Ich las gestern einen kleinen "Artikel".
Dort wurde von dem Autoren erzählt, das er sich eigentlich nie vorher ans Krimischreiben getraut habe, da er bis dato "nur" zwei Spielarten des Kriminalromans kannte, und die bekäme er niemals hin.
Dann aber las er einen mit einem vollkommen anderen Stil und war begeistert.
Und das, obwohl die Story so banal war.
Eines Tages wurde der Autor dieses Kriminalromans im Fernsehen interviewt, warum seine Bücher einen so großen Erfolg haben, und er antwortete: "Ich schätze, den Lesern gefällt einfach der Klang der Worte."
Ist dies tatsächlich das ganz große Geheimnis, was einen Roman zu einem guten Roman macht, was den Leser an die Lektüre fesselt und sie nicht mehr loszulassen scheint, bis das berühmte Ende erreicht worden ist?
So wie es aussieht: Ja!
Seien wir doch mal ehrlich: Sitzen wir im Theater, und eine voluminöse Stimme dröhnt ein wuchtiges: "TO BE...(Pause) OR NOT TO BE" dann zieht uns das doch eher in den Bann als ein einfach dahingesagtes "To be or not to be" ohne Betonung, ohne Insbrunst, ohne Klang.
Auch muß ich eingestehen, wenn ich einem Hörspiel lausche und ein Wort oder Satz falsch betont werden bzw. noch schnell hinterhergeschoben, dann stört es mich im Genießen des Stückes.
Demzurfolge muß tatsächlich etwas dran sein, am "Klang" der Wörter.
Nun kann man als Autor natürlich nicht so arbeiten, wie Schauspieler/(Synchron)Sprecher mit der Stimme dieses tun (können).
Wir müssen auf andere Möglichkeiten zurückgreifen.
Wir haben aber den enorm großen Vorteil, an den Erfahrungsschatz des Lesers zu gehen und Szenen so zu beschreiben, das er in seinem Kopfkino mit Dolby Sourroundsystem schon weiß, wie was betont wird, wie ein Wort, ein Satz, die Melodie seinen Sinn für "Hörästhetik" seine inneren Saiten zum schwingen bringt.
Ist das nun das ganz große Geheimnis, um aus einem einfachen Plot - wie simpel er auch gestrickt ist - Massen von Lesern zu begeistern?
Kann der Klang von Wörtern tatsächlich eine spannende Szene zu einer noch spannenderen machen?
Sorgt ein Trommelwirbel von Wörtern dafür, das der Leser gespannt den Atem anhält oder zumindest flach atmet, langsamer liest oder auch schneller?
Was meinen Sie?
Zieht der Klang der Wörter den Leser tatsächlich intensiver ins Geschehen?
Oder ist es nur eines von mehreren Stilmitteln, die man einsetzen kann, aber nicht muß?
Haben Sie spezielle Lieblingswörter, von denen Sie meinen, das sie Aufmerksamkeit garantieren. Und wenn ja, welche?
Und vor allen Dingen (diese Frage richtet sich an die Befürworter): Kann eben dieser Klang, diese Melodie, zu einem "Ohrwurm" werden wie ein Musikstück im Radio, das so häufig gespielt wird, das man es tatsächlich nicht so schnell aus dem Kopf bekommt, oder läuft man Gefahr, das der Leser irgendwann sagt: Ich kann es nicht mehr "hören"?
LG
Feuertraum
P.S. Und bitte bitte bitte keine Endlosdiskussion über den Sinn oder Unsinn von Schreibratgebern. Es geht mir einzig und allein um das Thema Klang (Melodie) von Wörtern.