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Unsere Wahrnehmung und unsere Texte

Begonnen von Elona, 07. März 2018, 07:11:31

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Faye

Wenn ich meine Texte mal so überfliege, fällt mir auch auf, dass ich oft Geräusche beschreibe. Meine Protagonisten, werden von Vogelgezwitscher geweckt und ich kündige ankommende Feinde gerne damit, an dass irgendwas raschelt oder meine Protagonisten die Schritte hören. Vom Lerntyp bin ich eine Mischung zwischen visuell und auditiv, also passt das doch ganz gut.
Wie KaPunkt schon sagt, ist das eigentlich eine gute Idee für Schreibübungen. Außerdem denke ich auch, dass man immer ein bisschen darauf achten sollte, dass man alle Sinne einbezieht. Mir ist in meinen Texten nämlich leider auch aufgefallen, dass ich kaum Gerüche beschreibe oder den Tastsinn einbeziehe, einfach weil sie für mich keine große Rolle spielen. Aber wenn man alle Sinne anspricht, fühlt sich der Leser einfach mehr angesprochen, ganz egal welcher Typ er ist und er kann sich die Szene leichter vorstellen.

Ahneun

Ich finde diesen Thread Klasse!  :jau:

Ich habe auch schon mehrfach festgestellt dass ich in einem positiven Gemütszustand besser und effizienter schreibe, als in einem negativen, angespannten Zustand. Wobei ich in diesem Zustand eher wenig bis letztendlich gar nichts zu Stande bringe.

Ob mir aber beim Schreiben Gerüche in die Quere kommen, hab ich so noch nicht bemerkt. Gut, wenn draußen der Gülletraktor seine Arbeit verrichtet, dass ist schon abartig. Das lenkt mich auch ab.

Viel mehr macht sich bei mir leise Musik bemerkbar. Sie muss nicht groß auftragen. Mich machen eher die getragenen Töne an. Auch unter "Silence" bekannt, oder etwas in dieser Richtung. Also wäre ich ein "Auditiver Typ"

Was mich aber noch mehr interessiert ist, ob der gerade aktuelle Gemütszustand sich auch auf den Text auswirkt. Ich denke schon. Und im Anschluss an das Schreiben, wenn ich der Meinung bin, mein Werk sei vollbracht, kommt die Korrektur und fast alles klingt beim Lesen nicht mehr so toll.

Wie wirkt sich das auf den Leser aus?
Hier hab ich meine Schwierigkeiten. Ich denke beim Schreiben sehr oft an den Leser. Ich weiß nicht wie ich das abstellen kann. Es ist in mir drin. Durch diese Gedanken ist bei mir schon sehr viel dem Löschzwang zum Opfer gefallen.

- Ein Diamant
ist

Mönchen

Man liest ja oft, dass man alle Sinne ansprechen soll.
Welcher Typ ich da bin, darüber habe ich jedoch noch nie nachgedacht.
Interessante Frage!
Schätze mal der visuelle Typ.

Bei bestimmten Gerüchen kommen bei mir auch entweder bestimmte Erinnerungen hoch, oder Gefühle.
Klappt aber auch mit Geschmack. Zimtsterne schmecken nach Weihnachten, mit Weihnachten assoziiere ich Familie, dann fühl ich mich heimelig.

Ich habe leider eine feine Nase (leider, weil ich Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel bin  :vibes:) aber Gerüche beschreiben, finde ich schwierig bzw stolpere oft in Büchern darüber.
Da wurde z.B. ein einem beschrieben, dass der Angebetete nach Gras riecht. Da fragte ich mich als erstes, ob das Gras der Wiese gemeint ist  :rofl:
Ich mag den Geruch von frisch gemähtem Gras, aber dass einer so riecht ist mir noch nie untergekommen.
Wenn einer nicht gut riecht, dann kann ich das sehr gut beschreiben, bzw kann es förmlich riechen, wenn es in einem Buch beschrieben ist.
Wenn jemand in meiner Umgebung gut riecht, dann ist es meist Parfüm. Ich will ja aber auch keine Werbung für Parfüm machen in meiner Geschichte ;)
Schwierig!

Ebenso schwierig ist für mich Musik. Ich höre sie gerne beim schreiben, aber beschreiben?
Ich will ja keine Songtexte kopieren, aber auch nicht "la lalla" schreiben, wenn einer meiner Protas einen Ohrwurm hat.

Ja, ich bin definitv mehr der visuelle Typ, dass geht von allein  :vibes: fühlen aber auch.
Werde aber zukünftig mehr drauf achten.
Danke für den Beitrag Elona!


Zitat von: A9 am 07. März 2018, 19:27:55

Was mich aber noch mehr interessiert ist, ob der gerade aktuelle Gemütszustand sich auch auf den Text auswirkt. Ich denke schon. Und im Anschluss an das Schreiben, wenn ich der Meinung bin, mein Werk sei vollbracht, kommt die Korrektur und fast alles klingt beim Lesen nicht mehr so toll.

Wie wirkt sich das auf den Leser aus?
Hier hab ich meine Schwierigkeiten. Ich denke beim Schreiben sehr oft an den Leser. Ich weiß nicht wie ich das abstellen kann. Es ist in mir drin. Durch diese Gedanken ist bei mir schon sehr viel dem Löschzwang zum Opfer gefallen.


Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sich der Gemütszustand auf den Text auswirkt.
Man liest ja oft, dass man sich vor bestimmten Szenen in die richtige Stimmung bringen soll.
Du kannst es natürlich auch anderes herum machen, sofern du schon bestimmte Szenen im Kopf hat, die du schreiben möchtest.
Wenn Du wütend bist, dann schreib die Szene, in der dein Prota wütend ist.
Wenn Du traurig bist, schreibe die Szene, von der du weißt, dass dein Prota da traurig sein wird etc.
Ich hoffe, du weißt, was ich meine ;-)

Zauberfrau

Oh, das ist ein sehr schöner Thread  :vibes:

In meinen Texten versuche ich auch immer, alle Sinne anzusprechen.

Mir ist zum Beispiel wichtig, wie die Stimme eines Charakters klingt. Ich finde, gerade am Klang der Stimme kann man viele Eigenschaften ableiten. Ob sie schnarrt und hart klingt oder ob sie sich anhört, als wäre sie aus weichem Karamell. Zum Thema Ohren-Gefühle muss ich sagen, dass ich hörbehindert bin. Ich habe nur noch 50 % Hörleistung und höre auch mit Hörgeräten nicht immer alles (mit ihnen liege ich etwa bei 80 - 90 %). Vielleicht ist es mir deshalb auch wichtig, was man hört, weil ich weiß, wie es ist, wenn man nichts oder nur wenig hört.
Und ich brauche Musik, um in Gedanken zu plotten. Beim Schreiben stört es mich. Aber beim Tagtraum brauche ich die entsprechende Stimmung. Dabei ordne ich Kapitel immer irgendwelchen Liedern zu. Das geht soweit, dass ich dann nur noch an dieses Kapitel denken kann, wenn ich das entsprechende Lied höre. Das macht aber nichts, ich mag das. Träumen auf Knopfdruck.

Zudem bin ich auch Synästhetin. Ganz witzig: Ich sehe Zahlen und die Kalendertage in Farben. Farben, die ich nicht erklären kann. Januar ist grau - irgendwie klar. Februar ist vielleicht so ein Schmuddelgrün (das schwimmt immer so hin und her). April ist feuerrot und Mai dagegen himmelblau. September ist ein dunkles Lila, Oktober braun, der November knallorange (vielleicht wegen Halloween?) und der Dezember schwarz. Zu Studienzeiten habe ich mir mal einen Kalender aus meiner Sicht gemalt, da habe ich aber nicht die Monate, sondern die Tage angemalt. Es war ein sehr buntes Plakat und mein Freund (heute Mann) hat nur den Kopf geschüttelt. Aber ich konnte mir damit sehr gut meine Zeit für die Prüfungen einteilen  :)

Ach ja, da sind da noch die Gerüche! Ich liebe Gewürze, besonders Kardamom und Ingwer. Aber auch Zimt und dieser ganze Weihnachtskram. Die Düfte der Zitrusfrüchte finde ich auch immer sehr ansprechend. Ja, die Gerüche müssen natürlich auch ins Buch  :wolke:

Liebe Grüße,
Zauberfrau




Jen

Zitat von: KaPunkt am 07. März 2018, 18:50:46
Ganz allgemein gesprochen halte ich es für einen grundlegenden Teil unseres Handwerks, alle Sinne anzusprechen. Wir haben alle bevorzugte Sinne, die wir bewusster wahrnehmen, was allein schon als Grund ausreichen sollte, keinen der Sinne zu vernachlässigen. Schließlich schreiben wir nicht nur für Augen- oder nur für Ohren-Menschen. Gleichzeitig macht es einen Text aber auch viel dichter und lebendiger, wenn er eben nicht nur wie ein Film vor mir abläuft. Das mit den Gerüchen würde ja schon erwähnt. Gerüche sind wahnsinnig gut, Erinnerungen zu transportieren. Ich finde auch den Tast-Sinn unglaublich wichtig, weil er genauso unmittelbar ist und wir ihn nicht bewusst abschalten können.

Das finde ich sehr wichtig und richtig! Aber natürlich sollten wir es nicht übertreiben. Und gerade bei Berührungen kann ich mir gut eine Szene vorstellen, in der z.B. mein Protagonist plötzlich berührt wird und zusammenzuckt, was evtl. eindringlicher (für den Leser) ist, wenn das nicht alle drei Seiten passiert. (Gibt ja durchaus Romane, in denen das oft passiert. ;) )
Denke auch, dass es die gute Mischung macht, aber eben auch ein Fokus auf die Dinge, die wir vermitteln wollen. Wenn ein Geruch tatsächlich eine Erinnerung hervorruft, zu Sehnsucht führt, abstößt o.Ä.: Immer her damit. Wenn er einen Ort gut beschreibt: Auch super! Aber manchmal können zu viele Beschreibungen auch vom Wesentlichen ablenken. Wie gesagt, die Mischung macht's ...
Guilty feet have got no rhythm.

Ixys

Versucht ihr auch manchmal, bestimmten Charakteren bestimmte Sinne zuzuordnen? Dass zum Beispiel ein Charakter, der Musiker ist, oft Wörter benutzt, die zum auditiven Typ gehören? Ich muss da gerade an Robert Frobisher aus David Mitchells Cloud Atlas denken, ich kann mich noch daran erinnern, dass mir das beim lesen sehr gut gefallen hat, wie sehr die Wahrnehmung bei diesem Charakter von auditiven Reizen gesteuert war.
Ich versuche natürlich auch, die Denkmuster meiner Charaktere in deren Stimme wiederzugeben (einer meiner Charaktere ist zum Beispiel Pokerspieler und benutzt sehr häufig Metaphern, die aus dem Wortfeld Glücksspiel stammen), aber wenn ich so darüber nachdenke, habe ich noch nie versucht, bewusst bestimmte Wahrnehmungstypen in die Erzählstimme einfließen zu lassen.

@A9 und Mönchen: ich glaube auch, dass sich der Gemütszustand aufs schreiben auswirkt. Bei mir gibt es da aber meist keinen direkten Zusammenhang (also dass ich zum Beispiel leichter Szenen schreiben kann, in denen jemand wütend ist, wenn ich selbst wütend bin). Vielmehr habe ich das Gefühl, je entspannter ich bin, desto besser schreibe ich auch (und desto leichter fällt es mir zu schreiben.

HauntingWitch

Betreffend alle Sinne ansprechen: Ich muss zugeben, dass ich da teilweise Mühe habe, vor allem bei Gerüchen. Ich unterschlage Gerüche in meinen Romanen meistens, einfach weil ich null Vorstellung davon habe, wir irgendetwas riecht. Ich wüsste auch gar nicht, wie ich das beschreiben könnte.  :versteck:

Zitat von: Ixys am 07. März 2018, 23:55:47
Versucht ihr auch manchmal, bestimmten Charakteren bestimmte Sinne zuzuordnen? Dass zum Beispiel ein Charakter, der Musiker ist, oft Wörter benutzt, die zum auditiven Typ gehören? Ich muss da gerade an Robert Frobisher aus David Mitchells Cloud Atlas denken, ich kann mich noch daran erinnern, dass mir das beim lesen sehr gut gefallen hat, wie sehr die Wahrnehmung bei diesem Charakter von auditiven Reizen gesteuert war.

Das versuche ich zu vermeiden. Ich denke, so etwas muss man sehr gut beherrschen, damit der Charakter nicht plötzlich einseitig oder plakativ wirkt (und Mitchell beherrscht es wie kaum ein anderer). Für mich wäre so etwas höchstens als Experiment interessant, denn ich halte mich nicht für gut genug, das richtig zu machen.

Elona

Ach, das freut mich, dass der ein oder andere doch was mit dem Thread anfangen kann.  :vibes:

Ich gehe jetzt nicht auf jeden Beitrag ein, auch wenn ich sie alle gelesen habe, sondern picke mir hier und da was raus. Also nicht böse sein und bitte erst recht nicht übergangen fühlen. Es war schön zu lesen, dass ich damit nicht alleine bin und die Beispiele waren auch klasse!

Zitat von: WitchIm Prinzip kann man am Text von jemandem ablesen, was für ein Wahrnehmungstyp er ist.
Jetzt nicht mehr! Muhahaha  :darth: Aber Spaß beiseite. Jetzt wo ich es weiß, stört es mich einfach selbst.   

Es ist nicht so, dass ich nichts anderes einfließen lasse. Gerade eben auch vor dem Hintergrund das man alle Sinne benutzen sollte und wie @KaPunkt bemerkte, das den Text auch dichter macht. Aber wie andere schon sagten, ist es bei mir auch das Verhältnis. Das betrifft z.B. auch die Beispiele die @Jen nannte mit Gestik und Mimik. Die benutze ich auch super gerne. Da sind wir (ich) wieder bei visuell. 

Bezogen auf Gerüche reagiere ich total empfindlich, trotzdem kann ich sie nicht so in Worte fassen, wie eben das Verhalten von jemanden oder dessen Emotion. Eben so wie du @Witch geschrieben hast, hat das dann auch was mit weitergehenden "Typen" zu tun. Umso mehr Empathie man besitzt, desto Wahrscheinlicher ist es, dass es einem leicht fällt, die Gefühle von den Charakteren wiederzugeben (Unterstellung, macht für mich aber Sinn, auch wenn es hier Ausnahmen geben mag).

Grundsätzlich habe ich bei meinen Charakteren bisher eben keine gravierenden Eigenschaften oder Begleiter festgestellt, in denen ich mich als Person wiederspiegelte. Von daher war ich wirklich erstaunt, als ich über diese simple Tatsache gestolpert bin.  :hmhm?:

Zitat von: JenDenke auch, dass es die gute Mischung macht, aber eben auch ein Fokus auf die Dinge, die wir vermitteln wollen. Wenn ein Geruch tatsächlich eine Erinnerung hervorruft, zu Sehnsucht führt, abstößt o.Ä.: Immer her damit. Wenn er einen Ort gut beschreibt: Auch super! Aber manchmal können zu viele Beschreibungen auch vom Wesentlichen ablenken. Wie gesagt, die Mischung macht's ...
Das ist wirklich schön zusammengefasst.

Sanjani

Hallo zusammen,

ich gehöre ja zu denjenigen, die auf den Sehsinn verzichten müssen - ich glaube, ich bin immer noch die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :) Ich muss mir visuelle Dinge einfach mit dem Lesen anderer Bücher aneignen, weil ich auch keine Vorstellung davon habe, wie bestimmte Dinge aussehen. Ich denke, dass so etwas mit Gerüchen auch geht, aber da gibt es nicht so viele Beispiele. Ich muss aber sagen, ich würde mich nie an irgendwelche komplexen visuellen Sachen wagen, z. B. die detaillierte Beschreibung einer Kirche oder so. Vor allem mit Farben halte ich mich sehr zurück. Ich glaube, wenn man das nicht selber gesehen hat, hat man kaum Chancen, so etwas authentisch zu beschreiben. Aber auch sonst bin ich mit visuellen Details eher sparsam.

Ich bin aber generell eher sparsam. Ich bin eher ein Mensch, der sich auf das Innenleben fokussiert. Also ich erwähne z. B. ein Geräusch und beschreibe dann lieber, was das Geräusch mit dem Charakter macht oder wie es ihn beeinflusst. Bei mir gibt es keine ausführlichen Beschreibungen von Sinneseindrücken, weder von visuellen noch von sonstirgendwelchen anderen. Ich selber finde das manchmal doof, aber meine Betaleser haben sich bisher echt noch nie beschwert. Ich denke, bei mir wäre es auch ungut, die Welt so zu beschreiben, wie ich sie wahrnehme, weil das wohl schon etwas vom "Durchschnitt" abweicht.

Ich gebe Charakteren auch keine Erzählstimme. Nicht weil ich denken würde, dass ich darin schlecht wäre, sondern weil mir so etwas auch in Real nicht wirklich auffällt. Manche Leute haben eine bestimmte Art von Sprechstil und benutzen vielleicht bestimmte Wörter besonders gern, aber dass jemand besonders visuelle Metaphern nutzen würde, also mehr als andere oder etwas in dieser Art ist mir echt noch nie bei Menschen aufgefallen. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern.

Gerüche triggern sehr gut Erinnerungen oder ganz bestimmte Emotionen. Aber gerade deshalb finde ich es besser, sie auch eher sparsam einzusetzen. Es ist ja nicht so, dass man in der Gegend rumrennt und von einer emotionalen Situation in die andere fällt, weil man immer wieder neue Gerüche aufnimmt, die einen an irgendwas erinnern. Zumindest bei den meisten Leuten ist das wohl eher nicht so. Sondern es sind doch eher einzelne Gerüche, wo man denkt, oh das riecht so toll, das erinnert mich an die Situation XYZ. Wenn ich durch die Stadt laufe, dann orientiere ich mich auch gern an Gerüchen. Aber das zählt zu dem, was ich weiter oben schrieb, dass ich meine Welt anders wahrnehme und sich das nicht unbedingt für nicht behinderte Protagonisten eignet. Die würden wahrscheinlich nicht denken: Ah, hier richt es nach Döner, jetzt kommt sicher gleich die Straßenkreuzung XYZ. Denn derjenige sieht das ja, dass die Kreuzung da kommt, und darauf verwendet er vermutlich auch keinen großen Gedanken, wenn es nicht besonders relevant ist.

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Frau S.

Zitat von: Sanjani am 08. März 2018, 21:56:39
Gerüche triggern sehr gut Erinnerungen oder ganz bestimmte Emotionen. Aber gerade deshalb finde ich es besser, sie auch eher sparsam einzusetzen. Es ist ja nicht so, dass man in der Gegend rumrennt und von einer emotionalen Situation in die andere fällt, weil man immer wieder neue Gerüche aufnimmt, die einen an irgendwas erinnern. Zumindest bei den meisten Leuten ist das wohl eher nicht so. Sondern es sind doch eher einzelne Gerüche, wo man denkt, oh das riecht so toll, das erinnert mich an die Situation XYZ.
Kann ich so nur unterschreiben. Meistens fallen mir keine bestimmten Gerüche auf. Es muss schon ein starker, ungewöhnlicher Geruch sein, der mir in die Nase driftet, aber dann kann auch etwas in mir ausgelöst werden.
Wahrscheinlich nehmen wir die meisten Gerüche, die uns umgeben, einfach nur unbewusst wahr.

Aidan

@Sanjani: Ich würde unglaublich gerne mal einen Text mit deiner Wahrnehmung der Umgebung lesen. Gerade weil sie anders ist. Ich bin ein Bildermensch, wobei ich alle Sinne liebe und sie für mich als ebenfalls Synästhetiker miteinander verknüpft sind. Ich kann mir so schwer vorstellen, mich ohne visuelle Wahrnehmung zu orientieren.

Ob und wie sich das bei meinen Texten auswirkt kann ich nicht sagen. Habe zulange nichts mehr geschrieben. Aber man kann unglaublich viel mit einem leisen Geräusch oder ähnlichem transportieren und darüber den Text verdichten. Ich liebe das beim lesen, wenn es wohldosiert ist wie die Gewürze bei einem guten Essen.
"Wenn du fliegen willst reicht es nicht, die Flügel auszubreiten. Du musst auch die Ketten lösen, die dich am Boden halten!"

,,NEVER loose your song! Play it. Sing it. But never stop it, because someone else is listening."

Ixys

Zitat von: Frau S. am 09. März 2018, 09:49:29
Kann ich so nur unterschreiben. Meistens fallen mir keine bestimmten Gerüche auf. Es muss schon ein starker, ungewöhnlicher Geruch sein, der mir in die Nase driftet, aber dann kann auch etwas in mir ausgelöst werden.
Wahrscheinlich nehmen wir die meisten Gerüche, die uns umgeben, einfach nur unbewusst wahr.
@Sanjani und Frau S.: ich bin super sensibel für Gerüche, wenn es darum geht wie Personen riechen. Sei es Parfüm, Shampoo, Aftershave, ein bestimmtes Waschmittel, oder die Lederjacke, die jemand ständig trägt, die meisten Menschen, die ich näher kenne, würde ich am Geruch wiedererkennen. Sowas baue ich manchmal auch ganz gerne in meine Texte ein.
Wenn es aber um Gerüche in der Umgebung geht blende ich die wohl ganz häufig aus, beziehungsweise nehme zum Beispiel Essensgerüche nur dann bewusst wahr, wenn ich gerade hungrig bin.

Churke

M.E. lassen sich Sinneseindrücke nicht originär beschreiben. Man kann nur Sinneserfahrungen des Lesers abrufen.
Bei visuellen Beschreibungen lässt sich abstrahieren. Wie groß/breit, welche Farbe etc. Man kann Musik so beschreiben, dass sie ein guter Musiker nachspielen kann. Die restlichen 99 % der Leser verstehen nur Bahnhof. Also arbeitet man mit hohem Abstraktionsgrad. Menuett, Walzer, Boogie, Disco. Aber ein Leser, der nie ein Menuett gehört hat, kann mit der Information nichts anfangen.

Ganz schwierig sind Gerüche. Wie erkläre ich dem Urwaldindianer den Neuwagengeruch?

Sanjani

@Churke:
Zitat von: Churke am 09. März 2018, 15:19:56
Man kann Musik so beschreiben, dass sie ein guter Musiker nachspielen kann. Die restlichen 99 % der Leser verstehen nur Bahnhof. Also arbeitet man mit hohem Abstraktionsgrad. Menuett, Walzer, Boogie, Disco. Aber ein Leser, der nie ein Menuett gehört hat, kann mit der Information nichts anfangen.

Vielleicht habe ich dich jetzt missverstanden, aber dem stimme ich nicht zu. Gerade Musik kann man ganz wunderbar beschreiben. Habe ich selbst schon gemacht. Musik so zu beschreiben, dass ein Musiker sie spielen kann, das halte ich für ein Gerücht. Man kann sie in ihrer Art und Intensität beschreiben, aber was dann am Ende jeder im Kopf hat, wenn er die Beschreibung liest, ist völlig unklar - und das ist m. E. ja auch das Schöne daran. Wörter wie Menuett oder Rondo würde ich bei der Beschreibung von Musik, glaube ich, gar nicht verwenden, eben weil die meisten Leute nicht genau wissen, was das ist. Und ich finde auch ehrlich gesagt, dass die Art des Musikstücks überhaupt nichts über das Stück aussagt. Ein Rondo kann genauso interessant oder langweilig sein wie eine Improvisation. Musik nimmt man m. E. mit vielen Sinnen wahr, mit dem Gehör in erster Linie, aber auch mit dem Körpersinn, z. B. wenn man den Trommelschlag in der Magengrube spürt. Und man stellt sich vielleicht auch Dinge vor. Oder man wird emotional etc. etc. Hach, ihr seht, ich finde es ganz toll, Musik zu beschreiben oder selbst Beschreibungen über Musik zu lesen :)

Allerdings fällt mir gerade auf, dass es im visuellen schon auch oft so ist, dass da viele Wörter stehen, mit denen ich gar nichts anfangen kann, beginnend bei den Farben und endend bei den Formen oder der Art, wie Farben ineinander fließen oder so. Ich glaube, mir gefällt daran insbesondere die Ästhetik der Worte. Also anhand der Schönheit der Beschreibung stelle ich mir vor, dass das Beschriebene ganz toll sein muss. Ich kann es gerade nicht besser erklären.
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Mönchen

Wie beschreibt ihr denn Musik?

Zitat von: Sanjani am 09. März 2018, 16:12:02

z. B. wenn man den Trommelschlag in der Magengrube spürt. Und man stellt sich vielleicht auch Dinge vor. Oder man wird emotional etc. etc. Hach, ihr seht, ich finde es ganz toll, Musik zu beschreiben oder selbst Beschreibungen über Musik zu lesen :)


Ein gutes Beispiel! Auch, dass Musik mehrere Sinne anspricht.


Und wie beschreibt ihr den guten Geruch einer Person, wie das Aftershave, dass er vllt trägt?

Das würde mich sehr interessieren, da ich es nicht kann.
Ich bin der visuelle Typ. Geräusche krieg ich auch noch hin und wie sich etwas anfühlt, kann ich auch beschreiben.
Aber Düfte (gerade der gute Geruch von anderen Menschen) und Musik empfinde ich als schwierig.