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[Sammlung] Goldschürfen

Begonnen von Nycra, 31. Juli 2015, 14:07:39

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Nycra

Moni meinte, es lohne sich hierfür einen eigenen Thread aufzumachen und ihr Wunsch ist mir Befehl.

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Vorab sei gesagt, dass es sich um Goldschürfen aus Erdreich, also ausgetrockneten und durch die Jahrhunderte/-tausende von Erde bedeckten Grund handelt und nicht um Schürfen in Minenstollen.

Einige allgemeine Fakten:


  • Das Gold befindet sich in einer der untersten Erdschichten, die meist als Krusten bezeichnet werden, aber so tief bis zur Erdkruste gräbt niemand, daher kann das nicht stimmen.
  • Eine Unze Gold ist 19x schwerer als Wasser, weswegen man es mittels Wasser leicht von allem Unbrauchbaren trennen kann. Gold stammt ursprünglich aus dem Weltall.
  • Gold kann gelb, braun, rosa oder rötlich sein. Die Kunst ist, es von gelbgefärbtem Gestein zu unterscheiden.
  • Gold ist nicht magnetisch. Aber in seiner Nähe gibt es fast immer Magnetit.
  • Eine Feinunze wiegt 31 Gramm.
  • Man unterscheidet in feine Körnchen, Flakes (Flocken), Picker (kleine Kügelchen) und Nuggets.
  • Es gibt goldhaltige Quarzadern, die durch Ausschwemmungen entstanden sind, die durch alte Flussläufe von den Bergen nach unten geschwemmt wurden. In vielen Fällen bildet sich unterhalb von Wasserfällen eine Vertiefung, sogenannte Seifen, die extrem viel goldhaltiges Material enthalten. Findet ein Schürfer diese, spricht er von einem Glory Hole.

Anzahl Schürfer:

Die Anzahl der benötigten Schürfer variiert von zwei bis nach oben offen. Es kommt immer darauf an, wie hoch der Ertrag sein soll bzw. wie groß das Land ist, dass man abwirtschaftet. Bei einer ca. 65 Hektar großen Mine sollten es mindestens sechs Mann sein.

Goldvorkommen:

Es gibt zahlreiche Goldvorkommen. Das bekannteste dürfte am Klondike in Alaska sein, der ursprünglichen Flussroute folgend finden sich aber weitere sogenannte Hotspots.

Es gibt aber auch erhöhte Vorkommen in den Outbacks von Australien. Hier liegt das Gold im Gegenzug zu Alaska fast an der Oberfläche, manchmal reicht es, mit dem Fuß über das Erdreich zu scharren und es findet sich ein daumengroßes Nugget. Die bevorzugte Suchmethode neben der ähnlich wie am Glondike gelagerten, ist, mit einem Metalldetektor zu suchen. Claims müssen vorher gekauft oder gepachtet werden.

In Afrika gibt es auch Goldvorkommen. Das Schürfen gestaltet sich ähnlich wie in Alaska, nur sind die Bedingungen dort weitaus schwieriger. Neben dem Dschungel und der dort ansässigen Fauna, die beide ihre eigenen Gefahren bergen, droht einem Schürfer Gefahr durch Diebe, Claimbesetzern und Krankheiten durch leichte Verletzungen. Claimbesetzer sind ein gewaltiges Problem, da die Claims von den Behörden zwar kostenpflichtig vergeben werden, aber insbesondere die Asiaten mit vielen Landsleuten Claims besetzen und mit Waffengewalt verteidigen, um dort illegal zu schürfen. Als Goldschürfer sollte man niemals offen sagen, dass man viel gefunden hat, sonst findet man sich schneller mit einer durchschnittenen Kehle irgendwo im Dschungel wieder, als einem lieb ist. Insekten übertragen gefährliche Krankheiten und auch eine kleine, scheinbar harmlose Verletzung kann dort schnell zu einer gefährlichen Infektion führen – und die Claims liegen meist mehrere Stunden von der nächsten halbwegs vorhandenen Zivilisation entfernt.

Meine weiteren Informationen nach diesem Punkt beziehen sich ausschließlich auf das Schürfen in Alaska. Dort befinden sich schätzungsweise noch 150 Mio. € an Gold im Boden.

Dauer der Schürfsaison:

Die grundsätzliche Schürfzeit beginnt im Mai, meist zur Mitte hin, und beträgt 5 Monate, danach lassen es die Wetterverhältnisse in Alaska nicht mehr zu. Sobald der erste Schnee (Anfang Oktober) fällt, kann man einige Gebiete gar nicht mehr verlassen und würde feststecken. Im Winter kann es bis zu 20 unter Null werden.

Die Umwelt:

Das Flusswasser hat eine Höchsttemperatur von ca. 4°C, weil er vom Gletscherwasser gespeist wird.

Goldschürfen ist nicht umweltfreundlich, dennoch haben die Behörden ein wachsames Auge darauf, dass nicht wahllos Wasser aus dem Fluss abgezweigt wird, um Lachsbestände nicht zu gefährden. Bären dürfen nur geschossen werden, wenn sie einen Menschen bedrohen oder angreifen, sonst hat man sich mit ihnen zu arrangieren. Es ist mit regelmäßigen Kontrollen durch Inspektoren der Umweltbehörde zu rechnen.

Mögliche auftretende "Katastrophen" während einer Schürfsaison:

- Materialermüdung (gerissenen Kettenglieder, Ölschläuche, geplatzte Dichtungen)
- geplatzte Reifen
- Überflutungen, durch Pumpenausfall
- Bärenangriffe
- Kabelbrände
- Unfälle, bei denen jemand verletzt wird und nicht vor Ort versorgt werden kann
- der Boden gibt kein Gold her

Benötigte Fähigkeiten zum Goldschürfen:

Im Grunde kann jeder Schürfen, es schadet aber nichts, Kenntnisse im Baggerfahren oder als Mechaniker bzw. Elektriker mitzubringen.

Benötigte Materialien:

An erster Stelle steht da das Geld. Wer kein Geld hat, kann nicht selbst einen Claim mieten, aber durchaus bei einem Pächter anheuern. Allerdings dürften solche Stellen sehr rar sein und nicht selten werden ungelernte/unerfahrene Kräfte schnell wieder aussortiert.

Schweres Gerät

  • mindestens zwei Kettenbager
  • Bulldozer
  • Muldenkipper, am besten zwei Fahrzeuge
  • Frontlader
  • Waschanlage bestehend aus Siebtrommel, Rüttler und Wasserpopulsionsanlage (Jig)
  • Wasserpumpen, möglichst stark
  • sofern nicht vorhanden, mobile Stromerzeuger
  • ein extra Generator
  • Buggys/Quads

weitere Materialien

  • mehrere Schaufeln
  • genug Werkzeug wie Schweißgeräte, Hammer etc., um die Maschinen im Notfall wieder zum Laufen zu bringen
  • Ohrschützer, Schutzhelme, Schutzwesten, Stahlkappenstiefel, Arbeitshandschuhe, Schutzbrillen (Pflicht! Wenn nicht vorhanden, droht Schließung der Mine)
  • Waffen (weil dort Grizzleys und Schwarzbären herumstrolchen)
  • Sattelitentelefon (mit dem Handy kommt man nicht sehr weit)
  • ausreichend Waschpfannen
  • Verpflegung
  • Trinkwasser
  • Diesel
  • bei Erstbezug einer Mine, Holz zum Bauen von Hütten bzw. Campingwagen. Zelten ist wegen der Wildtiere nur für ganz harte Kerle geeignet.

Kosten:

Einen Claim zu betreiben ist nicht billig. Es fallen Kosten an für

  • Nahrung
  • Frischwasser
  • Diesel
  • Reparaturen
  • Gehälter der Arbeiter
  • Maschinen (Leihgebühren, Käufe etc.)
  • Der Verpächter verlangt einen Anteil zwischen 10 und 20% vom abgebauten Gold. Darüber hinaus kann eine einmalige oder monatliche Pachtgebühr fällig werden.

Goldschürfer unter sich:

Der Konkurrenzkampf ist groß, dennoch hilft man sich gegenseitig mit Ersatzteilen aus. Am Ende der Welt kann eine defekte Gummidichtung das Aus einer Mine bedeuten. Wenn dem Nachbar unkompliziert geholfen werden kann, wird dieser, wenn man selbst Probleme hat, vermutlich ebenfalls helfen.

Erste Arbeitsschritte:

Bevor eine Mine betrieben werden kann, benötigt man von der Minenbehörde entsprechende Dokumente, wie Schürfgenehmigung, Wasserlizenzen, Ausbildung in Erster Hilfe und Sicherheitszertifikate. Ein Sicherheitstechniker muss benannt werden.

Wenn man es nicht schon im Vorfeld veranlasst hat, sind jetzt Probebohrungen fällig, um die möglichst besten Stellen zu finden. Meist hat der Verpächter schon Pläne vorliegen, wo sich das Schürfen lohnt. Ansonsten zahlt man circa 50 Dollar pro Meter Bohrung. Geht man davon aus, dass die goldführende Schickt zwischen 6-12 Metern tief liegt und für aussagekräftige Bohrergebnisse mindestens sechs, besser zehn Löcher bohren sollte, kann man sich die Kosten dafür selbst ausrechnen.

Falls noch Schnee liegt, muss dieser weggeschafft und der Boden geebnet bzw. das Gelände gerodet werden. Ist das Land unberührt (ja solche Flecken gibt es tatsächlich noch) oder schon lange nicht mehr genutzt worden, müssen Sickergruben und Ab- bzw. Zulaufbecken für die Waschanlage geschaffen werden.

Sobald die Waschanlage mit ihren drei Komponenten Rüttler, Trommel und Jig nebst zugehöriger Wasserversorgung bereit ist, beginnt die eigentliche Arbeit. Der Boden wird bis zum Mutterboden aufgegraben. An manchen Stellen kann der Permafrost dies verhindern, dann muss ein neues Schürfareal erschlossen werden. Darunter befindet sich das Grundgestein. In dieser letzten Schicht befinden sich (hoffentlich) die Goldablagerungen.

Das Graben muss stufenförmig erfolgen, sonst kommen selbst große Bagger nicht bis zum Grundgestein. Eindringendes Flusswasser muss mittels Pumpen herausgezogen werden.

Diese Erde wird in die Waschanlage gegeben, wo sie mittels viel Wasser aufbereitet wird. Erst erfolgt eine Trennung der großen Steine von den kleinen, dann eine weitere Trennung von den kleineren Steinen mittels Jig vom sogenannten schwarzen Sand. Dieser enthält feines Goldmaterial.

Letzteres muss erneut gewaschen werden. Dies kann per Hand unter Zuhilfenahme von Waschpfannen oder mittels Rütteltisch, auch Konzentriertisch genannt, erfolgen. Letzterer muss aber absolut perfekt abgestimmt sein, damit sich Sand und goldhaltiges Material trennen. Um Unreinheiten gleich abzuwaschen, wird das Wasser mit Lauge versetzt.

An guten Tagen mit einer erfahrenen Crew und ordentlichen Maschinen ist eine Ausbeute von 25.000-30.000 Dollar pro Tag möglich.

Ich habe jetzt bewusst auf den Aufbau und die Nutzung der einzelnen Waschanlagenkomponenten verzichtet, falls daran dennoch Bedarf herrscht, ergänze ich das gerne noch.

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Dies ist ein Überblick über meine Recherchen zu diesem Thema. Sie basieren auf der BBC-Reihe "Goldrausch in Alaska", die wesentlichen Details sind mit Wikipedia und anderen Quellen aus dem Internet abgeglichen.

Falls ihr etwas ergänzen oder korrigieren möchtet, dürft ihr das gerne tun.

Coehoorn

Ein paar Ergänzungen =)
Gold entsteht bei der Explosion von Sternen, bei denen Eisen zu allen schwereren Elementen fusioniert wird.

Es ist möglich Gold künstlich herzustellen. Dafür muss man die Atome eines anderen Metalles mit Lasern beschießen. Am leichtesten lässt sich Platin zu Gold umwandeln. Der Energieaufwand und die Tatsache, dass Platin mehr wert ist als Gold, macht das Verfahren aber im Kern völlig unrentabel.

Im Rhein gibt es Gold. Es gibt sogar eine Firma die dort wäscht, die Menge ist aber sehr gering.

Sparks

Zitat von: Coehoorn am 31. Juli 2015, 19:49:12
Im Rhein gibt es Gold. Es gibt sogar eine Firma die dort wäscht, die Menge ist aber sehr gering.

Nicht nur im Rhein gibt es Gold. Auch in der Inde (Eifelnordrand) oder der Eder bei Korbach.
Das Gold im Rhein hat verschiedene Quellen. Ich weiß von den Alpen, dem Schwarzwald und eben Eifel/Rheinisches Schiefergebirge.

In Ostdeutschland gibt es wohl auch Vorkommen.

Aber alles eher klein. Im Rhein bilden sich eben an Sedimentationsstellen Seifenlagerstätten. "Seife" im Sinne von zusammengewaschen/zusammengespült und nicht von Seife zum Händewaschen. Diese können durch klassisches "Goldwaschen" mit einer Goldwaschpfanne oder anderen Vorrichtungen gewonnen werden.
Es gibt aber auch genug Beispiele, wo solche Seifenlagerstätten nicht nur oberflächlich durch klassisches "Goldwaschen" gewonnen werden, sondern auch Bergmännisch durch Schächte und Stollen erschlossen werden.

Hier ein Vortrag von Nick Zentner (amerikanischer Geologieprofessor) über eine Goldlagerstätte (Liberty Mine), die aktuell noch gewonnen wird:
https://www.youtube.com/watch?v=QsBZfRJihdw

Und hier wäscht jemand semiprofessionell Gold am Niederrhein:
https://www.youtube.com/watch?v=QRSF2Dl_ZF4

Allgemein können Goldminen (oder andere Bergwerke) und deren Zubehör und drumherum interessante McGuffins sein.
Ein großartiges Vorbild ist z.B. B. Travens Roman "Der Schatz der Sierra Madre".

Zur Inspiration aber auch mal nach "lost dutchman Mine" im Internet suchen. ;O)

Gold hat vielfältige technische Anwendungen. Aber es werden meistens nur sehr geringe Mengen benötigt. Aktuell: COVID-Schnelltests enthalten z.B. kollodiales Gold. Die Menschheit dürfte auf lange Sicht genug Goldhaben. Im Gegensatz z.B. zu Kobalt oder Zinn.






Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Depression