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[Praxis] Wie man eine verdammt gute (System-) Dystopie schreibt

Begonnen von Sorella, 30. April 2011, 13:39:58

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Schommes

Was heißt hier wenig Ergebnis? Das ist doch total cool. Du hast Dir echt ne Riesenarbeit gemacht. Ich muss das erst mal ein bisschen verdauen. Fühle mich sehr geschmeichelt, mich an der einen oder anderen Stelle wiederzufinden.
Übrigens ... darf ich Dir mal ein Geheimnis verraten? Als ich Asylon geschrieben habe, hätte ich gerne so einen Faden gehabt. Ich habs nämlich völlig ins Blaue geschrieben. Der Termindruck von Piper war auch nicht ohne. Tja, jetzt komme ich fast ein bisschen beschämt vor.
Na genug gejammert. Ich bin gespannt, wie es hier weitergeht.
Liebe Grußies, Thomas

Schommes

#46
Shapeshifter könnte auf Deutsch Gestaltwandler oder Wechselbalg sein. Was hältst Du davon?[EDIT] oder Januskopf

Sorella

[EDIT] 09.05.2011 Grundbaukasten einer klassischen Dystopie mit Archeplot im ersten Post abgeschlossen
Ich habe alle Anmerkungen einfließen lassen und bin offen für Kritik.

Zitat von: Schommes am 08. Mai 2011, 22:58:57
Shapeshifter könnte auf Deutsch Gestaltwandler oder Wechselbalg sein. Was hältst Du davon?[EDIT] oder Januskopf
Danke für die Vorschläge, aber bei Gestaltwandler und Wechselbalg denke ich an Werwölfe und Hexen. Januskopf kenne ich gar nicht  :innocent:. Ich habe es jetzt anders umschrieben.

Schommes

Also, auch wenn ich mich permanent wiederhole, ich bin so *mistmeindeutschversagtwiemanchmalseitderUSAZeit* awestruck *Deutschwiederzurückkomm* durch das, was Du da gebastelt hast. Mir ist bewusst, dass nicht wenige der Inhalte von mir stammen, aber darum gehts mir nicht, sondern die Ordnung und Struktur, die Du in alles gebracht hast und wie Du das mit allen anderen Wortmeldungen und nicht zuletzt Deinen eigenen Gedanken kombiniert hast. Das ist so klasse, dass ich bald überlege, ob man das nicht irgendwie noch allgemeinzugänglicher machen kann. Echt irre. Ich schwöre Dir, für Asylon II oder was auch immer der Nachfolger ist, werde ich mir das nochmal reinziehen. Chapeau. :pompom:
Die Umschreibung bei Shapeshifter ist doch prima. Januskopf kommt von dem lateinischen Gott Janus, der für Anfang und Ende eines neuen Jahres steht und daher zwei Gesichter hat, damit er sowohl in die Zukunft als auch in die Vergangenheit schauen kann. Das Wort janusköpfig wird heutzutage dann häufig für einen Menschen mit widersprüchlichem Charakter gebraucht (sorry, konnte mir die Klugscheißerei mal wieder nicht verkneifen. Ist ne Berufskrankheit).

pink_paulchen

Ich schreib mal kurz hier rein, dass ich allen, die bisher hierzu beigetragen haben auch zu einem riesenfetten Dankeschön verpflichtet bin. Eine astreine Zusammenfassung unter Berücksichtigung von so vielen relevanten Punkten hab ich nämlich sonst nirgends gefunden.
Und so bin ich von "diffuse Grundidee" auf "annehmbarer Ausgangsplot" gekommen mithilfe dieses tollen Baukastens!

Robin

Ui, jetzt habe ich dank PiPa diesen Thread auch entdeckt. Das wird mir helfen, Village 13 von vorne bis hinten durch zu plotten, und eine weitere Dystopien-Idee auf die Beine zu stellen. :wolke: Vielen vielen Dank.
~Work in Progress~

Franziska

Ich kam letztens auf einen Artikel, den ich ganz interessant fand. Nicht alles würde ich unterschreiben, aber ein paar Punkte sind mir auch schonmal aufgefallen. Wenn man eine Dystopie mit Revolution schreibt, lohnt es sich auf jeden Fall reale Revolutionen mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Die sind natürlich komplexer, als es oft im Roman dargestellt wird. Aber davon ein Buch komplexer zu machen, kann man meiner Meinung nach nur profitieren.
http://io9.com/10-lessons-from-real-life-revolutions-that-fictional-dy-1634087647

Churke

Revolution... ich denke, dass die Legende von der Revolution ein Element unsere aktuellen Matrix ist. In einem System, das sich auf demokratische Legitimation beruft, soll sich der Einzelne einbilden, dass er die Fäden in der Hand hielte.

Doch die Geschichte zeigt, dass die breite Masse weder dazu in der Lage ist, Recht und Unrecht zu unterscheiden, noch, die Mechanismen eines Systems zu erkennen. Das hat auch Hitler gesehen und in "Mein Kampf" in bestechendem Zynismus dargelegt, wie man das Volk ver****t.

"Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht." - Diesem Spruch möchte ich mit einer Gegenthese antworten: "Wo Unrecht zu Recht wird, ist Widerstand ein Verbrechen."
Die breite Masse erkennt nicht, dass es sich um Unrechtsgesetze handelt, und wird den Widerständler als gefährlichen Verbrecher bei der Polizei melden.
Man soll sich auch nicht einbilden, dass die Leute sich freuen, wenn man ihnen die Freiheit bringt. Büchners Schriften gegen den prasserischen Landesherrn kamen beim ausgesaugten Volk überhaupt nicht gut. Wandte er sich doch gegen die gottgebene Ordnung. Joseph II., dessen Reformen Österreich die Französische Revolution erspart haben, galt im Volk als verhasster Tyrann. Andere Politiker wurden unter großem Beifall öffentlich hingerichtet, weil sie Folter, Leibeigenschaft und Zensur abgeschafft haben. Als der römische Kaiser Julian den Senat mitregieren lassen wollte, wurde er selbst von den Senatoren als gefährlicher Spinner angesehen.

Der Kampf gegen eine Dystopie ist gemeinhin aussichtslos und Mitstreiter sind rar. Das ist Deprimierend, aber so sind Dystopien nun einmal.