Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Das Sprachbastelboard => Thema gestartet von: Feuertraum am 01. Januar 1970, 01:00:00

Titel: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Feuertraum am 01. Januar 1970, 01:00:00
Zugegeben, diese Idee habe ich jetzt gemopst, und zwar aus dem Montsegur Forum, nur wird diese Idee da gerade ein wenig attackiert, was ich persönlich schade finde.
Und weil ich die Idee so klasse finde, denke ich, man kann sie ja hier einbringen. Es geht um die Stolpersteine der deutschen Sprache.
Klar können (und werden vielleicht auch) Proteste kommen und fragen: wozu? Lies den Zwiebelfisch und lege Dir doch Dudens "Richtiges und gutes Deutsch zu. Das reicht!"
Zu meiner Schande muß ich gestehen, das ich Richtiges und gutes Deutsch nicht mal eben so von A - Z durchlese und wenn überhaupt nur in Zweifelsfällen benutze.
Bzw. das ganze eh unbewußt "falsch" mache, weil ich es nicht besser weiß.
Und ich denke, ein soclher Thread kann evtl. auch die anderen User auf "Fehlerquellen" hinweisen.

Ich fange auch an mit:

anscheinend/scheinbar:

scheinbar sagt man, wenn etwas tatsächlich der Fall sein könnte (Paul rief an, er geht zum Arzt. Scheinbar ist er krank) = Paul scheint es richtig erwischt zu haben.

 während man
anscheinend anwendet, wenn man davon ausgeht, das jemand nur so tut (Paul rief an, er geht zum Arzt. Anscheinend ist er krank) = Paul hat wohl wieder keine Lust zum Arbeiten und will sich drücken.

Machen Sie mit?

LG

Feuertraum
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Isabel am 01. Januar 1970, 01:00:00
Zitatanscheinend/scheinbar:

scheinbar sagt man, wenn etwas tatsächlich der Fall sein könnte (Paul rief an, er geht zum Arzt. Scheinbar ist er krank) = Paul scheint es richtig erwischt zu haben.

 während man
anscheinend anwendet, wenn man davon ausgeht, das jemand nur so tut (Paul rief an, er geht zum Arzt. Anscheinend ist er krank) = Paul hat wohl wieder keine Lust zum Arbeiten und will sich drücken.
Ähm... ich hatte es bisher immer genau umgekehrt verstanden:

"Livia ist scheinbar von Augustus' Tod betroffen." (=sie tut nur so)

"Anscheinend hat Livia Augustus vergiftet." (=wir sind uns ziemlich sicher, dass es so ist)

oder um Ihr Beispiel zu verwenden:

"Paul rief an, er geht zum Arzt. Scheinbar ist er krank." (=Paul hat wohl wieder keine Lust zum Arbeiten und will sich drücken)

"Paul rief an, er geht zum Arzt. Anscheinend ist er krank." (=Paul scheint es richtig erwischt zu haben)

Gerade habe ich nochmal den Zwiebelfisch dazu befragt: http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,315125,00.html
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Moni am 01. Januar 1970, 01:00:00
Und das sagt der Duden:

Zitatanscheinend/scheinbar

In der Umgangssprache werden die beiden Adverbien anscheinend und scheinbar häufig nicht korrekt verwendet, ihr Bedeutungsunterschied wird außer Acht gelassen. Mit anscheinend wird die Annahme zum Ausdruck gebracht, dass etwas so ist, wie es erscheint: Anscheinend hat das Schwimmbad heute zu. Das Nichtschwimmerbecken ist anscheinend vorübergehend gesperrt.
Das Wort scheinbar hingegen sagt aus, dass etwas nur dem äußeren Eindruck nach, nicht aber in Wirklichkeit so ist, wie es sich darstellt: Die Zeit stand scheinbar still. Dies stellt nur scheinbar einen Widerspruch dar.
Nicht korrekt sind also Sätze wie folgende: »Du hast mich scheinbar vergessen.« »Er hat scheinbar Schweres erlebt.«
Die Unterscheidung zwischen den beiden Wörtern ist allerdings in der Tat noch relativ jung, sie erfolgte erst im 18. Jahrhundert.


Quelle: http://www.duden.de/index2.html?service/newsletterarchiv/archiv/2003/030613.html

Oder ganz simpel: Duden 9 Richtiges und gutes Deutsch
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Feuertraum am 01. Januar 1970, 01:00:00
Gut!
Ich wollte nur testen, ob Sie aufpassen  ;D ;D ;D

Aber im Ernst: mir wurde es seinerzeit so beigebracht. Von einem Deutschlehrer :o
Übrigens steht es auch in Band 2 - Stilwörterbuch so (das habe ich nämlich, und nicht Band 9...)
Was wollte ich jetzt sagen...ach ja...trotzdem: können wir einen solchen Thread weiterführen?
Oder besteht daran kein Interesse?

LG

Feuertraum
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Moni am 01. Januar 1970, 01:00:00
Hm, wollen Sie den Thread einfach nur als "Hier könnt ihr Fragen posten" öffnen, oder regelmäßig solche Beispiele anbringen?
Ich muß gestehen, der Thread macht für mich nur in ersterem Falle Sinn. Wenn jemand nicht die Möglichkeit hat, sich durch die Dudenreihe zu wurschteln, im Internet zu recherchieren o.ä. und das ganze hier als Frage formuliert.
Die Suchfunktion des Forums ist ja leider ... mäßig (um es mal nett zu schreiben) und es wäre schwer, in einer langen Reihe von Einträgen genau die Formulierung zu finden, die man benötigt.
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu wuselig,

Lg
Moni
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Manja_Bindig am 01. Januar 1970, 01:00:00
Sobald man sprechen kann und sich als kommunikativ erweist, entwickelt man Sprachgefühl - und dieses Gefühl hält sich nciht immer an die kleinste Grammatikalische Haarspalterei. Ich schaue und lese, was gut klingt und nciht, was zwar extrem ausgefeilt und hochforumliert ist, aber nicht schön zu lesen ist. Und das gibt es häufig. Es gibt sachen, die sich - falls es sich niht um ein beabsichtigt eingesetztes Stilmittel handelt - vermeiden lassen sollten: Wortwiederholungen, endlose aufzählungen, schachtelsätze, wo keiner durchblickt. Daran halte ich mich, weil so etwas das Klangefühl stört. Nur deswegen.
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Rei am 01. Januar 1970, 01:00:00
Ich denke, Gefühl und Sprache gehen einfach miteinander her und jeder nutzt spontan die Worte, die ihm richtig erscheinen. Wieso sollte ich mich da noch mit Definitionen herumschlagen? Das macht doch alles kaputt, was das Schreiben ist: Freiheit, Phantasie.. Das zwängt doch ein...
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Feuertraum am 01. Januar 1970, 01:00:00
Das sehe ich ein klein wenig anders: Ein Zimmerer kann einen Nagel auch nicht ins Holz schlagen, weil er findet, das er da besonders hübsch aussieht; er muß ihn an die Stelle treiben, wo er das Holz zusammenhalten kann. Und ich weiß nicht, ob nicht mancher Lektor sich hinstellt und sagt: Naja, das stehen zwar Wörter drin, die dem ganzen einen falschen Sinn geben, aber wir nehmen das Ding trotzdem, weil das Sprachgefühl stimmt.
Ich denke, es muß eine Symbose zwischen beiden geben, ansonsten würde es von Duden keinen Band 3 und keinen Band 9 geben, und Zwiebelfisch würde irgendwo im See der Unbekannten (und Unbedeutenden?) schwimmen.

Aber okay, es war ein Vorschlag. Ich denek, davon lebt ein Forum auch ein bißchen, gelle... ;)

LG

Feuertraum
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Rei am 01. Januar 1970, 01:00:00
Hmm, der Vergleich zwischen Sprache und Handwerk hinkt ein bißchen, finde ich... Mit einem falschen Wort mache ich nichts kaputt, tue niemandem weh, aber ein falscher Nagel und schon bricht alles zusammen *übertreib*

Aber ein guter Ansatz, um sich mal wieder Gedanken darüber zu machen, ob man Wörter nicht allzu leichtfertig benutzt... Mich hat es jedenfalls dazu gebracht, auch wenn ich mich jetzt nicht hinsetzen werde und meine Texte mit dem Duden durchgehe...
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Lomax am 01. Januar 1970, 01:00:00
Das Sprachgefühl trügt öfter als man denkt - oder gibt zumindest keine eindeutige Antwort. Vor allem in der Schriftsprache, denn weil dort kontextuelle Informationen fehlen, die in der mündlichen Kommunikation stets beim Verstehen helfen, ist die Schriftsprache nun mal notwendigerweise ein wenig präziser. Das gehört auch zur Veröffentlichungsfähigkeit dazu.
  Wer immer nur schreibt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, produziert leicht Stilblüten und zerstört die Stimmung seiner Bücher, weil ernste Dinge plötzlich unfreiwillig komisch wirken, oder weil die Leser ohne Not auf falsche Fährten gelenkt und oft irritiert werden.

Im übrigen steht "anscheinend" und "scheinbar" auch in meinem Duden 2 korrekt drin; nur nicht so ausführlich erklärt wie im "richtigen und guten Deutsch".  ;)
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Obrac am 01. Januar 1970, 01:00:00
Worüber ich schon lange nachdenke: Was ist der Unterschied zwischen provokant und provokativ?
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Steffi am 01. Januar 1970, 01:00:00
Ich rate jetzt wirklich, aber könnte es sich hier um Adjektiv und Adverb handeln?
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Astrid am 01. Januar 1970, 01:00:00
Mein Fremdwörterbuch behandelt die beiden gleich:
provokant = herausfordernd, provozierend
provokativ = herausfordernd, eine Provokation enthaltend
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Lomax am 01. Januar 1970, 01:00:00
ZitatMein Fremdwörterbuch behandelt die beiden gleich
Mein "Deutschwörterbuch" (zumindest der Störig) auch ;)
Das sind echte, saubere Synonyme, schutzlos der kreativen Willkür des Autors unterworfen ;D
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Arielen am 01. Januar 1970, 01:00:00
Du meinst, man darf sie misshandeln? ;D
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Rei am 01. Januar 1970, 01:00:00
Aber nicht zu sehr... Nicht, daß sie Dich verklagen...  ;)
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Isabel am 04. Juni 2006, 23:09:52
Eine Frage, die mich schon länger beschäftigt zum Thema wog / wiegte. Gerade bin ich wieder über diesen Satz in meiner eigenen Story gestolpert:

Heißt es nun: "Er wog das Kreuz in seiner Hand"

oder

"Er wiegte das Kreuz in seiner Hand"?

Beide Varianten sind mir in Romanen schon untergekommen, aber welche ist richtig? ???
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Kalderon am 04. Juni 2006, 23:48:41
Es gibt beides.

1. "Er wog das Gewicht des Schwertes."

2. "Sie wiegte das Baby in ihren Armen."

Frag mich aber bitte nicht nach der neuen Rechtschreibung.
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Arielen am 05. Juni 2006, 00:05:06
Wobei das in dem Beispiel ja auch zwei unterschiedliche Bedeutungen hat. Er "Wog" das schwert, d. h. er prüft das Gewicht oder die Balance, "Sie wiegte das Baby", sie "schaukelt" es in den Armen hin und her. Da wird einem der Unterschied zwischen den beiden Worten erst bewußt. Du kannst ja auch ein Schwert in den armen wiegen - eben als sei es ein Kind, daß du beruhigen willst, aber das kommt selten vor. Andererseits heitß es ja auch, "Sie wog scher in seinen Armen" wenn jemand einen anderen trägt".
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Kalderon am 05. Juni 2006, 00:32:43
So war es eigentlich auch gemeint. Es sollte jeweils ein Beispiel für die jeweilige Bedeutung sein. Hätte ich dranschreiben sollen.  :pfanne:
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Arielen am 05. Juni 2006, 08:41:22
Na ja, ich habe es ja ergänzr. so arbeiten wir halt Hand in Hand.

Aber es ist interessant, daß man manchmal doch gehörig überlegen muß, wenn das sprachgefühl einem nicht mehr weiterhilft.
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Isabel am 05. Juni 2006, 11:53:51
Danke für eure Hilfe :). Meistens verlasse ich mich einfach auf mein Sprachgefühl, aber wie Arielen schon schrieb: Manchmal ist das nicht genug.
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Kalderon am 05. Juni 2006, 14:03:31
Ich bin meist zu faul zum Fragen oder zu ungeduldig, um auf die Antwort zu warten. Bei mir wird entweder gegoogelt, da bekomme ich eigentlich fast immer die Antwort, die ich suche, auch wenn es manchmal länger dauert. Oder ich verwende Encarta oder das Encarta-Wörterbuch, da steht genug drin.  :vibes:
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Dorte am 06. Juni 2006, 22:02:57
wie ist es eigentlich mit dem Winken?

blinken - geblinkt
sinken - gesunken

winken.... gewinkt oder gewunken?
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Kalderon am 06. Juni 2006, 22:18:54
Zitat von: Goldschnecke am 06. Juni 2006, 22:02:57
wie ist es eigentlich mit dem Winken?

blinken - geblinkt
sinken - gesunken

winken.... gewinkt oder gewunken?

Duden-technisch ist gewunken (noch) falsch. es heißt folglich gewinkt, was sich meiner Meinung nach (und nicht nur meiner) völlig beknackt anhört. Gewunken ist, denke ich, vom Sprachgebrauch bereits so weit fortgeschritten, dass man es bedenkenlos verwenden kann, obwohl es "falsch" ist. Was meinen die anderen dazu?
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Lomax am 07. Juni 2006, 14:00:32
Zitat
blinken - geblinkt
sinken - gesunken

blinken - blinkte - geblinkt
sinken - sank - gesunken

winken - wank - gewunken?

Ich denke, es ist ziemlich offensichtlich, dass es zwischen winken und sinken einen Unterschied gibt und man noch einen schweren Sprachgefühl-Stolperstein überwinden muss, ehe "winken" in die unregelmäßige Deklination rutschen kann.

Zitat
Duden-technisch ist gewunken (noch) falsch. es heißt folglich gewinkt, was sich meiner Meinung nach (und nicht nur meiner) völlig beknackt anhört. Gewunken ist, denke ich, vom Sprachgebrauch bereits so weit fortgeschritten, dass man es bedenkenlos verwenden kann, obwohl es "falsch" ist. Was meinen die anderen

"gewunken" gilt als "landschaftlich" - ist also in regionalen "Dialekten" durchaus verbreitet; deshalb ist es normal, dass man es als korrekt empfindet, wenn man aus den entsprechenden Regionen stammt. Ein Hinweis darauf, dass es irgendwann mal als hochsprachlich korrekt gelten wird, ist das allerdings nicht. Regionale Varianten, die auch hochsprachlich als korrekt gelten, hätten im Duden den Vermerk "auch ..." oder "(bes. ...".
  Solange das nicht der Fall ist, ist "gewunken" hochsprachlich einfach falsch. In wörtlicher Rede mag es angemessen sein, es zur Charakterisierung einer Figur zu verwenden. Man muss allerdings damit rechnen, dass ein oberflächlicher Lektor es ohne Nachdenken auch dort rauskorrigieren wird.
  Das "gewunken" irgendwann mal korrekt sein wird, ist nicht auszuschließen; aber es ist aus den oben angedeuteten, formalen Gründen eher unwahrscheinlich. Solange das Präteritum regelmäßig gebildet wird, steht dem Verb allenfalls der Weg in eine Mischform offen, und eine solche wird in der Regel nur mit einem Gebrauchsunterschied gebildet (vgl. beispielsweise "erschrecken"). Den kann ich bei "winken" nicht ausmachen. Ein Wechsel in eine "saubere" starke Konjugation dürfte eher auszuschließen sein, weil die Entwicklung da normalerweise in die andere Richtung läuft (vgl. beispielsweise "backen"). Wenn man also "gewunken" schreibt in der Hoffnung, dass es bald richtig sein wird, dann ist das derzeit noch ein wenig voreilig.
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Lomax am 07. Juni 2006, 17:04:17
So, jetzt hat es mir doch keine Ruhe gelassen, wo das "gewunken" überhaupt herkommt. Ich habe also noch mal nachgeschlagen und festgestellt, dass "winken" schon zum mittelhochdeutschen Repertoire gehörte. Daraufhin habe ich den Lexer gezückt und habe dort als Präteritum "wanc" gefunden.
  Also, das "gewunken" ist der Überrest einer früher starken Konjugation, die sich landschaftlich zumindest im Partizip erhalten hat.  In den letzten Jahrhunderten scheint das "gewunken" also eher auf dem aussterbenden Zweig zu sein ...
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Kalderon am 07. Juni 2006, 17:54:24
Mir egal. Ich kenne keinen einzigen Menschen auf der Welt, der sagt: "Ich habe ihr gewinkt."
Das klingt doch bekloppt.  :nöö:
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Dorte am 07. Juni 2006, 19:42:04
Ich kenne auch nur "gewunkene" Leute, aber mir hat's halt mal wer im Text als falsch angestrichen und da war ich doch recht neugierig :)
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Arielen am 07. Juni 2006, 22:32:27
Zitat von: Lomax am 07. Juni 2006, 17:04:17
So, jetzt hat es mir doch keine Ruhe gelassen, wo das "gewunken" überhaupt herkommt. Ich habe also noch mal nachgeschlagen und festgestellt, dass "winken" schon zum mittelhochdeutschen Repertoire gehörte. Daraufhin habe ich den Lexer gezückt und habe dort als Präteritum "wanc" gefunden.
  Also, das "gewunken" ist der Überrest einer früher starken Konjugation, die sich landschaftlich zumindest im Partizip erhalten hat.  In den letzten Jahrhunderten scheint das "gewunken" also eher auf dem aussterbenden Zweig zu sein ...

Grübel, und wie soll man es dann sagen, damit es nicht all zu bescheuert klingt. Ich breche mir bei so was immer einen ab und zäume das Pferd vom Schwanz her auf, oder lasse es ganz sein, weil ich in dem Fall auch total ratölos bin. :'(
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Lomax am 08. Juni 2006, 15:14:08
Zitat von: Kalderon am 07. Juni 2006, 17:54:24
Mir egal. Ich kenne keinen einzigen Menschen auf der Welt, der sagt: "Ich habe ihr gewinkt."
Das klingt doch bekloppt.  :nöö:

Ach ja, seufz - wenn es nur danach ginge, fiele mir noch ein Menge anderes ein, was bekloppt klingt: "Der Shuttle" beispielsweise - wenn's nach mir ginge, würde man "das Shuttle" schreiben, wie ich es eigentlich auch noch von niemandem anders gehört habe.
  Oder "der Äon" - ich bin auch der Ansicht, das klingt bescheuert, und rein ästhetisch betrachtet müsste es "das Äon" heißen. Sagt eigentlich auch jeder instinktiv so, den ich kenne.
  Und vermutlich könnte jeder noch ein paar Beispiele ergänzen; ich auch, wenn sie mir gerade wieder einfallen würden ;)

Aber über Rechtschreibung zu reden macht überhaupt nur dann Sinn, wenn man akzeptiert, dass man es mit einer Konvention zu tun hat, die mehr mit nachschlagen als mit nachdenken zu tun hat. Denn wenn man es letztlich für relevanter hält, was für einen selbst am besten klingt, oder für die regionale bzw. soziale Gruppe, der man zufällig angehört, dann kann man alles ja ohnehin schreiben, wie man gerade möchte, und muss nicht lange darüber reden.
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Dorte am 08. Juni 2006, 18:29:03
Das Schöne an Sprache ist, dass sie sich ändert :) Und ich helfe mit und sage weiterhin hartnäckig "gewunken" ;D
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: AZI am 09. Juni 2006, 08:33:24
Zitat von: Lomax am 08. Juni 2006, 15:14:08
... "Der Shuttle" beispielsweise - wenn's nach mir ginge, würde man "das Shuttle" schreiben...
Oder "der Äon" - ich bin auch der Ansicht, das klingt bescheuert, und rein ästhetisch betrachtet müsste es "das Äon" heißen.


*ROTWERD*
Ich wußte gar nicht das es der Äon heißt, und auch das das Shuttle ein Er ist, ist mir neu.

Ach und demletzt hab ich gelernt das es nicht Der CIA heißt, sondern das CIA. Wurde mir in einem Text nämlich angestrichen.

Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Dorte am 09. Juni 2006, 12:34:36
Huch, ich hätte jetzt "die CIA" gesagt ;D weil ich "agency" mit "Agentur" übersetze, und die ist weiblich. Ebenso wie "das FBI", weil "bureau > Büro", also neutrum.
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Lomax am 09. Juni 2006, 12:52:47
Zitat von: AZI am 09. Juni 2006, 08:33:24
Ach und demletzt hab ich gelernt das es nicht Der CIA heißt, sondern das CIA. Wurde mir in einem Text nämlich angestrichen.

Huch, wer hat das denn angestrichen? Ich hoffe, kein Deutschlehrer. Denn "das CIA" ist so ziemlich die einzige Form, die falsch ist. "Die CIA" ist natürlich korrekt, "der CIA" aus irgendwelchen Gründen auch ???

Aber "das" gibt's nur beim "FBI" 8)
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: AZI am 10. Juni 2006, 08:35:17
Deutschlehrer???

Ich bin mit meinen 31 Jahren schon eine Ganze Weile aus der Schule raus ;)
Nein in einem Romanteil, das ich jemandem zu lesen gab.

Das "die " mit der Agency zu begründen versteh ich sogar, das "Das" fand ich äußerst unpassend.

Zitat"Die CIA" ist natürlich korrekt, "der CIA" aus irgendwelchen Gründen auch Huh
So und jetzt erklär mir doch bitte ma warum??

Also für mich hört sich immer noch der am richtigsten an, weil es eindeutig ein ziemlicher Männerverein ist ;)

Aber meinetwegen, nehmen wa halt "die" :P
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Lomax am 10. Juni 2006, 13:13:03
Zitat von: AZI am 10. Juni 2006, 08:35:17
So und jetzt erklär mir doch bitte ma warum??

Das "die" ist naheliegend richtig wegen der deutschen Bezugsworte "Agentur"/"Behörde". Warum das "der" richtig ist, kann ich auch nicht erklären - aber hoffentlich die Duden-Redaktion, die es so freigegeben hat ;)
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Astrid am 10. Juni 2006, 13:19:22
Zitat von: AZI am 09. Juni 2006, 08:33:24
Ach und demletzt hab ich gelernt das
Hm. Dann lern doch noch schnell, dass es "demletzt" nicht gibt.  ;D Es gibt nur "zuletzt" und "letztens". Hab ich hier glaube ich schon mal gesagt.
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Berjosa am 10. Juni 2006, 13:22:50
"der [amerikanische Geheimdienst] CIA"

... so ähnlich wie alle Zeitungen "die" heißen, auch wenn es sich um "Le Monde" oder "El Pais" handelt.

Schöne Grüße

Berjosa
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: AZI am 11. Juni 2006, 09:07:30
@Berjosa
Jetzt hab ich kapiert, und beschließ bei der zu bleiben :D

@Astrid
Aba demletzt gibt es doch :(
Isch was, mir solle net in Hessisch schreiwe, abä isch sachs dir, des Demletzt gibbet es unner Garandie. Guck doch amol in a Wörderbuch Deutsch Hessisch, da wirst es bestimmt finne.

Lass es mich anders sagen: die Deutschlehrer habe es nicht geschafft das Auszumerzen, und ich glaub in meinem Alter lern ich das auch nicht mehr. Sei lieber froh das ich nicht mit  ".., als wie.." anfange (ebenfalls eine Urhessische Konstruktion die aber Gramatikalisch vollkommen falsch ist.)

Naja ich werd versuchen hier dran zu denken, aber garantieren das ich es weglassen kann ich nicht, es ist einfach soo richtig das Wort...

Bis denne
Azi
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Feuertraum am 12. Juni 2006, 09:48:32
Einen wunderschönen Guten Morgen.
Ich habe jetzt auch einen Fall, der mich ein wenig verunsichert. Ich habe gestern eine sehr kurze Kurzgeschichte in einem Forum abgeliefert, und in dieser war unter anderem der Satz zu finden:

"die Augen, mit denen sie ihn ansieht"

Daraufhin kam der Einwand: "Es muß Blicke heißen, also "die Blicke, mit denen sie ihn ansieht"

Und nun bin ich am Grübeln: einerseits klingt das ganze zwar melodischer, andererseits aber - Kann man jemanden mit Blicken ansehen? Ich mein, anblicken ist doch eher ein Synonym für ansehen, so das man zwar jemanden mit den Augen, aber nicht mit den Blicken ansehen kann. Oder wie oder was?

Wer weiß Rat?

LG

Feuertraum
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Linda am 12. Juni 2006, 12:40:33
Zitat von: Feuertraum am 12. Juni 2006, 09:48:32

"die Augen, mit denen sie ihn ansieht"

Daraufhin kam der Einwand: "Es muß Blicke heißen, also "die Blicke, mit denen sie ihn ansieht"

Ich hätte dafür gerne den ganzen Kontext, also zumindest den fraglichen, kompletten Satz. Ansonsten würde ich aus dem Bauch heraus mal sagen (huch, der Bauch hat ja keine Zunge - also diese ganzen Redensarten, die gehören nun wirklich mal gründlich von Sprachpuristen überprüft - lol) dass Ihr Ansatz der Bessere ist. Ich vermute, es dreht sich speziell um ihre Augen bzw eine Eigenschaft dieser Augen, etwa:

"Ihre Augen glänzen, die Augen, mit denen sie ihn ansieht"

Augen --> sehen
Blicke ---> nein, doch nicht blicken :-)

aber: Ihre Blicke streiften ihn.  Die Blicke, die sie ihm zuwarf, waren vernichtend.

+++++++++++++++++++++++

aber, ehe es etwas Endgültiges gibt, möchte noch gerne den kompletten Satz.

Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Termoniaelfe am 12. Juni 2006, 13:04:10
Hallo Feuertraum,

das zu diesem Satz:

Zitat"die Augen, mit denen sie ihn ansieht"

Einwände kamen, kann ich durchaus nachvollziehen. Man könnte da viel reininterprtieren z. B. Sind es überhaupt ihre Augen, mit denen sie schaut oder hat sie ein Augenpaar in ihrer Hand? (Bitte nicht ganz so ernst nehmen ;))
Was ich sagen will ist, dass dieser Satz etwas holprig klingt. Aber der Vorschlag mit den Blicken ist auch nicht gerade so toll. Ich kann jemanden mit Blicken durchbohren oder, wie Linda sagte, streifen.


Zitat"die Blicke, mit denen sie ihn ansieht"

ist auch irgendwie daneben. Warum beschreiben sie nicht den Gesichtsausdruck der Dame und ihren Gemütszustand um dann dem Leser ganz klar zu vermitteln, wie sie ihn jetzt ansieht. Traurig, gereizt, genervt, odre erwartungsvoll. Verstehen sie, was ich meine? Beschreiben sie wie sie ihn ansieht, dass sie mit den Augen schaut ist ja eh klar ;).

Beispiel:

"Sie sah ihn an und ihr Blick sagte mehr als Tausend Worte."

LG
Termi


Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Feuertraum am 12. Juni 2006, 15:16:38
@Linda: Zugegeben, der Satz holpert ein wenig sehr, aber ich war froh, das ich nach Monaten der Motivationslosigkeit zumindest ein bißchen was geschrieben bekam:

Ich gönne es der fast Achtzehnjährigen ja auch, und ich freue mich auch für sie, aber so ganz allmählich geht sie mir damit auf den Keks: das beinahe tägliche Treffen, die sanften Berührungen, die Augen, mit denen sie ihn Tag für Tag ansieht.

Bitte bitte bitte jetzt keine Hinweise, wie man den Satz eleganter hätte formulieren können, sondern einfach nur die Frage im Kopf haben: Ist das nun mit den Augen vom logischen her richtig? Oder hätte es doch Blicke heißen müssen.

LG

Feuertraum
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Kalderon am 12. Juni 2006, 15:23:47
"Die Augen, mit denen sie ihn ansieht" Vs. "Die Blicke, mit denen sie ihn ansieht"
[/b]

Das musste sein  ;D
Rein auf Fakten basierend würde ich sagen, dass Augen sehr wohl sehen können. Blicke jedoch können es nicht. Blicke können jemanden treffen. Das wiederrum können Augen nicht (es sei denn, man wirft mit ihnen. Das kann aber nicht jeder ;)).

Ehrlich gesagt finde ich den Satz "Die Blicke, mit denen sie ihn ansieht" nicht nur stilistisch schlecht, sondern obendrein falsch. Es ist ein falsches Synonym. Der Blick ist das, was das Auge ansieht oder wahrnimmt. Es könnte allerdings auch sein...
Der ganze Satz wäre sicherlich hilfreich. Es könnte lauten "Die Blicke, mit denen sie ihn ansieht, versetzen ihn in Angst." (damit wären vor allem Gesichtsausdrücke gemeint) oder aber "Die Augen, mit denen sie ihn ansieht, waren glasig." (damit sind direkt die Augen gemeint).

Mehr fällt mir nicht dazu ein.
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Manja_Bindig am 12. Juni 2006, 16:33:54
Kaldi, man kann jemanden sehr wohl mit "Blicken" ansehen... und es klingt nicht perfekt, ein "bedenken" passt klanglich besser zu "Blick" - aber es passt.

Das Auge ist das, woraus die Blicke kommen.
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Termoniaelfe am 12. Juni 2006, 16:59:40
Ein kurzes "veträumt" vor die Augen, und dann finde ich den Absatz perfekt.
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Kalderon am 12. Juni 2006, 19:32:04
Ich würde Augen nehmen. Aber hier habe ich etwas, dass alle Unklarheiten aus dem Weg räumt.

Blick
der; -(e)s, -e;
1. ein B. (auf j-n/etw.) das mst kurze Richten der Augen auf j-n/etw. <e-n flüchtigen, kritischen, kurzen, raschen B; auf etw. werfen; j-m e-n fragenden, warnenden B. zuwerfen; etw. mit einem B. erkennen, erfassen, überschauen; j-s B. fällt auf j-n/etw.>: Bevor er in den Zug einstieg, warf er noch e-n B; auf den Fahrplan; Ihre Blicke begegneten sich u. sie lächelten sich zu || K-: Blick-, -richtung
2. nur Sg; der Ausdruck, der von j-s Augen abgelesen werden kann <e-n durchdringenden, sanften, verzweifelten B; haben>
3. nur Sg; ein B. (auf etw. (Akk)) die Möglichkeit, etw. von e-r bestimmten Stelle aus zu sehen ≈ Aussicht (1): ein Zimmer mit B. aufs Gebirge || -K: Fern-, Rund-
4. nur Sg; ein B. (für j-n/etw.) die Fähigkeit, Zusammenhänge leicht erkennen u. bestimmte Dinge sicher beurteilen zu können <ein geschulter, scharfer, sicherer B;; e-n B. für j-n/etw. haben, bekommen> || ID auf den ersten B. sofort, beim ersten Mal <j-n/etw; auf den ersten B. erkennen, sehen>; erst auf den zweiten B; erst bei genauerem Hinsehen; j-n keines Blickes würdigen (aus Ärger od. als Strafe) so tun, als ob man j-n nicht kenne; e-n B. hinter die Kulissen werfen/tun sich mit den Hintergründen e-r Sache befassen; Wenn Blicke töten könnten! verwendet, um auszudrücken, dass j-s B. (2) voller Hass od. Wut war; mstden bösen B. haben nach Meinung mancher Leute die Fähigkeit haben, anderen zu schaden, indem man sie nur ansieht
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Au·ge
das; -s, -n;
1. das Organ, mit dem Menschen u. Tiere sehen <glänzende, leuchtende, strahlende, sanfte, traurige, blutunterlaufene, tiefliegende, tränende Augen; mit den Augen zwinkern; sich die Augen reiben>: ein Kind mit braunen Augen; Er ist auf einem A; blind; Sie schämte sich so, dass sie ihm nicht in die Augen sehen konnte || K-: Augen-, -arzt, -braue, -farbe, -klinik, -leiden, -lid, -muskel, -optiker, -tropfen
2. nur Pl; die Punkte auf einer Seite e-s Würfels, e-s Dominosteins o. Ä.
3. nur Pl; der Wert, den e-e Spielkarte in e-m Spiel hat ≈ Punkt: Das Ass zählt elf Augen
4. die Stelle, an der aus e-r Pflanze e-e Knospe od. ein Trieb wächst: die Augen e-r Kartoffel, e-r Rose
5. ein blaues A. ein A. (1), um das herum die Haut nach e-m Schlag od. Stoß rot od. blau (angelaufen) ist
6. das A. des Gesetzes hum; die Polizei
7. gute/schlechte Augen haben gut/schlecht sehen
8. Augen haben wie ein Luchs sehr gut sehen
9. vor j-s Augen so, dass j-d dabei zusieht: Das Kind ist vor meinen Augen überfahren worden
10. mit bloßem Auge ohne Brille, Fernglas o. Ä. <etw; mit bloßen A. erkennen, sehen, unterscheiden können> || ID unter j-s Augen so, dass es j-d hätte bemerken müssen: Der Betrug ist direkt unter seinen Augen geschehen; sich (Dat)die Augen verderben die Augen zu sehr anstrengen u. ihnen dadurch schaden; j-m wird schwarz vor Augen j-d wird (fast) bewusstlos; so weit das Auge reicht so weit man sehen kann; sich (Dat)die Augen aus dem Kopf schauen/sehen gespr; sehr intensiv mit den Augen nach j-m/etw. sehen/suchen; mstGeh mir aus den Augen!, Komm mir nicht mehr unter die Augen!gespr; Ich will dich hier nicht mehr sehen; seine Augen überall haben alles aufmerksam beobachten; j-n/etw. nicht aus den Augen lassen j-n/etw. scharf u. ununterbrochen beobachten; j-n/etw. im A. behalten j-n/etw. scharf u. konzentriert beobachten, j-n/etw. nicht vergessen; seinen Augen kaum/nicht trauen über etw., das man sieht, so überrascht sein, dass man es kaum glauben kann; ein A./beide Augen zudrücken e-n Fehler od. e-n Mangel sehr nachsichtig behandeln; j-m gehen die Augen über gespr; j-d ist von der großen Schönheit, Menge o. Ä. von etw., das er sieht, überrascht: Wenn du die Geschenke siehst, gehen dir die Augen über!; j-m gehen die Augen auf gespr; j-d durchschaut etw. plötzlich; j-m die Augen (über j-n/etw.) öffnen j-m die Wahrheit über j-n/etw. sagen; j-m etw. vor Augen führen j-m etw. klar machen; <ein Gespräch> unter vier Augen zwischen nur zwei Personen; sich (Pl)A; in A. gegenüber stehen sich (Pl) sehr nahe gegenüber stehen u. fixieren; die Augen offen halten aufpassen, Acht geben; ein (wachsames) A. auf j-n/etw. haben auf j-n/etw. aufpassen; ein A. für etw. haben etw. schnell u. richtig beurteilen können, etw. gut verstehen; keine Augen im Kopf haben gespr; unaufmerksam sein, nicht aufpassen; j-n/etw. aus den Augen verlieren den Kontakt zu j-m/etw. verlieren; etw. mit anderen Augen sehen etw. aus e-r anderen Perspektive sehen; etw. mit e-m lachenden u. e-m weinenden A. sehen positive u. negative Aspekte an etw. sehen; etw. ins A. fassen planen, etw. zu tun; ein A. auf j-n/etw. werfen gespr; sich für j-n/etw. interessieren; etw. fällt/springt/sticht ins A. etw. ist sehr auffällig; e-r Gefahr ins A. sehen e-r Gefahr nicht ausweichen; mstDas kann ins A. gehen das kann schlimme Konsequenzen haben; mit e-m blauen A. davonkommen gespr; e-e unangenehme Situation ohne größeren Schaden überstehen; kein A. zutun nicht schlafen können; große Augen machen gespr≈ staunen; j-m schöne Augen machen mit j-m flirten; j-m <e-n Wunsch, e-e Bitte> von den Augen ablesen j-s Wunsch od; Bitte erkennen, ohne dass er sie ausspricht; sich (Dat)die Augen aus dem Kopf weinen heftig weinen; Da bleibt kein A. trocken gespr; etw. ist so lustig od. traurig, dass man weinen muss; Aus den Augen, aus dem Sinn was/wen man nicht sieht, vergisst man leicht; A. um A., Zahn um Zahn verwendet, um auszudrücken, dass man sich mit den gleichen Mitteln rächen will
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@ Feuertraum: Ich hoffe Sie finden dort ihre Antwort.

P.S.: Wenn das Einfügen des Textes nicht erlaubt ist, bitte mitteilen!
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: AZI am 13. Juni 2006, 07:20:26
@Feuertraum
Also es ist wohl beides Möglich die Frage ist worauf du mehr wert legst:
Willst du das Wie beschreiben, wären Blicke sinnvoller, da sie so ein Schmachten implizieren, willst du einfach Frustriert über das schreiben was sie tut, sind Augen besser.
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Arielen am 15. Juni 2006, 12:15:44
oder

mausetot:
-------------
Die Maus in mausetot kommt nicht von den Mäusen sondern aus dem niederdeutschen "murs"= Ganz. Ein mausetotes Lebenwesen ist also endgültig und wirklich tot.


pomadig:
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Ein pomadiger Mensch ist "po malu" - polnisch für "langsam, gemächlich""; in diesem sinn ist das Wort in die studentensprache des 17. Jh. erstmals aufgekommen

irritieren:
-------------
Es ist schon richtig: Wer uns irritiert, der macht uns irre. Aber die Wurzeln dieser Wörter sind durchaus verschieden. Irritieren kommt aus dem lateinischen Irritare = Reizen, Provozieren  und wird seit dem 16 Jh. in diesem Sinn im Deutschen eingesetzt. Irren gibt es dagegen schon viel länger und es hatte schon immer die heutige Bedeutung: unwissend sein, voim rechten Weg abkommen. Mit anderen Worten: Wer uns irritiert, der bringt uns zuweilen vom rechten Weg ab  und bewirkt, daß wir uns irren.

aus dem Lexikon der popuulören Sprachirrtümer, Piper 2003/Eichborn 2001
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Linda am 15. Juni 2006, 12:35:06
Zitat von: Arielen am 15. Juni 2006, 12:15:44
oder


irritieren:
-------------
Es ist schon richtig: Wer uns irritiert, der macht uns irre. Aber die Wurzeln dieser Wörter sind durchaus verschieden. Irritieren kommt aus dem lateinischen Irritare = Reizen, Provozieren  und wird seit dem 16 Jh. in diesem Sinn im Deutschen eingesetzt.
aus dem Lexikon der popuulören Sprachirrtümer, Piper 2003/Eichborn 2001

"Borg-Implantate können Hautirritationen hervorrufen"
:)
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Arielen am 15. Juni 2006, 12:43:33
Zitat von: Linda am 15. Juni 2006, 12:35:06
"Borg-Implantate können Hautirritationen hervorrufen"
:)

Da siehst du mal wie provokant die sind!
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Termoniaelfe am 15. Juni 2006, 14:48:38
 :rofl:
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Arielen am 15. Juni 2006, 22:21:19
Du sagst es. Aber das Buch ist wirklich lustig, stellenweise auch interessant.
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Sprotte am 15. Oktober 2014, 21:56:26
Es gibt unschöne Fehler, die sich ausbreiten. Ich habe an anderer Stelle schon über das Subjektkomma (Frau Müller, ging einkaufen.) geschimpft, aber ab von der Zeichensetzung gibt es noch mehr Sickergruben der Sprache.

Ein aktuelles Beispiel, das ich nicht nur im Tintenzirkel gefunden habe:

in dem und indem

Das scheint wie bei dass und das (Jedes das, das nicht durch dieses, jenes oder welches ersetzt werden kann, braucht ein zweites S.)schwierig zu sein, wann welche Schreibweise gültig ist.

Eselsbrücke:
In dem Eimer (sich darin befindlich) kann zu im Eimer abgekürzt werden.
Indem ich etwas mache ... Kann nicht zu im ich etwas mache ... abgekürzt werden. Obendrein ist "indem" auch noch ein Signalwort für einen Nebensatz.
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Mogylein am 16. Oktober 2014, 08:06:03
Zitat von: Sprotte am 15. Oktober 2014, 21:56:26

Eselsbrücke:
In dem Eimer (sich darin befindlich) kann zu im Eimer abgekürzt werden.
Indem ich etwas mache ... Kann nicht zu im ich etwas mache ... abgekürzt werden. Obendrein ist "indem" auch noch ein Signalwort für einen Nebensatz.

Man kann aber auch nicht sagen "Der Raum, im ich mich befand", sondern muss hier "in dem" getrennt verwenden.
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Rakso am 16. Oktober 2014, 09:22:49
@Mogylein: In deinem Beispiel handelt es sich ja auch nicht um den Artikel, sondern um ein Relativpronomen mit der Präposition "in".

Man könnte hier auch "welcher" einsetzen: "Der Raum, in welchem ich mich befand.", klingt heute etwas sperrig, macht aber den Unterschied deutlich.
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Mogylein am 16. Oktober 2014, 09:56:17
Das ist richtig, ich halte meinen Fall aber ehrlich gesagt für denjenigen, bei dem der Fehler am häufigsten gemacht wird, weil beide in-dems auf das Komma folgen. Deswegen fand ich es wichtig, das als Erweiterung zur Eselsbrücke zu erwähnen.
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Sprotte am 16. Oktober 2014, 17:59:20
Ja, meine Eselsbrücke greift zu kurz. Verflixt.
Die häufigere Falschschreibung, die ich in letzter Zeit beobachtete, ist die Trennung von "indem". Hm. Reeeein theoretisch könnte man das "indem" (wenn auch inhaltsentstellend) durch "während" ersetzen, oder? Ich suche verzweifelt eine leicht merkbare Eselsbrücke.
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Mogylein am 16. Oktober 2014, 18:42:48
Grammatikalisch sind die beiden austauschbar, inhaltlich aber so anders, dass ich das schwierig finde. :/
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Sprotte am 16. Oktober 2014, 19:06:58
Ich denke zu kompliziert! Danke, daß Du mich stupst.
http://www.duden.de/rechtschreibung/indem_weil_derweil
ZitatSynonyme zu indem

    als, gleichzeitig, hierbei, im Verlauf von, während, zu der Zeit; (gehoben veraltend) indes, indessen
    dadurch, dass, damit, dass
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Berjosa am 16. Oktober 2014, 19:48:31
Man könnte auch den Relativpronomen-Test machen, analog zu das/dass:
Der Eimer, in welchem (in dem) sich ein Loch befindet, steht neben der Stalltür.
Ich flicke den Eimer, in welchem indem ich das Loch mit Stroh zustopfe.
Titel: Re: Deutsche Sprache und ihre Fallen
Beitrag von: Amberle am 16. Oktober 2014, 19:54:33
Ich denke man könnte auch das Substantiv als Test austauschen.

Der Eimer, in dem sich das Loch befindet.

Die Decke, in der sich das Loch befindet.

Im Gegensatz zu:

Ich beruhige mich, indem ich Tee trinke.

Ich beruhige mich, indem ich Schokolade esse.