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Fremdfühlen = Autor?

Begonnen von Sarina, 28. November 2008, 18:43:42

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Sarina

Da das Thema "Fantasy = Realitätsflucht" auch hier steht, hoffe ich, dass mein Thema hier auch rein passt. Wenn nicht, bitte ich einen Mod es an die richtige Stelle zu verschieben...

Ich habe gerade mit dem Buch von Isabel Allende "Mein erfundenes Land" begonnen. (Ich weiß, es ist nicht Fantasy) Gleich am Anfang, wo sie die Motivation für das Buch beschreibt, bin ich über einige Aussagen gestolpert und hatte Gänsehaut bekommen.

So schrieb sie, dass eine Lateinamerikanische Autorin mal sagte, dass sie sich schon als kleines Kind in ihrer Familie und Umgebung fremd gefühlt hätte und dass alle Schriftsteller wohl diese Erfahrung machten, weil diese dadurch verursachte Unruhe für diesen Beruf notwendig wäre. Am Ende des Absatzes schrieb Allende, dass sie kein Monstrum wäre, weil es andere wie sie gäbe. (Alles frei nacherzählt)

An dieser Stelle hörte ich mit Lesen auf und begann über diese Worte nachzudenken. Wie war das bei mir?
Gut, in der Familie habe ich mich als Kind geborgen gefühlt, doch ist es schon lange so, dass ich so einige Familienmitglieder nicht mehr verstehen kann. Mit Kindern/Jugendlichen meines Alters konnte ich nur mit wenigen etwas anfangen und hatte meist nur wenige Freunde. Als Teenager habe ich mich komplett anders gefühlt als die Gleichaltrigen. Partys, Alkohol, Zigaretten und Markenklamotten waren für mich nicht der Nabel der Welt. Ohne arrogant oder überheblich sein zu wollen, fühlte ich mich in vielen Dingen einfach Reifer (damit meine ich nicht überlegen, aber ich hatte das Gefühl einige Sachen einfach übersprungen zu haben -> bin auch stets für Älter gehalten worden).  Ich habe mich unter Volljährigen mit 14 Jahren schon wohler gefühlt, als unter Klassenkameraden. Auch schien es so, als wäre ich die Einzige in meiner Umgebung, die wirklich so viel gelesen hat, wie sie konnte und begann früh eigene Sachen zu schreiben. Insgesamt war also eine gewisse Distanz zu der Umwelt da. Daher bekam ich beim Lesen eine Gänsehaut.

Nun frage ich mich, wie geht es Euch? 
Findet ihr Euch auch wieder?
Oder denkt ihr, da hat sie schwachsinn geschrieben?

Aithoriell

Also, meine Ma hat so gar kein Verständnis für mein Fantasy-Faible. Sie hält die Geschichten für Kindermärchen und war vollkommen geschockt, als sie die Vorschau auf den "Herrn der Ringe" im Fernsehen sah. Das so "grauenvolle Gestalten" (sie meinte die Orks) gezeigt werden. Das sei doch ein Horrorfilm. Sie urteilt über Sachen die sie nicht kennt. Vorsichtig habe ich versucht, ihr klar zu machen, dass Fantasy auch nicht grundsätzlich was für Kinder ist. Das hatte alles keinen Wert, sie will mich einfach nicht verstehen - muss sie ja auch eigentlich gar nicht aber sie soll nicht immer selbst mit dem Thema anfangen und mir dann vorwerfen, ich lasse sie damit nicht in Ruhe. Als ich kleiner war, war sie aber gerade diejenige, die das Lesen bei mir gefördert hat. Auch Filme wie "Das letzte Einhorn" hat sie für mich aus der Videothek angeschleppt. Ich sage nur "die Geister, die sie rief"!.
Ich denke, bei Autoren kommt es auch darauf an, welches Genre sie bevorzugen. Das man Markenklamotten nicht wichtig findet oder Jungs auch als Kumpel sieht (so war das bei mir der Fall), sich nichts aus Kneipen und Discos macht, hat einfach damit zu tun, dass man einen sehr eigenständigen und unabhängigen Charakter hat. Damit wird man nicht unbedingt zum guten oder überhaupt zum Autor.
Ich jedenfalls fühle mich in meiner Welt nicht fremd. Im Gegenteil: Ich gehe mit strahlenden Augen durch die Welt und freue mich, immer wieder etwas neues zu lernen.
Isabel Allende ist ja nun durch ihre Geschichte auch ein besonderer Fall. In ihrer Welt hätte ich mich auch nicht wohl gefühlt.

Schreiberling

Zitat von: Sarina am 28. November 2008, 18:43:42
Mit Kindern/Jugendlichen meines Alters konnte ich nur mit wenigen etwas anfangen und hatte meist nur wenige Freunde. Als Teenager habe ich mich komplett anders gefühlt als die Gleichaltrigen. Partys, Alkohol, Zigaretten und Markenklamotten waren für mich nicht der Nabel der Welt. Ohne arrogant oder überheblich sein zu wollen, fühlte ich mich in vielen Dingen einfach Reifer (damit meine ich nicht überlegen, aber ich hatte das Gefühl einige Sachen einfach übersprungen zu haben -> bin auch stets für Älter gehalten worden).  Ich habe mich unter Volljährigen mit 14 Jahren schon wohler gefühlt, als unter Klassenkameraden. Auch schien es so, als wäre ich die Einzige in meiner Umgebung, die wirklich so viel gelesen hat, wie sie konnte und begann früh eigene Sachen zu schreiben.

Mir geht es da ähnlich wie dir, doch wenn ich in der Schule oder mit Freunden unterwegs bin, dann bemühe ich mich einfach, denn Teil von mir auszuschalten, der über andere Themen reden oder andere Dinge machen will. Bei meinen Freunden versuche ich einfach, an ihrer Welt teilzuhaben und sie zu verstehen.
Natürlich machen wir auch viele Dinge, die mir Spaß machen und ich erzähle auch viel von mir, aber Gesprächsthemen wie das Schreiben und Diskussionen über Themen die nichts mit Schule oder 'normalen' Hobbys zu tun haben, führen wir nicht. Manchmal denke ich, dass viele in meinem Jahrgang nicht über ernstere Sachen nachdenken wollen/können oder daran schlichtweg kein Interesse haben. Das ist für mich in Ordnung. Jeder soll leben, wie er glücklich sein kann und auch ich habe einen Weg gefunden, damit glücklich zu werden.

Klar gibt es auch einige Ausnahmen, die ähnlich denken. Eine sehr gute Freundin von mir ist mir da teilweise nicht sehr unähnlich und mit ihr rede/diskutiere ich auch über Themen, über die ich sonst nur mit Älteren rede. Es gibt also auch andere, die genauso denken und nicht schreiben.
Ich fühle mich nicht weltfremd, denn ich habe mein Umfeld gefunden, indem ich mich wohlfühle.

Fynja

Zitat von: Schreiberling am 28. November 2008, 20:32:09
Ich fühle mich nicht weltfremd, denn ich habe mein Umfeld gefunden, indem ich mich wohlfühle.

Dem kann ich nur zustimmen.

Bin ich allerdings in einem Umfeld, in dem ich mich nicht wohl fühle, geht es mir ähnlich wie dir, Sarina. Als Beispiel nehme ich mal meine werten Klassenkameraden- die meisten sind ganz okay, ich verstehe mich recht gut mit ihnen. Allerdings habe ich komplett andere Interessen als sie. Während sie über typische Jugendthemen reden wie die neuesten Trends, die besten Popgruppen oder die am längsten haltende Wimperntusche, habe ich für Themen wie diese nichts übrig und empfinde ihre Gespräche als oberflächlich. Ueberhaupt hatte ich schon immer eine Abneigung gegen den Mainstream- ich wollte anders sein als diese öde graue Masse. Mit einem Leben, dass sich nur darum dreht, zu den Coolsten der Coolen zu gehören und den Ruf als die Partyqueen schlechthin zu ergattern, kann ich nicht viel anfangen.
Von meiner Familie habe ich mich noch nie verstanden gefühlt, aber das liegt wohl nicht unbedingt an meinem "Autorendasein" oder dem Willen, anders zu sein...
Allerdings habe ich das Glück, die richtigen Leute kennengelernt zu haben. Sie schreiben zwar nicht selber, lesen aber viel im Fantasygenre und, was wohl nicht so selbstverständlich ist, ich kann ihnen von meinen Texten und Ideen erzählen und mit ihnen darüber diskutieren. Sie denken ähnlich wie ich und unter ihnen fühle ich mich richtig, richtig wohl, weil diese Leute alles andere als 0815-Teenager sind.
"Diese Leute" sind übrigens erst mal mein Leichtathletikverein, von denen erstaunlich viele meine Interessen teilen, und meine "Clique" (was wieder so ein typisch jugendlicher Begriff ist, den ich eigentlich nicht mag.), die sich im Laufe der Schuljahre "gefunden" hat. Bevor ich sie kennen gelernt habe, hatte ich zwar genügend Freunde, unter denen ich mich zwar immer irgendwie... anders gefühlt habe, irgendwie fremd. Damals war ich mit meinen Gefühlen und Gedanken lieber allein, als sie mit jemandem zu teilen. Das ist bei meinen anderen Freunden nicht so, ich fühle mich verstanden und habe das Gefühl, endlich Gleichgesinnte gefunden zu haben.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich denke, vielen Schreibenden geht es so wie von Sarina beschrieben, aber die, denen es so geht, sind nicht unbedingt Schreibende. ;)

Aarous

Zitat von: Kiara am 29. November 2008, 00:01:59
Dem kann ich nur zustimmen.
Dito, ich komme mit den meisten gut aus, ohne z.B. mich mit ihnen über meine Plotideen zu unterhalten, aber ich habe zum Glück auch einige gute Freunde, zu denen ich damit gehen kann und mit denen ich mich auch sonst super verstehe. Man könnte auch sagen, ich habe nichts mit den typischen Interesse von Jugendlichen in meinem Alter am Hut und geselle mich stattdessen lieber mit den wenigen, mit denen ich mich wirklich gut verstehe. Klasse statt Masse ;D

Sarina

Ich meinte auch nicht, dass man nicht mit den anderen Auskommt.  ;)
Auch habe ich ein paar wenige Freunde, mit denen man ernste Gespräche führen kann. Aber nichts desto trotz fühl ich mich anders, als die anderen. Ich komme mit ihnen klar, ich kann mich mit ihnen unterhalten, aber ich merke, dass ich nicht eine von ihnen bin. Ich bin nicht so oberflächig, wie die meisten denen ich begegne (vielleicht liegt es auch eher an der Großstadt)
Das hat nichts mit Plotten oder so zu tun. Das ich schreibe weiß kaum einer, weil ich es niemanden auf die Nase binde.
Weltfremd ist mir da auch zu übergreifend gesagt. Damit verbinde ich Menschen, die fernab der Realität sind. Das bin ich nicht. Eher das man nicht völlig in seine Umwelt passt.

Aithoriell

Kann es denn nicht sein, dass du glaubst, dich durch das subjektiv empfundene "anders sein als andere" durchaus bewusst von anderen abgrenzen willst, dir also einen eigenen, selbständigen und individuellen Charakter geben willst? Das ist ja grundsätzlich gut aber wenn du damit noch "hausieren" gehst, also jedem auf die Nase bindest, dass du anders bist, dann hast du dich eigentlich noch nicht richtig gefunden, was wiederum ein Zeichen für ein nicht ganz ausgeprägtes Selbstbewusstsein ist.
So ein Verhalten erlebe ich immer wieder bei sehr jungen Menschen. Ich kann das im übrigen auch deswegen sehr sicher sagen, weil ich früher selber sehr - hm - sagen wir mal "rebellisch" war und mein "anders sein" sehr gepflegt habe, nur damit es auch jeder mitbekommt. Inzwischen bin ich mir sicher, dass erstmal grundsätzlich jeder anders ist als der, der neben einem steht. Das hat eigentlich gar nichts mit Schreiben/Nichtschreiben oder Fantasy/Nichtfantasy zu tun, sondern vielmehr damit, dass wir alle (frei nach Monthy Python  ;D) Individuen sind. Es hat also auch keinen Sinn, eine Andersartigkeit zu pflegen. Man sollte sich einfach selbst sicher sein (selbst sicher = selbstsicher), dass man gar nicht anders sein kann als man ist. Womit wir auch schon dabei wären, dass man unauffälliger und bescheidener wird, sich selbst nicht mehr so wichtig nimmt und das auch anderen nicht ständig auf die Nase bindet, denn das macht eher einen schlechten Eindruck auf Andersdenkende, als das offensichtlich anders sein. Wenn man ständig allen erklären will, dass man anders ist und dann eine gähnend lange Erklärung folgen lässt, warum das so ist, dann ist es schlicht und ergreifend nervig. Man fühlt sich dann nicht fremd, sondern andere lassen einen schlicht und ergreifend links liegen, weil sie einen anstrengend finden.
Die äußere Wahrnehmung, dass man also die Umgebung anders wahrnimmt als andere, einen Wald im Winter beispielsweise in der Phantasie zu einem glitzernden, verwunschenen Elbenwald wird, das kann einem ja keiner nehmen.

Karnos

Ich muss sagen, da ist ja eine wirkliche interessante Diskussion entstanden, zu der ich nun auch meinen Senf beitragen möchte.

Mit nun 21 Jahren gehöre ich irgendwie noch halb zu den Jungendlichen und halb zu den Erwachsenen. In gewisser Hinsicht erwartet man von mir "du bist keine 16 mehr, als benimm dich anständig" und anders wiederum "Junge, du bist keine 40, also bleib mal locker."

Ich bin jetzt seit gut 2 Jahren aus der Schule raus und muss sagen, dass ich mit den meisten gut bis sehr gut zu Recht gekommen bin. Das liegt daran, das ich ein Typ bin, der recht schnell neue "Freunde" finden kann, nur muss man sagen, dass die meisten dieser Freundschaften, wie oben schon mehrfach erwähnt wurde eher oberflächlich waren.

Dieses Getue um cie Coolen und nicht ganz so Coolen und totale Loser etc. hat mich immer schon genervt. Wenn ich jemanden nett finde und er mich auch, dann unterhalte ich mich mit ihm, auch wenn er im allgemeinen nicht als cool betrachtet wird.

Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, das einige Leute von den coolen Cliquen sehr nett und gar nicht so oberflächlich waren, wie man sie zunächst einschätzen würde. Das liegt wohl immer daran, wie intensiv man sich mit denen beschäftigt

Ich bin und war eigentlich immer schon ein verfechter des Individualismus. Der Mensch als Individum ist wirklich ein tolles Wesen, jedoch kann es passieren, dass er in Gruppen verkommt, sich fremdes Gedankengut aneignet und durch "stärke" Charaktere ins Abseits gedrängt wird. Das der Mensch trotz allem, das Bedürfnis nach Gesellschaft hat macht dieses Thema wohl zu einer philosophischen Fragestellung, die ich hier nicht weiter erörtern möchte.

Ob ich wirklich weltfremd bin kann ich selbst nur schwer sagen. In gewisser Hinsicht würde ich das sofort unterzeichnen: Denn ich finde - wie schon erwähnt, diese Oberflöchlichkeiten und Belanglosigketen, die die Menschheit ständig zu beschäftigen scheint lächerlich. Vergesst die dutzende Kriege, die parallel am laufen sind und passt lieber auf, das ihr Eure Lieblingsserie auf Pro7 nicht verpasst. Hinterher erfahrt ihr was über die nicht ganz so heile Welt, da sollte man doch lieber gucken ob Kelly es diese Woche nicht mit Pete treibt, der wiederum aber eine Affähre mit Rachel hat, die sich allerdings als seine Halbsschwester herausstellt... (Namen sind frei erfunden ;))
Trotdem muss man sich nicht ständig abgrenzen um den anderen zu zeigen, das man eben anders ist. Ich für meinen Teil gehe immer noch gerne in Kneipen und Discos, trinke mir den ein anderen anderen Humpem Bier (auch wenn ich keine Ziggaretten mag) und spiele hin und wieder Mal ein Computerspiel, wie es die "normalen Menschen" tun. So lange man es in Maßen tut, find ich das absolut in Ordnung.

Gruß,

Karnos


Junipera

Hallo Sarina!

Das sich Fremd oder fehl am Platz fühlen kommt mir bekannt vor.   :hmmm:

In meiner Jugendzeit (so ca. ab 13) hatte ich total andere Interessen als die anderen Mädchen aus meiner Klasse.
Während sich die Mädels ihre Zimmer mit NKOTB-Postern Tapezierten und die neusten Nike Schuhe oder Diesel- Jeans haben mussten, hatte ich ganz andere Interessen.
Ich war (und bin) schon immer ein sehr Interessierter Mensch gewesen und hatte darum immer das Gefühl die Welt anders zu sehen.
Ich machte mir Gedanken über Umweltschutz und sogar Politische Konflikte in der Welt und Bilder über Hungernde Kinder ließen mich oft nicht schlafen.
Traurigerweise sind diese Themen auch Heutzutage immer noch aktuell und immer noch nicht gelöst.   :seufz:
Ich fühlte mich auch unter etwas älteren Leuten wohler und verstandener als unter Gleichaltrigen.


Heute bin ich 30 und bin mir manchmal immer noch nicht sicher am richtigen Platz zu sein.
Verstehe das nicht falsch, ich meine damit das mir immernoch Gleichaltrige Menschen begegnen denen die Farbe ihrer Schuhe mehr am Herzen liegt als andere (Wichtigere) Probleme.
Ich glaube das es etwas mit der inneren Einstellung und Reife zu tun hat.  :engel:

Du und auch andere brauchen sich deshalb nicht Fremd zu fühlen.
Wir sehen die Welt halt mit anderen Augen, Herzen, Gefühlen und Gedanken und das ist auch gut so!  :omn:


P.S. Ich habe bis Heute keinen Schuh- oder Taschentick und bin immer noch kein Poster-Fan einer Boy Band
Zum Glück nicht!  ;D

Liebe Grüße Juni

Sarina

Huch, habe gar nicht mitbekommen, dass es hier neue Beiträge gibt *ups*

Also der Reihe nach:

@Aithoriell :
Ich bin sehr sicher, dass ich es nicht nach außen gezeigt habe. Im Gegenteil, teilweise habe ich sogar darunter gelitten. Alles, was ich wollte, war es, dazu zugehören. Ich hatte immer von einem großen Freundeskreis geträumt. Doch dies sollte sich nicht erfüllen. In Kindertagen war das noch nicht das Thema. Es begann erst ab 12/13. Die Mädchen standen auf TT oder CITA oder später BB, ich stand nicht auf Boybands. Als die Partys begannen, haben die Alkohol ohne Ende getrunken. Ich machte mir nichts draus (mal ein Cocktail schon, aber ich stand nicht auf die Mengen die getrunken wurden). Alle rauchten und fühlten sich cool. Ich blieb Nichtraucher und wollte es nicht einmal probieren. Ich habe sie aber auch nicht verurteilt. Jedem das seine...
Dazu kam, dass es Extrem mit Markenklamotten losging. Die, die sie nicht trugen, wurden gemobbt oder sogar angegriffen. Mein Gerechtigkeitssinn hat dazu geführt, dass ich versuchte, die Schwächeren zu schützen. Um Anerkannt zu sein, hätte ich gegen meine Überzeugungen mitmachen müssen. Das konnte ich nicht.
Gesprächsthemen waren folgende: Boygroups, Mode, Alkohol, Partys, Zigaretten, One-Night-Stands. Da konnte ich einfach nicht mitreden.
Ich habe aber NIE gesagt: Oh ich bin sooo anders. Ich fühlte mich einfach so. Ich habe mich dann einfach rausgehalten (sofern sie nicht jemand mobbten und schlugen). Rebell war ich garantiert nicht. Ich wollte auch gar nicht anders sein.
Es war aber auch nicht schwer für die anderen, es mitzubekommen. Dazu war der Unterschied zu deutlich. Im Gegenteil, ich habe versucht, mich soweit es mir möglich war, einzugliedern. Hat nur nicht funktioniert.


@Karnos:
Ich bin auch in die Discos gegangen - aber eben immer mit älteren. Die haben mich verstanden und zu denen habe ich gehört - im Gegensatz zu den Gleichaltrigen. Ich liebe es auch ins Kino zu gehen - egal ab Action, Love, Fantasy oder Drama. So etwas meine ich nicht, wenn ich sage ich bin anders.

@Junipera:
Ich glaube wir ticken ähnlich  ;)
Geht mir genauso. wobei es inzwischen leichter ist, Leute auch in diesem Alter zu finden, mit denen man über ernsthafte Dinge sprechen kann.

Federkiel

Aber muss man sich in seiner Umgebung nun fremdfühlen, um Autor zu sein? Ist eine innere Unruhe von Nöten, um Schreiben zu können?
Ich würde sagen, dass eine gewisse Art von Unruhe schon nötig ist. Unruhe im Sinne von einen Drang verspüren, etwas zu Papier zu bringen. Es muss ja irgendein Wunsch hinter der Tätigkeit stehen, die einen dazu bringt, anzufangen. Aber ich glaube nicht, dass diese Unruhe aus fremdfühlen resultieren muss. Es kann sicher ein Grund sein, aber eher einer aus vielen. Unruhe kann auch aus positiven Begebenheiten entstehen. Zum Beispiel während man sich für sein erstes Date hübsch macht oder während der Hochzeitsvorbereitungen (Letzteres nehme ich nur an. Da können Verheiratete vielleicht eher was zu sagen  ;) ) Auf jeden Fall können diese Arten von Unruhe sicher auch Antrieb dafür sein, Autor zu werden.

Grey

@Federkiel
Das mit der Unruhe ist eine interessante Perspektive. Vor allem, weil ich gerade vor ein paar Tagen in der Zeitung ein Interview mit Peter Grünberg gelesen habe, der etwas Ähnliches gesagt hat. Ich kann das Zitat nicht mehr genau wiedergeben, aber er sagte sinngemäß, dass er ohne eine gewisse innere Unruhe keine Forschung betreiben könnte. Mit dieser Unruhe kommt eine unangenehme Unzufriedenheit, die man lösen möchte, und dann wird man produktiv.
Ich hab das da schon mit dem Schreiben verglichen und ihm vollkommen Recht geben müssen - bei mir ist es genau so. Seitdem wollte ich das Thema hier im Zirkel zur Sprache bringen. Dann hab ich es immer vergessen, und jetzt warst du schneller. Naja. Passiert. ;D

Federkiel

Ach, das habe ich ja gar nicht selber ausgebuddelt. Im Eröffnungspost von Sarina hat sie doch Isabelle Allende zitiert, die sagte, dass man zum Schreiben diese innere Unruhe braucht und dass diese vom Fremdfühlen käme.
Es ist auf jeden Fall ein interessantes Thema. Ich habe an mir selber auch beobachtet, dass eine Unruhe den Auslöser für viele Aktivitäten ausmacht, besonders beim Schreiben. Ich denke aber nicht, dass diese Unuhe nur vom Fremdfühlen entsteht.

Sarina

Ich finde Eure Beiträge auch sehr interessant.

Vielleicht ist Fremdfühlen auch nicht die richtige Bezeichnung.

Vielleicht "Andersfühlen"?
Meine Geschichten fühle ich. Sie bestehen darauf, dass ich sie niederschreibe.

Oder kann jemand es besser erfassen?

Amber

Mir ist schon oft der Gedanke gekommen, dass ich wohl kein Genie sein kann, weil ich mitten meinem Leben zu sehr zufrieden bin   ;) Wenn ich mir da so Leute wie Franz Kafka oder William Faulkner anschaue.... es scheint schon eine Tendenz zu sein, dass viele grandiose Autoren unausgeglichene, deprimierte Zeitgenossen waren, die mit ihrer Umwelt in ständigem Konflikt standen. Oder ist das nur ein Künstlermythos und diese Leute haben sich nur so stilisiert bzw. wurden später so stilisiert? Ich weiß es nicht.