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Fantasy - Nur noch "Zyklen" und "Chroniken"?

Begonnen von Sturmbluth, 03. Mai 2016, 10:11:50

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Sturmbluth

Hallo zusammen,

diese Frage stelle ich mehr als Fan denn als Autor. Ich lese sehr gerne High-Fantasy-Romane, bei denen der Autor eigene Welten kreiert in denen sich dann meist Wesen aus dem Tolkien-Universum tummeln.

Nun ist es aber so, dass ich Schwierigkeiten habe, neue Bücher in diesem Bereich zu finden, die sich auf nur einen einzigen Band beschränken. Ein Buch, alles erzählt - das ist was ich suche. Was ich aber tatsächlich finde sind Reihen. Die XY-Chroniken oder der ABC-Zyklus. Mich schreckt das immer ab, denn meine Erfahrung mit diesen Langwerken zeigt, dass meist eine Geschichte gestreckt wurde, um über mehrere Bände verteilt werden zu können. Da gibt es dann unnötige Rückblicke und Ausschweifungen, die die eigentliche Story nicht voran bringen. Letztens habe ich so ein Monsterwerk abgebrochen, weil einfach nichts mehr passiert ist. Und das war in Band 4 des auf 10 Bände ausgelegten Zyklus' mit je 800 Seiten pro Band ...

Und nun zu meiner eigentlichen Frage: ist es denn so, dass Verlage (und deshalb eröffne ich diesen Thread im Verlags-Unterforum) ihre Autoren dazu drängen, ihre Geschichten doch bitte zu strecken, so dass mehrer Bände daraus gemacht werden können? Das ist nämlich mein Verdacht und den würde ich gerne hier diskutieren.

Maubel

Also ich muss sagen, dass es schwer ist, gerade bei Fantasy alles in ein Buch zu quetschen. War Herr der Ringe ja auch nicht ;) Meistens muss man eben irgendwie die Welt aufbauen, dann den Konflikt, dann möglichst lebendige Charaktere. Meistens kommt da so viel Plot ganz ohne Ausschweifungen zusammen, dass man eben zwei oder mehr Bücher braucht. Bei meiner "Reihe" jetzt auch. Da wollte ich eigentlich echt einen Whopper schreiben, gedacht mit 1200 Seiten und in drei Akte aufgeteilt... nun ja, zwei Akte habe ich geschrieben bisher und der erste ist knapp 500, der zweite fast 700 Seiten lang und zwei Akte brauche ich noch um die Geschichte zu beenden. Ich werde im nächsten Jahr mal wieder versuchen ein einzelnes Werk zu schreiben.
Trilogien sind im Fantasybereich ziemlich beliebt, das verkauft sich auch sehr gut. Bei längeren Reihen sind die Verlage eher vorsichtig. Als Debütautor sicher nicht, aber es gibt so einige Werke, schwarze Juwelen z.B. wo man sieht, dass die Geschichte in drei Bänden erzählt war und alles weitere nur dazu da ist um noch mehr Geld rein zu spielen. Die Bände kamen dann allerdings auch erst nach dem Erfolg. Soweit mir bekannt ist, suchen Verlage zumindest bei Debütautoren eher nach kurzen einzelstehenden Werken, damit sich die Ausgaben gering halten, falls das ganze ein Flop wird. Wenn es ein Erfolg wird, wird aber gerne nach Fortsetzung geschrieen.

JarlFrank

Kommt drauf an. Ich lese zu 90% englische Fantasy und weiß nicht wie es auf dem deutschen Markt aussieht, aber wahrscheinlich ist es ähnlich, weil da finden sich tatsächlich auch sehr, sehr wenige alleinstehende Werke. Als ich vor so ein oder zwei Jahren eine lange Reihe fertiggelesen hatte (Die Malazan Reihe von Stephen Erikson) wollte ich zur Abwechslung mal was kürzeres, weil es mir zu anstrengend gewesen wäre, mit einer neuen Reihe anzufangen, vor allem da sich sowas zwischendrin immer etwas zieht.

Also, ein paar Autoren gibt es, die gute alleinstehende Bücher herausbringen, und die gibt es oft auch in deutscher Übersetzung. Ich mochte China Mieville's "Perdido Street Station" sehr gerne, oder Martha Wells' "City of Bones". Mieville hat zwar noch ein zweites und drittes Buch im gleichen Setting geschrieben, aber es sind keine direkten Sequel da es einfach nur die gleiche Welt ist, aber mit anderen Charakteren und in sich abgeschlossenen Storylines. Sowas ist insgesamt eher selten.

Das Üblichste in der Fantasy ist die Trilogie, nach meiner Erfahrung. Erstes Buch als Auftakt, zweites als Mitte, drittes als großer Schlussteil der alle Fragen aus den ersten beiden Bänden auflöst. Wenn ich nach neuer Fantasy suche, treffe ich meistens auf Trilogien. Anscheinend legen die meisten Autoren ihre Geschichten so aus, denn Trilogien sind so unglaublich häufig in der Fantasy dass es einem so vorkommt, als wäre fast jedes Fantasybuch Teil einer Trilogie.

Trilogien sind aber immerhin nach drei Bänden fertig und ziehen sich nicht ewig in die Länge. Bei den langen Reihen muss man glaubich unterscheiden, wie sie entstehen bzw was sich der Autor dabei denkt.
Es gibt Reihen, die wurden von grundauf als lange Reihe geplant und haben ein Ziel, auf das sie hinarbeiten: die Malazan-Reihe von Erikson ist ein gutes Beispiel dafür. Er weiß genau, wo er hinwill, und jeder Charakter hat vom ersten Buch an bis zum letzten eine Funktion. Da gab es für mich auch ein paar eher langatmige Stellen, weil mich einige Subplots einfach nicht interessiert haben, aber es wirkte nie künstlich langgestreckt. Der Autor hatte einen Plan, und das merkt man.

Dann gibt es Reihen, die relativ lose zusammenhängen und einfach nur in der gleichen Welt spielen und ab und zu die gleichen Charaktere haben, wie Terry Pratchett's Discworld. Die muss man nicht in chronologischer Reihenfolge lesen, sondern kann einfach wild durcheinandergewürfelt wie man will ein paar Bücher schnappen und sie in der Reihenfolge lesen, wie man gerade Lust hat, da die Geschichten alle in sich abgeschlossen sind. Sowas finde ich klasse: da hat ein Autor eine Welt und ein paar Charaktere und erzählt ständig neue Geschichten mit ihnen. Ein wenig wie Star Trek, wo jede Episode eine in sich abgeschlossene Geschichte ist und man als Zuschauer auch dann noch mitkommt, wenn man eine ganze Staffel verpasst hat.

Und dann gibt es Reihen, die einfach weiter und weiter wachsen, ohne dass der Autor es ursprünglich so geplant hätte. Die Geschichte verselbstständigt sich, oder die Reihe läuft einfach gut und bringt Geld aufs Konto, also schreibt man weiter obwohl die ursprüngliche Geschichte schon längst fertigerzählt wurde, oder der Autor gar nicht mehr genau weiß, worauf er eigentlich hinaus will. Sowas fühlt sich dann einfach langatmig und unnötig weit gestreckt an. Dazu würde ich z.B. Robert Jordan's Wheel of Time Reihe zählen. Die ersten paar Bücher waren noch ganz gut, aber irgendwann fühlt es sich einfach nur noch künstlich gestreckt an. Die Reihe ist berühmt und erfolgreich geworden, also streckt der Autor sie aus.

Hier ein Zitat aus dem Wikipedia-Artikel zu Wheel of Time:
"Originally planned as a six-book series, The Wheel of Time spanned fourteen volumes, in addition to a prequel novel and a companion book."
Eine Geschichte die ursprünglich in 6 Bänden erzählt werden sollte hatte am Ende 14 (!), was mehr als das doppelte ist.
Und hier ist der Wordcount der gesamten Reihe: 4,410,036 Wörter.

Das ist ziemlich happig, und ein klarer Fall davon, dass eine ursprünglich viel kürzer angesetzte Reihe ausgestreckt wurde, mitunter weil sich der Verlag dadurch mehr Einnahmen verhoffte. Klar, das kann passieren. Allgemein gilt auch, dass sich Trilogien oder Bücher mit Fortsetzungspotential besser an Verlage vermitteln lassen als alleinstehende Werke. Deshalb ist auch so viel Fantasy eine Trilogie. Wenn man als Debütautor ein gutes Buch an einen Verlag verkauft das Fortsetzungspotential hat kann es auch sein, dass der Verlag gleich einen "3 book deal" anbietet: man bekommt einen Vorschuss für drei Bücher gezahlt, und muss dann nach dem ersten Buch noch zwei weitere ausliefern, die auf dem ersten aufbauen. Klar, wenn man dann ein Jahr später, als man gerade mitten im zweiten Teil ist, plötzlich eine Idee für ein ganz anderes Werk hat und an der Fortsetzung das Interesse verliert, wird die Fortsetzung halt nur so mäßig bis kacke. Aber der Vertrag ist unterschrieben, man hat den Vorschuss bekommen, und irgendwas muss man abliefern.

Und da man als Autor auch essen möchte, muss ja irgendwo das Geld herkommen. Wenn also eine Reihe gut läuft, und der Verlag lieber auf die sichere Reihe setzt als auf neue Experimente, schreibt man halt an der Reihe weiter. Die verkauft sich gut, die ist etabliert, also schreibt man noch den zehnten Band, auch wenn die Grundidee der Geschichte schon längst ihr Ende erreicht hat. Manchmal sind es ganz einfache wirtschaftliche Faktoren, die zu der Langstreckung einer solchen Reihe beitragen.

Tintenteufel

Für mich persönlich sehe ich das anders als Maubel, komplett gegensätzlich, um ehrlich zu sein. Es gibt mehr als genug Erzählungen, die in nur einem Buch auskommen. Auch mit wilden und abgedrehten Welten. Kein Buch muss sich über Seiten hinweg mit der Naturgeschichte irgendeines Landes befassen, keines muss in endlosen Details die Steppen beschreiben oder noch uralte Gedichte einschieben, um irgendein Volk näher zu beschreiben. Das ist immer eine bewusste Entscheidung des Autors, um einem ästhetischen Anspruch gerecht zu werden.
Und es gibt auch einige, die sehr gute und komplexe Plots zügig zu Rande bekommen, indem z.B. die Entfernung zu den Charakteren geändert wird, nicht alles minutiös beschrieben, belangloser Hintergrund einfach nur angedeutet wird usw.
Meiner Meinung nach hätte man aber auch gut die Hälfte vom Herrn der Ringe einfach rausreißen können, ohne viel zu verlieren.

Aber unabhängig von dieser persönlichen Entscheidung sind die Verlage zumindest an kleineren Trilogien interessiert, klar. Ein Debütautor, sagen die Verleger hier zumindest und ich lese das immer wieder, kostet erstmal nur Geld. Erst der dritte Band macht dann Gewinn.
Wenn der Autor sich halbwegs anständig verkauft mit dem ersten - weitgehend abgeschlossenen - Band und dann noch zwei Bücher in der Planung hat, dann ist das für den Verlag erstmal von Vorteil. Er muss nicht eine neue Reihe aufbauen, er kann weniger Werbung machen oder effektiver zumindest und außerdem kann man so nachschieben, wenn der erste Roman ein Erfolg wird.
Womit ich meine, dass der erste Roman natürlich abgeschlossen sein und nicht in einem Cliffhanger enden sollte.  ;D

Maubel

Zitat von: Tintenteufel am 03. Mai 2016, 11:06:28
Für mich persönlich sehe ich das anders als Maubel, komplett gegensätzlich, um ehrlich zu sein. Es gibt mehr als genug Erzählungen, die in nur einem Buch auskommen. Auch mit wilden und abgedrehten Welten. Kein Buch muss sich über Seiten hinweg mit der Naturgeschichte irgendeines Landes befassen, keines muss in endlosen Details die Steppen beschreiben oder noch uralte Gedichte einschieben, um irgendein Volk näher zu beschreiben. Das ist immer eine bewusste Entscheidung des Autors, um einem ästhetischen Anspruch gerecht zu werden.

Hehe, aus meiner persönlichen Erfahrung ist es bei mir tatsächlich der Plot, der die Seiten sprengt. Ich bin nämlich furchtbar in Umschreibungen, Landschaftsbeschreibungen, Erfindungen von Gedichten etc. und fass mich mit denen besonders kurz. Aber es geht sicher auch in einem Buch. Nur von dem, was ich lese, läuft es in Fantasy eben häufig auf mehrere hinaus. Bei anderen Genres ist das irgendwie seltener der Fall.

Grey

#5
Zitat von: Sturmbluth am 03. Mai 2016, 10:11:50
Und nun zu meiner eigentlichen Frage: ist es denn so, dass Verlage (und deshalb eröffne ich diesen Thread im Verlags-Unterforum) ihre Autoren dazu drängen, ihre Geschichten doch bitte zu strecken, so dass mehrer Bände daraus gemacht werden können? Das ist nämlich mein Verdacht und den würde ich gerne hier diskutieren.

Nun habe ich im High-Fantasy-Bereich bisher keine persönlichen Verlagserfahrungen gesammelt. Aber ich habe schon mit einigen alten Hasen aus dem Genre gesprochen, und mein Eindruck ist weniger, dass die Verlage darauf drängen, Mehrteiler zu schreiben - weder in der Fantasy, noch sonstwo. Warum? Weil das natürlich ein sehr viel größeres wirtschaftliches Risiko ist. Bei den meisten Reihen bis auf wenige berühmte Ausnahmen ist es ja auch so, dass die Verkaufszahlen mit jedem Band sinken. Es gehen dann zwar auch immer auch wieder ein paar Exemplare vom ersten Band über den Ladentisch, aber der Effekt ist eher zu vernachlässigen. In der High-Fantasy sind die Leser bloß schon an Mehrteiler gewöhnt, und die Fantasyleser sind auch oft sehr treu, daher wird es da schon eher mal gewagt. Aber soweit ich das überblicke, sind die Verlage eher froh, wenn sie mit Standalones kalkulieren können (wenn die nicht gerade ein Markus Heitz oder Kai Meyer oder sonstiger Verkaufsknaller-Garant schreibt). Es sind also wohl doch eher die Autoren, die sich nicht kurz fassen können. ;) Ich nehme mich da übrigens nicht aus - meine Plots wuchern auch immer ziemlich wild und ungezügelt. Da bin ich immer froh, dass ich talentierte Gärtner an meiner Seite habe. ;D Aber das nur nebenbei. ;)

EDIT: Die von @JarlFrank angesprochenen Drei-Buch-Verträge bekommt man tatsächlich nur sehr selten. Denn, siehe oben, dass ein Debüt so spitze läuft, dass die weiteren Bände anknüpfen und ihn sogar überflügeln, ist wirklich selten. Da wird eher erstmal der erste Band eingekauft mit einer Klausel im Vertrag, dass weitere Bände erstmal nirgends sonst angeboten werden. Und wenn dann abzuschätzen ist, wie es läuft, kann man dann über einen weiteren Band sprechen. Oder, was auch sein kann, dass man einen Drei-Buch-Vertrag hat und dann die ersten Bände floppen. Und dann wird der dritte Band einfach abgesägt ... oder ins eBook geschoben ... oder oder. Nicht sehr idealistisch, ich weiß. Aber leider Verlagsrealität.

Coehoorn

Wie Maubel schon sagte, ist es wohl eher schwierig sich bei High-Fantasy auf ein Buch zu beschränken. Du kreierst eine komplette Welt, während du die Geschichte formst. Da man dann auch noch das Prinzip der Heldenreise anwendet, will diese Welt auch ausgereizt werden.
Das ist aber auch positiv, denn je mehr du die Welt ausreizt, desto mehr Facetten bekommt sie gleichzeitig. Wenn der Autor sich in eher belanglosen Wiederholungen verliert, dann liegt das wohl eher an der langweiligen Art des Autoren oder weil er einfach keine Ideen mehr hat.

Gerade Tolkien ist da ja ein gutes Beispiel was den Umfang der Welt angeht.
Der Herr der Ringe umfasst sechs Bücher, dazu noch der kleine Hobbit, Nachrichten aus Mittelerde, das Silmarillion... Betrachtet man die Geschichte Mittelerdes, dann nimmt der Herr der Ringe gerade mal die letzten paar dutzend Seiten von mehreren hundert ein. Tolkien hat eine Welt geschaffen mit der er eine 3000 Jahre dauernde, durchgehende Geschichte detailliert hätte aufschreiben können, ohne sich zu wiederholen oder in Langatmigkeit zu verfallen. Ich glaube, das ist so ziemlich der feuchte Traum von jedem High-Fantasy-Autoren. Sowas bringt man mit einem Buch nicht fertig.

Valkyrie Tina

Ich möchte zu Jarlfranks Ausführungen noch hinzufügen: es gibt Geschichten, die sich als Reihen anbieten, ich denke da an die Urban Fantasy mit Schlagrichtung Krimi. Da ist es ganz normal, dass es eine Reihe ist: immer wieder neue Kriminalfälle mit dem gleichen Set Leute als Personal.

ZitatWenn man als Debütautor ein gutes Buch an einen Verlag verkauft das Fortsetzungspotential hat kann es auch sein, dass der Verlag gleich einen "3 book deal" anbietet: man bekommt einen Vorschuss für drei Bücher gezahlt, und muss dann nach dem ersten Buch noch zwei weitere ausliefern, die auf dem ersten aufbauen.

Passiert meines Wissens extremst selten. Selbst Jim Butcher hat erst mal drei oder vier Bände der Dresdenfiles geschrieben, bevor er einen Agenten gefunden hat. Klar, wenn jemand eine Geschichte als Trilogie anbietet, will der Verlag die Rechte für alle Teile. Aber tendenziell gibt es zumindest eine Rohfassung, damit es einen Mehteilvertrag gibt, vor allem für Debütautoren.

Aljana

Also ich kann euch aus allererster Hand berichten, dass längere Werke, oder einfach nur die so vielberüchtigten Trilogien von Verlagen gar nicht gern genommen werden. Zumindest nicht, wenn man Debüt-Autor ist.

Ich habe jahrelang Absageschreiben gesammelt, wo man mir für meinen guten Stil, meine tolle Geschichte etc. gratulierte, mir aber gleichzeitig klar machte, dass ein Jungautor nicht mit einer Trilogie debütieren kann. Einfach weil falls es nicht gefällt, er sich nicht verkauft, da eine abgebrochene Reihe rumfliegt, was geschäftsmäßig einfach ein Fiasko ist.

Ob jetzt Trilogien dringend immer aus Füllmaterial bestehen ... keine Ahnung. Rückblenden: Japp, daraus besteht mein Buch. aber einfach weil ich ein bestimmte Erzählstruktur gewählt habe um den Blickwinkel der Leser zu verändern, was nicht geklappt hätte, hätte ich es chronologisch erzählt. Also prinzipiell hab ich das Gefühl, meine Geschichte braucht all diese Anteile und kommt ohne den Mittelteil nicht aus (Der von Lesern auch sehr geliebt und gelobt wird) Aber da kann ich nur für mich sprechen. Ich selbst habe auch Schwierigkeiten, mich in anderen Reihen reinzulesen. Viele hab ich nach dem ersten Band abgebrochen, weil ich mich da nicht mehr aufgehoben fühlte. Bei manchen waren es die Charaktere an sich. Die schwarzen Juwelen zum Beispiel, wo eine zwölfjährige mit einem 1600 Jahre alten Dämon verkuppelt wird. Ich meine, dass er 1600 Jahre auf seine Angebetete gewartet hat, ist löblich, aber muss der erste Kuss stattfinden, wenn sie noch minderjährig ist? Das liest sich dann falsch. Hat aber mit Länge oder mit Füll-Geschreibsel nichts zu tun.

In meinen Augen ist es eher schwierig, richtig gute, epische, klassische Fantasy mit eigener Welt und allem auf eine Geschichte von 150k zu beschränken. Was so ziemlich die Obergrenze für einen Einzelband ist. Vielleicht hab ich aber auch nur die falschen Ideen ...

Sturmbluth

#9
Danke für die vielen Antworten. Ich bin überrascht, dass es wohl doch die Autoren sind, die für die vielen Bände verantwortlich sind und nicht die Verlage.

Ich hatte gedacht, für einen Verlag rechnet sich ein Mehrbänder einfach besser als ein einzelnes Buch, denn wem ein erster Teil gefällt, der kauft auch den zweiten, während es bei einem allein stehenden Buch keine Möglichkeit gibt, im Anschluss noch mehr Bücher zu verkaufen (außer natürlich ein weiteres Buch des selben Autors, das jetzt aber nicht mit dem ersten Buch zusammen hängt)

Wenn die Verlage also nicht darauf drängen, Mehrbänder zu verfassen, warum strecken dann so viele Autoren ihre Geschichten, dass es richtig langweilig wird? Tolkien wurde hier genannt, aber DER hat eine ganze Welt geschaffen. Das ist ein Meisterwerk. Der brauchte wirklich soviel Platz und in der Geschichte ist auch viel passiert. Aber nehme ich z.B. Brandon Sanderson und seine Sturmlichtchroniken, da passiert nichts bzw. immer wieder das selbe. Da habe ich wirklich das Gefühl, dass die Geschichte einfach gestreckt wird - und dass das auf Wunsch des Verlags passiert. Dachte ich zumindest  ;D

Aljana

gib doch mal ein Beispiel für Reihen, wo du das Gefühl hast, das Autoren die Geschichte nur 'gestreckt' hätten. Wie gesagt, bei den meisten Reihen hab ich nicht das Gefühl (außer Eragon) und abbrechen tu ich die meist aus anderen Gründen.

Dämmerungshexe

Nein, ich glaube nicht, dass das wirklich Wunsch der Verlage ist. Eher fällt es manchen Autoren einfacher, sich "nicht immer was Neues ausdenken" zu müssen und einfach mit dem bereits bestehenden Material weiterzuarbeiten. Den Eindruck hatte ich auch bei Sword of Truth, das habe ich dann auch schnell aufgegeben.
Aber gerade Trilogie sind für mich eigentlich ein sehr passendes Format. Man könnte es als Fortsetzung der klassischen drei-Akt-Struktur betrachten, die sich über die Jahrhunderte bewährt hat. Auch bei mir entstehen viele Geschichten ganz einfach so als Trilogie, ohne dass ich da wirklich drauf hin arbeite.
Mein Debut hätte auch noch Option auf zwei Fortsetzungen, ist aber so wie es ist ziemlich abgeschlossen. Ich glaube das ist Verlagen fast am liebsten - man kann sehen wie es läuft und dann weitermachen, wenn die Verkaufszahlen passen.
Was mich bei dem Thema wirklich stört sind Reihen, die als solche nicht zu erkennen sind. Mir ist es auch schon passiert, dass ich mir ein Buch gekauft habe, weil ich wirklich ein einzelnes lesen wollte und dann ein paar Seiten vor Schluss gemerkt habe, dass es offenbar der Auftakt zu einer Reihe ist. Nichts davon auf dem Titel, nichts darüber im Klappentext ... Im letzten Satz von "Über den Autor" ...
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Kaeptn

Spontan fallen mir einige deutsche Autoren ein, die AUCH mal Einzelromane gemacht haben.

Zum einen Torsten Fink (u.a. Drachenprinz), zum anderen Robert Corvus (Grauwacht, Drachenmahr) und natürlich Holbein, wobei bei letzterem ja der Name die Marke ist. Und hat unser Ex Lomax nicht auch ein oder zwei Einzelromane veröffentlicht?

Ansonsten sind Romane mit optionaler Fortsetzung für Verlage eigentlich ideal. Läuft es gut, kann man direkt anknüpfen, vielleicht die Reihe noch ausbauen (bei der Askir-Saga von Richard Schwartz hab ich abgebrochen, wei Teil 2/3 eindeutig ausgewalzt wurden, um einen weiteren Teil zu schaffen) und schafft so eine Marke. Besser als Trilogien sind vielleicht noch in sich abgeschlossene Fortsetzungen wie bei Die Zwerge, Die Elfen und Konsorten.
Aber dazu müssen die VK-Zahlen bei Teil 1 eben wirklich sehr gut sein. Wobei die Frage ist, was im Bereich deutscher High Fantasy abseits von Hennen und Heitz heutzutage sehr gut ist. Ich glaube 5stellig ist da kaum noch einer mit der Erstauflage, oder?

Mich würde z.B. brennend interessieren, was der Corvus für Auflagen erreicht oder was die Orgels mit den Blausteinkriegen gerissen haben.

Tigermöhre

Zitat von: Dämmerungshexe am 03. Mai 2016, 12:42:12
Was mich bei dem Thema wirklich stört sind Reihen, die als solche nicht zu erkennen sind. Mir ist es auch schon passiert, dass ich mir ein Buch gekauft habe, weil ich wirklich ein einzelnes lesen wollte und dann ein paar Seiten vor Schluss gemerkt habe, dass es offenbar der Auftakt zu einer Reihe ist. Nichts davon auf dem Titel, nichts darüber im Klappentext ... Im letzten Satz von "Über den Autor" ...
Das ist mir mal mit einem dritten Buch passiert. Ich wunderte mich über die vielen Anspielungen, was davor passiert war, aber ich konnte nirgends einen Hinweis finden. Außer dass ganz hinten drin stand, welche Bücher die Autorin bereits veröffentlicht hatte. Da waren zwei mit sehr ähnlichen Namen, und noch drei weitere ...

Ich selber bevorzuge zum Lesen und auch beim Schreiben abgeschlossene Romane, mit der Option auf weitere Geschichten in der gleichen Welt, und denke auch, dass die Verlage das auch mögen. Da hat man nicht die Gefahr, dass eine Trilogie oder gar eine Reihe floppt, aber wenn es gut ankommt, kann man noch mehr auf den Markt schmeißen. Wobei man da auch vorsichtig sein muss, dass die nicht irgendwann zu ausgelutscht sind. Bei den Zwergen z.B. fand ich den 5. Teil echt nur noch blöd, und frug mich, weshalb ich den überhaupt zuende gelesen habe.

Sturmbluth

#14
Zitat von: Aljana am 03. Mai 2016, 12:37:15
gib doch mal ein Beispiel für Reihen, wo du das Gefühl hast, das Autoren die Geschichte nur 'gestreckt' hätten. Wie gesagt, bei den meisten Reihen hab ich nicht das Gefühl (außer Eragon) und abbrechen tu ich die meist aus anderen Gründen.

Hier die drei Beispiele, die ich selbst gelesen habe und bei denen ich das Gefühl hatte, sie sind unnötig gestreckt:
1. Brandon Sanderson - Sturmlicht Chroniken (nach Band 4 abgebrochen, da immer wieder das Gleiche passiert, die Rahmenhandlung aber nicht voran schreitet)
2. Richard Schwartz - Das Geheimnis von Askir (Band 1 noch ganz gut, aber ab Band 2 wird es zu weitschweifig, lauter kleine Nebenhandlungen, die die Hauptgeschichte nicht voran bringen. Hier merkt man sehr gut, dass jemand gesagt hat "mach das mal länger")
3. Patrick Rothfuss - Die Königsmörder-Chroniken (wieder so "Chroniken"... Auch hier immer wieder das Gleiche. Kvothe rennt in die Kneipe. Denna nicht da. Kvothe macht sich zum Depp, rennt wieder in die Kneipe, aber Denna ist nicht da, usw. - die ganze Story hätte locker in ein Buch gepasst. Und dabei hat das Buch so gut angefangen. Der größte Magier aller Zeiten erzählt seine Geschichte, was für eine Voraussetzung! Und dann wird da in Redundanzen die Geschichte eines liebestollen Teenagers erzählt. Band 2 war dann nur noch enttäuschend)

Es gibt noch weitere solcher "Chroniken" und "Zyklen" aber davon lass ich mittlerweile die Finger, weil ich das Gefühl habe, dass die alle nur gestreckt sind und keine Substanz für die vorliegende Länge haben. Und das ist schade, denn einige klingen echt interessant.