• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Online-Schreibworkshops von Autoren

Begonnen von gbwolf, 11. August 2008, 10:52:33

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

gbwolf

Gerade bin ich auf ein Projekt von Tanja Kinkel gestoßen: Sie schreibt quasi einen Wettbewerb aus, der an eine Schreibwerkstatt gekoppelt ist. Jeder, der sich angemeldet hat, kann die Übungen mitmachen und Texte einreichen (es scheint öfter um Szenen aus einem Roman zu gehen, die aus einer anderen Perspektive geschrieben werden sollen). Abgestimmt wird unter den angemeldeten Schreibern und Lesern.

Erinnert hat mich das ganze an Louise Doughty und das Projekt Ein Roman in einem Jahr.

Ist das gerade Mode, als Schreiber anderen das Schreiben im Netz beizubringen? Das meine ich nicht gehässig. Ist nur interessant, dass es zuzunehmen scheint.

Übrigens hat Tanja Kinkel jahrelang Fanfiction zu Star Wars und Star Trek geschrieben ... ob da nicht einigen von uns noch eine großartige Zukunft bevorsteht  ;)

Artemis

Zitat von: Die Wölfin am 11. August 2008, 10:52:33
Erinnert hat mich das ganze an Louise Doughty und das Projekt Ein Roman in einem Jahr

Bin ich angemeldet, hab aber noch nie was gemacht. Die Newsletter lösche ich kurz nach dem Erscheinen  ::)

Warum diese Schreibwerkstätten und Schreibkurse derzeit so beliebt sind, weiß ich auch nicht. Es kommt mir manchmal vor, als wollte jeder begeisterte Leser plötzlich selber ein Buch schreiben - ob er Talent hat oder nicht.

Das ist irgendwie, als würde ich in eine Kunstausstellung gehen, mir nen Rembrandt ansehen und sagen: "So was kann ich auch!" Also Schreiben nach dem Motto: "Malen nach Zahlen - Jeder kann malen."

Dass man beim Schreiben aber mehr als ein paar Tipps und Übungsaufgaben braucht, vergessen irgendwie viele. Kurzgeschichten sind ja noch ok, aber die Behauptung, ein blutiger Anfänger könne binnen eines Jahres einen Roman schreiben, halte ich für abgedroschen. Jeder, der nen Roman fertig gekriegt hat, weiß, was für eine ätzende Arbeit das manchmal ist. Wenn man da einem Neueinsteiger vermittelt, dass das ja total einfach ist und jeder so was kann, veräppelt man den eigentlich  :no:

Ich wäre genauso frustiert, wenn ich in einen Zeichenkurs gehe und nach einem Jahr immer noch keinen Rembrandt hinkriege  :-\

Silabaron

Hallo Artemis,

grundsätzlich sehe ich es genauso wie Du schreibst. Allerdings bekomme ich Bauchschmerzen, wenn ich lese:

Zitat von: Artemis am 11. August 2008, 12:59:42
Kurzgeschichten sind ja noch ok ...

Ich finde, man sollte auch hier genau wissen, was man wie schreibt. Denn gerade bei Kurzgeschichten ist das schnelle "dahingeschreibe" NICHT OK, weil sich hier nach meiner Meinung jeder noch so kleine Fehler stärker bemerkbar macht als in einem Roman.

Daher halte ich die allgemeine Aussage, "ernsthaftes Schreiben ist ein Prozeß, der neben handwerklichem Können und einer gewissen Begabung, langes und ständiges Üben voraussetzt", für treffender.

Ob man die Fähigkeit zu einer guten Autorin/einem guten Autor nur über Schreibratgeber oder Tipps von anderen Autoren erlangt, bezweifele ich stark und halte diese Aussagen geradezu für irreführend. Menschen, die dies glauben, schicken auch die erste unbearbeitete Version ihrer Autobiografie an alle Verlage, deren sie habhaft werden können, nur um sich dann über die vielen Absagen zu wundern.

Ich bin der festen Überzeugung, in unser Zeit des raschen Informationsaustauschs und der einfachen Möglichkeit seine Texte überall online zu veröffentlichen, sollte man umsomehr Wert auf gute Qualität bei gedruckten Büchern legen. Bei dem, was ich so manchmal in Bücherläden lese, stellen sich mir die Nackenhaare auf. Und um Mißverständissen vorzubeugen: Ich meine nicht den Schreibstil, sondern die Qualität in Form von Fertigkeiten und Kenntnisse über das Schreiben, also das Schreibhandwerk.

Liebe Grüße,

Dieter.

Artemis

#3
Zitat von: Dieter am 11. August 2008, 13:53:07
Ich finde, man sollte auch hier genau wissen, was man wie schreibt. Denn gerade bei Kurzgeschichten ist das schnelle "dahingeschreibe" NICHT OK, weil sich hier nach meiner Meinung jeder noch so kleine Fehler stärker bemerkbar macht als in einem Roman.

Ich meinte mit den Kurzgeschichten nicht, dass das ganze Hand und Fuß und vor allem Qualität haben muss. Sieht man vom Inhalt und Aufbau der Kurzgeschichte mal ab, bietet sie gerade für Einsteiger einen Vorteil, den man nicht unterschätzen sollte: Die Länge. In einer KG, und sei sie noch so lausig, hat man die Möglichkeit, eine Geschichte schnell herunterzuschreiben, ohne vorher viel zu plotten und sich mit Handlungssträngen und Perspektiven herumzuschlagen. Selbst wenn man nur 5 Seiten mit Blah füllt, hat man immerhin was geschrieben und der Story einen Anfang und vor allem ein Ende verpasst.

In einem Roman geht so was nicht so schnell. Hat man da keine Ausdauer, hört man nach einem Kapitel auf, weil man merkt, dass die Story einem über den Kopf wächst. Da sollte man sich lieber an einen Bildausschnitt wagen, statt gleich ein komplettes Gemälde zu fertigen. Übung kriegt man so oder so, man braucht eben nur die nötige "Malfläche".

Und ich glaube auch, dass so ziemlich jeder hier mit kürzeren Geschichten angefangen hat (auch wenn man sich heute nicht mehr an das Fabrizierte erinnern kann / will   ;) )

Lavendel

Zitat von: Dieter am 11. August 2008, 13:53:07

Ich finde, man sollte auch hier genau wissen, was man wie schreibt. Denn gerade bei Kurzgeschichten ist das schnelle "dahingeschreibe" NICHT OK, weil sich hier nach meiner Meinung jeder noch so kleine Fehler stärker bemerkbar macht als in einem Roman.


Wenn man Romane schreibt, geht es vor allem um Durchhaltevermögen. Auch wenn man lange an einer Kurzgeschichte feilst, sie wird doch schneller fertig sein, als ein Roman, und der Frustrationsgrad ist lange nicht so hoch.

Ich finde diese Schreibworkshops Ok. Man kann hier und da sicherlich was mitnehmen. Dass es so viele davon gibt, ist wahrscheinlich ein 'natürliches' Phänomen des wachsenden Austauschs durch das Internet. Die Qualiät und Proffesionalität von jungen Autor/innen wächst schneller, weil Infos leichter zugänglich sind.

Andererseits gibt es eine Generation, die maßgeblich vom ich nenne es mal 'DSDS-Feeling' beeinflusst ist. Ganz normale Leute, die so sind wie du und ich, können sich einen Traum erfüllen, der vorher völlig utopisch war. Was haben die Leute vor DSDS gemacht, wenn sie Popstar werden wollten? Die Wenigsten wissen das, vermute ich. Wenn man eine klare Möglichkeit geboten bekommt, ist die Sache schon einfacher. Jemand sagt dir, was du machen musst, und wenn du es gut genug machst, hast du Erfolg.

Natürlich läuft es im wahren Leben nicht ganz so, aber für diese Fragestellung ist eigentlich nur wichtig, dass das Gefühl existiert, dass jede/r 'sowas' kann - dass häufiger in Betracht gezogen wird, man selbst könnte das doch auch hinkriegen. Wieviel Prozent es dann auch wirklich hinkriegen ist eine andere Sache.

Möchtegernautorin

Also, ich muss ja ehrlich sagen, ich bin Schreibworkshops und dergleichen auch nicht abgeneigt. Ich finde es in Ordnung, wenn man so etwas mitmacht. Die Übungen nutze ich zum Teil gerne selbst und schreibe einfach Kleinigkeiten dazu.
Welche Workshops sinnvoll sind und welche nicht, muss man wohl von Fall zu Fall unterscheiden. Gerade bei dem Projekt Ein-Roman-In-Einem-Jahr wird in den Texten, soweit ich das gelesen habe, sogar deutlich gesagt, dass man keinen Roman in einem Jahr schreiben kann, sondern diese Phase des Workshops mehr zum Sammeln von Ideen und Materialien genutzt werden soll (der Grund, weswegen ich mir die Übungen  ab und an anschaue).

Ich denke, es kommt einfach darauf an, was man daraus macht. Wer so naiv ist und glaubt nach einem solchen Kurs (in welcher Form auch immer) ohne großen Aufwand mit dem Schreiben erfolgreich zu sein, kann es ohnehin nicht wirklich ernst genommen haben. Wenn man etwas wirklich will, sollte man sich doch auch etwas intensiver mit dem Drumherum beschäftigen.
Gerade beim Schreiben fehlen vielen Leuten dann doch letztlich genau das, was Lavendel bereits angemerkt hat: Das Durchhaltevermögen.
Her plants and flowers, they're never the same - Blue and silver, it's all her gain
flying dragons, an enchanted would - She decides, she creates
It's her reality
Within Temptation - "World of Make Believe"

Junipera

#6
Hallo!

Ich bin auch schon auf die Seite der Kinkel gestoßen und die Seite mit dem Roman in einem Jahr. Ich würde das auch eher als Übung und Ideensammlung betrachten, als einen wirklichen Autor werden Kurs (Lehre).

Habe nun auch schon Bücher und Internetseiten zu diesem Thema gewälzt und würde mich in der Übungsphase bezeichnen. Bis ich wirklich mal einen Roman zustande bringen werde, werden wohl noch Jahre ins Land ziehen.

Ich glaube auch nicht das jeder, der so etwas mitmacht, nun unbedingt Autor werden will. Ich glaube es geht vielen auch nur darum sich besser schriftlich Ausdrücken zu können/ wollen.
Etwas für sich selbst aufschreiben, Briefe an jemanden besser zu verfassen, Gefühle besser beschreiben zu können oder das Kurzgedicht zum 50 Geburtstag selbst zu verfassen.
Bin der Meinung schreiben hat viele Gesichter.

Finde es selber übrigens schade, das ich zu meinen Übungen die ich für mich selber mache, keine Rückmeldung  erhalte ob das so gut ist......oder totaler Mist.
Meine Übungen bestehen darin Personen oder Orte zu beschreiben verknüpft mit einer Handlung, oder aber die verschiedenen Perspektiven wie Ich Erzähler oder personaler Erzähler.

Denn wie soll ich einen 500 Seiten Roman zustande bringen wenn ich nicht mal weiß aus wessen Sicht?

Überlege sogar ob ein Autoren Kurs Sinn macht, aber bei jeder Aufgabe sendest du nur ein Beispiel ein, bekommst dein Feedback und auf zur nächsten? Jedenfalls hab ich das so verstanden. Davon wird man auch kein Profi.....oder?

Was macht Ihr für Übungen und wer von euch macht einen Kurs, oder hat einen gemacht?

Durchhaltevermögen braucht man aber auf jeden Fall und wer wirklich glaubt ein Autor setzt sich an den PC und schreibt in einem Rutsch seine Romane.......der glaubt dann wohl auch noch an den Mann mit dem roten Mantel und den vielen Geschenken.

Lieben Gruß         :winke:
Juni

Aidan

Ich fand am Anfang das Projekt "Ein Roman in einem Jahr" noch ganz interessant, einfach als Übung. Inzwischen lese ich zwar die Kapitel noch durch, aber zu den Übungen bin ich nicht mehr gekommen.

Juni, ich mache einen Kurs. Du bekommst im Grunde einen Überblick. Bei bestimmten Kursheften gibt es dann eine Einsendeaufgabe, die teilweise wenig, teilweise sehr großen Umfang hat. Die Beurteilungen bisher waren gründlich und konstruktiv. Du kannst auch noch Rückfragen stellen oder auch fragen, wenn du etwas nicht verstanden hast.

Vom Lerneffekt ist es eher, dass du dich mit allem mal beschäftigst und grundlegende Informationen bekommst. Ich hätte mich nie mit dem Thema Drehbuch beschäftigt, wenn es nicht in dem Kurs vorgekommen wäre. Man muss trotzdem noch viel lesen. Aber für einen Einblick fand ich es jetzt ganz gut.

Für mich war es wichtig, überhaupt anzufangen mit dem Schreiben. Den Schritt brauchst du nicht mehr zu machen. Ich hatte nur Geschichten im Kopf, aber traute mir nicht zu, dass ich schreiben könnte, dass sich überhaupt jemand vielleicht mal dafür interessieren würde.

Ich finde es ganz interessant, dass es die Online-Workshops gibt, um einfach ein wenig Anregung zu bekommen. Letztlich lernen tut man das nicht auf diesem Weg, klar, aber man kann entweder Ideen und Tipps bekommen (für diejenigen, die eh wissen, dass sie schreiben wollen oder können), oder aber ausprobieren, ob man mehr als ein oberflächliches Interesse hat (diejenigen, die es noch nicht tun).
"Wenn du fliegen willst reicht es nicht, die Flügel auszubreiten. Du musst auch die Ketten lösen, die dich am Boden halten!"

,,NEVER loose your song! Play it. Sing it. But never stop it, because someone else is listening."

Abakus

Hi!

Also einen Online-Schreibworkshop habe ich noch nie gemacht. Bislang bin ich immer direkt auf die praktische Schiene aufgesprungen, soll heißen, dass ich jeweils immer vor Ort einen Schreibworkshop besucht habe.

Bislang habe ich drei Mal einen Workshop bei Karin Kuretschka besucht. Eine sehr interessante Autorin, die jeweils immer genau wusste, von was sie sprach und die Gabe besitzt mit ihrer positiven Einstellung die Kursteilnehmer mitzureißen. In einem Einzelgespräch sagte sie: "Sie sind auf einem guten Weg. Machen Sie weiter so!" Das hat mir dann erst richtig Auftrieb gegeben. Seitdem ist mein Wunsch so stark ein Profi-Autor zu werden, dass ich ohne Schreiben nicht mehr leben kann. :)

Ob Online-Workshops die gleiche, positve Einstellung hervorrufen können, weiß ich nicht. Ich kann es auch gar nicht beurteilen. :) Aber ich würde es gerne mal erfahren.

Gruß,
Markus

Berjosa

Nein, ein Schreibworkshop reicht nicht, um am Ende das Handwerk perfekt zu beherrschen. Aber vielleicht gibt er die entscheidende Anregung, um dort weiterzukommen, wo man gerade hängt.
Und ein Kurs wie "Ein Roman in einem Jahr" kann so ähnlich wie der NaNoWriMo den regelmäßigen Tritt in den Allerwertesten geben, der dazu führt, dass am Ende eine ausbaufähige Rohfassung dasteht. Für mich sind Termine absolut notwendig, um irgendetwas fertig zu kriegen.
Online ist allerdings leichter zu ignorieren als das echte Leben. Ich habe bisher nur zwei Online-Schreibkurse tatsächlich zu Ende gebracht. Bei dem einen kannte ich den Leiter schon und ein Abschlusstreffen war von vornherein eingeplant, bei dem anderen wollte ich die Leiterin unbedingt mal kennenlernen.
Ich denke, je mehr Möglichkeiten es gibt, sich Anregungen zu holen, desto mehr Schreiberlinge können ihre Fähigkeiten austesten und weiterentwickeln. Das führt zwar zu mehr Konkurrenz, aber vermutlich auch zu mehr guten Geschichten.

Schöne Grüße

Berjosa

Franziska

also bei dem Schreibworkshop von Tanja Kinkel scheint es mehr darum zu gehen, quasi fanfiction zu ihrem neuen Roman zu schreiben. Also Szenen, die sie geschrieben hat, aus einer anderen Perspektive oder ähnliches.
Und das ganze wird dann nicht von ihr bewertet, sondern von anderen Teilnehmern und Lesern. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass das so funktioniert. Sie schreibt, dass vielleicht Verleger dadurch auf einen aufmerksam werden. Und man kann eine Reise gewinnen. Das wäre für mich der einzige Reiz dabei. Kritik an Texten kann ich auch im Federfeuer bekommen. Mit fanfiction bin ich nicht so gut. Ich habe zu viele eigene Ideen.


Aber an sich finde ich es nicht schlecht, wenn Autoren so etwas machen. VIelleicht liegt es auch daran, dass sie oft von Leuten angesprochen werden, die Tipps haben wollen. Auf der Seite von Andreas Eschbach gibt es seitenlang Fragen von jungen Autoren und seien Antworten dazu.

Ich glaube, mir würde soetwas nur etwas bringen, wemnn ich Kritik zu meinem aktuellen eigenen Texten bekomme

Jara

Ich denke solche Workshops sind sicher sinnvoll, wenn man damit klar kommt.
Heißt also,wenn man nach der Anmeldung auch mitmacht und in einem gewissen Maße erträgt gesagt zu bekommen, was man jetzt schreiben soll.
Ich bin dafür zu stur, glaub ich, und muss mein Ding durchziehen :wums:
Aber gerade als Anfänger kann das bestimmt richtig Spaß machen.
Wir müssen ja nicht immer nur davon reden, dass Leute, die da mitmachen danach wie Oscar Wilde (sorry, persönliches Faible) schreiben können wollen.
Es schreibt ja auch nicht jeder Autor in erster Linie für die Veröffentlichung, denke ich, sondern weil es ihm etwas bedeutet.
Genau so ist das doch mit Schreibworkshops auch. Man will schreiben, weil es einem gefällt.
Super! Also weiter damit!