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Jugendbuch/roman oder nicht

Begonnen von Chrissy, 23. November 2015, 18:58:58

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Chrissy

Hi!
Vielleicht könnt ihr mir helfen - ich bin Schreibneuling und versuche gerade, ein paar Ideen zusammenzubringen. Bei den Überlegungen zum Hintergrund / Genre etc. stellte sich plötzlich die Frage:
Worin unterscheidet sich ein Jugendroman vom Erwachsenenroman?? Das Thema bzw. die Themen der Hauptfiguren könnte es sein, aber es gibt auch Beispiele wo das überhaupt nicht zutrifft. Also was ist es? Die Schreibweise, die verwendeten Formulierungen / Ansprüche der Sprache???
(Falls das Thema falsch sortiert ist, bitte verschieben.)
Lg Chrissy

Malinche

Hallo Chrissy,

ich habe dich in der Tat mal umgetopft - wenn du dich im Romanboard ein wenig umsiehst, wirst du feststellen, dass dort nur konkrete Projekte vorgestellt und besprochen werden. Für handwerkliche Diskussionen haben wir das Workshopboard, ich zähle die Frage nach Genrekonventionen jetzt mal dazu.

Und Achtung, Satzzeichen sind keine Rudeltiere. :) Eine Frage wird nicht dringender, nur weil sie mit mehr als einem Fragezeichen gewürzt ist. Danke!

»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Eluin

Huhu Chrissy,

da gibt es definitiv Unterschiede. Sowohl thematisch, als auch inhaltlich (auch ein Blick in die FSK könnte helfen für eine Vorstellung, was bspw. nicht geht). Kinder/Jugendliche interessieren sich bspw. häufig für andere Themen, als Erwachsene, aber dann gibt es natürlich auch noch die All-Age Bücher.  Auch das Alter der Figuren ist nicht außer acht zu lassen.

Sprachlich, von der Länge und der Komplexität her ist auch wichtig, für welches Alter du schreibst. Es gibt hierzu aber gute Schreibratgeber. Wenn du dich noch gar nicht mit dem Thema auseinander gesetzt hast würde ich dir zwei Dinge empfehlen: Schnapp dir einen entsprechenden Schreibratgeber für Kinder- und Jugendliche UND (vor allem!) lies ganz viel, was in dieser Altersgruppe empfohlen und auch gelesen wird.

Ich habe mich mittlerweile denke ich schon einigermaßen gut mit dem Schreiben für unterschiedliche Altersgruppen auseinander gesetzt, aber so einen ganz allgemeinen Punkt könnte ich dir nicht nennen. Hast du vielleicht konkretere Fragen?

:winke:
Eluin
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Slenderella

Der Jugendroman wird meist aus Sicht einer Protagonistin geschrieben, manche Labels sagen dir das auch knallhart - da gibt es dann die Absage, weil du einen männlichen Hauptprota hast.
Die junge Heldin zieht aus und rettet halt wie immer alles und jeden. Das normale Mädchen ist das, was dann eher die Jugendlichen anspricht. Romantische Themen sind da auch sehr wichtig, weil Jugendliche damit sich nun mal sehr viel beschäftigen (nicht alle, um Gottes Willen, aber es ist halt ein Teenythema das nie öde wird).

Carlsen hat mir eigentlich sehr klar mitgeteilt, was die als Jugendroman haben wollen - jugendlich aber nicht zu jugendlich (also nur ein keusches Küsschen geht nicht), bisschen Drama, bisschen Action, am liebsten in einem nicht komplett fantastischem Setting, sondern in etwas, wo man sich noch hineinversetzen kann. Auf jeden Fall eine junge Frau (Mädchen). Und ab dafür.
Ich brauch noch eine Katze
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PinkPuma

Hmm ist es wirklich so, dass Verlage weibliche Protas für Jugendromane wollen? Ich will dir da nicht deine Kenntnisse absprechen, Slenderella, aber ich arbeite ehrenamtlich für ein Projekt der Uni Köln, welches sich für die Leseförderung von Jungen einsetzt und daher gezielt nur Bücher rezensiert, welche männliche Protas haben. Hier klaffen wohl die Wünsche von Verlagen und Lesern auseinander. :hmmm:


Zitat von: EluinSchnapp dir einen entsprechenden Schreibratgeber für Kinder- und Jugendliche UND (vor allem!) lies ganz viel, was in dieser Altersgruppe empfohlen und auch gelesen wird.
Vor allem letzteren Punkt kann ich mich nur anschließen: Lesen, lesen, lesen!  :)


Franziska

Ich lese gerne Jugendbücher. Das Genre ist vielfältig. Gemein ist natürlich, dass die Protagonisten Jugendliche sind, also zwischen 14 und 18 Jahren. Schreibst du für 12-jährige, sollten die Figuren um die 14, 15 sein, für 14-jährige 17-20. Ganz selten gibt es Jugendbücher ab 16. Das heißt natürlich nicht, dass auch eine ältere Nebenfigur eine Perspektive haben kann.

Dann natürlich die Themen. Erwachsenwerden, Identität finden, alles, was typisch ist, womit man sich in dem Alter auseinander setzt. Dazu zählt natürlich die erste Liebe. Jugendbücher ohne Liebesgeschichte kann man schlecht verkaufen. Dabei gibt es aber keine Beschreibung von Sexszenen. Auch wichtig sind Freunschaften. Da hat man dann gleich die Nebenfiguren.

Es gibt wie gesagt sehr unterschiedliche Jugendbücher. Romance, die oft auch etwas komsich sein darf, es gibt Gegenwartsromane, wo die Liebesgeschichte unwichtiger ist, dafür wird mit wichtigen Themen umgegangen (Gewalt, Mobbing, Sucht, ...)
Fantasy: Ja, HF geht im Moment wirklich schwer, aber es gibt Ausnahmen.

Natürlich gibt es erfolgreiche Jugendbücher mit männlichen Protagonisten. Die sollte man dann aber natürlich nicht unbedingt dem Verlag Planet Girl anbieten. Würde mich etwas wundern, wenn Carlsen weibliche Protas verlangt. Ähm Harry Potter?
Wenn Bücher von Jungs und Mädchen gelesen werden sollen nimmt man sogar eher Jungs, wobei das eigentlich nicht so sein sollte.

Manchmal wundere ich mich, was für heftige Themen in Jugendbüchern behandelt werden. Da darf es gerne von allem etwas mehr sein. Auch gerne sehr brutal in der Fantasy.

Den Unterschied, warum jetzt ein Buch Jugendbuch ist und ein anderes Coming-of-Age für junge und älter Erwachsene lässt sich nicht ganz leicht ziehen. Ich denke, es liegt daran, wie genau ein Thema behandelt wird, so wurde zum Beispiel Tsichick zuerst nicht als Jugendbuch veröffentlicht, später aber schon. Da gibt es mehrere Beispiele, dass Bücher zum Beispiel erst im Jugendbuchverlag rauskamen und dann vom Literaturverlag auch nochmal rausgebracht wurden. Auch ein Beispiel: Die Mitte der Welt. Das sind eher Bücher, die sich an ältere Jugendliche richten.
Interessant finde ich auch, dass komischerweise im Englischen das Genre YA offener ist und sich an ältere Leser wendet, während ich manchmal sehe, dass Bücher mit brutalstem Inhalt hier als leichte Lektüre für 12-jährige verkauft werden.

Stil: Da sehe ich eigentlich keinen Unterschied zu Erwachsenenbüchern, vor allem bei ab 14. Ich denke, man sollte die Jugendlichen ernst nehmen, und ihnen zutrauen, das verstehen zu können. Es würde mich interessieren, wie da Verlage im Lektorat eingreifen, aber ich habe schon Jugendbücher mit recht anspruchsvollem Stil gelesen.

Die einzige Methode um ein Gefühl für Jugendbücher zu bekommen ist ganz viele zu lesen ...

canis lupus niger

#6
Zitat von: Franziska am 24. November 2015, 23:14:19
Natürlich gibt es erfolgreiche Jugendbücher mit männlichen Protagonisten. Die sollte man dann aber natürlich nicht unbedingt dem Verlag Planet Girl anbieten. Würde mich etwas wundern, wenn Carlsen weibliche Protas verlangt. Ähm Harry Potter?
Wenn Bücher von Jungs und Mädchen gelesen werden sollen nimmt man sogar eher Jungs, wobei das eigentlich nicht so sein sollte.

Jaaaa, aber Frau Rowling (bzw. ihr Agent) ist mit dem Manuskript für HP auch ewig von Pontius zu Pilatus gelaufen und keiner wollte es haben. Es ist durchaus möglich, dass Carlsen GLAUBT, aktuell Jugendliteratur nur an Mädchen verkaufen zu können. Das hat nichts damit zu tun, was sich vor 15 Jahren gut verkaufen ließ. Wenn man eine derart konkrete Anforderung ausdrücklich vom Verlag bekommt, sollte man die schon ernst nehmen. Also deren Ansprüche erfüllen, oder sich an einen anderen Verlag wenden.

Franziska

Gut, kann natürlich sein, dass das bei Carlsen so ist, aber es gibt viele Jugendbücher mit männlichen Figuren. Kann natürlich sein, dass sich die weniger gut verkaufen, aber es gibt sie.
Beispiele: Die Raven-Boys-Serie von Maggie Stiefvater hat eine weibliche Prota und vier männliche, im zweiten Band hat ein Junge die Hauptperspektive.
Die Curseworker-Reihe von Holly Black hat durchgehend einen männlichen Erzähler.
Magisterium von Holly Black und Cassandra Clare auch. 
Ebenfalls die Bücher von Johannes Groschupf, Nils Mohl, Thorsten Nesch. z.B. Ja, wo ich jetzt darüber nachdenke stimmt es schon, dass die meisten einen weiblichen Erzähler haben.

Es würde mich echt interessieren, ob andere Verlage das auch so sehen. Das würde nur wieder bestätigen, dass sie sich bei deutschen Autoren weniger trauen. ::)


Eluin

Das ist eine sehr interessante Frage. Bei  Bartimäus von Jonathan Stroud sind es auch männliche Protas.

Was ich an Jugendbüchern gelesen habe, da war es oft gemischt. Aber es kommt auch ganz stark auf das Genre an.
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Alana

Harry Potter ist, wenn ich mich recht erinnere, auch nicht in einem Jugendbuchverlag erschienen. Für Romance jeden Alters ist auf jeden Fall eine weibliche Hauptfigur gewünscht. Mir wurde vom Verlag ans Herz gelegt, mein Manuskript so umzuschreiben, dass es mit der weiblichen Perspektive anfängt, weil romantische Jugendbücher mit einer männlichen Perspektive am Anfang sich schlechter verkaufen. Generell kann man alles machen, es kommt halt auf die Zielgruppe an.
Alhambrana

Slenderella

#10
Sobald Romantik einen größeren Bereich einnimmt als zwei Schnippsel (aka Harry Potter) - ist der weibliche Protagonist "Pflicht".

"und wird aus einer männlichen Perspektive erzählt – das ist schwierig bei unserer rein weiblichen Zielgruppe ab 14 Jahren."

Das steht wortwörtlich in einer Absagemail von Carlsen an mich.

Habe ich das klassische Abenteuerjugendbuch bin ich schneller beim All Ager und der Protagonist darf auch gerne männlich sein.
Deswegen habe ich auch ein Manuskript umgeschrieben, damit die dann endlich mal was damit anfangen können. Mit denen hatte ich bisher nämlich sehr guten Kontakt, sind aber leider beim ersten Manuskript kurz vor Unterzeichnung noch mal zurückgerudert :(
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Franziska

@Slenderella verstehe ich das richtig, dein Buch war Romance? Ja, dann verstehe ich das, stimt, Romance richtet sich an weibliche Leser. Ich hatte zwar auch schon welche mit männlichem Erzähler aber eher selten. Es gibt ja aber durchaus Bücher, die sich eher an Jungs richten, vor allem Action und Thriller. Es klang nur so, als würde Carlsen sagen, sie machen keine Jugendbücher für Jungs und das fände ich doch etwas seltsam.  :hmmm:
Und kurz vor der Unterzeichnung mit Carlsen? Oder geht es um impress? Auf jeden Fall schon mal toll, dass du soweit gekommen bist, auch wenn es noch nicht geklappt hat.

canis lupus niger

Zitat von: Franziska am 25. November 2015, 22:57:52
Und kurz vor der Unterzeichnung mit Carlsen? Oder geht es um impress? Auf jeden Fall schon mal toll, dass du soweit gekommen bist, auch wenn es noch nicht geklappt hat.

Das finde ich allerdings auch. Da kann man schon wirklich gratulieren!!!

Katha

Was ich mich bei den letzten Beiträgen gerade frage: Ist Romantik für Jungenbücher heutzutage eigentlich "Pflicht"?

Ich schreibe auch eine Geschichte mit einem männlichen Jugendlichen als Protagonisten. Meine Zielgruppe würde ich ungefähr bei 14-20 Jahren ansiedeln, also meiner Meinung nach durchaus ein Jugendbuch, geschrieben für beide Geschlechter. Einen Love Interest gibt es, allerdings nehmen die romantischen Szenen nur einen winzig kleinen Teil vom Plot ein.

Muss ich mir jetzt Sorgen machen, dass meine Geschichte nicht als "Jugendbuch" anerkannt wird, obwohl sie für dieselbe Zielgruppe geschrieben und auf die Zielgruppe angepasste Themen behandelt? Ich denke nicht. Vielleicht werde ich die Geschichte nicht an die großen Verlage verkaufen können, weil Romance im Moment total in ist. Aber ein Jugendbuch ist es meiner Meinung nach trotzdem, auch mit männlichem Protagonisten, auch ohne ausufernde Romantik.

Oder sehe ich das falsch?

Slenderella

Zitat von: canis lupus niger am 27. November 2015, 16:41:19
Zitat von: Franziska am 25. November 2015, 22:57:52
Und kurz vor der Unterzeichnung mit Carlsen? Oder geht es um impress? Auf jeden Fall schon mal toll, dass du soweit gekommen bist, auch wenn es noch nicht geklappt hat.

Das finde ich allerdings auch. Da kann man schon wirklich gratulieren!!!

Ne, ist ja leider nichts geworden. Grad haben sie noch was in der Prüfung, mal gucken, ob denen da zu viele tote Leute drin sind und es damit dann wieder nicht jugendlich genug ist :D

Romanze ist nur bei weiblichen Hauptprotagonisten "Pflicht". Bei männlichen wieder gar nicht :D
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