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Wie wählt ihr euer Setting aus?

Begonnen von Schreiberling, 19. Juli 2009, 11:06:38

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Schreiberling

Guten Morgen!

Schon wieder liegt mir seit ein paar Tagen eine Frage auf der Seele, die ich euch stellen möchte:
Wie wählt ihr euer Setting aus?
Dabei meine ich jetzt hauptsächlich bei Fantasy, die in der heutigen Zeit spielt. Z.B. spielen die Romane von Cassandra Clare (City of Bones) in New York, die von Jeanne C. Stein (Verführung der Nacht) in San Diego und von Justine Larbalestier (magische Spuren) in Sydney und ich frage mich, wie ihr da die Stadt, bzw. den Ort auswählt.
Sicher, oft ergibt es sich einfach so, aber wenn nicht? Wenn ihr zum Beispiel einen Roman habt, bei dem die Stadt relativ egal ist, ihr sie aber oft erwähnen oder Einzelheiten einbauen könntet, wie wählt ihr diese dann aus?

Wie findet ihr es, wenn man seine Heimatstadt zum Handlungsort seiner Geschichte macht? Das haben oben genannte Autoren auch gemacht, aber dabei handelt es sich schließlich um Großstädte, nicht um eine Stadt von zum Beispiel mittlerer Größe.

Liebe Grüße,
Schreiberling

Jara

Hallo Schreiberling!

Also deine Frage bezieht sich im Prinzip nur auf Urban Fantasy, ja?
Ich habe bis jetzt drei solcher Projekte und muss zu meiner Schande gestehen, dass ich nie über "die Stadt" oder "Kleinstadt" hinausgekommen bin. Gut, wenn ich eine beliebige real existierende Kleinstadt nehmen würde, würde sie mit größter Wahrscheinlichkeit ohnehin niemand kennen. Dann kann ich den Namen auch gleich weglassen, vor allem wenn es einfach nicht storyrelevant ist. Eine Stadt erfinden würde ich in der Urban - Fantasy allerdings nicht. Wenn ich den Ort nennen möchte, dann sollte es ein realer sein, wenn das Ganze schon auf unserer Welt spielt.

Bei Großstädten ist das mit Sicherheit etwas anderes. Wenn ich eine Millionenstadt anführe, bin ich mir darüber im Klaren, dass es da z.B. in Deutschland nicht so viele gibt (würde höchstwahrscheinlich auf Berlin oder Hamburg hinauslaufen . . .). Wenn ich allerdings ein Autor bin, der dort nicht beheimatet ist, hätte ich nun eine Menge Recherchearbeit vor mir (also mindestens ein Besuch der Stadt wäre angesagt ;)).
Deshalb ist es eine gute Idee seine Heimatstadt als  Handlungsort zu nehmen.

Und wenn es nur eine mittelgroße Stadt ist? Macht das wohl nichts.
Erstens du kennst sie gut. Damit kannst du, wenn du es geschickt anstellst, sicher einen tollen Eindruck vom Setting vermitteln.
Zweitens gibt es inzwischen durchaus Verlage, die sagen, dass es ihnen gefällt, wenn der Autor etwas in diese Richtung macht, also einen regionalen Schauplatz wählt. Falls jemand den Ort nicht kennen sollte (was bei meinen Kenntnissen in Geographie sehr wahrscheinlich wäre), kann er ja immer noch den Atlas zur Hand nehmen oder google - earth bemühen ;). Oder es interessiert ihn eh nicht, weil deine Story viel zu interessant ist, um das Setting nachzuschlagen ;).

Ähm, ja, wieder mal abgedriftet irgendwie.
Lange Rede, kurzer Sinn:
Es spielt wohl keine Rolle, wie groß der Ort ist, in dem der Autor lebt. Wenn er sich dazu eignet, verwendet zu werden, um deiner Geschichte Leben einzuhauchen, dann nimm ihn :).

Liebe Grüße,
Jara

Angelus Noctis

Hallo!

Also, wenn es eine reale Stadt sein soll, würde ich eine wählen, die ich auch kenne. Ideal ist dann natürlich die Heimatstadt, die kennt man ja meistens blind. Ansonsten würde ich, wie Jara schon sagte, die Stadt besuchen. Wäre ja ansonsten irgendwie blöd, wenn ich eine wilde Verfolgungsjagd auf einer vierspurigen Straße beschreibe, die in Wahrheit eine verkehrsberuhigte Zone ist ... ;)
Meiner Meinung nach ist es wurscht, wie groß eine Stadt ist. Wichtig ist, dass die Story fesselt. Vielleicht bringt das ja auch den einen oder anderen Leser dazu, diese Stadt mal zu besuchen ... :D

Liebe Grüße!

Manja_Bindig

Wenn ich Städte auswähle(ob nun explizit eingebaut oder als vorlage für eine andere) dann bevorzugt eine, die ich selbst kenne, in der ihc mich zurechtfinde, deren Puls ich nachfühlen kann - für Kleinstädte nehme ich da gern die, die sich um mein Dörfchen angesammelt hatten, waren so zwei, drei, wenn man den Radieus vergrößert, vier. Jede war typisch kleinstädtisch, aber trotzdem fühlt sich jede anders an.

Für richtige Citys... gut, dass ich da nie schreibe, ich mag keine Großstädte. Aber vermutlich wärs Berlin. Oder Leipzig.

Mittelalterliche Städte oder große Städte mit einem gemütlichen Kleinstadtcharme und alter Architektur sind für mich inzwischen voll und ganz durch Erfurt geprägt worden. diese Stadt ist ein so tolles Setting... ich baue sie gerne als setting ein, zum einen, weil ich die Stimmung hier so wunderbar finde(alles, was eine Großstadt braucht, sehr jung, sehr pulsierend - aber gleichzeitig so ruhig und entspannt...), zum anderen ist die Architektur in der altstadt ja das, was jede Fantasystadt ausmacht.
:)
Ja, ich mag erfurt.

Besonders schön sind auch die Ruinen der alten Universität und des Barfüßerklosters. WUnderbare Kulissen.

Alaun

Mein aktuelles Projekt ist Urban Fantasy und ich habe mich mit dem "Problem Stadtfindung" am Anfang auch ein wenig herumgeschlagen. Es ist eine fiktive Stadt dabei herausgekommen, die stark von meinen Eindrücken aus dem Hamburger Hafen geprägt ist. Eigentlich machte es "Klick", als ich mich an eine Fährenfahrt erinnerte, die am Hamburger "Dockland" vorbeiführte. Ich mag diese merkwürdige Unnahbarkeit dieses Gebäudes. Aus diesen Bruchteilen entstand dann ein "Gefühl" für die Stadt, in der meine Protagonistin aufgewachsen ist. Dennoch siedele ich sie nie im realen Hamburg an, die Stadt im Roman bleibt fiktiv.

Liebe Grüße,
*Alaun

Schreiberling

Beruhigend zu hören. :)
Ich habe mich einfach lange Zeit dagegen gesträubt, diese Stadt zu verwenden, aber wenn ich eine Szene geschrieben habe, hatte ich immer "meine" Stadt vor Augen. Einfach, weil ich kaum eine andere Stadt kenne und weil ich viele Sachen an meiner Heimatstadt so sehr mag und sie so gut in die Geschichte gepasst haben.
Ich glaube, deshalb sind mir in einigen Szenen auch die Beschreibungen etwas verrutscht, aber jetzt werde ich sie mir noch einmal gründlich vornehmen.

Mrs.Finster

Das Setting finde ich auch immer sehr kniffelig. Besonders wenn es z.B. in Amerika spielt und man noch nie dort gewesen ist. Es fängt bei den Namen schon an. Englische Namen= amerikanischer Kontinent? Ich versuche immer Namen von Orten zu vermeiden. Wenn es natürlich nicht anders geht, muss man halt recherchieren.  ::)
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

gefion

Ich finde das Setting sehr wichtig - und meine auch, man sollte als Autor schon den Ort kennen, über den man schreibt. Bei Ortswechseln ist das nicht immer möglich, aber man sollte es wenigstens versuchen bzw. die wichtigsten Lokalitäten recherchiert haben. Das wirkt im Roman doch deutlich besser, als von die Stadt zu schreiben.
Außerdem müssen die Namen der Figuren zum Ort passen - es wäre unsinnig, lauter englische Namen in einem Kopenhagen-Roman zu wählen.

Insofern halte ich es für unerlässlich, sich über das exakte Setting vorab genug Gedanken zu machen.

Je nach Ort erhält man im Roman auch ein anderes Flair - und der Leser hat andere Erwartungen, wenn er was über Texas liest als bei Buxtehude. Das sollte man durchaus berücksichtigen.

Fiktive Orte finde ich auch sehr reizvoll. Da plädiere ich jedoch auch dafür, sie irgendwie anzusiedeln, also in Norddeutschland (ausgehend vom Hamburger Hafen) oder texanisch. Oder meinetwegen auch einen ganzen fiktiven Kontinent schaffen. Das jeweilige setting sollte aber einen Namen haben, nicht die namenlose Stadt sein.
Wichtig finde ich es stets, dem Leser eine Orientierungshilfe zu geben, dass er irgendwie seine eigene Person in Beziehung zum Roman-Ort setzen kann. Er ist hier, die Figuren da und nicht im luftleeren Raum.

LG
Gefion


Lucien

Meine Geschichten spielen viel in der Natur und da ich sowohl von Wäldern (vom düsteren Nadelwald bishin zum lichten misch- und Laubwald) als auch von grünen Hügeln genug in der Umgebung habe, fällt mir in der Hinsicht das Finden und beschreiben des Settings nicht schwer.
Bei Städten und Dörfern fällt es mir schwerer, ein klares Bild vor Augen zu haben und ich neige dazu, sämtliche Städte sehr ähnlich aussehen zu lassen, aber ich bekomme langsam Übung  ;D
Namen sind bei mir immer das erste, was her muss. Ohne Namen bin ich aufgeschmissen, denn ich persönlich finde, dass ich erst ein richtiges Gefühl und eine Beziehung zu meinen Orten aufbauen kann, wenn ich ihnen einen Namen gegeben habe. "Die Stadt" ist so schrecklich anonym.
Alles in allem sind meine Werke bis jetzt alle in einer rein fiktiven Welt angesiedelt. Auf diese Weise können meine Orte zusammen mit der Landschaften gemeinsam und harmonisch entstehen. Die Namen passen dann automatisch.  ;D

Liebe Grüße

Jenny

Steffi

Ich setze Geschichten selten bewusst in irgendeiner Stadt an. Entweder sind es fiktive Großstädte, die einer anderen Stadt ähneln, oder die Geschichte "entspringt" einer Stadt. Mir sind öfter Ideen gekommen, während ich tatsächlich in London oder Dublin war, meistens, weil ich an etwas vorbeikam bei dem ich dachte, "Das würde ein tolles Setting abgeben." :) Vielleicht liegt ein Teil meiner Reiselust einfach daran--Settingsuche :)

Mein Heyneroman spilet übrigens im Ruhrgebiet, da, wo ich herkomme.
Sic parvis magna

Tenryu

Bis jetzt habe ich erst zwei Geschichten, die in einer Stadt spielen (eigentlich drei). Zwei davon sind in der Zukunft angesiedelt und spielen in einer ziemlich verkommenen Großstadt (New Angel City). Das ist die neue Stadt, die aus den Ruinen von Los Angeles aufgebaut wurde und doppelt so groß ist und zur Hälfte mit Japanern besiedelt ist.
Die andere Geschichte spielt in einer nicht näher bezeichneten Stadt in einem nicht näher bezeichneten Land. Den Straßennamen nach vermutlich irgendwo in Deutschland. Da meine Helden aus verschiedenen Ländern stammen und der Ort der Handlung mehr exemplarisch ist, will ich bewußt keine konkreten Angaben machen.

Meine eigene Stadt würde ich vermutlich nie explizit aus Handlungsort auswählen. Das liegt vermutlich daran, daß ich ein recht zwiespältiges Verhältnis zu derselben habe. Wohl aber verwende ich meine alte Schule in verschiedenen Geschichten wieder (wenn auch nicht namentlich), da sie sich wunderbar eignet. Sie war so altmodisch und traditionsbewußt und auf römischen Fundamenten errichtet, in einem Gebäude angesiedelt, in dem schon im Mittelalter der Papst logiert hatte.
Das schreit einfach nach einer litterarischen Verwendung. :)

Lucien

So eine Schule sollte wirklich wenigstens einmal in eine Geschichte rein dürfen!  ;D

Vielleicht liegt es ja an meinem Drang, aus diesem Kaff, in dem ich lebe, mal raus zu kommen, auf jeden Fall habe ich mich bis jetzt mit meinem Plot noch nicht einmal auf eine einzige Stadt oder ähnliches beschränkt, sondern lasse meine Protas immer viel umher ziehen. Mein liebstes Setting ist die freie, unberührte Natur (die ja leider immer schwerer zu finden ist  :'( )

Schöne Ideen sind mir auch mal während einer Schiffstour auf dem Rhein gekommen, als ich mir die ganzen alten Ruinen auf den felsigen und bewaldeten Hügeln angeschaut habe  :innocent:

Angelus Noctis

Bevor ich endlich ein ENDE unter meine Geschichte setzen kann, muss ich unbedingt nach England, um an zwei, drei Orten zu recherchieren. Bei Google Earth findet man halt leider auch nicht alles. ;) Und es wäre schließlich peinlich, wenn an der Stelle, an der ich ein Wohngebiet "gebaut" habe, plötzlich ein Einkaufszentrum steht. :o :innocent:

Ansonsten "erfinde" ich meine Städte, von denen es in dem aktuellen Projekt ohnehin nicht sonderlich viele gibt - genaugenommen zwei *hüstel*. Beide haben eine mittelalterliche Struktur. Dies zu recherchieren, ist nicht schwer: Fast jede Stadt mit einem alten Stadtkern eignet sich dafür, behaupte ich mal ganz dreist. ;)

Liebe Grüße!

Kati

Also, wenn meine Geschichten in Kleinstädten spielen (also fast immer... ::)), dann erfinde ich die schon. Ich male eine Karte mit Straßennamen und so etwas und gebe dem ganzen einen netten Namen, der zu dem Gebiet, in dem sich die Stadt befinden soll, passt.
Großstädte erfinde ich nicht so gern, wenn die Geschichte in unserer Welt spielt. Hängt wohl damit zusammen, dass viele Kleinstädte auf vielen Karten nicht zu finden sind, da ist es dann egal, ob ich noch eine dazu erfinde oder nicht.  ;D Bei Großstädten ist es ja dann doch etwas anderes...

LG,

Kati

Grey

Also, ich finde nicht, dass man unbedingt an allen Orten gewesen sein muss, die man beschreibt. Es reicht auch, wenn man Leute kennt, die mal da waren. ;)

Nein, Spaß beiseite. Klar ist es einerseits von Vorteil, wenn man sich gut in seinem Setting auskennt. Aber gerade wenn ich über Orte schreibe, an denen ich mich sozusagen jeden Tag aufhalte, frage ich doch immer noch jemanden, der fremd in der Gegend ist, wie er sie sieht. Oder sie beschreiben würde. Das hilft viel weiter, weil man als "Alteingesessener" auf viele Einzelheiten einfach nicht mehr achtet.