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Gibt es diese Wörter eigentlich überall?

Begonnen von Grey, 24. November 2007, 17:21:32

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Sprotte

Schiiet klingt nach dem plattdeutschen Schiet.
Sonst blickt Schleswig-Holstein sehr ratlos.

Pygmalion

Anke/Anken klingt ähnlich wie "unken", hat es auch diese Bedeutung?

Ansonsten, weder in Westfalen noch Kiel je was davon gehört :D

HauntingWitch

>> Gotti / Gotte
Für Patentante oder Patenonkel, ja. Gängig in der Schweiz.

>> Guzzle
Nur das "Guetzli", Schweizer Ausdruck für Keks. Oder "guezzle" für Kekse backen.

>> munkle
Nur als gleichbedeutend mit "man munkelt".

>> Siich
Nur der "Siech", abfälliges synonym für "Typ" oder "Kerl".

Die anderen kenne ich gar nicht.

Leandors

Bei den Begriffen, die HauntingWitch schon erklärt hat, schreibe ich nichts dazu, da ich auch dasselbe darunter verstehe.  :)

>> Göddi / Geddi
Auch Patentante / Patenonkel allerdings in einem anderen Dialekt.

>> Guz
Im Sinne von guz gäh? Vorwärts machen?

>> Güz
Sagt mir nichts...

>> Anke / Anken
Bezeichnung für Butter

>> Schiiet
Ein Stück Holz. -> Holzschiiet

>> Füdle
Bezeichnung für Gesäss

>> Rätschgosch
Jemand, der alles herumerzählen muss.

>> Schiibefüer
Sagt mir gerade nichts.
Schiibe kenne ich als Bezeichnung für Scheibe oder Schürze und füer würde ich mit Feuer übersetzen, aber was das jetzt zusammengesetzt bedeutet... ???

Merwyn

#574
(Nieder-)Bayern kennt das alles nicht. Allerdings nennt eine Bekannte aus Niederösterreich ihre Patentante auch Gotti oder so ähnlich. Ich hab keine Ahnung, wie man das schreibt, deswegen wäre ich nur vom Lesen her auch nicht drauf gekommen, dass das gemeint sein könnte. Nur weil Witch es erwähnt hat, hab ich die Verbindung gezogen.

edit:
Auf Nachfrage: Goli heißt das bei denen... also doch etwas anders ;)

canis lupus niger

#575
Zitat von: Thaliope am 17. Januar 2014, 16:31:42
Wobei mir einfällt, dass im süddeutschen Raum eine Scheuer ein Wort für Scheune war, und da könnte ich mir vorstellen, dass Schür sowas ähnliches bedeutet. Aber außer in dem von Sprotte genannten sinn von "Feuer schüren" ist mir das auch noch nie untergekommen.

In Niedersachsen, also in meiner Ecke davon, kennt man einen "Schauer" als Unterstand für  Wagen, also quasi auch so eine Art Scheune.

Ansonsten schließe ich mich meinen Vorrednern an:
Feuer "schürt" man mit einem Schürhaken, und "ick schür Di inne" heißt, dass man gleich mit einem "Watschen" rechnen kann, dass man nämlich eine gescheuert bekommt.

Pygmalion

Zitat>> Schiiet
Ein Stück Holz. -> Holzschiiet

Das wäre bei uns, also auf Hochdeutsch :D Das (Holz)Scheit.

cryphos

#577
>> Göddi / Geddi
Patenonkel
>> Gotti / Gotte
Patentante
>> Anke / Anken
Butter
>> Schiiet
(Holz-)Scheit
>> Füdle
Gesäss
>> munkle
Munkel, flüstern, leise brummeln
>> Rätschgosch
Ein Person die alles weitererzählt. Zusammengesetzt aus rätsche und Gosch. Gosch bedeutet Mund, ist aber eher negativ belegt wie halt Gosch, Halt die Klappe. Rätsche bedeutet erzählen, plappern im Sinne von tratschen.
>> Siich
Vieh, übertragen auf den Menschen bedeutet es soviel wie Rindvieh
>> Schiibefüer
Scheibenfeuer - ein alter alemannischer Brauch zu Ostern. Es werden nach Einbruch der Dunkelheit große Feuer auf den Bergen angezündet. Man versammelt sich und entzündet kleine Holzscheiben an einem langen Stock im Feuer bis sie glühen. Dann geht man zu einer Rampe und schlägt die glühende Scheibe in Tal. Dabei kommt es auf das Können des Schlägers an, die Scheibe möglichst weit fliegen zu lassen. Die Scheiben verglühen dabei und malen kleine Kometenschweife in die Nacht. Nach altem Brauch wird beim Schlagen ein Sprüchlein aufgesagt, das einem anderen Unglück oder Glück bringen soll.

Noch eine Bitte. Könne sich einige bitte noch die folgenden drei Begriffe ansehen und mir sagen was sie darunter verstehen? Diese Worte sind im alemannischen, schwäbischen, schweizerischen und auch österreichischen Dialekt teils bekannt, aber mit manchmal sehr unterschiedlichen Bedeutungen. Damit ich hier nicht in eine Stolperfalle renne bitte sagt mir eure Bedeutung und in welcher Region diese verbreitet ist.
>> Guz EDIT: auch bekannt als Gütz
>> Güz EDIT: auch bekannt als Gutz
>> Guzzle EDIT: auch bekannt als Gutzele

Edit 1: Meine Frau und ich sind ca 80 km auseinander aufgewachsen, sprechen beide (passiv) Alemannisch und in unseren Dialekten sind die Worte teils unterschiedlich belegt.

Edit 2: eintypischer Unglückswunsch beim Scheibenschlagen wäre "Schiebi, schiebo, die Schieebe soll go, die Schiebe soll suure, em Burgi an d' Schnuure."
Frei Übersetzt: Scheibi, Scheibo, die Scheibe soll fliegen, die Scheibe soll surren, dem Bürgermeister ins Gesicht.

Leandors

Zitat von: cryphos am 22. Januar 2014, 15:49:38
>> Göddi / Geddi
Patenonkel
>> Gotti / Gotte
Patentante
Ja, so ist es, wie ich das eigentlich gemeint habe. Anscheinend war ich heute Mittag nicht ganz bei der Sache... :versteck:
Allerdings würde ich den Patenonkel auch mit zwei T schreiben, aber das ist wohl eine Sache, die vom Dialekt abhängt.

Gutz kenne ich noch als anderes Wort für Gutsch, als Bezeichnung für eine kleine Menge einer Flüssigkeit. Die anderen Wörter sagen mir, ohne Zusammenhang, weiterhin nichts.


Ratzefatz

#579
Österreich meldet sich mal zu Wort:

>> Göddi / Geddi
Ich schließe mich bei den Patenonkeln und -tanten an (bei uns wäre das "God", Godi")

>> Gotti / Gotte
Dasselbe? Ist aber nur eine Vermutung, bei uns ist eigentlich nur die Version mit "d" bekannt.

>> Guz
>> Güz
>> Guzzle
>> Anke / Anken
>> Schiiet
>> Füdle
Keine Ahnung, nie gehört!

>> munkle
"Munkeln", also murmeln/raunen?

>> Rätschgosch
"Gosch" hat für mich was mit "Mund" zu tun (und ist wie schon gesagt hauptsächlich negativ besetzt, aber nicht nur - siehe "Zuckergoscherl"), "rätsch" sagt mir gar nichts - allerdings vermute ich anhand der schon genannten Bedeutung, dass das österreichische "ratschen" (tratschen) genannt sein könnte. Eine schwatzhafte Person wäre bei uns einfach eine "Ratschen".

>> Siich
Eine "Sieche", also eine Krankheit? Das klingt allerdings für mich eher altertümlich.

>> Schiibefüer
Keine Ahnung; hat das was mit "Schi fahren" zu tun?

Leider kann ich dir da nicht allzu viel helfen ...

LG
Ratzefatz
,,Dein Name ist Venko", raunte Zoya in sein Ohr. ,,Venko, Venko, Venko." Sie gab ihm für jedes ,,Venko" einen Kuss und ermahnte ihren Mann: ,,Vergiss deinen Namen nicht!"
,,Wie könnte ich ihn vergessen, meine Zoya", raunte er zurück, ,,wenn ihn vergessen auch dich vergessen hieße?"

cryphos

Hallo zusammen,

danke für eure Rückmeldungen. Es hat mir sehr geholfen und mich darin bestärkt in meiner Geschichte nicht auf die Worte zu verzichten. Zwar kennt diese Begriffe kaum jemand, aber sorgsam eingestreut werden sie eine Bereicherung sein.

Jetzt zu den letzten drei Worten, die wohl keiner kennt.
>> Guz EDIT: auch bekannt als Gütz
>> Güz EDIT: auch bekannt als Gutz
>> Guzzle EDIT: auch bekannt als Gutzele

Guts, Güts, Gütz, Guz, Gutz, Mues, Guetseli, Gsälz, Iigmachts sind alemannische Worte für einen süßen fruchtigen Brotaufstrich, den man vor der EU-Verordnung (Richtlinie 2001/113/EG des Rates vom 20. Dezember 2001 über Konfitüren, Gelees, Marmeladen und Maronenkrem für die menschliche Ernährung) in Deutschland allgemein mit Marmelade umschrieb. Je nach Örtlichkeit heißt hier diese Leckerei anders. Auch sind die Bedeutungen unterschiedlich. Während irgendwo ein Mues alle möglichen Konfitüren bedeutet, versteht man in meiner Heimat unter einem Mues ein Fruchtaufstrich mit großen Fruchtstücken. A Schlämpemues ist eine Pflaumenkonfitüre mit geviertelten Pflaumen, inkl. Haut. Die Pflaumenhaut löst sich beim Kochen vom Fruchtfleisch und ringelt sich beim Koche. Diese haut nennt man hier Schlämpe. Eine Guets dagegen wird aus sehr fein geschnittenen Früchten, bzw. aus passierte Früchten gekocht.
Ein Guzzele/Gutsile ist ein Bonbon. Ein Chrüterguzzele ist ein Kräuterbonbon (das braucht man als Fremder bei der Sprache auch häufig).
Gutzele/Gütz/Güz sind wiederum regional unterschiedlich belegt. Im Wiesental (Südschwarzwald, an der Grenze zur Schweiz bei Basel) kann es Bonbon heißen um Freiburg Konfitüre. Wie regional sich welcher Begriff durchgesetzt hat ist leider nicht erforscht und ich hatte gehofft mit eurer Hilfe da etwas mehr Klarheit rein zu bekommen.

Danke nochmal für eure tatkräftige Unterstützung.

Thaliope

Jetzt, wo die Worte erklärt wurden, fällt es mir wie Schuppen von den Ohren. Irgendwie hatte ich versucht, das einem norrdeutschen Dialekt zuzuordnen, und war verwundert, dass ich nichts davon kannte.

Aus dem Kindergarten (Baden-Württemberg) erinnere ich mich an "Guzel" für Bonbon, und auch unter der Rätschgosch kann ich mir auf einmal was vorstellen. (Da gab es mal ein Handtuch-Set, auf einem stand "Fürs Göschle" und auf dem anderen "Fürs Ärschle"  ;D). Und "ratschen" für reden, tratschen kenn ich auch noch irgendwo aus der Gegend. Aber wo genau jetzt die einzelnen Sprecher ihre Wurzeln hatten, kann ich auf diese zeitliche und räumliche Entfernung nicht mehr nachvollziehen  :)

canis lupus niger

#582
Als jemand, der seine Wurzeln im ländlichen Nord-Niedersachsen hat, verstehe ich unter Schiit oder Schiet etwas ganz anderes als ein (Holz)Scheit! Ich glaube nicht, dass irgend ein Norddeutscher (nördlich z.B. von Göttingen) spontan an etwas anderes denken würde, als an die organische, braune Masse aus den südlichen Ende einer nordwärts wandernden Kuh. Das mundartliche Schiit in einer anderen Bedeutung zu verwenden, würde hierzulande deshalb garantiert zu Verwirrung führen.


Klecks

@canis lupus niger: Ich bin zwar aus einer ganzen Ecke, aber vom Klang her musste ich auch gleich an sowas denken.  ;D

Anj

#584
ZitatDas mundartliche Schiit in einer anderen Bedeutung zu verwenden, würde hierzulande deshalb garantiert zu Verwirrung führen.
Das kann ich auch nur unterschreiben. Allerdings muss ich von meinen Nordseeurlauben neben dem Vogelschiet auch immer sofort an Schietwetter denken. (Und diesen leckeren, friesischen Schietwettertee. Hamjam ^^)
Während meiner Zeit in Bayern (Raum Ingolstadt) ist mir das Schiet allerdings auch nicht als (Holz-)Scheit untergekommen.
"Wenn du andere Leute ansiehst, frage dich, ob du sie wirklich siehst, oder ob du nur deine Gedanken über sie siehst."
Jon Kabat-Zinn.