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Cliffhanger

Begonnen von Nightingale, 28. Mai 2009, 18:44:27

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steffen_bs

Ich hatte mich seinerzeit mal bei einer Agentur beworben und habe die Antwort bekommen, dass meine Trilogie leider nicht vertreten werden kann, da das Ende des ersten Teiles nicht alle Fragen klärt. Ein Roman muss in sich abgeschlossen sein, auch wenn es sich um eine Trilogie handelt.
Aber mal im Ernst: Dann bräuchte ich auch keine Trilogie zu schreiben, sondern könnte den ganzen Inhalt in einen Band pressen.
Wenn ich abends ins Bett gehe, sind auch nicht die ganzen Fragen, die der Tag aufgeworfen hat, beantwortet. Schön wärs...
Ich denke aber, für meinen zweiten Teil habe ich da eine gute Lösung gefunden.
Der Roman ist abgeschlossen und auf den letzten beiden Seiten haue ich noch einen Cliffhanger raus, um den Leser anzufüttern, ihn neugierig zu machen auf den 3. Teil.
Grundsätzlich finde ich Cliffhanger in anderen Büchern aber nicht tragisch.
Auch nicht sonderlich gut, aber eben auch nicht tragisch.

Kati

ZitatDer Roman ist abgeschlossen und auf den letzten beiden Seiten haue ich noch einen Cliffhanger raus, um den Leser anzufüttern, ihn neugierig zu machen auf den 3. Teil.

Das würde ich sein lassen. Als Leser komme ich mir nämlich immer leicht veralbert vor, wenn ein Buch ein wunderbares, abgeschlossenes Ende hat und ich mich mit den Protas freue...und plötzlich passiert noch etwas und zwingt mich geradezu das nächste Buch zu kaufen. Sowas, finde ich, recht ärgerlich. Das sieht natürlich jeder anders.  :)

LG,

Kati 

Immortal

ZitatIch hatte mich seinerzeit mal bei einer Agentur beworben und habe die Antwort bekommen, dass meine Trilogie leider nicht vertreten werden kann, da das Ende des ersten Teiles nicht alle Fragen klärt.

Das habe ich auch schon häufig gehört, dass das die Verlage verlangen. Betroffen bin ich da mit meiner Bluttanz-Trilogie leider auch.
Aber mal im ernst, wenn wir das Fantasybuch überhaupt nehmen, den Herrn der Ringe, also mal ehrlich, da ist wirklich gar nichts abgeschlossen am Ende der jeweiligen Teile. Gut, man könnte sagen nach dem 2. ist die Schlacht um Helms Klamm zu Ende, aber Gandalf weist ja dann noch daraufhin, dass die große Schlacht noch nicht geschlagen ist.
Ich finde es ehrlich gesagt schade, dass so viele einen in sich geschlossenen Band verlangen. Denn wenn der fertig ist braucht man ja wirklich keinen zweiten und dritten Teil mehr zu schreiben. Es könnte einem dann sogar passieren, dass die folgenden Bände unnötig wirken und der Leser sagt: Da hätte sich der Autor die Fortsetzungen aber auch sparen können.

Naja, ich habe für meinen ersten Teil einen Kompromiss gefunden. Ein Blutelf ist zwar an die Macht gekommen, doch meine Protas haben ihre Ziele erreicht bzw. sind entkommen. Mehr kann ich beim besten Willen nicht tun, denn der zweite Band soll vom Krieg handeln.
Zahme Vögel träumen von der Freiheit, wilde fliegen.

Romy

Immortal: Das "Herr der Ringe"-Beispiel ist nicht so gelungen. Schließlich wollte Tolkien gerne alle drei Bände in einem Buch heraus bringen. Der Verlag entschied sich allerdings für die Teilung, aufgrund der hohen Papierpreise damals nach dem Krieg.
Ich vermute, über das Thema "Cliffhanger ja oder nein" hat sich damals niemand so wirklich Gedanken gemacht ...

Immortal

Fand es nur gut, weil es für mich einfach die perfekte Trilogie ist. Ich finde den Aufbau sehr gelungen.  :pfanne:
Zahme Vögel träumen von der Freiheit, wilde fliegen.

Solatar

Wie immer wird es wohl die goldene Mitte sein.

Extreme Cliffhanger sind sicherlich nicht unbedingt förderlich. Man sollte schon auch in einer Serie auf einen einigermaßen vernünftigen Abschluss achten.
Ich hatte mir das auch überlegt... und fand die Idee anfangs ganz gut, musste aber bei einem Band auf Wunsch des Verlages 5 Kapitel draufsetzen, um die schlimmsten Cliffhanger rauszunehmen. Im nachhinein bin ich echt froh, dass es dann nur bei kleinen Cliffhangern geblieben ist und die einzelnen Bücher weitestgehend in sich abgeschlossen sind.
Besonders übel finde ich einen entscheidenden Cliffhanger aber dann, wenn die Fortsetzung noch lange auf sich warten lässt. Das ist unbefriedigend und geht m.E. gar nicht.

TheaEvanda

Ich tanze hier mal etwas aus der Reihe - ich bevorzuge Romanzyklen (von denen die Trilogie ja nur die kleinste Ausprägung ist) mit in sich abgeschlossenen Bänden. Wenn nicht die ganze Geschichte auf einen Haufen erscheint, ist mir sonst die Wartezeit zwischen den Büchern einfach zu lang... und ich kaufe nicht oder erst wenn alles erschienen ist.

Deshalb steht bei mir auch "Das Rad der Zeit" nicht im Bücherschrank. Und George Martins Monstrosität kaufe ich auch erst, wenn der letzte Band erschienen sein sollte.

Wichtig ist bei den Trilogien einfach, dass die Helden in Band 1 und Band 2 wichtige Teilerfolge erringen, die notwendig sind, um in Band 3 die ganze Sache sinnvoll abzuschließen.

Wenn Band 1 schon alle Fragen und Probleme abgehakt hat, dann hilft auch kein hintendrangepappter Cliffhanger mehr: Die Geschichte ist zu Ende, und Band 2 und folgende sind neue Geschichten und nicht Teil einer Trilogie im engeren Sinne. Da wurde dann das Thema verfehlt.

Recht witzig fand ich bei Heitz' "Die Zwerge" die Lösung, die Piper aus Goldmann-Zeiten wieder aufgewärmt hat: Am Ende des eigentlich abgeschlossenen Romans gibt es eine Leseprobe aus Kapitel 1 des Folgeromans, in dem es so richtig kracht. Das ganze Arrangement wirkt wie ein Cliffhanger, es ist aber klar, dass es sich um eine neue Geschichte handelt, und dankenswerter Weise steht auch noch das Erscheinungsdatum dabei.

Ausserdem stört die Vorschau auf Kapitel 1 des Folgebandes das Ende der alten Geschichte nicht.

--Thea
Herzogenaurach, Germany

Kati

ZitatWichtig ist bei den Trilogien einfach, dass die Helden in Band 1 und Band 2 wichtige Teilerfolge erringen, die notwendig sind, um in Band 3 die ganze Sache sinnvoll abzuschließen.

Mit so etwas kann ich auch sehr gut leben.  ;D
Zitat
Ausserdem stört die Vorschau auf Kapitel 1 des Folgebandes das Ende der alten Geschichte nicht.

Ich lese sowas immer nicht, wenn mir das Buch richtig gut gefallen hat. Sonst bin ich immer zu ungeduldig um noch einen Tag länger zu warten. :D

LG,

Kati

Tenryu

Ich kaufe mir nie mehrbändige Werke. Das ist mir zu riskant. Einerseits bin ich dann vielleicht vom ersten Band enttäuscht, aber andererseits möchte ich auch wissen, wie die Geschichte ausgeht.
Infolge dessen bevorzuge ich Bücher, die eine abgeschlossene Geschichte erzählen, aber meinetwegen durchaus zu einer losen Reihe gehören können, in der nur die Figuren die gleichen sind. (So wie in den Krimireihen.) Oder Geschichten, die vielleicht gar nicht direkt, sondern nur über den Schauplatz oder ein gemeinesames Thema miteinander verbunden sind.

Alles andere müßte ich mir dann komplett kaufen. Und das habe ich erst 1-2 mal mit unterschiedlichem Ergebnis getan. Leider besitzen nur die wenigsten Autoren das Talent, eine Geschichte über drei oder noch mehr Bände interessant und stilistisch anspruchvoll zu erzählen. Natürlich mögen die Verlage solche mehrbändigen Reihen, weil sie dabei viel Geld für Reklame sparen können. Denn der Leser weiß ja, was ihn erwartet.

Anamalya

Hallo!  :winke:
Ich habe bei Cliff-Hangern irgendwie gemischte Gefühle.  :hmmm:
Ich denke vor allem am Ende von Kapiteln gerade in einem Roman, in dem es mehrere Handlungsstränge gibt, sind sie sehr sinnvoll. Das bringt einen dazu weiterzulesen und auch mal bei einem oder zwei nicht ganz so spannenden Kapiteln durchzuhalten. (So ging mir das beim zweiten Band von Eragon. Ich war immer wahnsinnig schnell mit Lesen, als aus der Sicht von Eragons Bruder Roran geschrieben wurde und dann hörte das Ganze immer an einer total spannenden Stelle auf und dann hab ich die Eragon-Kapitel, die für meinen Geschmack am Anfang und in der Mitte des Buches ein bischen viel Erklärungen und etwas wenig Handlung beinhaltet haben und zu den Roran Kapiteln einen echten Gegensatz darstellten, doch durchgelesen, einfach weil ich wissen wollte wie es weitergeht.)
In meinen Büchern gibt es auch relativ viele Personen und ich beende die Kapitel gerne mit Cliff-Hangern oder zumindest Andeutungen.
Cliff-Hanger am Ende eines Buches sind finde ich ein bischen heikel. Ich finde es durchaus ok, wenn ein Buch offen endet (das tue ich bei meinen ja auch), auch wenn es ab und zu wirklich frustrierend ist, aber es muss ein begründeter Bruch sein und nicht wie bereits mehrmals gesagt einfach ein zusätzliches Kapitel bzw. Epilog um dafür zu sorgen, dass die Leser sich auch den nächsten Band kaufen.
LG
Anamalya  :)