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Frauen schreiben für Frauen

Begonnen von Hochkogler, 08. März 2018, 14:24:38

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Linda

Ich für meinen Teil kann mit Liebesgehudeldudel nichts anfangen. Nicht als Leserin und auch nicht als Autorin.
Ich kann aber auch nichts mit Eisenbahn-Modellbau in Theorie oder Praxis anfangen.

Wahrscheinlich ist es einfach so: Frauen lesen vielseitiger und ich wage die Behauptung, dass die allermeisten "Männergenres" ebenfalls von Frauen gelesen werden, es umgekehrt aber weniger der Fall ist.
Spricht eher für weibliche Lesequalitäten, oder nicht ;-)

Zit

Zitat von: Churke am 08. März 2018, 15:35:26
Der Name auf dem Cover ist mir egal.
Jedoch lassen sich anhand des Covers und des Themas statistische Ausagen über das Geschlecht des Autors/der Autorin treffen.
Ein Gutteil wird dem Verlag geschuldet sein. Zielgruppenorientiertes Marketing, okay?
Das erklärt dann aber nicht, dass eine ähnliche Normverteilung bei veröffentlichten Leserbriefen auftaucht. Platt ausgedrückt: Zum "Tierschutz" schreiben sich die Leserinnen die Finger wund, zur "Finanzkrise" scheinen nur Männer eine Meinung zu haben.
Ja, ich übertreibe, aber die Tendenz sehe ich jeden Samstag in der Zeitung...

Zeitungen kann man nicht vertrauen, die sind von vorn bis hinten gefiltert. Ich denke, dass sie immer noch viele Leserbriefe bekommen oder genug, dass sie nicht alle drucken können, und dann entsprechend aussortieren. Eine wirkliche Aussage zur Verteilung könnte man nur treffen, wenn man alle Leserbriefe hätte.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Kunstmut

(Ich hoffe, ich werde zwischendrin nicht zu Off-Topic, aber beim Thema "Gender" fällt mir spontan folgendes zu ein:)

Ich finde es interessant, dass das "Gender" Thema immer wieder mal aufkommt. Gerade, wenn es einen Feiertag gibt, einen Gedenktag oder eine aktuelle Debatte, die durch die Medien befeuert wird. Kapitalismus mit Positivismus bedeutet doch, dass das ganze Leben von uns Menschen entmenschlicht wird, weil wir Daten, Zahlen, Skalen, Statistiken für alles haben. Und da es marktwirtschaftlich im Leben nur um kaufen und verkaufen geht, wird selbst eine Ästhetik wie die Literatur irgendwann einfach nur noch eine belanglose Dienstleistung, angepasst an Alter, Geschlecht, sozioökonomische Schicht und soziale und kulturelle Filterblase. Es reicht, wenn ich angebe "männlich" und Zack: Autos, Fußball, Holzverarbeitung, dicke Muskeln, Technik im Allgemeinen und Speziellen. Gebe ich an, dass ich Autor sei: Ratgeber für besseres Schreiben, mehr Fans, mehr Klicks, mehr big business und money, money, money.

(Und nur weil ich links bin, feier ich nicht automatisch den Kommunismus. Nach China-Kritik, Russland-Kritik usw. muss ich da immer selber suchen. Genauso wie nach den positiven Seiten der westlichen Welt. Ich jongliere quasi Woche für Woche mit Filterblasen, damit ich einfach nur die möglichst neutrale Sicht bekomme.)

Und ständig wird der Markt nach weißen Bereichen abgesucht, damit man Angebot und Nachfrage kreieren kann. Heutzutage gehe ich in eine Buchhandlung und habe das Gefühl, ich sehe tausendmal das exakt gleiche Buch mit Variationen. Geschrieben vom Roboter mit Gewinnbeteiligung aus der Marketingabteilung. Selfmarketing und Selfpublishing, Onlinehandel und Digitalisierung killt Buchhandlungen und Bibliotheken, macht Druckereien, Marketing-Abteilungen, Typografen, Layout-Spezialisten, Agenten, Lektoren usw. überflüssig. Selbst ist der Autor, er oder sie muss alles selber machen.

Weigere ich mich dagegen, weil ich intelligent und unabhängig bleiben möchte, gehe ich unter, weil mein Angebot niemand haben möchte. An dem Tag, an dem ein Autor aber nur noch das schreibt, was maximale Leser und maximal Geld bringt, ist die Literatur tot. Und der Kunde ist König. Schreibe ich also für zehn kluge Leser? Nein, ich analysiere den Markt und schreibe für zehntausen Idioten. Fifty Shades Of Grey lässt grüßen. Und natürlich schreiben wir keine Rezensionen mehr und haben uns alle lieb. Sieht dein Cover cool aus oder siehst du im realen Leben aus wie ein Model oder bist bereits zur Marke geworden, kannst du über alles schreiben und es verkauft sich wie Wasser im Kriegsgebiet.

Als Allquantor-Aussage ist der Satz "Frauen schreiben für Frauen" natürlich falsch. Nur eine Frau muss auftauchen, sich empören und sagen: Männer sind mir doch nicht egal! Und schon ist es hinfällig. Das ist Dialektik. Von allem muss es ein Gegenteil geben. Ich muss nicht mal nachschauen, weil ich genau weiß, dass gerade jetzt im Moment irgendjemand vom Weltfrauentag genervt ist. Das liegt in der Natur der Sache.

Letztlich ist es doch den Vokabeln egal, ob sie von Männlein, Weiblein, Roboter, Alien, fliegender Kuh oder Kaugummi gesetzt werden. Solange die Worte auf dem Papier Sinn ergeben, werden sich immer Leser finden. Wenn Frauen für Frauen schreiben, ist das genauso legitim wie: Männer schreiben für Männer. Frauen schreiben für Männer. Männer schreiben für Frauen. Beide Geschlechter schreiben für beide Geschlechter. Oder nur für eine bestimmte Altersgruppe zum Beispiel Kinder oder Jugendliche. Oder für bestimmte soziale Blasen. Junge Kauffrauen, die katholisch sind und CDU wählen, haben vielleicht ein anderes Leseprofil als alternative Frauen, die in Richtung der SuicideGirls tendieren. (Ich meine als Allesleser, der nich immer sofort das Neueste vom Neuesten liest, sondern auch mal alte Sachen, bin ich doch Gift im Markt, weil ich nicht ständig und immer konsumiere).

Die Geschlechterfrage verfolgt mich seit der Grundschule. Alle Jungen spielen Fußball, ich bin Mitglied der Lese-Ag der dritten Klasse und baue die Bibliothek der Grundschule mit auf. Dafür werde ich mal bewundert mal belächelt. Bücherwurm und Leseratte sind für mich Beleidigungen, denn Lesen ist doch wie Atmen. Man würde jemanden doch auch nicht Luftschnapper nennen oder Vielwassertrinker. Das erste mal über Bücher austauschen konnte ich mich in der zehnten(!) Klasse. Weil Jungs ja nicht lesen und spoilern lassen will sich ja niemand. Aufgrund meiner sozialen Prägung als Mann ist für mich schreiben daher vom Gefühl her wie Nähen oder Häkeln. Ich hänge es nicht an die große Glocke, weil vor allem das männliche Umfeld die Augenbrauen hochzieht und das weibliche Umfeld komplett andere Dinge schreibt. Und damit meine ich nicht mal den Inhalt, sondern die gesamte Herangehensweise. Aber vielleicht trifft das innerhalb der männlich/weiblich Debatte nochmal das Subthema der introvertiert/extrovertiert Schreiber. Die meisten Texte da draußen sind für mich einfach oberflächlich. Egal, wer sie geschrieben hat und egal in welchem Genre.

Ich sage kaum jemandem, dass ich gerade einen Liebesroman lese, wenn ich es denn tue. Bei all den Beleidigungen gegen twilight Leser ... (ich bin einer; hat mir damals als männlichem Jugendlichen die Augen geöffnet wie Mädchen denken; war sehr hilfreich, weil ich mich danach anders verhalten konnte). Technisches Sachbuch, Sci-Fi, Fantasy, Abenteuer, Horror - kein Thema. Sollte ich mal Pferderomane lesen oder Ratgeber für Schwangerschaften (damit ich mich als Mann irgendwann in ferner Zukunft nicht wie Knaark aus der Höhle anstelle) werde und kann ich das niemandem erzählen. Übrigens hat mich Patrick Rothfuss dazu gebracht, über den Tellerand zu schauen, mich mal mit weiblichen Themen zu beschäftigen und open minded zu werden. Wie toll das doch war, zu merken, dass ich nicht verrückt bin.

Ich habe bis heute Hemmungen, mit anderen Menschen über Texte und Bücher zu schreiben, wenn es mich selbst trifft. Damals in Deutsch rund zwanzig Mädels und drei Kerle. Thema: Faust. Gretchens Schwangerschaft und Problematik. Als Kerl mit vielleicht 18 Jahren fühlt man sich wie das fünfte Rad am Wagen und kann nichts machen außer schweigen. Es fängt bereits mit der Kommunikation an. Frauen reden unter Frauen durchaus höflicher, beißen sich dann aber hintenrum mit Intrigen weg, dass man(n) nur staunen kann. In einer Männerrunde kann es durchaus mal hässlich werden, mit samt körperlicher Auseinandersetzung. Dann wird eine Zeit geschwiegen und Monate oder Jahre später versteht man sich wieder. Deshalb wundert es mich enorm in diesem Forum und in anderen Foren, wenn Menschen, speziell Frauen, ein riesiges Fass über das endgültige Ende einer Freundschaft aufmachen. Das wirkt dann gleich melodramatisch.

Mittlerweise sage ich jedem, dass ich mich als Autor fühle. (Weil es mir sonst zu dumm wird. Man muss zu dem stehen, was man macht). Dabei komme ich mir als junger Mann vor, als hätte ich mitten im KuKluxKlan zugeben müssen, ich sei ein schwarzer bisexueller Mensch, der sich aber dank Genderfluider-Gefühle noch nicht ganz sicher ist. Ich weiß, wie das ist, wenn man aus einem Freundeskreis allmählich sozusagen von selbst rausfliegt, weil man eben nicht der typische Technik-Nerd ist. Im Anschluss musste ich aber erstmal Frauen-Kommunikation lernen, weil die Foren voll davon sind.(Männer sind irgenwie schreibfaul. Bevor sie dann mit jenseits der 50 Jahre im Papanator-Modus der ganzen Welt ihr Mansplaining aufdrängen. Was mir übrigens selbst auf die Nerven geht. Aber wie kommt man aus diesen Verhaltensmustern raus, wenn es kaum bis gar keine role models gibt? An wen soll sich ein Junge halten, wenn ein kultivierter Goethe nicht in der Nachbarschaft wohnt? Dass sich ein männlicher Jugendlicher nicht nach einer erwachsenen Frau richtet, hängt wohl mit der Sexualität zusammen. Nehme ich an.)

Das ist nicht mal negativ gemeint. Es ist nur diese ewige Netiquette und Political Correctness mit der ewigen Heuchelei und wir haben uns alle lieb und hintenrum doch nicht, die man erstmal verstehen lernen muss. Typisch männliches Verhalten ist ja durchaus Kontaktabbruch ohne Vorwarnung, Sendepause und urplötzliche Wiederaufnahme des Kontaktes nach längerer Zeit. Ist doch logisch, wenn Emotionen keine Rolle spielen und nur ab und zu Infos ausgetauscht werden. Da werden dann keine negativen Gefühle über Zeit gespeichert. Manchmal habe ich den Eindruck, Männergehirne funktionieren wie Taschenrechner. Und dann stellt man auf clear. Und alles ist wieder wunderbar.

Das habe ich früher immer bei Planungen für Geburtstage erlebt. Wie die weibliche Welt sich den Kopf zerbricht, damit Mädchen X nicht eingeladen werden muss, ohne einen Zickenkrieg zu starten, während Männer einfach demonstrativ gewisse Personen einladen und der Rest automatisch ausgeladen ist und gar nicht erst "antanzen" muss. Alles schon live miterlebt, nicht nur bei Jugendlichen, auch bei Erwachsenen.

Warum schreibe ich das gerade alles in diesen Thread? Ganz einfach: Ich kenne sowohl die männliche "Art und Weise", als auch die weibliche. Verändern kann man das im Positiven nur, indem man Geschlechter ignoriert und in der Kategorie Mensch denkt. Das fängt schon damit an, dass ich mich als 1,91 Meter Mensch permanent zwingen muss, mich nicht über kleine 1,70 Meter Frauen lustig zu machen. (Och, die ist ja niedlich und erst diese hysterische Stimme. Die kann doch garantiert keine ernstzunehmende Kriegsgeschichte schreiben). Letztlich ist das alles nur Psychologie und eine Frage von Bildung und Kultur. Unter anderen Umständen, mit ein paar anderen Vorzeichen, säße ich jetzt vielleicht in den USA als beinharter männlicher Trump-Wähler und würde gegen "Kampflesben" hetzen und von naiven Schneeflocken schreiben. Ich weiß, wie dieser Mechanismus entsteht. Ich spüre es manchmal in meinem eigenen Denken und muss dann sagen: No, du bist im 21. Jahrhundert und aufgeklärt. Du kannst reden und musst nicht grunzen.

Im Übrigen ist es recht billig, am Weltfrauentag so eine (Grützen)überlegung in einer Kolumne zu bringen. Da sind wir wieder beim Marketing. Tausende Frauen werden empört nein schreiben und sich wehren gegen die blöde Frauen Frauen Männer Menschen Gleichung. Und die Klicks werden kommen. Money.

Im Übrigen kann man Zeitungen vertrauen, man muss nur wissen, wer im Hintergrund finanziert und wie die politische Ausrichtung ist. Es gibt ja immer noch so etwas wie den Pressekodex. Zeitungen können also nicht alles manipulieren wie sie wollen, gewisse Berichte und Statistiken stimmen dann doch. Da geht es um die Ehre der gesamten Branche. (Auch wenn ich dem Handelsblatt oder der FAZ eher Vertrauen schenke als Focus, Spiegel und Bild).

Früher hätte ich meine Gedanken übrigens komplett für mich behalten. Einfach, weil es im Friede-Freude-Eierkuchen Leben diese Gedanken nicht geben darf. Das ziemt sich im Knigge nicht. Warum schreibe ich dennoch so viel? Weil ich immer wieder sehe, was alles nicht funktioniert. Und solange dieser Geschlechter-Wahnsinn nicht aufhört, muss man weiter drüber reden. Und bislang habe ich beim Lesen des Tintenzirkelforums einen, hmm, weiblichen Drall ausgemacht. (Nichts Schlechtes! Es ist nur eben kein Abbild der gesamten Realität. P.S.: Off-Topic: Ich verstehe auch, warum junge Männer Erdogan, Putin und all die anderen Machos feiern, oder bei islamistischen, bei rechtsextremen, linksextremen, frauenfeindlichen usw. Aktionen mitmachen. Ich verstehe das Verhalten aufgrund meines eigenen Geschlechts. Gerade Trump zeigt für mich völlig normales männliches Verhalten.)

Ich hoffe, ich konnte die Diskussion ein wenig bereichern. Genderthemen triggern mich jedesmal.


(Als Zusatz: Das alles ist friedlich und ruhig gemeint. Schreibe das absichtlich, weil ich in der Vergangenheit oft auf das Klischee gestoßen bin: langer Text ist automatisch eine emotionale leidenschaftliche Wutrede oder Frustrede, oder etwas in der Art eben. Dabei ist das für mich einfach nur ein Ausbreiten meiner Gedanken in gründlicher Form. Ich freue mich auch schon darauf, in Zukunft in den Beziehungs-/ Freundschafts- etc. Threads meine Sicht der Dinge mit einzubringen. Als hochsensibler Mensch mit einem Übermaß an Empathie, bis hin zum Mitleiden (ich weiß, gefährlich), könnte ich mich da noch nützlich machen)

Ach ja, bin ich eigentlich der Einzige, dem Name, Cover und Geschlecht egal sind? Selbst vergilbtes Papier und altertümliche Sprache halten mich nicht vom Lesen ab. Wäre ja noch schöner, wenn rosa Schrift mich davon abhalten könnte, Sexratgeber für Frauen zu lesen. Man(n) muss sich ja gegen die Kulturnormen der Medien wappnen, damit man elegant kontern kann, wenn es sein muss. (Kann ein super Anfang für ein Gespräch sein, wenn man zusammen über Stereotypen der Ratgeberliteratur des jeweils anderen Geschlechts fachsimpelt) (Wenn mal irgendwo was rumliegt - hier lautes Lachen aus dem Untergrund einfügen).

Womöglich bin ich weder männlich noch weiblich sondern einfach koboldig    :hmmm: :lehrer:

Zit

#33
:) Bei Zeitungen ging es mir weniger um den Pressecodex, in der Hinsicht habe ich da noch Hoffnungen in Journalisten und halte sie nicht generell für storygeile Nervensägen. Aber gerade bei der von dir angesprochenen FAZ, und Zeitungen anderen Kalibers, gefällt mir die Weltsicht nicht, die hier und da zwischen den Zeilen mitschwingt. Das ist dann schon öfter was vom hohen Ross und Altherrenweltbild dabei (gewesen). Da FAZ und Co mittlerweile aber nur noch Paywalls/ Hier-keine-Adblocker!-Schrott einblenden, weiß ich nicht mehr, ob dem noch immer so ist. Das hätte ich deutlicher dazu sagen sollen, sorry.

Ansonsten kann ich deinem Beitrag nur zustimmen.

(Und ich denke, im Zirkel brauchst dir keinen Kopf um Außen hui, innen pfui machen. Wenn uns was nicht passt, sind wir da schon recht direkt. ;D)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Aphelion

#34
Das Gemeine an Vorurteilen ist, dass sie häufiger unbewusst als bewusst sind. Ich achte ebenfalls nicht bewusst darauf, ob ein Buch von einem Autor oder einer Autorin geschrieben wurde, aber ich weiß auch, dass das überhaupt nichts heißt. Das Unbewusste ist nunmal... unbewusst.

Solche unbewussten Einstellungen lassen sich messen, insofern sind solche "ich denke, dass ich das nicht mache, obwohl ich es tatsächlich doch mache"-Phänomene längst erwiesen. Ich weiß nicht, ob schon explizit Vorurteile bei der Buchauswahl untersucht wurden, aber das wäre ein interessantes Thema.

Zitat von: PBard am 08. März 2018, 15:05:23
Ich hoffe, ich werde nicht erschlagen, wenn ich mich schon wieder zu "so einem Thema" melde - aber ich kenne das Zitat, und finde, daß es hier im vollkommen falschen Kontext gebraucht wird.
Volle Zustimmung. Das wurde zum Glück inzwischen ja klargestellt. Elisabeth Raether vertritt dabei nicht einfach nur eine Meinung, sondern ihre Schlussfolgerung lässt sich gut begründen. Ein schöner Artikel dazu erschien vor einer Weile beim Deutschlandfunk: "Für Gleichberechtigung in der Krimibranche". In dem Artikel sind auch einige konkrete Zahlen aufgeführt.

Ich persönlich glaube übrigens, dass Autoren, die Liebesromane schreiben, weniger Probleme haben als Frauen, die Krimis oder blutige High-Fantasy-Epen schreiben. Männer wird eher zugetraut, alles zu können, während Frauen eher auf stereotype Frauenthemen reduziert werden. Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass es auch bei Liebesromanen einen Unterschied zwischen Autoren und Autorinnen gibt; allerdings vermute ich, dass er nicht so groß ist wie im Krimi-Bereich.




Ich möchte außerdem mal kurz einwerfen, dass Sexualität durchaus eine kulturelle Komponente hat - weniger in Bezug darauf, ob jemand sich eher von Männern oder Frauen angezogen fühlt und da oder dort eine erogene Zone besitzt, sondern v.a. darauf, wie die Sexualität anschließend ausgelebt wird - wohlgemerkt nicht zwangsweise wegen Tabus, sondern lustweise. (Ja, es gibt auch Tabus usw., aber darum geht es grad nicht.)

Dasselbe gilt übrigens für den "Geschmack" bei der Farbauswahl usw. Dabei kommt es allerdings nicht nur darauf an, was andere vermitteln, sondern wer was wann in welchem Zusammenhang vermittelt und wie viel man davon mitbekommt - und wie man es versteht.

Zitat von: Steffi am 08. März 2018, 17:40:28
Und dann ergehen sich die Medien darüber, dass John Green ja eigenhändig das YA-Genre gerettet hätte, und ignorieren dabei vollkommen die Frauen, die schon ewig in dem Genre schreiben  ::)
Das finde ich ziemlich traurig; vor allem, weil John Green eigentlich nicht der Typ zu sein scheint, der diese Aussage, er hätte YA gerettet, unterschreiben würde.

Zauberfrau

#35
Zitat von: Kunstmut am 08. März 2018, 22:46:36

Ich hoffe, ich konnte die Diskussion ein wenig bereichern. Genderthemen triggern mich jedesmal.

...
Ach ja, bin ich eigentlich der Einzige, dem Name, Cover und Geschlecht egal sind?


Hallo Kunstmut,

du sprichst mir aus dem Herzen. Genau so geht es mir. Ich kann diese Gender-Diskussionen und diese übertriebene Vorsicht, alles political correct in der Öffentlichkeit rüberzubringen (und ein Buch ist nun mal öffentlich), auch langsam nicht mehr hören und nicht mehr sehen. Und ich bin eine Frau! Und mir ist es herzlich wurscht, wer ein Buch geschrieben hat, hauptsache, es ist gut. Und daran krankt es schon oft.

Und was ich gar nicht leiden kann: In Spiele-Anleitungen das Wort "Spieler" durch "Spielerin" zu ersetzen. Das nervt mich so, weil es sich so ungewohnt liest, dass ich nicht verstehe, wie das Spiel eigentlich geht. Den entsprechenden Spieleverlagen hätte ich schon manches Spiel deswegen um die Ohren hauen oder zumindest zurückgeben wollen. Oder das Ändern von Hymnen, die schon über 100 Jahre alt sind. Oder das schöne Gedicht von Gomringer, das jetzt auf eine Häuserwand übermalt werden muss, weil es ja soooo sexistisch ist. Ein paar Wochen davor haben wir (ein Mann und etwa 10 Frauen) in unserem lokalen Autorenkreis dieses Gedicht untersucht und es für wunderbar befunden. Sexistisch? Weil da ein Bewunderer für Alleen, Blumen und Frauen zugegen ist? Hallooo?

Ja.

Und das sage ich am Ende des Weltfrauentags! Wir Frauen sollten uns endlich mal ernst nehmen und nicht dauernd rumheulen, dass uns die bösen Männer schon wieder weh gemacht haben. Es gibt bestimmt Frauen, denen viel Unrecht getan wurde. Mit Sicherheit. Aber es gibt davon auch Männer. Jörg Kachelmann ist da so ein Beispiel. Aber er wurde lange belächelt, weil er ja ein Mann ist und damit per se böse. Oh, ich weiß, ich mache mir gerade viele Feinde, wahrscheinlich besonders viele Feindinnen. Aber genau dann, wenn uns das Geschlecht des Gegenübers egal ist, dann sind wir da, wo wir hinsollten. Solange wir Frauen nur über die bösen Männer heulen, werden wir nichts erreichen.

Und noch etwas: An der Uni gab es einen Technik-Tag für Mädchen, damit sie mal sehen konnten, was an der technischen Uni so gelehrt wird. Und da war ein Mädchen, dessen Zwilling ein Junge war. Sie hat mir erzählt, dass ihr Bruder an dem Morgen des Technik-Tags dicke Tränen vergossen hat, weil er nicht mitdurfte. Und sie fand das auch ganz schlimm, weil es ja ihr Bruder ist und sie eigentlich alles zusammen machen. Und das finde ich auch irgendwie unmöglich. Das ist auch keine Gleichberechtigung. Ich habe dann angeregt, auch einen Technik-Tag für Jungen ins Leben zu rufen. Aber nein, die kommen ja sowieso, das braucht man nicht anbieten.

Vielleicht bin ich gerade sehr unangenehm. Vielleicht gibt es aber auch andere, die so denken, sich aber nicht trauen, weil sie gleich in eine ganz, ganz böse Ecke gestellt werden. Ich sage trotzdem

Liebe Grüße,
Zauberfrau

weil ich sowohl Frauen als auch Männer schätze und irgendwann hoffentlich auch mal glücklich sein kann, dass das Pendel der Ressentiments nicht dauernd hin- und herschwingt und dann auch noch so krasse Ausreißer bekommt, wie ein armes Gedicht, was die Übermalung nicht verdient hat.

Mondfräulein

Dass Frauen in der Literaturbranche immer noch nicht ernstgenommen werden überrascht mich gar nicht. Gab es da nicht mal eine Diskussion um Nicholas Sparks, weil er nicht in eine Reihe mit den typischen Frauenromanen gesteckt werden wollte? Ich kann mich da leider nicht mehr so genau dran erinnern. Aber es ist ja nicht nur in diesem Bereich so. Starke Frauenfiguren sind in Hollywood immer mehr im kommen, aber ein Actionfilm mit weiblicher Hauptdarstellerin ist leider immer noch eher die Ausnahme als die Regel, besonders wenn sie nicht übermäßig sexualisiert dargestellt wird. Auf der anderen Seite kann man kaum diskutieren, wie Frauen systematisch aus technischen Berufen herausgehalten werden (das wurde mir zum Beispiel gründlich ausgetrieben, als wir in der 5. Klasse im Wissenschaftsunterricht nach Jungs und Mädchen getrennt unterrichtet wurden, die Mädchen durften Bilder ausmalen, die Jungs haben Heißluftballons gebaut) ohne dass jemand kommt und sagt "Aber die Jungs!". Jedes Mal wenn eine Diskussion über Sexismus aufkommt, kommt wieder irgendjemand und meint, man müsse jetzt viel dringender darüber sprechen, wie schwer es die armen Jungs doch haben. Oder wenn es darum geht, über spezifische Probleme bestimmter Minderheiten zu sprechen, sind Geschlecht/Hautfarbe/Sexualität plötzlich so egal und wir sind doch alle gleich, was am Ende nur bedeutet, dass gar nicht mehr darüber gesprochen wird, dass wir gerade eben noch nicht alle gleich behandelt werden.

Die Buchbranche versucht eben immer noch, bestimmte Genres für bestimmte Zielgruppen zu vermarkten, und manche dieser Zielgruppen sind eben auch geschlechtsspezifisch. Dass es das Genre "Liebesromane für Frauen" prinzipiell gibt ist ja noch nicht das Problem, sondern eher, welche Erwartungen Verlage an Bücher dieses Genres haben, die dann wiederum Vorurteile in den Köpfen der Leserinnen verankern (dass Bücher einen großen Einfluss auf unsere Überzeugungen haben ist übrigens wissenschaftlich nachgewiesen, für Details schreibt mir gerne an, das ist auch für Autoren sehr interessant). Oder dass von Autorinnen erwartet wird, dass sie in diesem Genre schreiben und nicht den "normalen" Genres (sprich dem, was Männer auch lesen). Oder dass von Frauen erwartet wird, dass sie auch eher Frauenromane lesen und nicht "normale" Romane (also Männerbücher). Das ist am Ende eben wieder Sexismus, und zwar der ganze Kreislauf: Vorurteile werden durch Erwartungen an das Genre verstärkt, diese Vorurteile führen am Ende wieder dazu, dass das Problem überhaupt entsteht.

FeeamPC

Als Autoren könnten wir dem Ganzen nur dann die Spitze nehmen, wenn konsequent kein einziger Vorname ausgeschrieben und damit die sexuelle Zuordnung unmöglich würde.
Dann wären auch die Verlage gezwungen, die Cover ausschließlich nach Handlung und Inhalt und nicht nach Autoren-Geschlecht zu wählen.

Linda

Zitat von: FeeamPC am 09. März 2018, 01:14:37
Als Autoren könnten wir dem Ganzen nur dann die Spitze nehmen, wenn konsequent kein einziger Vorname ausgeschrieben und damit die sexuelle Zuordnung unmöglich würde.
Dann wären auch die Verlage gezwungen, die Cover ausschließlich nach Handlung und Inhalt und nicht nach Autoren-Geschlecht zu wählen.

gute Idee, aber da der Autor als Marke leider immer weiter instrumentalisiert wird als Werbeträger - natürlich mit professionell erstellten Fotos und Event-Lesungen, wird ein anonymes Auftreten zunehmend schwieriger.
Man könnte eine Anthologie herausbringen, in der die Autoren nur komplett (nicht aber bei den Geschichten) genannt werden. Das würde auch vorurteilsbehaftete Rezis verhindern wie: "dass von Frau xx wieder etwas Sensationelles kommt, war ja klar".  Gibt aber evtl ein Urheberrechtsproblem, wenn nur der Verleger Bescheid weiß.

Zit

Urheberrechts"probleme" gibts theoretisch bei jedem Pseudonym, und trotzdem veröffentlichen die wenigsten unter ihrem Klarnamen. Und wenn die Autoren am Ende der Antho mit vollem Namen genannt werden, wo ist da dann das Problem?
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Unbekannt

Maja

#40
Ich denke auch nicht, dass sich das Problem, dass Frauen nicht ernstgenommen werden - das geht ja nicht nur im Literaturbetrieb so, sondern auch in anderen Bereichen der Kunst oder insbesondere in der Wissenschaft - damit lösen lässt, dass man so tut, als gäbe es keine. Rowling musste unter abgekürztem Vornamen publizieren, damit die Leser stillschweigend davon ausgehen, dass es sich beim Autor um einen Mann handelt, und natürlich ist jetzt lang bekannt, dass sie eine Frau ist - aber wenn nur unter Monogramm veröffentlicht wird, führt das nicht zu einer höheren Wahrnehmung schreibender Frauen, sondern einer noch geringeren. (Und "Fifty Shades of Grey" werden auch nicht dadurch gerettet, dass die Autorin nur unter Initial publiziert)

Die Literaturgeschichte ist voll von Frauen, die unter Männernamen publizieren mussten oder zumindest gehofft haben, auf diese Weise den Durchbruch zu schaffen - die Gebrüder Bell, hinter denen sich die Schwestern Bronte verbergen, zum Beispiel. Andere haben sich durch Verwendung von Initialen androgynisiert. Ich denke, das sollte jedem selbst überlassen sein - wer gerne geschlechtsneutral auftreten möchte, soll das dürfen, wer gerne ein Pseudnonym, das dem anderen Geschlecht entspricht, soll das ebenso dürfen, aber wenn eine Autorin unter ihrem eigenen Namen veröffentlichen möchte, oder einem weiblichen Pseudonym, soll das nicht einem Todesturteil für die Wahrnehmung ihrer Literatur darstellen.

Für mich ist mein Name ein wesentlicher Teil meienr Identität. Mir ist mein Geschlecht zugegeben wumpe, zumindest die meiste Zeit über, ich identifiziere mich weniger als Frau oder Mann als mehr als Grauzone, aber mein Name ist ein wesentlicher Teil von mir, und ich möchte, dass er auf meinen Büchern stehen darf, mit Vor- und Nachname, ohne dass Leute daraus Rückschlüsse ziehen über meinen literarischen Nährwert oder den Anteil an Romantik in meinen Büchern. Ich möchte nochmal betonen, dass ich hier wirklich kein Liebesromanbashing betreiben möchte oder irgendhjemanden dafür verurteilen, dass er/sie dieses Genre liebt. Es ist einfach nur nicht meins, und ich möchte nicht zwangsromantisiert werden.

Aber was die Namen angeht, bzw. die Peudonyme, ist meine Beobachtung, dass Frauen deutlich eher dazu gedrängt werden, unter Pseudonym zu veröffentlichen. Nicht unter Männernamen, aber ich habe inzwischen von so vielen Autorinnen gehört, denen die Verlage gesagt haben "Dein Buch ist hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben, das heißt, dein Namen zieht nicht, und wenn wir nochmal etwas mit dir machen, dann nur unter anderem Namen". Das betrifft nicht nur mindestens drei, vier Tintenzirklerinnen, sondern auch eine Autorin, die ich privat kenne, Phantastikpreisträgerin, aber sie bekommt gesagt, dass ihr Name nichts wert ist. Im Gegenzug habe ich noch von keinem Mann gehört, dem gegenüber so eine Aussage getroffen worden wäre.

Und generell kenne ich im deutschsprachigen Fantasybereich nur wenige Männer, die unter Pseudonym veröffentlichen, im Unterschied zu vielen Frauen. Hängt es damit zusammen, dass der Name einer Frau als weniger wertvoll betrachtet wird? Fünfunddreißig Jahre, nachdem der Name der Frau bei der Ehe zum Familiennamen bestimmt werden kann, tun das immer noch nur die wenigsten Paare, und Männer, die den Namen ihrer Frau annehmen, müssen sich dumme Kommentare annehmen - genau wie Frauen, die ihren lieber behalten wollen: Da ist einfach eine Selbstverständlichkeit in der Wahrnehmung, dass eine Frau ihren Namen zu ändern hat, dass sie weniger Recht auf einen Namen als teil der Identität hat als Männer, und dann ist naütrlich ein Pseudonym auch schnell nahegelegt.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Denamio

Es ist ein interessantes Phänomen. Ich bin kein Freund von einfachen Antworten. Wenn auf die Frage "Warum kaufen Männer weniger Bücher von Frauen?" die Antwort "Weil sie sexistische Schweine sind" ist, dann ist mir das zu einfach. Quellen für das Ungleichgewicht im Kaufverhalten gibt es viel, aber Studien zum tatsächlichen Grund dafür eher wenig.

Schlussendlich kann ich nur mein eigenes Verhalten prüfen und hinterfragen. Beim Kauf von Büchern sind Namen für mich unerheblich (Ausnahme ich suche mehr von einer Person). Wichtiger sind Covergestaltung, Titel und Klappentext. Die Auswahl erfolgt demnach nicht auf geschlechtlicher Basis. Das Resultat hingegen endet sexistisch, wie ein Blick in die Liste zeigt.
Die Bücher und Texte die ich im letzten Jahr, fernab von Wissenschaft und Betalesen, gelesen habe: Es war keine einzige Frau dabei. Dabei ist mein Geschmack recht divers, da waren Bücher chinesischer Schreiber drin, aus dem japanischen übersetzte Texte, Bücher aus Rumänien, Brasilien, eine Privatübersetzung eines polnischen Fantasytextes, deutsche Bücher, amerikanische Buchreihen - aber keine einzige Frau. Es geht weiter, in einem Humble Book Bundle aus dem äh, vorletztem Jahr vielleicht, waren männliche und weibliche Autoren drin. Ausgewählt nach Cover und Text habe ich einen Teil gelesen und der Rest blieb ungeöffnet. Die der Frauen.

Warum, weshalb, wieso? Was zum Teufel passiert hier? Natürlich kann ich nicht ausschließen, dass ich unbewusst den weiblichen Namen lese und das Buch deswegen weg lege. Das halte ich mit Verweis auf meinen Konsum wissenschaftlicher Literatur für unwahrscheinlich (sehr weiblich dominiert). 100% ausschließen lässt es sich natürlich nicht, unbewusste Befangenheit und so.
Was ich im Selbstversuch gemacht habe: Eine Onlinebuchhandlung aufgesucht, mich zur Fantasy geklickt, Adblocker dazu missbraucht sämtliche Bilder zu sperren - sprich die Cover auszublenden - und dann rein nach Titel zu gehen. Die Auswahl war stattlich. Dann habe ich die Beschreibungen gelesen, viele Werke fielen hierbei raus. Schlussendlich wurde der Adblocker abgeschaltet und die Bilder eingeblendet. Ein großer Teil der verbliebenen Bücher hatte Cover, bei denen ich sofort "weg hier" geklickt hätte mit dem Vorurteil: Schnulzenbomber mit diskriminierenden Rollenbildern und unrealistischen, toxischen Ideen über Beziehungen.

Ich überlege gerade, dass mal als kleine Studie aufzubauen. Mit dem Ausblenden der Cover. Hm, ich geh das mal im Kopf durch und melde mich vielleicht zurück.

Maja

#42
Ich denke, es hängt wirklich sehr mit der Aufmachung zusammen, welche die Verlage den Büchern verpassen, und der Tendenz dazu, Bücher von Frauen so stark optisch auf ein weibliches Publikum zuzuschneiden, dass sich Männer einfach nicht angesprochen fühlen. Leigh Bardugo hatte ich ja schon als Beispiel genannt - hier sind die Cover des ersten Grisha-Romans (die Ausgabe, die ich von dem englischen Buch habe, ist noch anders, da ist die Grundfarbe Grau, Typographie und der Rest aber wie hier). Beides ist das gleiche Buch - einmal die amerikanische Ausgabe, einmal die deutsche. Und die Frage an unsere anwesenden Männer: Welches davon würdet ihr eines zweiten Blickes würdigen?

Das ist keine Frage von abgekürzten Vornamen. Es ist eine Frage, was für ein Marketing der Verlag auf das fertige Buch draufklatscht.

[Dateianhang durch Administrator gelöscht]
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Aljana

#43
Zitat von: Maja am 09. März 2018, 16:38:32


Aber was die Namen angeht, bzw. die Peudonyme, ist meine Beobachtung, dass Frauen deutlich eher dazu gedrängt werden, unter Pseudonym zu veröffentlichen. Nicht unter Männernamen, aber ich habe inzwischen von so vielen Autorinnen gehört, denen die Verlage gesagt haben "Dein Buch ist hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben, das heißt, dein Namen zieht nicht, und wenn wir nochmal etwas mit dir machen, dann nur unter anderem Namen". Das betrifft nicht nur mindestens drei, vier Tintenzirklerinnen, sondern auch eine Autorin, die ich privat kenne, Phantastikpreisträgerin, aber sie bekommt gesagt, dass ihr Name nichts wert ist. Im Gegenzug habe ich noch von keinem Mann gehört, dem gegenüber so eine Aussage getroffen worden wäre.


Das ist der Grund, warum ich nicht unter Pseudonym schreiben will. Wer mich schätzt, der soll mich schätzen. Meinen Namen. Meinen echten. Der zu mir gehört. Punkt, keine Kompromisse.
Ich hab ja gleich zwei Branchen, in denen ich vergleichend mitkriege, dass es wirklich so ist. Frauen machen sich oft klein. Bzw. Frauen sind Kritikfähig und überdenken, was sie tun. Ich habe selten eine Kollegin gesehen, die RUMS in ein Behandlungszimmer prescht und wie der Generalfeldmarschal sagt: Dies das und jenes und nur so, sonst gibt das hier nix. Genauso Reflektieren Kolleginnen im tierärztlichen Bereich mehr und nehmen ehr mal Kritik an und denken nach.
Im Autorenleben zeigt sich das eben genau in dem hier beschriebenen Fakt, dass Frauen öfter Pseudonyme verwenden. Ich denke, wir müssen einfach mal zu dem stehen, was wir tun, wer wir sind und uns nicht immer dem Markt und den Wünschen von irgendwem unterordnen. Zuerst müssen wir selbst uns unseren Wert zugestehen. Und ja, manchmal beginnt das bei einem Namen.

EDIT: Ich habe mal wieder seit 167 Stunden rum um die Uhr Dienst. Da kommen mir so Wortverdreher mal unter. Dass Pseudonyme keine Synonyme sind ist mir bewusst, aber ein müder Kopf denkt schlecht.

Denamio

Zitat von: Maja am 09. März 2018, 20:45:35
Welches davon würdet ihr eines zweiten Blickes würdigen?

Ohne Frage, beim ersten Bild würde ich mir den Klappentext ansehen. Das zweite - golden gefärbte - keine Chance. Die französische Variante mit der Zauberin weckt auch mein Interesse. Das deutsche hingegen, ja nein. Schreckt eher ab.

Zitat von: Aljana am 09. März 2018, 21:18:55
Ich hab ja gleich zwei Branchen, in denen ich vergleichend mitkriege, dass es wirklich so ist.

Da kracht und knarzt es aber ordentlich vor steinzeitlichen Vorurteilen in deinem Beitrag. ::)