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Do it yourself?

Begonnen von Schreiberling, 15. Juni 2009, 20:35:04

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Coppelia

Hm, aber bei der Hypnose kannst du ja trotzdem nicht wirklich auf neue Erfahrungen zurückgreifen, sondern nur auf welche, die du schon gemacht hast. Insofern ist das ja eigentlich nicht sooo viel anders als wenn man sich sehr konzentriert etwas vorstellt, was man auch noch nicht selbst erlebt hat ... scheint mir jedenfalls nach der Beschreibung.

Alaun

Hallo,

Hypnose ist kein Zustand, der real gemachte Erfahrungen ersetzt, so sehe ich das auch. Allerdings wird dabei die rechte Gehirnhälfte (die für kreative Prozesse zuständig ist) stärker aktiviert als die logische linke Hälfte (die auch unseren "Inneren Kritiker" beinhaltet). Für mich ist der hilfreiche Punkt dabei, dass die "Blockade" aus dem Wachzustand weg ist: das Denken "ich bin ja sowieso nicht diese oder jene Figur, deshalb kann ich bestimmte Dinge nicht (nach)empfinden!". Statt dessen agiert die rechte Gehirnhälfte nach dem Motto: "Angst bei Verfolgung durch Sumpfgebiet? Alles klar,wird gemacht!" und der Körper reagiert auf die Visualisierungen mit typischen Symptomen (Adrenalinausschüttung, Steigerung des Blutdrucks etc.)
Ich behaupte auch nicht, das Hypnose ein Mittel für jeden ist oder gar ein Muss, um sich bisher unerlebten Situationen anzunähern. Es ist nur eine Art und Weise, die subjektiv für mich gut funktioniert und vielleicht ja auch noch für viele andere.

@Shay: Klingt nach Ausübung einer astreinen Selbsthypnose, was Du da schreibst.

Viele liebe Grüße!
*Alaun

Mrs.Finster

#17
Eine wirklich spannende Idee.  :)

So etwas kann durchaus sehr nützlich sein. Besonders hilft es mir immer bei den Pferden, da meine Protas eigentlich immer hoch zu Ross unterwegs sind.
Wobei die Darstellung mancher Autoren geradezu utopisch erscheinen, wenn sie ihre Pferde zwei Tage an einem Stück durchlaufen lassen.
Schon allein die Sache mit dem Wasserhaushalt: In vielen Büchern trinken die armen Tiere immer nur eine Schüssel voll, im wahren Leben 1/4 Wanne. Gerade wenn Pferde solch Strapazen ausgesetzt sind. Deshalb habe ich auch immer einen Bach oder Fluss in der Nähe  ;D

Am hilfreichsten war mir aber die Erfahrung, als mein Gaul mit mir durchgegangen ist.  :happs: Diese konnte ich sehr gut für eine halsbrecherische Verfolgungsjagd gebrauchen  ;D
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Alaun

#18
Yepp, die reale Erfahrung, auf einem durchgehenden Pferd zu sitzen, ist unersetzlich  :o Bei mir wars ein Traber, der sich leider nicht entscheiden konnte, ob er lieber im Trab oder im Galopp durchgehen möchte und für sich dann eine Art Hypertölt entwickelt hat... Unbequeme Angelegenheit ;D

Coppelia

Was noch ganz erwähnenswert ist: Ich wollte mal einen Roman mit einer orientalischen Tänzerin als Hauptfigur schreiben. Daher habe ich dann selbst mit Bauchtanz angefangen, weil ich null Ahnung davon hatte. Ich dachte, wenn ich es selbst machen würde, könnte ich vielleicht auch darüber schreiben.
Leider geht das noch immer nicht - ich finde das Tanzen zwar super. Aber was bringt es mir, dass ich nun weiß, wie die Schritte gehen und wie sie heißen, solange ich nicht weiß, was die "Essenz" einer "richtigen" Tänzerin ausmacht? Mir fehlt die natürliche Begabung, und ich glaube, ich werde es nie verstehen. Den Roman hab ich auch nicht mal angefangen.

Churke

Hehe, das erinnert mich an die extrem *plotrelevanten* Tanz-Einlagen bei Catherine Asaro.  ;D

ZitatAber was bringt es mir, dass ich nun weiß, wie die Schritte gehen und wie sie heißen, solange ich nicht weiß, was die "Essenz" einer "richtigen" Tänzerin ausmacht?
Ich schätze doch mal, dass du ein wenig das Gefühl kennen gelernt hast. Als Leser erwartet man ja eh einen emotionalen Zugang und keine Nachmach-Anleitungen.

Das erinnert mich an eine Story bei der Bundeswehr. Da hatte ich eine Splitterschutzweste anprobiert und fragt: "Bringt die auch was?"
"Moment."
Und dann rammt der mir ein Taschenmesser voll in den Bauch. Ich denke nur "Sh*t! Das darf doch nicht wahr sein!"  :o
Und dann erst sehe ich, dass absolut nichts passiert. Aber für eine Sekunde dachte ich, er hätte mich abgestochen. Krasses Gefühl...  :hmhm?:

Shay

Zitat von: Alaun am 17. Juni 2009, 10:36:21
@Shay: Klingt nach Ausübung einer astreinen Selbsthypnose, was Du da schreibst.
:hmmm: *nachforsch*
Ne, glaube ich nicht.
Das ist im Prinzip so, wie wenn ich ein Buch lese. Beim Lesen ist für mich die Realität weg und ich nehme auch die Buchstaben und Wörter nicht mehr wahr, sondern nur die Situation, die da eben gerade beschrieben wird. Es entstehen einfach irgendwelche Bilder in meinem Kopf. Das ist fast, wie wenn ich einen Film schaue, nur daß die Bilder sich nicht "festhalten" lassen, d.h. ich kann dir keine Details nennen, auch wenn es auf mich recht real wirkt. Wie beim Film leide ich da immer sehr mit den Figuren mit (mein Mann lästert immer, daß bei mir selbst bei Doku Soaps oft "Wasser marsch" ist). Und abends vor dem Einschlafen ist es dann eben das gleiche, nur daß da die Geschichte aus meiner eigenen Vorstellung kommt. Und wenn man dann ganz knapp vor dem Einschlafen ist, dann merkt man manchmal, daß die "Logik-Sperre" des Bewußtseins wegbricht. Das hat aber nichts mit Hypnose zu tun, sondern das sind einfach die paar Sekunden im Halbschlaf. (das Wegfallen dieser Logik-Sperre im Halbschlaf hat mir übrigens auch schon bei Mathe-Problemen geholfen ;) )

Alaun

@Shay: Und genau das ist laut modernen Definition Hypnose: nichts anderes als ein veränderter Bewusstseinszustand, weder positiv noch negativ zu werten. Das was Du beschreibst, fällt unter die sogenannte "Alltagstrance", die jeder mehrmals am Tag erlebt. Wenn man diese instrumentalisiert, dann ist es Selbsthypnose, die sehr hilfreich und effektiv sein kann.
Ich habe diesbezüglich eine Ausbildung hinter mir und arbeite täglich mit Hypnoseklienten, kannst mir also ruhig glauben.  Andererseits- wenn es ich für Dich besser anfühlt, dass es nichts mit Hypnose zu tun hat, dann nenn es eben anders- der Zustand bleibt der gleiche.  ;D

By the way, ich glaube, wir sind extrem oT...Sorry!