichts weiter als einen Hof kehren, Regenrinnen freischippen oder Hühner füttern können oder wollen oder die lieber am heimischen Schreibtisch arbeiten weil sie außerdem auch für ihre Kinder zuständig sein wollen. Aber das wird in diesem Leben vermutlich nicht mehr wahr ...   ;)

Und jetzt haue ich mich sicherheitshalber selbst weil ich erstens ziemlich ot-isch geworden bin ...   :pfanne: und zweitens schon längst wieder schreiben wollte ...   :pfanne:   :pfanne:   :pfanne: